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84. Jahrgang, Nr. 200, Seite 3 — Landeslotterie-Lose erneu ern- denn die 5. Klasse wird vom 5. Sep tember bis 3. Oktober gezogen. — Die Amsel warnt... Den „ge treuen Eckart" der Vögel hat man nicht mit Unrecht die Amsel genannt. Jeder hat wohl schon einmal das auffallend anhaltende schrille und ängstliche Schreien der Amsel im Garten gehört. Man kann sicher sein, daß sich dann irgend ein schlimmer Feind der Vogelwelt hat sehen lassen, vor allem eine Katze. Es ist dies nicht etwa ein Angstruf allein, denn die Amsel folgt der Katze, von Baum zu Baum hüpfend, und läßt nicht eher ab zu schreien, bis der heimtückische Feind ihr Revier verlassen hat. Wenn der bekannte Ruf ertönt, horcht die ganze Vogelwelt auf: der Hahn macht seine Hennen durch einen polternden Ruf aufmerk sam, und manches kleine Döglem hat Zeit, ich vor dem Feind zu fluchten. So wird die Amsel in der Tat zum „getreuen Eckart , zum THarner ihrer Volksgenossen. Pulsnitz Lichtbilder-Vortrag lM Militärverein Pulsnitz. Auf den am Sonnabend, 27. August, 20 Uhr, in der Han delsschule Pulsnitz stattfindenden Lichtbilder- VorUrlg für Mitglieder, Freunde und Gönner des Militärvereins Pulsnitz wird hiermit noch mals aufmerksam gemacht. In diesem Vortrag Nur gute Nede führe Zur allgemeinen Verwilderung der Lebens formen ist auch eine höchst beklagenswerte Vernachlässigung unserer Muttersprache ge kommen. Recht selten sind die Menschen ge worden, mit denen zu reden einen wirklichen Genuß bedeutet. Man hat oft den Eindruck, als schämten sich die Leute, das, was sie sagen wollen, in einem anständigen Satz auszusprechen, ja daß ihnen auch jedes Ge fühl dafür fehlt, Gedanken in gute Worte zu kleiden. Dafür werden die Sätze mit ab gedroschenen Redewendungen, unschönen Kraftausdrücken und lächerlichen Übertrei bungen angefüllt. Was z. B. nur einiger maßen gefällt, ist sogleich „fabelhaft". Wer uns freundlich entgegenkommt, war „furcht bar" nett; war's auf einem Balle schön, so hat man sich „schrecklich" amüsiert. Ist jemand einem Bekannten gegenüber anderer Mei nung, so sagt er ordinär und grob: „Quatsch' nich!" Statt stehlen wird lieber „klauen" an gewandt, statt Mund möglichst recht laut „Fresse" gesagt — auch in Krei en, in denen das bestimmt nicht vorkommen sollte! Die vorstehenden Fälle, die noch zu den gelin desten ihrer Art gehören, könnten — leider — durch unzählige derartiger Entgleisungen beliebig vermehrt werden. Eine sprachliche Verlotterung sondergleichen hat eingesetzt; sie beweist freilich nur mit anderen unerfreu lichen Zeiterscheinungen zusammen das ra pide Schwinden idealer Lebensauffassung. Schönheitswidriges Fühlen und Denken be herrscht weite Kreise. Dazu kommen derbe Manieren, Anecken, Rülpsen, lautes Gähnen und Schneuzen — kurz: ein unverschämtes „Sichgehen-lassen" hat sich breitgemacht, das obendrein noch für „Natürlichkeit" angesehen wird. Hauptsächlich sind es jüngere Leute, die in so wenig angenehmer Weise auffallen, ja die sich in ihrer geradezu jämmerlichen Rolle oft noch sehr wichtig vorkommen. Leider unterlassen meistens die dabeistehenden älteren Personen eine entsprechende Rüge! — r. Nolmaßnahmen für Volks- und Berufsschule Bei ersterer lehmalige Steigerung der muß durch Einsparung an der Im Verordnungsblatt des Sächsischen Ministeriums für Volksbildung vom 2b. Aug. finden sich in einer Verordnung über den Stundenbedarf der Volks- und Hilfsschulen für Ostern 1933 fol gende interessante Ausführungen: Das Schuljahr 1933/34 wird voraussichtlich auf Jahre hinaus letztmalig den Schülerbe stand erhöhen, und zwar um etwa 2S 000 auf rund 620 000. Abermals mühte ein erhöhter Stundenbedarf entstehen, weil der Ostern 1933 abgehende Schülerjahrgang nur etwa 39 000 Schüler zählt, aber ein 4. Schuljahr mit etwa 64 000 Schülern in die Oberpufe eintritt und die Zahl der Neulinge nur wenig hinter der des Vorjahres Zurückbleiben wird. Demgegenüber zwingen die verschärfte, außerordentlich schwierige Geld- und Wirt schaftslage und die rückläufige Schüler bewegung von Volks- und Hilfsschule nach 1934 nicht nur zur Vermeidung höheren Auf wandes, sondern darüber hinaus zu all mählichen Einsparungen im Interesse der Schulbezirke und der Lehrer. Infolgedessen müssen auch in diesem Schuljahre in Volks- und Hilfsschule Bedarf und Deckung auf dem Wege ausgeglichen werden, der schon in der Verordnung vom 4. September 1928 und in dem Plan des Ministeriums für Volksbildung für die Ausgestaltung des ihm unterstellten Schulwesens von Ostern 1930 ab gekenn zeichnet worden ist. Danach muß ein weiterer Ausbau der Volksschulen, von zwangsläufigen Maß nahmen abgesehen, auch für das Schuljahr 1933/34 außer acht bleiben. Die Klassen sind weiter zusammenzuziehen. Nötigenfalls ist auch die Zahl der Klassenstufen zu verringern, soweit die nächsten Jahre keinen Zuwachs an Schülern bringen. Die oberste Schulbehörde und die ihr Nach geordneten Stellen müssen deshalb den ver hältnismäßig hohen Schulerbestand im Schul jahr 1933/34 mit den bestehenden Einricht tungen zu bezwingen versuchen., Notgedrungen müssen in dem Schuljahr 1933/34 zur Deckung des außerordentlichen Bedarfs jedem über 45 Jahre alten Volks- und Hilfsschullehrer 2 Überstunden wöchentlich übertragen wer den, die er unentgeltlich zu erteilen hat. werden Photographien von unseren Kriegs teilnehmern, sowie Bilder aus dem Feindes lande, welche sich auf Originalpostkarten be finden und als Dankschreiben für übersandte Liebesgaben an den Militärverein gesandt worden sind, gezeigt und erläutert werden. Dieser Vortrag ist deshalb für jedermann hochinteressant. Kamenz. In der Transmission der Dreschmaschine. In Wiesa geriet der Sohn des Gutsbesitzers Rammer beim Ein setten des Transmissionsriemens in das Ge triebe der Dampfdreschmaschine. Der Verun glückte wurde am rechten Arm so schwer ver letzt, daß er in das Kamenzer Barmherzigkeits stift eingeliefert werden mußte. St. Älarienslern. Für die Renovie rung der Klosterkirche interessiert sich auch das Landesamt für Denkmalspflege in Sachsen und will sie nach Kräften wegen der mannigfachen Kultur- und Kunstschätze fördern. Der Vorsitzende, Herr Dr. Bachmann aus Dresden, weilte dieser Tage hier, um sich per- Schülerzahl. — Mehrbedarf an der einen anderen Stelle wettgemacht werden. Außerdem können auf Grund der Sparver ordnung vom 21. September 1931 wie im laufenden Schuljahre vorübergehend Lehr personen und Stunden von Berufs-, Ge werbe- und Handelsschulen, die nochmals Schülerrückgang aufweisen werden, für teil weile und volle Verwendung in der Volks schule in Aussicht genommen werden. * Weiter wird in einer Verordnung über den Stundenbedarf der beruf lichen Schulen für das Schuljahr 1933/34 in Nr. 11 des Verordnungsblattes des Sächsischen Ministeriums für Volks bildung folgendes mitgeteilt: Im Schuljahre 1933/34 wird die Gesamt schülerzahl der Pflichtberufsschulen gegenüber dem bisherigen Bestand noch eine geringe Abminderung erfahren. Während für die Klassen des 2. und 3. Jahrgangs noch mit sinkenden Schülerzahlen zu rechnen ist, be ginnt die Schülerzahl im 1. Jahrgang usteder zu steigen. Über die Gestaltung der Verufs- chule zu Ostern muß zur Zeit die ^Ent- chließung noch Vorbehalten bleiben. Jeden alls aber kann bei der Finanzlage des Staates und der Gemeinde nicht damit ge rechnet werden, daß neue Stunden oder Stellen bewilligt werden. Etwaiger Mehr bedarf an der einen Stelle muß unbedingt durch Minderbedarf an anderer Stelle aus geglichen werden. Die Stunden, die der Volksschule in den Schuljahren 1931/32 und 1932/33 vorübergehend überlassen worden sind, werden ihr auch im Schuljahre 1933/34 in voller Zahl belassen werden können. Ob darüber hinaus der Volksschule noch weitere Stunden der Pflichtberufsschule überlassen werden können, hängt davon ab, ob hierfür nach Befriedigung der Maßnahmen, die der Erhaltung der beruflichen oder jahrgangs weisen Gliederung dienen, sowie nach einem etwa erforderlich werdenden Ausgleich inner halb der beruflichen Schulen und zwischen den Schulaufsichtsbezirken Stunden und Lehr kräfte verfügbar werden. Endgültige Ent schließung hierüber kann das Ministerium erst treffen, nachdem es den Überblick für das ganze Land erhalten hat. sönlich von dem Stand der Dinge zu über zeugen und sein Wissen und Können für diese Renovierung einzusetzen. Seine besondere Sorge wird es sein, datz die Klosterkirche in künst lerischer und stilgerechter Weise einwandfrei ausgemalt wird. Er hat ein öfteres Kommen in Aussicht gestellt. Außerordentlich bedauert er, daß die fünf Fenster an der Evangelienseite der Küche aus Mangel an Mitteln nicht er neuert werden können, da diese eine Aus besserung kaum ertragen und da das Gerüst, das später dann wieder ausgestellt werden müßte, jetzt gerade zur Hand ist. Deshalb hat sich das Kloster an mehrere Fachfirmen um Kostenanschläge gewendet. Bautzen. Bezirks-Mei st erschafts- sch letzen. Am Sonntag fand das Bezirks- Meisterschaftsschietzen der Kleinkaliberschützen- Abteilungen des Bezirkes Bautzen im Sächsi schen Mikitärveremsbund statt. Die Bautzener Abteilungen schossen auf ihrem neuen Stand im „Carola-Garten" und die Landabteilungen auf ihren Ständen. Die Bedingungen bei den Altschützen waren je fünf Schuß liegend, kniend und stehend freihändig. Die KSA. des Mili tärvereins „Grenadiere" zu Bautzen hat sich mit der Höchst.ingzahl die Bezirksmeisterschaft erschossen. — Das Gaumeisterschaftsschiehen, umfassend die Bezirke Bautzen, Kamenz Löbau und Zittau, findet voraussichtlich am 25. Sep tember statt. — Bei dem am 19. Juni ab gehaltenen Bezirksschießcn der Jungschützen- Abteilungen waren von 71 Abteilungen im ganzen Militärvereinsbund Sachsen zwei Ab teilungen aus dem Gau Bautzen die Besten und zwar Mtlöbau-Oelsa bei Löbau mit 388 und Burk bei Bautzen mit 358 Ringen. Neustadt i. Sa. Ein „gefährlicher" Gruß. Ein hiesiger Einwohner war zu einem Wallfahrtsfest auf dem Annabecg bei Lobens bau in Böhmen gefahren. Dort begrüßte er, obwohl er selbst einer linksstehenden Partei angehört, einen Bekannten aus Unfug mit „Heil Hitler!". Ein in der Nähe befindlicher tschechischer Polizeibeamter hatte dies bemerkt und verhaftete den Grüßenden aus Grund des tschechischen Republi.schutzgesetzes. DerVerhaftete wurde vom Bezirksgericht zu Hainspach wegen Vergehens gegen das Republik,chutzgesetz und wegen Paßvergehens zu drei Wochen Gefäng nis verurteilt und mußte die Strafe im Ge richtsgefängnis zu Bohmisch-Leipa verbüßen. Löbau. Zum Ehrensenator der Handelshochschule in Leipzig er nannt. Auf Grund seiner besonderen Ver dienste um das Handelsschulwesen wurde am Montag der hiesige Kaufmann Gustav Jaehne zum Ehrensenator der Handelshochschule Leip zig ernannt. Die Urkunde und die Insignien des Ehrensenators wurden von einer Kom mission unter Führung des Rektors der Han delshochschule Leipzig, Prof. Dr. Snyckers, dem Gefeierten in seiner Wohnung überreicht. Dresden. „6 38" in Dresden? Wie von nationalsozialistischer Seite mitgeteilt wird, ist für den nationalsozialistischen Groß slugtag am 4. September auf dem Heller auch das zur Zeit größte Landflugzeug der Welt, die Junkersmaschine „6 38", zu erwarten. Kamenzer Wochenmarkt Am Wochenmarkte wurde gezahlt pro Zentner: Weizen eff. Gew. 77 KZ neu 10,00—10,20, Roggen eff. Gew. 72 üg neu 7,80; Gerste (Sommer-) 9,00; (Winter-) 7,50—8,00; Hafer 6,75; Weizenmehl (Kaiserauszug) 22,00; Roggenmehl (70 A) neu 13,00; Weizenkleie, fein 5,50; grob 6,00; Roggen kleie, grob 7,00; sein 6,00; Heu 2,25—2,50; Futter stroh 1,30—1,50; Streustroh 1,30—1,50; Kar toffeln, neue 3,00 pro Zentner, Butter 1,20 das Psd.; Eier 8 Pfg. das Stück. — Ferkel 8—14; Läufer 23—25 RM. das Stück. Für ausgesuchte Ware Preis über Notiz. Wie wird das Wetter? Das Gebiet hohen Druckes hat sich südost wärts bis nach Polen verlagert. Der Kern über der Nordsee hat sich gehalten. Infolge seiner Lage im Bereiche des Hochs weist Deutschland bei schwacher Luftbewegung hauptsächlich wolkenloses Wetter auf. Die Temperaturen sind gegen Donnerstagmorgen zumeist gestiegen in Grünberg i. Schl, um 8 Grad. Hoch wird sich langsam weiter ostwärts fortbewegen und unser Wetter fernerhin be herrschen. Südlich von Island liegt ein Tief, welches vorläufig für unser Wetter nicht von Bedeutung ist. Vorhersage für Sonnabend. Keine wesentliche Änderung. Etaws wärmer. Dann umfing sie dunkler Hochwald und nicht lange, so blitzten schon die ersten Lichter der Häuser am Wilden Mann auf. Man war in Dresden, auf der Großenhainer Straße ging es der Stadt zu. Noch immer hatte der Bauernbursche kein Wort ge sprochen. Seltsam, wie schweigsam die Leute aus Moritz burg waren. Mit einem Male sah Friedrich August ein Lächeln auf den Zügen seines Nachbars. War es das erstemal, daß er lachte? Hatte er es vielleicht zuvor nur nicht beobachtet? Lachte er über seinen Fahrgast, den er längst durchschaut am Ende? Friedrich August wurde unruhig. Je näher man der Neustadt kam, um so näher kam auch der Augenblick, wo er würde Farbe bekennen müssen. Und nun dieses Lächeln! Vielleicht auch erleichterte es das Geständnis, viel leicht kam man mit Humor über die Sache hinweg. Der Fahrgast nahm einen Anlauf: „Sie sind recht schweigsam", sagte er, nicht eben geist reich. „Die Pferde sind unruhig heute, sie haben zu lange gestanden. Da muß man seine Gedanken zusammen neh men, Hoheit", war die Antwort. Wieder das verteufelte Wort „Hoheit". Wenn man das erst einmal weggebracht haben würde! Jetzt war man am Leipziger Bahnhof, und der Wagen bog nach der Dreikönigskirche zu ein. Wollte der Mann am Ende gar in die Gegend fah ren, wo der Prinzipal wohnte? Warum fragte der Mann um alles in der Welt nicht, wo „Hoheit" auszusteigen wünschte? „Ich möchte hier absteigen, bitte." Friedrich August wurde hochrot im Gesicht, als er es sagte. Jetzt mußte die Lüge herauskommen. „Aber warum denn jetzt schon? Wir sind ja gleich am Ziel, Hoheit", entgegnete der Bursche, und wieder huschte jenes unbestimmbare Lächeln über sein Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Friedrich August den Sprecher an. Was sollte das heißen? Ihm erschien es, als seien diese Worte durchaus nicht mehr so ergeben gesprochen, wie die wenigen Sätze vorher. Und da gab es, schon einen Ruck, und die Pferde standen. Der Jüngling war leichenblaß geworden. Hier? Als ob er träume, sah er an dem ihm wohl bekannten Hause in die Höhe, sah er die erleuchteten Fenster des Schuppangschen Geschäftes vor sich. „Bitte auszusteigen, junger Herr. Wir sind am Ziel." Friedrich August wußte nachher nicht mehr, wie er von dem Kutschbock heruntergekommen war. Ihm klang nur noch das aufmunternde „Hott" des Kutschers in seine Ohren und die Worte, die er vor der Abfahrt des Wagens noch gehört: „Gute Nacht, junger Herr, und Fräulein Dorle läßt noch schön grüßen!" Sie also hatte ihm das Gefährt nachgeschickt, hatte ihn auf die Probe gestellt, und er hatte sie nicht bestanden. Was nützte es ihn, daß Herr Schuppang ihn wegen seines pünktlichen Heimkommens lobte und sich über die Aufträge freute, die er mitgebracht hatte. „Du hast deine Sache gut gemacht, Junge, dich kann ich schon wieder einmal schicken. Freut mich." Friedrich August hörte es nur mit halbem Ohr. Ihm dünkte, er habe seine Sache gar nicht gut gemacht, und vor einer neuen Fahrt nach Moritzburg war ihm im tief sten Herzen bange. Er bat, bald zu Bett gehen zu dürfen, da ihn die Reise sehr angestrengt habe. Dort barg er sein Gesicht in die Kissen und weinte, weinte wie ein gescholtenes Kind. VII. Auf dem Wege vom Schlosse Moritzburg zum Fasanen- schlößchcn, auf dem Friedrich August Bergmüller mit der sechzehnjährigen Torle, der Nichte des Krämers Liebig, so schöne Stunden verlebt hatte, ging sechs Jahre später ein anderes Paar nebeneinander her. Auch sie sahen sich heute zum ersten Male, auch dieses junge Mädchen war etwa sechzehn Jahre alt, nur der Herr, der in der Uni form der Großenhainer Husaren neben ihr schritt, war älter. Er hatte die Zweiundzwanzig vor kurzem über schritten. Auch diesmal fanden sich zwei Herzen in dem stillen, schönen Park am Ufer der großen Teiche, auf den weichen. schweigenden Waldwegen, die nach dem Fasanenschlößchen hinüber führten. Prinz Friedrich August erzählte von heiteren Erleb nissen aus dem Soldatenleben, aus seinen Studentenjah ren in Straßburg und Leipzig und seinen Streifzügen durch das schöne Sachsenland. Seine Begleiterin hörte ihm aufmerksam zu und nur ab unv zu vernahm man ihr fröhliches Auflachen, wenn der Prinz eine gar zu drollige Schnurre zum Besten ge geben hatte. Und dann plauderte Luise, die mit ihrem vollen Namen Luise Antoinette Maria Erzherzogin von Oester reich hieß und eine Prinzessin von Toskana war, die älteste Tochter des Erzherzogs Ferdinand. Sie war mit ihren Eltern in Moritzburg zu Besuch des sächsischen Königshauses, und beide waren froh, für ein Weilchen wenigstens dem höfischen Zeremoniell, das sie beide nicht liebten, entronnen zu sein. Luise erzählte von den Bergen ihres Heimatlandes in der sonnigen, freien Art ihres Stammes, mit einem leisen Anflug des Wiener Dialektes. Rehe sprangen zutraulich über den Weg, fern grunzte das Schwarzwild, das hinter den Gattern gehegt wurde und wieder rief der Kuckuck. „Wollen wir schauen, wie lange ich noch warten muß, bis ich Braut sein werde", rief Luise übermütig unv zählte. „Kuckuck — Kuckuck — Kuckuck — Kuckuck!" rief es aus dem Walde heraus. „Pier Jahre noch! Gelt, das wäre nicht lang. Jetzt bin ich erst sechzehn", lachte sie. Dann schritten sie dem Fasanenschlößchen zu. wo sich die übrigen Herrschaften inzwischen ebenfalls eingefunden hatten, und das freundlich und einladend in einer Lich tung des Waldes lag. * (Fortsetzung folgt.) Lest euer Heimatblatt!