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Nr. ld7 Pulsnitzer Tageblatt — Donnerstag, 7. Juli 1932 Seit« 8 nachmittag des Mittwoch landeten die beiden Amerikaner auf zem Berliner Zentralfluahafen, wo alle Vorbereitungen ge- 'roffen waren, um die Geste von „drüben" zu empfangen. Die beiden Weltflieger sind in der amerikanischen Armee tusgebüdet. Ihr Flug wird von reichen Petroleumbesitzern »us Oklahoma finanziert. Diese Geldleute haben den beiden Piloten eine der besten und vollkommensten amerikanischen v lug Maschinen zur Verfügung gestellt, mit der eine Durch- chnittsleistung von 240 Stundenkilometer zu erreichen ist. Das Flugzeug, das den Namen „FortschrittdesIahr- zunderts" hat, ist mit den besten Instrumenten ausge- 'üstet, hat aber keinen Radioapparat an Bord. Auch auf an Gummiboot, das bisher alle Ozeanflieger mitzunehmen pflegten, haben die beiden Amerikaner verzichtet, ebenso auf ünen Feuerlöscher. Wie NeUm die WelMeger empfing. Als das amerikanische Flugzeug in der Ferne erschien, stieg am Mast des Flughafens das amerikanische Sternen banner auf, und das Empfangskomitee, darunter der amerika nische Botschafter Sackett, ein Botschaftssekretär der amerikanischen Botschaft, Stadtbaurat vr. Adler für die Stadt Berlin und schließlich auch Hauptmann Köhl als Ver treter der Ozeanfliegerei begaben sich auf das Rollfeld, auf dem die Maschine um 5.43 Uhr mit elegantem Schwung landete. Obwohl die Polizei große Absperrungs maßnahmen getroffen hatte, war das Flugzeug sofort von einer großen Menschenmenge umringt, die die beiden Piloten zunächst vor lauter Begeisterung daran hinderten, auszusteigen. Der amerikanische Botschafter Sackett nahm das Wort zu einer kurzen Begrüßungs ansprache, und auch Stadtbaurat Adler sprach einige kurze Begrüßungsworte für die Stadt Berlin. Als eine besondere Kuriosität hatte sich auch zum Emp fang der Ozeanflieger ein Dessauer S ch o r n st e i n f e g e r - meister im vollen Schornsteinfegerdreß eingefunven, der als erster „fliegender Schornsteinfegermeister" vor fünf Ta gen nach Berlin gekommen war, um eine Wette zu gewinnen. Start der Welislicger nach Moskau. Berlin. Die amerikanischen Weltslieger sind nach kurzen, Aufenthalt vom Zentralslughasen Tempelhof aus zum Wetter flug nach Moskau gestartet. Bertram und Klausmann, die Helden von Wyndham. Heißhunger nach einem Teller Haferbrei. Sydney. Die beiden der australischen Wildnis wunder bar entronnenen deutschen Flieger Bertram und Klaus- m a n n trafen mit ihrem Retter, Constabler Marshall, Mitt- woch ch Wyndham ein. Sie hatten die Strecke von Kap Ber nier bis Wyndham im Motorboot zurückgelegt. Bei ihrer An kunft hatte sich fast die ganze Ortsbevölkerung eingefunden und bereitete den drei ein begeistertes Willkommen. — Por dem Krankenhaus mußten die drei sich ein dutzendmal photo graphieren lassen. Sie sahen aus wie Halbwilde. Alle hatten übermShlg langes Kopfhaar und Vollbärte. Während Klausmann, der gestützt werden mußte, nur schwach lächelte und mit der Hand winkte, um sich' für den Empfang zu bedanken, erklärte Bertram, der bedeutend frischer war: „Nehmen Sie zuerst meinen Freund, der hat es nötiger als ich. Ich suhle mich g^z wohl. Ich habe Heißhunger nach einem Teller gutem Porridge (Haferbrei)." — Als man Bert ram fragte, welches wohl die schr e ck l i ch st e P h a s e d e r f u r ch t b a r e n L n t b e h r u n g e n i m B u s ch w ar, er- klärte der Flieger: „Wohl der furchtbarste Augenblick unseres Leidens trat ein, als der Dampfer .Lolinda' nur einen Kilo- meter entfernt an uns vorüberzog, ohne unser Schreien und Winken zu bemerken. Wir glaubten die Rettung nahe und sanken dann vollkommen entmutigt auf unsere Felsenlager stätte zurück und fielen m einen totenähnlichen Schlaf. Der zweite fast ebenso ein, bin Flug zeug nicht weit von uns über dem Busch einige Kreise zog und uns ebenfalls nicht bemerkte. Dem Tode nahe glaubten wir uns aber, als in einiger Entfernung wilde Eingeborene auftauchten, die heftig gestikulierend auf uns hinwiesen, aber nicht an uns heran kamen. Wir glaubten, daß sie uns ermorden wollten. Wir hätten uns vor Entkräftung auch nicht mehr wehren können." Beide Flieger sind im Krankenhaus in Wyndham unter gebracht, wo sie sich in erstklassiger Pflege befinden. Sie sind die Helden des Tages. Das Personal des Krankenhauses, die Behörden und die Bevölkerung des kleinen "australischen Städtchens tun alles, um die wunderbar Geretteten für die leiblichen und seelischen Qualen der letzten Wochen einiger maßen zu entschädigen. Zunächst heißt freilich die Parole für die beiden Patienten vor allem Ruhe. Beide sind noch immer von einem dauernden Hungergefühl geplagt, können aber nur mit Vorsicht ernährt werden, bis sich ihr Magen wieder auf normale Nahrung eingestellt hat. Das ! Iunkersflugzeug Bertrams befindet sich noch auf dem ur- ' sprünglichen Landeplatz, von dem aus auch die Flieger mit Marshall nach ihrer Rettung aus der Wildnis das Motorboot bestiegen haben. Wie sie feststellten, hatten sich inzwischen Eingeborene an das herrenlose Flugzeug herangemacht und alles, was ihnen einigermaßen begehrenswert erschien, mit gehen lassen. Aus dem Gerichtssaal JNeineldSprozeß gegen Rechtsanwalt 9r. Lange. Die Strafanträge. Dresden. Am Schluß seiner beinahe dreistündigen Ausfüh rungen stellte Staatsanwalt Dr. Steffan im Meineidsprozeß Dr. Lange den Strafantrag aus vier Jahre Zuchthaus. Falls das Gericht den 8 157 berücksichtige, würde die Strafe zwei Jahre Zuchthaus betragen. Dem Angeklagten seien die bürger lichen Ehrenrechte aus fünf Jahre abzuerkennen. Ferner sei rr dauernd für unfähig zu erklären, als Zeuge oder Sachver ständiger vernommen zu werden. Der Angeklagte sei ein un sauberer und verlogener Mensch, der keine sittlichen und mora lischen Hemmungen hatte und durch seine Steuerdelikte längst reis für das Zuchthaus war. * Überfall auf eine Greisin. Freiberg. Wie erinnerlich, war im Mai d. I. die 85 Jahre alte Witwe Bellmann in ihrer Wohnung von einem Bettler überfallen und schwer mißhandelt worden. Die Frau trug derart schwere Verletzungen davon, daß sie noch jetzt schwer daniederliegt. Run verurteilte bas Schwurgericht den Täter, einen Bauarbeiter Wegbrodt, wegen versuchten schweren 'Raubes mit Einschluß einer kürzlich vom Amtsgericht Freiberg wegen schweren Diebstahls verhängten mehrmonatigen Gefängnis strafe zu zwei Jahren sieben Monaten Zuchthaus. * Betrüger aus Idealismus. Zwickau. Vom hiesigen Schöffengericht wurde der 32jährige Kantor und Organist Seifert aus Reustärnct wegen Untreue zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt Seifert verwaltete ehrenamtlich die Kasse des Kreisvereins für Innere Mission in Schneeberg. Ini Laufe der Zeit schädigte er die Kasse um rund 10 000 Mark und die kirchliche Gemeindekasse um rund 2800 Mark. Das Sonderbarste an dem Falt ist, daß Seifert das Geld nicht für sich verwendete, sondern wie ein Psarrer in der Gerichtsverhandlung sich ausdrückle, aus übertriebenem Idealismus Anschafsungen für verschiedene kirchliche Zwecke machte. So lauste er einen Flügel, Posannen, Liederbücher und anderes. Er wollte das kirchliche Gemeindeleben in .Reusiadlel „groß ausziehen". Das war sein Verhängnis. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 6. Juli Dresden. Besonders große Umsätze waren in sestverzins- lichen Werten zu beobachten. So stiegen Dresdner Atwejitz cho, 7proz. Dresdner Sladlanleihe sowie 8proz. Riesaer ,e 2o Prozent. Auch Retchsanlethen und Staatsanleihen wurden überwiegend hoher bewertet, lediglich 7proz. Deutsche Reichs anleihe mußte 1 Prozent hergeben Von den Dividenden werten halten Gebr. Hormann (plus 7) den größten Gewinn zu verzeichnen. Ferner stiegen Zwickauer Kammgarn, Ver. Zünder und Berliner Kindl >e 5, Reichelbrüu 5,5 und Gebler und Kötitzer Ledertuch je 3, Polyphon, Siemens, Somag, Rockstroh und Schöfferhof je etwa 2 Prozent. Abgeschwächt lagen dagegen Ver. Bautzner, die 1,5 Prozent einbützlen; auch Ltrohstoss und Gehe waren etwas billiger zu haben. Leipzig. Bei fester Tendenz erzielten Thür. Gas bet einem Ausschlag von 1 Prozent größere Umsätze. Höher notierten Sachsenwerk 1,75, Schubert u. Salzer 2,5 und Sachsenboden 6 Prozent. Reichsbank lagen schwächer. Glauziger Zucker ver- .loren 2.5 Prozent. Stadtanleihen profilierten ebenfalls von der festeren Tendenz. Berliner Börse vom Mittwoch: Teilweise noch fester. Die Börse zeigte wieder feste Haltung, wenn auch das Aus maß der Kursbefserungen das der vorangegangenen Tage nicht erreichte. Die Börse hat zu den hohen Kursen vereinzelt noch etwas Ware abgegeben. Die Kursbesserungen waren erheblich geringer als an den Vortagen. Effektenmarkt. Von heimischen Renten konnte der Altbesitz erneut anziehen. Auch die Neubesitzanleihe weiter sehr fest, später aller dings aus 6,os nachgebend. Sehr fest auch Industrie-Obligatio nen, von denen Hoesch 2,62, Fried. Krupp 1,62 und Vereinigte Stahl 0,75 Prozent gewannen. Ausländische Renten ebenfalls befestigt. Berkehrswerte befestigt. Bankaktien nicht einheitlich. Reichsbankanteile etwas fester. Montan werte erneut vernachlässigt, diesmal auch Braunkohlenwerte. Kaliwerte wenig beachtet nnd nicht einheitlich. Von chemischen Werten I. G. Farben etwa 1 Prozent höher. Von Elektropapieren waren Akkumulatoren Hagen um 4 Prozent gebessert, die übrigen Werte um etwa 1 Prozent. Berliner Produktenbörse vom VNttwoch: Still. Weizen widerstandsfähig, Prompt-Roggen des gleichen, Herbst-Roggen schwächer, Wintergerste in gut bemusterten Offerten am Markt. Hafer etwas gefragter, Mehl ohne Belebung. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Perlin. Wetz. 6. 7. 32 5. 7. 32 100 üg 6. 7. 32 5. 7. 52 mark. Mehl Futt. 234.0-236.0 235.0-237.0 Weizenmehl 30,2-34.0 30.2-34.0 Zuli 247.0-216 7 246.0-247.1 Roggemnehl 25.6-27.4 25.6- ^7.4 Sept. 228.0-228.« -25.5 -S6.0 Weizentteie 10.2 10.6 >0.1->0.5 2kt. 229.0-229.5 226.0-227.0 Roggenkleie 10.0.10.5 10.0 10.5 Dezbr. 231.50 230.00 Viktoria-Erbsen 17.0-23.0 >7.0-23.0 Rogg. Kl. Speiseerbsen 21.0-24.' 21.0-24.0 mark. Russen Juli Sept. Ott. Dezbr. 187.0-189.0 >86.0-188 Futtererbsen Peluschken 15.0-19.0 16.0-18.« 15.0-19.0 16.0-18.0 1--7.00 179.00 au 181.0-11-0.5 180.7-181.5 Ackerbohnen Wicken Lupinen, blaue 15.0-17.« 16.0-18.0 10.5-11.5 15.0-17.0 16.0-1^.0 >0.5-11.5 184.00 — . gelbe Serradella >5.0- >6.5 >5.0-16.5 Gerste Lei H ütchen Brau — — Basis 37 ü» «0.3-10.» ,0.3-10.6 Futt. >62.0-172.0 162.0-172.» Erdnuß! uchen >0.60 10.60 » metp Il.OO 11.00 Hafer Trockenlchmtzel -.7«! -<.70 märk. 157.0-161.0 157.0-161 Losaschrot Juli 166.0-166.5 165.00 Bai. -ib^Hbg. >0.20 ,0.20 Sept. 148.00 G7.5v Sosaschrot Okt. 150.00 — Pasis Stettin >.>->1.1 II.1-11.2 Dezbr. — — Karwsselllocken^ — — Die Preise für Milch, die vom 8. bis 14. Juli nach Berlin zur Lieferung gelangt, betragen je Liter frei Berlin: für ^.-Milch 13,75 Rps., für tiefgekühlte ^-Milch 14,25 Rpk., für 8-Milch 8,5 Rps., für tiefgekühlte 8-Milch 9,0 Rps., für molkereimäßig bearbeitete Milch l5,5 Rps. Die X-Milchmenge ist auf 80 Prozent des ^.-Milchkontingents der einzelnen Liefer- stellen festgesetzt. Oie vom Meäertmu8 1^4 »Jetzt kommst du endlich zu uns ins Pfarrhaus, Berene!" Die Stimme der Frau Pastor klang erregt. Verene bereute es zum soundsovielten Male, der Frau Pastor nähergetreten zu sein. Es war doch immerhin besser gewesen, als zwischen ihnen noch das fremdere »Sie" bestand. Nun nahm Tante Pastor sich allerlei heraus. Und jetzt, wo sie auf die Verlobung hin drängle, gleich gar. »Ich will hierbleiben, Tante Amalie I" »Das geht nicht mehr. Es schickt sich nicht. Du kannst hier als Walters Braut nicht bleiben - schließlich will er dich doch auch ab und zu einmal besuchen. Ich kann aber nicht immer im Fliederhause sein, seit Onkel soviel Pflege bedarf. Du wirst das einsehen und mir keine Schwierig keiten weiter machen. Und nun auch gleich noch das andere, das Wichtigste, mein Kindl Du hast kein Geld dazu, hier tatenlos in den Tag hineinzuleben. Die Pension deiner guten Großmutter ist erloschen. Marie kann auch kein Ge- halt mehr bekommen. Und — das Fliederhaus — hm!, da können wir gleich mal darüber reden. Onkel Hal das Alter erreicht. Er muß in Pension gehen. Wir müssen unser liebes Pfarrhaus räumen, und da würden wir — hm! — ins Fliederhaus übersiedeln. Wir zahlen dir natürlich dafür, und wir können auf ver anderen Seite eine gute Ausstattung für dich besorgen. Dir kann es recht sein, wenn wir und nicht andere, fremde Menschen hier wohnen. Und du selbst brauchst es nicht, weil du im ebenso schönen Forst hause wohnen mußt. Außerdem kannst du kommen, so osl du willst. Das heißt, wenn Walter nichts dagegen Hai." »Ich möchte trotz deiner Worte hierbleiben, Tante Amalie. Und Marie will keinen Lohn haben. Sie ist froh, wenn sie hier mit mir zusammenbleiben dars. Sie ist zu frieden, wenn sie ihr bißchen Essen hat, weiter braucht sie nichts mehr." »So, so!" Frau Pastor überlegte blitzschnell, daß sie ja selbst Marie um diesen Preis behalten wollte. Da konnte sie die großmäulige Minna hinausbesördern, was dann auf zwei Selten sein Gutes hatte. »In vierzehn Tagen ist Verlobung bei uns im Pfarr haus. und Walter will auch keinen langen Brautstand. Er ist alt genug, um endlich wieder in seine Ordnung zu kommen. Das kann man ihm nicht verdenken." Verene starrte zu Boden. Walter! Wer war Walter? Der Mann mildem roten, frohen Gesicht. Mit den Augen, die sie so ansahen, daß sie am liebsten weit, weit fort gelaufen wäre. Seine Frau! Wie selbstverständlich die Tante von Vieser Tatsache sprach! Mochten sie reden! Es würde doch nicht sein! Niemals würde es sein! Sie würde sich nie, nie von ihm küssen lassen. Verene lächelte. Dann sagte sie: »Liebe Tante, ich komme am Tage vor meiner öffent lichen Verlobung zu euch. Solange bleibe ich im Flieder hause. Und was das andere anbelangt, so könnt ihr ruhig hierherkommen. Es ist alles gut so, wie du es dir gedacht hast" »Du bist ein gutes Kind, Verene! Wir werden es also so einrichten, wie wir es jetzt besprochen haben. Und mit den Kindern, das ist natürlich auch sehr gut, wenn die einige Monate hier im Fliederhause bei mir sein können. Bis du dich eingelebt hast als junge Frau. Ein Weilchen wird es immerhin dauern. Aber Walter ist ja so verliebt in dich. Er wird tanzen, wie du es haben willst. Du kannst also sehr zufrieden sein. Mit ein bißchen Zärtlichkeit wirst du alles bei ihm erreichen können." Berene dachte, daß sie sehr undankbar sei, so viel Liebe nicht vergelten zu können. Aber es änderte nichts an ihrem Entschluß, ihnen allen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Tante Pastor meinte weiter, daß es sich nur um eine kleine Wäscheaussteuer handeln könnte, denn es sei ja wirk lich alles vorhanden. Man wisse doch beim besten Willen nicht, was man dort umkrempeln sollte. Es sei am besten, es bleibe alles so, wie es sei. Man würde durch eine Aenderung nur das Gesamtbild beeinträchtigen. Verene wußte zwar nicht, was im Forsthause be einträchtigt werden könnte, denn ihr verursachte noch die Erinnerung einen Schauder. Die Erinnerung an die Zimmer im Forsthause, in denen sie nun bald hätte leben müssen, wenn ihr nicht dieser herrliche Gedanke gekommen wäre. Sie entsloh ihnen voch! Der Mann mit dem gutmütigen Gesicht und den breiten Händen würde sie nicht küssen! Und Berene lächelte still, was die Tante für ein Ein- gestänvnis hinnahm. Sie schieden dann doch noch in bester Stimmung — wenigstens bei der alten Dame war es der Fall. Und Berene fühlte sich auch leicht und froh. Der Oberförster ließ sich auf Befehl seiner Tante nicht sehen, was ihm sauer genug vorkam; dafür aber umlauerte er am Abend das Haus. Manchmal schämte er sich selbst; doch seine Eifersucht aus den Grafen ließ ihn nicht schlafen So vergingen auch diese Wochen. Und dann kam ver Sonnabend! Der Sonnabend vor ihrer 'Verlobung! Im Fliedergarten war wieder Ordnung geschaffen. Wohl fehlten soundsoviel Bäume, doch dafür waren in zwischen andere Blumen erblüht, und sie durchzogen mit ihrem Dust den alten Garten. Die Dolden an den übrig gebliebenen Flieverbäumen waren im 'Verblühen, weil doch nun der Sommer mit seinen tausend Schönheiten kam. Die alte Marie schasste und scheuerte im Hause. Man hörte sie sogar hier draußen herumrumoren. S'e freu«, sich sehr, daß sie hierbleiben sollte, wenn Pastors vas Haue bezogen. (Fortsetzung svlgi.)