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594 PAPIER-ZEITUNG Nr. 16 der Behörde möglichst zu vermeiden seien oder wie er sich ausdrückte, dass er nicht »reglementiren« wolle. Alle Theilnehmer vereinten sich um 1/28 Uhr zu einem Festmahl bei Sr. Excellenz von Podbielski, der seine Gäste nachher durch das Postmuseum führte und in liebenswürdiger Weise Alles erklärte. Bitte Vergl. Nr. 91 von 1900. S. 3436 Teplitz, Böhmen, 4. Februar 1901 Der Vorsitzende des Hilfsvereins für Fachgenossen und Beamte der- deutschen Papierindustrie, Herr Direktor A. Schinkel, veröffentlicht in Nr. 10 der Papier-Zeitung einen Aufruf zu Gunsten der Hinter bliebenen des Papiermachers Sommer. Dieser war in Oesterreich- Ungarn in verschiedenen Papierfabriken als Maschinenführer, Nacht aufseher und Werkführer erfolgreich thätig. Ich lernte ihn 1887—1889 kennen. Er war lange stellenlos herumgeirrt, stellenlos nur deshalb, weil ei’ ein alter Mann geworden war, er war jedoch trotz seiner mehr als 60 Jahre rüstig und arbeitsfreudig. Er kam in das Dorf Salloch bei Josefsthal, Krain, wo er Verwandte hatte, die in Josefsthal beschäftigt waren, und da es ihm trotz guter Zeugnisse nicht gelang Stellung zu finden, war er damals schon auf Almosen angewiesen. Ich zog von Josefsthal ab, um die Leitung einer grösseren Feinpapier fabrik zu übernehmen, und hörte von meinem Nachfolger, dass sich Sommer mit Säge-Schärfen für die Bauern kümmerlich ernährte. Er war nach Deutschland zuständig und hatte das Unglück, gerade in hohem Alter öfter Stellung wechseln zu müssen, sodass sich Niemand als versorgungspflichtig fühlte. Ich glaube sicher, dass diese Zeilen genügen werden, um jene Herren, deren Mitarbeiter Sommer war, an seine hungernden Hinterbliebenen zu erinnern und will mitfolgende 6 M. unter dem Motto »Jeder soviel er kann« beisteuern. Maurice Fischer, Papierfabriks-Direktor i. Pens. Wir haben obige Spende der Wittwe Theresia Sommer in Köln a. Rh., Annostr. 18, gesandt, bitten jedoch weitere Gaben an die genannte Adresse zu senden. Red. Echt Pergamentpapier Aus Süddeutschland Aus beifolgender Preisliste können Sie ersehen, dass heute trotz des Ringes der Pergamentpapier-Fabriken echt Pergamentpapier ver kauft wird: bei 5 kg zu 100 Pf. das kg) „25» » 98 „ „ „( „ 60 » » 96» » » ) franko Station „ 100 „ „ 95 „ „ „ 200 „ » 93» » » / Grössere Abschlüsse billiger. Die Firma, die das Papier so anbietet, ist Händlerin und liefert ihr Papier meist an Molkereien. Während das Papier in jeder Fabrik Deutschlands bei Abnahme unter 200 kg 1 M. kostet, liefert diese Handlung billiger. Wenn die selbe auch grösseren Bedarf hat und von einer deutschen Fabrik viel leicht 6 pCt. extra Rabatt erhält, so sind die aufgeführten Preise doch unbegreiflich. Das Papier kostet von der Fabrik bezogen 93 M. die 100 kg franko, also mit Spesen von und zur Bahn rund 93 M. 50 Pf. Mehr als 100 M. kann man aber dafür nicht erzielen, da die Preise bekannt sind, und es verschiedene Pergamentpapier-Fabriken giebt, die an Molkereien das Papier zum gleichen Preis liefern wie an den Zwischenhandel. Also sind dem Händler bei 100 M. 6 M. 50 Pf. Nutzen gegönnt, und diese bleiben meist nicht, da der Händler hierauf noch Reisespesen und Verluste rechnen und das Papier ausborgen muss. Solange die Grossisten Deutschlands keine Vereinigung gründen, lässt sich gegen derartige Sachen nicht ankämpfen, und wir müssen uns in das fügen, was die Papierfabrikanten Deutschlands uns durch ihre Vereinigung auferlegen. Aber auch sonst wäre eine Vereinigung deutscher Papier-Grosshändler sehr angebracht und würde vielleicht in mancher Beziehung zur Gesundung des Papiermarktes beitragen, besonders durch Bekämpfung solcher Papierfabriken, die an Ver braucher liefern. Grosshändler Braunholz- (Leder ) Pappen Die deutsche Pappenindustrie hatte in den letzten Jahren mit einer schweren Nothlage zu kämpfen. Obgleich die Preise für Holz um etwa 50 pCt., für Kohle um das gleiche, und die Arbeitslöhne bis zu 30 pCt. gestiegen sind, bewegten sich die Preise für Pappen an dauernd in weichender Richtung. Braune Holz-, sogenannte Leder pappen, welche hauptsächlich in der Kartonfabrikation gebraucht werden, fielen in dieser Weise von 18—20 M. die 100 kg auf 14 M. für die gleiche Menge. Den Hauptgrund hierfür bildete einerseits die Preisschleuderei schlecht situirter Fabriken, anderseits aber haupt sächlich die Konkurrenz des Auslandes. In Finland, Schweden und Norwegen sind in den letzten Jahr- zehnten zahlreiche Pappenfabriken entstanden, denen grosse Wasser kräfte zur Verfügung stehen. Die durch ausserordentlichen Holz reichthum bedingten billigen Holzpreise und bedeutend billigere Arbeitslöhne sowie das Fehlen der Belastung durch soziale Gesetze erleichterten ihnen die Einfuhr, und der Preis unserer Fabrikate wurde dadurch auf einen Tiefstand gedrückt, bei welchem nur vereinzelte Fabriken noch nothdürftig bestehen konnten. Alle nicht ganz fest situirten Fabriken unterlagen der Ungunst der Verhältnisse, so z. B. die grosse Pappenfabrik von Forke & Co. in Neuhammer am Queis. Hierzu kam noch der Umstand, dass der Zollschutz gegen das Ausland vollständig ungenügend war, betrug doch der Zoll für fertige Pappe nur 1 M die 100 kg, d. h. den gleichen Satz wie der Rohstoff zur Herstellung derselben, der Holzschliff. Bei letzterem war, wohl infolge einer irrigen Ansicht über die Höhe des Pappenzolles, noch Durch lochen vorgeschrieben, sodass die Fassung des Zolltarifes zur Einfuhr fertiger Pappen anreizen musste. Obwohl der unterzeichnete Verein angesichts der grossen in- vestirten Kapitalien es für seine Pflicht hielt, dahin zu wirken, dass diese erst seit zwei Jahrzehnten in Deutschland aufgeblühte Industrie nicht durch die Konkurrenz des Auslandes völlig zerstört würde, durch Zusammenschluss der konkurrirenden Fabriken auf Erzielung an gemessener Preise zu wirken, und einen angemessenen Zollschutz zu erreichen strebte, so hat er sich doch von jeder ungerechtfertigten Steigerung der Preise ferngehalten. In einem Artikel der »National- Zeitung« vom 9. Februar d. Js. wird erwähnt, dass sich die Preise für Druckpapier seit Bestehen der betreffenden Vereinigung um ein Drittel erhöhten und etwas Aehnliches auch indirekt inbezug auf die Pappenindustrie gefolgert, aber es ist nicht erwähnt, dass nach jener Steigerung die Preise erst wieder auf dem Standpunkt angelangt sind, auf welchem sie vor 10 bis 12 Jahren standen. Niemand wird leugnen können, dass in diesem Zeitraum alle Unkosten ungeheuer gestiegen sind, und dass der jetzt erzielte Preis keineswegs ausser ordentlich hoch ist. Der Artikel erweckt den Anschein, als ob die Fabrikanten sich vereinigt hätten, um die Preise in ungemessene Höhe zu treiben, während dieselben froh sind, wenn sie trotz gesteigerter Betriebs kosten und Spesen den Preisstand wieder erreichen, den ihre Waare vor Eintritt der ausländischen Konkurrenz hatte, und bei welchem die Pappen verarbeitende Industrie sehr gut bestehen konnte. Wenn in dem Artikel behauptet wird, dass deutsche Pappen i® Auslande billiger zu kaufen gewesen wären als im Inlande, und eine derartige Eingabe an den Herrn Reichskanzler gerichtet worden ist, so enthält jene Eingabe inbezug auf Pappen eine Unwahrheit. Die deutsche Pappenindustrie ist gegenüber der ausländischen Konkurrenz längst vom Weltmarkte verdrängt, und im Zollauslande kommt wenig deutsches Fabrikat zum Verkauf. Wenn die Schutzvereinigung der Papier verarbeitenden Industrie mit derartigen unqualifizirbaren Behauptungen an höchster Stelle vor stellig wird, so verfolgt sie nur die krasseste Interessenpolitik und möchte durch unbegrenzte Heranziehung der ausländischen Konkurrenz eine vaterländische Industrie kalt lächelnd zu Grunde richten, nur um ihrerseits unangemessenen Nutzen zu erzielen. Die deutschen Pappen fabrikanten, die jahrelang mit schwerer Nothlage gekämpft haben, sind weit davon entfernt, unangemessenen Nutzen erzielen zu wollen, aber die Existenzberechtigung wird der deutschen Industrie auch die Schutzvereinigung der Papier verarbeitenden Industrie nicht ab sprechen wollen. Thatsächlich sollte nach dem bestehenden Zolltarif Lederpappe mit 10 M. Zoll die 100 kg verzollt werden. Als Aequivalent für die Erhöhung der Getreidezölle ist seinerzeit bei den Handelsverträgen jener Zollsatz Oesterreich gegenüber auf 1 M. die 100 kg herabgesetzt worden, und als Meistbegünstigste haben Finland, Schweden und Norwegen ohne jede Gegenleistung von jener Zollherabsetzung Nutzen gezogen. Es wird immer nur von der Preissteigerung des letzten Jahres gesprochen, aber nie davon, dass die Preise zu Beginn des letzten Jahres bis auf zwei Drittel des ursprünglichen Preises zurückgegangen waren. Hierzu kommt noch, dass die Pappenindustrie auf die Aus nutzung von Wasserkräften angewiesen ist. Der überaus trockene Sommer hatte einen so ungünstigen Wasserstand der deutschen Flüsse zur Folge, dass ein Produktionsausfall von etwa 40 pCt. im Sommer eingetreten war. Noch schlimmer hat sich die Lage für unsere Industrie durch den unerwartet strengen Winter gestaltet. Die Wasser stände fast aller deutschen Flüsse sind zur Zeit so niedrig, dass die betheiligten Fabriken seit 2 Monaten wieder mit einem Produktions ausfall von 50 — 60 pCt. rechnen müssen. Dieselben haben daher trotz der eingetretenen kleinen Preiserhöhung einen schweren Kampf um ihre Existenz zu führen, besonders da ihnen das Holz durch die Kon kurrenz der rheinischen Grubenindustrie um etwa 50 pCt. vertheuer worden ist, und alle anderen Rohstoffe erheblich gestiegen sind. Gross-Särchen, 16. Februar 1901 Freie Vereinigung der Lederpappen-Fabriken von Brandenburg, Schlesien, Pommern und Preussen R. Nabbal Deutschlands Ausfuhr von unbedrucktem Papier nach Gross britannien im Januar 1901 hatte einen Werth von 34188 Lstr., um 2309 Lstr. mehr als im Januar 1900. Die gesammte Ein fuhr Grossbritanniens von unbedrucktem Papier bewerthete sich im Januar 1901 auf 240816 Lstr., um 14892 Lstr. weniger als im Januar 1900. Von der Minder-Ausfuhr wurden namentlich Belgien und Holland betroffen.