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Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger aus dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen - Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. IM durch die Post Mk. 1,82 frei in's Haus. Haßenstem Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kngau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für das Königliche Amtsgericht und den Siadtrat zu hohenstein-Lrnstthal. Organ aller Oeinernöe-Verrvaltungen der anrliegenden Ortschaften. Anzeiger für Sonntag, den 13 November 1904. 54. Jahrgang. Nr. 265. Einladung ZU1N Zahrresfesl des Glauchauer: Dti:eisner:eins für: innere Missian. Das Jahresfeft des Glauchauer Kreisvereins für innere Mission soll am Sonutafl, den 27. November dieses Jahres, 1. Advent, in Hohu-orf abgehalten werden. Dem um 2 Uhr Nachmittags in der Kirche zu Hohndorf startfindenden Keftgottes- dienste, für welchen Herr Pfarrer Auerswald in Thurm die Festpredigt freundlichst übernommen hat, folgt um 4 Uhr Nachmittags eine Nachversammlung sämtlicher Festteilnehmer in der Aula der Schule zu Hohndorf, in welcher über „Die Arbeit einer Gemeindeschwester" gesprochen werden soll. Bei dem Gottesdienste und in der Nachversammlung wird eine Kollekte zum Besten des Kreisvereins veranstaltet werden. Mit der Nachversammlung ist die statutenmäßige 23. ordentliche Generalversammlung des Kreisvereins verbunden. In derselben gelangen der Geschäftsbericht und die Jahresrechnung zum Vortrage, werden die Neuwahlen für die statutenmäßig ausscheidenden Mitglieder der Kuratorien des Martin Lutherstiftes und Wettinstiftes vorgenommen und ist über die Verwendung der Jahresbeiträge, soweit sie nicht für die Zwecke der vom Kreisverein unterhaltenen beiden Rettungshäuser in Anspruch genommen werden, Beschluß zu fassen. Selbständige Anträge der Lereinsmitglieder für die Generalversammlung sind mindestens 3 Tage vorher bei dem Vorsitzenden des Kreisvereins schriftlich anzubringen. Die Vereinsmitglieder, sowie Gönner, freunde und Freundinnen der inneren Misston werden herzlich eingeladen, sich zum Jahresfeste recht zahlreich einzufinden. Glauchau, den 11. November 1904. Das Direktorium des Kreisvereins für innere Mission. Amtshauptmaun Gbmeier Vorsitzender. Kaiser Wilhelm und Roosevelt. * Wir haben vorgestern an dieser Stelle das Telegramm mitgeteilt, in welchem Kaiser Wil helm Herrn Roosevelt zu seiner Wiederwahl als Präsident des großen Gemeinwesens jenseits des Ozeans beglückwünschte. Roosevelt hat nun, wie folgt geantwortet: Üis Imperial Ucheot^ VVilkelm, Ceiman Lm peror, Perlin, Lcstloss. I türmst Vou most fioar- tily anck apprcciate to tüo lull Vour Irinck petsö- aal tcle^ramm os ^oock will. ?bcockore ttoose velt." Zu deutsch: „Seiner Kaiserlichen Majestät Wilhelm, dem deutschen Kaiser, Berlin, Schloß. Ich danke Ihnen herzlichst, ich iveiß in vollem Maße Ihr so freundliches und wohlwollendes Tele gramm zu schätzen." Herr Roosevelt scheint also von „Eurvpens übertünchter Höflichkeit" Nichts wissen zu wollen, sonst hätte er die Liebenswürdigkeit des Kaisers, der an ihn in der Sprache seines Landes tele graphierte, in deutscher Sprache erwidern müssen. Roosevelt ist in einer Dresdner Pension erzogen, versteht also zweifellos so viel deutsch, um die vaar Worte richtig aufsetzen zu können. Im andern Falle ist in seiner Umgebung sicherlich Jemand, der außer englisch sich einigermaßen deutsch auszudrücken versteht. Wenn Herr Roosevelt auf eine deutsche Antwort verzichtet und sich in, Idiom seines Landes ausdrückt, so will er damit wohl zeigen, daher im mer noch der „Rauhreiter" ist, der in seiner Cow boy-Eigenschaft auf internationale Höflichkeit Nichts gibt und der als rechter Republikaner Männerstolz vor Kaiserthronen praestieren zu müssen glaubt. Aber, so darf man wohl fragen, da diese Eigenschaft Les Herrn Roosevelt hier uns nicht zum ersten Male emgegentritt, wäre es nicht besser gewesen, wenn derKaiser seinen Glückwunschindeutscher Sprache über mittelt hätte ? Unsere deutsche Höflichkeit und Zu vorkommenheit wird uns im Auslande — das ist dem deutschen Handel längst bekannt — meist als Schwäche gedeutet — und uns den Herren Ameri kanern gegenüber schwach zu zeigen, haben wir doch wahrlich nicht nötig! Ans Südwestnfrilm liegt heute eine ganze Reihe amtlicher Meldungen vor, die erfreulicherweise konstatieren, daß der Feld zug gegen die Hereros sowohl wie gegen die Witbois zu weiteren Erfolgen unserer Streitmacht geführt hat. Zunächst meldet General v. Trotha unter dem 10. November aus Windhuk: Oberleutnant Böttlin hatte mit seiner Patrouille am 4. und 6. November bei Dirichas siegreiche Gefechte gegen Hottentottenbanden von zusammen 80 Ge wehren unter Unterkapitän Gorob, die sich nach dem oberen Packriem-Revier in mückeinend verschanzte Stellungen zutückzogen. Die Streifkolonne dk? Oberleutnants Gräff der 10. Kompagnie mit 2 Maschinengewehren, dem sich eine Patrouille des Oberleutnants v. Bentivegni angeschlossen, hatte am 6. November ein erfolgreiches Gefecht mit größeren Hererobanden 20 Kilometer nördlich von Otjosondju. Der Feind wurde verfolgt; er ver lor 12 Tote und 5 Gewehre. Weiter meldet Gouverneur Leutwein fol gendes: Ein Telegramm aus Rehoboth besagt, daß nach der Erzählung eines vom Witboilager zurückgekehrten Bastards der Aufstand durch Aufreizung eines angeblich eingeborenen Pro pheten aus der Kapkolonie veranlaßt sei. Die Witbois glaubten an dessen höhere Sendung und die dadurch gebotene Notwendigkeit zum Auf stand, sowie an bestimmten Sieg mittels höherer Hilfe. Das Schicksal ihrer bei uns gefangenen Landsleute sei ihnen gleichgültig, weil auf höherer Fügung beruhend. — Und ein anderes Telegramm' des Gouverneurs Leut wein meldet, daß er einen Brief Hendrik Witbois erhalten habe, worin dieser nach einigen religiösen Wendungen wörtlich sagt: „So hat jetzt Gott aus dem Himmel den Ver lrag gebrochen." Dann bittet er, seine gefangenen Leute frei zu lassen, weil sie unschuldig an seinen Werken seien. Hauptursache des Aufstandes ist auch nach Leutweins Ansicht fraglos religiöser Wahnsinn, hervorgerufen durch einen Propheten aus der Kapkolonie, welcher sich zur äthiopischen Kirche rechnet und Mitte dieses Jahres eine Zeit lang in Windhuk in Haft gehalten worden ist. — Hätte der Kerl nicht in Haft bleiben können? Soeben ist von einem im südlichen Teile des deutschen Kolonialkriegsschauplatzes stehenden Offizier, Hauptmann Kirchner, Chef der 1. Feldbatterie in Deutsch-Südwestafrika, ein bemerkenswerter Brief in dessen frühere märkische Garnison, Landsberg a. W., gelangt. In dem Schreiben heißt es: „Die Kriegsverhältnisse hier im Süden sind wenig klar. Morenga, ein Hererobastard, aus der Kapkolonie gebürtig, sitzt mit etwa zweihundert Gewehren und einer großen Anzahl allen möglichen Gesindels und mit dem geraubten Vieh in den Karrasbergen in einer festungsartigen Stellung. Die Karrasberge sind so gut wie unbekannt. Der einzige Weiße, welcher Bescheid wußte, war der Bur Devenish, der bei Conchanas gefallen ist. In die Berge ist nur auf Fußpfaden zu gelangen ; Gebirgs geschütze sind heliographisch beantragt. Nach ihrem Eintreffen soll offensiv vorgegangen werden. Ich mar am 3. bis 7. September auf Patrouille am Nordrand der Berge. Es gehören Affen, Eichkätz chen oder Hottentotten dazu, um sich daran zu hal ten. Wie die Hallunken auf ihren Schleichpfaden das geraubte Vieh hinaufbekommen haben, ist mir ein Rätsel: Ein steiler Rücken, eine steile Kuppe nach der anderen, von oben bis unten mit Geröll bedeckt." Usü-r den Tod des genannten kriegsfrei willigen Buren Devenish berichtet der Brief schreiber folgendes: „Baron o. Stempel war mit dreißig Reitern zur Beobachtung der Ortsgrenze nach Hasuur gegangen. Der Hereroführer Morenga hatte ihm eine Patrouille mit dem Buren abgefangen. Diese wollte Stempel herausholen. Er ritt am 30. Juli bis Conchanas, der Farm eines Engländers (?) mit dem Namen Freier. Hier fand er fiinf Berg kuppen besetzt. Er griff an. Beim Sturm auf die erste Kuppe fielen Stempel, ein Sergeant und ein Gefreiter. Der Rest der Abteilung mußte sich zu rückziehen und wurde ein paar Tage scharf von den Hottentotten angegriffen. Es stellte sich heraus, daß Devenish von dem Freierschen Hause aus er schossen worden war. Freier mit seinen erwachsenen Söhnen und der ganzen Familie versuchte über die englische Grenze zu fliehen. Offenbar hatte er mit seinen Söhnen dem Morenga Vorschub geleistet. Er wurde noch zur rechten Zeit eingeholt und die ganze Familie gefangen. Seine Söhne und Töchter sind Bastards von Hottentotten-Müttern. Er ist ein sehr reicher Mann, hat etwa 120 000 Hektar, also 480000 Morgen Besitz, meist gute Weide, 2000 Stück Rindvieh und mehrere tausend Stück Klein vieh (Schafe und Ziegen). Wenn ihm Verrat nachaewiesen wird, dann wird die ganze Farm koiz^ fisziert." Von ariderer Seite liegt der „Berl. Abendpost" unterm 7. Oktober eine Mitteilung vor, wonach 2 Söhne und der Schwiegersohn des Farmers Freier kriegsgerichtlich erschossen wor den sind. Der Verdacht, daß sie mit Morenga unter einer Decke steckten, scheint sich bestätigt zu haben. Eine amtliche Bestätigung steht allerdings noch aus. Port Arthnr — nicht kapituliert! " Zahlreiche deutsche Zeitungen — auch solche in unserer nächsten Nachbarschaft — sind gestern auf ein Börsengerücht hereingefallen, nach welchem General Stössel, der zähe Verteidiger von Port Arthur, von dem mir übrigens in unserer heutigen ersten Beilage ein wohlgetroffenes Bildnis bringen, zu kapitulieren beabsichtige und bereits mit dem Belagerer, dem japanischen General Nogi, in Unterhandlung stehe. Die ganze Meldung war mit allen möglichen Details aus geschmückt und von den Blättern säuberlich in Sperrdruck als das Neueste vom Neuen geboten worden. Aber die Nachricht ist eine fette Ente, die englische Börsenkrcise haben aufflattern lassen, um ein „Geschäftchen" zu machen. Heute verkündet „Reuters Bureau" selbst, das die Meldung weiter- gegeben hatte, daß es das Opfer einer Mystifikation geworden sei und daß das Gerücht jeder tat sächlichen Begründung entbehre. General Stössel denkt gar nicht daran, die Festung zu übergeben: ist doch, wie wir schon vor einigen Tagen an dieser Stelle meldeten, die Lage Port Arthurs noch gar keine so verzweifelte, wie Meldungen aus japanischer oder englischer Quelle sie darstellen. Keines der großen Forts be findet sich bis jetzt in den Händen der Japaner; nur einige kleine Außenwerke, die für die Ver teidigung der Festung von gar keiner Bedeutung sind, haben sie bisher einzunehmen vermocht, Außen - werke zumal, die unter dem Feuer der Forts liegen und somit den Japanern nichts nützen. Wenn nicht unvorherzusehende Verhältnisse eintreten, dürste sich Port Arthur noch lange halten und wohl im Stande sein, die Ankunft der baltischen «Flotte zu erwarten. Kommt diese aber in die napanischen Gewässer — vorläufig sieht es freilich «us, als hätte es damit noch gute Weile — dann wird Herr Togo mit seiner belagernden Flotte, vielleicht in Verbindung mit dem pacifischen Ge schwader des Admirals Kamimura, wohl gegen den neuen Gegner Front machen müssen und dann dürste wohl auch die Stunde geschlagen haben, wo die Blockade zur Seeseile aufhört und Herr Stöffel leichter als bisher Munition und Lebensmittel wieder zu erhalseu vermag. Vom Kriegsschauplätze uegl auch heute Nichts Wesentliches vor. Wir geben zunächst die neuesten Telegramme über Port Arthur und schließen daran andere über die Lage vor Mukden Brüssel, 11. November. Nach privater Aeu- ßerung eines russischen Diplomaten ist die Auf fassung des Petersburger Generalstabes über die Lage von Port Arthur nach Eintreffen der letzten Nachrichten folgende: Es sei leicht möglich, daß Stössel wie Nogi schon wiederholt für die Dauer von 24 oder 48 Stunden einen Waffen stillstand verlangten, um die Toten zu begraben. Dennoch herrscht die Ansicht vor, daß diese Tatsache nur ein Vorwand sei, um auf der einen Seite die Drohung von der Niedermetzelung der Garnison in die Welt zu setzen und auf der andereit Seite die russischen Soldaten zur Desertion oder zum Ver rat zu verleiten. An sich sei die Nachricht ein gün stiges Zeichen für die gegenwärtige Lage Port Arthurs; ivie stark auch die Stadt beschädigt, Ivie nahe auch die Japaner an den Festungsgürtel her angerückt seien, und wie tapfer sie sich auch bei den Sturmversuchen gezeigt haben, bis jetzt sind weder die West- noch die Nordforts niedergekämpft, wie wohl die Garnison auf ein Drittel zusammenge- schm.vlzen ist. Die Festung iverde voraussichllich noch bis Ende November aushalten. London, 12. November. Dem „Reuterschen Bureäll" wird aus Mukden vom 10. o. M. ge meldet: Die lall ssen beschossen in der Nackt des 9. November das japanische Lager gegenüber dem Mamalonhügel mit Melinitgranaten Dies ivar die dritte Nachtbeschießung im Laufe einer Woche. Die Japaner erwiderten das Feuer nicht. Es findet fast jede Nacht noch ein Austausch von Artilleriefeuer statt, wobei die Geschütze mehrfach ihre Stellungen wechseln. Die Japaner werden immer sparsamer mit der Munition, als wenn eine große Schlacht zu erwarten wäre. Sie brachten schwere Geschütze bei der Station Schaho in Stellung und haben auch die Station Schiatun, die nächste nörd liche, in ihren Geschützbereich gebracht. Es wird ge meldet, daß die Russen den Wasserturm der Station Schaho, welcher den Japanern als Beobachtungsturm diente, durch ihr Feuer zerstörten. Die Verteilung von Lebensmitteln und Kleidungsstücken, die ein Ge schenk der Kaiserin waren, wurde von der russischen Armee festlich begangen. Die Armee ist überhaupt in besserer Stimmung und macht einen guten, ein heitlichen Eindruck. Die Truppen speichern die von den Chinesen im Stiche gelassene Ernte nicht auf. In der vordersten Feuerlinie werden aus strategischen Gründen die Häuser zerstört. Das Welter ist milde. Aus Tschifu erfuhr man von der Lage Port Arthurs, auf dessen Kapitulation man vorbereitet ist. Die Ja paner sind im Osten offenbar nicht über die Stel lungen nördlich von Laimatsi vorgegangeu. Sie konzentrieren sich im Zentrum. Man hält die ja panischen Verstärkungen für beträchtlich und wartet den japanischen Angriff ab. Der russischen Armee stehen 3 rote Kreuzzüge zur Verfügung.