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Nr. 166. Pulsnitzer Tageblatt — Mantag, 18. Juli 1932 Seite 3 Die Versklavung Oesterreichs Men. Die Bedingungen für di« 300 Millionen-Schil- ling-Anleihe, die Oesterreich durch die Vermittlung des Völ- kerbundsrates erhalten soll, haben in allen politischen Krei- sen, aber auch unter der Bevölkerung im ganzen Lande Be stürzung und Empörung hervorgerufen. Ueberall finden die entwürdigenden Anleihebedingungen Ablehnung, zumal da diese Bedingungen Oesterreich auch neue finanzielle Lasten über den normalen Zinsendienst hin aus auferlegen. Bei dem Anleiheprotokoll sind zwei Teile zu unterscheiden, der rein politische und der wirtschaftspolitische. Im politischen Teil wird ausdrücklich festgestellt, daß die neue Anleihe sich auf das berüchtigte Genfer Protokoll von 1922 aründet und daß dessen Bedingungen für die Dauer und Laufzeit der neuen Anleihe volle Gültigkeit behalten. Das bedeutet: das Verbot des Anschlusses Oesterreichs an das Deutsche Reich bleibt im vollen Umfange aufrecht. Ja, es wird sogar noch um 10 Jahre verlängert. Denn während das bisherige Genfer Protokoll mit der Rückzahlung der Völ- kerbundsanleihe im Jahre 1943 erlischt, läuft die jetzt neu- gegebene Anleihe 10 Jahre länger. So hätte also Oesterreich bis zum Jahr« 1953 r«chtlich keine Möglich- keit, durch politische oder wirtschaftspolitische Sonder- bindungen mit Deutschland eine Annäherung durchzu- führen. Wirtschaftlich besonders drückend ist die Oesterreich auf erlegte Verpflichtung, neuerlich den Reichshaushalt um weitere45Millionen herabzusetzen. Da- neben muß sich die österreichische Regierung verpflichten, das Reformprogramm des schweizerischen Eisenbahnsachverständi gen, des Völkerbundsbeauftragten vr. Herold, durchzuführen. Ferner ist für alle Anleiheoperationen des österreichischen Staates, sowohl für die auswärtigen wie die inneren, von der vorherigen Genehmigung durch einen Ausschuß der garantierenden Mächte abhängig. Eine ganz besonders drückende und unerträgliche Bestim mung ist aber die, wonach die Vergebung von Krediten bei Lieferungen von feiten des Staates und der Bundesbahnen, sofern sie irgendwie das Budget betreffen könnten, auch erst vorher vom Völkerbundskontrolleur genehmigt werden müssen. , Empörung im Lande. In maßgebenden politischen Kreisen Wiens ist man der Ueberzeugung, daß die Tage der Regierung Dollfuß gezählt sind. Außerdem hält man es für unmöglich, im österreichi- schen Parlament die erforderliche Mehrheit für diesen An leihevertrag zu bekommen. Oesterreich geht damit sehr schweren Entscheidungen entgegen. Denn wenn die Anleihe nicht zustande kommt, dann muß auf anderem Wege die Sa nierung des Landes durchgeführt werden müssen. Daß dies nur auf dem Wege wirklich diktatorischer Maßnahmen mög lich sein wird, ist schon die Ueberzeugung aller politischen Kreise von rechts bis links. Deutsche Siife für Oesterreich. Die Neichsregierung erwägt im Zusammenhang mit der Frage der Anleihe für Oesterreich, wie weit eine deutsche Hilfsleistung für Oesterreich in Frage kommt. Der Ge sandte Goeppert hat als Vertreter Deutschlands bereits erklärt, daß die deutsche Regierung hoffe, zur finanziellen Gesundung Oesterreichs auch ihrerseits beitragen zu können. Man nimmt an, daß es sich um einige Millionen Reichsmark handeln wird. Ueber die Frage, warum der deutsche Ver treter in der Völkerbundratssitzung sich der Stimme enthal ten hat, und warum er nicht durch seine ablehnende Stel lungnahme die österreichische Anleihe verhindert hat, wird von unterrichteter Seite erklärt, daß diese Haltung offenbar auf österreichischen Wunsch selbst zurückzuführen sei. Oie Rummernfolge -er Parteien auf dem Stimmzettel. Der Reichsminister des Innern hat in einer Verordnung bestimmt, daß in den Fällen, in denen kleine Parteien ohne Einreichung eines eigenen Reichswahlvorschlages An schluß an den Reichswahlvorschlag einer großen Partei er klären, diese kleinen Parteien nur dann die mit einem Buchstabenzusatz versehene Ordnungsnummer der großen Partei führen dürfen, wenn die große Partei mit dem An schluß einverstanden ist. Andernfalls werden diese kleinen Parteien auf dem Stimmzettel erst hinter der Gesamtheit^ derjenigen Parteien aufgeführt, die einen eigenen Reichs- wahlvorschlag eingcreicht haben; in diesem Fall erhalten die kleinen Parteien eigene Nummern auf dem Stimmzettel. Eine Aenderung in der Verrechnung der Stimmen tritt hier durch nicht ein. — Gleichzeitig wird bestimmt, daß solche Par teien, die im letzten Reichstag bereits durch Abgeordnete ver treten waren, auf dem Stimmzettel die ihnen bereits zuge wiesene Nummer behalten können, auch wenn sie an den Reichswahlvorschlag einer anderen Partei angeschlossen sind. * In einer Berliner Wahlversammlung der DNVP. sprach der Direktor bei der Reichsbahn Laverrenz über deutschnationale Aufbaupolitik. Er geißelte die Ohnmachts- nnd Erfüllungspolitik und setzte ihr eine starke nationale Befreiungspolitik gegenüber. Die Außenpolitik müsse jedoch zur Zeit zurücktreten hinter die drängenden innerpolitischen Fragen. Nur die rücksichtslose Anwendung des Artikels 48 könne die bultigen Auswüchse des politischen Kampfes be seitigen. Das Grundproblem der Wirtschaftspolitik sei die Beseitigung der ungeheueren Arbeitslosigkeit. Der Redner erörterte die deutschnationalen Vorschläge (besonders Hugen bergs Rettungsprogramm der Landwirtschaft und die Rück- kehr zur kaiserlichen Sozialgesetzgebung), die in allen Punk- ten eine vollständige Rettung ermöglichten. * vr. Hugenbe r'g sprach in einer großen Kundgebung der DNVP. in Bielefeld über das Freiheitsprogramm der Deutschnationalen Volkspartei. Er erklärte, daß dieser Wahlkampf nicht bestritten werden könne mit Kritik am System, zumal dieses innerlich bereits abgewirtschaftet habe. Die große Sorgenfrage des Augenblicks heiße, was an Stelle des Parlamentarismus nach dem Wahlkampf treten solle. Wer sich jetzt zur Macht berufen fühle, müsse beweisen, daß er das Problem zu meistern imstande sei. Der Gedanke an die Partei müsse bei der praktischen Arbeit des Wieder aufbaus hinter den Gedanken an Volk und Vaterland zurück- treten. Der Redner beschäftigte sich dann weiter mit dem Abkommen von Lausanne und bezeichnete das Versprechen einer Drei-Milliarden-Zahlung als Fehler angesichts der noch bevorstehenden Verhandlungen über die privaten Handels- schulden, die an Stelle der Tribute getreten seien. Innen politisch erfülle mit Sorge die Scheu der Reichsregierung, in i sachlicher Beziehung besonders in Preußen durchzugreifen. Hugenberg berührte dann kurz noch das Verhältnis zwischen 1 NSDAP, und Zentrum und bedauerte das Abkommen über die Vertagung der Ministerpräsidentenwahl in Preußen. Ein Bündnis zwischen beiden Parteien nach den Reichstagswahlen würde das Ende der Machtstellung des Nationalismus und auch das Ende des deutschen Volkes sein. * Der Gewerkschaftsbund der Angestellten wendet sich in einem Aufruf an alle deutschen Angestellten, bei der Neichstagswahl nur den Parteien ihre Stimme zu geben, die sich nicht in Gegensatz stellen zu den sozialen und wirtschaftlichen Kampfzielen, wie sie die freiheitlich-nationale Gewerkschaftsbewegung auf ihre Fahnen geschrieben habe. Grundlage dieses Kampfes müsse stets die politische und kul turelle Freiheit sein, die nur im sozialen, freiheitlichen Volks- staat gesichert sei. * Auf einer Kundgebung der NSDAP, in Mägde- bürg führte Gregor Straßer u. a. au, die NSNAP. habe nichts mit dem Kabinett von Papen zu tun. Sie habe den Männern der neuen Regierung keinen Rat gegeben. Wenn daZ Kabinett Papen den Reichstag aufgelöst habe, so habe es dies nur aus Selbsterhaltung getan, eine Geste, die die NSDAP, zu nichts verpflichte. Die nationalsozialistische Bewegung werde aus den Wahlen in einer Stärke hervor gehen, daß man ohne sie oder gegen sie nicht regieren könne. Adolf Hitler sprach in den ostpreußischen Städten Lötzen und Ortelsburg. Der Redner erklärte, 13 Jahre hindurch Hütten die Machthaber in Deutschland ge glaubt, mit fremder Hilfe das Vaterland zu retten. Die Nationalsozialisten glaubten, nur aus eigener Kraft könne die Hilfe kommen. Er werde sich gegen den Parteienirrsinn wenden und alle Parteien zerstören, um zu einem einheit lichen Volksganzen zu kommen. Die Nationalsozialisten würden sich nicht beugen; sie würden auch nicht biegen und am allerwenigsten brechen. Das Volk ginge aus Mangel an Pflichtbewußtsein zugrunde, und deshalb gelte es heute, die Pflicht gegenüber dem Vaterlande zu erfüllen. Im Stadion zu Wittenberge fand eine öffentliche Kundgebung der NSDAP, statt, auf der u. a. vr. Goebbels sprach. Im Innern des Landes stehe das Ge- penst des Bürgerkrieges. Außenpolitisch liege das deutsche Volk in Ketten und Fesseln. Das sei die Folge der 14 Jahre Systempolitik. Heftig wandte sich der Redner gegen die Not ierordnungspolitik der neuen Reichsregierung. Mit der Auf hebung des Uniform- und des SA.-Verbots und der Auf lösung des Reichstages allein sei es nicht getan, wenn man nicht den Mut fasse, die Macht so anzuwenden, daß der rote Terror auf der Straße gebrochen werde. Man solle nicht glauben, daß die Geduld der Nationalsozialisten unerschöpf- lich sei. Am 31. Juli werde das Volk die Entscheidung in der Hand haben. In einer deutschnationalen Iugendkuud- gebung in Mühlheim (Ruhr) richtete der deutschnationale Parteiführer vr. Hugenberg einen Appell an die nativ- nale Jugend. Ohne Jugend gäbe es keine Macht. Die Jugend »erde auch den Kern der Macht bilden, die den Geist deut scher Einheit wahren und keine ihm feindliche andere Macht im Staate, in der Schule, in der Reichswehr, auf der Straße dulden werde. Wie in Amerika über jedem Dolksschulkatheder das Sternenbanner wehe, so werde deutscher Geist und deutsche Geschichte die Grundlage des deutschen Unterrichts wesens bilden. Und auf dieser nationalen Schule, die in der Schule der Wehrpflicht ausmündet, werde sich ein natio nales Leben aufbauen. Das sei das Ziel der Rettung der deutschen Natton vor dem deutschen Individualismus. Bei der Lösung der ungeheueren geschichtlichen Aufgabe, die innere nationale Einheit des deutschen Volkes zu schmieden, werde die DNVP. in gleichem Schritt und Tritt mit den Na tionalsozialisten marschieren. Es werde ein hohes politisches Verdienst Adolf Hitlers sein, wenn es ihm gelinge, deutsche Massen in diesem Punkt innerlich umzukneten. Aber mehr und mehr steige in uns eine schwere Sorge auf. Wir müßten uns um des Vaterlandes willen darüber mit den National sozialisten auseinanderseßen. Wir müßten mit rücksichtsloser Kraftanstrengung das Unsrige tun, um die gefürchtete Ent wicklung nicht Tatsache werden zu lassen. Darum müßten wir auch in dem Wahlkampf dieser Wochen die deutschen Menschen bitten: wählt nicht nationalsozialistisch, sondern deutschnational. Wolle der Nationalsozialismus etwa des halb, weil der deutsche Nationalismus sich kämpfend gegen über dem deutschen Individualismus durchsetzen muß, diesen deutschen Individualismus totschlagen? Damit würde das deutsche Wesen an seiner Wurzel getroffen werden. Das wäre eine Entwicklung, die uns nicht zur Einheit, son dern zu einer neuen tiefen Aufspaltung in zwei Völker führen würde. Alles auseinanderreißend, würde eine neue Kluft der Geister zu dem konfessionellen Zwiespalte hinzu treten. Es widerspreche innerstem deutschen Wesen: Nach römischem Faschistenmuster die Dinge von oben her zu ord nen, statt Saaten auszustreuen und sie von unten her wachsen zu lassen. Einem einzelnen Menschen alle Macht geben zu wollen zugunsten der Auffassungen eines Menschen und eines schwankenden Parteiprogramms unduldsam sein, statt allein zugunsten des Gedankens der inneren na tionalen Einheit. Von der Notwendigkeit der Nieder- zwingung de s „bürgerlichen Nationalismus" reden und ihn mit dem „marxistischen Sozialismus" auf eine Linie stellen. Mit dem Worte „Sozial i s m u s" ein Spiel « j treiben, das dies zersetzende Gift in unzählige Seelen träu- felt, die bisher dagegen immun waren — dies Gist, da« chemisch dem Marxismus in allen wesentlichen Bestandteil«» durchaus gleich und das gerade Gegenteil des von uns ver tretenen Begriffes „sozial" sei. Die Deutschnationale» lehnten ebenso diese Ziele wie diese Kampfesweise ab. St« stellten ihnen eine Fülle fruchtbarer praktischer Pläne und Forderungen entgegen. ' Aus einer von etwa 35 000 Zuhörern besuchten Wahl kundgebung der Zentrumspartei und der Bay rischen Polkspartei sprach in Ludwigs hafen Reichskanzler a. D. Dr. Brüning, der sich gegen die gegen ihn vorgebrachten Angriffe rechtfertigte und aus der anderen Seite heftige Kritik an der Regierung Papen übte. Das deutsche Volk sei bis in seine innersten Tiefen aufgewühlt durch einen Wahlkampf, der von ent scheidender Bedeutung für ein Jahrzehnt werden werde, und der an sich durchaus überflüssig sei. Auf die Taktik in Lausanne brauche er nicht näher einzugehen, da sich die Blätter der Rechten bereits selbst ausreichend damit be schäftigt hätten. Es sei der große Fehler begangen worden, daß der Reichstag gegen die Parteien aufgelöst worden sei, die im Interesse der nationalen Befreiung, der völligen Streichung der Reparationen, der Gleichberechtigung aus allen Seiten zwei Jahre lang Opfer gebracht hätten. Die meisten Parteien der Mitte seien zugunsten der National sozialisten und der Sozialdemokraten und vielleicht auch zugunsten der Kommunisten verschwunden. Die National sozialisten könnten nunmehr ruhig ihre demagogische Agi tation der vergangenen zwei Jahre weiter forueyen. Wenn alles gut gehen sollte, dann würden sie die Netter sein, aber die, die 14 Jahre lang die Verantwortung getragen hätten, würden gescholten werden. Aber das deutsche Volk werde sich nicht durch die Diktatur einer Partei oder einer kleinen Schicht aus die Dauer regieren lassen. Unruhiger Sonntag in Berlin Der Sonntag war trotz des regnerischen Wetters be sonders reich an politischen Zusammenstößen. Einer der schwersten ereignete sich in der Nacht im Südwesten Berlins, wo bei einem schweren Handgemenge zwischen Kommu nisten und Nationalsozialisten auch etwa zehn Schüsse abgegeben wurden. Der SA.-Mann Schröder erhielt einen Schuß in den Hals. Er verstarb kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus. Zehn Tote, fünfzig Verletzte in Altona. Barrikaden und Panzerwagen. Am Sonntagnachmittag gegen 5 Uhr kam es in Altona an mehreren Stellen zu kommunistischen Feuer- überfällen auf einen nationalsozialistischen Propaganda marsch. Die eingreifende Polizei mußte ebenfalls von der Waffe Gebrauch machen. Bis zum Abend wurden ein Toter, über 30 S ch w e r v e rl e tz t e und zahlreiche Leicytverletzte gezählt. Bei dem Toten und der Mehrzahl der Schwerverletzten handelt es sich um Nationalsozialisten. Die Schüsse wurden aus Häusern und von Dächern herunter abgegeben. über die blutigen Vorfälle des Sonntag in Altona heißt es im amtlichen Bericht: „Gelegentlich eines Werbe marsches der SA. durch Altona kam es in der Gegend an der Hamburger Grenze zu schweren Ausschreitungen seitens Anhängern der antifaschistischen Aktion. Letztere be schossen von Dächern und Ballonen sowie aus Wohnungen heraus die Teilnehmer des Werbeumzuges sowie die den Umzug begleitenden Polizeibeamien. Die Polizei erwiderte das Feuer und nahm nach Absperrungen Haussuchungen vor. Es sind etwa 150 Schüsse gefallen. Ein Altonaer SA.-Mann wurde durch einen Brustschutz tödlich getroffen; eine vermutlich aus Hamburg stammende Frau erlitt einen Beinschutz, an dessen Folgen sie anscheinend durch Ver blutung gestorben ist. Soweit bisher feststeht, sind zwei Beamte der Hamburger Ordnungspolizei durch einen Oberschenkel- bzw. Steckschuß verletzt worden, des weiteren zwei Personen, die mit Hals- und Rückenschüssen in das Krankenhaus gebracht wurden. Die Altonaer Polizei, die mit allen verfügbaren Kräften nmer Hinzuziehung eines Hamburger Kommandos und zweier Pa n.z erwägen eingesetzt war, hatte in den Nachmittags- und Abend stunden die an der Grenze liegenden Straßen säubern müssen. In der Kleinen Freiheit hatten Kommnnisten aus drei Kohlenwagen eine Barrikade errichtet, von der aus die Polizei beschossen wurde. In der Elbstratze haben Kommunisten eine Straßenbahn angehalten, Führer und Insassen zum Aussteigen gezwungen und den Wagen dann laufen lassen. In unmittelbarer Nähe ist eine Straßenbahn umgeworfen worden. Bisher sind 91 Festnahmen erfolgt. Bei diesen Vorkommnissen handelt es sich um eine Unternehmung der antifaschistischen Aktion, die bereits vorher zu Störungen des SA.-Zuges auf gefordert hatte." Wie amtlich mitgeteilt wird, sind im Altonaer Kran kenhaus bis 22 Uhr 55 Verletzte eingelieferl worden, von denen fünf bereits gestorben sind. Außerdem sind drei Tote eingeliefert worden. Danach stellt sich die Zahl der Opfer der Schießerei nach polizeilicher Mitteilung ein schließlich zweier weiterer Toter bis jetzt aus zehn Tote und fünfzig Verletzte. Die NSDAP, hat zwei Tote und dreißig Verletzte zu verzeichnen. Reichswehr gegen politische Ltnruhestister. Zu schweren Ausschreitungen kam es in der Nacht in der märkischen Ortschaft Ketschendorf bei Fürstenwalde. Da die Landjäger und die Polizeibeamten, die sich aus Für stenwalde nach Ketschendorf begeben hatten, nicht imstande waren, die Ruhe wiederherzustellen, sah sich der Potsoamer Regierungspräsident veranlaßt, einen Zug der 1. Eskadron des FUrstenwalder Reichswehr-Reiter-Regts. 9 einzusetzen. Das bloße Erscheinender Soldaten, die ihre Ma schinengewehre vor dem Lokal aufstellten, in das sich die Un ruhestifter, Kommunisten, zurückgezogen hatten, genügte, um sie zur Aufgabe jedes weiteren Widerstandes zu bewegen. Sie ließen sich dann festnehmen und nach Fürstenwalde in das Gefängnis bringen.