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kurz das Seuesle Nach der Abberufung des britischen Gene ralgouverneurs in England wird mit einer Besserung der englisch-irischen Beziehungen gerechnet. In einer Besprechung in London wurde beschlossen, die Verhandlungen über die Zahlung der irischen Landentschädigung erneut aufzunehmen. Der Führer der brasilianischen Aufständi schen ist verhaftet und nach der Hauptstadt ins Gefängnis gebracht worden. In dem Prozeß gegen die Redakteure des „Angriff" wegen Beleidigung des ehemaligen Polizeivizepräsidenten vr. Weiß wurden die Angeklagten wegen übler Nachrede und Beleidigung zu drei bzw. fünf Monaten Ge fängnis verurteilt. Die Reichsarbeitsgemein schaft der nationalsozialistischen Journalisten hat an den Reichsjustizminister ein Protest telegramm gesandt. In München begann am Mittwoch eine Reichs-Propagandatagung der NSDAP., gleichzeitig mit einer Pressetagung der Par teiverbände. In der Nähe von Stuttgart sind unter dem Verdacht des Hochverrats 41 Kommunisten verhaftet worden, die dort angeblich einen Kursus veranstalten wollten. Deutsche Kritik an der Minderheitenpolitik des Völkerbundes Genf, 6. Okt. (Funkmeldung) Der Führer der deutschen Abordnung, Ge sandter von Rosenberg, hielt heute im Politischen Ausschuß der Völkerbundsversamm lung als Auftakt zu der beginnenden Minder- Heiten-Aussprache eine Rede, in der er den grundsätzlichen Standpunkt der deutschen Re gierung zur Minderheitenpolitik des Völker bundes darlegte, scharfe Kritik an dem bis herigen Minderheiten-Ve'rfahren übte und zahlreiche Vorschläge für eine Abänderung und einen Ausbau des geltenden Beschwerde- Verfahrens vorbrachte. Der Pariser Luftfahrtskandal Verhaftung des Aktenfälschers Paris. Die Verhaftung des angeblichen Aktenfälschers im sogenannten Luftfahrtskan dal, Collin, ist am Mittwochmorgen er folgt. Collin erklärte dem Untersuchungsrich ter, er sei vor kurzem von zwei hochstehenden Persönlichkeiten aufgefordert worden, sich als Urheber der von Bouilloux-Lafont eingereich ten Aktenstücke zu erklären. Hierfür sollte er 25 000 Franken und eine monatliche Rente von 5000 Franken bis zum Lebensende er halten. Bouilloux-Lafont, der am Mittwoch noch einmal vernommen wurde, erklärte, daß er für die ihm übergebenen Aktenstücke im ganzen 50 000 Franken bezahlt habe. Die letzten Schecks, die auf den Namen des ehe maligen Luftfahrtminister Dumesnil und des Abgeordneten Renaudel ausgestellt waren, seien ihm von einem gewissen Jean de Lubersac übergeben worden. Der Unter suchungsrichter erließ daraufhin sofort einen Haftbefehl gegen den Genannten. Der erste Schnee München. Die kühle Witterung hat in den bayrischen Bergen die ersten Schneefälle ge bracht. Zahlreiche Orte des Oberlandes und des Gebirges meldeten am Mittwoch zum Teil starke Schneefälle. So ist zum Beispiel in den Allgäuer Bergen bis hinab auf etwa 1300 Meter starker Schneefall zu verzeichnen. Aus den Tannheimer und Ämmergauer Ber gen wurde bis zu 30 Zentimeter Neuschnee gemeldet. Alle Berggipfel bis weit hinab sind in glänzendes und schimmerndes Weiß ge bettet. Bei einem Anhalten der kühlen Wit terung wird mit weiteren Schneefällen ge rechnet. Die Meitslosenunruhen in England London, 6. Okt. (Funkmeldung) Die Arbeitslosenunruhen wegen der Kür zung der Unterstützungssätze nehmen immer größeren Umfang an. Am Mittwoch kam es an drei Orten zu schweren Zusammenstößen zwischen Arbeitslosen und Polizei. Am be drohlichsten war die Lage in Belfast, wo die Arbeitslosen, die Internationale singend, durch die Straßen zogen, die Ladenfenster zertrümmerten, und viele Geschäfte ausplün derten. Mehrere Hundertschaften Polizei wur den eingesetzt, die teilweise in Panzerwagen eintrafen und die Menge mit Gummiknüppeln auseinandertrieben. Biele Personen, darunter zwei Schutzleute, wurden verletzt. In North Shields an der englischen Ostküste kam es zu einem Handgemenge zwischen Arbeitslosen und Polizisten, bei dem ein Schutzmann ver letzt wurde. Auch hier wurden viele Geschäfte geplündert. In Liverpool dehnten sich die Unruhen bis in den Sitzungssaal des Stadtrats aus, so daß die Galerie geräumt werden mußte. Die politischen Hirsche in der Schorfheide Berlin, 6. Oktober Die „Vossische Zeitung" veröffentlicht fol genden Brief des Landtagspräsidenten Kerrl vom 4. Oktober an den preußischen Staats sekretär im Landwirtschaftsministerium: Zu folge Ihrer freundlichen Anweisung ist mei nem Freude, dem Reichstagspräsidenten Göring, ein Hirsch in der Oberförsterei Neu- Glienicke zugewiesen worden. Herr Göring hat auf telephonische Anfrage festgestellt, daß der Oberförster selbst nur etwa 14 Tage brauchte, um einen recht dünnen Hirsch zu schießen. Der zweite Forstbeamte soll noch immer vergeblich auf ein ähnliches Getier warten. Nun ist Herr Göring, der im übri gen gehört hat, daß Herrn Otto Braun in der Romintener Heide ein Hirsch zugewiesen ist, politisch zu sehr beansprucht, um 14 Tage auf Anstand zu sitzen, um dann noch keinen Hirsch zu schießen. Er hat deshalb, und weil er die gewiß nicht unberechtigte Hoffnung hat, daß nächstes Jahr wir selbst die Hirsche in der Schorfheide verteilen werden, darauf ver zichtet, von der Zuweisung Gebrauch zu machen, damit nächstes Jahr auch für andere ein Hirsch übrigbleibt. Ich danke Ihnen Mr Ihre liebenswürdigen Bemühungen. Mit vor züglicher Hochachtung gez. Kerrl." Die Echtheit des Briefes wird bestätigt. Es handelt sich jedoch um ein privates Schreiben des Landtagspräsidenten, das nicht durch das Landtagsbüro gegangen ist. Neue Kämpfe in der Mandschurei Tsitsikar wird befestigt Moskau, 6. Okt. (Funkmeldung) Nach hiesigen amtlichen Meldungen aus der Mandschurei haben chinesische Freischärler sämtliche Verbindungen westlich von Tsit sikar zerstört, so Laß die Stadt zur Zeit praktisch von der Welt ab geschnitten ist. Auch der Eisenbahnverkehr von Chardin nach dem Westen ist unterbrochen worden. Eine 10 000 Mann starke Abteilung der Frei schärlertruppen hat die Stadt Wangtao, nordwestlich von Chardin, besetzt. Nach Mit teilungen Charbiner Zeitungen wird Tsitsikar in aller Eile befestigt. Im Gebiet von Angantschi spielen sich neue blutige Kämpfe zwischen japanischen Truppen und chinesischen Freischärlern ab. Stephan George Anwärter auf den litera rischen Nobelpreis? Stockholm. Nach schwedischen Pressemel dungen besteht die Möglichkeit, daß der lite rarische Nobelpreis, über dessen Verteilung in Kürze entschieden wird, zwischen dem Fran zosen Paul Valery — dem ofsiziellen Kan didaten der französischen Akademie — und dem Deutschen Stephan George geteilt wird. Außerdem werden als Anwärter ge nannt: der Grieche Kostes Palmas und die Russen Maxim Gorki und Iwan Bunin. Dreijähriger erschießt seine Schwester Neustrelitz. Das dreijährige Söhnchen des Kaufmanns Mahnke in Mirow spielte in der elterlichen Wohnung mit einem Tesching. Plötzlich löste sich ein Schutz, durch den die fünfjährige Schwester so unglücklich getroffen wurde, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Ein Verkaufsstand für Falschgeld Königsberg. Die Herstellung von Falsch geld gehört nicht zu den Seltenheiten in Litauen. Man kann da die seltsamsten Dinge auf diesem Gebiete hören. Den Höhepunkt scheint aber die Frau Belavienie erreicht zu haben, die auf dem Wochenmarkt in Abeli sich gleich einen Verkaufs st and für Falschgeld zulegte. Auf dem Brett ihres Ver- kaufssiandes hatte sie einen Haufen falscher 5-Lit-Stücke aufgeschüttet, die sie zum Preise von drei Lit öffentlich unter den Augen der Hüter des Gesetzes feilbot. Dem Bericht eines Augenzeugen zufolge fand diese seltene Ware, die man gewöhnlicherweise nicht auf Wochen märkten antrifft, „reißenden Absatz", bis schließlich das Äuge Les Gesetzes durch den großen Menschenauflauf an diesem Stande der Ware mehr Aufmerksamkeit zuwandte. Aber auch das Erscheinen des Hüters des Ge setzes störte die Verkäuferin herzlich wenig, im Gegenteil, sie gab in den nun einmal im Osten drastischen Worten ihrer Empörung Ausdruck. Bei der polizeilichen Vernehmung stellte es sich heraus, daß die Frau das Falsch geld von einem ihr unbekannten Mann er halten hatte, der sie für eine Provision zu der Einrichtung dieser Verkaufsstelle angehalten hatte. Der Spuk im Teutoburger Walde Iburg. In dem am Teutoburger Walde gelegenen Kreis Iburg befindet sich die ge samte Bevölkerung sowie Lie Polizei seit sechs Wochen in Heller Aufregung. Nacht für Nacht sind die Hüter der Ordnung in Alarmbereit schaft, denn mit Lem Glockenschlag um Mit ternacht erscheint auf irgendeinem Bauernhof oder auch mitten in einer Ortschaft des Krei ses ein Mann im Adamskostüm, der ein Motorrad mit sich führt. Mit Nachschlüsseln und Brechwerkzeugen verschafft er sich Ein laß selbst in Schlafzimmer. Die Bewohner haben sich schon alle erdenkliche Mühe ge geben, Liesen Sonderling zu erwischen, aber vergebens. Auch die polizeilichen Ermittelun gen blieben erfolglos, denn in den ausge dehnten Waldungen konnte der „Spuk" ohne große Mühe mit seinem Motorrad verschwin den. Man nimmt an, daß es sich um einen Geisteskranken handelt. Die Angst und Panik haben sich in der ganzen Gegend soweit aus gewirkt, daß sich die Bewohner nicht mehr ge trauen, schlafen zu gehen, jedenfalls nicht vor Mitternacht. Großfeuer in einer Pappenfabrik Windisch-Offenbach. Infolge Heißlaufens eines Lagers entstand in der Pappenfabrik Windisch-Offenbach ein Feuer, das in kurzer Zeit einen derartigen Umfang annahm, daß die gesamte Schleiferei, die Fabrikations räume unü die Kartonagenabteilung sowie ein Teil der Lagerbestände und des Rohmaterials ein Raub der Flammen wurden. Der Schaden wird auf über 300 000 RM. geschätzt. Venn ich einmal der Herriot wär... Wenn ich einmal der Herriot wär', Mein erstes wäre Las: Ich schüf für meine Lügen schwer Ein riesengroßes Faß. Ein Faß sehr stark und dauerhaft, Weil es darf platzen nicht. Denn Herriots Lugen, schauderhaft, Die haben Schwergewicht. Wenn ich einmal der Herriot wär', Mein zweites wäre hier: Ich wohnt' in keinem Hause mehr, Wo Balken über mir. Von Lügen werden Balken krumm, Sie biegen sich fürwahr. Und Herriots Sonntagspublikum Kommt dabei in Gefahr. Wenn ich einmal Ler Herriot wär' Ich wär auf meiner Hut. Denn einmal wird er's büßen schwer In heißer Höllenglut. Ler Teufel heizt schon jetzt nicht faul, Er wird der Meinung sein: Für so ein freches Lügenmaul Heiz' ich besonders ein. Till. Glauchau. PolitischeHaussuchun- gen. Auf Veranlassung der Staatsanwalt schaft Zwickau wurden am Dienstag bei ver- schieöenen Angehörigen der hiesigen SA. und SS. Haussuchungen vorgenommen. Man fand, wie gegenüber übertriebenen Angaben Ler Linkspresse festgestellt wird, nur einige Revolver uno ein paar Schuß Munition. Mehrere Personen wurden zur Vernehmung aufs Polizeipräsidium gebracht. Sie wurden jedoch sämtlich wieder entlassen. Zwickau. WeitereHaussuchungen in Westsachsen. Auf Ersuchen der Staats anwaltschaft hat die Polizerdirektion Zwickau in Zwickau, Werdau, Glauchau, Oberhohndorf und Kirchberg bei Anhängern der NSDAP. Untersuchungen nach Wassen vorgenommen. Sie sind zum Teil von Erfolg gewesen. Es wurden etwa gegen 20 Handfeuerwaffen ver schiedener Systeme und verschiedenen Alters gefunden. Vorläufig festgenommen wurden etwa 50 Personen, die Hälfte davon wurde wieder entlassen. Gegen 25 Mann ist richter licher Haftbefehl erlassen worden. Dresdner Schlachtviehmarkt am 6. Oktober 1832. Auftrieb: 2 Ochsen, 1 Bulle, 10 Kühe, 467 Kälber, 192 Schafe, 408 Schweine, zusammen 1080 Schlachttiere. Rinder und Schafe belanglos. Kalber: Beste Mast- und Saugkälber 50—55, 85: mittlere Mast- und Saugkälber 45—48, 78; geringe Kälber 40-44, 77. Schweine: gettschweine über 300 Pfund 48—50, 62; vollfleischige Schweine von 240—300 Pfund 46—47, 60; desgl. von 200—240 Pfund 44—45, 60; desgl. von 160—200 Pfund 42—43, 58; fleischige Schweine von 120—160 Pfund 40—41, 58. Überstand: 8 Rinder, davon 1 Ochse und 7 Kühe, außerdem 121 Schafe. Geschäftsgang: Alles mittel. — 15 Kälber und 66 Schweine waren ausländischer Herkunft. Wie wird das Wetter? Das Hoch hat sich unter Jntensitätszunahme ostwärts bewegt und beherrscht die Witterung von Deutschland, wo bei geringer Luftbe wegung wenig bewölktes, aber vielfach neb liges Wetter besteht. Infolge der nächtlichen Ausstrahlung liegen Lie Temperaturen im Durchschnitt 3 Grad niedriger als vor 24 Stunden. In Sachsen wurde örtlich der Null punkt in den niedrigsten Lagen unterschritten. Vorhersage für Freitag: Vorläufig noch keine wesentliche Witterungs änderung. oorgenommen, den Mann zu finden, der meinem Vater half." „Und den Sie lieben?" Maren wurde glühend rot, aber ihr Blick war klar und fest, als sie sprach: „Ich weih es nicht, Herr Doktor, ich weih nur, daß es die größte Freude meines Lebens sein würde, wenn ich ihn finde. Das ist mir gewiß." * Generalmusikdirektor Scheit schwitzte Blut und Wasser bei der Orchesterprobe. Die Konzertphantasie von Schlegel, die er einstudierte, wollte und wollte nicht klappen. Das Stück gefiel auch nicht, je länger man probte, um so kälter wirkte es. Scheit entschloß sich, eine Pause zu machen. Der erste Konzertmeister Alfred Schröter kommt zu ihm und sagt: „In acht Tagen soll nun die Uraufführung statt finden. Ich bin aber überzeugt, daß wir bis dahin auch noch keine bessere Interpretation schaffen?" „Warum?" schnaubte Scheit. „Weil's der schauderhafteste Mist ist, den wir spielen müssen!" spricht der Konzertmeister ruhig. „Herr ...!" faucht der Generalmusikdirektor. „Ich habe das Werk von Schlegel zur Aufführung angenommen." „Tut alles nichts, Herr Generalmusikdirektor. Sie haben sich in ein paar Stellen des Werkes verliebt und übersehen dabei, daß das Werk als Ganzes völlig bedeutungslos ist und dem Publikum nichts zu sagen hat." „Publikum! Kommen Sie mir nicht mit dem Publikum. Wenn s nach Ihnen ginge, dann spielen wir die «G'schichten aus dem Wiener Wald', was?" Der Konzertmeister lächelt. „Strauß' unsterblicher Walzer, von Künstlern gespielt, ist jedenfalls Musik, ganz erlesene Musik gegen dieses stümperhafte Machwerk. Jawohl, Machwerk, handwerklich ausgeklügelt, aber ohne Melodik, ohne eine Spur von Phantasie und Geist. Publikum — Sie sind immer so feindselig gegen das Publikum eingestellt. Letzten Endes soll aber doch unseren Hörern die Musik, die wir interpretieren, etwas geben, und Musik, die das nicht vermag, die soll in Archiven verstauben. Das ist gescheiter." Scheit hatte den Konzertmeister noch nie jo unbarm herzig über ein Werk urteilen hören; er wußte, es kam aus einem Musikerherzen; ein Mann sprach es aus, der bis in die Fingerspitzen Künstler war, und er konnte sich seinen Ausführungen diesmal wirklich nicht verschließen. „Gut ...I" sagte er. „Setzen wir es ab. Aber was nehmen wir dann? Eine Uraufführung müssen wir bringen." „Wie wäre es mit dem Werk von Hall?" „Von dem Musikdilettanten?" „Ich habe mir die Partitur einmal genau angesehen, Herr Generalmusikdirektor." „Und ...?" „Ich bin, ehrlich gesagt, neugierig, wie seine Orchestrie rung klingt." Schallend lachte Scheit auf. „Ich auch! Donnerwetter, ich habe doch genug Parti turen gelesen, aber mit der komme ich nicht ins Geschick. Gut ... wir proben die „Stimme aus dem All" einmal. Ge macht! Sie sollen Ihren Willen haben." Und so geschah's. Die Stimmen wurden verteilt. Die Probe begann. Es war seltsam und überraschend zugleich. Nicht nur, daß von vornherein jeder mit seinem Orchesterpart ausge zeichnet zu Fache kam, nein, jeder war vom ersten Takt an gefesselt. Wie ein elektrischer Schlag ging's durch den General musikdirektor. Was war das für ein Klang, für eine vollendete Har monie, die aus jedem Takte strömte. So ganz anders klingt Musik mit einem Male. Frei und natürlich geht sie einher. Melodie strömt wundersam. Musik des Alls! Scheit muß, als er verzückt dirigiert, an Bruckner Lenken. Aber anders strömt sie hier, ungleich lieblicher und inniger. Als die Geigen geteilt in die schier überirdische Melodie von unbeschreiblicher Größe und Innigkeit einstimmen, als der Sang hell und leuchtend über den Hörnern, den Baß- klarmetten und den Fagotten schwebt, umrahmt von den einzigartigen Motiven des Cellos, als die Trompeten ge dämpft einsetzen und sich den Geigen beigesellen, da ist's allen, als müßten sie oen Atem anhalten. In einem unbeschreiblich schönen Hymnus der Liebe klingt das Musikstück aus. Totenstille ist, als der letzte Ton verhallte. Alles blickt nach dem Dirigentenpult. Sie sehen, in welch' großer, hilfloser Bewegung Scheit ist. Tränen stehen in seinen Augen. „Musik .. oh ... das ist Musik! Die Schuhe joll man ausziehen, wenn man zu diesem neuen großen Meister tritt." Dann atmet er tief auf und geht zu dem ersten Kon zertmeister. Beide Hände schüttelt er ihm und jagt: „Schönen Dank ... tausend Dank, wenn Sie nicht gewesen wären, wer weiß, wann das Werk einmal erstanden wäre." „Ja!" pflichtet ihm der Konzertmeister bei. „Das war ein Erlebnis! Und jeder kann's spüren, und wenn er noch so abseits aller musikalischen Kunst steht, wenn er nur ein Herz in der Brust hat." (Fortsetzung jolgt.)