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Nr. 94. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 23 April 1929.^^!- 6. meiden, muß jeder Wechselaussteller oder Akzeptant peinlich dafür Sorge tragen, daß den Wechselbcträgen weder in Buchstaben noch in Zahlen etwas zugefügt werden kann. AnWrung -er SMeritzer Mordtat, i Die fehlenden Leichenteile gefunden. Als verdächtig, den Raubmord an dem Stratzen- händler Gustav Kirchberg aus Volkmarsdorf begangen zu haben, wurden der Dachdecker Reinhold Werner nnd seine Geliebte Klara Paschold verfolgt. Beide sind in Zuckelhausen festgenommen worden. Werner wollte dort einen Hund verkaufen und ist von einem Einwohner Zuckelhausens erkannt worden. Die beiden Festgenomme nen leugneten zunächst, mit dem Mord irgendwie in Be ziehung zu stehen. Bei der Paschold wurde ein Barbetrag von 3000 Mark gefunden. Man glaubte zunächst, daß Werner den Mord begangen habe und daß die Paschold an der Beseitigung der Teile der zerstückelten Leiche des Ermordeten sich beteiligt habe. Werner hur nun ei ülgeständnis abgelegt, nach dem nicht er den Mord bega« ^en hat, sondern di- Paschold. Diese war noch nicht zu einem Geständnis zu bewegen. Beide Festgenommenen hatten sich seit längerer Zeit in der Umgebung Leipzigs obdachlos umhcrgctrieben. Bei der Paschold wurde eine Bescheinigung vor gesunden, wonach sie einen Garten in der Kolonie eines Gartenvereins gekauft hatte. Bei Nachgrabungen, die daraufhin vorgenommen wurden, wurden die noch fehlenden Leichenteile, die ebenso wie der vor einigen Tagen gefundene Kopf in Sackleinewand ein gepackt waren, aufgefunden. Die Sektion der Leichenieile ergab, daß Kirchberg durch einen Schuß in die Brust getötet worden ist. Da auch der Kopf einen Schuß aufwies, müssen mindestens zwei Schüsse auf Kirch berg abgegeben worden sein. Die Verhaftete leugnete auch bei der Gegenüberstelleung mit der Leiche. Cm Gesetzentwurf zur Aenderung der Lohnsteuerverieilung. Dis Regierungsparteien haben in Durchfüh rung des Sparprogramms im Reichstage einen Gesetzentwurf zur Aenderung der lex Brüning eingebracht. Wenn das Aufkommen aus der Lohnsteuer in den Jahren 1929 bis 1934 den Betrag von 1300 Millionen Mark übersteigt, soll vom Ueberschuß der Betrag bis zu 75 Millionen zur Er leichterung der knappschaftlichen Pensionsversicherung und zur Erhaltung ihrer Leistungsfähigkeit verwendet werben. Der Rest soll für den Ausbau und die Erhaltung der finan- ziellen Leistungsfähigkeit der Invalidenversicherung dem Haushalt des Reichsarbeitsministeriums überwiesen werden. Abschlagszahlungen sind vorgesehen, wenn das Aufkommen aus der Lohnsteuer monatlich den Betrag von 108 n Millio. Mn Mark übersteigt, ., . Börse und Handes Amtliche sächsische Aotierungen vom 22. April. Dresden. Die Börse verlief in uneinheitlicher aber be lebter Haltung. Es machte sich wieder etwas Nachfrage geltend, die zu mehrfachen Kurserhöhungen führte. Es ge wannen Polyphon 14,50, Photoaktien 7,75, desgleichen Genutz- scheine 11, Dresdener Albumin Genutzscheine 5, Spei^erei Riesa 4,75, Schubert u. Salzer 3,50, Dr. Kurz, Bergmann und Veilstorf je 3, Waldschlößchen Brauerei, Dittersdorfer Filz-- tuch je 2 Prozent. Niedriger notierten Plauener Gardinen um 4, Schönherr um 3, Schöfferhof um 5, Riebeck um 3, Erste Kulmbacher und Verein. Strohstoff um je 2,50, Großenhainer, Mehlich und Hoffmann Glas um je 2 Prozent. Bankaktien notierten nominell. Renten still; nur achtprozentige Zwickauer Stadtanleihe notierten 1,3 Prozent niedriger. Leipzig. Die Börse verkehrte in schwacher Haltung und abwartend. Höher lagen Polyphon um 13. Reichsbank um 3. meeoen um 2 Prozent. Niedriger notiert wurden Steingut Colditz um 3, Leipziger Feuer nm 2,25, Danatbanl um 2 Pro zent. Anleihen ruhig. Chemnitz. Die Börse verkehrte in abwartender Haltung. Von Maschinenwerten zogen H. u. A. Escher und Reinegger 2,25 bzw. 2,50 Prozent an. Sondermann u. Stier, Dresdener Schnellpressen verloren bis zu 3 Prozent. Bankaktien und Textilaktien hatten nur geringe Veränderungen zu verzeichnen. Von den sonstigen Jndustriewerten verloren Radeberger. Bier 3, Mimosa 2 Prozent. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 22. 4. 19.4. 22.4. 19 4. Weizen Weiz.-Kl. 15,0—15,4 15,0—15,4 77 Kilo 223—228 223—228 Rogg-Kl. 15,0—16,0 15,4—16,0 Roggen Kaiseraus- 73 Kilo 208—213 208—213 zugmehl Bäcker- 41,0—42,5 41,0—42,5 Dommergst 230—242 240-250 Fullergste 200—220 200—220 mundmehl 35,0-86,5 35,0—35,5 Hafer, inl. 214—219 214—219 Weizen- Raps, tr. —— — nachmehl 19,5—20,5 19,5—208 Mais Inland- Lavlata 224—226 224—226 weizenm. Cinqu. 27.0—27.5 27.0—27,5 Type 70 A 32,5—33,5 32,5—33K Rotklee 1,40-1,50 1,4O-1,5l Roggen- Trocken« mehl 0 I schnitzel Zucker- 16,0—16,3 16,1-16.5 Tvve 60 A Roggen- 32,5—33,5 32,5—338 schnitzel 21,0—28,5 21,0—23,5 mehl I Kartoffel- Type 70 9S 31,0-32,0 31,0-82,0 flocken 22,0—22,2 22,0—22,8 Roggen- Futtermehl 18,0-19,0 18,0-19,6 nachmehl 20,0-21,0 20,0—21,0 Leipziger Viehmarkt. Auftrieb: 277 Rinder, darunter 119 Ochsen, 388 Bullen, 313 Kühe, 57 Färsen, 577 Kälber, 748 Schafe, 2547 Schweine. Zus. 4749 Stuck. Verlauf: Bei Rindern, Kälbern und Schweinen schlecht, bei Schafen langsam. Preise: Ochsen a) 55—58, b) 38—54, c) 53—56, d) 46—52, e 38—45; Bullen a) 53—56, b) 46—52, c) 38—45; Kühe a) 48—52, b) 40 bis 47, c) 32—39, d) 25—31; Färsen a) 55—58, b) 40—54; Kälber a) —, bi 65—72, c) 60—64, d) 50—59, e) 40—49; Schafe a) —, b) 70—72, c) 62—69, d) 55—61; Schweine a) 75, b) 75 bis 76, c) 74—76, d) 73—74, e) 70—72; Sauen 65—72. Eine neuartige Flugzeug-Konstruktion. In Los Angeles wird ein völlig neuartiges Flugzeugmodell ge prüft. Der Apparat, den wir in unserem Bilde zeigen, be steht in der Hauptsache aus einem riesigen Flügel, der in Ser Mitte einen Ausschnitt für den rotierenden Propeller hat. Ueberall werden also neuartige Flugzeug-Experimente ausge führt, um die Luftfahrt zu ver vollkommnen. Man darf wohl hoffen, daß auch bei uns die Einsicht wieder Platz greifen wird, daß Luftfahrt auch für Deutschland nottut. Chemnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 816 Rinder, darunter 80 Ochsen, 236 Bullen, 471 Kühe, 8 Färsen, 13 Fresser, 718 Kälber, 186 Schafe, 2893 Schweine. Verlauf: Bei Rindern schlecht, bei Kälbern langsam, bei Schafen mittel, bei Schweinen schlep pend. Preise: Ochsen a) —, b) 51—54, c) 47—49, d) 40—44; Bullen a) 53—55, b) 50-52, c) 43—47; Kühe a) 49—52, b) 42 bis 47, c) 32—40, d) 20—30; Kälber a) —, b) 75—78, c) 66—72, d) 55-63, e) 40-52; Schafe a) —, b) 70—72, c) 65—68, d) 60 bis 63; Schweine a) —, b) 74—76, c) 73—76, d) 72—75; Sauen 60-72. . . , Berliner Börse vom Montag. ' - - - - - Di« Dorbörse war zunächst ziemlich zurückhaltend, wurde aber im Verlaufe fester. Au den ersten Kursen ergaben sich fast überall Besserungen, die sich weiter vergrößerten. Ostdevisen: Bukarest 24,96 G 25,08 B, Warschau 47,175 G 47875 B, Kattowitz 47,175 G 47875 B, Posen 47,175 G 47875 B, Kowno 41,76 G 41,94 B. — Noten: Gr. Polen 46875 S 47875 B, Lit. 4188 G 41,72 B. (Ohne Gewähr.) Berliner Produktenbörse: Schwächer. Das Ausland meldet flaue Haltung- konkurriert deshalb mit deutschem Korn bei der Ausfuhr. Preise am Lieferungs- Markt für Brotgetreide stärker gedrückt. Am Prompt- markt trotz des kleinen Inlandsangebotes Preise noch immer voll behauptet. Käufer allgemein stark zurückhaltend. Gerste und Mais füll, Hafer bei mäßigem Angebot schwer verkäuf lich. Mehl verzeichnete kleines Konsumgeschäst. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. - Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. ') Hektolitsrgewicht 74,50 kg. do. 69 leg. ! IM 22. 4. 2S 20. 4. 29 100 kg 22. 4.29 20.4.29 Weiz. M-Hl 70 »/. mark 224.0-226.0 2250-227.0 Weizen 25.2-29.5 25.2-29.7 März — — Roggen 26 8-28.7 27.0-29.0 Mai 236.5-236.0 238.6-237.7 Weizenkleie 15.0-153 15.0-15.3 Juli 245.0-244.7 246.8-246.2 Roggenkleie 14.5-14.7 14.5-14.7 Nogg. Weizenkleie- 15.00 14.50 mrk8) 207.0-269.0 208.0-210.0 Melasse März — Raps (1000 kg) — — Mai" 219.2-219 0 220.2-220.5 Leinsaat (do.) —» —— Juli 226.7-226.0 228.00 Erbsen, Viktoria 43.0-50.0 43.0-49.0 Kl. Speiseerbsen 28.0-3'4.0 28.0-34.0 Gerste Brau 218.0-230.0 218.0-230.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 25.5-26.7 21.0-23.0 25.5-26.7 Futt-, Jndust. — 192.0-202.0 Ackerbohnen Wicken 22.0-24.0 28.0-30.0 22.0-24.0 28.0-30.0 Wint. 1S2.0-202.0 — Lupinen, blau 16.5-17.5 16.5-17.5 Hafer L02.0-208.0 . gelb 22.0-24.5 22.0-24.5 märk. 202.0-208.0 Seradella 54.0-60.0 54.0-60.0 März —— — Rapskuchen 1S.5-19.8 19.5-19.8 Mai 218.5-2152 216.5-216.0 Leinkuchen 22.4-22.8 22.6-23.0 Juli Mais 224.0-223.0 225.00 Trockenschnitzel Soya-Extrakt. 13.4-13.8 13.4-13.8 Berlin 214.0-216.0 214.0-216.0 Schrot 20.2-21.0 20.2-20.6 Plata 228.0-226 0 227.0-228.0 Kartoffelflocken 18 0-19.0 18.5-19.5 Preisnotievungen für Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotierungskommission am 22. April.) Die Preise verstehen sich in Pfennig je Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Berliner Usancen. Deutsche Eier: Trinkeier (voll frische, gestempelte) über 65 Gramm 12, 60 Gramm 11, 53 Gramm 10, 48 Gramm 9, frische Eier 60 Gramm 10,25, 53 Gramm S, 48 Gramm 880. L) Auslandseier: Dänen, 18er 1280, 17er 11,50, 1514—16er 10^0-75, Bulgaren s,75, Ungarn 9—9,25, Polen, normale 8—8,25, kleine, Mittel-, Schmutzet er 7—7,75, Witterung kalt, Tendenz ruhig. (Ohne Gewahr.) KavtoffelPreise. Die Landwirtschaftskammer für die Pro, vinz Brandenburg ermittelte die Kartofselerzeugerpreise je Zent ner waggonfrei märkischer Station wie folgt: Weiße Kartoffeln 280—2,60, rote Kartoffeln 2,70—2,90, gelbfleischige (außer Nie- renkartosseln) 3—380 M-, Fabrikiartoffeln 10—11)4 Ps. je Stärkeprozent. (Ohne Gewähr.) Metall Preise in Berlin (für 100 Kilogramm in Mark): Elektrolykupfer wirebars 171)4, Orig.-Hüttenaluminium 98—9k Prozent, in Blöcken 190, do. in Walz- oder Drabtbarren, 90 Pro zent 194, Reinickel, 98-—99 Prozent 350, Antrmon-Regulus 81 vis 87, Feinsilber sür 1 Kilogramm 76)4—78)4. (Ohne Gew^ Sonne und Mond. 23. April: Sonne A. 4.48, U. 10.10. Mond A. 18.48. U. 4.52 24. April: Sonne A. 4.46, U. 19.11. Mond A. 20.03, U. 5.04 Nächte der Angst. Ein Sylt-Roman von Anny Wvttze. Copyright by Greiner Lc Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) W. Fortsetzung. Peter Banken hatte angeordnet, daß alles sorgfältig für Jngewart geborgen wurde. An Strandholz, Proviant und vielem Gerät, das augetrieben wurde, mochten sich die Inselbewohner gütlich tun. Die Truhe aber befahl er für Jngewart Ferks zu bewahren mit dem Hinweis, daß doch wohl kein Sylter aus dem Unglück eines Sohnes der Insel Nutzen ziehen wolle. Da waren sie alle einig, Jngewart Ferks, der so lange Totgeglaubte, sollte das Seinige behalten. Wenn Estrid das träge Hindämmern in ihrer Stube nicht mehr ertragen konnte, wartete sie oft im Pesel auf ihren Schwager Bent, ob er sich nicht blicken ließe, ihr die bösen Gedanken zu verscheuchen. Sehr selten nur trat Bent Banken bei ihr ein. Estrid hatte dann immer das ganz bestimmte Gefühl, als sei Bent anders geworden. Nicht mehr das leidenschaft liche Feuer sah sie in seinen Augen aufstrahlen, das zu entfachen ihr immer ein herrliches Spiel gedünkt. Auch fühlte sie, daß seine Gedanken oft anderswo weilten, und in eifersüchtiger Wallung dachte sie an Sölve. Sollte die junge Schwester, die ihr noch ein halbes Kind schien, ihm vielleicht besser gefallen als sie, zu der er doch, wie sie oft mit heimlicher Genugtuung festge stellt, in leidenschaftlicher Verehrung ausgeblickt hatre? Sölve mußte fort, wieder zur Mutter, wie Jngewart Ferks unbedingt den Gotteskoog verlassen sollte. Peter mußte sich darein sügen. Niemand als sie, Sölve und die Mutter, wußten von ihrem heimlichen Verlöbnis mit Jngewart, und das war ihr ein Trost. Man mußte Jngewart sortschaffen, ehe er wieder zum Bewußtsein kam, denn bei seiner gewalttätigen Natur wupre Mm MM, weMt sc fSM Mn, WEM er erfuhr, wessen Haus ihn beherbergte. Estrid, die an der niederen, breiten Fensterreihe des Pesels saß, wo rote Geranien blühten, dachte grübelnd: „Bent Banken muß mir Helsen." In demselben Augenblick trat der Kapitän ein. Estrid sah ihm mit einem Hellen Lächeln entgegen. „Findet Ihr - auch mal den Weg zu mir, Herr Schwager?" fragte sie, und ihre weiche Hand strich lang sam an ihrem grauen Kleid aus weichem Wollstoff hinab, das eine kostbare Goldstickerei schmückte. ,Zch glaubte schon, Ihr hättet mich ganz vergessen." „Wo werde ich denn, Schön-Estrid, so nennt man Euch ja Wohl auf der Insel? Ich habe mich schon lange nach einem guten Wort von Euch gesehnt." „So nehmt Platz, Bent, und erzählt mir etwas." Sie sah ihn mit dem ihr eigenen Blick an, der schon viele vor Bent erschauern machte, als er einen niederen Schemel herbeiholte und nun fast zu ihren Füßen saß. Warum klopfte plötzlich Bent so ungestüm das Herz? Wie dumm das war. — Er wandte die Augen von der blonden Frau und sah weit hinaus auf das Meer. Der Sturm, der tagelang über die Insel gebraust, hatte aus getobt. Ganz still war die Luft und leise plätscherten die Wo gen auf den Sand. Schwarz schimmerten noch die Meeresweiten, aber hier und da brach aus zerrissenen Wolkenfetzen ein goldener Sonnenspeer. Bents Augen verfolgten das Spiel der Sonne mit den dunklen Wolken. Siegend trat sie jetzt aus dem schwarzen Gewölk, und dann funkelte und blitzte es auf den dunklen Wellen wie von Gold und Smaragden. „Ich warte, Bent," begann Frau Estrid, „Ihr wolltet mir etwas erzählen." „Verzeiht, Frau Schwägerin, ich sehe nämlich am Hellen, lichten Tage auch Seegespenster, wie Ihr des Nachts." „Wer sagt Euch das?" Estrid wurde blaß. „Ich meinte, wir hätten es jüngst erörtert. Aber die Schemen, die ich gewahre, sind ganz freundlich. Seht Ihr dort drüben, nach den Lister Dünen zu. wie es släuzt ttnk> gleißt? Ist eS nicht, als Heve sich etn schimmernder Seepalast im Abendgold aus der Tiefe? Nixen im Gold haar umspielen ihn, und alle Frau Estrid, tragen Eurc Züge." — ,Lhr seid ein Schmeichler," lächelte Estrid und üunk : Wut trat in ihr Antlitz. „Nichts liegt mir ferner. Ich sehe Euer Antlitz nur immer anders, nnd immer ist es schön. Bloh Eure Seele verbirgt sich mir. Gleich den Meernixen hütet Ihr Eure Gedanken." „Woher wißt Ihr das-" „Ich fühle es. In diesen Tagen besonders habe ich darüber nach gedacht, als ich in der Seele Eurer Schwester Sölve las, die mir bei unserer gemeinsamen Pflege der- trauter als sonst geworden ist." Estrid lachte hohnvoll auf. „Das sieht den Männern ähnlich. Heute schwärmen sie sür die eine, morgen sür die andere und am dritten Tage wissen sie von beiden nichts." Der Kapitän sah die erregte Frau befremdet an. „Wie eigen Ihr seid, Frau Estrid. Ein geheimnis volles Rätsel, das ich gern ergründen möchte." „Was reizt Euch dazu?" „Eure Augen, die alles gewähren und doch alles ver sagen, Euer seltsames Lächeln, das einen Himmel verheißt und doch förmlich in Spott getränkt ist. Eure roteu Lippen, die gewiß Heitz küsfen können und es doch nicht tun?" „Wißt Jbr das so gewiß?" Dunkle Glut stieg Bent Banken in sein ehrliches, braunes Gesicht. Wohin verirrte sich das Gespräch mit dieser blonden Frau mit dem seidenen Nixenhaar, die noch dazu die Frau seines Bruders war? „Nein," gab er zögernd zurück, „aber ich meine es zu sühleu." „Das kann man nur aus dem Erleben beurteilen." Bent sah seine Schwägerin ehrlich erschreckt an. Was meint sie mit diesen Worten? Sollte sie? Sein Herzschlag stockte, dunkel wurde es vor seinen Augen. (Fortsetzung folgt.)