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Müsnitzer Tageblatt — Donnerstag, 23. Juin 1932 Seite 6 5. Preis W. Wehner-Dersdorf (42 P.). 7. Preis W. Lohse- Obersteina (38 P.). Die Hebungen der Jahrgänge 1916/17 erstreckten sich über einen lOO-Meter-Lauf, Kugelstoh und Weitsprung. 3. Preis H. Doden-Grohröhrsdorf (35 P.). In den Gerätewetttämpsen am Reck, Barren, Pferd, einer Reckkürübung, Darrenkürübung und einer Freiübung wurden im Jahrgang 1914/15 folgende Sieger: 1. Preis W. Schurig- Großröhrsdorf (106 P.). 2. Preis A. Schreier-Großröhrsdorf (100 P.). 5. Preis H. Mägel-Lichtenberg (90 P.). An den Geräten Reck, Darren, Pferd und einer Freiübung des Jahr ganges 1916/17 wurden nachstehende Ergebnisse erzielt: I. Gnauck-Großröhrsdorf erhielt 67, Fcitz Freudenberg 57, Martin EHrig 56, F. Laub 55 Punkte (alle drei aus Obersteina). In den Wettkämpfen der Turnerinnen des Jahrganges 1915^.16 im 75-Meter-Laus, Weilsprung und Dollballwurf, wurden fol gende Ergebnisse erzielt: D. Höfgen 39, H. Zachmann 38, E. Kreische 37 Punkte (alle drei aus Oberlichtenau). Ebendieselben Hebungen hatte der nächstfolgende Jahrgang der Turnerinne«. Sieger wurden: 1. I. Simmang-Lichtenberg mit 53, 7. H. Kaiser- Lichtenberg mit 37 Punkten. — Die Siegerliste des „Turner bund" Pulsnitz veröffentlichten Wir bereits in der Dienstag- Rummer. Hervorragende Besetzung des Lückendorf-Bergrennens. 7N /k4s O, 2 I' -Ls rot 67 (Z) WS w »iss k' 8^ Bedürfnisse der Zuschauennassen sind bestens im Schuß, um 10 Uhr seinen Anfang und wird sich voraussicht! -L«7 »ts-Lo r - lichen Straßenbeschaffenheit dürften auch Heuer her vorragende Zeiten gefahren werden. An besonderen Barpreisen stehen diesmal RM 1000.— für den schnellsten Wagen-, RM 500.— für den schnellsten Motorrad- und RM 200.— für den schnellsten Bei wagen-Fahrer zur Verfügung. Organisatorisch ist wieder Musterarbeit geleistet worden, die Anlage neuer und die Verbesserung alter Parkplätze gewährleistet eine einwandfreie Unterbringung der zu erwartenden Wagen und Motorräder, die gesamte technische Strecken organisation, die Verpflegungsstellen siir die leiblichen , z. Das Rennen ilimmt nicht, wie zuerst beabsichtigt, um S Uhr, sondern erst . wird sich voraussichtlich bis gegen 13 Uhr Hinziehen. Macht nun noch der Wettergott ein heiteres Gesicht, dann sollte man um den durchschlagenden Erfolg des 8. Lückendorf-Bergrennens auch nicht bangen zu brauchen! ». n. Seb. W Wie schon in den letzten Jahren, ist auch für das diesjährige Lückendorf-Bergrennen, das am kommen den Sonntag, 26. Juni, auf der bekannten Rennstrecke bei Zittau zur Durchführung kommt, eine erstklassige Besetzung zustandegekommen. Die Sensation des Ren nens dürfte der Start des Avus-Siegers Manfred von Brauchitsch auf Mercedes-Benz werden. Der in letzter Zeit so stark in den Vordergrund getretene pmge Fahrer trifft auf schwerste Konkurrenz. U. a. haben sich in die Rennungsliste nachstehende Fahrer von Ruf einschreiben lassen: der frühere Europa-Berg meister Hans Stuck von Villiez, die Dresdner Kotte, Oestreicher, Lewy, die Münchner Bauhofer, Thiele, Zellen, Steinweg, Kohlrausch. Graf Engelbert Arco- Zinneberg (Wien), Bäumer (Bünder/Westf.), Simons (Berlin), Graf Matzau (Militsch) usw. Die Interna- tionalitüt des Rennens wird durch den mit Spannung erwarteten Start des Budapester Hartmann (Bugatti) gewahrt, der erst am vergangenen Sonntag beim „Großen Preis von Lemberg" wieder einen Klassen sieg herausfuhr. Aber nicht nur bei den Wagenfahrern wird ein qualitativ erstklassiges Feld am Ablauf sei», die Mo torradfahrer stehen hinsichtlich der Besetzung der ver schiedenen Klassei: keineswegs zurück. Dazu mag in erster Linie beigetragen haben, daß auch diesmal das Lückendorf-Bergrennen wieder als „Zweiter Lauf zur Deutschen Bergmeisterschaft der OMB" gewertet wird. Der Rennleitung ist es kurz vor dem offiziellen Melde schluß noch gelungen, den berühmten Engländer Bullus (NEU) für einen Start in Lückendorf zu gewinnen. Tom Bullus wird neben Brauchitsch die Hauptan ziehungskraft auf das Publikum ausüben, denn sein Name ist im Laufe der letzten zwei Jahre direkt zu einem Begriff im deutschen Motorradsport geworden. Auch ihm wird er Sieg in seiner Kategorie höllisch schwer gemacht werden, trifft er doch auf bekannte Leute wie Bauhofer (München), Ley (Nürnberg), Bru- des (Breslau), Toni Babl (Miesbach), und den Vor jahrsrekordsieger Joe Will Brand (München). Von den einheimischen Fahrern sind die bekanntesten der famose Semmt (Ebersbach) und Seidl (Kratzau), die dank ihrer Streckenkenntnis ein Wort mitsprechen dürsten. Neben diesen „Kanonen" sind auch Heuer wieder eine Anzahl Ausweisfahrer gemeldet, die sich am Lüctendorfer Paß die ersten Sporen verdienen wollen. Insgesamt ist die Meldeliste bis zum Nen- nungsschluh auf rund 100 Namen angeroachsen. Die Strecke weist in diesem Jahre insofern eine Besonderheit auf, als sie durch Vorverlegung des Startes um genau einen Kilometer verlängert wor den ist und nun mit einer Gesamtlänge von 5 Kilo meter internationales Maß hat. Dank der Vorzug Tennis-Borussia schlug Beuthen 08 vor etwa 2000 Zu schauern in Berlin mit 6:3 Toren. Die Beuthener lieferten einen außerordentlich müden Kampf. Stöpel in der deutschen Tour-de-Franee-Mannschaft. Der deutsche Radfahrer Stöpel, der sich bei der Italienrundfahrt so gut bewährte, wurde als „An" in die deutsche Mannschaft für die Frankreich-Rundfahrt ausgenommen. Metze gewann das Stundenrennen auf der Berliner Olympia-Bahn überlegen gegen Horn, Paerlack, Kroschel, Balke und Kuhn. Deutschlands Vertreter im modernen Fünfkampf auf der Olympiade. Nach den Ergebnissen der olympische» Ausschei dungen im modernen Fünfkampf wurden Polizeiobcrwachtmeister Reiner, Reichswehrleutnant Naudee und Polizeioberwacht- meister Miersch zu Deutschlands Vertretern beim Olympischen Fünfkampf in Los Angeles bestimmt. Schmelings ehrenvolle Niederlage. 65 000 Zuschauer. — Sharkey technisch besser. — Umstrittener Punktsieg des Amerikaners. Allen Erwartungen zum Trotz hatte der Weltmeister schaftskampf zwischen dem deutschen Titelhalter Ma; Schmeling und dem Herausforderer Jack Sharkey doch noch großes Interesse bei den Amerikanern gefunden. Das Wetter klärte sich in den letzten Stunden auf, und so strömten die Sportbegeisterten in Massen nach Long Island. Etwa 65 000 Zuschauer füllten die neuerbaute Arena, als die Vorkämpfe begannen. Noch im letzten Augenblick schlugen die Wetten, die vor her durchweg dem Deutschen einen leichten Vorzug gaben, zugunsten Sharkeys um. Beide Boxer wurden mit rasendem Beifall begrüßt, als sie den Ring betraten. Beide sahen sehr gut aus, besonders konnte Sharkey ganz und gar nicht als „fett" bezeichnet wer> den. Dann beginnt der Kampf. Die ersten vier Runden gehen 'ganz wie bei dem denkwürdigen Kampf vor zwei Jahren, an den Amerikaner. Die nächsten Runden verlaufen ziemlich ruhig und ausgeglichen, die neunte kann Schmeling klar für sich entscheiden. Immer klarer stellt sich aber heraus, daß Schmeling den Amerikaner durch seine Rechten nicht erschüttern kann. In der zehnten Runde gibt es einen schweren Schlagwechsel, und Sharkey wird langsam müde. Mit Mühe findet sich der Amerikaner wieder, es gibt einen groß artigen Schlußkampf, in dem kaum ein Boxer dem anderen etwas nachgibt. Fast überhören die beiden im Schlagabtausch den Schlußgong. Dann gibt der Sprecher die Entscheidung bekannt: „Sharkey ist der neue Weltmeister im Schwergewicht." Von den drei Ringrichtern haben zwei für Sharkeys Sieg gestimmt. Schmeling hat verloren gegen einen Mann, der die b e s s er e Boxtechnik besitzt. Alle Jugend, alle Nervenkraft haben ihm da nichts nützen können. Aber seine Laufbahn ist da mit nicht beendet. Er wird von neuem anstürmen und viel leicht sogar den Titel wieder zurückgewinnen. Ob die Entscheidung gerecht war, nmn nicht so ohne weite res gesagt werden. Der eine Punktrichter gab den Sieg an Schmeling, und von dem anderen weiß man, daß er ein per sönlicher Freund Sharkeys ist. Die amerikanischen Berichterstatter stimmten noch an der Kampsstätte untereinander ab. 23 gaben Schme ling, nur 14 Sharkey den Sieg. Selbst Sharkey machte bei der Verkündung seines Sieges ein sehr erstauntes Gesicht. Er sah auch, total zerschlagen, mit geschwollenem Auge und blutender Nase, nicht wie ein Sieger aus, während Schmeling wieder u n v e r s e h r t ge- blieben ist. Der Deutsche nahm die Entscheidung gefaßt ans und gratulierte Sharkey als erster. Er wird auch nicht gegen die Entscheidung protestieren, hofft aber wohl auf eine baldige Revanche. Oie vom ?1ieäertiau8 Koman von Oerl Kotiiberg LopertgM dv »Isrtln keuctitvonser, Nsvs (Saals! ULI sio Wenn der Gras sich wirklich für Verene interessierte, dann würde er, Melenthin, künftig keine ruhige Minute mehr haben, denn der Graf blieb nie aus halbem Wege stehen; das war ja genügend bekannt. Was also sollte ge schehen, wenn der Graf Karl-Christian Eschweiler es für gut befand, Bereue auf kurze Zeit seine Liebe zu zuwenden? Melenthin stöhnte tief auf. Dahin durfte es nicht kommen. Wenn der Graf doch nur heiraten würde! Die Gräfin- Mutter hatte neulich leutselig gesagt: »Mein Sohn komm« zurück. Er schrieb mir, daß er nun endlich seßhaft in der Heimat werden wolle. Er wird mir nun wohl arrch endlich die Freude machen und ein? Ehe eingehen. Ich setze das als bestimmt voraus." An dieses Gespräch erinnerte sich also Melenthin jetzt, und da wurde es allmählich ruhiger tu ihm. Man durfte auch nicht gleich immer zu schwarz sehen; vas tat auch nicht gut. Und wenn Verene erst seine, Melenthins Fran war, dann würde die leidenschaftliche Natur des Grafen doch wohl haltmachen müssen vor Anstand und Vernunft. Als Melenthin sich erst zu dieser klaren Zuversicht vurch- gerungen hatte, wurde es ruhiger in ihm. Und jetzt freute er sich nun doch wieder auf den anderen Tag. Ein mal war es wie leiser Triumph in ihin, als er an den Grafen dachte. „Er hat ihr den Hund erschossen; das verzeiht sie ihm nie wieder." Verene schlich über den grünen Platz vor dem Hause. Sie sah nichts, denn die Augen standen ihr noch voll Tränen. Vor kurzem war Astor noch fröhlich hier umher gesprungen - und nun ... Sie hatte der Großmama in kurzen Worten mitgeleilt, was sich ereigne« hatte — und diese dachte entsetzt: „Das Schicksal des wilden Grafen wird seine Fäden doch nicht bis ins stille Fliederhaus herüber spinnen wollen?" „Ich hasse diesen Mann, Großchen — ich hasse ihn, weil er mir in seinem Jähzorn Astor erschoß!" hatte Verene gesagt. Und Frau Doktor Beringer hatte über das blonde Haar des Mädchens gestrichen. Gesagt aber hatte sie klugerweise nichts. Und so war Verene eben allein im Garten, um sich ihren Schmerz auszuweinen. Einige Stunden später wurde im Fliederhause ein herrlicher Strauß dunkler, süß duftender Rosen abgegeben. Der Bediente, der die Gabe überbrachte, hatte ein ver stecktes Lächeln im wohlgeschulten Lakaiengesicht. Marie aber hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verabfolgt, als sie dieses versteckte Lächeln bemerkte. Was dachte sich denn der alberne Kerl? Dachte der vielleicht gar, man würde hier im Fliederhause hochbeglückt sein, wenn der verrufene Graf hier Fühlung suchte, weil ein junges, schönes Mädel im Hause war? Das sollte man doch lieber nicht denken, denn sonst konnte man etwas er leben. Und Marie stemmte kampfbereit die Hände in die Hüften und freute sich auf die Antwort, die der geschniegelte Affe aus Schloß Eschenhöhe seinem Herrn würde aus richten müssen. Der „Affe" wartete inzwischen in der Diele und besah sich aufmerksam dieses und jenes. Als aber Verene noch immer nicht wieder aus dem Zimmer herauskam, in das sie mit ven Blumen und dem Briefe gegangen war, da wurde es Marie unheimlich zumute. Leise klopfte sie an die Lür, und als sie keine Antwort erhielt, da öffnete sie entschlossen die Tür. Aber sie erschrak doch bei dem Anblick, der sich ihr bot. Verene lag lang ausgestreckt auf dem Fußboden und hatte das Gesicht in den dunklen, duftenden Rosen ver graben. Ihr ganzer Körper zuckte, so weinte sie. Die Alte war schon neben ihr, hob den blonden Kopf in die Höhe. „Aber Kindchen! Ach Gott, Kindchen, wenn der wilde Graf doch da draußen verunglückt wäre! Wäre er doch nie mehr heimgekommen, denn nun bringt er doch schon wieder Unglück, wohin er kommt", jammerte sie. Verene sah sie erstaunt an; dann erhob sie sich, wobei ihr Marie half. „Der Bote soll noch ein wenig warten, Marie — saae es ihm!" Marie ging hinaus; aber ihr Kopf kam ihr plötzlich vor wie ein Jahrmarktskarussell. „Sie möchten noch ein bißchen warten!" zwang sie sich höflich zu dem „Affen" zu sagen. Der nickte wieder vornehm-lässig, und Marie griff nach einer Bronzefigur und wischte mit Inbrunst daran herum. Sie mußte etwas in der Hand haben, sonst rutschte die ihr aus und wäre in dem glatten Gesicht des grienenden Kerls gelandet. Drinnen schrieb Verene: „Ich behalte die Rosen, um Sie vor Ihrem Diener nicht bloßzustellen, Herr Graf! Sonst aber habe ich Ihnen nichts zu sagen. Nichts, nichts! Verene Beringer." Dann klingelte sie und übergab Marie den Brief. Die blickte verdutzt drein, tat aber, wie ihr geheißen. Der Diener Franz stand in vornehmer Haltung da und nahm das Schreiben in Empfang. Dann stolzierte er gravi- «ätisch davon. Marie äffte ihn nach; dann machte sie sich wieder an ihre Arbeit. Aber den ganzen Tag dachte sie darüber nach, was wohl der wilde Graf dem Kinde zu schreiben gehabt hatte. Wegen des Hundes wahrscheinlich. Ja, hinterher konnte jöder sagen, es tue ihm leid; aber erst im Jähzorn so ein armes Vieh niederknallen, das war auch eine Heldentat. (Fortsetzung folatI