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h, v. i ! Hohesiftein-^rsistthaler Tageblatt Amtsblatt. Nr. 294. Sonntag, den 18 Dezember 1904. 4. Beilage Louise von Coligny, die Stammutter der Hohen rollern. Durch den Entschluß des deutschen Kaisers, dein Franzosen, Admiral Graf Gaspard v. Coligny am Berliner Schloß ein Denkmal zu errichten, ist der Name Coligny in den Vordergrund des allge meinen Interesses gerückt worden. Jedermann fragte sich nach dem Grunde, der eine solche Ehrung rechtfertigte. Denn, daß der französische Admiral als einer der ersten in der Bartholomäusnacht fiel, konnte nicht allein zu dem Plane geführt haben, l.ouiLCvon6olM demselben gerade an einem hervorragenden Plaßc ein Denkmal zu errichten. Dabei wurde daran er innert, daß der Name Coligny denn doch in näheren Beziehungen zu dem deutschen Herrscherhause steht, als allgemein bekannt ist. Die Tochter dieses Admirals st nämlich die Stammutter der Hohenzollern. Sie war die Gattin Wilhelms von Oranien, des Be freiers der Niederlande. Die Tochter ihres im Jahre 1584 geborenen Sohnes heiratete den großen Kur fürsten. Louise von Coligny hat es durch ihren vermittelnden Einfluß dahin gebracht, daß sich die Hohenzollern am Rhein festsetzen konnten und da durch die Grundlage der preußischen Großmacht ge geben war. 1570 geboren, heiratete Louise Charles de Feligny, der gleich ihrem Vater in der Bartholomäusnacht getötet wurde. Im Frühjahr 1583 wurde sie die Gemahlin Wilhelms von Oranien, der ebenfalls ermordet wurde. Sie lebte dann lange Zeit in der Nähe Heinrichs von Navarra, des späteren Königs von Frankreich, aber auch dieser wurde getötet. So durch schwere Schicksalsschläge verfolgt, kehrte sie nach den Niederlanden zurück. Ihre Nachkomme» regieren in Deutschland, England und Holland. Denn 1680 fiel die Krone Groß britanniens ihrem Urenkel Wilhelm III. zu, während, wie schon erwähnt, ihr Enkelkind Louise Henriette die Gemahlin des Großen Kurfürsten würde. Sächsisches. Hohenstein-(srnstthal, 17. Dezember 1004. — Die .Zeit des Ltollenbackens hat vor einigen Tagen begonnen. Unsere geschäftigen Haus frauen sind eifrig dabei, Rosinen zu lesen und zu waschen, Mandeln zu enthülsen und zu wiegen und die feinsten Mehlsorten einzukuufen. Bereits begegnet man auf den Straßen Dienstmädchen und Bäckerjungen, welche die noch warmen, süßlich duftenden, knusperigen Weihnachtsstollen nach den den Stätten tragen, wo sie demnächst zur Freude der Familienglieder angeschnitten werden, und beiKaffee, Glühwein, Punsch und Grog von Alt und Jung am trauten Familientische den "Appetit nach solchem historischen Gebäck stillen sollen. Die Bäcker haben von jetzt an bis zum Feste eine schwere Zeit vor sich, in der es Tag und Nacht bei ihnen flott aus- und eingeht. — Vor fünfzig Zähren wurde der bis da hin gebräuchlichen RÜböllampe das Lebenslicht ausgeblasen durch die damals auch bei uns be ginnende Petroleumbeleuchtung. Dem allgemeinen Gebrauche stand vorerst noch der teure Preis im Wege. Eine Messing-Hängelampe mit rundem Docht, Lichstärke 10 Kerzen, kostete 2 Taler 7 Neu- groschen 5 Pfg., eine Tisch-Sparlampe mit breitem Docht, Lichtstärke nur 6 Kerzen kostete 2 Taler 10 Neugroschen. Dagegen war eine gewöhnliche Blech lampe bereits für 27 Neugroschen 5 Pfg. zu er schwingen. Das Pfund Petroleum kostete 5 Neu- grvschen 5 Pf. Heute ist der Preis trotz des Rocke- fellerschen Petroleumtrusts doch erheblich billiger. Freilich, wenn einmal eine vollständige Verschmelzung der Standard-Oil-Company mit der russischen Naphthagesellschaft zu Stande kommen sollte, so ist nicht ausgeschlossen, daß das Petroleum auch wieder einmal seinen ursprünglichen Preis erreicht — falls nicht die modernen Beleuchtungsarten: elektrisches Licht, Gas- und Spiritusglühlicht, Acetylen usw. ihr Licht entsprechend billiger abgeben können. — Nach einer Mitteilung des Kgl. Finanz ministeriums an das Direktorium des Landesobst- bauvereius für das Königreich Sachsen wurden in diesem Jahre von den ^bstbänmen an den sächsischen Ttaatsftrasien ein Ertrag von 247 770 Mk. 60 Psg. erzielt. — Lngau, 16. Dezember. "Nach einer außer ordentlich aufgeregten Agitation fand gestern die Er gänzungswahl für den hiesigen Gemeinderat statt. Bei derselben gelangten mit einer einzigen Ausnahme (Restaurateur Heinigl die Kandidaten der Arbeiter partei zur Majorität. Gewählt wurde» Restaurateur K. Heinig, Baumeister E. Heurig, Butterhändler O. Winkler als Ansässige und Handelsmann Richard Schnabel als Unansässiger. Die Wahlbeteiligung war eine lebhafte, von 347 Ansässigen wählten 250 — 72,04 Proz. von 1133 Unansässigen 608 — 61,6 Proz. — Waldenburg, 16. Dez. Das Neuver mählte Fürstenpaar wird am 4. Januar k. I. in Lichtenstein seinen Einzug halten. — Zwickau, 16. Dezember. Auf dein Bahn übergänge in der Crimmitschauer Straße hätte gestern abend gegen >/,8 Uhr ein schweres Unglück geschehen können. Als der von Dresden kommende Personenzug den Uebergang passierte, fuhr ein mit vier Personen besetztes Automobil die Straße hinein, durchbrach die geschlossene Schranke und blieb erst unmittelbar vor dem Gleis stehen Auch der Zug ward infolge der Signale des Bahnwärters direkt auf dem Uebergang und dicht vor dem Automvb zum Halten gebracht, sodaß ein Zusammenstoß »och im letzten Augenblick verhütet wurde. Das Kraft fahrzeug hatte bei dem Vorfall die Bahnschranke zertrümmert und seine Laterne eingebüßt, weiteren Schaden aber nicht angerichtet. Die Untersuchung ist im Gange. — Freiberg, 16. Dez. Wegen Beamten- mtterschlagung, einfacher Unterschlagung und Hehlerei ist heute vom Kgl. Landgerichte der 1853 in Kerkow in Preußen geborene Stadtwachtmeister von Sayda Karl Hermann Piper zn einem Jahr Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt worden. Seine Ehefrau Emma Lydia geb. Zänker erhielt wegen Diebstahls sieben Monate Gefängnis. — (Eibenstock, 16. Dezbr. Ein raffinierter Diebstahl wurde iu der Nacht zum 13. d. M. bei dem hiesigen Landwirt Richard Unger ausgeführt, indem demselben aus dessen Gehöft ein Pferd (Apfel- schimmelf im Werte von 600 M. sowie außerdem 1 Kutschgeschirr und eine Halbchaise im Werte von 300 M. gestohlen worden ist. Das Geschirr hat den Wagenspuren nach seinen Weg nach Wildenthal bezw. über die Grenze nach Böhmen genommen und im Verdachte den Diebstahl begangen zu haben, steht ein bisher bei dem Bestohlenen in Stellung befind licher Geschirrführer Ernst Müller aus Carlsfeld. Die am frühen Morgen sofort vorgenommene Ver folgung des Diebes führte glücklicherweise zur Wieder erlangung des Geschirres. Müller wurde auf gegriffen. — Oberreichenbach i. V., 15. Dez. Heute abend ereignete sich auf dem Bahnhofe zu Ober reichenbach folgender Unfall. Rian war mit dem Ausladen einer etwa fünf Zentner schweren Kiste beschäftigt, als dieselbe abrutschte und dabei den Schaffner Pfretzschner aus Cunsdorf streifte und bei seite schleuderte. Dabei erlitt P. schwere Verletzungen am Kopf und an den Beinen. Mit dem nächsten Personenznge wurde der Verletzte nach Reichenbach befördert, von wo aus man ihn mittels Siechkorbes nach seiner Wohnung in Cunsdorf schaffte. — Meisien, 16. Dez. Das im vierten Jahre tehende Töchterchen des Fabrikarbeiters Bohnert kam gestern vormittag unter die Schutzvorrichtung der elektrischen Straßenbahn und wurde derart gequetscht, daß der Tad nach einigen Minuten eintrat. Den