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Pulsnitzer Tageblatt : 04.05.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-193205042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19320504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19320504
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-05
- Tag 1932-05-04
-
Monat
1932-05
-
Jahr
1932
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Nr. 104. Pulsnitzer Tageblatt — Mittwoch, 4. Mai 1932 Seite 7 Lage in Danzig nach wie vor ernst. Die üblichen Gegenerklärungen zum beabsichtigten Polen- einfall. Die Alarmmeldungcn englischer Zeitungen über einen volnischen Einfall in Danzig haben im englischen Auswärti gen Amt Beunruhigung verursacht, da man eine schwere Ge fährdung der Völkerbundspolitik darin erblickt, die sowieso schon in der letzten Zeit äußerst gelitten hat. Zwar hat der polnische Botschafter in London die Meldungen in Danzig nbgcstritten, wie es auch der litauische Gesandte regelmäßig tul. obwohl die Rechtsbrüche im Memclgebiet immer wieder selbst durch die englische Preße laufen. Auch der Pölkerbundskommißar in Danzig, Graf Gra vi n a , hat nunmehr erklärt, daß er sich nicht an das Völker- bundssekretariat wegen einer unmittelbaren Gefahr für Danzig gewandt habe. Aber trotz dieser Erklärungen ist die Lage nach wie vor ernst. Auch bei m a ß g e b e n d e n S te l- len der N e i chs r e g i e r u n g bestätigt man dies. Man glaubt hier aber, daß die englischen Meldungen in Gens so graften Eindruck gemacht haben, daß Polen zunächst sich zu rückhalten werde. Deutscher Schritt in Kowno. Der deutsche Gesandte in Kowno, Morath, ist bei der litauischen Regierung vorstellig geworden und hat Beschwerde darüber geführt, daß das deutsche Generalkonsulat in Memel vor einigen Tagen bemalt und besudelt worden ist. Der litauische Außenminister Zannius hat, wie in solchen Fällen üblich, die Bestrafung der Täter und eine gründliche Untersuchung zugesagt. Gleichzeitig hat der deutsche Gesandte darauf hin- gcwiescn, daß die verschiedenen litauischen. Maßnahmen im Mcmelgebiet, wie die Einbürgerung von Litauern, die Zu sammensetzung der Wahlausschüsse und die verschiede nen Uebergriffe bei deutsch-memelländischen Wahl versammlungen in mehreren Orten nicht mit den Bestim- mungen des Memelstatuts übereinstimmen und eine u n - zulässige W a h l b e e i n f l u s s u n g sind. Da nach den Völkerbundsbestimmungen ein Staat, der irgendeine Be stimmung der internationalen Abkommen verletzt, zunächst darauf aufmerksam gemacht werden muß, ehe weitere Schritte gegen ihn unternommen werden können, hat sich die deutsche Negierung hiermit die Möglichkeit geschaffen, nach den Wahlen alle ihr notwendig erscheinenden Maßnahmen zu er greifen, vor allem unter Umständen auch die Wahl an- zuscchten. , Daß die Litauer vor keinem Mittel zurückschrecken, geht u a auck aus der Tatsache der Versendung von 50 000' ge fälschten Wahlzetteln an die memelländische Polkspartei her- vor. Diese Wahlzettel würden für den Fall der Benutzung später für ungültig erklärt werden. Das Verhalten der Litauer nicht nur im eigentlichen Stadtgebiet von Memel, sondern auch in Heydekrug und anderen Ortschaften des Mcmelgebietes verdient allergrößte Aufmerksamkeit. GenserGroßmächtekonferenz gefährde Rückwirkungen der französischen Wahlen. Das Ergebnis des ersten Wahlganges der französischen Wahlen wird jetzt ganz allgemein in der französischen, eng lischen und gesamten europäischen Presse dahin ausgelegt, daß ein kleiner Ruck nach links eingetreten, daß aber das Er- gcbnis des zweiten Wahlganges noch völlig unsicher ist. Die Wahlen werden vielleicht eine sehr ernste Rückwirkung auf die Außenpolitik insofern haben, als langandauernde Der- Handlungen in Paris über die Regierungsbildung die Be- sprcchungen gefährden könnten, die vorläufig etwa für den 18. Mai in Genf zwischen dem Reichskanzler, MacDonald, Tardieu und Grandi in Aussicht genommen worden sind. Aus Paris wird bereits dafür Propaganda gemacht, daß die Besprechungen nicht stattfinden könnten, wobei man sich auf angebliche 'Ansichten in London berufen zu können glaubt. Man sagt, daß Tardieus Stellung doch so unsicher werden könnte, daß die Besprechungen vielleicht für weitere Frist hinausgeschoben werden müßten. Sie würden dann womöglich erst am Beginn der Lausanner Konferenz statt- finden. Reuer französischer Vorstoß gegen die deutsche Zivilluftfahrt. Genf. Der Ministerialdirektor im Reichsverkehrsministe- rium, vr. Brandenburg, hat in einem vom Luftfahrt ausschuß eingesetzten Unterausschuß, der unter Ausschluß der Oeffentlichkeit tagte, folgenden deutschen Antrag eingebracht: Der Unterausschuß ist der Ansicht: 1. Alle militärischen Luft fahrzeuge können nach ihrer Verwendung o) einen be sonderen. Offensiv-Lharykter haben, b) die größte Wirksam keit gegen die nationale Verteidigung enthalten, c) in schwer ster Weise die Zivilbevölkerung bedrohen. In besonderer Weise gilt dies gegenüber denjenigen Ländern, welche keiner lei Abwehrmittel weder in der Luft noch von der Erde aus besitzen. Ministerialdirektor Brandenburg wies tm Ausschuß darauf hin, daß die deutschen Vorschläge ein Verbot aller der jenigen Kampfmittel vorgesehen haben, von denen Bomben und Lufttorpedos abgeworfcn werden können. Im krassen Gegensatz zu den deutschen Vorschlägen hat die französische Abordnung im Luftfahrtausschuß den Antrag eingebracht, daß das Leergewicht ausschlaggebend für den militärischen Charakter der Flugzeuge und das Fassungsvermögen den militärischen Charakter von Luftfahr zeugen bestimmen soll. Auf französischer Seite macht sich also das Bestreben geltend, die gesamte Zivilluftfahrt als Waffe von besonderem Angriffscharakter zu erklären, um da mit entsprechend dem planmäßigen Vorstoß der französischen Regierung gegen die deutsche Zivilluftfahrt diese in das all gemeine Verbot der Luftwaffe einzubeziehen. Meine Inflation in Amerika? Ein Gesetz über Erhöhung des Dollarumlaufes bis zu 9 Milliarden? Washington. Das amerikanische Abgeordne - ten Hausrat den von dem demokratischen Abgeordneten Goldsborough eingebrachten Gesetzentwurf zur Stab:- lisierung der Kaufkraft des Dollar mit 289 zu 60 Stimmen angenommen. Die Gegner der Bill (Gesetzes) bezeichnen die vorgesehenen Maßnahmen als Inflation. Durch die Goldsborough-Bill soll die Kaufkraft des Dollar, wie sie in den Jahren 1921 bis 1929 bestanden hat, wiederhergestellt und aufrechterhalten werden. Da-s soll geschehen durch eine von der Staatsbank auszuübende Kontrolle der Währung und eine Angleichung derselben an den Kreditnmfang. Der Vorschlag bedeutet nach dem vorher abgegebenen Bericht des Bankcnausschusses des Senats eine Erhöhung des D o l l a r u m l a u f s bis zu !> M i! l i a r d e n D o l l a r. Politische Beobachter sagen die Ablehnung der im Abgeord- netenhaus mit so großer Mehrheit angenommenen Bill durch den Senat voraus. Trotz aller Versicherungen der Anhänger des Planes, es handele sich nicht um Inflation, kann gar kein Zweifel dar- über herrschen, daß man es hier mit einer offenen infla- torischen Absicht zu tun hat, die auf dem Umwege über eine Ausweitung des Notenumlaufs, und zwar in recht erheblichem Ausmaß, eine Ankurbelung der Wirtschaft und insbesondere die Entlastung ganzer Wirtschaftsgruppen von ihren drückenden Schulden zu erreichen sucht, und es ist eben sowenig wie bei den bisherigen Maßnahmen, die in die gleiche Richtung zielten, zu erwarten, daß ein wirklich durchgreifen der Erfolg eintreten wird. Die Mandschurei in Auslösung. Nach vielen Monaten des Reisens, der Empfänge, Fest essen und des Schweigens hat der Untersuchungs- ausschuß des Völkerbunds für die Mandschu - rei endlich einen ersten Bericht über die dortige Lage an feinen Auftraggeber erstattet. Danach befinden sich in der Mandschurei gegenwärtig 100 000 chinesische Truppen, 85 000 bewaffnete und ausgebildete Truppen des neuen mandschu rischen Staates, die teilweise unter dem Kommando Japans stehen, und 22 000 Mann japanische Truppen. Zwischen Viesen drei Gruppen finden gegenwärtig fortgesetzt Kämpfs statt, für die dir Chinesen und Japaner einander gegenseitig die Perantwortung zuschieben. Lord Lytton, der Vor sitzende des Ausschusses, der diesen Bericht erstattet, betont weiter, daß die ganze Mandschurei sich gegenwärtig indem Zu stand völliger Anarchie und Auflösung befinde Aus alter Welt. Berlin. Raubmord an einem Portiersehe paar. Im Hause Erasmusstraße 5 in Moabit wurde das Ehepaar Baars in seiner im ersten Stock gelegenen Woh nung tot aufgefunden. Da beide Leichen in einer großen Blutlache lagen, und auch andere Umstände höchst verdächtig erscheinen, muß man damit rechnen, daß die Eheleute Baars einem Raubmord zum Opfer gefallen sind. München. Tödliche Unfälle in den Bergen. Der einer Tour auf den Untersberg stürzte der Beamte Wil- Helm Schweiger tödlich ab. Seine Leiche konnte geborgen und zu Tal gebracht werden. Auf dem Predigtstuhl im Hochkönig. Gebiet stürzte der Bahnbeamte Zeiser aus Bischofshofen etwa 14 Meter tief in eine Gletscherspalte. Er konnte von einer Rettungsexpedition mit schweren Verletzungen geborgen wer den, starb jedoch auf dem Transport. Saßnitz (Rügen). Ein blutiger Familien streit. Der Schornsteinfeger Max Müller kam betrunken nach Hause, weshalb ihm seine Stiefmutter Vorwürfe machte. Das regte den jungen Mann so auf, daß er zu einem Mi litärseitengewöhr griff und damit auf die Frau mit der Drohung, sie zu erstechen, eindrang. Frau Müller griff in der Notwehr zu einem langen und scharfen Küchenmesser und stach damit dem Wütenden in die Brust. Der Stich verletzte Herz und Lunge, so daß der Besinnungslose sofort dem Kreiskrankenhaus in Bergen zugeführt werden mußte. Rostock. 500 Jahre theologische Fakultät der Universität Rostock. Die theologische Fakultät an der Rostocker Landesuniversität feierte ihr 500jghriges Bestehen. Im Mittelpunkt stand ein Festakt in der Aula der Universität. Rach einer Ansprache des Dekans, Professor v. vr. Brunstädt, hielt Professor Or. Büchsel die Festrede, die Schicksal und Aufgaben der 500jährigcn Fakultät behrn- delte. Sodann teilte Professor vr. Brunstädt den Anwesenden mit, daß auf Beschluß der Fakultät der Präsident des Ober kirchenrates der mecklenburgisch-schwerinschen Landeskirche, vr. Emil Lemcke, Oberkirchenrat Or. Sieden, Missionsinspektor Martin Weißhaupt sowie Professor vr. Leoni Albusoff-Riga zu Ehrendoktoren der Universität ernannt worden seien. Plessa (Kreis Liebenwerda). Schweres Bagger« Unglück. Bei den Reguliernngsarbeiten am Hammer graben wurde beim Porstecken von Bohlen gegen dm Versinken des Raupenbandcs des dort arbeitenden Bagger» im ilferschlamm dem Arbeiter Springer ans Plessa ei» Bein eingeklemmt. Die Hilferufe des Verunglückten ginge« in dem Rasseln der Raupenketten unter. Springer würd' überfahren und das Bein ihm völlig zerquetscht. Rock lebend wurde er in das Krankenhaus eiugeliefert, iu dek er jedoch bald darauf starb. Er hinterläßt Frau und fünl unversorgte Kinder. Karlsbad. Berliner Pelzdiebe verhaftet Hier wurden nach einem Pelzdiebstahl der 30 Jahre alk Artur Henschel und seine Begleiterinnen Ella Köhler uw Kunigunde Lawrence, sämtlich aus Berlin, in Haft ge uommen. Ein vierter Begleiter, ein angeblicher Dr. Ratha» aus Berlin, konnte noch nicht ermittelt werden. Stockholm. Für300000 Kronen Mündelgel- der unterschlagen. In Stockholm wurde der Rechts anwalt Holmen verhaftet, der beschuldigt wird, Mündel- gelder in Höhe von etwa 300 000 Kronen unterschlagen zu haben. Häö6rmeist6fslkep686 von Zvä ckoui.-1«ick eckt unuescr-üLcurtzLuurr: VLrr./»s neirrck, v/eiroän l31. Fortsetzung.) Therese saß eine Weile wie versteinert. Ein Geräusch im Dickicht ließ sie zusammenfahren. Dann richtete sie sich stolz aus. Nun hatte sie den Gruß bestellt, und dec König hatte ihr Kränzchen nicht vergessen Sie sah sich um — kein Mensch war hier, vielleicht war ein Stück Wild in die Nähe gekom men. der Freund hatte sich sicher nicht so weil gewagt. Sie fand ihn nicht weit von der Stelle, wo sie sich getrennt hallen. S:e reichte ihm die Hand. ..Froh bin ich, so froh! Ich durfte dem König etwas Liebes tun, und Ihr halset mir dazu!" Thereie strahlte. Der junge Mann sah sie an. „Wißt Ihr, wie Ihr aus- seht? Als sei ein Gluck Euch über den Weg gegangen!" 15. Das Medaillon. Heute war's bei Jägermeisters wie im Trauerhause ge wesen. Kaum, daß bei Tisch ein Wort gesprochen wurde Der Vater trank ganz gegen seine Gewohnheit am Werktag etwas Wein. Die gefürchteten Verordnungen waren heraus So gut es der König mit den Einschränkungen meinte, für die. die sich rwn allem Liebgewordenen trennen mußten, war s doch bitter. „Kommt," sagte Therese im Hausflur zu Traugott, der eben die Treppe hmaufgehen wollte. „Ihr könnt mir etwas im Garten helfen: ich habe von Christel verschiedene Auf träge." ..'Gern, stellt mich nur an! Sie gingen durch den Garten. »^ch wollte Euch nur ins Freie locken, Ihr sollt in dieser Stimmung nicht hinter Büchern sitzen. Die letzte Post brachte Euch, wie es schien nichts Gutes, und wir sind in diesen Tagen auch nicht angetan, Euch zu erheitern." „Was gab es denn bei Euch?" Therese seufzte. „Könnte Vater bloß den Gedanken lassen: Es soll der letzte Sommer sein, den unser König hier genießt Und dann: Der halbe Zwinger wird geräumt.' so viele ihres Dienstes enthoben. Der alte Plötz — wir wollen ihn trösten gehen — kämpft fast um jeden'Hund." „Er bleibt doch hier im Amt." „Gewiß, es bleibt im kleinen Stile, wie's war. Vaters Sorge gilt dem König; dem Herrn, der nach ihm kommt, dem Anton, möchte er nicht dienen." Es klirrte die Pforte. „Ach bitte, geht, man sott die Eltern jetzt nicht stören, ich laß mich auch nicht sehen." Traugott kam zurück. „Ein Herr vom Schloß ist da, er wünscht Euch gleich zu sprechen." „Mich?" sagte Therese verwundert. Da kam auch ichon Berthold, des Königs Kammerdiener, um die Hausecke und begrüßte Therese mit seiner formvollendeten Verbeugung. Er sah mißtrauisch auf den jungen Mann, der sich sofort zurück zog „Was wünscht Ihr denn, Berthold?" Der Alte machte noch eine Verbeugung. „Ich habe die Ehre, im Allerhöchsten Auftrage der wohl geborenen Jungfer Böhme dieses Präsent überreichen zu dürfen und dazu einen Gruß von höchst Seiner Majestät zu bestellen." Er gab Therese das kleine Päckchen, das er feierlich in den Händen gehalten hatte. „Berthold, ich danke Euch herzlich; es ist gewiß das Kett chen mit dem Medaillon, und in dem anderen Kästchen da ist etwas Süßes, ich kenne das Format." Berthold strahlte. Wie sie sich freuen konnte! „Ja, da habt Ihr recht, seht's Euch nur an!" „Genau wie mein altes, BertholdI Wie war das möglich?" „Ich wußte es noch, und auch der alte Goldschmied hatte es nicht vergessen, was er vor Jahren für des Königs Paten kind geliefert hat. Wollt Ihr das Medaillon nicht öffnen?" Therese schrie fast auf — Fränzchens Bild! „Und das soll ich behalten? Berthold, jetzt möchte ich. jo wie ich geh' und steh', zum König laufen. Kein anderer Mensch kann fühlen, wie mich das Bildchen glücklich macht." Der Alte sah mit Rührung die Freude Thereses. „Das tut mir wohl. Jungfer Böhme. Berthold, haben Majestät gesagt, in diesem rialle gehe Er. es soll das kleine Bild nicht erst durch andere Hande gehen. Wie sie sich freut, das ioll Er mir berichten; will sie mir danken, soll sie es selber lun. wenn ich noch einmal draußen bin." Thereie schüttelte dem Alten die Hand. Am liebsten Hütte sie ihn umarmt. Berthold nahm wieder seine Dienstmiene an. verbeugte sich vor Thereie und ging davon. Wo war der Gast geblieben? Therese sah sich um. Er stand mit finsterer Miene am Obstspalier. Er wußte sich den Vorgang nicht zu deuten; er sah, Therese erhielt vom hohen Herrn ein Geschenk. „Herr Traugott." rief Therese. „Ihr seid der erste, der von meiner Freude erfährt. Denkt Euch, jetzt schenkt mir der König das Kettchen, das er mir als Ersatz versprach." „Mit seinem Bild darin; das schenken Herrscher ihren Auserwählten," sagte er bitter. Therese sah ihn ganz erstaunt an und hielt ihm das geöff nete Medaillon hin. „Das ist doch eine Dame — ja. dann versteh' ich Eure Freude nicht." „Mein Fränzchen ist es, Fräulein von Krumbholz. Ihr könnt nicht wissen, was sie mir war. und Ihr seid so sonder bar, seit Ihr mir halft, den König zu treffen. Ich will Euch nur sagen, daß sie ihm herzlich zugetan war und ich einen Gruß bestellen mußte, den sie in letzter Stunde mir aufge tragen hatte." Der junge Mann irat hastig einen Schritt auf Therese zu, sah sie mit heißen Augen an. „Therese, Ihr seid auch ohne daß Ihr Euer Tun erklärt, für mich das reinste Mädchen, das es gibt." Rasch, als hätte er zuviel gesagt, ging er ins Haus. Merkwürdig, dachte Therese, heute sind alle aus dem Gleichgewicht gekommen. Sie ging leise in die Küche. „Christel, sind die Eltern wohl schon wach?" „Denkst du, die schlafen heut? Die Mutter hat sich in den großen Stuhl gesetzt, was sonst nicht ihre Art ist, bloß daß der Herr Gesellschaft hat. Sie haben sich schon unterhalten." Therese guckte hinein. „Nun, hast du keine Arbeit zur Hand?" rief die Mutter. Vater saß am Tisch und las. „Dann gleich, Mutter! Denkt Euch bloß, was ich bekommen habe!" (Fortsetzung folgt.)
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