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598 PAPIER ZEITUNG Nr 16 Nimmt man mehr Extrakt, so muss man auch verhältnissmässig mehr Alaun und infolgedessen auch mehr Soda zum Ausfällen anwenden. Nur hüte man sich vor zu reichlicher Anwendung von Soda, weil dadurch das Grün angegriffen wird. Statt Alaun kann man auch schwefelsaures Kupferoxyd anwenden oder dem Alaun gewisse Theile davon heimischen. Auf die Menge Blanc fixe kommt es nicht an. Auch kann man, nach dem das mit möglichst viel Wasser angerührte Blanc fixe fein gesiebt und die grüne Anilinlösung heiss dazu gerührt ist, mit sehr verdünnter Tanninlösung, der man 5 bis 10 pCt. Brech weinstein beimischt, niederschlagen. Durch Zusatz von etwas essigsaurem Natron wird der Niederschlag leichter vollständig. Auch Pikrinsäure schlägt Brillantgrün nieder, nur wird dadurch der Niederschlag gelblicher. Sehr gut glättfähiges Grün erhält man, wenn man, nachdem Blanc fixe und Grünlösung im Bottich gehörig durcheinander gerührt sind, schwache Lösung von alkalifreier Oelseife langsam zulaufen lässt und dabei gut rührt. Auf 1 kg Brillantgrün kann man reichlich 1/a kg Seife geben. Dann fällt man mit Tannin, Brechweinstein, Pikrinsäure oder mit Kaseinlösung. In letzterem Falle muss die fertige Mischung kochen, wobei etwas Formaldehyd zu gegeben werden kann, etwa 3—4 pCt. des trocknen Kaseins. Fortsetzung folgt Berliner Papier- und Schreibwaaren-Neuheiten Nachdruck verboten Die Jubelfeier des Königreichs Preussen liess eine ganze Reihe Motive für Postkarten erstehen, von den einfachsten in Schwarz gedruckten mit Bildnissen des Kaisers und seiner Vor fahren, die Thaten symbolisch feiernd, die sie berühmt gemacht in der Geschichte, bis zu den reichsten in Mehrfarbendruck, sogar mit Glasperlen und Metallflittern verziert, um das minder gebildete Publikum für die Bedeutung des Tages ereignisses zu interessiren und seinem Geschmack für das Glänzende und ins Auge fallende zu entsprechen. Die Ausstattung der Postkartenbilder mit Metallflittern beschränkt sich im Allgemeinen auf die Umrisse. Dennoch erscheinen viele dadurch überladen, indem der künstlerische Entwurf durch die Flittermasse und deren grellen Schein förmlich er drückt wird. Etwas sparsamer angewandt, würde der Metall glanz besser wirken und die Arbeit des Künstlers nicht in die zweite Reihe drücken. Diesen Flitterschmuck finden wir auch bereits auf Tischläufern, doch hält er sich hier noch in angemessenen Grenzen, sodass er nicht überladen wirkt. Originell sind die Postkarten, deren Frauenköpfe mit aufge klebtem Wollhaar versehen sind. Ein Gelatineblatt, mit Gold- oder Silberschnur rings herum auf der durchlochten Karte befestigt, bedeckt das ganze Bild. Desgleichen »ein Schnellzug aus der Havanna«. Jede Karte stellt einen karrikirten Männer kopf dar mit einer Zigarette im Munde. Setzt man diese in Brand, so entzünden sich auch zwei andere, die am Hut des Kopfes angebracht sind. Die neuesten Chinesenpostkarten sind mit echtem oder nachgeahmten Chinapapier beklebt, auf welchem Szenen aus dem häuslichen Leben der Chinesen dargestellt sind. Postkarten mit Auf Hebungen sind seit Kurzem auch nach der Schweiz und Oesterreich-Ungarn zulässig, soweit der Charakter der Sendung als offene Postkarte gewahrt bleibt, und die aufgeklebten Zettel der ganzen Fläche nach befestigt sind. Deutsche Dichter und Schriftsteller werden noch andauernd auf den Postkarten illustrirt. Zu den neuesten Kunsterzeug nissen dieser Art in Farbendruck gehören die Ganghofer-Karten, während die Illustrationen zu Chamisso’s »Frauen-Liebe und -Leben« in Schwarzdruck gehalten sind. Auch in den Spiel karten haben die Zeichner und Maler jetzt Vorbilder für Post kartenschmuck gefunden, indem z. B. die Asse in grosser Form als Hintergrund für einen Frauenkopf dienen. Anderseits gab ihnen der Burenkrieg Veranlassung zur Anfertigung neuer Spielkarten. Die »Transvaal-Karten« zum Whist veranschau lichen in ihren Bildern Burentypen. Die Menü- und Tischkarten künden bereits den Frühling an. Sie sind leicht verziert mit den Erstlingen der verjüngten Natur, verschiedenen Gräsern, auf welchen ein plastischer Schmetterling angebracht ist, der in seiner Naturtreue die Täuschung erweckt, als habe er sich soeben darauf nieder gelassen. In gleicher Weise könnten auch andere niedliche Insekten, wie Libellen, Fliegen, Bienen usw. Verwendung finden. Menü- und Tischkarten werden auch mit einem kleinen Strauss Frühlingsblumen von Stoff besteckt. Auch Glasschmuck findet auf dieser Art Karten wie auf Briefbogen neuerdings viel Verwendung. Die runden oder ovalen Glasplatten, unter welchen man Landschaften, Bilder von Thieren, Blumen, Pilzen, silbernen Hufeisen usw. durchscheinen sieht, sind manchmal fast 2 cm gross. Maassstäbe aus Papier sind jetzt von solcher Güte, dass sie den hölzernen, weil diese sehr leicht zerbrechen, bei Weitem vorzuziehen sind. Die Metermaasse aus Pappe kosten nur 5 Pf. Die Papiermasse ist äusserst zäh und widerstandsfähig wie Darmsaiten, namentlich bei den Transversalmaassstäben, die sich unter dem Einfluss der Atmosfäre weder ausdehnen noch zusammenziehen und doch schon zu 15 Pf. erhältlich sind. Aus festem und klarem Stoff besteht auch das Leonin- Paus-Papier, das ohne Anwendung von Gelen hergestellt ist. Es ist daher vollständig geruchlos, vergilbt nicht und ist für Zeichner besonders um seiner glasartigen Klarheit willen zu empfehlen. Briefpapier liegt in einer ganzen Anzahl neuer Formen aus. Als bemerkenswerth treten zunächst die Briefpapiere des Kaisers hervor. Das eine ist hellblau, ganz schlicht und mit dem Orden vom schwarzen Adler oben links auf dem Bogen wie auf der breiten Schlussklappe der Kuverte verziert. Das andere ist grau mit Stoffmusterung und mit dem Wappen oder Flottenbanner auf weissem Grunde versehen. Ein anderes Papier ist violett, die englische Trauerfarbe, und hat ein silbernes Monogramm. Auch weisses mit einem goldenen W nebst Krone ist vorhanden, desgleichen schlicht graues mit weisser Kante und Goldbuchstaben. Das Trauerpapier der Kaiserin Friedrich ist hell violett mit breitem schwarzem Rand; Krone und Adresse in Schwarzdruck stehen oben rechts oder das Monogramm mit Krone oben in der Mitte des Bogens. Eigenthümlich ist das Papier »Batist«. In der Musterung, blau, braun, orange auf weissem Grunde ist vielleicht eine Nachahmung des Baum wollenstoffes versucht worden, den die Eingeborenen auf Java durch Aufträufelung von flüssigem Wachs auf Gewebe er zielen, bevor es in die Farbenlauge kommt. Das Papier »Tanagra« ist hellgrau und mit klassischen Figuren in Silber ausgestattet. »Anna Lise« ist resedagrün, ganz schlicht und ohne Glanz, mit rauher Kante und fingerbreit eingepresstem Rand. »Royal Rifle«, blau mit Steinmusterung, ist ebenfalls ohne weiteren Zierrath. Die Farbe von »Batiste azur« wird durch den Namen gekennzeichnet, hat Stoffmusterung und schmalen Silberrand. H. P. Probenschau Preisliste von Gelblce & Benedictus in Dresden, Löbtauerstr. 32. Kotillon- und Karneval-Gegenstände jeder erdenklichen Art, Mützen, Orden, Blumen, Pappwaaren, ganze Anzüge, Scherz- Plakate, Attrappen, Laternen und Feuerwerkskörper sind in grosser Mannigfaltigkeit abgebildet und beschrieben. Der Katalog umfasst etwa 176 Seiten und ist mit einer Beilage ausgestattet, auf der die am meisten gebrauchten Gegen stände, bunte Mützen und andere Kopfbedeckungen, farbig ab- gebildet sind. Umschlag für Drucksachen. DRGM von R. Kleinert, Buch- bindermeister in Hirschberg, Schlesien. Postbehörden sowie Ver sender von Drucksachen empfinden es als grossen Uebelstand, dass Briefe, Postkarten, überhaupt kleinere Postsendungen sich leicht in offene oder unter Streifband versandte Drucksachen schieben und infolgedessen spät oder garnicht in die Hand Desjenigen gelangen, an den sie gerichtet sind. Genannte Firma will diesem Uebelstand dadurch abhelfen, dass sie Umschläge ver schiedener Form herstellt, die sich von Briefumschlägen dadurch unterscheiden, dass der gummirte Rand in der Mitte perforirt ist. Bei Verwendung dieser dütenförmigen Briefumschläge für Druck sachen soll der Versender den unter der perforirten Linie liegenden Theil der gummirten Klappe an feuchten und ankleben. Dadurch ist die Sendung gegen Ein schieben von Poststücken gesichert. Der Postbeamte hat Ge legenheit sich zu überzeugen, ob der Inhalt eine Drucksache ist, da er den obern Theil der Verschlussklappe längs der Perforirlinie aufreissen und so zum Inhalt gelangen kann. Die Brauchbarkeit dieser Umschläge hängt davon ab, ob die Post- behörden sie als offen betrachten. Wir bezweifeln dies, da die Umschläge doch thatsächlich geschlossen sind, und sogenannte »Kartenbriefe«, die sich in ähnlicher Weise öffnen lassen, von der Post als geschlossene Briefe behandelt werden,