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Pulsnitzer Fayeblali Beilage z« Nr. 116 84. Jahrgang Freitag, 20. Mai 1932 Turnverein „Turnerbund" Pulsnitz e. B., DT. Handball Vorschau für Sonnabend, 21. Mai: Turnerbund Pulsnitz I. gegen V. f D Kamenz l., 18 Ahr ,Turnerbund-Platz an der Hempelstrahe. In einem Freundschaftsspiel stehen sich morgen Turnerbund Pulsnitz 1. und B. f. B. Kamenz 1. gegenüber. Das letzte Spiel zwischen beiden Mannschaften konnten die Schwarzgelben rm Januar dieses Jahres überraschend hoch mit 8 : 1 gewinnen. Kamenz scheint jedoch die damalige Krise überwunden zu haben, denn in letzter Zeit hat die Elf sehr gute Ergebnisse erzielt. Die BfDer werden nun natürlich morgen alles versuchen, um die erlittene Niederlage wieder wettzumachen. Ob ihnen das allerdings restlos gelingen wird, ist fraglich, wird doch der Turnerbund seine gegen „Dresdensia" gezeigte Form erneut unter Beweis stellen wollen. Mit einem spannenden Wochenendspiel dürfte somit wohl bestimmt zu rechnen sein. W. Sch. Der 22. Mai und sein Sportprogramm. Die Zwischenrunde zur Deutschen Fußballmeisterschaft steigt am Sonntag mit 4 Spielen. Die Spannung ist wie immer außerordentlich groß. Sämtliche Treffen versprechen grobe Kämpfe. Bayern-München spielt in Leipzig gegen die Chemnitzer Polizei und kann hier leicht eine unliebsame Ueberraschung erleben. Auch Eintracht-Frankfurt wird, auf eigenem Platze spielend, gegen Tennis Borussia-Berlin einen i Stand haben- Der dritte süddeutsche Verein, der > Nürnberg, dürfte sich in Hamburg gegen Solstein-Kiel vurchsetzen. Offen ist die Begegnung in Bochum zwischen ? A4 und Hamburger S V- Bereits acht Tage später münen die Sieger zur Vorschlußrunde antreten! Die Dcntschlandsrcise ves englischen Meisters Everton wird zum Wochenende fortgesetzt. Am Sonnabend sind die Engländer in Berlin und am Sonntag bereits in Hanno ver. Durch die Meisterschaftszwischenrunde können für Ber lin die Spieler von Tennis Borussia und für Hannover die Spieler vom Hamburger SV und Holstein-Kiel nicht berück sichtigt werden, was sicherlich ein Nachteil ist. In beiden Treffen werden Lokalmatadore eingesetzt werden. Nach dem Everton sowohl in Dresden, als auch in Breslau ziemlich klar enttäuscht hat, ist die Begeisterung für die Spiele er heblich gesunken. Welche Mannschaften diesmal gegen die Gäste spielen werden, steht zur Stunde noch nicht fest. — Zahlreiche Privatsviele von Bedeutung werden trotz Meister schaftszwischenrunde und Evertongastsviel ausgetragen. Austria-Wien spielt in Coburg gegen eine südwestthüringische Auswahlmannschaft und in Erfurt gegen die Repräsentativen von Nordthttringen und Wartburggau. Die Svielv. Fürth tritt in Leipzig gegen die Svielv. an Sertha-BSC-Verlin absolviert zwei Spiele in Essen und Osnabrück. In West deutschland gastieren auch 1860-München und Arminia- Hannover- Eine westdeutsche Auswahlelf tritt in Antwerpen gegen die »Roten Teufel" an und in München wird eine süddeutsche Nachwuchself gegen Niederösterreich spielen- Auch sonst gibt es eine Reihe vielversprechender Kämpfe- Die englische Mannschaft Chelsea, die bisher auch nicht impo- nierenen konnte, spielt in Leipzig im Rahmen eines Olympia- festes gegen eine kombinierte Elf. Um di« deutschen Handvallmeisterschaftcn steigen am Sonntag die Zwischenrunden. Die Sportler haben sich in Weltrekorvman» Campbell oestreitet mit seinem „Ueberwagen" das internationale Automobllrennen auf der Berliner AvuSbahn gegen die vollständig antretende beste Klasse Europas! der ständigen Bevorzugung der mitteldeutschen Vertreter wieder ein starkes Stück geleistet. Sämtliche Spiele finden wieder in Mitteldeutschland statt, nur deshalb, weil dort die größten Zuschauermengen zu erwarten sind- Diese Ge- Fe/se hat sich in der Radrundfahrt durch Italien ausgezeichnet geschlagen und seit der 2- Etappe die klare Führung im Gesamtklassement inne! Ukdlkdi - 5poiri - LPIkl schäftstaktik der Deutschen Sportbehörde zum Nachteil ande rer Vereine wächst mittlerweile zu einem Skandal aus- Wenn die Verbände, die doch in erster Linie Hüter des Sport gedankens sein sollen und müssen, so offen Geschästspoli- tik betrieben, dann können sie von den Vereinen nichts anderes erwarten. Hoffentlich sehen die Vereine endlich die Taktik ihrer Führer ein und sorgen für schnellste Abhilfe. — Polizei-Dessau spielt wiederum auf eigenem Platze gegen die Berliner Polizei und die Weißenfelser Polizei, in der Zwischenrunde spielfrei geblieben, kann daheim gegen die Spielv. Fürth antreten. Selbstverständlich findet auch das einzige Vorschlußrundenspiel der Damen, Dresdner SC ge gen SC Charlottenburg, in Mitteldeutschland statt. Kom mentar überflüßig- — Die Turner sind weit sportlicher und können der Deutschen Sportbehörde nur als Vorbild die nen- In Krefeld spielt der TFK Niedervleiß gegen den TV Hernshausen und in Berlin die T- i B- gegen den M- T. V Herrenhausen- Bei d en Frauen spielen vormittags in Kre feld Witten 1848 gegen TK Hannover und Krefeld 1835 gegen den Stadt-SV-Frankfurt a. M- Die Sieger treten bereits nachmittags zur Vorschlußrunde an Das gleiche ist in Berlin der Fall, wo erst die T- i- B- gegen Vorwärts- Breslau und dann der Hamburger TB gegen TV Franken berg spielen. Tas Radsportprogramm bieiei Bahnrennen in Aachen, Breslau, Köln, Salle und Nürnberg. In der Noris gibt die deutsche Amateurmannschaft eine Gastrolle Der B. D. R- führt die Straßenrennen Rund um FraEurt über 240 km und Rund um Solingen durch, die Union das Rennen Ber lin—Fürstenberg-Berlin über 158 km. Im Auslande inter essiert die Jtalienrundsahrt nach den schönen Erfolgen der deutschen Teilnehmer natürlich doppelt, ferner findet das klassische Rennen Bordeaux—Varis statt. Tic deutsche Wasserballmannschaft gibt in Dessau eine Gastrolle, um gegen Mitteldeutschland mehrere Uebungs- spiele auszutragen. Unsere Wasserballsieben befindet sich bereits in ausgezeichneter Form. Die Olympia-Ansscheidungskämpfe der Segler werden vom Verband und Bund gemeinsam auf dem Müggelsee bei Berlin durchgeführt. An drei Tagen werden Wettfahrten durchgeführt, um unsere besten Segler zu ermitteln Die Ruderer warten mit einer gut besetzten Regatta in Brandenburg a Havel auf. „vo X" fliegi wieder über -en Ozean. 13 Mann Besatzung und eine Deutsche als »Hilfszahlmeister" New Dork. Das deutsche Riesen flugboot Oo. X startete am Donnerstag morgen von Long Island Sound nach St. Johns (Neufundland) zur ersten Etappe des At lantikfluges nach Deutschland, nachdem gün stige Wettermeldungen eingetroffen waren. Der Start ver lief glatt. Die Flugroute des Flugbootes ist noch nicht ganz sestgelegt; sie wird aller Wahrscheinlichkeit nach über die Azoren, Digo nach Southampton führen. An Bord befinden sich 13 Mann und die deutsche Schau- spielerin und Sportfliegerin Antonie Straßmann. In St. Johns wird das Flugboot einen mehrstündigen Aufenthalt nehmen. Hier werden 25 000 Liter Brennstoff aufgefüllt. Das Gesamtgewicht des Flugschiffes beträgt dann etwa 54 Tonnen. Antonie Straßmann ist als Hilsszahlmeister angeheucrt worden. Sie fungiert nebenbei auch alsHilfs - Pilot. Die Schauspielerin ist die erste Europäerin, die über will heiraten „.Am"«»*' Oon-ixm 1931 d, Kari Köhler <L Co., Berün-Zehiendorl. (Nachdruck verboten.) „Also scheint die junge Dame doch in sehr guten finanziellen Verhältnissen zu sein, wenn sie sich ein Auto kaufen kann?" „Die Friede muß irgendwo eine Geldquelle gefunden haben, denn nur allein vom Gut kann sie all die Ausgaben, die sie jetzt bat, nicht bewältigen." „Na. ein Auto ist ja Ichließlich kein unerschwinglicher Luxus." ? nicht, aber das Mädel Hal jetzt eine Sache in die Wege Ge'd kostet. Aber fragen Sie mich nicht, jonst D,na?n 'Wollen mal lieber ein bißchen von anderen mit der Zeit?" °° ^»en denn hier nicht einsam werden »"Ä genug Ablenkung. Mehr, als ich brauche " ^be „Ihr Bruder ist jünger als Sie?" „Ja, beträchtlich. Bert ist merundzwanzig geworden Er war jetzt ein Jahr auf Reisen im Orient, erholt sich nun ein paar Wochen und dann soll er in den Werken arbeiten. Er ist noch ein großer Windhund und hat tausend Dummheiten im Kopf." „Na, dann wird er schon Leben in die Bude bringen. Und wie ist es denn mit Ihnen? Wollen Sie ewig Junggeselle blei- den?" Werner hatte erst ein kleines fatales Gefühl zu überwinden, wie alle Menschen seiner Art, wenn sich andere nach ihren ur eigensten Angelegenheiten erkundigen, aber der alte Doktor war so nett in seiner geraden, ruhigen Art, daß er das Verletzende schnell überwand und ihm ruhig antworten konnte. „Zum Junggesellen habe ich kein großes Talent, ich suche eine Frau, ich will sehr gern heiraten, aber es wird sehr schwer für mich, eine Frau zu finden." ,Na, Geld braucht sie doch nicht zu haben?" Lachend wehrte Werner ab. „Das ist bestimmt nicht nötig. Aber sonst stelle ich viel Ansprüche." „Mädchen haben wir ja hier in der Gegend genug, und auch Schwiegermütter sind da wie Sand am Meer, aber für Sie wird da wohl nichts Passendes dabei sein. Na. warten Sie mal, da habe ich ja ganz die Elena vergessen. Ein schönes Mädchen, ein feines Mädchen, ein vornehmes Mädchen — aber —" Werner war entschieden rot geworden bei den Worten des alten Herrn und machte sich allerhand zu schaffen, um seine Ver legenheit zu bemänteln. Am liebsten hätte er dem alten Mann verboten, weiterzureden, denn es war ihm wieder fatal, aber etwas drängte ihn dazu, ihn weiter zum Reden zu bringen. Ge macht uninteressiert zündete er sich eine schwere Importe an, legte säuberlich das Streichholz, nachdem er es betulich ausgeblasen hatte, in den Aschenbecher und fragte: „Aber?" „Eiskalt ist das Mädchen, eiskalt! Keinen Tropfen warmes Herzblut in dem verdammt schönen Körper. Na, Sie wollen Sie ja nicht heiraten, und ich habe heute abend entschieden eine klatsch- lustige Welle eingestellt. Schmeißen Sie mich alten Kerl hinaus, es wiro Zeit. Morgen habe ich einen schweren Tag, die Leh mann bekommt ein Kind, und die Frau General hat Migräne, da habe ich alle Hände voll zu tun. Aber das kann ich Ihnen schon jetzt sagen, die Lehmann macht mir weniger zu schaffen als die Generalin." Lachend stand er auf, reckte die alten Glieder, nahm sich noch eine neue Importe und ging dastn mit dem Haus herrn hinaus auf die Terrasse. Unten stank sein „Auto". Standlichter angezündet, ganz wie es jeii muß Mit einem verschämten Stolz sah er hinab auf sein ein und alles. „Feine Maschine, jage ich Ihnen, das schafft der neueste Mercedes nicht, was dir noch ie.stet." Und nun stieg er ein in sein „Auto". Aber das war gar nicht sc leicht. Für einen Uneingeweihten war es sicher unmöglich, in diese enge Cierkiste einzusteigen Dazu gehörte entweder turnerische Beweglichkeit oder absolute Aufgabe aller Lebenshoffnungen. Wie zu allen großen Dingen war auch kalte Entschlossenheit nötig, denn sonst mußte man erleben, daß ein Bein außerhalb des Wagens hängenblieb. Aber der alte Doktor hatte den „Dreh" heraus, ein kühner Sprung und er saß drin in seiner „Nasenquetsche", schaltete den gewünschten Gang ein, worauf der Motor mit unwilligem Ge brumm antwortete, der kleine Wagen erst einmal hin und her torkelte wie eine Ente, die in einen Sektteich geschwommen war und dann mit unerwarterer. aber freudig begrüßter Plötzlichkeit davonsauste. Vergnügt und stolz winkte der Doktor noch einmal zurück und verschwand in der Dunkelheit. „Mehr rechts, Fräulein! Rechts! Rechts ist immer da, wo der Daumen links sitzt, so — gut so, aber nun die Linkskurve weich nehmen! Signal geben, denn es kann jemand hinter der Ecke stehen! Langsam! Warum denn auf einmal Gas? Fuß weg vom Gashebel. Sie wollen doch jetzt nicht sechzig Kilo meter Geschwindigkeit fahren?" Friede von Wolf ließ alle Bemerkungen still über sich er gehen und konzentrierte sich nur mit verbissenem Eifer auf das Steuerrad. Sie wollte und mußte Auto fahren lernen, folglich maßte sie es auch dulden, daß ihr kommandiert wurde. Ein für sie ungewohntes Gefühl, aber es half nichts. Bald würde sie ja auch das Schlimmste überstanden haben und den Fahrschein bekommen, konnte dann wieder wie ein selbständiger Mensch handeln und denken. Jetzt hatte aber ihr Handeln und Denken der Fahrlehrer gepachtet, und sie war nur ein Etwas. Mit leidlich elegantem Schwung fuhr sie die alte Mühle, auf der sie fahren lernte, in den Garagenhof zurück und stieg mit einem tiefen Seufzer aus. < „Na, Fräulein, wird schon werden! Man keene Bange nicht. Icke hab bet ooch nicht gleich bellt erstemal begriffen und hab erscht meine Stricker zehn Hühner totgefahren." Friede hätte dem Fahrlehrer ja gern gesagt, daß sie für ihn nicht „Fräulein" sei, sondern Fräulein von Wolf, aber sie hatte Angst vor ihm, denn er konnte sie schikanieren und ihre Fahrprüfung hinauszögern. Also lächelte sie ihm etwas benommen zu, nickte und ging dann nach der Box, wo ihr schöner, neuer Wagen stand. Sie hatte sich einen hübschen, geschlossen und offen zu fah renden Zweisitzer gekauft, in langer, eleganter Form, mit gut an gelegter Kofferstütze und Notsitz. Sie streichelte fast liebkosend den blitzblanken Wagen, der vorläufig noch hier in der Stadt stand, weil sie sich erst unter Aufsicht mit ihrem eigenen Wage» einfahren wollte. Am Eingang der Garage war eine große Dapolintankstelle, denn die Garage lag an der großen Fahrstraße. Gerade als Friede nach ihrem kleinen Selbstkutschierer ging, der auch auf dem Hof stand, kam ein wundervoller langer Wagen angefahren und hielt an der Tankstelle. In der Schoorener Gegend war ein so schöner Wagen eine Seltenheit, und so blieb auch Friede neben ihrem Pferde stehen und betrachtete mit ihren jungen Autokenntnissen den schönen Wagen. Als Passagier war nur ein junger Herr bei dem Wagen, der jetzt, da der Chauffeur sich mit Tanken beschäftigte, auch aus- stieg. Groß, blond, breit, gesund und vergnügt war er, gut an gezogen und mit guten Bewegungen. Die Hellen Augen waren ständig auf der Suche nach hübschen Frauen oder schöner Land schaft, und ein nettes, befriedigtes Lächeln ging über sein nicht ge rade bildschönes, aber gutmütiges Gesicht, als'er die schlanke, rassige Frauenerscheinung neben dem gut gebauten Pferde stehen sah.