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Pulsnitzer Tageblatt — Mittwoch, 22. Juni 1932 Seit« 2 Tagungen in Sachsen Evangelische Arbeitervereine. Der Landesverband Evangelischer Arbeitervereine iw Freistaat Sachsen hielt in Dresden seine diesjährige Hauptversammlung ab. Pfarrer Martin (Dresden) eröff nete die Tagung und erstattete dann den Bericht über die Jahresarbeit des Verbandes. Dabei konnte er von der er freulichen Tatsache berichten, daß die evangelische Ar beiterbewegung sich trotz aller Schwierigkeiten erfolgreich durchzusetzen vermochte. Der Prozentsatz der Arbeitermit glieder der einzelnen Vereine ist von 05 auf 69 Prozent gestiegen, arbeitslos sind 27 Prozent. Im ganzen Lande haben die einzelnen Vereine eine rege Tätigkeit zur Lin derung der Rot entfaltet. Die bisherigen Verbandsführei wnrden wiedergewählt, und zwar Pfarrer Martin (Dres den) als erster und Arbeitersekretär Schwede (Leipzig), Mitglied der Landessynode, als zweiter Vorsitzender. Neu gewählt wurde eiu Ausschuß, der sich ausschließlich mit organisatorischen und sozialpolitischen Fragen beschäftigen soll, unter Schriftleiter Liegert (Frankenberg). Ein Antrag verlangt, daß auch den evangelischen Arbeitervereinen, die . eigene Gartenkolomen unterhalten, die Gemeinnützigkeit anerkannt werde. Annahme fand eine Entschließung, in der es unter anderem heißt: Der Landesverband Evange lischer Arbeitervereine im Freistaat Sachsen sieht mit großer Besorgnis, wie immer neue Eingriffe in die Sozialversiche rung vorgenommen werden, wie in den letzten Monaten ein immer weiterer Abball der Reulen erfolgt ist. Daß der Untergrund unserer sozialen Versicherung gesund »var hat das fünfzigjährige Wirken dieser segensreichen Ein richtuna bewiesen. Bei aller Anerkennung der schweren wirtschaftlichen Lage des Reiches können wir es doch für die von uns vertretene Arbeiterschaft nicht verantworten, daß eine weitere Kürzung der Bezüge der Arbeitslosen und Sozialrentner eintritt. Oie täglichen Opfer politischer Zusammenstöße. In Düsseldorf kam es im Laufe der Nacht in dem Vorort Erkrath in Fortsetzung deb von den Kommunisten im Wuppertal und im übrigen Düsseldorfer Bezirk eingesetz ten Aktion erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Nationalsoizalisten. Hierbei wurde einNationalsozialist von Kommunisten erschossen. Ein zweiter Nationalsozialist hat einen derartig schweren Bauchschuß erhalten, daß an seinem Auskommen stark gezweifelt werden muß. Die Täter sind nicht ermittelt worden. In Remscheid wurden sechs von der Beerdigung eines Parteigenossen zurückkehrende Nationalsozia- listen von einer Kommunistenhorde überfallen. Es fiel auch ein Schuß, wodurch eine Person lebens- gefährlich verletzt wurde. Die Nationalsozialisten mußten von der Polizei mit Gewalt befreit werden. Auf dsm Dachfirst des Gebäubrs, in dem sich ein S A. -Heim befindet, wurde ein SprengkörperzurExpIosion gebracht, der das Dach stark beschädigt«. Gleichzeitig fielen mehrere Schüsse, ohne daß die Täter ermittelt werden konnten. In der R e i ch s h a u p t sta d t wurde im Stadtteil Neukölln auf eine Gastwirtschaft von außen geschossen. Ein Unbeteiligter wurde verletzt. Auch an mehreren anderen Stellen der Stadt wurden Nationalsozialisten von Kom- munisten überfallen und mißhandelt. In kei- nem der Fälle gelang es, die Täter festzustellen. In dem Dorfe Muchenitzim Kreise Oppeln wurde ein führendes Mitglied der NSDAP., der Tischler und SS.-Mann Josef Mann, von sechs Kommun i- sten überfallen und lebensgefährlich ver- letzt. Sie hatten ihm, als er mit seinem Rade durch das Dorf fuhr, aufgelauert, rissen ihn vom Rade und stachen blindlings auf ihn ein. Der Ueberfallene hatte über ein Dutzend tiefe Messer st iche davongetragen und viel Blut verloren. Er mußte in hoffnungslosem Zustande in das Oppelner Krankenhaus geschafft werden. Von den Tätern konnte inzwischen vom Oppelner Ueberfallkommando der Kommunist Hoffmann ckerhaftet werden. Dre übrigen fünf sind flüchtig. Oertttches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet) Ich suche den Gommer. Der 21. Juni, der unter dem Datum verschämt in kleinen Drucktypen Sommeranfang verzeichnet, ist vorüber. Somit darf an dem Anfang des Sommers nicht mehr gezweifelt werden. Vielleicht haben Sie ironisch gelächelt, vielleicht Haden Sie auch an einen Druckfehler geglaubt. Aber auch auf an- d ccn Kalendern war dieses lächerliche, durchaus unpassende Wort „Sommeranfang" gedruckt, auf einigen sogar — und das war das Unerhörteste — in großen Lettern. Inzwischen ist dieser „Sommeranfangstag" vergangen und hat in seinem 1 erlauf nichts getan, um sein an sich schon sehr kleines Re- nomee zu vessern. Wir haben, je nach Temperament, mit mehr oder minder großer Gelassenheit oder Wut das Kalender blatt vom 21. Juni zerknüllt. Ich habe noch ein weiteres ge tan: ich habe meinen Wintermantel auf alle Fälle aus der Mottenkiste geholt und dafür meinen Kinderglauben an die kalendermäßige Festlegung der vier Jahreszeiten eingemottet. Das heißt, ein guter Freund hat uns inzwischen erzählt, daß der 21. Juni nur das Datum für den astronomischen Sommeranfang darstellt. Ich bin also etwas versöhnt und warte auf das Eintreffen des richtigen Sommers. Ich hoffe durch das Hoffen und Harren nicht zum Narren zu werden. Zunächst muß allerdings die Frage: „Finden Sie, daß der Sommer sich richtig verhält?" noch verneint werden. Erst hatte er sich, vor einigen Wochen, sehr weit vorgewagt, und die paar warmen Tage im Mai, die mit ihrer voreiligen Hitzigkeit über die Befugnisse des Frühlings hinausgingcn, hatten uns einen Vorgeschmack von schönen Sommcrtagen ge geben. Jetzt zeigt er plötzlich eine übergroße Bescheidenheit und Zurückhaltung. Sollte jemand den sich noch Berborgen- holtenden bereits gefunden haben, so bitte ich um Mitteilung. Hoher Finderlohn wird garantiert. —ay Pulsnitz. Zuchtprüfung für Schäferhunde. Die Ortsgruppe Pulsnitz im Verein für brutsche Schäferhunde (SB) veranstaltete am Sonntag, 1g. Juni, eine Zucht- und Jugendveranlagungsprüfung. Herr Polizeikommissar Pomrenke- Dresden hatte das Mchteramt übernommen. Gemeldet waren 8 Schäferhunde, welche nach Bewertung ihrer Leistung folgen. Zuchtprüfung: I. Betty von Rochdale, vorzüglich (Besitzer Paul Kaiser-Pulsnitz M. S„ Führer Georg Dittrich i-Pulsnitz). 2. Argus von Schauenforst, vorzüglich (Besitzer B. Rhster- Dresden°A., Führer G. Käppler-Dresden). 3. Ordo aus der Biederlausiy, vorzüglich (Besitzer Oswin Koch-Biedersteina, Führer Alwin Koch-Dresden). 4. Blitz von Rochdale, sehr gut (Besitzer Paul Zander-Pulsnitz M. S.. Führer Zander jun.). 5. Alex von der Weihbach, sehr gut (Besitzer und Führer Richard Gärtner-Ohorn). 6. Gerwin von Vertusch Eck, gut (Besitzer Albert Luft-Pulsnitz, Führer Luft jun.). 7. Utz von Grohbretwalde, gut (Besitzer und Führer Fritz Schöne-Groß- röhrsdorf). — Jugendveranlagungsprüfung: 8. Cita von Jlscnheim, vorzüglich (Besitzer und Führer Herbert Günthsr- Weißbach). — Trotz der schweren Wirtschaftslage konnten den Führern sehr schöne Ehrenpreise überreicht werden, die in liebeswürdiger Weise gestistet wurden. Den Besitzern von Friedersdors, welche ihre Wiesen zur Verfügung stellten, sei hiermit bestens gedankt. Die abgelegten Prüfungen zeugen von einer regen Tätigkeit und einem arbeitsfreudigen treuen Beschützer, dein deutschen Schäferhunde. Auskunft erteilen jederzeit Ewald Schulz-Pulsnitz und Paul Boack-Frirdersdorf. Waentigstiftung bei der Handelskammer Zittau. Zu Ehren des verstorbenen Kammerpräsidenten Geh. Kommerzienrat Paul Wacntig ist im Jahre 1921 von 342 bezirkseingesessenen Firmen dte Waentigstiftung mit einem Stammkapital von rund 400 000 Papiermark errichiet worden. Gegenwärtig beträgt das Stamm kapital rund 8402 RM. Der Zweck der Stiftung besteht in der Erhaltung und Förderung der im Lausitzer Kammerbezirk vor handenen industriellen Fachschulen und Handelsschulen. Der Vorstand der Stiftung hat beschlossen, von den Zinsen des ab- gelausenen Geschästsjahres der Handelsschule zu Kamenz 400 RM und der Textilfachschule zu Pulsnitz 400 RM zu überweisen. Sommers - Anfang? Der Kalender sprach gestern von Sommersanfang. Wer nun einen schönen, lachenden, goldigen, eben einen richtigen Dommermvrgen erwartet hatte, der wurde bitter enttäuscht. Grau, grau — seiner Regen, mehr Nebel kurz — mies. Man soll aber den Tag nicht vor dem Abend „loben", vielleicht wird's doch noch. Hoffen wir also aus einen schönen Sommer. Die Natur, aber auch wir Menschen haben ihn bitter nötig. Auswirkungen der Notverordnung bei der Justiz. Mit dem 30. Juni werden dir Gemeinsamen oder erweiterten Schössengerichte aufhören, jedoch während der Monate Juli und August weiter amtieren. Dann werden sie in den Schöfsrn- gerichten beziehungsweise Strafkammern aufgehen. Dadurch wird der Instanzenweg verkürzt. Verzugs- und Ltundungszinsen. Das Gefamtministrrium hat unter dem 8. d. M. ein- Verordnung über Verzugs- und Stundungszinsen erlassen. Kommt -in Schuldner mit der Er füllung einer Geldforderung des Staates in Verzug, so sind ihm Verzugszinsen zu berechnen. Soll jdie Erfüllung einer staatlichen Forderung von mindestens hundert Reichsmark ge stundet werden, so sind Stundungszinsen zu zahlen. An Ver zugszinsen sind bis auf weiteres Zinsen in Höhe des Reichs bankwechseldiskontsatzes zu fordern. Rammenau. Aufklärung eines Diebstahls. — Der Täter verübt Selbstmord. Einer auf dem hie sigen Rittergut im Ruhestand lebenden Mamsell wurden 400 RM gestohlen, die sie sich von ihrer wohlverdienten Rente gespart hatte und aus Furcht vor Entwertung trotz aller Warnungen im Strumpfe versteckt hielt, obwohl ihr bereits im Oktober 1931 auf gleiche Wrise 700 RM gestohlen worden waren. Runmehr gelang es, den Dieb in der Person des aus dem Rittergut beschäftigten Obermelkrrs zu ermitteln. Nach stundenlangen Bemühungen gelang es der Gendarmerie, an dere in Verdacht stehende Personen zu entlasten und den Obermelker, der bei gutem Lohn in Arbeit gestanden hat, des Diebstahls zu überführen. Das Geld hatte er in der Scheune unter Heu versteckt und bereits zur reichlichen Hälfte ver braucht; der Diebstahl war schon vor etwa 14 Tagen begangen worden. Der etwa 28 Jahre alte Täter hat sich kurz darauf auf dem Doden über seiner Wohnung entleibt, indem er sich sssst Rasiermesser hie Halsschlagader durchschnitt. Er hinterlaßt eine Fcau, drei eheliche und zwei uneheliche Kinder. Bischofswerda. Der Streik drr Wohls ahrts- erwerbslosen dauert an. Seit vorigen Montag b-° 100 zur Pflichtarbeit bei der Ampflasterung E Iautzener Straße herangezogene Wohlfahrts-rw-rbslos- im Streik als Protest gegen die Kürzung drr Ledigensätze. Der Gesamtstadtrat hat mit der Amtshauptmannschast Fühlung und zu der Angelegenheit Stellung genommen. Er Hat be schlossen, die bisherige Sachlieferung von Hosen, Schuhen und Schuhbesohlung mit sofortiger Wirkung einzustellen und dafür 10 Pfg. Zuschlag pro Arbeitsstunde zu gewähren. Die Unter stützten wurden aufgefordert, die Pflichtarbeit am Freitag früh wieder aufzunehmen, widrigenfalls zunächst die Unterstützung der Verheirateten um ein Fünftel und diejenige der Ledigen und Alleinstehenden um ein Viertel des jeweiligen Unter- Unterstützungssatzes gekürzt und spätere völlige Einstellung Ler Unterstützung bezw, Einholung der versäumten Arbeitszeit Vorbehalten bleibt. Die Erwerbslosen nahmen in einer Ver sammlung Stellung zu diesen Ratsbeschlüssen mit dem Er gebnis. weiter im Ausstande zu verharren. Aus diesem Grunde fanden sich am Freitag früh zu der vom Rats fest gesetzten Frist nur 8 Wohlfahrtserwerbslose zur Wieder aufnahme der Arbeit ein, während die übrigen weit-rstreik-n. Eine starke Abteilung Schutzpolizei aus Zittau sorgte am Freitag früh für die Aufrechterhaltung der Ordnung, brauchte aber nirgends einzuschreiten. Dresden. Dr. Waentig Präsident derOrand- versicherungskammer. Das Gesamtministerium hat den Kreishauptmann Dr. Waentig in Bautzen mit Wirkung vom 1. Juli 1932 zum Präsidenten der Brandversicherungskammer ernannt. Dresden. Dresden im Zeichen Ler rckni form. Die Aufhebung des Uniform- und Les SA.-Berbotes ist im Freistaat Sachsen ohne jede Einschränkung durchgeführt worden. Der erste Sonntag nach Lem Erlaß Ler befreienden Notver ordnung stand dann auch völlig im Zeichen der Uniform. Die beiden größten nationalen Verbände, die nationalsozia listische SA. und der Stahlhelm (BLF.), veranstalteten in den Mittagsstunden große Aufmärsche, die, in tadelloser Haltung und Disziplin durchgeführt, einen erhebenden Eindruck hinter ließen. Der neue Präsident des Laudessinauzamlcs. Ter Ministerialrat im Neichssinanzministerinm, Schröder, ist zum Präsidenten des Landesfinanzamtes Dresden ernannt worden. Schröder ist der Nachfolger von Geheimrat Tr. Böhme, der am 31. März d. I. in den Ruhestand ge treten ist. Dresden. Ans der Haft entlassen. Ter Direktor der Zigarettenfabrik Greiling A.-G., Hegewald, Wurde aus der Haft entlassen, nachdem ein Haftvrüfnngs- termin stattgesunden hatte, über das Schicksal des noch in Haft befindlichen Prokuristen Philipp und des früheren Direktors von Greiling, Seifert, ist noch keine Entscheidung getroffen. Bautzen. Roch ein Ballon gelandet. Von den zwölf Freiballons, die wie berichtet, in Gelsenkirchen gestartet waren, ist der letzte nach 16stündiger Fahrt in der Nähe von Hoyerswerda (Niederlausitz) gelandet. Ein Ballon war bei Bautzen niedergegangen und ein anderer jenseits der Reichsgrenze bei Gnesen. Bautzen. Ein vorbildlicher Ob st bau ver ein. Ter Bezirksobstbauverein Bautzen konnte in seiner Jahreshauptversammlung feststellen, daß er mit 534 Mit gliedern der bet weitem stärkste Bezirksobstbauverein in Sachsen ist. Fünf Jmkervereine gehören ihm an. Seine Obstverwertungsstelle stellt alljährlich Mengen von Apfelmost und Apfelwein für die Mitglieder her. Rund 14 000 Neupflanzungen sind in seinem Bereich nach den Schäden des Winters 1928/29 erfolgt. Zittau. Bezirkstag Zittau. Der Bezirkstag des Bezirksverbandes Zittau verabschiedete am Sonnabend den Haushaltplan für 1932/33, der in Einnahme und Ausgabe mit 4,3 Millionen Reichsmark abschließt und «ine Bezirksumlage von 521 000 RM vorsieht. Der (Äeichskommissar für vor- städtifche Kleinsiedlung hat dem Bezirksverband zur Errichtung von Kleinsiedlerstellen in vier Gemeinden je ein Darlehen von 60 000 RM zur Verfügung gestellt, Las Ler Bezirkstag an nahm. Ebenso genehmigte man die Errichtung von fünfzig Kleingärten für Erwerbslose in mehreren Gemeinden, wofür ein Darlehen von 4200 RM,ausgenommen wurde. Olbersdorf bei Zittau. Versammlung derFried- hofsmetster der Obrrlausttz. Nach einer Besichtigung des Zittauer Frauenfri-dhoses unter Führung Des Friedhof meisters Hentschel trafen sich die Friedhossmeister der Ober lausitz im Erbgericht zu Olbersdors. Dor der Versammlung ehrten die zahlreich Anwesenden das Andenken zweier ver storbener Kollegen. Herrn Friedhofsmeister Wilhelm Augustin- Bertsdorf überreichte man zu seinem 40jährigen Dienstjubi läum ein Geschenk. Dir Aussprache »er Versammelten drehte sich recht lebhaft um die Tarifgestaltung. Auf Vorschlag des 1. Vorsitzenden, Hermann Beck-Wehrsdorf. wurde Pine Er mäßigung um 10 Prozent angenommen, Frirdhofsmeister Wünsche führte seine Kollegen sodann über den Friedhof in Olbersdorf, dessen Anlage und Pflege allgemeine Anerkennung fand und als geeignetes Muster sür etwaige Neuanlagen an» Zusehen ist. Eine Fahrt nach Lem Oybin endete das gesellige Beisammensein der zusammenengekommenen Friedhossmeister. Netzschkau. Tödlicher Motorradunfall. In Neumark kam das Motorrad, das der 23jährige Wendt aus Netzschkau führte, an einer Kurve ins Schleudern. Wendt und sein Mitfahrer, der Kupserschmiedegehilfe Flechsig, wurden zu Boden geschleudert. Flechsig war sofort tot, Wendt wurde nur leicht verletzt. Riesa. Drei Kraftwagen verbrannt. Bei einem nächtlichen Schadenfeuer auf der Goethestraße wur den in den dortigen Garagen drei Autos ein Raub der Flammen. Sonst wurde nur Schaden an kleinen Neben gebäuden angerichtet. Zwickau. Tie Mulde gibt ihre Opfer zu- r ü ck. Einige hundert Meter unterhalb der Stelle, an der vorige Woche der städtische Arbeiter Schmidt gefunden wurde, entdeckte und barg man jetzt den Schulheizer Weigel, der ebenfalls am Bockwaer Wehr verunglückt war. Nach dem dritten Ertrunkenen wird noch geforscht. Schlußakt in der Vautzner Kretshauptmannschaft. Das Ministerium des Innern veranstaltete anläßlich der sür den 1. Juli angeordneten Vereinigung des Re gierungsbezirkes Bautzen mit dem Regierungsbezirk Dres den unter der Bezeichnung „Kreishauptmannschaft Dres den-Bautzen" und der damit verbundenen Auflösung der Kreishauptmannschaft Bautzen als selbständige Behörde am 27. Juni 12 Uhr einen feierlichen Akt im Sitzungs- faale der Kreishauptmannschaft Bautzen. Gleichzeitig soll der Kreishanptmann von Dresden, Buck, der das Amt des Leiters der neuen Kreishauptmannschaft Dresden-Bantzen bekleiden wird, eingeführt werden. Neuwahl in Preußen zugleich mit Neichsiagswahl? Wenn die Ministerpräsidentenwahl in Preußen scheitert und die Einsetzung eines Reichskommissars erwogen wird. Der Preußische Landtag ist wieder zu einer Sitzung zu- sammengetretcn. Auf der Tagesordnung stehen neben der Erledigung der Amnestiefrage die politisch am wesentlich/en Punkte der Ministcrpräsidentenwahl und der Landtagspräsidentenwahl. Die Landtagspräsi dentenwahl muß nach der deutschen Verfassung nach vier Wochen nochmals wiederholt werden. Es ist ziemlich sicher, daß der Nationalsozialist Kerrl wiedergewählt werden wird. Die Frage der Ministerprüsidentenwahl ist inzwischen auch so weit geklärt worden, daß man allgemein nicht mehr annimmt, daß der Wahlgang ein positives Ergebnis hab:n wird. Keiner der von den Parteien aufgestellten Kandidaten wird die von der Verfassung vorgeschriebene notwendige Mehrheit erhalten. Formal kann also das geschäftsführcnde preußische Kabinett noch weiterregieren. Da nun aber der Reichskanzler v. Papen durch seinen bekannten Brief an den Landtagspräsidenten zum Ausdruck gebracht hat, daß das Reich Wert auf eine verfassungsmäßige und verhandlungs fähige preußische Regierung legt, würde bei Scheitern der Ministcrpräsidentenwahl die Frage des Reichskommifsars für Preußen wieder spruchreif werden. Die geschäftsführende preußische Regierung will, wie ver lautet, die Einsetzung eines Reichskommifsars durch Land tag s a u f I ö s u n g und anschließende Neuwahl möglich st noch am 31. Juli vermeiden. Die Auflösung des Landtages soll durch einen Beschluß des sogenannten Dreimännerkollegiums erfolgen, in dem der Mi- nisterprüsident, der Landtagspräsident und der Staatsrat«- Präsident sitzen.