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Freitag, den 14. Oktober 1932 Pulsnitzer Tageblatt und Ohorner Tageblatt 84. bzw. 2. Jahrgang, Nr. 242, Seite 7 Zmmer wieder „jnteresseneinlage" Eine Warnung an erwerbslose Angestellte Aus aller Welk Word an der geschiedenen Frau Hamburg. Am Dienstag stellte sich bei einer Polizeiwache der Autoschlosser Wilhelm Meier unter der Selbstbeschuldigung, seine von ihm ge schiedene Ehefrau in ihrer Wohnung ermordet zu haben. Polizeibeamte, die sich sofort in die an gegebene Wohnung begaben, fanden die Frau auf dem Küchenherd liegend tot auf. Der Hak der Toten wies Würgemale auf. Der Täter verweigert alle Angaben über den Beweggrund seiner Tat. Mord an einer Greisin Heydekrug (Memelgebiet). In dem Dorfe Po- kischken drang während der Nacht ein Mann in die Wohnung einer Besitzersfrau ein. Mit einer Axt schlug er auf die 70 Jahre alte Frau ein und tötete sie. Dann lief er in den Stall und erhängte sich dort. Die Tochter, die er eigentlich hatte er schlagen wollen, weil sie ihn verschmäht hatte, war in der Dunkelheit geflüchtet. Er hatte die bejahrte Frau mit der Tochter verwechselt. Witwe um 2000 Mark bestohlen Berlin. Die im Erdgeschoß des Hauses Schwedt- straße 31 wohnende Witwe Emilie Schuster wurde während ihrer Abwesenheit von einem dreisten Ein brecher heimgesucht. Als die Frau, die in der Nähe ihrer Wohnung ein Kohlengeschäft betreibt, am Abend nach Hause zurückkehrte, mußte sie fest stellen, daß Einbrecher ihre Geldkassette erbrochen und einen Betrag von 2000 Mark gestohlen hatten. Auch ein Kästchen mit Schmucksachen fehlte. Eine auf der gegenüberliegenden Seite der Straße wohnende Zeugin will in der fraglichen Zeit auf der Straße einen. Mann gesehen haben, der sich nach einem auf den Gehsteig gefallenen Schmuck stück bückte. Es soll sich um einen jüngeren Mann handeln, der mit Knickerbockers, einer Sport mütze und einem dunklen Mantel bekleidet war. Vermutlich ist der Einbrecher vom Hofe aus durch ein osfenstehendes Lichtfenster in die Wohnung eingestiegen. Schwere Unwetter über Mittel- italien Rom. Über Mittelitalien sind neuerdings schwere Unwetter niedergegangen. Am stärksten sind die Schäden in Toscana. In Siena wurden mehrere Häuser schwer beschädigt und durch Erdrutsche drei Personen verletzt. Ferner wird aus der Provinz gemeldet, daß der Sturm einen Weinkarren um stürzte, der den Führer erschlug. Ein Kind wurde durch herabstllrzende Dachziegel schwer verletzt. In Sardinien brachte das Unwetter die ersten schweren Regengüsse dieses Herbstes, die jedoch nicht hin reichend sind, um auf den ausgedörrten Ackern die Herbstbestellung zu ermöglichen. Das feinste Filter der Welt Einer schwäbischen Firma ist es gelungen, das feinste Filter der Welt herzustellen. Nicht weniger als eine Million Poren sind auf einem Ouadrat- zentimeter der Fläche enthalten. Es hat jahre langer Versuche bedurft, um einen anorganischen Stoss zu finden, der eine Schichte von beliebig kleiner Pörengröße herzustellen gestattet. Die neue Erfindung ist zweihundertmal leistungs fähiger als das Kollodiumfilter, bedarf also zur Bewältigung einer großen Wassermenge nur einer wenig umfangreichen Apparatur. Das neue Filter ist leicht rückspülbar und unzerbrechlich. Die Kleinheit der Poren ermöglicht es ihm, dauernd steriles Wasser zu liefern. Berlin. An Hand eines Einzelfalles — eines von vielen Fällen! — mahnt der Zeitungsdienst der Vela (Vereinigung der leitenden Angestellten e. V.) alle Angestellten zu äußerster Vorsicht bei der Bewerbung um Stellen „mit Jnteresseneinlage", „mit Kaution" oder dergleichen. Er bemerkt hierzu, daß selbstverständlich durchaus nicht alle Stel lungen, bei denen eine Sicherheitsleistung vorge schrieben ist, als betrügerisch angesehen werden können. Doch muß dringend angeraten werden, in jedem solchen Falle sich nachdrücklichst zu versichern, daß die kaufmännische Güte dieses geldliche Be teiligung fordernden Arbeitgebers außer Zweifel steht, daß die Verhältnisse geordnete sind und daß ausreichende Sicherheiten geboten werden. Die Auffassungen ehrbarer Kaufleute gingen und gehen jedenfalls dahin, daß sie unter keinen Umständen, wenn sie Geld nötig haben, die Spargroschen ihrer Angestellten gefährden, oder gar, wie es vorkommt, die der Eltern ihrer Lehrlinge! In dem besonderen Falle, der hier erwähnt werden soll, hatte ein Kaufmann, der behauptete, ein umfangreiches Kalkwerk zu besitzen, zwei Büroangestellte gesucht, die beide eine nicht unerhebliche „Jnteresseneinlage" als Sicherheit geben mußten. Ihr Gehalt bekamen sie nicht, und als sie schließlich vor das Arbeits gericht gingen und dieses den Arbeitgeber aus Zah lung des Gehalts und Rückzahlung der Kaution verurteilte, ergab sich, daß nichts mehr zu pfänden da war und der „Werksbesitzer" bereits vor langer Zeit den Offenbarungseid geleistet hatte, übrigens hat er ohne Erfolg versucht, noch einen dritten erwerbslosen Angestellten hereinzulegen. Das Strafgericht hat ihn zu einer längeren Gefängnis strafe verurteilt — aber damit haben die beiden Angestellten weder ihr Gehalt noch ihre „Jnter esseneinlage". Beachtenswerte Hinweise für Hypotheken- und Darlehensucher Chemnitz. Das Polizeipräsidium — Kriminal amt — Chemnitz teilt mit: Bei dem Kriminalamt O gegen V wegen F Dinant ist eine Stadt in der belgischen Provinz Namur. Liegt im Maastal. Hat Glas- und Pa pierfabriken, Eisen- und Kupferwerke, sowie be rühmte Kuchenbäckereien. Trotzalledem steht siebet uns Deutschen nicht gerade in süßer Erinnerung. Und darum geht es eben! Darum geht jetzt v, das heißt die Stadt Dinant, noch genauer die Stadtverwaltung von Dinant gegen „L" vor ... Die Firma Baedecker dürste mindestens so be kannt sein wie die Stadt Dinant. Sie verbreitet ausgezeichnete Reisehandbücher über alle Herr gottsländer. Sogar über Städte in belgischen Pro vinzen. Der Baedecker über Dinant berichtet nun u. a. über die dortigen Franktireurs, die im Weltkrieg ihren Privatkrieg im Rücken der deutschen Truppen führten und deutsche Soldaten meuchlings mor deten. Und das ist der Stadtverwaltung überaus peinlich. Das deutsche Kommando ließ zwar 600 Frank tireurs von Dinant aburteilen. Das genügt aber nicht: achtzehn Jahre später wollen die Stadtväter die damals „Gefeierten" ganz, radikal aus der Weltgeschichte schaffen und glatt abstreiten, daß Dinant jemals im Leben überhaupt Franktireurs der Welt geschenkt hätte. Dinant prozessiert gegen Baedecker. laufen fortgesetzt Anzeigen von Personen ein, die sich durch Kreditangebote irreführchi lassen und betrogen fühlen. Deshalb wird yarauf hinge wiesen, daß Geldangeboten gegenüber in heutiger Zeit ganz besondere Vorsicht am Platze ist. Man muß beachten, daß diejenigen Personen, die Hy potheken und Darlehen anbieten, äußerst selten Selbstgeber sind, sondern zu 90lediglich Ver mittler. Diese nehmen nur Anträge auf Gewäh rung eines Darlehens gegen Zahluyg einer Ge bühr entgegen und leiten sie an andere Stellen weiter. Damit hat sich die Tätigkeit^dös Vermitt lers erledigt. Auf Gewährung des "Kredits selbst hat er meist keinen Einfluß. Der Vermittler kann infolgedessen auch in ganz seltenem Fällen feste Versprechungen machen, daß der Kredit tatsächlich gewährt wird. Wie die Erfahrung' gelehrt hat, sind viele Vermittler nicht einmal darüber orien tiert, ob die Stelle, an welche sisxden Antrag weiter geben, auch tatsächlich reell arbeitet. Viele Institute, die sich fälschlich als Bank- oder Finan zierungsinstitute bezeichnen, haben' meist nur Interesse an der Zahlung einer weiteren Gebühr, denken aber gar nicht daran, ein Darlehen zu gewähren. Wohl verbreiten solche Institute Aus zahlungslisten über die vorgenommene Gewährung von Darlehen. Solche Listen sind aber wertlos, solange sie nicht auf ihre Richtigkeit hin geprüft sind. Wer sich vor Betrug auf diesem Gebiete schützen will, der wende sich in erster Linie an Institute oder Vermittler, die als vertrauenswürdig bekannt oder empfohlen sind. Bei Aufnahme von Verbin dungen mit auswärtigen Stellen frage man vor Zahlung einer Gebühr bei der „Zentralstelle zur Bekämpfung der Schwindelfirmen", Hamburg, Börse 11, Zimmer 218, an (Rückporto beifügen). Bei dieser Stelle werden solche Firmen registriert, die als Schwindelfirmen festgestellt worden sind. Im übrigen lasse man sich alle Zusicherungen, die der Vermittler über die voraussichtliche Gewäh rung des Darlehens macht, schriftlich geben, ehe man irgendwelche Gebühr zahlt und ehe man einen Darlehenantrag unterschreibt. Wegen Geschäftsschädigung! Für deutschstämmige Ausflügler dürfte nämlich die Anführung der 600 Soldatenmörder nicht ge rade ein spezifisches Lockmittel sein, Dinant zu be suchen. Und das ist Geschäftsschädigung! Zumindest anno 1932. O welche Wandlung in der Handlung ... Tragischer Freitod eines Kriminal beamten Essen. Wie die Pressestelle des Essener Polizei präsidiums mitteilt, hat sich der Kriminalassistent Kruckow in seiner Wohnung zwei Brustschüsse beigebracht und ist kurz nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus gestorben. Der Beamte hatte den Auftrag, mit einem wegen Einbruchs Fest genommenen zwecks Klärung des Sachverhaltes außerhalb des Dienstgebäudes weitere Fest stellungen zu treffen. Bei dieser Gelegenheit ist der Festgenommene dem Beamten entwichen. Kruckow war bemüht, den Entwichenen wieder zu ergreifen, was ihm jedoch nicht gelang. Er hat sich dies so zu Herzen genommen, daß er, wie er in einem Abschiedsbrief erklärt, diesen Mißerfolg nur durch seinen Tod sühnen zu können glaubte. Kruckow hinterläßt Frau und Kind. Senkung der Siedlerrenten Der Reichslandbund an den Reichsernährungs minister Berlin. Der geschäftsführende Präsident des Reichslandbundes, Graf von Kalckreuth, hat am 8. Oktober folgendes Telegramm an den Reichs ernährungsminister gerichtet: „Beabsichtigte Sen kung der Siedlerrenten auf 3)4 v. H. ist nach unserer genauen Kenntnis der Verhältnisse völlig unzureichend. Wenn schon für 1931/32 Halbierung der Rentenlast erfolgen mußte, ist gleiche Maß nahme für die jetzige Notzeit erst recht erforder lich, da die Verhältnisse sich nicht verbessert, son dern tatsächlich verschlechtert haben. Ein großer Teil der Siedler ist bisher nicht einmal imstande gewesen, selbst diese SO v. H. der Rente sür 1931/32 aufzubringen. Notmaßnahme muß sich auch auf Altsiedler und Flüchtlingssiedler erstrecken, deren bisherige Ausnahmebehandlung unerträglich. Gegenwärtige Notlage der angesetzten Siedler ge fährdet Zukunft des Siedlungswerks." Wegen Rauschgiftschmuggels verurteilt London. Von den Gerichtshöfen in Alexandria wurden wiederum vierundzwanzig Personen wegen Schmuggels von Rauschgiften mit der zulässigen Höchststrafe von fünf Jahren Gefängnis und 1000 Pfund Strafe belegt. Insgesamt sind 63 Personen angeklagt. Einige weitere Angeklagte kamen mit geringeren Strafen davon. 22 wurden freige sprochen, ein Grieche wurde des Landes verwiesen, neun Angeklagte werden vor die Konsulargerichts höfe gestellt werden. Unter den Angeklagten be finden sich drei englische Staatsangehörige. Hamburger Dampfer rettet finnische Seglerbesahung Hamburg. Der Dampfer „Asta" der Hamburger Reederei Max Mörck hat nach einem Bericht des Kapitäns in der Nähe von Dagö bei schwerem Nordweststurm die achtköpfige Besatzung eines finnischen Dampfers gerettet. Der Segler ist dann auseinandergebrochen und gesunken. Ordnung mutz sein Geschäftstüchtige Unternehmer in Budapest ver fielen in Ermangelung anderer Geschäfte auf die Idee, ein neuartiges postalisches Unternehmen auf zuziehen. Sie sammelten für größere Firmen, Genossenschaften und anderes mehr Postsendungen ein und haben diese alle zwei Stunden austragen lassen. Da in Budapest die Einrichtung der Rohr post noch ganz neu und infolgedessen etwas un vollkommen ist, konnten die „Privatbriefträger" ganz gute Geschäfte machen; schließlich gibt es trotz aller Krise immer noch eine ganze Menge Leute, die gern auf dem allerschnellsten Wege er fahren möchten, wann, wo und wer — Pleite macht. . . Die Privatpost blühte also bis zu jenem denk würdigen Tage, an dem die Oberpostdirektion den dienstlichen Entschluß faßte, daß es keine besseren Unternehmungen geben dürfe als die offizielle Post, und daß Schnelligkeit zwar eine Zier ist, ohne man die jedoch bestimmt weiter käme. — Ein Erlaß besagte, daß es in einem Ordnungs staate unstatthaft sei, dem einzig beglaubigten sakrosankten Postsendungsbeförderungsinstitut, nämlich der staatlichen Post, Konkurrenz zu machen. Die Privatbriefträger mußten einpacken und bekamen darüber hinaus einen Prozeß aufge brummt wegen — unlauteren Wettbewerbs und Geschäftsschädigung der königlich-ungarischen Post. Da kann man nichts machen: Ordnung muß sein! Mr Haus uns Bureau o 1-7^ Schnitte zu diesen Modellen sowie alle Lyon-Schnitte sind durch Earl Henning, Pulsnitz, zu beziehen L77ZZ Hauskleid aus kariertem Wollstoff. Der Ausschnitt ist mit Blenden abgeseyt. Lyon-Schnitt Grösse44 (Grosser Schnitt). 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Vo lant- und Pltsseeröcke kommen für diese Kleider ebenso wenig in Frage wie garnierte, unten weit ausfallende Ärmel und wie rüschenbeseyte, ko kette Batistkrägelchen, denn diese Kleider betonen eben mehr das Praktische, Zweckmässige. Natürlich wir- auch auf eine gefällige Aufmachung viel Wert gelegt; welche Frau, gleichviel ob sie sich im Haus oder im Bureau betätigt, legte keinen Wert auf ein hübsches Aussehen! — Selbstverständlich sind die Garnierungen dieser schlichten Kleider andere als die, die für die eleganten Kleiber in Frage kommen. Man begnügt sich im all- gemeinen mit Steppereien, Blenden und Paspeln in gleicher oder abstechender Farbe. Auch die farbigen Gürtelschnallen, zu denen im Material und in der Farbe ein paar Bssayknöpfe paffen, werden hier gern verwendet. Dazu kommen dann natürlich die kleidsamen, in ihrer Form ganz einfachen Kragen, Einsätze und Armelaufschläge, für die weisser Waschpike«, das bevorzugte Material ist. — Zu den hier abgebilbeten Modellen sind Lyon - Schnitte erhältlich. A. K. n