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PAPIER-ZEITUNG Nr. I Das deutsche Papierfach 1900 Aua dem Jahresbericht 1900 des Vereins Berliner Kaufleute u. Industrieller I. In der Papierfabrikation machte die Steigerung der Papierpreise, die gegen Ende 1899 in Deutschland schüchtern eingesetzt hatte, im Berichtsjahre stetige Fortschritte. Diese Erscheinung hat vielfach überrascht und ist in der That um so auffälliger, als seit langen Jahren die Papierpreise beständig gefallen waren, und die Verbraucher sich gewöhnt hatten, ihren Bedarf von Jahr zu Jahr billiger zu decken. Den Anstoss zur allgemeinen Preissteigerung gab die starke Bedarfs steigerung der britischen Zeitungsverleger infolge des Burenkrieges. Dieser im Vergleich zur Papier-Erzeugung der Welt geringe Mehr bedarf genügte, um in allen Papier aasführenden Staaten Knappheit des Druckpapiermarktes hervorzurufen und die Fabrikanten davon zu überzeugen, dass von einer Ueberproduktion keine Bede mehr war. Während in früheren Jahren lebhafte Nachfrage eine Vermehrung der Waarenherstellung hervorgerufen hatte, stellte sich diesmal einer Vergrösserung der Erzeugung der Umstand entgegen, dass die Be schaffung der dazu nöthigen Rohstofe schwierig und zum Theil un möglich war. Der überwiegende Theil der Papiere, nämlich die meisten gewöhnlichen Druck-, Schreib- und Packpapiere, sowie die Pappen werden in neuerer Zeiten aus Holzstoffen hergestellt, und die dazu tauglichen Hölzer reichen in Deutschland nicht mehr lür den Bedarf aus. Ein namhafter und jährlich steigender Theil des Papierholzes muss vom Ausland, besonders aus den angrenzenden Theilen Oester reichs, bezogen werden, und auch hier genügt gegenüber dem steigenden Papierbedarf der jährliche Holznachwuchs nicht, Die Folge ist Theuerung und Knappheit des Rohstoffs, vermehrt durch den Mangel an Waldarbeitern. Die Holznoth schreckte Unternehmer von der Neuanlage oder Vergrösserung der Papierfabriken ab. Ausser dem liess der wasserarme Sommer 1900 die Holzschleifer nur einen Theil ihrer sonstigen Erzeugung hervorbringen, sodass manche Papier fabriken zeitweilig unter Holzschliffmangel litten. Alle diese Ursachen trugen zur Vertheuerung des Papiers bei, am meisten und unmittel barsten aber die im Frühjahr 1900 enstandene Kohlennoth, durch die einzelne Papierfabriken zu wochenlangem Feiern genöthigt waren. Die Erhöhung der Kohlenpreise wirkte gerade auf die Preise des Papiers in besonderem Maasse ein, da zur Herstellung von 1 t Papier durchschnittlich 2 t Kohle gebraucht werden. Diese Verhältnisse in Deutschland trafen zusammen mit einem wasserarmen Jahre in Schweden, Norwegen und den Vereinigten Staaten, sowie mit einem ungemein grossen Papierverbrauch in Eng land, den englischen Kolonien und Japan, sodass alle wichtigen Papier erzeugenden Staaten vollauf zu tbun hatten, um den Papierbedarf des Weltmarktes zu decken. Die deutschen Papierfabrikanten sahen ein, dass sie Preiserhöhungen leichter durchsetzen können, wenn sie in der Weise gemeinsam vorgehen, dass sich die Hersteller gleichartiger Erzeugnisse gruppenweise zusammenschliessen. So entstanden im Frühjahr 1900 mehr oder weniger feste Vereinigungen der Fabrikanten folgender Papiersorten: 1. Zeitungsdruck, 2. Hol?frei Schreib und Druck, 3. Briefumschlagpapier, 4. Tapetenpapier, 6. Pergamyn, Perga mentersatz und imit. Pergament. Alle diese Vereinigungen erstrecken sich über ganz Deutschland Den engsten Verband gründeten die Zeitungsdruckpapier-Fabrikanten durch Errichtung einer gemeinsamen Verkaufsstelle in Berlin. Diese verkauft die ganze Druckpapier- Erzeugung der verbündeten Fabriken, die 80 pCt. der gesammten Druckpapier-Erzeugung Deutschlands ausmachen soll. Die anderen genannten Vereinigungen beschränken sich darauf, Mindestpreise für die gangbaren Papiersorten unter einander zu vereinbaren. Ausser dem entstanden auf einzelne Provinzen beschränkte Vereinigungen für Braunholzpapier und Pappen. Die Aufschläge gegen die Preise im Herbst 1899 betrugen im November 1900 zwischen 20 und 40 pCt., wobei der Aufschlag für diejenigen Papiere am höchsten war, die am meisten Holzschliff enthalten. Ende November 19C0 war die steigende Bewegung der Preise holzschliffreicher Papiere noch nicht zum Still stand gekommen. Wichtig für das gesammte deutsche Papierfach war die Aenderung der Verkaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten. Im Frühjahr 1900, zu Beginn der steigenden Konjunktur, änderten einzelne Fabrikanten-Gruppen die im Jahre 1891 vom Verein Deutscher Papier-Fabrikanten im Einverständniss mit den Abnehmern fest gesetzten Verkaufsbedingungen in wesentlichen Punkten zu Gunsten der Erzeuger ab. Die Aenderungen stiessen zunächst auf den Wider spruch der Abnehmer. Auf einer im August in Berlin abgehaltenen gemeinsamen Berathung der Papierfabrikanten, Grosshändler und Verarbeiter wurde indess eine nahezu vollständige Einigung erzielt, und im November wurden die neuen Verkaufsbedingungen vom Verein Deutscher Papierfabrikanten angenommen. Der Aussenhandel des Papierfachs entwickelte sich im Berichts jahre günstig, die Ausfuhr — besonders die von Druckpapier — nahm zu, auch die Ausfuhr von Holzzellstoff zeigte eine erfreuliche Zu nahme; ebenso stieg die Einfuhr von Roh- undHalbstoffen, besonders von Papierholz, beträchtlich.Fortsetzung folgt Albert Liohtenfeld Naohf., Magdeburg SortiranstalirurLumpen zur Papier- u. Kunstwoll-Fabrikation. Spindelpressen für Maschinen- und JCandbefrieb zum Entwässern von Wappen zu ^ackzwecken Maschinenbau-Gesellschaft w w w w w w w Zweibrücken (Pfalz) Leipziger buchbinderei-Hct.-Ges. vorm. Gustav Fritzscbe, Leipzig. eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee Unser neuer Practkatalog für 1901 «ter Postkarten-Blbums Hmateur-HIbums etc ete. mit 300 neubeiten ist erschienen und wird auf Uerlangen gratis und Tranco versandt. [123897 Ceipziger Buchbinderei ■ Hctiengesellscbaft vorn Gustav Fritzsche, Leipzig.