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Erscheint jeden Wochentag aRnds für den folgenden Tag und 'ostet durch die Austräger Viv Quartal Mk. t,bü durch die Post Mk. 1,82 frei in's Haus, Anzeiger für Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dein Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hoßenstrin Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Hermsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhfchnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ allere Oonrernde-Verrwcrltungen den nnr liegenden Oelscl^aften. Nr. 262. Donnerstag, den 10. November 1904, 54. Jahrgang. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Tapezierers und Möbelhstndlers Karl Guido Langer in Hohenstein-Ernstthal ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf deu 3. Dezember 1904, Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst anberaumt. Hohenftein-Ernstthal, den 8. November 1904. Der Gerichtsschreiber des Königliche« Amtsgerichts. Auf Blatt 337 des Handelsregisters für die Stadt ist heute die Firma Herman« Uhlig in Hohenstein-Ernstthal und als deren Inhaber der Konditor Karl Hermann Uhlig daselbst ein getragen worden. Hohenstein-Ernstthal, am 8. November 1904. «ö»i,Nches Amtsgericht. Donnerstag, dm 10. November 1904 «MMags Z ühr kommen im Versteigerungsraume des hiesigen Königlichen Amtsgerichts 1 Regnlatoruhr, 2 große Wandbilder, 1 vollständig nener Herren-Anzug und versch. andere gegen sofortige Bar zahlung meistbietend zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher des Königliche« Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Welkest in Mklistein - lrnsttlwi am 24. Sonntag nach Trin., den 13. November, Nachm. 5 Uhr: Gottesdienst in St. Christophori. Festprediger: Herr Pastor Kirbach- Wüstenbrand. Abends 7 Uhr: Nachversammlung im Gewerbehause. Vortrag vom Herrn ?. Watlig- Dresden, Sekretär der sächs. Hauptbibelgesellschaft, über die Jubelfeier der brit. und ausl. Bibelgesellschaft. — Andere Ansprachen. Zu zahlreichen. Besuche ladet herzlich ein der Kirchenvorstand zu St. Christophori. Aus dem Reiche. Zn den Wiener Handelsvertragsverhand- lnngen. In freisinnigen Blättern tauchen noch immer Meldungen auf, die das Zustandekommen des deutsch-österreichischen Handelsvertrags als fraglich bezeichnen und behaupten, die Wiener Verhandlungen rückten absolut nicht von der Stelle. Welchen Wert diese Flaumacherei hat, kann man ja leicht beur teilen, wenn man sich der düsteren Prophezeiungen erinnert, mit denen die linksliberale Presse der Re gierung von Anbeginn an ihre diplomatische Auf gabe zu erschweren versucht hat. Bekanntlich er klärte sie es für ausgeschlossen, daß man auf Grund dieses Zolltarifs überhaupt zu irgendwelchen Ver tragsabschlüssen gelange. Die Ereignisse haben diese Prophezeiung für eine Reihe von Staaten bündig dementiert. Auch hinsichtlich des Vertrages mit Oesterreich-Ungarn wird heute aus unanfechtbarer Quelle mitgeteilt, daß man in maßgebenden Kreisen schon jetzt mit voller Bestimmtheit darauf rechnet, daß die Reise des Grafen Posadowsky zu dem ge wünschten Erfolge führen wird. Deutschland und Rußland. Eine Reihe ausländischer Blätter, die gewohn heitsmäßig alle Zwischenfälle der internationalen Politik zu Hetzereien gegen Deutschland mißbrauchen, haben diejüngsten Vorkommnisse in der Nordsee mit Warnungen in Zu sammenhang gebracht, die von deutscher Seite an die russische Regierung oder die russische Admirali tät ergangen seien. Das ganze Gerede — so mel det heute im offiziellen Auftrage die „Nordd. Allg. Ztg." — ist grundlos. Von deutscher Seite sind keine Warnungen erteilt, auch verdächtige Wahrnehmungen, daß Anschläge durch Minen, Tor pedos oder dergleichen gegen die russische Ostsee flotte geplant wären, nicht gemacht worden. Wir wissen nicht, ob etwa von einer anderen Seite War nungen ausgegangen sind, und welche Bedeutung ihnen für die Beurteilung des Zwischenfalles von Hull beizulegen ist. Uns kann es recht sein, wenn die demnächst zusammentretende internationale Un tersuchungskommission die Aufklärung dieses Punktes als einen Teil ihrer Aufgabe ausehen würde. Dir „Lonntag"-Affäre geht ihrer Lösung entgegen. Offiziös wird heute dazu verkünden „Der Führer des Fischdampfers „Sonntag" gab über das Zusammentreffen eines Schiffes mit den russischen Kriegsschiffen in der Nordsee am 21. Oktober vor dem Hafen meister in Geestemünde am 27. Oktober eine Er klärung zu Protokoll, worin über die Beschieß ung des Dampfers „Sonntag" nähere Angaben enthalten sind. Diese Erklärung ist gleichzeitig mit dem Anträge der Reederei des Schiffes auf Ersatz des ihr erwachsenen, dem Betrage nach noch festzu stellenden Schadens am 30. Oktober dem Aus wärtigen Amt von dem Regierungspräsidenten in Stade zugegangen. Am 2. November wurde der Vorfall bei der Kaiserlich russischen Regierung zur Sprache gebracht. Sie sagte bereitwillig die sofortige Untersuchung des Geschehenen und vollen Schadenersatz zu." Zur Krage des Hochschulstudiums der Seminaristen äußerte sich kürzlich in einer Versammlung des Kon servativen Vereins zu D r e s d e n der Ministerial direktor im Kultusministerium, Geh. Rat Dr. W a e n t i g. In Verfolg seiner Aeußerungen schreibt der Herr Redner jetzt den „Dresd. Nachr.": „Von der Gefahr der Degradation der Universität durch die angestrebte allgemeine Zulassung der Volksschullehrer, d. i. der Abiturienten der Schullehrerseminare, zum Universitätssiudium habe ich nur in dem Sinne gesprochen, sprechen wollen und können, als das Abgangsexamen der Seminare nicht dem Maturitätsexamen der Gymnasien und Realgymnasien, sondern nur dem wissenschaftlichen Examen für den Einjährig-Freiwilligendienst rechtlich gleich zu stellen ist. Nun ist aber gerade in der neueren Zeit das Streben dahin gerichtet, die An forderungen an die Vorbildung der Studenten z u erhöhe n und das Maturitätsexamen als das unumgängliche Erfordernis für die Immatrikulation als Student und für die Zulassung zu den akade mischen Schlußpriifungen zu erklären. Man hat diese Forderung insbesondere neuerdings für das tierärztliche Studium und für das Studium an der Technischen Hochschule eingeführt und als die Vor bedingung zum Erwerbe aller akademischen Grade anerkannt. Wollte inan nun von dieser Regel wieder zu Gunsten der Abiturienten der Seminare eine Ausnahme machen, so würde dies in Kürze auch weitere Ausnahmen nach sich ziehen und inso fern würde die allgemeine Zulassung der Seminar - Abiturienten zum Universitätsstudium allerdings einen Rückschritt bedeuten. An dererseits enthält es keine U n b i l l i g ke i t, wenn auch von denen, die ihre Bildung auf einem Lehrerseminare erworben haben, das Bestehen der jenigen Prüfung verlangt wird, die sonst im allge meinen den Zugang zum Universitätsstudium er öffnet, nämlich des Maturitätsexaniens an einem Gymnasium, Realgymnasium oder einer neunklas- sigen Oberrealschule. Der von anderer Seite em pfohlene Ausweg, den Seminarkursus soweit zu ver längern und zu erweitern, daß die Abgangsprllfung des Schullehrerseminars als gleichwertig mit jenem Maturitätsexamen gelten könnte, ist schon deshalb zu verwerfen, weil er die Lehrerbildung wesent lich verteuern und den Zugang zuin Lehrer berufe erschweren würde, was gerade heute um so weniger an der Zeit wäre, als man über em pfindlichen Mangel an Lehrkräften zu klagen hat." Aus dem Auslande. Ermordung eines Deutschen in Afghanistan. In Pescha wur (Brit. Indien) verlautet, der Vorsteher der Waffenfabrik des Emirs von Kabul, Gotthold Fleischer, sei in Dakka von einem Offizier der Schutzwache erschossen wor den, welche ihn nach Indien geleiten sollte, wo er mit seiner Gattin zusammenzutreffen beabsichtigte. Fleischer war der einzige in Afghanistan lebende Europäer. Zum Prozeß d'Autriche wird aus Paris von gestern telegraphiert: „Die nationalistischen Blätter benutzen den Ausgang des Prozesses d'Autriche zu neuen Angriffengegen das K ri e g s m i n i ster i u m und den Kassations hof. Es sei jetzt klar, daß der ganze Prozeß jeder Grundlage entbehre und nur deshalb angestrengt wurden sei, weil man neue Tatsachen zur Revision des Dreyfus-Prozesses zu finden geglaubt habe. Es werde übrigens der Prozeß d'Autriche in der Kammer zur Sprache gebracht werden. — Die radikalen Blätter erheben gegen die Generale De- lannes und de laCroix, die durch ihre in der Voruntersuchung gemachtenZeugenaussagen die kriegs gerichtliche Verfolgung der vier Offiziere veranlaßt hätten, den Vorwurf, daß sie wahrscheinlich infolge der auf sie ausgeübten Beeinflussung im Prozesse selbst die ursprünglichen Erklärungen wesentlich ab geändert hätten. Es heißt, daß der dem Regierungs kommissar Oberstleutnant Rabier erteilte Befehl, die Anklage fallen zu lasse», von dem Militärgouverneur von Paris, Dessirier, ausgegangen sei. Boulangers Schwiegersohn, Driant, Major im 1. Jäger-Bataillon in Troyes, hielt an seine Mannschaft eine Ansprache, worin er u. a. sagte: „Einigkeit ist uns in unseren schmerzlichen Prüfungen nötiger als je. Sie wissen, daß sich zwischen uns Angeberei eingeschlichen hat. Kameraden haben dar unter gelitten. Andere — ich begreife nicht, wie sie sich unter uns finden konnten — haben daraus Nutzen gezogen. Leute, die unsere Uniform tragen, haben sie in eine Livree der Feigheit umgewandelt. Denn Angeberei ist die schändlichste Feigheit. Das ertrage, wer da will. Ich schätze, daß es Augen blicke gibt, wo auch das Schweigen zur Feigheit wird. Wenn in unserem Bataillon ein Angeber unter der Maske eines Kameraden vorhanden ist, so ohrfeige ich ihn hiermit mit der Verachtung seines Bataillonführers." Von der amerikanischen Vaumwoll- fabrikation. Aus Fallriver (Massachusetts) wird vom 8. ds. M. gemeldet: „Die hiesigen Baumwoll - fabrikanten, deren Betriebe seit dem im Juli dieses Jahres infolge einer 12'/z prozentigen Lohnherabsetzung ausgebrochenen Ausstand von ! 25000 Arbeitern geruht haben, beschlossen heute, die Fabriken für diejenigen Arbeiter, welche die Herab- setzung jetzt annehmen, wieder zu öffnen. Der Beschluß der Arbeiter, sie bis zum Abschluß des Einigungsverfahrens einzustellen, wurde abge lehnt." Z« dr« Tumulten in Innsbruck. Die Erregung über die Straßenkämpfe in Innsbruck ist in der deutschen Bevölkerung Oesterreichs fortdauernd im Steigen begriffen. Noch scheint die Regierung keinen Weg gefunden zu haben, der aus den Wirrnissen der gegenwärtigen Lage herausführen könnte,- der Erkenntnis aber, daß das vergossene Blut durch die Bestrafuug der un mittelbar an dem Krawall beteiligten Italiener allein nicht gesühnt werden kann, wird sich Herr von Körber kaum verschließen. Die deutschen Par teien werden darauf bestehen, daß ihnen politische Garantien gegen die Wiederkehr derartiger Aus schreitungen gegeben werden, und ehe dieser Forde rung nicht Genüge getan ist, wird auch nur der äußere Parteifrieden nicht zurückkehren. Von der gegenwärtigen Lage berichten folgende Telegramme: Wie«, 8. November. Der gestrige Tag ist in Innsbruck ruhig verlaufen. Um so größer ist die Erregung, die aus den Kundgebungen widerhallt, wie sie in zahlreichen Orten Deutsch-Oesterreichs be schlossen wurden. Gemeindevertretungen, Landes ausschüsse, die Studenten von Universitäten, Berg akademien und technischen Hochschulen sandten Kundgebungen an den Bürgermeister und die deutsche Universität Innsbrucks, in denen der Ent rüstung über die Vorgänge in Innsbruck in den heftigsten Worten Ausdruck gegeben wird. Solche Kundgebungen sind in Krems, Linz, Salzburg, Graz, Leoben, Bozen, Eger, Brünn, Wien beschlossen und abgeschickt worden. Dagegen sandten Prag und Triest Sympathiekundgebungen an die italienischen Studenten. Aus Prag telegraphiert der Abgeord neten Baxa namens der tschechisch-radikalen Partei folgendes: „Wir sprechen Ihnen im Kampfe gegen den gemeinsamen Feind unsere Sympathie aus uud verurteilen die deutsche Unverträglichkeit". Aus Triest wurde dem Innsbrucker Landesgericht der Fond des italienischen Unterstützungsvereins zur Verfügung ge stellt zur Verbesserung der Verpflegung der Inhaf tierten. Es sind dies 135 an der Zahl, da zwei entlassen wurden. Alles Oesterreicher, kein einziger Italiener aus dem Königreich. Sie singen im Ge fängnis Garibaldilieder. Wie«, 8. November. In der heutigen Sitz ung des Landtages ergriff Landmarschall Schmoll vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort und sprach den unschuldigen Opfern der tief bedauerlichen Vorgänge inInnsbruck die wärmste Sympathie aus; er sei überzeugt, daß sämtliche Mit glieder des Hauses alle Bestrebungen unterstützen werden, um den deutschen Charakter Innsbrucks für immer zu sichern. In dieser Beziehung seien sie mit sämtlichen Volksgenossen einig. (Lebhafter Beifall.) Wie«, 8. November. Der Rektor der Universität hat eine Kundgebung an die Studenten gerichtet, in der er und die Dekane ihr tief st es Bedauern über die Teilnahme von Wiener Studenten italienischer Nationalität an den Vorgängen in Innsbruck aussprechcn. Innsbruck, 8. November. In der ver gangenen Nacht wurden zwei Deutsche von Italienern mit Mess ern angegriffen und verletzt. — Der Senat der Universität hat beschlossen, an den Unterrichtsminister eine Eingabe zu richten, in welcher dem Wunsche Ausdruck gegeben werden soll, daß die provisorische italienische Fakultät ihre Tätigkeit in Innsbruck nicht wieder aufnehmen möge, weil ihr Zusammenhang mit der Universität eine ständige Gefährdung dieser bedeute. Innsbruck, 8. November. Der Unterjäger Luigi Mattio aus Borgo hat gestanden, Pezzey erstochen zu haben. Er hatte sein Bajonett und den Tornister im Strohsack versteckt. Er soll mit den Rufen: „Avanti! Uorciü" vorgegangen sein. Nach