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23 Ostseestotte General nieldet, sprengten Freiwillige in der Nacht zum 19. d. M. ein einzelstehendes, dem auch Staubstürme statt- von Elungshan besetzt. London Nov. Der graphiert. In diplomatischen Kreisen verlautet, Rußland wolle 109 Millionen Rubel zum An Aür Mittwoch: Nvigung zu Niederschlägen beinor- Zuverlässige Quellen be halten die Cvntre-Escarpe linken russischen in die Luft, in uni sich zu verproviantieren. Das Land bisher noch verschont geblieben und reich röten, die billig verkauft werden, während den unerhörte Preise gefordert werden. führung verstoßen hätten, er habe aber keine Zeit zum Schreiben und kaum Zeit zum Essen und zum Schlafen, er bitte jedoch, daß sein Brief als ein Protest an die Welt veröffentlicht werde. ist Er der das Schiff nach Sasehv ist dort an Bor in Mnk- Dienstknecht an fremdem Jahre 6 19. Septbr. „Morning Post" 21. ds. Ms. tele- London, 22 wird aus Tschifu wache befand. Mukden maler Temperatur und nordwestlichen Winden. Barometer tief. November: Tagesmittel: -s-1,50, Maximum: wird aus Washington vom für verdachtserregend angesehen und deshalb beschlagnahmt und gebracht. Die Weiterreise der russischen Nov. Dem „Reuterschen Bur." vom 2l. d. M. gemeldet: Miß Corolle, die als Schwester vom russischen Roten Kreuz in Mukden lätig war und oon Chunchusen geraubt wurde, ist in Nintschwang an die Japaner ausgeliefert worden. Miß Corolle traf gestern in Tschifu ein, war aber noch zu erschöpft, uni von ihren Erlebnissen sprechen zu können. den Garten des Wirlschastsbesitzers Franke schlich und dort 7 Säcke Kartoffeln aus einer Kartoffel miete stahl. Die ersten 2 Säcke schaffte er mit dem Vagen fort und verkaufte sie, beim Diebstahl der anderen 5 Säcke wurde K. dingfest gemacht, während sein Helfer entkommen ist. Bei seiner Arretur gab K. einen falschen Namen an. Der Unverbesserliche wurde vom Landgericht wiederum zu 3 Jahren Zuchthaus und 3 Wochen Haft, sowie zu 5 Jahren Ehrverlust verurteilt, auch Polizeiaufsicht über ihn ftir zulässig erklärt. wegen Diebstahl 1 l Mal bestrafte Kämpfe ans Neudörfel schon wieder Eigentum. Seine letzte Strafe betrug Monate Zuchthaus. Diese hatte er am leichte Schneeüberzug war bald wieder vom Erd boden verschwunden. — Waldenburg, 21. Nvvember. Am Frei tag abend wurde im benachbarten Beiern der schon bejahrte Rentier Hermann Berger in seiner Schlaf kammer erhängt aufgefunden. Der alte Mann hatte sich infolge Geistesgestörtheit das Leben genommen. — Chemnitz, 21. Nov. Den Rekord im Wechselfälschen dürften die Angeklagten geschlagen haben, die sich am 19. November vor dem hiesigen Landgericht zu verantworten hatten. Es waren dies die Kaufleute Franz Julius Roth, Gustav Wilhelm Piltz und Ernst Eugen Wagner. Als Teilhaber der angesehenen Frankenberger Firma Wagner u. Beck mann schädigten die Anklagten durch 153 gefälschte Wechsel verschiedene Banken um etwa 57 000 Mk., wofür nur teilweise Ersatz geleistet wurde. Das Petersburg, 21. November. Der „Birshewija Wjedomosti" wird aus Mukden von gestern abend gemeldet: Auf den Stellungen ist alles ruhig. Der Artilleriekampf dauert seit vorgestern, wird aber nachts eingestellt. Das Wetter hat sich verschlechtert. Die Truppen erwarten einen neuen ernsteren Angriff. Ein Offizier, der von der äußersten linken Flanke der Russen hier eingetroffen ist, berichtet, daß die Japaner kleine Abteilungen an die Paluquellen bis nach Tunghuansian entsenden, kauf von ü chinesischeu Schiffen verwenden. Sollte China nicht einwilligen, dann soll versucht werden, argentinische Schiffe zu erwerben. Ein deutscher Dampfer beschlagnahmt. Tokio, 21. Nov. Das Marineamt gibt be kannt: Am 19. November 3 Uhr früh sichtete ein auf der Höhe von Dentas kreuzendes Geschwader das deutsche Dampfschiff „Batelan, das in der Richtung nach Port Arthur fuhr. Das Kanonenboot „Tatsuta" verfolgte und überholte um 5 Uhr früh den „Batelan", der eine große Menge Winterkleider, Decken, Medizin und konserviertes Rindfleisch an Bord hatte. Der Kapitän erklärte, er ginge nach Niutschwang, doch wurde die von ihm verfolgte Route und die Natur der Schiffsladung R 0 s ch d j est we ns ki selbst strebt an der West küste Afrikas dem Süden zu; das Geschwader unter Fölkersam verweilt noch in den kretischen Ge wässern, und das Ergänzungsgeschwader hat, wie ein Telegramm aus Frederikshavn meldet, gestern nacht in der Skagenbucht geankert; es wird dem Vernehmen nach dort liegen bleiben, damit die Torpedoboote Kohlen einnehmen, und um ruhiges Wetter abzuwarten. — Von den Verhältnissen auf den vor Kreta liegenden Schiffen wird in einer eng lischen Zeitung ein übles Bild entworfen; ein Tele gramm meldet uns: London, 21. November. Dem „Daily Expreß" wird aus Kanea depeschiert: Während des Aufent halts der Baltischen Flotte fanden dort furchtbare Szenen statt. Offiziere wie Mannschaften waren fortwährend in wüst betrunkenem Zustande und trieben sich auf den Straßen umher, wo sie die Einwohner insultierten und tätlich angriffen. Bei solchen Raufereien haben sie wenigstens fünf P e'r- svnen getötet. Einige vierzig Matrosen deser tierten; sie erklären offen, daß sie kein Vertrauen zu ihren Offizieren hätten. Die Disziplin ist auf allen Schiffen äußerst mangelhaft. Die meisten Schiffe sind oon veraltetem Typ nnd der Reparatur bedürftig. Sechs weitere russische Kriegsschiffe wer den erwartet, sowie auch eine britische Flvttendivision. Schlechtes Wetter verhinderte die auf heute angesetzte Abfahrt der Flotte nach Port Said: auch sämtliche Kohlenschiffe konnten nicht abgehen. Die Nachrichten des „Daily Expreß" pflegen sich allerdings nicht gerade durch Zuverlässigkeit und Unparteilichkeit auszuzeichnen: die vorliegende braucht aber, was die Manneszucht der russischen Seeleute betrifft, nicht weit von der Wahrheit abzuweichen. Aus Vigo z. B. wird von fachmännischer Seite be richtet, daß die russischen Schiffe, die sich dort auf hielten, als solche einen durchaus günstigen Eindruck gemacht haben, daß jedoch die Ausbildung der Offi ziere wie Mannschaften, insbesondere aber die D i s- ziplinsehr viel zu wünschen übrig ge lassen hätte. Kanea, 21. 'Nov. Die unter dem Befehl des Admirals Fölkersahm stehende Abteilung des bal tischen Geschwaders, bestehend aus zwei Panzerschiffen, drei Kreuzern, sechs Torpedoboots zerstörern und zehn Transportschiffen ist heute mit Bestimmung nach dem fernen Osten in See ge gangen. Die Teile der großen Flotte, von deren Eintreffen in Ostasien Rußland einen Umschwung der Kriegslage erhofft, sind zurzeit durch gewaltige Entfernungen voneinander getrennt. Admiral -1-3,3° Minimum: -j-1,2°. — Der erste Schnee in diesem Winter bei uns heute in früher Morgenstunde gefallen, erfreute sich allerdings keines langen Bestandes, kundigungsgefechte haben in den letzten Tagen einen heftigeren Charakter angenommen; besonders scharf war der Kampf nm Putilow- hügel, wo die Japaner unter Verlust von mehr als hundert Toten zurückgeschlagen wurden. Alle diese Anzeichen deuten auf das W'vorstehen größerer Ereignisse hin. — Für die hiesigen Verkehrsverhält nisse ist es wichtig, daß die Straße nach Hsinmintin infolge des vorzüglichen Patrouillendienstes ganz vor Chunchusen sicher ist. Von dort besteht ungehinderter Verkehr nach Tientsin, sodaß wir außer der sibiri schen Bahn zur Zeit noch eine zweite Verbindungs linie mit der Außenwelt haben. Der Gesundheits zustand bei den Truppen ist gut, die Evakuation der Verwundeten und Kranken vollzieht sich glatt. Japanische Verwundete werden ganz eben so gut gepflegt, wie die russischen. Wenn ein japanischer Verwundeter auf dem Bahnhof eintrifft, wird er meist von neu eingetroffenen Soldaten, die noch keinen Feind gesehen haben, neugierig umringt; man versucht eine freundliche Verständigung durch Zeichensprache und bietet Zigaretten an, die an scheinend den Japanern unentbehrlich sind. Die Russen bewundern an den Japanern besonders die Sauberkeit und die tadellose Ordnung ihrer Aus rüstung. Von Rassenhaß ist hier keine Spur zu bemerken. Es ist Tatsache, daß die Japaner die Wertsachen der gefallenen Russen durch französische Vermittelung zurückschicken. Dies macht hier großen Eindruck und wird mit gleichem vergolten. London, 22. Nov. Dem „Reuterschen Bur." wird aus Mukden vom 21. d. M. telegraphiert: Die russische Besatzung des P u t i l 0 w h ü g e ls wird unter einem beständigen Artillerie- und Jn- fanteriefeuer gehalten. Das Wetter ist kälter als je bei Beginn des Krieges. Es wurden 25 Grad Flügel gegenüberstehendes Haus welchem sich eine 25 Mann starke japanische Feld- Urteil lautete gegen W. und R. auf 2 Jahre 3 Monate Gefängnis, gegen P. auf 2 Jahre Gefängnis. Alle drei verlieren ans drei Jahre die Ehrenrechte. — Chemnitz, 21. November. Die hiesige Lehrerschaft hat schon seit langem darüber geklagt, daß sie in den Gehaltsverhältnissen ganz beträchtlich hinter Dresden und Leipzig zurücksteht. Jetzt ist nun der Schulausschuh vom Rate beauftragt worden, eine Neuordnung der Gehaltsverhältnisse der Volks schullehrer in Erwägung zu ziehen und das Resul tat derselben dein Rate baldigst vorzulegen. Vor läufig ist eine Erhöhung des Anfangsgehalts der ständigen Volksschullehrer und -Lehrerinnen, sowie des Gehalts der Hülfslehrer nnd -Lehrerinnen ge nehmigt worden, zu welchem Zwecke 13000 Mark in den 1905er Haushaltplan eingestellt werden sollen. — Chemnitz, 21. Nov. Auf dem Wege ins Zuchthaus befindet sich die am 3. Juni 1888 in Oberlungwitz geborene Verkäuferin Minna Helene Weiß in Chemnitz, denn sie hatte sich trotz ihrer verschiedenen Vorstrafen wiederum vor der Straf kammer des hiesigen Landgerichts wegen Diebstahls zu verantworten. Man fand sie schuldig, am 11. Septeniber d. I. aus einer unverschlossenen Boden kammer der Logenstraße eine wollene Bluse, 20 Mk. Geld und ein Armband im Werte von 10 Mark, soivie ani 13. Oktober einer Arbeiterin ein Jackett im Werte von 10 Mk. und am nächsten Tage auf der Hainstraße einen Kleiderrock im Werte von 3 Mark gestohlen zu haben. Das diebische Frauen zimmer wurde diesmal unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft zu sechs Monaten Gefäng nis verurteilt. — Burgstädt, 21. Nvvember. Wegen Ver dachtes, einen Falscheid geschworen zu haben, sind hier vor einigen Tagen der Reisende Louis Mäckel und der Fuhrmann Beck verhaftet worden. Die Summe, nm derentwillen der Eid geleistet wurde, beträgt nur einige 20 Mark. — Hwitkan, 21. Novbr. Kaum aus dem Zuchthaus entlassen, vergriff sich der 33 Jahre alte, 21. November. Die E r - Petersburg, 21. November. Wie Kuropatkin dem Kaiser unter gestrigem Tage festgcstellt. Es haben gefunden. Tokio, 21. 'Nov. richten, die Japaner — Oelsnitz i. B., 21. November. Vom Diebe zum Selbstmörder geworden ist der aus Raschau stammende, im 14. Lebensjahre stehende Schulknabe Max Dürbeck. Er hatte einen größeren Geldbetrag gestohlen; als er sich entdeckt sah, rannte er ins Feld und tötete sich durch einen Teschinschuß ins Herz. — Leipzig, 22. November. Hier hat sich wieder eine Liebestragödie zugetragen. Gestern vormittag ^11 Uhr ist die Arbeiterin Ida Elsa Kolster, geboren ain 9. August 1884 in Dölitz, von ihrem Geliebten, dem Bauarbeiter Karl Arthur Friedrich Daberkow, geboren am 16. August 1872 in Joachimsthal, durch mehrere Schüsse aus einem Revolver getötet worden. Die Beiden hatten ein Verhältnis unterhalten, dem vor kurzem ein Kind entsprossen ist. Daberkow ist verheiratet und lebt von seiner Frau getrennt. Da an eine Vereinigung der Liebesleute nicht zu denken war, dürfte hierin der Grund zu der Tat zu suchen sein. Der Mörder hat sich dann in derselben Wohnung durch Erschießen entleibt. Das „Leipz. Tgbl." erhält noch folgende nähere Mitteilung: Es steht außer allein Zweifel, daß der Bauarbeiter Daberkow die Fabrikarbeiterin Kolster ohne deren Einwilligung erschossen hat. Soviel wir in Erfahrung gebracht haben, hat die Kolster früher dem Daberkow die Wirtschaft geführt, war aber im Laufe dieses Jahres in einer Schoko ladenfabrik tätig und wohnte während dieser Zeit nicht bei den Eltern. Sie wird von den Nachbarn als ein ruhiges, sehr hübsches brünettes Mädchen geschildert, das überall beliebt war. Daberkow wird als ein stattlicher, aber sehr aufgeregter Mann ge schildert, der auf seine Geliebte über alle Maßen eifersüchtig war, und in seiner Leidenschaft vor frem den Leuten seine Geliebte häufig des Umgangs mit einem Andern bezichtigte. Gestern vormittag erschien er nun vor der Tür der Kolster. Mit deni neun jährigen Bruder der Ermordeten, der ans der Schule kam, um sein Frühstück zu holen, gelaugte er in die Wohnung. Was sich da zugetragen hat, wird sich nie feststellen lassen. Die Hausbewohner in der dritten Etage hörten Schüsse fallen, sie eilten an die Saaltür, die aber verschlossen war. Sie vernahmen, wie ein Körper schwer gegen die Tür fiel und hörten die Kolster ängstlich: „Mutter, Mutter!" rufen. Darauf krachte wieder ein Schuß und schließlich noch einer in der Küche. Nach einer Viertelstunde erst erschien die Mutter der Kolster im 'Nachtgewand mit dem kläglich schreienden Kinde der Ermordeten auf dem 'Arni. Sie hatte so fest geschlafen, daß sie von den Schüssen gar nichts gehört halte und erst durch das Schreien des Kindes wach geworden war. Ihre Tochter lag zusammengekanert, mit dem Ge sicht ans der Diele, vor der Tür. Sie hat noch einige Minuten nach den rötlichen Schlissen gelebt, wenigstens haben die Nachbarn ihr Stöhnen gehört. Der Mörder hat vier Schüsse ans das Mädchen ab gegeben, die sie in Brust und Schläfe trafen. Mit einem wohlgezielten Schuß in die Brust machte er seinem Leben ein Ende. Leipzig, 21. 'Nov. Zivei bemerkenswerte Freisprechringen kamen beim hies. Schwurgericht zu stande. Angeklagt waren zwei Frauen, die eine, ihren Mann vorsätzlich so schwer verletzt zu haben, daß er starb, die andere den Tod ihres 2jährigcn Töchterchens dadurch verschuldet zu haben, daß sie es mit in das Wasser nahm, in dein sie sich vergeb lich zu ertränken versuchte. Jene, die Frau des Cnfewirts Andrä in Leipzig, wurde säst tagtäglich verbüßt. Nachdem er den Arbeitsverdienst, den er im Zuchthaus Waldheim ausgezahlt erhalten hatte, verbraucht hatte, beging Kämpfe neue Diebstähle. Am 29. September stahl er in Oberschindmaas dem Stellmacher Murmann ein Paar Stiefel. An dem selben Abende holte sich K. aus dem Schuppen des Ziegeleiarbeiters Thieme in Oberschindmaas einen Handivagen im Werte von etiva 50 Nik. Dieser sollte ihm zum Transport weiterer Diebesbeute dienen. In der nächsten Nacht begab er sich mit dem Wagen nach St. E g i d i e n, ivv er sich mit einer anderen noch nicht ermittelten Person in Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 22. 'November. Wettervoraussagedes Kgl.Sächs. Meteorologischen Instituts zu Chemnitz. Eill Gthmruüs dc i ^r)tkS Von E. Walsh. Autorisierte Uebersetzung aus dem Amerikanischen von M. Walter. Nachdruck verboien.) „Wie Sie wünschen, Charles! Wollen wir noch heute abend ein Experiment machen? Sie sind dann lmi so eher fertig." Godard willigte ein und wir in unserem Ver steck sahen voll Spannung zu, was der Arzt mit seinem Patienten vornahm. Letzterer hatte sich in den Sessel zurückgelehnt und die Augen halb ge schlossen. „Sehen Sie mich an, Charles!" befahl Wil mot mit eindringlicher Stimme, „lieberlassen Sie sich ganz meinem Einfluß und verhalten Sie sich so passiv wie möglich." Godard schaute träumerisch aus den Arzt, der ihn schars fixierte und seine Hände vor ihm hin und herbewegte. Er hypnotisierte ihn. Nach wenigen Minuten befand sich mein Herr in einem völlig hülflosen Zustande, gleich einen Automaten dem Willen des Doktors gehorchend. Wilmot lächelte zufrieden vor sich hin. „Nun, Charles," fragte er, „haben Sie noch irgend eine Erinnerung an die Vergangenheit?" „Nein." „Fühlen Sie sich matr und angegriffen?" „Es gehörte einem reichen alten Fuchs, einem gewissen Chalmers, der eine Menge wertvoller Sachen bei sich aufgestapelt hat. Dringen Sie in das Haus ein, nehmen Sie mit so viel Sie tragen können und bringen Sie mir alles. Dann gehen Sie in die Villa, vor der zwei Buchen stehen, be treten Sie das erste Zimmer rechts, ziehen Sie sich aus und legen Sie sich zu Bett. Sie werden bis zum Morgen schlafen und wenn Sie erwachen, nichts mehr von dem wissen, ivas Sie die Nacht getan haben." Godard nickte zustimmend. „Hier ist Ihr Revolver und eine Laterne," fuhr Wilmot fort, beides einem Geheimfach seines Schreibtisches entnehmend. „Seien Sie heute be sonders vorsichtig, denn das Haus ist gut bewacht: es ist ein Hund und ein Alarmsignal da. Geben Sie also acht, daß Sie nicht ertappt werden. Haben Sie alles verstanden?" „Ja, alles." Godard machte eine Bewegung, als wolle er den Revolver an sich nehmen: doch jetzt glanbte ich die Zeit gekommen, einzugreifen und so trat ich rasch aus dem Versteck heraus, mich init einein Griffe der Waffe bemächtigend. Bevor Wilmot sich von seiner Ileberraschung erholen konnte, hielt ich ihm meinen eigenen Revolver vor, während ich den anderen ani Godard richtete. „Sie sind mein Gefangener, Herr Doktor," sagte ich kaltblütig. „Versuchen Sie keinen Wider stand, sonst schieße ich Sie nieder." Der Entlarvte wechselte die Farbe, behielt aber seine volle Selbstbeherrschung. „Ich bin nicht allein," fuhr ich fort. „Das Haus ist umzingelt und ich habe Hülfe bei mir." Damit ließ ich Fräulein Harrison und Baljair vortreten. Wilmot stieß einen unterdrückten Fluch ans; er mochte einsehen, daß sein Spiel verloren, daß es nutzlos war, drei Zeugen gegenüber sein Verbrechen leugnen zu wollen. „Ich habe Sie von Anfang an für einen ver kleideten Detektiv gehalten," sagte er, mir einen bösen Blick zuwerfend. „Dann hätten Sie sich darnach richten sollen," gab Sie gleichgültig zurück. „'Nun, wir sind noch jung genug und werden uns schon »och einmal begegnen," erwiderte er in haßerfülltem Ton. Während der ganzen Zeit hatte Godard re gungslos dagestnnden: anßer Wilmot und mich schien er niemand zu bemerken. Selbst als Fräu lein Harrison zu ihm trat und mit den Worten: „Charles, Charles, erkennen Sie mich nicht?" seine Hand ergriff, starrte er sie mit leeren Blicken an. Erst nach einer Weile schien es in ihm zu dämmern. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirne und wie aus tiefem Schlaf erwachend mur ¬ melte er: „Wo bin ich? Ah, Edith — ich ja sehe — ich " Er schwankte und stürzte schwer zu Boden. Erschreckt kniete Fräulein Harrison neben ihm nieder. „Holen Sie schnell einen Arzr!" bat ich Bal- fair, der sich daraufhin eiligst entfernte. „Und Sie," wandte ich mich zu Wilmot, „geben Sie dem Manne, dessen Leben Sie fast vernichtet haben, wenigstens Ihren ärztlichen Beistand, bis ein anderer Arzl erscheint. So viel Menschlichkeit sollten Sie doch besitzen." Anfangs antwortete er nur mit einem ver ächtlichen Lächeln, dann aber schien er sich eines Besseren zu besinnen. „Für Charles will ich es tun — nicht für Sie," sagte er, füllte ein Glas mit Branntwein nnd flößte diesen dem noch immer Bewußtlosen ein. Seine plötzliche Bereitwilligkeit erschien mir verdächtig: wahrscheinlich hoffte er, einen Fluchtversuch machen zu können. Ich ver hinderte aber einen solchen, indem ich fortwährend meinen Revolver aus Wilmot gerichtet hielt. 'Nach einer halben Stunde kehrte Balsair in Begleitung eines Arztes und zweier Polizisten zu- riick. Die letzteren nahmen Wiunot in Haft, indes wir unsere ganze Aufmerksamkeit Godard zuwandren. Da er das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt hatte und dcr Arzt konstanerte, daß ein heftiges Fieber im Anzug sei, so war es nicht ratsam, ihn fvrtzubringen. Wir richteten uns daher in Wilmols Hanse ein, den Kranken aufs sorgfältigste pflegend. Sobald ich abkommen konnte, besuchte ich den Doktor im Gefängnis, wohin man ihn gebracht hatte. Ich fand ihn resigniert nnd bereit, ein Ge ständnis abzulegen. „Das Spiel ist doch verloren," sagte er gleich mütig, „so will ich wenigstens Charles Godard von allem Verdacht befreien. Er ist völlig schuldlos; was er tat, geschah willenlos — ohne Bewußtsein. Wir trafen uns zuerst in Paris vor ungefähr drei Jahren. Danials war der Hypnotismus ge rade aufgelommen lind infolgedessen Modesache Jeder sprach davon, jeder experimentierte damit. >ch auch, wobei ich entdeckte, daß ich große hypno tische Kraft besaß. Ta ich mehrere Jahre Medizin studiert hatte, interessierte mich diese Wissenschaft ganz besonders und ich beschäftigte mich viel mit ihr. Damals lernte ich Charles Godard kennen, mit deni ich mich befreundete. Er sprach mir von seiner Befürchtung, den Keim der Schwindsucht ron seinem, a» dieser Krankheit gestorbenen Vater geerbt zu haben. Aus diesem Grunde wage er nicht, das Mädchen, das er liebe, zu heiraten. Auf der Suche nach einem geeigneten Objekt für meine hypnotischen Versuche fand ich, daß Godard diesen Einflüssen sehr leicht zugänglich war. Um ihn dafür zu gewinnen, redete ich ihm vor, ich hätte ein Mittel gefunden, durch hypnotische Behandlung die Schwindsuchr im Keim zu ersticken. Er ivilligte sofort ein, sich zu diesen Experimenten herzugeben und ich konnte bald die seltsamsten Dinge mit ihm anstellen, ihn zugleich zwingend, alles, was er in diesem Zustand tat, nachher zn vergessen. Als er hierher zurückkehrte, begleitete ich ihn. Er setzte felsenfestes Vertrauen in mich und versprach mir eine hohe Belohnung, wenn ich ihn von der Schwindsuchtsanlage befreien würde. Damals hatte ich den besten Willen, ihm zu helfen, bis ich Fräu lein Harrison sah und erfuhr, welch fürstliches Ver mögen sie besaß. Von der Zeit an änderte sich meine ganze Natur. Ich beneidete Gvdard um seine glänzenden Aussichten, um die Liebe des schönen Mädchens. Warum konnte mir das nicht zu teil werden? Darüber uachgrübrlnd kam ich auf den Ge danken, mir möglichst rasch Reichtümer zu sammeln und dann selbst uni Fräulein Harrison zu werben. (Schluß folgt.»