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Vulsmtz und die neuen Steuerlasten Weniger, aber drückendere Lasten Im letzten Finanzjahr stellte sich das Ge samtaufkommen an Steuern und Zöllen auf rund 13,3 Milliarden Mark, das heißt, auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet, 206 Mk. pro Jahr und auf Pulsnitz rund 880 444 Mark. Der Niedergang der Wirtschaft, die Kürzung der Gehälter und Löhne, der Zusammenbruch der Vermögen, die Entwertung der imobilen Werte hat nun zur Folge gehabt, daß die Steuern immer geringer flossen und daß man stets nach neuen Quellen suchen mußte, um die Verluste auszugleichen. Doch alle neuen Steuern vermochten das geschätzte Gesamtaufkommen an Steuern und Zöllen nicht zu erreichen, es blieb ein Defizit, und es wurde notwendig, große Einsparungen vor zunehmen. Immer wieder kam es zu Aus gabekürzungen, zu Einsparungen und dem nach zu einer außerordentlichen Beschränkung der Etatsumme. Im neuen Etat wird das Steueraufkommen nur noch mit 8,2 Milli arden berechnet, also gegen das Vorjahr um 5,1 Milliarden niedriger. Demnach hätte Pulsnitz rund 549 422 Mark für den neuen Etat aufzubringen, wenn man die Kopfberechnung zugrunde legt, also be deutend weniger als im Vorjahre. Diese ge ringere Belastung darf aber nicht tauschen, tatsächlich trifft die Steuerlast den einzelnen mehr und stärker als früher. Es ist nämlich zu berücksichtigen, daß wir heute in Deutsch land rund 6 Millionen Erwerbslose im Durch schnitt haben, während im Vorjahre sich der Durchschnitt auf 4,4 Millionen belief. Das Steueraufkommen von 1,6 Millionen Arbeits losen ist demnach schon auf die jetzigen Steuer träger umzulegen. Nach der letzten Volks zählung gab es in Deutschland 32 Millionen Erwerbstätige, diese Zahl soll sich nach der Schätzung der Gewerbeaussichtsbehörde in zwischen um 2 Millionen erhöht haben. Man wird also heute, die Arbeitslosen abgerechnet, mit 28 Millionen Tätigen zu rechnen haben. Dazu kommt, daß 50 Prozent der Erwerbs tätigen heute nur Kurzarbeit leisten, also ein bedeutend verringertes Einkommen besitzen. Der Kreis der Steuerträger hat sich also er heblich eingeschränkt. Auch dadurch, daß das Arbeitseinkommen gegen das Vorjahr, wo es noch 33 Milliarden betrug, um rund 25 Pro zent zurückgegangen ist und ebenso das Ge samtvolkseinkommen, das im Vorjahr noch 55 Milliarden betrug, eine Einbuße von 30 Prozent erlitten hat. Es gibt also weniger Steuerzahler und schwächere Steuerzahler. Das ist überall der Fall, denn überall liegen die gleichen Erscheinungen vor, unsere Stadt macht keine Ausnahme. Sind also die Steuerlasten und Zölle zurückgegangen, ist die Steuerverpflichtung auf den Kopf der Bevölkerung niedriger geworden, so ist sie für den Steuerträger bedeutend höher und fühl barer. Und das ist das Entscheidende, das korrigiert die Zahl, die zuerst sympathisch be rühren mag. Eine Entlastung der Steuer träger kann jetzt nicht mehr durch Herab setzung des Steueraufkommens des Reiches erreicht werden, sondern durch eine Verbreite rung der Front der Steuerträger, also durch Arbeitsbeschaffung, die ja nun auch in diesen Tagen die Regierung wieder beschäftigt. Urteile über bas Tageblatt Wir erhielten folgende Zuschriften (die Originale, können in der Schriftleitung unse res Blattes eingesehen werden): Die Absicht, das Tageblatt wesentlich zu verbessern, erscheint mir voll und ganz erreicht. Es ist in Druck und Form dem Auge ange nehm, es ist inhaltsreich, ohne weitschweifig zu sein, es ist rasch und selbständig in der Berichterstattung. Es ist ganz besonders des halb preiswert, weil es als eine Zeitung der Nähe und der Ferne wohl kaum das Be dürfnis nach Ergänzung durch eine sogenannte große Tageszeitung auskommen läßt. Schulleiter Ulbricht. Pulsnitz, 21. August 1932. * Vom „Pulsnitzer Tageblatt" in seiner neuen Aufmachung habe ich mit Interesse Kenntnis genommen, und ich glaube sicher, daß die Schriftleitung mit dieser Auswahl und Anordnung des Stoffes das Richtige ge troffen hat. Bei einer solchen Vielseitigkeit des Inhalts wird jedem etwas gebracht, und der Verlag wird meiner Ansicht nach, trotz der Not der Zeit, gewiß gute Erfolge haben. Mit den besten Wünschen für das Unter nehmen zeichne ich Hochachtungsvoll I. Neumann. Pulsnitz. Ferienschluß. Wenige Worte haben einen so schlechten Klang wie dieses Wort! Das trifft nicht allein zu für die Kinder, denen es durchaus nicht in den Kopf will, daß nun mit einem Male die herrliche Zeit der Freiheit wieder vorüber sein soll das ist auch der Fall bei manchem anderen^ der nur mit Brummen und Seufzen sich wie der dazu anschickt, den altgewohnten Weg der Arbeit zu gehen. Kein Zweifel, die frohe Ungebundenheit war schöner! Und wenn es jetzt wieder heißt, pünktlich zur frühen Stunde aus den Betten herauszusteigen, so gibt es nur den einen Trost: „Heute schmerzt's mich zwar unsäglich, doch Gewohnheit macht's er träglich!" Ein paar Tage — und die Ar beitsscheu ist völlig überwunden. Pulsnitz. Volksschule. Herr Lehrer Adolf Kuhnert ist vom Ministerium für Volks bildung zum Oberlehrer ernannt worden. Pulsnitz. Heiße Sommertage. Der Schluß der großen Ferien brachte uns den schönsten Sommer und die heißesten Tage. Der vergangene Sonntag dürfte wohl der heißeste Sonntag gewesen sein. Man fühlte sich in den Wohnungen und den Straßen der Stadt beengt und zog hinaus ins Freie. Großen Zuspruch hatten die Bäder, so das Stadtbad und das Volksbad in Pulsnitz M.S. Die Besucherzahl dieser beiden Bäder hatte ani gestrigen Sonntag ihren Höchststand er reicht. Im Stadtbad wurden 1000 und in, Volksbad Pulsnitz M. S. 900 Besucher ge zählt Das war ein Leben und Treioen und ein Tummeln in dem Erfrischung bringenden Naß Auch an Zuschauern fehlte es mcht, die ein solches überaus starkes Badeleben noch nicht beobachtet hatten. Ein Gewitter brachte am Abend erwünschte Abkühlung. Pulsnitz. Platzmusik und Deut scher Tanz der S t ah I h elm k a p e 11 e Roßwein-Döbeln. Am Sonntag mittag von 11—12 Uhr konzertierte im Schloßpark die Stahlhelmkapelle Roßwein-Döbeln. In ¬ mitten einer Gruppe von großen, reichen Schatten spendenden Bäumen spielte die Ka pelle flotte Armeemärsche, doch kamen auch Opernmusik und ein Walzer von Strauß zum Vortrag. Das Publikum zollte allen Vor trägen Teichen Beifall und nur zu schnell war diese Stunde vergangen. — Für 20 Uhr war im Schützenhaus ein Konzert der Kapelle an gesagt worden. Der allzugeringe Besuch ver anlaßte den Leiter davon abzusehen, dafür spielte die Kapelle zum Tanze auf und hielt so die geringe Zahl der Besucher noch lange Zeit zusammen. Pulsnitz. WanderabenddesTurn- ver ei ns „Turnerbund" e. V. DT. Der hiesige Turnverein veranstaltete am Sonn abend einen Wanderabend nach Leppersdorf. An diesem Abend beteiligten sich die Turn vereine von Obersteina und Lichtenberg. Un ter der Marschmusik des Obersteinaer Spiel- manuszuges wurde um 20 Uhr abmarschiert und 21,15 Uhr war man schon in Leppersdorf. Oberturnwart Thielemann vom Turnverein Leppersdorf (Mitglied des Mittelelbegau Dresden) begrüßte die Gäste und gleich daraus begann der Tanz. Als Einlage bot eine Riege der besten Turner der beteiligten Vereine Uebungen am Hochbarren, die allerseits mit größtem Beifall ausgenommen wurden. Eifrig wurde hieraus wieder getanzt bis zum Aufbruch geblasen wurde. — Wie wir erfahren, beab sichtigt Leppersdorf einen Gegenbesuch. Bei schönstem Mondenschein ging es dann heim wärts. Pulsnitz. H a us b e s i tz e r - V e r e i n. Der Vorsitzende des Hausbesitzer-Vereins, Herr Stadtrat Biereichelt, eröffnete 20,45 Uhr die durch Bekanntmachung in den Zeitungen ein berufene Versammlung mit begrüßenden Wor ten und gab seinem Unwillen über den schwachen Besuch, den er als Undank bezeich nete, Ausdruck. Der Verein zählt 520 Mit glieder, auf die Stadt entfallen 282, und 69 waren nur anwesend. — Der Herr Vorsitzende gab ein Referat über das Thema „Der Haus besitz im Endkampf um seine Freiheit". In recht verständlichen Ausführungen und treffen den Beispielen legte der Vortragende den An wesenden klar, daß nur die Freiheit und die freie Arbeit zur Arbeitsbefruch tung führen. Die Sozialisierungspolüik der letzten 13 Jahre hat den deutschen Hausbesitz, das Handwerk und Gewerbe zerschlagen. Jetzt mutz jedem klar sein, datz ohne Gesundung des Hausbesitzes die Wirtschaft nicht gesunden kann. Nicht neue Anleihen können der Wirt schaft helfen, sondern nur die Freiheit der Arbeit, Aushebung der Zwangswirtschaft und der Mietzinssteuer. Der deutsche Hausbesitz mutz noch stärker werden, damit seine Wünsche respektiert werden. Der Vorsitzende wies aus einen Artikel des Verbandes der Industriellen, betr. Arbeitsbeschaffung, hin, den er voll und ganz unterstrich. Der Vortragende geißelte die Vergeudung der Mietzinssteuer seitens des Staates und beklagte die Wertsenkung der Grundstücke. Der Hausbesitz habe 50 Prozent seines Vermögens verloren. Heute würden Häuser noch unter der Brandkasse verkauft. Der Hausbesitz ruft dem Staat zu: Helft uns, gebt uns die Freiheit wieder, dann wird es auch den Gemeinden und dem Staate wieder gut gehen! Der Abbau der Mietzinssteuer ist das Gebot der Stunde, denn das Schicksal der Hausbesitzer ist das des ganzen Volkes. Darum dürfen wir nicht müde werden im Kampf um die Freiheit, denn Wirtschaftsfreiheit ist Wirt- scha,tsau> stieg. — Der 2. Punkt der Tages ordnung gefaßte sich mit der Berechnung der Grundsteuer. In sehr geschickten Beispielen klärte dec Vorrragenve die Anwesenden über Feststellung der Einyeitswerte auf und betonte, daß Ermäßigungen nur auf Antrag möglich seien. Auch üoer den Erlaß von Grundsteuern gab der Vortragende ausführliche Errlärungen, aus denen hecvorging, datz nur bei einem Ausfall von über 20 Prozent Miete Er mäßigungen in Aussicht gestellt sind. In seiner bekannten, stets hilfsoereiren Art bot sich der Vorsitzende an, denen, die ihn nicht verstanden, zu helfen. 18 Einsprüche üoer Einheitsbewer tung habe er bereits mit Erfolg für seine Mitglieder durchgeführt und 83 Einheitsbe wertungen richtig gestellt. — Im 3. Teil der Tagesordnung streifte der Vortragende die Einlommensteuerbescheide, die Berechnung des Wasserzinses und stellte auch in diesen Punkten seinen Mitgliedern frei, im Zweifelsfalle zu ihm zu kommen. In den Zeitungen war viel geschrieben worden, daß der. Staat zur In standsetzung der Wohnungen 100 Millionen Reichsmark freigemacht habe. Zum großen Schrecken der Anwesenden gab der Vorsitzende heiannt, datz von dieser grotzen Summe auf Pulsnitz nur 900 RM entfielen. Was ist wohl mit dieser Summe anzufangen? Worte des Hohnes und "des Spottes machten fich Luft. (Oberlichtenau soll 800 RM erhalten.) Zum Schluß seines Vortrages gab der Vorsitzende noch die Einstellung der politischen Parteien zum Hausbesitz bekannt. — Nach Verlesen der Niederschrift durch Herrn Oswald schloß Herr Stadtrat Biereichelt 10,30 Uhr die Versamm lung mit den Worten: „Allen Gewalten Zum Trotz sich erhalten, nimmer sich beugen, stets kräftig sich zeigen". Die Mitglieder, die viel Wissenswertes mit nach Hause nahmen, ver ließen befriedigt den Saal. Pulsnitz MS. Vogelschießen. Bei strahlendem Sonnenschein hatte der Militär- Verein Pulsnitz M. S. am gestrigen Sonntag zu dem alljährlichen Vogelschießen eingeladen. Unweit vom Gasthof Sinde waren zwei Masten errichtet, die am oberen Ende einen Adler bezw. Schmetterling trugen. Tüchtig wurde nun mittelst Armbrust nach ihnen ge schossen und freudige Stimmung herrschte überall. Am Abend erhielten die besten Schützen nützliche Preise. Ohorn. Freibad. Bei 26 Grad Wasser wärme konnte am gestrigen Sonntag eine Be sucherzahl erreicht werden, die alle bisherigen Ergebnisse überbietet. 1500 Tageskarten wur den verkauft. Die Besuche zahl war weit höher. Schon vom frühen Morgen ab war ein Mcn- schenstrom zum Bade hm zu beobachten und im Bad selbst und auf der Liegemiese herrschte ein geradezu unbeschreibliches Menschengewim mel. Atle suchten Abkühlung — aus dem Laufstege, auf dem Schwimmstock und am Ständer — überall hockten die Wasserratten und die verwegensten erledigten ihre Runden im Teich. Eine große Anzahl Zuschauer hatte sich eingefunden, um dem fröhlichen Treiben zu lauschen. Jeder Besucher des Freibades ist aus seine Kosten gekommen. Wir empfehlen erneut: Benutzen sie noch die warmen Tage und besuchen sie das schöne Freibad in Ohorn. Oberlichtenau. Die Mütterberatung findet Freitag, 26. August, 14,30 Uhr, in der alten Schule statt. Arnsdorf. Todesfall. Am Donnerstag verstarb nach kurzer Krankheit der Direktor der Landesanstalt Arnsdorf, Oberregierungs- MediZnal at Dr. Johannes Schlegel, im Alter von 63 Jahren. poetisch vollwertigen, aber dafür von echter Begeisterung zeugenden Art entstanden war: Kronprinz Albert steigt zu Pferde, Ziebt mit uns ins Feld. — Siegreich woll'n wir Frankreich schlagen, Sterben als ein tapfrer Held! Kronprinz Albert hoch zu Pferde Reitet uns voran, Wenn ihn seb'n die roten Hosen, Fliehet jeder Mann. Brüder, auf mit lust'aen Klängen! Kronprinz Albert hoch! Der voran mit den Kolonnen Ein nach Frankreich zog! „Kronprinz Albert, doch!" schrie auch der kleine Friedrich August Bergmüller ans Leibeskräften mit, als er mit seinem Vater durch die menschenerküllten Straßen der inneren Stadt schritt oder vielmehr sich drängte und mrwärtsschob. Auf der Schloßstraße und am Taschenbern standen die Mengen der begeisterten Dresdner, und ihr Hochrufen hallte mcbr als einmal durch den Abend. Bis sich schließlich ein Fenster des Schlosses auftat und König Johann mit einem stillen Lächeln aus seinem feinen Gelehrtenantlitz seinen Sachsen dankte Prinzessin Anna stand neben ihm und die Kronprinzessin Earola. lind dann merkte man, wie sich plötzlich eine Kinderhand Zwischen den beiden Freuen Platz zu machen suchte, sah, wie Prinzessin Anna sich bückte und den kleinen Prinzen Friedrich August auf den Arm nahm. Da hatte sich aber auch Bergmüller, der nun in dem Gewühl auch seinen Sohn auf den Arm genommen hatte, auf den Platz vor dem Schlosse gedrängt, und in die Hochruf-' per Menge, die dem siegreichen Kronprinzen galten gischte sich auf einmal ein jubelnder Kinderschrei: „Friedrich August!" F' 'ich — er verhallte ungehört im Lärm der Menge, die nun mit entblößtem Haupte die Wacht am Rhein anstnnmte. Aber das focht den klesinen Kerl nicht an. Er zog sein Taschentuch hervor das ibm die Mutter vorsorglich und fein säuberlich rugesteckt hatte, und winkte und rief den Namen seines Freundes, so sehr und so laut er konnte. Bergmüller war das Aufsehen durchaus uicht recht, das sein Söhnchen zu verursachen drohte. Er sang nur um so lauter sein Trutzlied, und je lauter der Vater sang, desto mehr strengte auch das Söhnchen sein Sümmchen an. Es war ein Wettstreit zwischen Vater und Sohn, der auch seine Wirkung nicht verfehlte. Freilich anders, als der Vater beabsichtigte. Die Umstehenden wurden auf die beiden nun erst recht aufmerksam, man lachte über den kleinen Schreihals und wunderte sich auch ein wenig, wie genau der Kleine den Namen des Prinzen wußte, der da oben auf dem Arme der Mutter mit glänzenden Augen auf die Menschenmenge zu seinen Füßen blickte. Und da mochte er auch das winkende Taschentuch gewahrt haben. Plötzlich zog auch er sein Tüchlein und winkle hinab, und die Leute, die es sahen, freuten sich über den Gruß des kleinen Prinzen, den sie ob seines freundlichen Wesens, mit dem er den am Wagen Vorübergehenden für ihr Hutabnehmen dankte, alle gern hauen. Da zogen auch die Großen unten vor den Fenstern ihre Tücher und winkten ebenfalls, um den kleinen Prinzen da oben zu erfreuen, und mit dem Wehen der Tücher trafen sich die Herzen. Der aber, der der Urheber dieses allgemeinen Tücherschwenkens war, ist wohl an diesem Tage nicht von seinem Freunde unter all den vielen Menschen in der Dunkelheit der hereinbrechenden Augustnacht erkannt worden. Aber er glaubte es. Und das war ihm Freude genug. Alle Jungens in Friedrichstadt, ob sie es nun hören wollten oder nicht, bekamen es am nächsten Tage erzählt, daß er seinen Freund aus Pillnitz wieder gesehen habe, und der wohne in einem großen, feinen Hause drinnen in der Stadt, dort wo die Brücke über die Elbe führt, und er habe ihm zugewinkt und alle, alle Menschen mit. — Dann sahen sich die beiden Knaben, die den gleichen Namen trugen, aber lange Zeit nicht mehr. Der Friede war inzwischen geschlossen worden, die deutschen Bundesfürsten hatten sich zu Versailles im Spiegelsaal des Schlosses zu einem Bund zusammen geschlossen, der als Deutsches Reich die Wiege zu späterer Macht und Größe ward, und nach getaner Arbeit, reich mit dem Lorbeer des Siegers bekränzt, kehrten die Truppen heim. Noch einmal riefen die Dresdner ihr „Hoch, Kronprinz Alberti". Wieder wehten die Fahnen lustig und stolz im Winde, und Tausende und aber Tausende jubelten den heimkehrenden Truppen zu. Am Abend aber brannten wieder auf den Fenster simsen die Lämpchen, die die Stadt zu einer Märchenstadt werden ließen. Und dann trat der Alltag voll in seine Rechte. Handel und Wandel blühte auf, Vater Bergmüller bekam aus seinem Zollamt alle Hände voll zu tun, und der erfochtene Sieg der deutschen Waffen machte sich allerorten bemerkbar. Freilich gab es andererseits auch wieder solche, denen der Übermut zu Kopfe stieg. Es begann ein großes und ost leichtfertiges Gründen von geschäfü chen Unter nehmungen, denen der reelle Untergrund fehlte. Man vertraute allzusehr der Blüte des Handels, an der man unter allen Umständen teilhaben wollte. Ter Mißerfolg blieb denn auch nicht aus, und ein paar Jahre spätei begann der große Katzenjammer, der all die lockeren Gebäude wieder einstürzen ließ. Was dann übrig blieb, das war der starke, gefestigte deutsche Handel, der sich die Welt jenseits der Meer« eroberte und den Namen des jungen Deutschen Reiches in alle Länder der Erde trug. (Fortsetzung folgt.) Lest euer Heimatblatt!