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Pulsnitzer Tageblatt — Montag, 23. Mai 1932 Seit« 8 die Stadt fand erst der eigentliche Start statt. Den Haupt trupp stellte die D-Klasse, die weit über Freiwaldau Hinaus bis auf einige schwächere und durch Radschaden abgekömmene Bewerber noch immer 20 Mann in der Spitzengruppe zählte. Erst von hier ab verringerte sich die Zahl und Eingangs von Görlitz waren 15 Mann beisammen, von denen H. Reumann und Rautenberg (Görlitz) besonders viel vorn zu sehen waren. Selbst in den Straßen der Stadt tritt wenig Veränderung ein, nur Schur, Rotsch und Mirschwa verlieren den Anschluß, während die übrigen standhaft blieben. Rautenberg zog noch mals auf dem letzten Stücke tüchtig an, doch konnte er es nicht mehr verhindern, daß ihn Reumann am Ziel um eine Hand breite abfing. Mit besonderem Interesse wurde dem Kampf in der A-Klasse entgegengesehen. Ms Hohkirch blieb das Feld vollständig beieinander, doch wird ein solch scharfes Tempo vorgelegt, daß schon kurz darauf die ersten Opfer fallen. Auf dem weiteren Wege wogt der Streit hin und her, in Rothenburg ist die Spitze bis auf 12 Mann herunter und bei der Einfahrt in Görlitz ist sie dann nur noch 6 Mann stark, bis zur Promenade, wo plötzlich der durch Sturz und Reifenschaden stark abgefallene Glohna heranschieht. Am Blockhaus fällt noch Gocht ab, von den 6 weiterziehenden Fahrern gelang es Anders auf dem letzten Stücke sich frei zumachen und den Großen Wanderer-Preis mit etwa 30 Meter Borsprung zu gewinnen. Bei den Altersfahrern zeigte Heyer eine Bravourleistung. Trotz seiner 52 Jahre war keiner von den Mitstreitern in der Lage, ihm die Vorgabe abzunehmsn. Er konnte sogar noch 3.30 Min. vor Winter durchs Ziel gehen. Ergebnisse: A-Klasse: 1. Willi Anders (Lusatia- Ebersbach) 2:54:50 Stunden. 2. Max Gloyna (Pfeil-Klitten) 2:55 Stunden. 3. Reinhard Förster (Konkordia-Deutschbaselitz: 4. Alfred Kriese (Opel-Bischofswerda): 5. Alwin Hübner (Opel-Bischofswerda): 6. Erich Schwager (Opel-Bischofswerda): 7. Richard Gocht (Lusatia Ebersbach) alle dichtauf. 8. Karl Poppe (Straßenfahrervereinigung Großröhrsdorf 3:01:55 Std. 9. Martin Huhnholz (Blitz-Görlitz) 3:02:10 Std. 10. Martin Dittrich (Diamant-Zittau) dichtauf. 11. Georg Breit (Diamant- Zittau- 3:05:15 Std. 12. Walter Dießner (Diamant Zittau) 3:06:04 Std. V-Klasse: 1. Herbert Reumann (Blitz-Görlitz) 3:02:55 Std. 2. .Felix Rautenberg (Opel-Görlitz). 3. Heinz Volke (Frohsinn-Reichenau). 4. Willi Heide (Einzelfahrer Bautzen). 5. Herbert Heintschel (Sturmvogel-Lauban). 6. Willi Zumpe (Adler-Neuhammer). 7. Willi Schmidt (Blitz-Görlitz). 8. Erich Wenke (Blih-Törlitz). 9. Max Werner (Konkordia- Wilthen). 10. Edmund Tietze (Frohsinn-Reichenau). 11. Willi Roscher (Diamant-Zittau). 12. Gustav Brückner (Frohsinn- Reichenau). Altersfährer: 1. Veit Heyer (Blitz-Görlitz) 3:l6 Std. (8 Min. Vorgabe). 2. Alois Winter (Blitz-Görlitz) 3:19:30 Std. 3. Otto Beyer (Wanderlust-Bertsdorf) 3:21:20 Std. 4. Paul Holz (Opel-Görlitz) 3:22:30 Std. 2 Min. Borg.). 5. Paul Meusel (Einzelfahrer Reichenau) 3:39 Std. (2 Min. Dorg.). — Das gleichzeitig verkürzt 33 Kilometer) laufende Jugendbestsahren gewann im Endspurt Gründer in 1:00:32 Std. vor Hilbig, Lange, Schwarz, Marksteiner und Darnich. Sämtliche folgten dichtauf. Der Straßrnvvris von Wittenberg wurde über 165 km zum Austrag gebracht. Ueberraschungssieger blieb der C- Fahrer Resching (Zenthen) in 4:29:55 Std. mit 9 Minuten Vorsprung vor dem B-Fahrer Mayer (Berlin) und Baste (Kottbus). Bei der Jtalienrundfahrt führt Buse immer noch, ob wohl die Italiener mächtige Anstrengungen machten. Di Pacco gewann die 6. Etappe mit 3 Minuten Vorsprung. von Brauchiisch Ueberraschungssieger ans der Avus! Noch nie wurde ein Automobilrennen in Deutschland mit derartiger Spannung erwartet, als das internationale ADAC-Rennen am Sonntag auf der Berliner Avusbahn. Die Besetzung übertraf auch alle bisherigen Rennen von Rang. Die gesamte beste europäische Klasse stand auf der Starterliste, darunter auch der englische Weltrekordfahrer Campbell. Seit Tagen waren alle besseren Eintrittskarten vergriffen und im Schleichhandel wurden enorme Summen für gute Plätze bezahlt. Bei trockenem, nicht zu warmem Wetter waren Hundert tausende nach dem Grunewald gezogen und hielten alle Plätze der fast 20 km langen Bahn in beängstigender Fülle besetzt. Der Verlauf des groben Rennens übertraf noch alle Erwartungen. Es gab einen hervorragenden Kampf speziell zwischen Caracciola auf dem italienischen Alfa Romeo- Wagen und dem jungen von Brauchitsch auf Mercedes- Benz. Nach selten aufregender Hetzjagd gelang es v. Brau chitsch in der vorletzten Kurve, den bis dahin führenden Caracciola zu überholen. Zähe hielt der Berliner den ein mal gewonnenen Vorsprung fest, und so sehr „Carratsch" auch noch in der letzten Runde unaufhörlich angriff, mit 60 m Vorsprung brauste von Brauchitsch als Sieger durchs Ziel. Die Begeisterung der gewaltigen Menschenmassen kannte über den deutschen Sieg natürlich keine Grenzen. Bom A D A. C -Avusrcnnen Einer der riesigen Nummernstände, die den vielen Zu schauern den Stand der einzelnen Rennen bekannt gaben. Zuerst wurde das Rennen der Wagen bis 1500 ccm ausgefahren. Sier gab es recht viele Ausfälle. Der Eng länder Earl Howe ging mit seinem Delagewagen sofort an die Spitze und legte ein höllisches Tempo vor, dem keiner seiner Konkurrenten gewachsen war. Schon nach 5 Runden hatte Howe das Feld überrundet und fuhr einen über legenen Sieg heraus. In 1:06:42 Std. mit einer Ge schwindigkeit von 176,9 km siegte der Engländer überlegen gegen seinen Landsmann Barnes auf Austin und den Mün chener Steinweg auf Amilcar. Die übrigen Fahrer wurden nicht gewertet. Das Hauptrennen der Wagen über 1500 ccm forderte leider ein Todesopfer. Der Prager Fürst Lobkowicz kam mit seinem Bugatti-Wagen in der zweiten Runde, kurz vor der Südkurbe, schwer zum Sturz. Der Fürst mußte so fort ins Krankenhaus geschafft werden, erlag aber schon auf dem Transport seinen schweren Verletzungen. Von den Favoriten schieden Chiron und Varzi, sowie der Weltrekord mann Campbell durch Defekte vorzeitig aus. Längere Zeit führte Caracciola, bis er kurz vor dem Ziel von v. Brau chitsch überholt wurde. Das genaue Endergebnis: 1. von Brauchitsch (Berlin) auf Mercedes 1:30:50,4 Std. l194,9 Std.-Km.), 2. Caracciola (Berlin) auf Alfa Romeo 1:30:56 Std. (194,3 Std.-Km.), 3. Stuber (Schweiz) auf Bugatti 1:34:31,4 Std. (186,89 Std.-Km.), 4. Hans v. Stuck (Ber lin) aus Mercedes, 5. Kotte (Dresden) auf Maserati. Schon der Vortag batte einen schönen deutschen Er folg gebracht. Der Münchener Ernst Henne konnte auf der deutschen BMW.-Maschine die Weltrekorde über 5 km mit fliegendem Start verbessern und zwar für die Klasse bis 750 ccm auf 1:22,8 Min. (gleich 218,710 Std.-Km.) und für die Klasse bis 1000 ccm mit der gleichen Leistung. Am Sonntag konnte dann Henne noch einen erfolg reichen Rekordversuch durchführen. Mit einer 500 ccm- Maschine verbesserte er den Weltrekord über 5 km auf 198,150 Std.-Km. Um den Dennis-Daviscup. Deutschland besiegt Oesterreich. Nach deni überraschend guten Start von Prenn und v. Cramm am Freitag in Wien gegen Oesterreich, folgte am zweiten Tage das Doppel. Dr. Dessart—v. Cramm nahmen den Kampf mit Matejko—Artens auf, verloren aber durch vollständiges Versagen von Dr. Dessart glatt 3:6, 5:7, 4:6. Deutschland führte nur noch 2:1, sodaß der Sonntag erst die endgültige Entscheidung brachte. Bereits das erste Einzelspiel brachte Deutschland den dritten Punkt ein und damit den endgültigen Sieg über Oesterreich, von Cramm konnte nach schwerem Kampf« Matejka 6:2, 2:6, 6:3, 5:7, 8:6 schlagen. Dagegen verlor Prenn überraschend gegen Artens 4:6, 2:6, 3:6. Deutsch land hatte damit 3:2 gewonnen und trifft in der 3. Runde auf Irland. Der bekannte Segelflieger Oelsner (Hamborn» stürzte bei der Segelflugwoche auf der Insel Borkum aus 50 m Höhe ab und erlitt dabei den Tod. Einen Weltrekord über Ivv-Meter-Brustschwim. men erzielte der Franzose Cartonnet in Paris mit 1:13 Mi nuten. Der alte Weltrekord von Spence (Amerika) stand auf 1:14. Neuer deutscher Sveerwurfrekord — 69,54 m! Mit einem ausgezeichneten Erfolge endete das erste größere Sportfest der jungen Saison, das am Sonnabend in Leipzig als Olympiawerbefest aufgezogen wurde. Es gab gleich einen hervorragenden neuen Rekord, denn der Leip ziger Weimann konnte die bisherige deutsche Höchstleistung um fast 3 m auf 69,54 m verbessern. Dieser Wurf ist inter national ganz hervorragend und stempelt Weimann zu einem aussichtsreichen Olympiakandidaten. Ein weiterer deut scher Olympiakandidat zeigte sich in dem Hamburger Sie vert. Er gewann drei Konkurrenzen mit durchweg ausge zeichneten Leistungen, das Kugelstoßen mit 15,01 m, da» Diskuswerfen mit 45 m und den Weitsprung mit 7,06 m. Sievert wird schon bei nächster Gelegenheit in der Lage sein, den deutschen Zehnkampfrekord beträchtlich zu verbessern. Einige Ueberraschungen blieben nicht aus. Körnig ent täuschte im Sprinterkampf und mutzte Geerling den Sieg überlassen. Ueber 800 m konnte Dr. Peltzer nur Fünfter werden. Abraham (Berlin) schlug in 1:58,3 Min. knapp Danz und Wichmann. Zu erwähnen sind noch di« 3000 m, die von Petri in 8:54,2 Min. gewonnen wurden. Wotan und Tova gewinnen das Kanonen-Jagdspingea in Florenz. Hier gab es am Sonntag einen sensationellen Erfolg der deutschen Reiter. Nachdem im Kanonen-2agd» springen Wotan,.Tora und Chinese viermal über die Hürden gekommen wären, und zwar über Hindernisse von 1,90 Meter, wurden schließlich die Hindernisse auf zwei Meter erhöht. Wieder gingen Wotan unter Oberleutnant von Nagel und Tora unter Leutnant Brandt fehlerlos über Lie Hürden. Wotan und Tora wurden gemeinsam zu Siegern erklärt. Drei Tage lebendig begrabe«. Valpareiso. Den unermüdlichen Anstrengungen von über 2000 Arbeitern ist es gelungen, aus dem eingestürzten Stollen des transandischen Tunnelneubaus 45 ihrer Kamera den lebend zu bergen, die seit fast drei Tagen lebendig begraben waren und nun auf so wunder bare Weise gerettet werden konnten. Die Bergungsarbeiten verliefen in den ersten 24 Stun den fast völlig ergebnislos, so daß man fast alle Hoff nung verloren hatte, sie zu retten. Die Bergung»- kommandos ließen sich jedoch nicht entmutigen, und nach fieberhafter Nachtarbeit gelang es ihnen, am zweiten Tage Lebenszeichen der Eingeschlossenen aufzufangen und ein Luftrohr bis zu ihrem „Grab" durchzusühren. Die Bauverwaltung setzte sofort di« gesamt« Belegschaft an, mit dem Erfolg, daß alle 45 Kamera- den gerettet werden konnten. Als der Vortrupp der Rettungskommandos mit den letzten Spatenstichen zu den Eingeschlossenen durchstieß, wußten diese vor Freud« sich nicht zu lassen, fielen ihren Rettern um den Hals, küßten sie und dankten ihnen unaufhörlich. Oopxrißvt 1931 d, Kari Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 10 (Nachdruck oerbolen.) „Friede, wie dein Name, so bist du! Friede, gibst mir armen Kerl Friede, gibst mir Hoffnung, Kraft. Aber ich weih nicht, ob ich all das von dir annehmen darf. Ich möchte erst ein mal mit Doktor Brunnig reden, der alte Herr wird mir offen feine Ansicht sagen." „Wird er, veriatz dich drauf. Er hat mir nämlich schon immer zugestimmt, wenn ich den Plan mit ihm besprach." „So denkst du schon länger daran, daß man meinen —" „Daß man dir deinen unschuldigen Namen wieder geben soll. Ja, Junge, das spukt schon lange in meinem Kopf. Also, abge macht!" „Friede!" „Also ja. Schön! Dann werde ich mich mal gleich morgen zu Graf Udo begeben und mal horchen, ob der bewußte Fritz Berger sein Neffe ist. Wenn, dann sind wir schon ein Stück wei ter, dann wissen wir wenigstens, wo das Herzchen steckt. Dann fahre ich morgen gleich zu Rechtsanwalt Bergmann und spreche die ganze Sache mit ihm durch. Er übernimmt dann auch den Verkauf der Wertsachen für mich damit ich damit selbst nichts zu tun habe." Nun liefen die Vorbereitungen für das Wiederaufnahmever fahren für Felix Christoph schon feit Wochen. Aber vorläufig war noch nichts erreicht. Fritz Berger, wirklich der Neffe des Grafen Udo Hochheim, war noch in London, wo er schon seit Jahren lebte. Aber ein geschickter Detektiv hatte erfahren, daß er die Absicht haben sollte, bald nach Deutschland zu kommen, um seine Verwandten zu besuchen. Und daraus wartete Friede nun mit aller Ungeduld, denn sie dachte es sich ziemlich einfach, einen Dieb zu überführen. Heule brachte sie von Bergmann für Felix ein Schreiben mit. worin er diesem vorschlug, doch auf alle Fälle einmal nach London zu fahren, um einwandfrei festzustellen, ob der dort lebende Fritz Berger auch der von ihm Gesuchte sei. Friede wußte, daß Felix das nicht tun würde, denn wenn sie chn auch schon hoch psiegte, eine krankhaste Menschenscheu hatte er noch immer, und es war für ihn eine Strafe, mit anderen Men schen zusammenzukommen. Sie ging schnell durch die lange Halle des alten Hauses nach dem hinten liegenden Arbeitszimmer, wo Felix sich in seiner Tätigkeit als Eutssekretär meist aufhielt. Der fast dreißigjährige verwachsene Mann, dessen Kopf fest auf der linken Schulter lag, die nach hinten eine große Erhöhung hatte, erhob sich sofort und kam Friede entgegen, ihr herzlich die Hand reichend. „Nun, wie war es, was macht das Autofahren? Ist das Auto noch immer ein wildes Tier für dich?" „Guter Felix, bleibe ruhig, wird schon werden. Heute habe ich eine ganz famose Linkskurve gefahren. Ich hoffe doch, daß ich dich in drei Wochen spazierenfahren kann." „Bravo! Aber es wundert mich nicht, denn was du an- saßt, das gelingt dir." Er fetzte sich wieder an seinen Schreib tisch und deutete auf die geschriebenen Zahlenreihen in dem Haupt buch. „Der vergangene Winter hat nicht so viel gekostet wie der vorige." „Nun bist du aber stolz. Junge, was?" „Bin ich auch, Friede. Es hätte mich gequält, wenn du Mehrausgaben durch mich gehabt hättest. Was hast du denn da für einen Brief?" „Bergmann hat ihn mir m die Garage geschickt." „Was schreibt er denn?" Felix versuchte, seine Frage in gleichgültigem Tone zu stellen, aber Friede hörte doch die zitternde Erregung durch, „Er schreibt nicht viel, macht nur den Vorschlag, daß du selbst einmal nach London sahrcn sollst, um festzustellen, ob der dort lebende Fritz Berger auch bestimmt derjenige ist, den wir suchen, Aber laß nur, ich weiß schon, du denkst nicht daran. Müssen wir eben einen anderen Ausweg suchen." Friede suchte aus dem Schreibtisch herum und warf die Blät ter und Bücher durcheinander. „Was luchst du?" „Felixchen, ich bin ein gräßlich liederliches Weibsbild, ich Mche meine Liste von den Pferden, die wir verkaufen wollen." „Die habe ich dir schon dort hingelegt. Franz sagte mir, daß der Löwy da ist, und dachte mir —" Friede gab ihm einen herzhaften Kuß, streichelte ihm das blasse Gesicht und sagte lächelnd: „Bist doch ein patenter Keri, Felix! Wüßte gar nicht, wie ich ohne dich auskommen sollte," Er sah sie mit einem kleinen Lächeln an und zupfte an ihren wilden Locken, „Mache kein Aufhebens, Aber ich weiß schon, wie du es meinst Und über London, da reden wir nicht mehr, ich kann es nicht, und wozu dann noch reden?" „Einverstanden. So, und nun wollen wir mal Löwy ordentlich hochnehmen." „Wenn er dich man nicht hochnimmt." „Mit mir nicht zu machen! Löwy ist mir gegenüber schwach. Was er bei mir nicht verdient, dafür müssen meine lieben Nach barn dann bluten. Weil er das weiß, kommt der gut« Löwy immer zuerst zu mir, damit er dann bei der Nachbarschaft gleich den Verlust von Wolfsdingen ausrechnen kann." „Wllist du alle verkaufen? Ich dächte, es wäre gan- gut, wenn du einige zur Aufzucht behieltest, denn die Ackergäule wer- den alt, und wenn die Ernte gut wird, mangelt es dann an Fuhr werk." „Sieh mal einer an, wie der Felix von Landwirtschaft reden kann. Hast ganz recht. Ich will nur so viel verkaufen, bah ich dafür ein gutes Doppelgespann eintauschen kann." „Willst also kein Bargeld von Löwy? Du, da wird er dap- pelt begeistert sein. Also, guten Eintausch!" „Danke, und dann trinken wir Tee zusammen. Di« Echrum- pen muß heute Masseln backen, danach habe ich Appetit." „Du, Waffeln habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr ge gessen " „Felix, mach nicht jo verfr . . „Mach ja nicht." „Du kannst mal indessen Doktor Brunnig ankiageln, od «r dir erlaubt, daß du Waffeln essen darfst, ober ob du lieber bei deinem Toast bleiben sollst." „Wird besorgt." Felix sah lächelnd hinter Fried« her, die in Geschwindschritt durch die Halle lies und in die unteren Re gionen des Hauses verschwand. Ein Glücksgesühl ohnegleichen war in seiner Brust, daß ihm das Schicksal einen Menschen gab, den er so unendlich liebhaben durfte, der ihn nie enttäuschte, der auch ihn liebte und ihm eine Heimat gegeben batte. „Guten Tag, Löwy! Was machen Sie sür ein strahlendes Gesicht? Noch haben wir doch kein Geschäft abgeschlossen!" „Nn, soll mer nicht machen eh strahlendes Gesicht, wenn mer sieht das Fräulein von Wolf kommen daher wie eh Sonnenstrahl auf der Wiese." Der kleine wohlgenährte Pferdehändler beglei tete seine Worte mit reichlich viel Handbewegungen. Lachend winkt« Friede ab, fetzte sich neben ihn an den dlank- gescheuerten Tisch der Leutestube, wo ein opulentes, aber kosche res Frühstück vor Löwy stand, und reichte ihm dann die Hand. Er wischte die seine erst umständlich an einem alten Lappe« ad, der wohi sein Taschentuch sein sollte, und ergriff dann ihr brau nes Händchen, als wäre es eine Reliquie. „Löwy, machen Sie mir um's Himmels willen kein« lo ge wagten Kcmplimente, das kostet entweder Ihnen oder mir Gew." „Was werden Se reden wie eh alter Jud vom Geld — «h so eh schönes Fräulein müßte immer nur rede« von Honig «md Blumen." (Sortsetzuig.