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Pulsnitzer Tageblatt Beilage zu Nr. 166 Montag, den 18. Juli 1932 84. Jahrgang Süchsiflyc Fußball Eraebnisir. Oberlausitz. Zinau: Svorilust gegen SC Großröhrsdorf 0:0 Bautzen: SBgg gegen Zmauer BC 2:3 Reichenau: BC gegen Sporilust Neugersdorf 2:1. Ebersbach: SVgg aea Budissa Bauyen 4:3 ,!>. Onny: BC gegen SBgg Oderwitz 2:3. Löbau: SC. ll gegen SC. Großschönau 5:0 >>aine- Walde: SC. gegen SC. Seifhennersdorf 2:3 Neukirch' SC. gegen VfB Sebnitz 4:2. Bischofswerda: VfB. gegen SC' Großpostwitz 0:4 Kirschau: BsR. gegen Sportfreunde Pulsnitz 4:1. Kamenz: VsB. gegen SBgg. Neustadl 6:2 Handball. Bautzen: SVgg Frauen gegen Zitlauer BC. Frauen 0:1 Turnerspiele. Endspiel uni die 12 Sachse nhandball- m e i st er scha s i: Tgde Pirna gegen ATV Plauen 8:5 (4:31. Ha uv ball: Radeberg: TB gegen TB Neu und Anion stadt <r.resdew 6:3. Rabenau: TB gegen 77 Dresden 6:6. Dresden: Leubnitz-Reuostra gegen Sirehlen 8:1 Fußball: Brockwiy gegen Guts Muihs Dresden mach Verlängerung, 2:1 VTB Sietzsch gegen Coschütz 13:0 Zschach Witz gegen ATV Dippoldiswalde 0:2. Sächsische Faust ball Meisterschaft Sackken- meister wurde TB Walddors. der gegen SG. Kötzschenbroda mit 32:21 ,22:4» siegte. Bet den Kämpfen der Turnerinnen blieb TV. Dresden Neu- und Antonstadl an der Spitze während bet den Turnern über 30 und auch bei denen über 40 Mastren ATV. Dresden siegreich blieb. * Am den Davis-Cup Glatter deutscher Sieg In Mailand Deutschlands Mannschaft hat in Mailand die Europazone im Kampf um den Davispokal gegen Italien in einer Weise gewonnen, die durchaus überzeugt. Der Sieg war nicht nur mühelos, es war sogar ein Kantersieg über einen Geg ner, der plötzlich Nerven bekam. Unsere Vertreter spielten dagegen mit einer Sicherheit und Formvollendung, die nicht zuletzt einer gewissen Wurschtigkeit entsprangen. Brenn be herrschte die Grundlinie in allen Phasen des Gefechts, v. Cramm wartete am Netz und tötete dort die unglaublichsten Bälle: besonders der junge Cramm befand sich in der Form seines Lebens. Am Freitag stand es gleich 2:0 für uns, denn Cramm schlug d°n ehemaligen Berufsspieler Palmieri 6:3, 6:4, 6:0, Vrenn de Stefani 6:1, 6:4, 1:6, 6:2 abfertigte. Das s wachte dem italienischen Verband außerordsnt- ilche Kopfschmerzen: nach stundenlangem Ueberlegen wurden Stemm-oel Bono nominiert, und auch sie gingen gegen Prcnn-v Cramm mit 3:6, 3:6, 2:6 sanft und seelig ein. Am Sonntag trat v. Cramm gegen Delbono an und schlug diesen 8:6, 6:3, 3:6, 6:1. Für den Deutschen Prenn batte man, da der Länderkampf schon sowieso gewonnen war, den Ersatzmann Jaenicke eingesetzt, der überraschenderweise den Italiener Palmieri mit 6:3, 0:6, 6:1, 2:6, 6:2 besiegen konnte. Es war somit den Italiener nicht vergönnt, ein Spiel siegreich zu gestalten, so daß der Länderkampf von Deutschland mit 5:0 gewonnen wurde. Die deutsche Mann- velterreich 3:4. In Stockholm kam bei gu- L!)d einer großen Zuschauermenge das lange Länderspiel zum Austrag. Die Oesterreicher Beginn an eine leichte Ueberlegenheit, mußten "d" doch ganz aus sich herausgehen, um das Spiel mit 4:3 (2:1) siegreich gestalten zu können. iwafl tayrt sofort nach Paris, um die Jnterzonen-Endrunde gegen Amerika zu spielen. * Die deutschen Bernsstennissvieler Nützlein und Najuch konnten in Philadelphia (USA) im Doppelspiel über Tilden Barneß mit 6:3, 6:2 triumphieren. Im Einzel gelang es Nüßlein, Tilden sogar mit 6:3, 6:1 das Nachsehen zu geben. Radmeisterschasten in Nürnberg Am Freitag morgen wurden bei strömenden Regen die Teilnehmer an der Polizei- und Heeresmeisterschaft auf die 100 km lange Strecke Nürnberg—Bamberg und zurück geschickt. Den Sieg errang hier der Fürther Hegendörfer in. 2:56:50 Std. vor Klingebiel-Unterweser 3:08:15 und Reinmann-Nllrnberg. Am gleichen Vormittag kam die Meisterschaft im Vierer- Vereinsmannschaftsfahren des BDR. über 100 km zum Aus trag. Bis zum Wendepunkt in Bamberg hatte sich der Berliner Verein Grün-Weiß die Spitze gesichert, während Arminius-Berlin knapp dahinter auf dem 2. Platz lag vor Endspurt-Kottbus und RV. Schweinfurth 92. Auf dem Rückweg konnte Grün-Weiß seinen Vorsprung gegenüber Arminius um mehrere Sekunden ausdehnen und das Rennen in neuer Rekordzeit von 2:31:00 Std. vor Arminius-Berlin 2:32:03,4, Endspurt-Kottbus und Schwalbe-Nürnberg ge winnen. Im weiteren Verlauf des BDR.-Bundesfestes wurde am Sonnabend-Vormittag im Hofe des Rathauses der Stadt Nürnberg zunächst das Bundesbanner dieser Stadt über geben. Hierbei nahmen alle amtlichen und nichtamtlichen Offiziellen mit mehr oder weniger gelungenen Begrüßungs ansprachen teil. Das sportliche Programm brachte die Meisterschaft der Berufsfahrer über 1000 m. Hier erwies sich der ehemalige Weltmeister Engel-Köln dem vorjährigen deutschen Meister Steffes überlegen und gewann die Meisterschaft nach schärf stem Kampf. Den dritten Platz belegte Oszmella vor dem Hannoveraner Bernhard. Dann kam das 25 km-Rennen der Amateure an die Reihe. Hier erwiesen sich die Gebrüder Joseph und Karl Steger-Augsburg In großer Form. I. Steger gewann das Rennen im Endspurt vor seinem Bru der mit 30 Punkten. Berliner DRN-Meisterschaften Aus der Strecke Berlin—Löwenberg—Berlin über 10V km kam die DRU-Meisterschaft im Einzelfahren zum Aus trag. In der Hauptgruppe siegte Grahn-Fedia in 2:i4:44 Std. und gewann damit die Meisterschaft vor Kolbe-Fedia, Huschke und Dubaschnh. Die Frankreich-Rundfahrt Bei der Tour de France kam am Sonnabend die Etappe Perpignan—Montpellier über 168 km zum Austrag. Der Belgier Vonduel siegte in 5:33:17 vor dem Franzosen Leducq und dem Italiener Di Pacce, dann folgte Cornez und Antenen. Alle deutschen Fahrer kamen geschlossen niit der Spitze an und wurden auf den 7. Platz gesetzt. Am Sonntag gelangte die 8. Etappe über 202 km von Montpellier nach Marseille zum Austrag. Zur allgemeinen Ueberraschung konnte der bisher noch nicht hervorgetretene Italiener Orecchio die Fahrt in 6:31:10 Stunden mit einer Länge vor dem Touristen Boutafocchi gewinnen. Tann folgte eine Gruppe von 7 Fahrern, von denen im Endspurt Leduca vor Rousse, Stöpel. Morelli. Wauters. Schäpers und Thierbach siegte. Lin Gefamtklasfemeui der Nationen führt Vie vom k1ieäerkau8 Koman von Osrl kotkberg Losvrlakt dv Martin UL», (8»»l«( um Die Vögel zwitscherten! Ganz hoch erhob sich einer von ihnen in die Luft, strebte förmlich zum blauen Himmel empor. Und die Blumen dufteten! Betäubten fast! Die Hände des Grafen Eschweiler umkrampften di< Lehne des Sessels. Achtlos fiel Alvens Brief zu Boden. Immer tiefer grub sich die steile Falte in die hohe Stirn Karl-Christians. Dann sprang er auf. „Mutter, Wäre es dir recht, wenn wir morgen ab- reisten? Ich möchte nach Hause.- Sie blickte ihn verständnislosen. „Nach Hause? Mein Gott, Karl-Christian, weshalb? Wir wollten doch bis Anfang Mai hierbleiben? Weshalb nur?« „Mütterchen, wer — vertrieb Verene Beringer aus Eschenhöhe?« Jetzt erhob sich auch Gräfin Maria. „Müssen wir uns hier im Garten darüber auseinander setzen? Wollen wir nicht lieber hinaufgehen?" „Gewiß, ganz wie du bestimmst, Mama. Aber eine klare Antwort wirst vu mir schon geben müssen." Er hob Alvens Brief auf, nahm auch die andern Post sachen an sich und folgte ihr. Wortlos ging sie vor ihm her. Sie wußte: Jetzt würde sich etwas entscheiden! Droben in dem kleinen Salon rückte er ihr den be- huemsten Sessel zurecht. Er selbst blieb leicht vornüber- geneig, vor ihr stehen. Sie kämpfte ein Weilchen mihHch, Vann sah sie ihn frank und frei an. „Bitte, frage!" „Mütterchen, wer vertrieb Verene aus dem Schloß?" »Ich!" ^Weshalb, Mutier?" Die Gräfin sah ihren Sohn streng an. „Du bist seltsam, Karl-Christian. Man Hatje das junge Mädchen mitten in der Nacht im Walde neben dir ge troffen. Ich hatte keine Ursache, sie als Dame zu behandeln und ihr eines unserer Fremdenzimmer zur Verfügung zu stellen", sagte sie stolz. „Von deinem Standpunkt aus, vielleicht auch von einer irrigen Voraussetzung gedacht, hast du recht gehabt. Daß du mir mein Glück aus Eschenhöhe entferntest, konntest du sa nicht wissen." „Karl-Christian?" „Ja! Verene ist mein Glück. Sie besitzt meine Liebe! Meine erste große, heiße Liebe! Das andere, was in all die vergangenen Jahre zurückfällt, war Schmutz! Ich wollte Verene Beringer heiraten, will es jetzt mehr denn te! Er strich mit der schöngeformten braunen Hand über sein dichtes, blondes Haar. Dann sagte er: „Als du mir damals sagtest, Melenthin habe sich in aller Stille trauen lassen, nahm ich an, daß Verene seine Frau doch noch geworden sei. Ach richtig, das kannst du nicht wissen. Komm, ich will es dir erzählen!" Und er gab ein klares Bild von all den Geschehnissen. Gräfin Maria nickte einige Male mit dem Kopfe. Dann fragte sie: „Und was nun?" „Du wirst mich verstehen, Mütterchen! Ich kann hier nicht in Luxus und Sorglosigkeit leben, während sie sich quält! Sie muß auf einige Wochen zu Tante Helene! Und dann hole ich sie mir so schnell als möglich nach Eschenhöhe. Kannst du mich verstehen, Mütterchen?" „Ja, ich verstehe dich, mein Sohn. Ich sage auch nicht: Was werden die Leute zu alledem sagen? Ich will dem Schicksal nur dankbar sein, das dich mir wieder neu schenkte. Doch — du weißt doch nicht, ob Perene Beringer dich noch liebt?" Frankreich mit 205:40:37 Sid. vor Italien. Belgien und Deutschland. Bei den Einzelfahrern führt noch nach wie vor Leducq-Frankreich mit 68:12:06 Std. vor dem Deut schen Stöpel in 68:18:11. .. * - Großer Preis von Deutschland ans dem Nürburg-Rina Das größte deutsche Straßen-Auto-Rennen fand am Sonntag bei idealem Rennwetter vor über 150 000 Zu schauern statt. Er brachte einen gigantischen Zweikampf zwischen dem Deutschen Caracciola und dem Italiener Nu volari. Nach dem Start übernahm der Deutsche die Spitze, mußte sie aber nach mehreren Runden an den Italiener ab treten. Dieser beschleunigte das Tempo so sehr, daß er bald Reifendefekt hatte. Diese Gelegenheit nutzte Caracciola aus um an der Spitze liegend möglichst viel Vorsprung zu ge winnen. Als Caracciola die Reifen wechseln mußte, brauchte er dazu nur lnavp U/s Minuten, also genau die Hälfte der Zeit, die sein Gegner benötigte, und blieb dadurch weiter an der Spitze. Der Italiener jedoch raste wie ein Wilder hinter dem Deutschen her und erzielte u. a. auch die schnellste Runde mit einem Durchschnitt von 124,6 km, konnte aber den Deutschen nicht erreichen. Dieser siegte in 4:47:22,8 Std. (119,3) km) vor Nuvolari 4:47:53,4 Std. (119 km) und Borzachini in 4:59:53 <116.3 km) sowie dem Franzosen Dreyfuß. Die ersten drei Fahrer fuhren die bekannt« ita lienische Automarke Alfa Romeo, die sich damit der franzö sischen Marke Bugatti, die Dreyfuß fuhr, überlegen zeigte. Der Franzose Chiron «Bugatti) batte zweimal Defekt und mußte aufgeben. In Klasse 2 siegte der Schweizer Täuber auf Alfa Ro- cheo in 4:54:46,8 Std. vor dem Budapester Hartmann (Bugatti- in 5:07:22,4 und Maseralt! (Maseratti) in 5:13: 46,8 Std. In Klasse 3 siegte der Engländer Hamilton auf M.G. in 4:33:29 Std. vor dem Deutschen Kohlrausch auf BMW. Abermals Deutscher Mceresmeister wurde Negliu bet dem am Sonnabend anläßlich der 30-Jahr-Feier des Dan ziger SV. in Zoppvt ausgelragenen Schwimmens um den Titel eines Meisters der Meere. Reglin (Spandau 04) be wältigte die 3000 m lange Strecke in 48:58 ohne Anstren gung, zumal er in dein Berliner Diebold nur einen einzigen Gegner batte, der nach I800 m noch aufgab. Meeresmeisterin wurde die Königsbergerin Frl. Prinzen in 1:01:13. Das Langstreckenschwimmen der Alten Herren sicherte sich Fest- KönigSberg in l:02:32. * Endlich in New Aorft Unsere Olympia-Teilnehmer sind nunmehr im Lande des Dollars tauch heute noch? —) angekommen. Trotz einer mehrstündigen Verspätung der «Europa", die infolge un durchsichtigen Wetters ihre Fahrt am vorletzten Tage wesent lich herabmindern mußte, harrten die vielen Hunderte von Deutschamerikanern geduldig aus, bis der Riesendampfer am Pier festgemacht hatte. Sie wollten es sich doch nicht nehmen lassen, ihren Landsleuten auch den ihnen zugedachten Emp fang zu bereiten, und der siel außerordentlich herzlich aus. Das städtische Empfangskomitee sowie Generalkonsul Kiep an der Spitze der gesamten New Vorker deutschen Vereine geleiteten die Ozeanfahrer in einem wahren Triumphzug zu ihren Hotels. Dort blieb nicht viel Zeit, in echt ameri kanischem Tempo gab es sofort eine Rundfahrt durch ganz New Bork, bei der auch eine Kraxeltour auf die obere Platt form des Emvire-State-Building eingeschaltet wurde. Dann gab der Deutsche A.C. ein Begrüßungsessen, zu dem sich auch der deutsche Botschafter v. Prittwitz-Gafsron eingefun den hatte. Schon am Sonntag früh ging es wieder weiter, in Richtung Los Angeles neuen Herrlichkeiten entgegen. „Nein, ich weiß es nicht, aber ich fühle es. Sie ist treu!" „Dann alles Glück mit dir, mein Sohn!" Sie küßten sich herzlich. Dann sagte die Gräfin: „Doch der Arzt mag entscheiden, ob du schon jetzt ab reisen kannst. Bleibe lieber noch einige Wochen. Es ist jetzt noch kalt und unfreundlich in Deutschland. Schreibe Verene doch inzwischen!" Seine stahlblauen Augen lachten sie an, und es durch fuhr sie wie ein elektrischer Strahl. Wie lange war es her, daß diese Augen sie so angelacht hatten? So voll Glück? * E * Der Arzt zuckte mit den Schultern. Nach einer Weil« weinte er: „Gefahr ist leine mehr. Nicht im geringsten. Doch das Klima hier ist bestimmt demjenigen in Deutschland für April noch vorzuziehen." Du wirst dich damit abfinden, Mutter. Ich bin an kein Hausgesetz gebunden, ich habe das meinem lieben Mädelchen auch gesagt I Deshalb blieb sie wohl an meiner Seite, als die höchst überflüssige Tat geschehen war. Daß ich sie heiraten wollte, das muß dir ja gerade sagen, daß Verene rein und schuldlos ist. Hätte sie sich mir gegenüber auch nur das Geringste vergeben, hätte ich sie dorthin getan, wo ich die andern Frauen hintat, die es nicht anders wert waren. Mütterchen, ich habe dich einmal «heilige Maria von Eschenhöhe' genannt! Sei es weiter für mich — und für mein blondes Mädelchen. Wir werden dich unsinnig liebhaben dafür. Würdest du dich weigern, Verene als Tochter zu begrüßen, dann würde ich sie auch so hciralen, so furchtbar das auch für dich und mich sein müßte Mütterchen, laß es nicht dazu kommen." Gräfin Maria blickte zu dem hochgewachsenen Sohne aus. Unbeschreibliches war in ihr Dann legte sich ein gütiges, verstehendes Lächeln über ihr Gesicht Sie streckle die Hände aus, zog den Kopf des Sohnes zu sich herumer.