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Montag, den 26. September 1932 Pulsnitzer Tageblatt 84. Jahrgang, Nr. 226, Seite 2 liche Verluste der Betriebserträgnisse durch Unwetter, Viehseuchen oder durch Absinken der Preise sür landwirtschaftliche Erzeugnisse unter dem Stand von 1930 gurückzuführen ist." Außerdem kündigte Freiherr von Braun an, daß die Fleischverbilligungs- aktion wieder in Gang gesetzt werde, da mit die Arbeitslosen im Winter nicht zu hungern brauchten. Die Reichsregierung hoffe, den Beweis er bracht zu haben, daß sie zwar die friedliche Zusammenarbeit mit den Völkern erstrebt, ihr sogar schwere Opfer bringt, daß sie aber nicht gewillt sei, das deutsche Volk in einen kosmopolitischen Urbrei zu verwandeln, der jede nationale Kraft und jedes herzhafte „An- sich-selbst-Glauben" des Volkes ersticke. -t- Agrarverordnung noch in dieser Woche Berlin, 26. Sept. (Funkmeldung) Wie in Ergänzung der Münchener Rede des Reichsernährungsministers von maß gebender Seite mitgeteilt wird, ist mit der Veröffentlichung der Verordnung zur Durch führung des agrarpolitischen, zweiten Teiles des Wirtschaftsplanes noch im Laufe dieser Woche zu rechnen. Ausgenommen davon ist lediglich die Einfuhrkontingentierung, die zur Vermeidung von Voreinfuhren erst nach Ab schluß der Fühlungnahme mit den fremden Staaten herausgebracht wird, und je nach dem Gang der Verhandlungen mit der preußischen Staatsregierung die Neuordnung der Ver hältnisse der Preußenkasse. Der Reichspräsi dent hat das Agrarprogramm in allen Tei len gebilligt. Zur Beschleunigung des Inkrafttretens der Einsuhrkontingentierung hat sich die Reichs regierung bereits telegraphisch mit den frem den Regierungen in Verbindung gesetzt, denen vor dem Inkrafttreten noch mündliche Er läuterungen gegeben werden sollen. Es han delt sich dabei im wesentlichen um Italien, Frankreich, Belgien und Holland, Es wird damit gerechnet, daß die Kontingentierung schon in etwa 14 Tagen in Kraft treten kann. Bestechungsskandal in Polen Warschau, 26. Sept. (Funkmeldung) In ganz Polen ruft eine Bestechungsan gelegenheit großes Aufsehen hervor, die auf die polnische Justiz ein bezeichnendes Licht wirft. Anfang des Jahres wurde im Kra kauer Grandhotel eine polnische Emigrantin aus Paris, Ciunkiewicz, ihrer Juwelen be raubt, die einen Millionenwert darstellen. Die Kostbarkeiten, die vermutlich aus rus sischem Fürstenbesitz stammen, verdankte die Bestohlene hauptsächlich dem früheren Sow jetbotschafter Krassin, mit dem sie in engeren Beziehungen stand. DiePariserVersicherungs- gesellschaft Lloyd, bei der die Juwelen gegen Reisediebstahl sehr hoch versichert waren, schickte ihren Agenten nach Polen. Es gelang ihm, durch Bestechung des polnischen Unter suchungsrichters vr. Wontor, das polizeiliche Ermittlungsverfahren niederzuschlagen und das Justizverfahren so zu gestalten, daß gegen die Bestohlene Anklage wegen Versicherungs betruges erhoben wurde. Nach längerer Untersuchungshaft mußte Frau Ciunkiewicz aber wegen Beweismangels auf freien Fuß gesetzt werden. Jetzt ist der Bestechungsskan dal an die Öffentlichkeit gekommen. Der Un tersuchungsrichter wurde sofort feines Amtes enthoben und unter Anklage gestellt. An scheinend im Zusammenhang damit hat eine große „Reinigung" im polnischen Gerichts wesen begonnen. Schweres Verkehrsunglück in Frankreich Paris, 26. Sept. (Funkmeldung) Ein schweres Verkehrsunglück ereignete sich in den späten Abendstunden des Sonntags Zusammentritt des Völkerbundes Genf, 26. Sept. (Funkmeldung) Die 13. ordentliche Vollversammlung des Völkerbundes ist am heutigen Montag durch den Vorsitzenden, den irischen Ministerpräsi denten de Valera, eröffnet worden. 54 Völkerbundsmächte sind vertreten, darunter zum ersten Male die Türkei und Mexiko. Die deutschen Vertreter, der Reichsaußenminister, der Gesandte von Rosenberg und Mini sterialdirektor Gauß, sitzen auf der ersten Reihe unmittelbar vor dem Präsidium. Eng land wird durch seinen Außenminister Sir John Simon, Frankreich durch Krieas- minister Paul-Boncour vertreten. Die Diplomaten- und die Pressetribüne sind über füllt. Seit der Gründung des Völkerbundes hat sich diese Staatenorganisation noch niemals in einer ihre Existenz so bedrohenden Krise befunden wie jetzt. Auf allen Gebieten zeigen sich ernste Verfallserscheinungen. Die Abrüstung als Hauptaufgabe des Völker bundes droht zu einer Katastrophe zu werden. Die Finanz- und Wirtschaftspolitik des Völ kerbundes hat seit Jahren lediglich schwere Mißerfolge aufzuführen. Die Minderheiten politik ist heute Gegenstand schärfster An griffe der gesamten internationalen Öffent lichkeit. Die im Völkerbundspakt verankerte Verpflichtung zur Erhaltung des Friedens erweist sich im japanisch-chinesischen Konflikt seit einem Jahre als ergebnislos. Selbst die innere Finanzlage des Völkerbundes ist be droht. Die Jahresbeiträge der Staaten gehen nicht mehr ein. In allen Abordnungskreisen herrscht, wie selbst die hiesige französische Presse zugeben muß, eine ungewöhnlich ge drückte, pessimistische Stimmung. Der Glaube an den Völkerbund ist fast überall geschwun den. Der Völkerbund wird heute nur noch von den unmittelbar an diesem Machtinstru ment interessierten Großmächten England, und Frankreich gehalten. Diese Vollversamm lung des Völkerbundes kann zu einem ent- cheidenden Wendepunkt in der Geschichte die- er großen, zur Aufrechterhaltung des Ver- ailler Zustandes geschaffenen Organisation werden. Die Epoche der Völkerbunddämme- auf der Ausfallstraße nach Orleans. Ein voll besetzter Autobus fuhr, entgegen den Ver- kehrsbeftimmungen, mit großer Geschwindig keit auf der linken Seite der großen Land straße und raste hintereinander gegen fünf ihm entgegenkommende Kraftwagen und zwei Motorräder, die sämtlich aus der Fahrbahn geschleudert wurden und zum Teil umstürz ten. Der Autobus fuhr schließlich mit fast 80 Stundenkilometer Geschwindigkeit gegen einen Baum und ging völlig in Trümmer. Während die Insassen der angefahrenen Wagen mit mehr oder weniger schweren Ver letzungen geborgen wurden, zog man aus den Trümmern des Autobus vier Tote und drei zehn Schwerverletzte. Der Führer des Auto bus selbst, der anscheinend unverletzt blieb, hat die Flucht ergriffen. Ein zweites schweres Verkehrsunglück er eignete sich in Bagneux, einem der Pariser -Außenbezirke, wo zwei Straßenbahnzüge in voller Fahrt zusammenstießen. Elf Verletzte mußten ins Krankenhaus geschafft werden. Gefährlicher Brand in Dessau Dessau, 26. Sept. (Funkmeldung) Die Chemische Fabrik G. m. b. H. in Dessau wurde von einem gefährlichen Großfeuer heimgesucht. Der Brand entstand im Lager raum, wo zunächst 45 Tonnen Teer und Wachs unter gewaltiger Rauch- und Hitze entwicklung in Flammen aufgingen. Das Feuer griff auf die anliegenden Gebäude rung hat, wenn nicht alle Anzeichen trügen, begonnen. Ultimatum Gandhis an England und das indische Volk Bombay, 26. Sept. (Funkmeldung) Mahatma Gandhi erklärte am Sonn tag, er werde seinen Hungerstreik nur be enden, wenn die englische Regierung das Ab kommen über das Wahlrecht der Parias be dingungslos annöhme. Er richte jedoch nicht nur an die englische Regierung, sondern auch an das indische Volk ein Ultimatum: er werde seinen Hungerstreik sofort wieder aufnehmen, wenn die Hindus nicht energische Maßnahmen ergreifen würden, um das Pariatum auszu rotten. „Aber", so fuhr Gandhi fort, „das hinreißende Erwachen in Indien in den letz ten fünf Tagen erfüllt mich mit der Hoff nung, daß der Orthodoxismus sich selbst über windet und daß das Hindutum von dem Ge schwür des Pariatums befreit wird, das seine lebenswichtigsten Teile vernichtet." Tatsächlich hat der Hungerstreik Gandhis bereits Wunder gewirkt und die auf der Ver mittlungskonferenz in Bombay vertretenen Führer der hochstehenden Hindukasten zu großen Zugeständnissen gegenüber den Parias veranlaßt. Es wurde erklärt, daß diese in Zukunft volle Berechtigung haben sollen, alle Tempel und Schulen zu besuchen und sämt liche Straßen und Brunnen zu benutzen. Gandhi wurde am Sonntag von acht ver schiedenen Ärzten untersucht. Sie erklärten, daß er den Hungerstreik nicht mehr lange durchhalten könne. Seit Beginn des Fastens hat Gandhi 9 Pfund abgenommen. Kämpfe zwischen Hindus und Mohammedanern Bombay, 26. Sept. (Funkmeldung) In Schri Nagar (Kaschmir) kam es zu neuen schweren Kämpfen zwischen Hindus und Mohammedanern, bei denen zwei Per sonen getötet und 66 verwundet wurden. Viele Geschäfte und Häuser wurden geplün dert. Die Behörden haben das Standrecht verhängt und zwei Infanteriekompanien zur Aufrechterhaltung der Ordnung eingesetzt. über, wo es reiche Nahrung fand, und drohte schließlich auf den Destillationsraum überzu springen, in dem 10 000 Liter Benzin lager ten. Der Feuerwehr gelang es jedoch, die ungeheure Gefahr, die für den Stadtteil be stand, zu bannen und das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Das Benzinlager und der Maschinenraum konnten gerettet werden. Als Brandursache wird Funkenflug von der in der Nähe vorüberfahrenden Bahnstrecke Dessau—Leipzig angenommen. Sturm an der bretonischen Küste Paris, 26. Sept. (Funkmeldung) An der bretonischen Küste wütete seit 48 Stunden ein heftiger Sturm. In Turballe wurde ein Segelkutter an den Strand ge worfen, in dessen Kabine sich zwei völlig er schöpfte Deutsche, Richard Rexin und Otto Volkmann aus Danzig, befanden. Die beiden jungen Männer erklärten, daß sie Ende Juni mit zwei anderen Kameraden heimlich an Bord ihres Kutters „Freiheit" den Danziger Hafen verlassen hatten, um sich nach Spanien zu begeben. Unterwegs sei je doch einer ihrer Freunde krank geworden und in Hamburg an Land gegangen. Der zweite habe sie in Holland verlassen. In Cherbourg hätte ihnen die Hafenbehörde ordnungsmäßige Papiere ausgestellt. Da der Kutter nur un wesentliche Beschädigungen erlitten hat, wer den die beiden Segler voraussichtlich bei Ein tritt besseren Wetters ihre Reise fortsetzen. Kucz das neueste In Berliner politischen Kreisen wird zur großen außenpolitischen Rede Herriots fest gestellt, sie sei eine Sammlung von Unge heuerlichkeiten und Verleumdungen, die nicht geeignet feien, die Bemühungen um die In gangsetzung der ins Stocken geratenen Ab rüstung zu fördern. Den Behauptungen Herriots über angebliche deutsche Rüstungen wird der französische Rüstungsstand entgegen- gehalten, der bekanntlich zur Zeit die gewal tigste militärische Macht der Welt repräsen tiert. Ministerpräsident Herriot hat sich un mittelbar nach seiner Rede wieder nach Genf begeben, wo er am heutigen Montagnachmit tag eintreffen wird. Der italienische Außenminister Grandi hatte am Sonntag eine Aussprache mit dem deutschen Reichsaußenminister v. Neurat h, in der erneut die Übereinstimmung der deut schen und der italienischen Regierung in der grundsätzlichen Haltung zur Abrüstungsfrage und die Unterstützung der deutschen Gleich berechtigung durch Italien festgestellt wurde. In einer Unterredung mit einem Ver treter der „Daily Mail" richtete Adolf Hit ler scharfe Angriffe gegen die Reichsregie rung und erklärte u. a., die nationalsoziali stische Bewegung werde einen Plan für die Behandlung der wirtschaftlichen Fragen in Kraft setzen, Ler sicherlich die Zustimmung des Reichstages und des deutschen Volkes finden werde. Reichstagspräsident Göring hielt am Sonntag auf einer nationalsozialistischen Wahlversammlung in Heide (Schlesw.-Holst.) eine Rede, in der er die Regierung Papen angriff und u. a. auch auf Lie Vorgänge in der letzten Reichstagssitzung einging. Bei einer kommunistischen Kundgebung in der Rheinlandhalle in Köln kam es am Sonn tag mehrfach zu Ausschreitungen, wobei die Polizei auch von der Schußwaffe Gebrauch machen mußte. Am Sonntag fanden in ganz Griechenland die Parlaments-Neuwahlen statt, die nach den bisherigen Meldungen ruhig verlaufen sind. Nach vierwöchiger Dauer ist der Weber streik in Lancashire zu Ende gegangen. Am Montag wird mit der Wiederaufnahme der Arbeiten gerechnet. Das Fußball-Länderspiel Deutschland — Schweden in Nürnberg endete mit einem 4 :3-Sieg Deutschlands. Im Weltmeisterfchaftskampf der Tennis lehrer in Berlin wurde der Franzose Plaa Sieger. Der Amerikaner Tilden wurde Zweiter, der Deutsche Nüßlein Dritter. „Graf Zeppelin" wieder nach Südamerika gestartet Friedrichshafen, 26. Sept. (Funkmeldung) „Graf Zeppelin" ist heute früh um 7.09 Uhr unter Führung von vr. Eckener mit neun Passagieren zu seiner siebenten diesjäh rigen Fahrt nach Südamerika gestartet. An Bord werden etwa 150 Kilogramm Post mit geführt. Selbstmord eines Wiener Großindustriellen Wien. Der Wiener Großindustrielle Felix Wolf hat sich in Schwarzbach (Niederäster reich) im Walde erhängt. Wolf hatte viele Jahre die Textilfirma „Lederer und Wolf" geleitet. Das Unternehmen, das von der Wirtschaftskrise nicht verschont geblieben ist, ist in den letzten Jahren in eine Aktienge sellschaft umgewandelt worden. Auch Wolf selbst hat sehr unter der Ungunst der Wirt schaftsverhältnisse gelitten. So mußte er sein Palais in Wien verkaufen. „Es hat's einer getan. Er hat aus der flüssigen Materie eine feste gemacht. Ein Mensch tat das. Das hat der Bauer gestanden. Wer es war, das weiß keiner. Aber ein Mensch hat es zustande gebracht." „Doktor, das ist unmöglich!" Artus Erregung steigt. „Wer das vermag, der hat den Stein der Weifen gefunden. Der kann Blei zu Gold machen, der hat Gewalt über die Stoffe. Womit soll er das vollbracht haben?" „Das weiß keiner!" Sie haben gedacht, Hall könnte es getan haben?" „Hall kommt wohl nicht in Frage. Es war ein Mann, jung noch, hoch in den Zwanzigern schätzt man ihn. Groß, stattlich, mit Augen, deren Blick nicht jeder verträgt. Ich suche den Mann, Herr Artus. Deutschland braucht ihn!" „Daß er Gold macht und damit Deutschland frei macht." „Nicht Gold! Land soll er kultivieren helfen mit seinem Genie. Wir brauchen Land, in Deutschland drängt alles zur oernunftmäßigen Binnenwirtschaft." „Wir leben im Zeitalter der Weltwirtschaft!" „Weltwirtschaft ist fauler Zauber, Herr Artus, das hat sich erwiesen. Kein Staat hat sich um die Weltwirtschaft ge schert. Es ist allen nur um das eigene Ich gegangen. Agrar länder, die sonst für uns Märkte waren, haben sich selber Industrien eingerichtet. Zollschranken verbauen die Märkte." „Ich weiß, das ist nicht zu leugnen. Aber Tatsache ist, daß auf der Welt bereits eine Überproduktion an Getreide vorhanden ist." „Ein Überschuh, der verfeuert wird, der verdirbt. Kaffee schüttet man ins Meer. Und noch hungern Völker. Für uns kommt nur eins in Frage: wir können in Zukunft die Massen von Industriearbeitern nie wieder beschäftigen. Wir müssen sie aufs Land führen, müssen Neuland erschließen. Damit heben wir dann gleichzeitig den Binnenmarkt." „Es ist nicht so leicht, wie es ausschaut. Ich halte die Weltwirtschaft nicht für überwunden, ich glaube vielmehr, daß es eben nur eine Krise ist." „Die Krise macht viel mit aus, aber sicher ist eins: die Märkte öffnen sich nicht wieder, nicht wieder in dem Maße, wie es der Industriestaat Deutschland braucht, um sich als solcher zu erhalten. Darnach müssen wir uns richten." „Also Land soll jener Mann schaffen? Gold wäre bester, Gold macht das Land frei vom Tribut, Gold macht es reich." „Und verdirbt es, Herr Artus. Unser Volk braucht nichts als Arbeit!" „Auch ein Grundsatz! Noch eines, Doktor, wie sind Sie auf Hall gekommen?" „Durch ... Rüst Uhl! Kennen Sie Rüst Uhl?" Artus blieb gleichgültig. „Rüst Uhl? Flüchtig! Ich halte ihn für einen großen Phantasten, der viel will und zu wenig erreicht." „Möglich! Sagen Sie, Herr Artus, haben Sie einmal eiwas von der Loge der Kreuzritter gehört?" Artus Kopf fuhr blitzschnell hoch. Aufmerksam sah er Or. Scheeven an. Keine Muskel in Artus' Gesicht zuckte. Die Augen, waren gleichmütig, und doch schien Scheeven, als habe seine Frage Artus aufgeschreckt. „Kreuzritter? Nee, nie was davon gehört! Was soll das sein? Eine Freimaurerloge?" „Nein, sie hat mit den Freimaurern nichts gemein. Was sie eigentlich ist, daß weiß ich nicht." „Wer hat Ihnen davon erzählt?" „Niemand!" „Ah so, ich dachte Rüst Uhl." „Ihre Gedankenverbindung ist verständlich. Rüst Uhl, von ihm sprach ich vorher. Nein, von ihm weiß ich's nicht. Ich sah nur einmal in der Gesellschaft einen Herrn, der verlor ein Kuvert. Auf diesem Kuvert war das Zeichen des Kreuzes im Kreis. Ich sah es und fragte ihn nach der Be deutung. Da antwortete er mir, daß es ein Logenzeichen sei." „So, so, daß ist sehr interessant. Haben Sie etwas mit den Kreuzrittern auszufechten?" „Sie meinen etwas Kriminelles, Herr Artus! Nein, nein, kommt nicht in Frage. Man interessiert sich nur für alles. Schade, daß es mit Hall nichts ist, ich hätte ihn gern einmal befragt." „Wenden Sie sich an den Untersuchungsrichter, vielleicht steht Ihnen Hall Antwort. Er spricht aber nur, was er will. Er besitzt die Fähigkeit, eine Tausendstel Sekunde eher zu begreifen, was Sie wollen, ehe es Ihnen selber zum Be wußtsein gekommen ist." „Also eine außergewöhnliche Intelligenz!" „Vielleicht die höchste Intelligenz, aber doch ... wahr scheinlich ein Betrüger." vr. Scheeven bedankte sich bei Artus und ging. vr. Scheeven fuhr zu Geheimrat Rosen, der ihn genau so wie Artus sehr herzlich empfing. Rosen war das Gegenteil von Artus, Mitte Fünfzig, aber klein, unbedeutend im Aussehen, mit kurzem Spitzbart, der schon bedenklich viel graue Fäden zeigte, nur ein paar lebhafte Augen fielen angenehm auf. „Tag, lieber Doktor! Sind Sie einem Verbrecher auf der Fährte, der sich in unseren Werken verkrochen hat?" „Augenblicklich nicht, aber vielleicht suche ich ein Genie in Ihren Werken, Herr Geheimrat!" „Platz nehmen, lieber Doktor! Zigarre? Brennen Sie an! Nein diese hier, das sind Kutscherzigarren, damit ärgere ich nur meine Kollegen. Also, wo kommen Sie her?" „Von Gregor Artus!" (Fortsetzung folgt.)