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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190412112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19041211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19041211
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-12
- Tag 1904-12-11
-
Monat
1904-12
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.12.1904
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MlMilMsHckl TüMM Amtsblatt Rr. 288 Sonntag, den II. Dezember 1904. 1. Vellage nickte dazu, sie mit den ge- mit der ihr eigenen liebenswürdigen Wärme. über den sah der Baron auftauchen. Wenn ihn all diese Damen, die ihre Minuten unkenntlich gemacht zu werden, eine hinter den Ladentischen der Verkaufsbuden im riesigen Rokokosaale unzählige bekannte Gesichter wird unS eine der grüner Tuch- der obligaten maßgebendste Urteil die Baronin fröhlich des und in Chicago die Fußball- nach den langte ungesehen mit den Ihren in den Wagen, und bald saßen die vier Menschen, die ihr enges Zusammensein mit frohem Herzen als etwas sel tenes genossen, in dem eleganten Heim, wo's so traut sein konnte, wenn niemand kam! spiele der akademischen Jugend in den Vereinigten Staaten während der noch nicht abgeschlossenen dies jährigen Saison dreizehn Menschenleben gekostet haben. Die Zahl der Getöteten ist ebenso groß wie im letzten Jahre,- dagegen war die Anzahl der Verletzten bedeutend größer in diesem Jahre als zu irgend einer Zeit seit Einführung dieses Sports auf den amerikanischen Hochschulen. Die Gesamtzahl der Verletzten wird in diesem Jahre auf 296 be rechnet. Und wenn auch der Baron ihren Vorsatz nicht für einen radikalen Umschwung nahm, so erfüllte es ihn doch mit wonnevoller Dankbarkeit, daß sie endlich einmal sein wollte, was sic war : die Mut ter ihrer Kinder und seine Frau. für unsere liegt auf der sie der Huldigung freiwillig entsagen, um sich waltsame Entthronung zu ersparen. Den Knaben umschlingend, drängte sie einem Seitenausgang unbemerkt ins Erdgeschoß, wunderung, und Gitta großen Augen anbetend. „Das ist mir das ganzen Saales," sagte zu ge- „Ach Du, Eckbrecht! Und die Kinder!" . . . So zärtlich, so freudevoll, ja jubelnd hatte sie die Ihren noch nie begrüßt. Der Baron küßte ihr die Hand und bat artig um eine Zigarette, — ange raucht natürlich, und sie reichte sie ihm lächelnd dar. Dann streichelte sie der Kinder heiße Wangen. „O Mama, — wie schön Du wieder bist," sagte der Knabe mit der Andacht unschuldiger Be- wandte sich zu ihrem Gatten. „Ich möchte so schrecklich gern mit Euch Hause, Eckbrecht . . . Auf wann hast Du Wagen bestellt?" sistorialratstochter mit leeren Zügen und trockenem! Wesen kaufte er seinen Kindern Märchenhücher, und Er sah auf die Uhr. „Der Wagen wird schon unten stehen, Angela. Aber kannst Du Dein Amt so ohne weiteres nieder legen ?" „O ja. Die jungen Mädchen in meiner Bude vertreten mich gern und gut." „Aber der Anziehungspunkt wird fehlen," warf er ritterlich ein. „Ach Eckbrecht, mich ekelt dieses Treiben plötz lich an, das so viel mehr aus Gefallsucht, denn aus Wohltätigkeitssinn geschieht. . . . Laß uns diesem Jahrmarkt entlaufen, ich möchte fliehen, so lange noch jemand mich und mein Gesicht vermißt." Wie sie sagte, so fühlte sie, und der Baron verstand alles. Im Glanze ihrer Schönheit wollte reichen, den zwei junge Offiziere in livree mit goldenen Knöpfchen und Liftmütze geschickt bedienten. Im ersten Stock angekommeu, die Glattgescheitelte gab auf das Goldstück gewissen haft heraus. Bei der Nachbarin erstand er auf einen er munternden Puff von Gitta hin ein Püppchen, das im Puppenreich wohl als Modedame lebte, denn es war haarsträubend teuer. Im Glückshafen ließ Baron Grünfeld seinen schönen errötenden Buben bei der herzigen jüngsten Hofdame der Königin-Witwe einige Lose ziehen, und der Junge fand ihre Freude über eine Nummer rührend. Ein Nähetui ging in seinen Besitz über, und in galanter Aufwallung küßte er zum stillen Wohlgefallen des graziösen Mädchens die feine weiße Hand, die ihm seinen Gewinnst so diensteifrig ausliefcrte. Animiert, freigiebig und liebenswürdig gegen Eifer, Schönheit und Redefertigkeit wandelte der Baron mit den Kindern an den Buden vorbei, ließ sie aus dem „Griffsacke", den ein paar Fähnriche im Kostüm nordischer Fischereinladend offenhielten,einenette eingewickelte Ueberraschung Herausangeln, trank ini Wintergarten für ungeheures Geld mit den Kindern Schokolade und gab der amüsanten Kommerzien- rätin, die ihn entschieden mit mehr gutem Willen, aber bedeutend schlechter bediente als eine Kellnerin von Prvfesssion, ein fürstliches Douceur. Am photographischen Atelier kam er natürlich nicht vorbei, ohne von der Stadtkommandeuse und dem Armenpflegschaftsrat, Kaufmann Spohr, in fünf * Fürst Bismarck über den Frieden von San Stefano. Der ehnmalige komman dierende General des 3 Armeekorps, v. Lignitz, hat jetzt, gleich den früheren Kommandierenden v. Meerscheidt, o. Blume, zur Feder gegriffen, v. Lignitz nennt sein hochinteressantes Buch „Aus den Kriegen". (Verlag von E. S. Mittler u. Sohn, König!. Hofbuchhandlung, Preis 5 Mk. 50 Pfg.) Den Feldzug 1866 hat er in bescheidener Stellung, als Leutnant beim 37. Infanterie-Regiment, dessen Chef er jetzt ist, mitgemacht; 1870/71 war er Ge neralstabsoffizier beim Stabe des 3. Armeekorps, und 1877/78 wohnte er im russischen Hauptquartier den wichtigsten Entscheidungen im russisch-türkischen Kriege bei. Nach Beendigung des Krieges wurde v. Lignitz nach Gastein zum verwundeten Kaiser Wilhelm und zum Fürsten Bismarck gerufen, v. Lignitz berichtet darüber wie folgt. „Der Fürst Bismarck sprach mit mir nach Tisch eingehender über die Stefanoer Friedensverhandlungen, den Ber liner Kongreß und den Fürsten Gortschakow. Betreffs des Friedens von San Stefano erwähnte ich, der sonst so schlaue Jgnatiew habe sich, weil er am Thronbesteigungstage des Kaisers einen programmgemäßen Abschluß erreichen wollte, von dem alten Safet-Pascha in der Festungsfrage über listen lassen, indem letzterer durch Ausflüchte ver hinderte, daß für die Räumung von Schumla und Varna ein Termin fixiert wurde. Der Fürst er widerte: „Es freut mich, daß Sie derselben Ansicht sind. Ich hatte erwartet, man würde vor allem suchen, die vier Festungen als Pfand in die Hand'zu bekommen als Basis für alles weitere, und dann konnte man es auch auf einen neuen Krieg an kommen lassen. Man hätte auch im Vormars.!) nicht innehalten und Konstantinopel besetzen sollen. Von dort konnte man einen höflichen Brief nach London schreiben und mitteilen, daß man durchaus die Absicht habe, zu bleiben." Der Fürst verglich den „uusinnigen" Frieden von San Stefano mit errichtet, durch Waffen gestützt und gerafft. In einem prachtvollen arabischen Kostüm bot ein wundervolles Weib von ergreifender südlicher Schön heit, aber ohne die schwül-sinnliche Müdigkeit der Oda- liske, Zigaretten feil. Das war die Baronin Grün feld, des Barons Frau. Strahlenden Auges sah er sie an. Wie er sie liebte, diese schöne, heitere, vielbcwunderte, melum worbene Frau, die nie Zeit hatte für ihn und die Kinder, weil ihre Schönheit, von der die ganze künst lerische Welt sprach, ihr immer zu viele Verpflich tungen auflud. Es rvar unmöglich, gerade jetzt zu ihr zu ge langen. Der Erbprinz ließ sich gerade eine „Zu- leima" von ihren weißen Händen drehen, ein Reiter oberst wartete schon ungeduldig, bis die Reihe auch an ihn kam, junge Schwärmer, die längst bedient waren, umlagerten schmachtend das Zelt, die jungen Russinnen der Nachbarbude priesen ihnen rastlos kochenden Samdwar und vergaßen liber der Baro nin den Zweck ihres Kommens; echte Bewunderung, Neid, Schmeichelei und Vergötterung umkreisten die herrliche Frau, und ihr Gatte begnügte sich vorerst nit dem Anschauen und hielt die Kinder zurück, die mit dem Rufe: „Unsere Mam" vorstürzen wollten. Professor Sittig, ein Künstler ersten Ranges, stand hinter der seidenen Portiere, schuf meuchlings einen neuen Schattenriß ihres chon so oft ver- ewigten Profils und bat ab und zu um die oder elegantes, aber abgetragenes Schuhwerk, ausgefrauszter, gutsitzender smoiciv^, bunte Weste, roter Schlips, eine schottige Kappe auf dem kurzgeschorenen Haar, — bartlos, — so war die Maske den echten Karussellschiebern auf der Festwiese lächerlich ähnlich abgelauscht, und das heruntergekommene Aeußere tat den schmalen Rassegesichtern und überschlanken, fein gefesselten Gestalten keinen Abbruch. Der Humor der jungen Leute sorgte für fortwährend besetzte Plätze auf Pferden und Löwen, und das Geschäft ging glänzend. Klaus und Gitta Grünfeld fuhren wieder und immer wieder unter Drehorgelbegleitung um die Runde. Endlich war's genug. Der Vater wollte weitergehen. Zuvor hielt ihn aber noch eines der wonnigsten Blumenmädchen auf, die je in einem Bazar verkauf ten, die Tochter seines Hausarztes. Für einen Veil chenstrauß und einen Tannenzweig mit der Auf schrift : „Fröhliche Weihnacht!" zahlte er zwanzig Mark und wurde mit einem süßen Lächeln und hold seligen Neigen des goldigen Köpfchens belohnt. Ein Leutnant, der für denselben Einkauf seine halbe Monatsgage opferte und ungeahnte Gnade da gegen erwartete, erhielt dasselbe Lächeln, dasselbe Neigen. In der Saalecke machte der Baron Halt und zog die Kinder näher. Ihnen gerade gegenüber stand das Tabackszelt, aus schweren orientalischen Teppichen Mädchen glich einer antiken Göttin, sie mußte ja den Professor hinreißen! Was an der Bude der Baronin stand, drehte sich neugierig um, den aufgehenden Stern zu besehen, der allgemeinen Beifall fand und jedenfalls durch den Pinsel des berühmten Sittig bald verherrlicht werden und die Welt entzücken ivürdc. Wie sie selbst seit Jahren . . . Sie ivar nicht die Erste ge wesen, ivürde nicht die Letzte sein, aber ihr Stern erlosch in diesem Augenblicke vor der Morgenröte der sieghaften jungen Schönheit, und Tränen, Tränen der Eifersucht, des Zorns, des Schmerzes stiegen in den schwarzen Augen auf. Für die Welt, für Hof und Theater war Baronin Grünfeld immer da, immer schön, immer bewundernswert gewesen; für die undankbaren Menschen, die nun eine andere Göttin auf den Sockel erhoben, hatte sie sich zur Dienerin, nein, zur Sklavin ihrer Schönheit gemacht, — auf Kosten ihres häuslichen Glücks. In diesem Augenblick fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: sie lebte gar nicht sich selbst, nur ihrer weltberühmten Schönheit, das sollte mit dem heutigen Tage ein Ende haben. Ohne zu wissen, was in der Seele seiner Frau vorging, merkte ihr Baron Grünfeld einen inneren Kampf an und besorgt trat er mit den Kindern vor. gefunden. Was war das Wendung von Zebras als Zugtiere Kolonien von großer Wichtigkeit wäre, Hand. * Gefährlicher Sport. Eine erscheinende Zeitung hat berechnet, daß schönsten Pariser Schauspielerinnen war von einem Kürschner auf Zahlung von 12000 Franks für ge liefertes Pelzwerk verklagt worden. In ihrer Klage beantwortung erklärte die Künstlerin, daß sie die kostbaren Pelzsachen nicht gekauft, sondern vom dem Rauchwerkhändler geschenkt erhalten habe, auf daß sie Reklame für sein Geschäft mache Als Beweis für ihre Behauptung führte sie an, daß der Kläger sie im Pelz habe photographieren lassen, und daß die Bilder dann als Illustrationen geschwollener Reklameartikel in mehreren Zeitungen und Zeit schriften erschienen seien. Das Gericht erkannte den Einspruch der schönen Schauspielerin als begründet an und wies die Klage ab. * Ein Zebra-Gespann ist in Berlin im Hofe des Tattersall am Brandenburger Tor geladenen Gästen von Direktor H. Sachse vorgeführt worden. Unter den Zuschauern befanden sich der Oberstall meister Graf von Wedel, mehrere Generale mit ihren Damen, Offiziere von der Schutztruppe und verschiedenen Waffen; besonders Train und Artillerie waren stark vertreten. Die kleinen Tiere, die vor neue, niedliche Wagen gespannt waren, sahen sehr schmuck aus. Zebra-Gespanne hat man schon früher im Zirkus gesehen. Die diesmal gezeigten sind aber die ersten deutschen, welche Herr Bronsart von Schcllendvrf vom Kilimandscharo nach Berlin ge> schickt hat. Sie gingen tadellos. Daß die Veo Leistung, die mit einem Taler honoriert und mit geziertem „Vergelt's Gott" abgeliefert wurde. In dem östlichen Nebenraume wurde gezaubert, wo anders war ein Kasperltheater, weiter hinten gab's „Heiße Makkaroni", von zwei lebhaften Bürgers- töchtcrn s I'italienoe graziös serviert und plötzlich standen Grünfelds vor dem Schlager des Arrange ments: dem Karussell. weiter? . . . Jenes „Ich gehe nie, nie her in Gesellschaft, daheim dem von Nikolsburg, den er gegen die Wünsche bei Euch ist doch das reinste Glück", beteuerte sie j aller Militärs so billig abgeschlossen habe. Man Geschäft aber trotzdem verkaufte, ist — so merk würdig es auch klingen mag — mit seiner geschiede nen Frau durchgegangen. B. ist zum dritten Male verheiratet; seine erste Frau starb; von seiner zwei ten ist er rechtskräftig geschieden. Sie war seinerzeit einem Stammgaste des von ihrem Gatten geleiteten Lokals auf einer Spritztour durch die Schweiz ge folgt und wurde deshalb bei der Scheidung für den allein schuldigen Teil erklärt. Der Skandal zwang B-, sein Restaurant aufzugeben und eine Stellung als Vertreter einer Gastwirtsartikelfirma anzunehmen. Vor mehreren Monaten heiratete er eine ältere, ver mögende Witwe, mit deren Hilfe er seine arg zer rütteten finanziellen Verhältnisse wieder in Ordnung brachte. Seine geschiedene Frau, die inzwischen aus dem Auslande, wo sie von ihrem Entführer verlassen worden war, nach Berlin zurückkehrte, verstand es, sich B. wieder zu nähern nnd seine Verzeihung zu erlangen. Die noch immer schöne Frau wußte ihn gegen ihre Nachfolgerin einzunehmen und den schwachen Mann, der übrigens hoch in den Fünf zigern steht, zu gemeinsamer Flucht in das Ausland zu überreden. Das Paar ist reichlich mit Geld mitteln versehen. Niemals habe der Kaiser ein böses Wort Mörder Nobiling geäußert. * Venus im Pelz. Aus Paris berichtet: Fräulein Carlier vom Od^on, hätte ihn damals wie einen Verräter angesehen, die Militärs wollten nach Ungarn hineinmarschieren. Man habe aber einen solchen Zug mit der Cholera im Leibe nicht riskieren können, und Frankreich wollte losschlagen. „Es kommt aber beim Frieden- schließeu nicht darauf an, was man kriegen kann, sondern was man für sich braucht." v. Lignitz war, wie bemerkt, vorher beim Kaiser gewesen; über ein« halbe Stunde unterhielt sich der Kaiser mit ihm und gab seine Zufriedenheit mit seinen Leistungen kund. Bei Tisch erzählte Generalarzt Dr. Lauer viele Details aus der Krankheitsgeschichte des Kaisers nach dem Attentat. Unendlich schwierig sei die Pflege gewesen bei den vielen offenen Wunden und einer fast 14 Tage dauernden Appetitlosigkeit. Blondine, die in Biedermeiertracht Künstlersilhouetten in stilvollen Rähmchen zum Kaufe anbot. Die schönheitsdurstigen Augen des Künstlers zeichneten förmlich der jungen Schönheit weiche Linien von Wangen und Backen, sichtlich hingerissen von so viel Zauber holder Weiblichkeit. Frau von Grünfeld hielt die beringte, wunder voll geformte Hand über die kohlschwarzen Augen und sah scharf hinüber. Ein Mann, der bisher im Banne ihrer Schönheit lag, hatte ein anderes Ideal Vermischtes. * Auf hoher See über Bord ge sprungen und ertrunken ist ein Passagier des Dampfers „Kaiser Wilhelm U." auf dessen letzter Fahrt von New-Jork nach Bremen, der zweite Fall dieser Art, der sich an Bord dieses Dampfers zuge tragen. Der erste Passagier, der auf diese Weise sein Leben endete, ivar der amerikanische Diplomat Kent Loomis. Sein Nachahmer hieß Arthur Lewis. Er war nach einer Blättermeldung in New-Jork im letzten Augenblick au Bord gekommen und hatte sich eine Kabine der ersten Kajüte anweisen lassen. Während der Reise verkehrte er fast garnicht mit den übrigen Passagieren und wanderte einsam und unablässig auf dem Deck umher. Am letzten Sonn tag morgen wollte ein Steward ihm den Kaffee ans Bett bringen, fand es aber unberührt; Lewis war verschwunden. Auf dem Bette lag ein Schrei ben, in dem er dem Kapitän mitteilte, daß er sehr krank sei und sein Leben nicht länger ertrage. Er wolle ihm daher ein Ende machen. Zugleich bestimmte er, daß seine goldene Uhr und 50 Dollars deni Waisenfonds des Norddeutschen Lloyds zufallen sollten. Der Dampfer wurde sofort aufs gründ lichste durchsucht, man fand aber keine Spur von dem verschwundenen Passagier, und es ist daher anzunehmen, daß er in der Nacht über Bord ge sprungen ist. * Der Roman der Geschiedenen. Der Kaufmann Ludwig B. aus Friedrichsberg, der früher dort eine gute Gartenwirtschaft besessen hatte, das Ein halbes Dutzend junger Aristokraten betrieb, das Unternehmen. Zu kurze, karierte Beinkleider, Ans dem Weihnacht« bazar. Skizze von Mathilde Tipp. (Nachdruck verboten.) Den zehnjährigen Knaben, der wie ein junger Römer aussah, am Arm, das jüngere flachshaarige Töchterchen an der Hand führend, besuchte Baron Grünfeld den Wohltätigkeitsbazar. Einer der vor nehmsten Aristokraten der Residenz hatte zu diesem Zwecke dem Hilfsverein sein Palais zur Verfügung gestellt, und während die Novemberstürme durch alle Lande brausten, entfaltete sich da drinnen in den hohen, lichlerfüllten Räumen der Zauber aller Jahreszeiten. Die schönsten, begehrtesten, gewandesten und einflußreichsten Frauen und Mädchen der Stadt lebten für diesen lang geplanten, umständlich und kostspielig vorbereiteten Bazar, warben, bettelten und arbeiteten, intriguierten für die edle Sache und ließen sich, — geheimnisvoll und siegesgewiß — die teuersten, eigenartigsten, raffiniertesten Toiletten dazu machen. Es war am Tage nach der Eröffnung. Equi pagen auf Gummirädern, biedere Landkutschen, fesche Sandläufer, Automobils und brave Droschken fuhren unablässig an der Rampe auf. Durch die weit ge öffneten Portale des Palais strömte, teils kaufs freudig, teils fest entschlossen, außer dem Eintritts geld keinen Pfennig auszugeben, die bunte, schau lustige Menge. Im Lichthofe war die erste Station entzückten Staunens und freiwilligen Aufenthaltes; riesige Tannenbäume, bis an den schlanken Gipfel mit Süßigkeiten, Obst und kleinen Nippes behängt und geschmückt, von Gold- und Silberfäden umwoben und durch Hunderte farbiger elektrischer Flammen beleuchtet, deckten die Marmorwände. Eine Anzahl lieblicher, kleiner Engel beiderlei Geschlechts mit weißen und rosa Flügeln glitten zwischen den Christ bäumen hindurch, die Wünsche des Publikums flink befriedigend, unermüdlich auf den Himmelsleitern auf und niedersteigend, hin- und herkrabbelnd und ihren Erlös stolz dem Dutzend auserwählter Damen abliefernd, die beides überwachten. Engelund Geld. Klaus und Gitta Grünfeld wären zu gern im Licht hofe geblieben, denn sie fanden die Engelein zucker süß, und wenn die käuflich gewesen wären, hätte der zärtliche Vater unfehlbar ein pa ar mit Gold aus gewogen! Aber da gabes noch so unendlich viel zu sehen! Baron Grünfeld drängte sich mit den hübschen Kindern durch das Gewoge, begrüßte da und dort Bekannte und trachtet« den Lift zu er- Krast in 'den Dienst des guten Zweckes gestellt Bewegung, von der Baronin gnädig lächelnd hatten, sahen und anriefen, dann Gnade Gott seinem! ^willigt. Da verließ der Maler unvermittelt Portemonnaie' .semen Posten, und das Gesicht von Frau von Er hielt sich zunächst rechts. Bei einer Kon-!Grünfeld veränderte sich^ als ihre Augen ihn wieder- ialratstockter mit leeren Kimen und trockenem!fanden neben emer schlanken und doch üppigen
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