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Nr. 81. Pulsnitzer Tageblatt — Donnerstag, 7. April 1932 Seite 2 4. Sofortige finanzielle Unterstützung für Oesterreich I und Ungarn. 5. Konsolidierung aller finanziellen Verpflichtungen der Donaustaaten gegenüber dem Auslande und Konvertie rungsmöglichkeiten. 6. Internationale Kontrolle in finanzieller Hinsicht und über den Staatshaushalt einschließlich der Einnahmen. Wie verlautet, sollen Frankreich und England sich mit Ausnahme von einem oder zwei Punkten über die übrigen Punkte im großen und ganzen einig sein. Hinsichtlich der Anleihe-Operationen verlautet, daß England angeblich endgültig eine Beteiligung an der von Frankreich vorgeschlagenen 10-Milliosien-Pfund-Anleihe abgelehnt hat. Es soll darüber verhandelt werden, ob Eng land für einen Teil, etwa 25 Prozent, eine Garantie über nehmen soll. * Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß MacDonald und der französische Ministerpräsident Tardieu sich bei ihrer Londoner Besprechung auf folgender Grundlage geeinigt hätten. Tardieu soll dem englischen Premierminister ver sprochen haben, auf der Lausanner Konferenz in der Repa- :ationsfrage gegenüber dann nicht weiter dringlich zu wer ten, wenn Deutschland sich jetzt schon in London verpflichtet, n den territorialen Versa illes-Fragen, r h. in dem Danzigkorridor und Oberschlesien, ebenso wie m Memelgebiet, gleichfalls still zu sein. Ebenso soll Deutsch- and sich jetzt schon vverpflichten, die Kriegsschuld- üge, die sich in mehreren Versailles-Paragraphen aus- >rückt, nicht in die Wirtschafts- und finanzpolitischen Der- MMunqen in Lausanne hineinzubringen. Zugleich will Tardieu auf die Frankreich zustehenden bedingungs- osen Tribute stillschweigend verzichten, d. h. das Hoover-Moratorium theoretisch-mechanisch nicht fortsetzen, vas England als ein wirtschaftspolitisches Entgegenkommen m Interesse der Beruhigung Europas betrachtet. Danach steuert Tardieu auf ein Ost-Locarno los ind benutzt die englischen festgefrorenen Engagements in Oesterreich und Ungarn, uni England auf seine Seite zu iringen. In der Londoner Bankwelt ist man äußerst geteil- er Meinung . Es gibt dort keine Einheitlichkeit der Auf astungen. Man legt sich größte Zurückhaltung gegenüber wm Donauproblem sowohl aus finanziellen Gründen, wie rus Sorgen vor Veränderung der Exportkategorien, die msammengenommen etwa 200 Millionen Mark pro Jahr beträgt, auf. Oerttiches und Sächsisches (Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet) Pulsnitz. Hindenburg-Tonfilm. Wie bereits an gekündigt, läuft dieser von vielen mit Interesse erwartete Film nun auch in Pulsnitz. Eigentlich besagt der Titel alles, hier sei nur bemerkt, daß die Dorführungsdauer zirka andert halb Stunde ist und vieles längst Vergessene, aber auch froh Aktuelle zu sehen und zu hören ist. Da der Eintritt frei ist« mühte eigentlich Jedermann die Gelegenheit wahrnehmen. Pulsnitz. Oskar Wirker, der hier bestens bekannte Komiker, veröffentlicht im heutigen Inserat sein großes Varieteeprogramm für Sonntag. Namen prominenter Varietee- künstler findet man verzeichnet, wie Drei Blondongs. die große Perch-Sensation vom Wintergarten Berlin, ferner Juliane und John, das fabelhafte Tanzpaar vom Alkazar Hamburg, dann das humoristische Grlenkphänomen Ado, von dem die Presse schreibt, das unmöglichste wird hier wahrgemacht, außerdem der verwegene Schwungseilakt von Fred Walton, ein Kunstpfeifer, urkomische Akrobaten und im Mittelpunkt des Ganzen stehend: Oskar Wirker. Das Darietee-Orchester leitet Herr Kapellmeister Mitschke. Ein größeres Programm ist wohl kaum zu bieten und da Wirker seine Besucher noch niemals getäuscht hat. wird sich auch diesmal der große Kreis seiner Anhänger zu einigen Stunden kurzweiliger und an genehmster Unterhaltung zusammenfinden. Der Vorverkauf hat heute im „Schützenhaus" begonnen. Die numerierten Plätze können laut Plan ausgesucht werden. Die am Sonntag ein gehenden Wahlresultate werden den Besuchern von der Bühne aus bekanntgegeben. — Melde- und Nnzeigepflicht. Wir weisen hiermit auf die Bekanntmachung des Finanzamtes Kamenz, betr. Melde- und Anzeigepflicht, besonders hin. — Linserer heutigen Gesamtauflage liegt ein Prospekt der Firma Zeimann-Radeberg bei. Wir bitten, ihn besonders zu beachten. — Warnung vor unzuverlässigen Neisen den und Hausierern. Am sich vor unzuverlässigen Deckenden und Hausierern zu schützen, sollten sich alle Haus frauen folgende Leitsätze zu eigen machen: l. Nichts kaufen und bestellen, was nicht gebraucht oder bezahlt werden kann. 2. Nicht durch angebliche Zahlungserleichterungen sich zu Käufen verleiten lassen, die bei ruhiger Lleberlegung nicht abgeschlossen würden, weil sie über die Verhältnisse hinaus gehen, unerfüllbare Verpflichtungen auferlegen und große Sorgen machen werden. 3. Größte Vorsicht gegen den unbe kannten Hausierhandel walten lassen. Die Waren sind größten teils geringwertiger und teurer als sie bei dem ansässigen Einzelhandel zu haben sind, bei dem außerdem eine reich haltige Auswahl vorzusinden ist. 4. Keine zudringlichen Ge schäftsreisenden in Lie Wohnung lassen. Von jedem unbe kannten Hausierer verlange man die.Ausweispapiere. 5. Nie in Abwesenheit des Mannes kaufen, besser Kausangebote ab lehnen. 6. Keine Unterschrift leisten, ohne das Schriftstück genau durchgelesen zu haben. Unter keinen Umständen Wechsel oder Schuldscheine unterschreiben. — Von den Empfängern von Wohlfahrts unterstützung wird vielfach unterlassen, dem Fürsorge amte davon Mitteilung zu machen, wenn in ihren Verhält nissen Aenderungen eintreten. Es wird darauf hingewiesen daß jeder Unterstützungsempfänger verpflichtet ist, dem Für sorgeamte unverzüglich zu melden, wenn in der Familie Aenderungen eintreten (Schulentlassung von Kindern, Ableben von Familienangehörigen, Arbeitsausnahmen usw.). Königsbrück. Die Zahl der Wohlfahrtser- wcrbslvsen wächst. Wie gewaltig die Zahl der Wohl- sahrtsunterstützungsempfänger im Steigen begriffen ist, beweist eine Gegenüberstellung der augenblicklichen Zahl mit früheren in Königsbrück. Wir hatten am 31. März 1930 nur 12 Wohl fahrtserwerbslose. Dis zum 31. März 1931 war die Zahl bereits auf 34 gestiegen. Dir letzte Zählung am 31. März 1932 hat ergeben, daß 191 Wvhlfahrtserwerbslose im Stadtbezirk vorhanden sind und von der Stadt unterstützt werden müssen. Es sind demnach 5.75 Prozent der Einwohnerschaft wohl fahrtserwerbslos. Dresden. Z w ang serh eb un g der Getränke- st euer. Die von den städtischen Körperschaften abgelehnte Weitererhebnng der Gemeindegetränkesteuer ist von der Kreishauptmannschaft im Zwangsvollzug verfügt worden. Moritzburg. Politische Brandstiftung. Das dem Verein Haus Wettin gehörige „Eishaus" brannte nachts vollständig nieder. Nach den polizeilichen Erörte rungen liegt Brandstiftung aus politischen Motiven vor. Neustadt. Unerhörte Tierquälerei. Einem hiesigen Einwohner wurde nachts der Kaninchenstall er krochen und eine Mutterhäsin von sechs Jungtieren ent sernt. Der Täter hat Vas Tier gegen einen Wäschepfahl geschlagen und ihm dadurch das Rückgrat gebrochen sowie andere Quälerei an dem Tiere vorgenommen. Der Besitzer fand die übel zugerichtete Häsin morgens noch lebend vor und erlöste sie von ihren Qualen: Das ist bereits seit kurzer Zeit der zweite derartige Fall. Hoffentlich ge lingt es bald, den Rohling zu ermitteln und einer harten Strafe zuzuführen Geithain. Neue Erwerbsquelle: Die um Geithain gelegenen Kalksteingruben haben eine neue Er werbsquelle geschaffen. Der bisher nur zu Graukalk ge brannte Kalkstein wird jetzt gemahlen und der Landwirt schäft als Düngemittel zugängig gemacht. In den Kalk steinbrüchen herrscht daher wieder reger Betrieb: Grimma. Reichswehrsoldat tödlich ver unglückt. In der hiesigen Reichswehrkaserne wurde im Stall ein Soldat durch einen Hufschlag am Kopfe ge troffen und erlitt dabei einen so schweren Schädelbruch, daß er nach wenigen Minuten verstarb. Bad Lausick. Spaß muß sein bei der — Steuer. Gäste, die hier Getränkesteuer entrichten, er halten dafür Quittungen, auf denen die Stadt Bad Lausick „Mit bestem Dank" die Einnahme der Gdtränke- steuer von 2 oder 3 Pfg. bestätigt. Chemnitz. Serien Einbrüche. Nachts sind Ein brechcr in eine Strumpffabrik in der Bergstraße einge- drungen und haben 150 Dutzend seidene und 20 Dutzend Florstrümpfe gestohlen Sämtliche Strümpfe Md noch nicht geformt. Weiter wurden noch aus einem an der Annaberger Straße gelegenen Lebensmittelgeschäft etwa 150 Pfund Wurst und Schinkenwaren sowie etwa hundert Büchsen Milch und andere Lebensmittel gestohlen: In der gleichen Nacht wurde die Fleischerei im Kasino der ehemaligen Artillerie-Kaserne Ebersdorf von Einbrechern heimgesucht. Es fielen ihnen Fleisch- und Wurstwaren im Werte von etwa 150 Mark in die Hände. Nöhrsdorf. Tschechisches D i e b e s g os i n d e l. Von drei Tschechen wurde hier einem Gutsbesitzer ein Fahrrad zum Kaufe angeboten. Der Gutsbesitzer war je doch vorsichtig und benachrichtigte die Polizei. Das Rad' war in Chemnitz gestohlen worden. Offenbar handelt es sich bei den drei Tschechen um gewerbsmäßige Fahrrad diebe. Sie wurden wegen Diebstahls; Hehlerei und Paß vergehens festgenommen. Zwickau. Der Tod aus! der, Landstraße, Auf dec Staatsstraße Zwickau—Schneeberg stteß in Flur Weißbach ein Auto mit dem Kohlenhändler Hentschel zu sammen, der ein Motorrad mit Beiwagen fuhr. Ter Kraft- Wagen überquerte die Straße und brach einen: Baum um» ohne daß der Insasse verletzt wurde. Dagegen,OvurdeHent? schel so schwer verletzt, daß er aus drin Transport zunr Krankenstift starb. Ter' Unfall: hatte, sich etwa 300: Meter, vor seiner Wohnung lereigpet Leipzig. Politische Z u < a m m c n st ö ß e. Iw der Zeitzer Straße wurde ein Angehöriger des Reichs banners von einem Nationalsozialisten, der unerwartet aus einem vorüberziehenden Trupp in Stärke von etwa fünfzig Mann herauskam, ohne daß ein Wortwechsel stattgefunden hatte, mit einem längeren harten Gegenstand über den Kopf geschlagen: Er brach bewußtlos zusammen. Der Täter wurde sofort von seinen Anhängern umringt, so daß er unter ihnen verschwinden konnte, über dis Ur sache des Zusammenstoßes ist eine Untersuchung ernge- leitet. Ferner wurden nachts am Rotzplatz vier National sozialisten von etwa dreißig unbekannt gebliebenen Geg nern angerempelt. Dabei wurde ein Nationalsozialist mit einem Koppelschloß geschlagen und mit den Füßen vor den Leib getreten, auch wurde ihm sein Fahrrad ent-- wcndet. Die Täter entkamen. Belohnungen der Jagdkammer für das Anzeigen von Wilddieben. Die Sächsische Jagdkammer, in der über 6000 sächsische Jäger vereinigt sind, hat die Auslobung Son Geldbelohnungen für erfolgreiche Anzeigen von Wild dieben um ein weiteres Jahr, also bis zum 31. März 1933 verlängert. Die Belohnungen in Höhe von 20 bis 106 Mk. werden an jeden ausgezahlt, der einen Wilddieb in säch sischen Jagdrevieren oder in Revieren anderer deutschen Länder, die im Besitz von Mitgliedern der Sächsischen Jagdkammer sind, so zur Anzeige bringt, daß er gericht lich bestraft wird. Die Namen der Anzeigeerstatter werden geheimgehalten. Zwei Anwesen niedergebrannt. In Nanndorf bei Rohna (Königsbrück) wurden das Wohngebäude, die Stallungen und ein Schuppen der Witwe Zickler bis auf die Grundmauern eingeäschert. Durch Funkenflug griffen die Flammen aus das angren zende Wohngebäude des Wirtschaftsbesitzers Wilhelm über, das ebenfalls völlig niederbrannte. Das Vieh konnte ge- : rettet werden. Ein Teil des Mobiliars sowie die Ernte vorräte sind den Flammen zum Opfer gefallen. Spieiersagd in Chemnitz. Mafsenverhaftungen bei einer Razzia. Ein größeres Polizeiaufgebot unternahm ganz un- - erwartet im städtischen Speisehaus an der Brückenstraße - in Chemnitz ein Razzia/um nach Spielern und anderen ' verdächtigen Personen zu fahnden. Im Speisehaus hatten sich in letzter Zeit diejenigen Elemente eingefunden, die, wie wiederholt berichtet, auf dem Karl-Marr-Platz in zahl reichen Fällen den Arbeitslosen ihre Unterstützungsgelder im Glücksspiel abgenommen halten. Auch eine Durch suchung nach Waffen wurde vorgenommen. Es wurden etwa hundert Personen dem Polizeipräsidium zugeführt. ! Des Handwerks und des Reiches Not. Deutsche Handwerks- und Gewerbelammern in Dresden. In Dresden trat der Deutsche Handwerks- und Ge werbekammerlag zu Beratungen zusammen. Er hielt dabei im Ausstellungspalast eine öffentliche Vertreterversamm lung ab, an der die Vertreter der Reichs-, Staat- und städtischen Behörden sowie gleichgerichteter beruflicher Or ganisationen teilnahmen. Ministerpräsident Schieck überbrachte die Grüße der sächsischen Regierung. Das Wort von dem goldenen Boden des Handwerks, so führte der Ministerpräsident dann ans, paffe nicht mehr auf Z unsere heutige Zeit. Zn den Folgen des verlorenen Krieges ( gehöre in erster Linie die auf der Kriegsschuldlüge auf- 5 gebaute Erpressung vor Tributen, deren Unerfüllbarkeit und weltwirtschaftlicher Widersinn schon längst erwiesen sei. Das einzige Resultat dieser Erpressung sei das Chaos , in der ganzen Welt. Bübutc zahlen werden wir nicht wieder, wir können und wollen nicht mehr! Gerade in Sachsen wird diese Erkenntnis am ' stärksten empfunden, da sein Wirtschaftskörper unter der : Not der Zeil schwerer leidet als die übrigen Gebiete Deutschlands. Bis wir uns von dem schweren außen- ! politischen Drucke endgültig befreit haben, werden alle Maßnahmen der Regierungen des Reiches und der Länder Stückwerk bleiben müssen. Selbstverständlich wird eine . Regierung aber heute schon alles das tun müssen, was ! möglich ist, um das deutsche Handwerk für eine bessere Zukunft zu erhalten. t Die sächsische Regierung wird den gewerblichen Mittel- j stand nach Kräften fördern und ihn durch sparsamste Füh- K rung der öffentlichen Verwaltung gegen Überlastung und / Aufsaugung schützen. Ministerialrat Dr. Hoppe überbrachte die Grüße der - Reichsregierung, die sich darüber klar sei, daß die / Handwerks- und Gewerbelammern der festeste Pfeiler in 0 dem stolzen Organisationsgebäude des deutschen Hand- ß Werks seien. Die Reichsregierung wisse aber auch, was st das Handwerk für das gesamts, Volk, für das staatlich« l! Gefüge und die Volkskultur bedeute. / Das Handwerk habe eine überraschende Widerstands fähigkeit in seinem Existenzkämpfe bewiesen. st Die Reichsregierung werde das Mögliche für die Erhal- l tung und Förderung des gewerblichen Mittelstandes tun: die letzte Notverordnung habe bereits mit der Regelung des Zugabewesens, des Ausverkaufs und der Einheits preisgeschäfte wertvolle Hilfe gebracht. Präsident Pflugmacher wies in seiner Rede auf den Ernst der Stunde hin. Die Arbeitslosigkeit sei von der Reichsregierung nicht behoben worden; man habe nicht einmal versucht, die Arbeitslosenversicherung in ihrem System der Zeit anzupassen. Dem Handwerk sind durch die Wirtschafts , Sozial- und Steuerpolitik des Reiches immer wieder un billige schwere Lasten auferlegt worden. Die Bestimmungen znm Schutze des Handwerks, wie fi« in der Reichsverfaffung verankert sind, hat man Wedei beachtet, noch berücksichtigt. Das Handwerk lehnt die be hördliche Einmischung ab, denn die wirtschaftliche No sorgt von selbst für niedrigste Preisbemeffung bis zm äußersten, nur irgendwie tragbaren Grenze. Die Ausführungen des Redners fanden ihren Nieder schlag in einer Entschließung, die feststellt, daß die staatlich« Wirtschaftspolitik der letzten Jahre dem Handwerk nichi gerecht worden ist. Dietrich über eine Belebung der Wirtschaft Berlin. Der Führer der Staatspartei, Reichsfinanz- Minister Dietrich, sprach am Dienstag vor dem GesamtvorstanL der Deutschen Staatspartei über Lie nächsten Absichten und Pläne der Reichsregierung. Dietrich wies darauf hin. daß eine Klärung der politischen Stellung der Reichsregierung zu den radikalen Parteien erfolgt sei. Es sei absolut notwendig,/ daß zur inneren Beruhigung die Bünde und Organisationen,, Lie jetzt geschaffen worden seien, verschwinden müßten. Trotz aller pessimistischen Prophezeiungen hätten wir die Sorgen des Winters bewältigt. Der Sommer würde eine gewisse Erleichterung bringen, aber es ständen alsdann die Sorgen für den nächsten Winter bevor, und diese Sorgen könnten nicht allein mehr mit finanziellen Mitteln überwunden werden. Hierzu müßten alle wirtschaftlichen und, politischen Möglich keiten benutzt werden. Die nötigen Vorbereitungen dec Reichs regierung seien im Gange. Die Reichsbank sei trotz ihres geringen Goldbestandes heute in einer viel besseren Ver fassung als iw Jahre vorher. Am 1. April habe ihre Be anspruchung von 820 Millionen Mark im vorigen Jahre. Der Notenumlauf sei ebenfalls um eine halbe Milliarde geringer als im Jahre zuvor. Die Reichsregierung sei bereit. Len vorsichtigen Versuch einer Wirtschaftsbelebung zu machen. Die verschiedenen Auffassungen und Interessen müßten zwar noch ausgeglichen werden, aber ein solcher Ausgleich werde erfolgen. Bei diesem Versuch werde auch die Zinsenfrage noch eine Rolle spielen. Es käme aber auch darauf an, daß die Dinge einfach gesehen werden und daß zur rechten Zeit die rechten Entschlüsse gefaßt würden. Was die Reparationsfrage anlange, so pfiffen es alle Spatzen von den Dächern, daß wir nicht zahlen könnten. Die Konferenz in Lausanne, die ja Wohl stattfinden wird, muh eine große Entscheidung bringen. Es dürfe nie vergessen werden, welch einen Wert das Vertrauen zwischen den Völkern bedeute. Die bevorstehenden Wahlen in Deutschland entschieden über den Bestand der bürgerlichen Wirtschaft. Einheitliche Währung für die fünf Donauländer? Berlin. Die „Vossische Zeitung" meldet aus Prag: In politisch eingeweihten Prager Kreisen wird nicht ohne Be sorgnis davon gesprochen, der französische Plan für die Hilfsaktion im Interesse der Donaustaaten sehe nicht nur eine gemeinsame Haftung der fünf Donauländer für alte und neue Anleihen, sondern auch ihre Währungsgemeinschaft vor. Ob diese Pläne sich bereits im jetzigen Stadium der Entwicklung - verwirklichen werden, bleibe dahingestellt.