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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 13.11.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190411133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19041113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19041113
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-11
- Tag 1904-11-13
-
Monat
1904-11
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 13.11.1904
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Mukden, 11. November. Zwischen beiden! Armeen ist ein noch zeitweilig aussetzender! Artilleriekampf im Gange. Das Geschützfeuer ist am stärksten auf dem linken Flügel. Von diesem aus beschossen die Russen den ganzen Mittwoch und die Nacht zum Donnerstag hindurch die japanischen Stellungen mit schweren Geschützen. Bis jetzt hat keine Partei Vorteile errungen. Mttkden, 11. November. Infolge des am Mittwoch gegen ihre Stellungen gerichteten scharfen Geschütz feuers hatten die Japaner einige Batterien von vorgeschobenen Posten zurückgezogen. Hier wird angenommen, daß die Japaner jetzt nicht zum Vorrücken bereit sind und sich nach den Hügelketten hin zurückziehen werden. Die Wiedereroberung des Putilowhügels gegen den Schluß der Schaho-Schlacht brachte den Russen großen Vor teil, denn der Hügel beherrscht die Ebene, über welche das Vorrücken der Japaner erfolgen muß. Paris, 11. November. General Bar VN Kaulbars äußerte in Petersburg in einem Inter view : „Ich werde mich anfangs Dezember nach dem Kriegsschauplatz begeben. Schon 1900 machte ich dort Studien und durchreiste 7000 Werst mandschuri schen Gebietes. Der Winter wird die militäri schen Operationen nicht unterbrechen; freilich, die Vorbereitungen für eine Aktion in dieser Jahreszeit sind, wie sich 'Nen jetzt zeigt, notwendig umfassender als im Sommer. Auch hat man beider seits gelernt, sich vor den furchtbaren Wirkungen der modernen Artillerie besser zu schützen als bisher, daher die dem harten Erdboden abgerungenen, ver schiedenartigen Befestigungen. Die nächsten Stunden werden nns wohl Neuigkeiten bringen. Das Ver trauen unserer Armeen auf Kuropatkin gilt sowohl dem weisen Organisator wie dem beherzten Chef, sein persönlicher Heldenmut an der Spitze des Petrowskyschen Regiments, das er so erfolgreich gegen den Feind führte, enthusiasmierte Offiziere und Mannschaft, und gewiß nicht der geringste seiner Ruhmestitel ist die möglichste Schonung des Soldaten." London. 12. November. „Daily Telegraph" berichtet aus Tientsin vom 11. d. M.: Die Nachricht, die Russen hätten ungemünztes Geld in Liununting aufgespeichert, ruft unter den Japa nern große Aufregung hervor. Es heißt, die Japaner treffen Vorbereitungen, sich des Geldes zu bemäch tigen. Petersburg, 11. November. Rußland wie England entsenden zu dem Schiedsgericht auch einen juristischen Beirat; von russischer Seite ist der Baron Taube vom Auswärtigen Amte hierzu ausersehen. Aomiral Kaznakosf, > der Vertreter Rußlands im Lcbiedögencht über den ' Nerdseezwnchensatl. Washington, II Nvv. Der hiesige russische Botschafter Graf Cassini erklärte, er habe guten Grund, zu glauben, daß die Weigerung seiner Regierung, im gegenwärtigen Zeitpunkt eine V e r- mittelung anzunehmen, von allen neutralen Mächten geachtet werden würde. Der Zwischenfall in der Nordsee. Mit einer ganz erstaunlichen E i n st i m - migkeit bleiben Offiziere und Mannschaften der Flotte R o s ch d j e st w e n s k i s bei der Behauptung, sie hätten in jener bedeutungsvollen Nacht in der Nordsee mit japanischen Torpedobooten zu kämpfen gehabt. Es erscheint kaum möglich, sie zu über zeugen, daß sie allesamt das Opfer einer „Massen suggestion" geworden sind. Der „Berl. Lok.-Anz." erhält von einem dieser unmittelbaren Augenzeugen, einem früheren preußischen Offizier, Leutnant a. D. Egbert von Lepel, jetzigen Ingenieur für draht lose Telegraphie in der russischen Flotte, einen aus Tanger von Bord des Panzerschiffes „Alexander lll." datierteu Bericht, den der Verfasser selbst „Das Ge fecht in der Nordsee" überschreibt. Seine Erzählung, die den früheren russischen Darstellungen viele neue Einzelheiten hinzufügt, lautet wörtlich wie folgt: „Am 20. Oktober morgens war das russische Geschwader bei Stagen vor Anker gegangen, uin dort bis zum Nachmittag zu kohlen. Wir erhielten gegen Mittag von dem russischen, von Schweden kommenden Dampfer „Baku" die Nachricht, daß in den Fjords Torpedoboote sich aufhielten, denen da ran gelegen zu sein schien, ihre Nationalität zu ver heimlichen. Die Nachricht bestätigte voll und ganz einige telephonische Informationen, welche der Ad miral erhalten hatte. Um 5 Uhr nachmittags setzte sich das Ge schwader in vier von einander ganz getrennten Sektionen in Marschvrdnnng. Weit voraus waren die Torpedoboote, eS folgten ihnen die leichten Kreuzer. Die ziveite Sektion bildeten die größeren Kreuzer, die dritte die Panzer des Admirals Fölker- sam mit dem großen Transportschiff „Kamtschatka", zum Schluß gingen die neuen Panzer „Suworow" mit dem Admiral an Bord, „Alexander Ul.", „Bo ¬ rodina" und „Orel" ab. Gegen Abend bemerkten! wie, daß zwei Ballons uns beobachteten. Die Nacht vom 21.—22. Oktober verlief ohne Zwischenfall. Wahrscheinlich war der Gegner im Zweifel, vb wir unseren Kurs durch den Kanal oder rördlich von Schottland nehmen würden. Der starke Nebel erschwerte es ihm, uns aufzufinden. Der Ad miral hatte erfahren, daß japanische Marineoffiziere eine Anzahl kleiner Fischerdampfer in England und Schweden angckauft hätten und mit diesen nach der Doggerbank in See gegangen seien. Es ist ja sehr einfach, auf einem kleinen Dampfer Torpedo-Lancier- apparate anzubringen. In der Nacht vom 22.—23. Oktober*) erhielt der Admiral gegen 11 Uhr die drahtlose Nachricht, daß „Kamtschatka" von acht Torpedobooten ange griffen werde. Wir beschleunigen daher unsere Fahrt, bereiteten alles zum Gefecht vor und löschten sämt liche Lichter. Gegen 1 Uhr wurde vom „Suwo row" ein Torpedoboot mit vier Schornsteinen ge- ichtet. Die Nacht war klar, aber dunkel. Sofort Hielten sämtliche Scheinwerfer, und das Torpedo- wot machte sich unter unserem Feuer davon, nach dem es auch von den anderen Schiffen gesichtet worden war. Man hatte wohl darauf gerechnet, uns völlig unvorbereitet zu überrumpeln. Beim Licht der Scheinwerfer entdeckten wir nun etwa zehn kleine Dampfer, die ohne Licht ihren Kurs von beiden Seiten auf uns zu nahmen und alles daran setzten, uns zu erreichen. Fischer konnten es nicht sein; was hätte sie veranlaßt, ohne Licht in der Nacht umherzusegeln. Die Besatzung der Schiffe mit Ausnahme eines, war tapfer und wollte um jeden Preis uns erreichen. Ein Schiff tat, was jeder Fischer tun würde, beim ersten Schuß zeigte es Licht, gab ein Signal, wandte um und wurde auch nicht weiter beschossen. Ganz anders verhielten sich die anderen. Was könnte wohl harmlose Fischer bewegen, in einem Hagel von Hunderten von Granaten mit bewundernswerter Ausdauer ihren von beiden Seiten gegen uns direkt gerichteten Kurs fortzusetzen. Ich stand auf Deck des „Orel" und sah, daß diese angeblichen Fischer nach einem Feuer von etwa zehn Minuten ganz systematisch ihren Kurs parallel zu den: unseren nahmen, obgleich die Granaten überall einschlugen. Sehr^bemerkenswert ist auch die Tatsache, daß wir an Bord fast keinen Menschen ent decken konnten. Fischer hätten doch wohl Notsignale gegeben, wären auf Deck gestürzt. Nein — die Be satzung bestand aus einigen, wahrscheinlich wenigen jener Japaner, die wie toll ihr Leben für ein Wage stück einsetzen, und der Preis, um den sie es taten, war ja erstrebenswert genug, uni alles zu wagen. Der Verlust eines unserer großen Panzer wäre ein schwerer Schlag gewesen. Erst als zwei Schiffe zum Sinken ge bracht, die übrigen stark zerschossen waren, nach einem Jener von zwölf Minuten Dauer, fuhren die Boote davon, um Schutz zu suchen bei den großen Torpedobooten, die im Hintergründe ihrer warteten. Beim Angriff aus die „Kamtschatka" wurden sogar Torpedos abgeschossen, ohne jedoch zu treffen. Daß bei dein Angriff auf uns auch außer dem einen deutlich gesehenen Torpedoboot noch andere mitwirken sollten, geht aus einem englischen Bericht hervor. Dort klagen einige zufällig zu nahe gewesene, wirk lich harmlose Fischer, daß russische Torpedoboote, die ganz nahe dem Kampfplatz gewesen seien, nichts ge tan Hütten, um den zerschossenen Fischern Hilfe zu leisten! Da nun aber, wie anfangs geschrieben, unsere Torpedoboote weit vorausgeschickt und ivir am Ende des ganzen Geschwaders gefolgt waren, so ist es ganz klar, daß diese wenigen harmlosen Fischer, die leider das Los der Japaner geteilt haben, dieselben japanischen Boote wie ivir gesehen haben. Wären unsere Torpedoboote zur Stelle ge wesen, so hätten sie sich auch wohl kaum den Fang eines dieser interessanten Fischer entgehen lassen. In Vigo wollte die spanische Regierung uns nicht erlauben, unsere Bunker aus deutschen Schiffen aufzufüllen. Wir kamen am 26. Oktober dort an; nach zwei Tagen erst traf die Erlaubnis ein, am 1. November dampften nur ab nach Tanger, wo wir, von vier englischen Kreuzern geschmack- und taktloserweise eskortiert, anlangten und die übrigen Schiffe des Geschwaders vorfanden." *> Der Vorfall hat sich in der Nacht zum 22. Oktober er eignet, der Verfasser irrt sich offenbar m der Datierung um einen Tag. D. Red. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 12. November. Wettervoraussagedes Kgl.Sächs.Meteorologischen Instituts zu Chemnitz. Für Sonntag: Regnerisches Wetter bei normaler Temperatur und südwestlichen Winden. Baro meter: mittel. 13. Novemb-rr Tagesmittel -s-4,90 Minimum: -s-3,0", -s-0,5» Maximum — In der ersten Dekade des Novbr. stellten sich die Witt-rungsverhältniffe nach den Beobachtungen der hiesigen meteorologischen Station wie folgt: Niederschläge Niedrigste in Lit. Pro Tem- Tag Quadr.-Mct Peratnr Höchste Tem peratur. Temperatur mittags Uhr. I. . 2.0 6.8 6.5 2. 0.2 1.9 3.2 2.4 3. 0.5 1.2 4.1 2.9 4. 0.3 2.3 8.2 7.3 5. 2.0 7.0 10.0 9.9 6. 1.9 5.6 8.1 7.7 7 0.2 3.4 8.5 8.2 8. . 6.3 IO.I 6.4 9. 2.3 1.8 9.2 6.6 10. 20.2 5.6 11.0 7.0 Dck.-Sum.: 27.6 37.1 79.2 64.9 Dek.-Mittel. 3.71 7.92 6.49 —* Nach dem gestrigen schönen, sonnigen Tage hat sich, damit ivir ja nicht verwöhnt werden, sofort wieder schlechtes, regnerisches und windiges No v-mb-rwe-t-r eingestellt. Auch für morgen sind die Aussichten ziemlich trübe, sodaß wir auf Aus flüge ins Freie wohl werden verzichten müssen. — Der hiesige Postv-r-in begeht morgen Sonntag im Saale des Neustädter Schützenhauses das Fest seines 4jührig-n Bestehens. Der Abend wird angenehm ausgefüllt durch Vorträge und Anf ührungen humoristischer Art. Dem Konzert, welches von der Naumannschen Kapelle gespielt wird, folgt Ball. Die Veranstaltungen des Postvereins stehen bei Mitgliedern wie Gästen noch vom Vorjahre her in angenehmer Erinnerung, sodaß auch das diesjährige Stiftungsfest sich einer äußerst regen Be teiligung erfreuen dürfte. —* Dem hiesiegenKöniglichen Amtsgericht ist seit dem 5. ds. Herr Referendar Or. Ochst, bisher bei deni Amtsgericht in Brand, znr Dienstleistung zugewiesen. — Um den öffentlichen „Vortragszyklus über moderne deutsche Dichtung", der am nächsten Sonnabend beginnen wird, dürfte uns manche große Stadt beneiden. Denn wenn auch jeder von geistigen Interessen Erfüllte sich von selbst bemüht, die Erzeugnisse der neuen Litteratur kennen zu lernen, so vermögen doch die dazu gebotenen Gelegenheiten, als Einzelvvrträge, Theater und Lektüre, nur Bruchstücke zu bieten; sie können aber eine Kenntnis der Entwicklung der modernen Litteratur nach Ursache und Wirkung und ihres Zu sammenhanges mit dem gesamten geistigen und Kulturleben der Gegenwart nicht vermitteln. Wie sehr aber dies Bedürfnis vorhanden ist, beweist die Teilnahme am ersten wissenschaftlichen Vvrtragskursus des Bezirksleh rer- vereins Hohenstein-Ernstthal, zu dem nur noch wenige Plätze verfügbar sind. Herr Dr. Witkowsky, Professor an der Universität Leipzig, wird sprechen am ersten Abend über „Die alte Kunst": Die Klassiker und ihre Nachahmer. Die Romantik. Die Epigonendichtung des 19. Jahr hunderts. Der Realismus und die Vorläufer des Naturalismus. „Die neue Kunst": Franzosen, Skandinavier, Russen. Die Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte: Naturalismus, Symbolismus, Neuromantik. — Am zweiten Abend über „Die lyrische Dichtung der Gegenwart: Die ältere Generation (Greif, Griesebach, Wolff, Baumbach, Saar, Avenarius). Die modernen Dichtercharaktere von 1885 (Conradi, Holz, Arent, Mackay, Henkell). Lilieneron. Dehmel. Die Dichter der neunziger Jahre (Bierbaum, Buffe, Falke, Hartleben). Die Formkünstler (Hofmannsthal, Stephan George). „Die erzählende Dichtung der Gegenwart": Die Altmeister (Heyse, Storm, Keller, Fontane, Ebner- Eschenbach). Der naturalistische Roman. Der Gesellschaftsrvman (Franzos, Wilbrandt, Ompteda, Sudermann). Die Heimatkunst (Viebieg, Polenz, Frenssen). Die künstlerische Erzählung (Huch, Sieg fried, Kurz, Bohlau, Wassermann). — Am dritten Abend über „Das Drama der Gegenwart 1": Das Theater der Gegenwart und die Bühnenschriftsteller. Das historische Drama «Wildenbruch). Das Musik drama. „Das Drama der Gegenwart II": Suder mann. Hauptmann. Ueberblick und Ausblick. Ani folgenden Sonnabend, den 10. Dezember, wird daran anschließend Herr Rezitator Mürbe-Dres den, allgemein hochgerühmt als geistvoller Interpret moderner Dichtung, zahlreiche Proben aus der deutschen Poesie der Neuzeit rezitieren. Die Teil nahme an diesem Vortragsabend ist außer den Vereinsmitgliedern nur den Teilnehmern am Vor tragszyklus des Herrn Professor Witkowsky gestattet. Möge den opferwilligen Verein für seine kostspielige llnternehmnng die Teilnahme aller Gebildeten lohnen! — E-rsdorf, 12. November. Allgemeines Aufsehen erregte hier am Freitag gegen 6 Uhr ein von Glauchau kommender großer Automobilvmnibus aus der Motorwagenfabrik von H. Büssing in Braunschweig. Der Wagen faßt 32 Personen und wird mit 20 Pferdekrästen betrieben. An der Probefahrt, welche durch Herrn Büßing selbst geleitet wurde, beteiligten sich mehrere Glauchauer Herren u. A. Herr Bürgermeister Brink. Nachdem sich hier noch Herr Gemeindevvrstand Göhler angeschlossen, wurde die Fahrt nach kurzem Aufenthalt im Gasthof zum „Lamm" in Oberlungwitz über Wüstenbrand und Pleißa nach Limbach fortgesetzt. II in 7 Uhr traf inan nm Hotel zum „Hirsch" dort ein, uni daselbst Station zu machen. Das Beförderungsmittel der Neuzeit wurde auch hier von Jung und Alt bewundert. Die Weiter fahrt wurde nach einstündiger Pause, nachdem sich inzwischen noch mehrere Limbacher Herren, u. a. Herr Landstagsabgeordneter Kaufmann Rittberger bis Rusdorf angetreten, überWaldenburg eingefunden von wo man nach 10Uhr wieder'n Glauchau wohlbehalten eintraf. Die Fahrt ging über Berg und Tal ohne irgend welche Störung von statten. Von Wendeburg bis Braunschweig besteht bereits eine derartige Automobilomnibusverbindung. Herr Büssing hat auch dem hiesigen Verkehrsverein, wie wir bereits gestern kurz berichteten, Offerte für die Linie Hohen stein—Gersdorf eingereicht. — Langenberg, 10. November. Trotz der ungünstigen Witterung mar das gestern im Rauffchen Gasthofe veranstaltete Kirmes-Konzert überaus gut besucht. Dasselbe wurde von dem gesamten Schubert- schen Musikkorps in Callenberg mit der von ihm nicht anders zu erwartenden Präzision und Reinheit ausgeführt; besonders hervorzuhebeu waren dabei die sanglichen Leistungen des Frl. Asbahr, welche einige Sologesänge mit Orchesterbegleitung dem Publikum darbot und den wohlverdienten Beifall erntete. Auch hatte der rührige Wirt es an der Dekoration des Saales, sowie an trefflicher Bewirtung aus Küche und Keller nicht fehlen lassen. Dem tanzliebenden Publikum wurde nach Beendigung des Konzertes Gelegenheit gegeben, nach Kräften zu tanzen, sodaß gewiß jeder Besucher zufriedengestellt das Konzert verlassen hat. — Jägersgrün i. B., n. November. Der gewaltige Sturm hat hier ein Menschenleben ge fordert. Tötlich verunglückte nämlich der Geschirr führer Seidel im Forstrevier Georgengrün dadurch, daß infolge des großen Sturmes ein Baum gerade in dem Augenblick umsiel, als Seidel in dessen Nähe beschäftigt war. Der unifallende Baum traf Seidel so unglücklich, daß er in zwei Stunden, ohne wieder zum Bewußtsein zu kommen, starb. — Lauter, 11. November. Am Montag abend geriet die Tochter des Korbmachers Brehm durch Unvorsichtigkeit beim Petroleumeingießen über und über in Brand. Sie rannte auf die Straße, wo ein Herr das Feuer durch Ueberwerfen eines Rockes er stickte. Das arme Mädchen starb jedoch nach furcht baren Leiden gestern an den erlittenen Brand wunden. — Eger, 11. Nov. Das benachbarte Städt chen Roßbach ist am 10. d. M. früh nach 5 Uhr von einer furchtbaren Windhose heimgesucht worden. Es hatte schon den Tag vorher und während der Nacht ununterbrochen ein heftiger Sturm gewütet, als plötzlich mit ungeheurer Gewalt ein Wirbelwind erbrauste, der in wenigen Augenblicken große Ver heerungen anrichtete. Von 2 Häusern wurden die Dächer vollständig abgehoben und eins davon etwa 30 Meter weit von dem Sturme fortgeführt. Die Dächer von 3 anderen Häusern wurden ooll- 'tändig zertrümmert, die Balken wie Zündhölzchen zebrochen und ganze Quadratmeter große Dach- lächen wurden auf den Erdboden geworfen. Von welch ungeheuerer Gewalt der Wirbelwind war, erhellt daraus, daß die stärksten und höchsten Bäume entwurzelt und geknickt, daß Gartenzäune samt den steinernen Säulen umgeworfen und teils entzwei gebrochen wurden. Bei Tagesanbruch bot der Ort ein Bild der Verwüstung. Neuestes vom Tage. f Strandung eines Hamburger Damp fers. Wie die Reederei Heyne u. Hessenmüller in Hamburg mitteilt, ist ihr Dampfer „Edith Heyne" am 3. November auf Rock Ceß an der Küste von Liberia total verloren gegangen. Es konnte nichts geborgen werden und die Post wurde geraubt, doch ist die gesamte Mannschaft gerettet. Der Dampfer mar für die Wörmann-Linie mit Eisenbahnschienen, Lokomotiven und Brückenteilen von Hamburg nach Swakvpmund unterwegs. 's Tod auf den Schienet». In der Nacht kurz nach I Uhr sprang in Berlin eine bis jetzt unbekannt gebliebene Frau unzweifelhaft in selbst mörderischer Absicht kurz vor der Maschine des von der Jannowitz-Brücke her in den Bahnhof Alexan- derplatz einlaufenden Personenzuges vom Bahnsteig auf das Eisenbahngleis hinunter. Hier wurde die Frau von den, Bahnräumer der Maschine erfaßt, etwa 4 Meter weit geschleift und gequetscht. Um den Körper aus seiner Lage zu befreien, mnßte so fort der Bahnräumer abgenvmmen werden. Der herbeigerufene Bahnarzt konnte nur noch den sofort eingetretenen Tod feststellen. Grotzer Brand. In dem Vorort Jssy-les- Moulineaux bei Paris brach gestern früh gegen 5 Uhr in einer Fabrik für chemische Produkte Feuer aus, welches mit großer Heftigkeit um sich griff. Soweit bisher festgestellt ist, kam ein Arbeiter in den Flammen um und mehrere Personen wurden verletzt. Letzte Telegramme. Wien, 12. Nvv. Die „Neue Freie Presse" meldet: In den Konferenzen der Kommissare über den Handelsvertrag, welche bisher den Zoll tarif betrafen, gelangte gestern die Frage der Veterinärkonvention auf die Tagesordnung. Die Verhandlungen dauerten bis in den späten Abend. Wien, I I. Novbr. Das Professorenkollegium der philosophischen Fakultät beschloß, Hospitan- tinnen den Besuch der Hebungen der Lehrer und Lektoren nicht mehr zu gestatten. Hoppot, 12. November. Infolge Sturmes kenterte ein Fischerboot, zwei Fischer ertranken. Paris, 12. November. In der Pripolinschen chemischen Fabrik sind weitere fünf Arbeiterinnen tot vvn der Brandstätte getragen worden. Kolvno, 12. Nov. Bei Rossilny wurde der Gutsbesitzer Baron von der Recke von seinen Arbeitern erschlage», weil er ein ohne seine Er laubnis veranstaltetes Trinkgelage aufheben ließ. London, 12. November. Dem „Reuterschen Bureau" wird aus N-W-Uv^k genieldet: Nach einem Telegramm aus Buenos Aires hat das argentinische Auswärtige Amt England von neuem vorgeschlagen, die englischen Häfen für argenti nisches Rindvieh wieder zu öffnen. Argentinien droht dabei an, daß es im Falle einer Weigerung Englands seine Häfen für Rindvieh aus Holland, Schweiz, Frankreich und Deutschland öffnen werde. Die argentinischen Häfen waren auf Grund der Forderungen Englands für diese Staaten geschlossen. Es sind Anzeichen vorhanden, daß die englische Re gierung den argentinischen Forderungen nicht nach geben wird. N-lv Uork, 12. November. Der Washingtoner Berichterstatter des „New-Dort-Globe" teilt mit, Präsident Roosevelt beabsichtigt, gegen die Trusts aggressiv vvrzugehen. Dem Fleischtrust gegenüber sollte der Anfang gemacht werden. Das Handelsamt sammelte seit einiger Zeit Material und sobald dieses als hinreichend betrachtet werde, würden dir nötigen Schritte beginnen. Auch eine Revision der Tarife soll sicher sein.— Die Botschaft hör'ich wohl, allein mir fehlt der Glaube! Washington, 12. Nov Der Präsident gibt bekannt, daß Staatssekretär Hay auch unter der neuen Regierung das Amt des Staatssekretärs be kleiden wird. Vermischtes. * Ein- köstliche Prob- unfr-iwillig-n Humors leistet sich die letzte Nummer der „Nach- richten für Lauchstädt," die unter „Provinziellem"
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