Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 25.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190410257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19041025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19041025
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-10
- Tag 1904-10-25
-
Monat
1904-10
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 25.10.1904
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beifall.) Nach dem Ministerpräsidenten Combes nimmt Ribot das Wort und sagt: Die Vorgänger Combes' haben diese Frage mit Vornehmheit be handelt. Combes dagegen hat von heiligen Dingen mit Leichtfertigkeit gesprochen; er ist ein Theologe, welcher sich in die Politik verirrt hat. Als Redner dann das Verhalten Bourgeois' demjenigen Combes' gegenüberstellt, ruft Combes: „Wenn Sie glauben, mich in Gegensatz zu Bourgeois bringen zu können, so verschwenden Sie Zeit und Mühe vergebens!" Ribot entgegnet: „Man kann doch seine Meinung frei aussprechen." Combes ruft: „Frei, aber nicht frech!" Ribot verläßt sofort die Tri büne unter wiederholtem Beifall der Rechten und des Zentrums und großer Erregung des Hauses. Combes will sich äußern, die Rechte und das Zentrum übertönen seine Stimme. Combes begibt sich zum Präsidenten und spricht mit ihn,. Dieser teilt mit, der Ministerpräsident nehme seine Worte zurück. Ribot betritt hierauf unter dem Beifall der Rechten die Tribüne und schließt seine lange Rede: Ich und meine Freunde sind gegen die Trennung von Kirche und Staat. Nicht im Kampfe mit der Kirche darf die Trennung voll zogen werden. Es handelt sich um eine Umwälzung, die nur im Einvernehmen mit den Katholiken durch geführt werden darf. Wir können uns der Politik der Regierung nicht anschließen. Niemals werden meine Freunde und ich eine °olche Verantwortlichkeit übernehmen. (Beifall auf der Rechten und im Zentrum.) Die Diskussion wird hierauf geschlossen, und es werden mehrere Tagesordnungen eingebracht. Combes stellt die V er t r aue n sf rag e zu einer von Bienvenu Martin (radikalen Republikaner) einge brachten Tagesordnung, in der die Erklärungen der Regierung gebilligt werden. Diese Tagesordnung wird mit 325 gegen 237 Stimmen unter dem Beifall der Linken angenommen und sodann die Sitzung geschlossen. Zum Aufstand in Kiidwestafrika. Ueber ein erfolgreiches Gefecht, das ein Teil unserer südwestafrikanischen Schutztruppe gegen den Rebellenführer Morenga zu bestehen hatte, erstattet ein vom Generalkonsulat in Kapstadt gestern in Berlin eingegangenes Telegramm folgende Meldung: Die Kompagnie Wehle wurde am 5. d. N im Lager Sturmacswerft beim Wasserfall (Hurub) bei Tagesanbruch durch Morenga mit 150 Ge wehren angegriffen. Der Feind wurde in die Karrasberge z u r ü ck g e w v r f e n, die Verfolgung war aber ohne Verstärkung unmöglich. Der Feind hat 11 Tote zurückgelassen, sein Verlust ist aber zweifellos erheblich stärker. Major v. Lengerkc beabsichtigt, vorläufig im Warmbad und Sand- fontein zu bleiben. lieber neue Verluste im Kampfe gegen die Herero sowie durch die ungeschwächt fvrtwütende Typhusseuche wird amtlich berichtet: Im Gefecht am 15. Oktober bei Osowandime sind ge fallen: Reiter Gottfried Würg ans Krnne bei Schockwitz, früher Husaren-Regimeut Nr. Ust ver wundet Unteroffizier Karl Sch m ar so w aus Bützow (Mecklenburg), früher Ulanen-Regiment Nr. 11, Schuß in die rechte Schulter und Streifschuß ins Kinn; Reiter Karl Peter aus Frankfurt a. O., früher Infanterie-Regiment Nr. 59 (Weichteilschuß in den rechten Oberarm); Reiter Gottlob Häußer aus Fißlerhof (Württemberg), früher 'Artillerie- Regiment Nr. 65 (Fleischschuß in den rechten Ober schenkel); ini Lazarett Otjimbinde an Typhus ge storben am 17. d. M.: Gefreiter Ernst Franke, 2. Kompagnie, Regiment 2, geboren 6. Juni 1882 in Menden. An Typhus sind ferner gestorben: Gefreiter Alwin Knnze, früher Artillerie-Regiment Nr. 10, geboren am 13. Mai 1882 zu Bautzen in Sachsen, am 16. Oktober im Lazarett Epukiro: Unteroffizier Erich Waldemar Raddatz, 2. Kom pagnie, 2. Feldartillerie-Regiment, geboren 27. Juli 1879 zu Friedeberg, Kreis Schubin, früher Dragoner Regiment Nr. 13, am 21. d. M. im Lazarett Oka- handja: Reiter Friedrich Robert Esser I, 2. Feld regiment, geboren 14. Nov. 1882 in Offenbach a. M., früher Infanterie-Regiment Nr. 117, am 21. d. M. im Lazarett Otjosvndu. Der Keetmanshovper Distriktshauplmann von Burgsdorff, an den Hendrik Witboi seine Kriegserklärung richtete, mar nach deren Empfang allein und unbewaffnet zu Hendrik Witboi geritten, um diesen von seinem Vorhaben abzu bringen. Seitdem fehlt jede 'Nachricht von ihm, uud es muß leider angenommen werden, daß er als Geißel im feindlichen Lager zn rück behalten wird. Heute (Montag) nachmittag ging uns noch fol gende amtliche Meldung aus Berlin zu: Nach mehreren kurz nach einander eingegangenen Meldungen des Gouverneurs Leut wein aus Rehoboth sind die Bastards treu, Gibevn und Umgegend seitdem 16. Oktober vom Feind frei. Dieser sammelt sich hauptsächlich bei Marienthal. Geitsabis ist stark vom Feinde besetzt. Die Station Pfoote, deren Besatzung sich nach Dassiefontein zurückgezogen har, ist zerstört. Die Besatzung von Falkenhorst befindet sich in Gibeon. Die Gochasleute sind aufständisch. Die Feldschuhträger und Bersa- baner sind noch ruhig. Der Kapitän der letzteren hat Witbois Brief dem Bezirksamtmann übergeben und um deutsche Soldaten gebeten. Unruhig sind die Bethanier und Warmbadleute. Als sicher tot gemeldet werden Bezirkshauplmann von Burgs dorff, 2 Unteroffiziere, der Missivnslechniker Holz apfel, 4 Farmer und 10 Buren. Das Gefecht am Waterbera. Von dem Gefecht am Waterbcrg kommen nun Einzelheiten zur Kenntnis, die dentlich zeigen,l welchen hartnäckigen Gegner unsere Truppe zu be i kämpfen hatte, und wie unrichtig es ist, wenn mach sich ihn in der Heimat als einen großen Haufen regellos darauf stürmender Wilden darstellt, der ' mmengeschossen wird"! Im Gegenteil! und diszipliniert verfuhren die Auf- tändischen; einige ihrer Führer, allen voran der alte Kajata, entwickelten nicht gewöhnliche strate gische Kenntnisse und verstanden es sehr gut, ihre Schaaren, den Geländeverhältnissen unpassend, so um Angriff zu führen, daß es der höchsten An- trengung unserer Soldaten, der ganzen Entwicklung unserer modernsten Geschütze, Maschinengewehre in Verbindung mit der Anwendung von Helio- und Telegraphen, Funkentelegraphen und Fesselballons bedurfte, um den vorzüglich verschanzten, in schier undurchdringlichen Buschwäldern lauernden Hereros beizukommen. Sogar das zarte Geschlecht kämpft bei den Hereros aktiv mit, indem die Weiber, heulend wie Besessene, hinter der Front die Männer zum Vorgehen anfeuern uud mit ihren langen und chweren Kopf-Kirris die etwa Zögernden unbarm- )erzig schlagen! Wer einmal aus den Kehlen von ein paar Hundert wütender Herero-Weiber das mit Aufstampfen der Füße und taktmäßigem Klatschen beider Hände begleitete Brüllen: „mdu! — mbu!" gehört hat, vergißt es nicht wieder; und wer ein mal die schwarzen, meist nackten Teufel, schäumenden Mundes, stieren Auges, mit wahnsinnigem Schreien, waffenschwingend heranrasen sah, wird zugeben müssen, daß ihnen ruhig entgegenzusehen etwas ist, was starke Nerven verlangt. Wie gut die Hereros wissen, daß eine Truppe nur unter der Führung umsichtiger, tapferer Offiziere den Sieg erringen kann, erhellt aus der Neigung, gerade auf die Offiziere in erster Linie zu feuern: so drangen auch am Waterberg die feindlichen Abteilungen unausgesetzt auf General von Trotha und seinen Stab ein und nötigten diesen zum persönlichen Eingreifen in das Gefecht; nicht minder galt ihr Feuern der Be spannung der Maschinengewehre und Geschütze, die sie wohl zu erlangen hofften, wenn die Zugtiere tot wären. — Wie schon 1896, so auch in diesem Aufstande ist die Tatsache festgestellt, daß hinter jedem gewehrtrügcnden Herero-Krieger 3 bis 4 Kirri- träger laufen : fällt der Schütze, so ergreift der nächststehende das Gewehr und den Patronengurt des Gefallenen und feuert weiter. Von unseren Verwundeten und Toten versuchen die Hereros ebenso Gewehr und Patronen zu rauben, wenn sie nahe genug herankommen können, ebenso deren Kleider: daß mit den Verwundeten dann kurzer Prozeß gemacht wird, ist eine bekannte Sache. Mitleid kennt der Eingeborene nicht. Gin englisches Märchen. Nach einem „Herald"-Tetegramm veröffentlichen Londoner Blätter allen Ernstes aus Kapstadt das Märchen, die deutsche Regierung habe den früheren Burenführcrn Dew et, Botha usw. den Vorschlag gemacht, bei der Niederwerfung des Hcreroaufstandes mitzuwirken. Es soll ihnen er laubt worden sein, eigene Bataillone zu führen. Jeder Bur, der an dem Feldzug teilnimmt, werde später Ländereien zur Anlegung einer Farm er halten. Diese Londoner Utopisten scheinen von der deutschen Kvlonialpolitik eine etwas überspannte Meinung zu haben. Verbot der Verichterstattung. Der „Reiu.-Westfäl. Zeitung" ist von ver schiedenen Offizieren mitgeteilt worden, es sei vor kurzem unter hoher Strafandrohung der Schutztruppe verboten worden, irgend etwas über den Feldzug zu veröffentlichen. Das Blatt schreibt darüber mit nnr allzu berechtigter Deutlichkeit: Wir bedauern den Befehl des Haupt,markier» lebhaft uud richten an die maßgebende Zielte im Reiche die Aufforde rung, ihn r n ck g ii n g i g z n m a ch e n. Sollte dies aber nicht geicbeheu. dann erwarten wir, daß iich rationale Abge ordnete der Sache im Reichstage annehmen. Teun das deutsche Bolt, das jo viel Blut und Geld in Südwestasrika opfert, Hal ein gutes Recht, ausführlich über alle Vorgänge auf dem .itrugsjchatiplaße unterrichtet zu werden. Man sollte deshalb die private Berichterstattung wieder vollständig frei geben nnd zugleich für eine schnellere, aussührlicherc amtliche sorg n. Zwei Gründe führt die Zeitung an, die lleber- zeuguug, daß die Kriegsleituug die breiteste Oeffentlichkeit nicht zu scheuen hat, nnd die Not wendigkeit, das deutsche Volk über koloniale Vor gänge besser zn unterrichten, es zu reiferein Urteil zn erziehen; jeder dieser Gründe hätte allein genügt. Auf dem »nandfchurischen Kriegsschauplätze hat sich nichts 'Neues von Bedeutung ereignet. Wir geben in Nachstehendem das Wichtigste der vor liegenden Meldungen: Petersburg, 22. Oktober. Aus Mnkden wird gemeldet: Am 20. Oktober griffen die Japaner bei einer Rekognoszierung drei Kompagnien des russischen 35. Regiments an. Der Kampf war blutig: die Russen richteten ein mörderisches Feuer gegen die Japaner, woraus letztere in Unord nung znrückwichen. Die Russen verfolgten sie und erbeuteten dabei eine Menge Patronen, Werkzeuge und Konserven sowie ein Geschütz. Es wütete s ch w eres U nwet 1 er ; viele Japaner kamen durch die Kälte um. Am 21. Oktober stieß eine russische Knndschaftertruppe auf zwölf erstarrte I apane r. Kosaken brachten sie in das russische Lager, wo sie erwärmt, gespeist und dann als Ge fangene weiter befördert wurden. Petersburg, 22. Oktober. Nach Privattele- grammen aus M ukden überschritten die rus sischen V v r h u t t r u p p e n den Schahv, rückten allmählich vor und nahmen die von den Japanern unter dem Drucke der russischen Truppen verlassenen Positionen ein. Die Stimmung der Truppen ist durch die Erfolge und den Vorwärts- marsch nnd ungeachtet starker Morgenfröste vorzüg- ich. Augenscheinlich rücken die japanischen Truppen nicht weiter vor. Die Japaner errichten in aller Eile Befestigungen nach rückwärts und Nachhut positionen. Paris, 22. Oktober. Aus Kuropatkins Hauptquartier liegt folgender Bericht eines Offi ziers des 36. Regiments über das in der Nacht vom 16. ds. Mts. durchgeführte Ueberraschungs- manöv er gegen die am Fuße des bewaldeten Hügels aufgestellte japanische Artillerie vor: In zwei Kolonnen näherte sich, während die Auf merksamkeit des Feindes auf den Frontangriff der Abteilungen unserer sibirischen Regimenter gelenkt war, ohne Lärm das 36. Regiment den offenen apanischen Trancheen. Wir konnten unbemerkt bis auf 30 Meter anschleichen, so musterhaft ivar die Marschdisziplin. Auf das Hurrah unseres Komman danten wurde mit Bajonetten losgestiirmt. Als erster fiel der japanische Major, der nicht einmal Zeit hatte, den Säbel zu ziehen. Ringsum gab es Leichen; es entstand ein wirrer Knäuel japanischer Offiziere und Mannschaften; alle wurden nieder gestoßen. Dreizehn Kanonen wurden unter Hurrah- rufen fortgeschleppt. Diese Trophäen umgeben heute kuropatkins Hauptquartier. Tokio, 22. Oktober. Die Heere Kuropat kins und Oyamas stehen sich noch immer Froüt gegen Front gegenüber, ohne daß einer von beiden zum Angriff übergeht. Ein Bericht aus >em japanischen Hauptquartier in der Mandschurei, der gestern hier einging, meldet, daß dein Vernehmen nach die Russen eine große Truppenmacht gegen das japanische rechte Heer zusammenzögen. 2 Bataillone russischer Infanterie ständen bei Kaokivanchai. Es verlaute ferner, daß sich 20000 Russen bei Kaotai- lin sammelten. Der Feind beschießt, heißt es in dem Bericht weiter, von Zeit zu Zeit die mittlere und die linke Armee zum Teil aus 15 «w-Mörsern. Der bei Sufangtai stehende Feind begann am Nach mittag des 20. die Station Schahe zu beschießen. Die Japaner erbeuteten in der Nacht des 20. bei Changliangpao 120 Gewehre. Mukben, 23. Oktober. Die Japaner scheinen sich von Schahe zurückziehen zu wollen. Sie haben den Bahnhof von Schahe geräuint und er widern das Feuer der Russen wenig. Die russischen Belagerungsgeschütze sind in Tätigkeit getreten. London. 23. Oktober. Der Korrespondent des „Reuterschen Bureaus" bei der östlichen Armee der Russen meldet aus Shenking vom 22. Oktober: Beide Heere bleiben in» wesentlichen untätig. Die Russen haben Tanupudza wieder genommen. Die Japaner haben eine Stellung auf der Hochebene, die nach dem Schahv zu abfällt, inne. Fortwährend finden Vorpostenge fechte statt. Man hört zerstreutes Gewehrfeuer, und von Zeit zu Zeit be schießen sich einzelne Batterien. General Misch- tschcnko hat im Westen am 20. Oktober ein heftiges Gefecht gehabt. Die Russen machen in dieser Richtung Fortschritte und es verlautet, japa nische Geschütze seien genommen worden. Es sind Anzeichen vorhanden von einer baldigen Wieder eröffnung der Feindseligkeiten, da die Russen augen scheinlich beabsichtigen, zuin 'Angriff überzugehen. Das Wetter ist kalt. Nach annähernder Schätzung belaufen sich die Gesamtverluste der Russen in der letzten Schlacht auf 45000 Mann, darunter 10000 Tate. — Demselben Bureau wird von' der Armee des Generals Oku vom 19. d. M. gemeldet: Die Russen bleiben immer noch in der Offensive. Ihre Angriffe sind aber mit großen Verlusten zurückge wiesen »vvrden. Okus Verluste werden bisher auf 5100 Mann, wovon die meisten verwundet sind, geschätzt. Die Gesamtverluste der Russen in den Kämpfen mit Okus Armee kommen fast einem Armeekorps gleich. Petersburg, 23. Oktober. Ein Telegramm von General Ssacharow an den Generalstab mel det unter dem gestrigen Datum: Heute haben bei der ersten Mandschurei-Armee keine Z u s a m m e n- stöße mit dem Feind stattgefunden. Einzelne Schüsse wurden im Laufe des Tages gewechselt. Unsere Batterien beschossen den von den Japanern besetzten Teil des Dorfes Linschinpu, die Station Schahe und das Dorf Lamutun. Der Feind beschoß den von uns eingenommenen Teil des Dorfes Lin schinpu und das Dorf Sahehu. Vom paltischen Geschwader. Dover, 23. Oktober. Das russische Baltische Geschwader hat 1 Uhr nachmittags Dover passiert. Vherbourg, 23. Oktober. Das russische Transportschiff „Korea", sowie die Torpedoboote „Blestjaschtschi", „Brauch" und „Besupretschny", die zur Flotte des Stillen Ozeans gehören, sind hier eingetroffen und werden nach Erneuerung ihrer Vorräte an Kohlen und Wasser wieder in See gehen. Eherbourg, 24. Oktober. Weitere 4 rus s i- sche Torpedoboote, begleitet von dem Kohlen transportdampfer „Kitay" sind hier eingetroffen und haben Kohlen genommen. London, 23. Oktober. Einer Lloydmeldung zufolge passierten 4 russische Torpedoboote um I'/., Uhr nachmittags St. Katherines Point aus der Fahrt nach Osten. Um .5 Uhr 40 Minuten nachmittags fuhren 11 russische Schiffe, nach Westen steuernd, bei Dungeneß vorbei. Eine weitere Lloydmeldung aus St. Katherines Point besagt, daß die rassische Flotille nm 5 Uhr 47 Minuten nach mittags dort passierte. London, 23. Oktober. Ein Telegramm aus Hull meldet, die r u s s i s ch e O st s e e f l v t t e habe zwei Fischerboote aus Hull augeraunt und zum Sinken gebracht. Achtzehn Fischer seien ertränke n. Es verlaute, das russische Geschwader habe auf die Fischerflotte gefene r t. Ein englischer Kapitän sei getötet worden. London, 24. Oktober. Die Anwälte der Reeder von 50 Fischerbooten aus Hull haben das Auswärtige Amt und die Admiralität von den Angrifs des baltischen Ge schwaders in Kenntnis gesetzt. Die erste Ab teilung der russischen Flotte passierte die Fischer boote un» Mitternacht vom 21. zum 22. Oktober.: Der Rest des Geschwaders, welcher später folgte/ richtete Scheinwerfer ans die englische Fischerflotte und eröffnete zugleich ein Feuer. Das Boot „Crena" wurde zum Sinken gebracht. Die Leichen des Kapitäns und des ersten Offiziers welch letzterem der Kopf weggerissen worden ist wurden geborgen und nach Hull gebracht. Air Bord der englischen Schiffe befanden sich noch meh rere Verwundete. Die Boote „Moulmein" und „Mino" kamen durch das Feuer der Russen chwer beschädigt in Hull an. „Mino" hatte 16 Lecke. Man befürchtet, daß noch ein weiteres Fischerboot mit der Mannschaft gesunken ist. Vigo, 23. Oktober. Die deutschen Dampfer „Pallas", „Arkadia", „Elisabeth" und „Marie", welche mit Kohlen beladen sind, ankern im hiesigen Hafen. Das baltische Geschwader ivird rn dieser Woche hier erwartet. Mne Aeutzerung der Hamburg-Amerika» Linie. Die Direktion der „Hamburg-Amerika-Linie" chickt den Hamburger Blättern eine sehr lange Note zur Abwehr der böswilligen Meldungen über deutsche Lieferungen an Rußland, womit die englische Presse aufzuwarten gewohnt sei. Wenn zum Beispiel englische Lügenberichte eben noch da von sprachen, daß eine deutsche Reederei nicht weniger als 40 Schiffe an Rußland verkauft habe, die zu Kriegszivecken eingerichtet werden sollten, so weißt die Hamburger Direktion darauf hin, daß den von deutschen Reedereien an Rußland verkauften 5 nordatlantischen Danrpfern nicht nur ähnliche Ver käufe Englands an Rußland gegenüberstehen, sondern daß England außerdem in ehr als 30 Schiffe an die Japaner verkauft hat. England liefert für Japan fast alles Kriegsmaterial, welches inan im apanischen Lande nicht selbst fabrizieren kann. Nur diejenigen Orders, die inan in England nicht oder nicht so gut unterbringen konnte, sind von den Japanern nach Amerika und Deutschland gegeben. Die Liebe für die Engländer geht dabei japanischer- seits so weit, daß ein deutsches Werk, welches einen nach vielen Millionen zählenden Auftrag für gewisse Spezialartikel erhalten hat, die in England nicht so gilt zu haben sind, gleichzeitig die Weisung erhielt, diese viele Schiffsladungen darstellenden Sendungen nicht etiva von Hamburg oder Bremen aus zu verschiffen, sondern sie nach London zur Verladung nach Japan zu schicken. Am wichtigsten ist aus der direktorialen Erklärung der Passus: Es ist erinnerlich, daß, als vor einigen Monaten Rußland durch die Kreuzer der Freiwilligen Flotte plötzlich deutsche und englische Handclsschisfe anhalten ließ, d e englischen Reedereien sofort crk arten, daß sie angesichts der Gefahr die Fahrt nach Japan ans geben müßten, während die dentschen Reedereien ihr Geschäft ruhig fortjetzten. Tie Er klärung dieser Ungleichheit liegt aus der Hand. Die Engländer unterhielten einen so großen Transport in Konterbande, daß sie nicht fortlaufenden Revisionen sich unterwerfen tonnten, während die deutschen Reedereien diese Nachsuchungen nicht zu fürchten hatten. Daß die Engländer, wo die Handelsiweresscn in Frage kommen, aber durchaus nicht parteiisch sind, hat die erst vor einigen Tagen erfolgte Beschlagnahme e nes englischen .Handelsdampfers durch die Japan r bewiesen, welcher ver suchte, die Blockade vor Port Arthur zu brechen, um den Russen Proviant nnd Mnniti n zuznführen. Zuletzt ivird konstatiert, daß für die Versorgung der baltischen Flotte mit Kohlen zwar zum über wiegenden Teile England der Kvhleulieserant ist, daß aber sür Äen Transport dieser Kohlen der Löwen anteil in der Stellung der Transportfahrzeuge der deutschen Flagge zugefalleu ist, und neben der Ham burg-Amerika-Linie der dentschen Ostsee-Reederei, welche unter der englischen Konkurrenz seit Jahren schwer zu leiden hatte, einige Beschäftigung brachte. Die Fleischlieferungen an die baltische Flotte find gänzlich den englischen Unternehmern anheimgefallen. London, 24. Oktober. Dem „Daily Tele graph" ivird aus Shan g h a i von heute tele graphiert : Die politische K o n st e l l a t i o n in Chin a ist zurzeit sch l i m m e r als im Jahre 1900. Die weitverbreitete Agitation geheimer Ge sellschaften zeigt ein höchst gefährliches Wiederauf leben der fremdenfeindlichen Stimmung im Volke, unddie Agitation ist nicht durchweg eine chinesische. Britische Offiziere, die von einer Bevbachtungsreise hierher zurückgekehrt sind, berichten, starke Abteilungen wvhlnusgerüsteter Truppen würden in vielen Be zirken der südlichen mittleren und nördlichen Pro vinzen von geübten Offizieren ausgebildet, die nicht alle Chinesen seien. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 24 Oktober 1904. Wettervoraussagedes Kgl.Sächs.Meteorologischen Instituts zu Chemnitz. Für Dienstag: Trockenes, wenn auch mehr oder weniger trübes Wetter bei normaler Tempe ratur und südöstlichen Winden. Barometer: hoch. 25. Oktober: Tagesmittel: -j-5,70, Marimum: -j-8,40, Minimum -s-2,7o. — „Robert nnd Bertram", Gesangsposs« in 4 Akten von G Raeder. Endlich einmal ein vollbesetztes Haus in unserem Stadttheater! Nachdem am Sonnabend der Besuch von „Kater Lampe" kein guter war, ließ die bisher recht flau ausgefallene Theatersaisvn allzu große Hoffnungen auch sür gestern Sonntag nicht aufkommen. Um so größer >kvar daher die Ueberraschung, als wir den dichtbesetzten Saal betraten und uns den ungewohnten Anblick eines „ausverkaufteu Hauses" gönnen konnten. Das Stück selbst ist ein beliebtes Repertoirstück, daß wir hier schon öfter das Vergnügen seiner Auf führung erlebten. Aber etwas Gediegenes überlebt sich bekanntlich nie und auch gestern Abend wieder lachte man herzlich über die tollen Einfälle der beiden lustigen Vagabunden, die durch die Herren Heinrich O ch erna l uud Willy Wert h ausgezeichnet verkörpert wurden. Der Erfolg blieb denn auch nicht ans, das Publikum amüsierte sich von Anfang bis zu Ende »nd kargte keinesfalls mit Beifall. — Für morgen Dienstag bringt der Spielplau Schillers unsterbliches Werk „Marin Stuart", auf welches wir Freunde klassischer Bühnenlitteratur auf merksam machen. Man darf erwarten, daß dieses bedeutende dramatische Werk seine große Anziehungs kraft auch bei uns beibrhalten wird, sodaß zu er-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)