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Nr. 18 PAPIER-ZEITUNG 597 Holzschliff-Lieferung Ich habe mit A. für das Jahr 1900 80—40 Waggon la Fichtenstoff abgeschlossen. Davon blieben Ende dieses Jahres drei Waggons zu liefern im Rückstand. Ich forderte A. zur Nachlieferung der drei Waggons zum aus gemachten Preis auf, derselbe weigerte sich aber, mit der Begründung, dass durch den Wassermangel seine Holzschleiferei nicht arbeiten konnte und daher seine Lieferpflicht aufhöre. Beim Abschluss wurde keine »force majeure-Klausel« ausbedungen. Mit demselben Wasser mangel hatte auch meine Papierfabrik zu kämpfen, ohne dass ich mich der eingegangenen Lieferpflicht entzogen hätte. A. sagt, dass seine Holzschleiferei nur auf den Wasserbetrieb angewiesen sei, und verweigert deshalb jede Nachlieferung der aus dem Vorjahre rück ständigen Waggons. Ich bin aber der Ansicht, die rückständigen drei Waggons zum alten Preis mit Recht beanspruchen zu können. Ich bitte um Ihre Ansicht. B., Papierfabrikant • * * Mit der Papierfabrik B. bin ich in Meinungsverschiedenheit ge- rathen. B. theilt uns nun mit, dass er Ihnen die Angelegenheit unter breitet habe. Ich bin bei den Lieferungen des Jahres 1900 für B. um drei Waggons zu 10000 kg feucht im Rückstand geblieben, B verlangt Nachlieferung zum alten Preis. Ich sende anbei von diesem Zeitpunkt an aie Originalbriefe von B. und die meinem Kopir- buch entnommenen genauen Abschriften meiner Antworten. Nach Ihrer schon einmal in solcher Sache getroffenen Ent scheidung: »Nachlieferung von Holzschliff« in Nr. 98 der Papier- Zeitung von 1900, Seite 3679, bin ich der Ansicht, dass auch Sie unsern Standpunkt vertreten. Wir könnten wegen der Konsequenzen nicht nachliefern und müssten es also aufs Aeusserste ankommen lassen. Wenn Verhinderung durch höhere Gewalt, wie dieselbe im Sommer und Herbst 1900 für meine Holzschleiferei aufgetreten ist, nicht zum Schutze für uns geeignet ist, dann giebt es diesen Schutz durch »höhere Gewalt« überhaupt nur theoretisch. A., Holzschleifer Der in Nr. 98 ertheilte Bescheid lässt sich nicht auf obigen Streitfall an wenden. In Nr. 98 handelte es sich um Nach lieferung von Schliff, der vom Käufer nicht rechtzeitig ab gerufen wurde. Aus dem uns gesandten Briefwechsel geht nicht hervor, ob 1. der Käufer im Laufe des Jahres mehr ab gerufen hat, als ihm geliefert, und als Grund der Nichtlieferung Wassermangel angegeben wurde, oder ob 2. jeder Abruf des Käufers befriedigt wurde, und er jetzt drei Waggons be ansprucht, die er im Vertragsjahr nicht abgerufen hat. Im ersten Fall ist der Verkäufer nicht verpflichtet drei Waggons nachzuliefern, falls er nachweist — auf Wunsch unter Vor legung seiner Bücher —, dass während der Zeit des Liefer verzuges seine Erzeugung zur Erfüllung seiner Lieferungs verpflichtungen nicht hinreichte. Ohne solchen Nachweis könnte es geschehen, dass der Verkäufer unter dem Vorwand höherer Gewalt die Vertragsmengen nicht liefert, dafür aber Ladungen an gelegentliche Käufer zu höheren Preisen abgiebt. Im zweiten Fall ist der Verkäufer zur Nachlieferung nicht verpflichtet, denn er hat verkauft: abzunehmen 1900 in regel- mässigen monatlichen Bezügen von drei Doppelladungen. Durch Lieferung der für 1900 abgerufenen 37 Doppelladungen hat er seiner Lieferpflicht genügt, brauchte demnach die zur Höchstmenge fehlenden drei Waggonladungen dem Käufer nach § 294 BGB. nicht anzubieten. Sonntagsruhe der Grosshandlungen. In Frankfurt a. M. trat am 1- Februar volle Sonntagsruhe für Engros-Geschäfte in Kraft. Eine Freude für das Personal, für die Prinzipale ein neues Uebel. Ein Grosshandlungshaus hat einen Weg gezeigt, das Gesetz zu umgehen; es hat ein Schild »Engros und Detail« anbringen lassen. E. R. 18. Offizielle Leipziger Papiermesse Petersstrasse 44, III. Stock veranstaltet vom Mitteldeutschen Papier-Verein, Vorsitzender Bruno Nestmann Leipzig, 17. Februar 1901 Der Leipziger Berichterstatter der Papier-Zeitung stellt in Nr. 14, S. 519, die sehr gewagte Behauptung auf, dass die Papiermesse »den Rückgang des Papierkleinhandels« zeigen wird. Das soll der Herr doch erst mal abwarten. Hat je ein Mensch den Schleier der Zukunft gelüftet? Bezüglich der Papiermesse steht es fest, dass sie sehr gut be schickt sein wird, denn die vorhandenen 460 qm Ausstellungsfläche sind durch etwa 100 Aussteller besetzt, sodass weitere Anmeldungen nicht mehr angenommen werden. Papier wird ja nicht stark vertreten sein — es eignet sich eben nicht als Messartikel und wird zur Meese wenig gehandelt —, immer hin wird man Lösch-, Kloset- und andere, besonders präparirte und bearbeitete Papiere in reicher Auswahl finden. Postkarten und Alben werden von vielen, darunter höchst angesehenen Firmen des In- und Auslandes ausgestellt, Papierwaaren und Schreibwaaren in grosser Mannigfaltigkeit: Kartonnagen (für Ausfuhr z. B. Penny-toys) usw.; vier deutsche Stahlfederfabriken führen ihre Erzeugnisse vor. Kopir- pressen, Vervielfältigungs-Apparate und Maschinen für die Papier industrie (u. A. auch Karl Krause), Holzwaaren für Schreib-, Mal- und Zeichenzwecke (Reissschienen, Winkel, Lineale, Löscher, Schiefer kästen usw.). Als neue Waaren, die hier bisher nicht ausgestellt waren, sind hinzugetreten und werden von verschiedenen Fabrikanten vorgeführt: Kontormöbel, Pulte, Regale, Briefordnerschränke, Archivschränke, ebenso Papier-Musterschränke (aus Eisen mit 400 Fächern) und viele andere Neuheiten, die ja auf der Papiermesse immer besonders ge sucht werden. Mag nur keiner der vielen nach Leipzig kommenden Papier- Fachgenossen und dem Fach nahestehenden Geschäftsleute den Be such der Papiermesse versäumen! Mehrere Treppenaufgänge und zwei Fahrstühle führen die Besucher in die höchst angenehmen und eleganten Räume des III. Stockes, Petersstr. 44 (Messpalast). B. Fortschritte der Buntpapierfabrikation Von August Weichelt Fortsetzung zu Nr. 14 d. Js. Nachdruck verboten 33. Schwarzlack. 120 kg Blauholzextrakt (Syrup) und 26 kg Querzitronextrakt (Syrup) mit 1000 1 heissen Wassers angerührt und gesiebt, dazu 16 kg chroms. Kali in 100 1 Wasser, 64 kg Eisenvitrol in 200 1 Wasser und 48 kg kryst. Soda in 200 1 Wasser. Der dann noch dreimal mit reichlich Wasser ausgewaschene und abgepresste Niederschlag gab 485 kg dicken Teig. Dieser Schwarzlack, wovon die 100 kg mit Arbeitslohn und Spesen auf rund 20 M. zu stehen kommen, eignet sich besonders gut für schwarz Kalbleder-Imitation. Mit Lösung von violett Krystall gemischt, erhält man ein schönes, etwas bronzeartiges Dunkel violett für Glanzzwecke. 34. Blauschwarz-Lack. 55 kg festes, französisches Blauholzextrakt in 400 1 Wasser, 42 kg Eisenvitrol in 200 1 Wasser, 2 kg Kupfervitrol in 20 1 Wasser, 2 kg Chromkali in 20 1 Wasser, der Reihenfolge nach gemischt, mit 16 kg kryst. Soda in 60 1 Wasser und 1 kg Pott asche in 20 1 Wasser gelöst. Der Niederschlag giebt nach drei maligem Auswaschen und Pressen 230 kg dicke Teigfarbe. 35. Bronzebraunähnliche Farbe für billiges Glanz- und Lederpapier. 42 kg Blauholzextrakt II (Syrup) mit 150 1 heissen Wassers gemischt, dazu 28 kg Alaun in 150 1 Wasser, 21 kg kryst. Soda in 100 1 Wasser und 21/2 kg Neu-Fuchsin (von K. Oehler, Frankfurt a. M.) in 50 1 Wasser gelöst. Niederschlag waschen und leicht pressen, giebt 147 kg dicke Teigfarbe. 36. Bronzebraune Farbe. 200 kg Blauholzextrakt I in Syrupform mit 400 1 warmen Wassers anrühren und durch ein feines Sieb in einen Bottich geben, dazu unter beständigem Rühren laufen lassen: 60 kg Alaun in 400 1 Wasser und 10 kg chromsaures Kali in 100 1 Wasser gelöst. Dieses Gemisch mit 170 kg Aetzkalilauge (wie unter 10 beschrieben) unter flottem Rühren niederschlagen und noch 1 kg Zinnsolution (12) mit etwa 20 1 Wasser verdünnt dazu rühren. Den Niederschlag dreimal waschen und filtriren. In der Filterpresse ausgepresst, erhält man 475 kg Teigfarbe. 37. Bronzebraun mit prächtigem Kupferglanz erhält man, wenn man beim Mischen das Bronze braun (36) zu Streichfarbe, etwas kräftige Lösung von Brillantgrün oder besser Aethylgrün beimischt. 38. Goldkäferbronze. Mischt man Bronzebraun (36) erst mit ein wenig Chlor zinnlösung und dann mit in Spiritus (Alkohol) gelöstem Diamant- Fuchsin, so erhält der Aufstrich beim Glätten grün leuchtenden Bronzeglanz. 39. Cichoriengrün, sehr gut deckende Farbe. 100 kg Cnina-Clay werden mit 100 1 Wasser geweicht und mit einer Lösung von 5 kg Brillantgrün in 200 1 Wasser und einer anderen von 30 kg Alaun in 180 1 Wasser fein angerührt und gesiebt. Dies Gemisch wird mit einer Lösung von 121/2 kg festen Gelbholzextraktes in 150 1 Wasser und 20 kg kryst. Soda in 100 1 Wasser niederge schlagen, wobei man etwas vorsichtig zu Werke gehen muss, damit die entweichende Kohlensäure die Farbe nicht über den Bottichrand treibt. Dreimal waschen, dann pressen; Ergebniss: 250 kg Teigfarbe. 40 Anilingrüne Teigfarbe. Wenn man anstelle von China-Clay Blanc fixe anwendet, im Uebrigen aber so verfährt wie bei dem vorigen Grün (39), erhält man reinere Niederschläge. Man kann auch das Ver- hältniss zwischen Brillantgrün und Gelbholzextrakt ändern