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Anzeiger für Sonntag, den 23. Oktober 1904 54. Jahrgang. Nr. 248 13 22 56 Gßlr. Das Schulgeld und Fortbildungsschulgeld auf das 4. Vierteljahr (Monate Sr. ruch da- sie nicht mitmachen konnten, und wodurch sich ge- 1 1 7 93 412 93113 94014 95020 96014 70 93 73 90 98024 von vier Monaten nach dem Tode des Königs berufen werden muß, wird im letzten Drittel November im Stände Hause zu Dresden sammentreten. Die erste Sitzung wird nach augenblicklichen Absicht der maßgebenden Kreise ) 3 1 dauerte c. Hat ut dem z 541 96 212 342 N6 9 11 ein- des zu- der am !4 65 92 ) 245 66 > 902 24 erbleiben och: die )000 M., 000 M., 100 M., 000 M., der erstere den ganzen Briefwechsel veröffentlicht. Kommunal- und Staatsbeamten, steht zwischen 900 Die freisinnige Partei des 2. Wahlkreises erscheint "und 2000 Mk. Damit sollen sie anständig wohnen, Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. die Luft Herr ge- i, d. h. i so und and Dr. r in der- ter mit- : beiden ) nicht, äse hoch r Fräu- : jedem, Väter m ganz für ein- ard ge- es hieß cbt und atürlich wollte jungen n und Jahre E. Revslob Stadverordneten - Vorsteher. Hohenstein-Ernstthal, am 22. Oktober 1904. vr Polster Bürgermeister 22. November stattfinden. Als einzige Vorlage wird dem außerordentlichen Landtage ein Dekret zu gehen, welches die Zivilliste für König Friedrich August regelt. Die Zivilliste des verstorbenen Königs betrug gemeinjährig 3550000 Mark, ein schließlich eines Pauschquantums von 50000 Marl als Zuschuß zur Gewährung von Wohnungsgeld zuschüssen an die aus der Zivilliste, sowie aus den Apanagen der Mitglieder des Königshauses besol deten Beamten und Diener. An dieser Summe wird in bezug auf die neuzubewilligende Zivilliste eine Acnderung nicht eintreten. Die ganze Neuregelung liegt diesmal wesentlich einfacher, als beim Tode König Alberts, wo zunächst die Zivilliste eine zeit gemäße Erhöhung erfuhr, ein Wittum der Königin- Witwe festzusetzen war und die Apanagen, sowie der Rentenbezug aus der Sekundogenitur, der gegen wärtig dem Prinzen Johann Georg zusteht, in ver änderter Weise festgesetzt werden mußte. Diesmal ist kein Wittum festzusetzen, für den minderjährigen Kronprinzen Georg braucht keine Apanage ausge worfen zu werden. Die Apanage von 300000 Mk. jährlich, welche der König als Kronprinz bezog, kommt bis zum Eintritt der Großjährigkeit des Kronprinzen Georg in Wegfall. Bei Kapitel 23 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats, betreffend die Aufwendungen des Königreichs Sachsen für die Der freisinnige Herr Träger in Nöten. Wie der „Generalanz." in Oldenburg mel det, will der Abgeordnete des 2. oldenburgischen Wahlkreises, Justizrat Träger, sein Mandat nieder legen. Diese Nachricht, die allerdings wohl noch der Bestätigung bedarf, ivirbelt viel Staub auf, denn sie hat noch eine sensationelle Vorgeschichte. Zwei Hauptsäulen der freisinnigen Polkspartei im 2. Wahlkreise, Bankier Mar Wallheimer und Dr. Allmers, Herausgeber der freisinnigen Zeitung „Der Gemeinnützige" in Varel, sind nämlich in bitterem Streit entbrannt. Nun hat Allmers dem (israeliti schen) Bankier Wallheimer vorgeworfen, bei Gelegen heit eines Diners, an dem Träger und Allmers im Wallheimerschen Hause teilnahmen, Herrn Träger er such» zu haben, in seiner Eigenschaft als preußischer Landtagsabgeordneter sich erkundigen zu wollen, wohin der neue Bahnhof in Bant (bei Wilhelms haven) käme, da Wallheimer dort Grundstücksspeku lationen machen molle. Schon im vorigen Jahre hat Allmers aus diesem Gruude an Träger ge schrieben, indem er ihm mitteilte, er glaube sich zu erinnern, daß Wallheimer dies gesagt habe, wünsche aber, daß Träger es noch ausdrücklich bestätige. Darauf hat der letztere geantwortet: „Berlin, 1. November 1903. Au jenem Sonntag teilte mir allerdings Wallheimer mit, daß ihm Land in Bant angeboten worden sei, und bat mich, in Erfahrung zn bringen, wohin die neue Bahnhofsanlage projek tiert sei, wobei er allerdings meine Eigenschaft als Landtagsabgeordneter hauptsächlich ins Auge faßte. Eine Geschäftsbeteiligung hat er mir weder ange- boten noch ins Aussicht gestellt, ich würde ihm sonst heimgeleuchtet haben. So hielt ich es für genügend, ihm ausweichend zu antworten, und ist auf die Sache von keiner Seite wieder zurückgekommen worden. Wie ich darüber denke, haben Sie ganz zutreffend vorausgesetzt: es ist doch ein starkes Stück, einem anständigen Mann derartiges zuzumuten. Meiner inneren Entrüstung damals dem Ansinnen- durch die Sache aufs schwerste kompromittiert; jeder-sich anständig kleiden, überhaupt anständig leben, mann sagt sich: „Das ist eine nette Gesellschaft!":Der Arbeiter hingegen hat keine Rücksicht auf sein Der Justizrat Träger mag infolgedessen zu dem-Aeußeres zu nehmen, kann seine Kleider bis auf Gedanken gekommen sein, sein Mandat niederzu-!den letzten Fetzen auftragen, braucht sich mit seinem legen, das nach seinem Rücktritt möglicherweise von Wohnungsaufwande nur nach seinen eigenen An den Sozialdemokraten erobert wird. Planche Frei-Sprüchen zu richten, ist überhaupt in seiner Lebens- Oktober bis mit Dezember 19V4) ist längstens bis zum 12. November d. I. an unsere Stadtsteuereinnahme — Rathaus Zinimer Nr. 2 — abzuführen. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, den 22 Oktober 1904 ve. Polster, Bürgermeister. angesichts der weltwirtschaftlichen Konkurrenz dringend geboten ist. Die verhängnisvollste Folge dieser neuzeitlichen Entwicklung aber ist die Erdrückung des sogenannten Mittelstandes, der von jeher der Trager von Kultur und guter Sitte, von Bildung und Vaterlandsliebe, der Hauptträger des deutschen Nationalcharakters gewesen ist. Zu ihm gehören hauptsächlich die zahlreichen staatlichen und privaten Beamten, die Gelehrten, Geistlichen, Aerztc, Gnts besitzer, Rentner usw., lauter gebildete Kreise mit nur mäßigen: Einkommen. Das gewaltige An wachsen des Reichtums und Einkommens in weiteren Kreisen der Geschäftswelt ist an ihnen allen vorbeigegangen, rechts und links neben ihnen hat eine gewaltige Hebung des Lebensniveaus, eine mächtige Entfaltung des Luxus stattgefnnden, welche Gemeinsame Sitzung des Rats- und Stadtverordneten - Kollegiums DieuStag, den 1. November 1904, abends 8 Uhr ini Sitzungssaals des Rathauses. Tagesordnung: Wahl der Abgeordneten hiesiger Stadt zur Bezirksversammlung. Aus dem Reiche. Der außerordentliche Landtag, welcher verfassungsmäßig innerhalb eines Zeitraumes Erscheint jeden Wochentag abcnds für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal ML 1Hb durch die Post Mk. 1,82 frei in'S HauS. Glieder des königlichen Hauses, abgesehen vom König, wird sich die vom vorigen Landtage bewilligte Aus gabensumme unter den nunmehrigen Verhältnissen von ca. 800000 Mark auf rund 500 000 Mark er niedrigen. Die Gräfin vou Montignoso und Herr Dr. Oertel. Der Chefredakteur der agrarischen „Deutschen Tageszeitung" in Berlin, der verflossene Reichstags- Abgeordnete Dr. Oertel, ist bekanntlich Sachse und war, ehe er sich der hohen Politik in die Arme warf, Oberlehrer am Realgymnasium in Leipzig. In Erinnerung an diese Zeit fühlt er sich hin und wieder bewogen, für uns Sachsen den guten Geist, vielleicht auch die Vorsehung zu spielen und uns ab und zu etwas Mores zu lehren. So hat er sich heute einige Preßstimmen vorgenommen, gegen die er eine kräftige Lanze einlegt, Stimmen übrigens, die kein Mensch in Sachsen ernst genommen hat, da ihre Ausführungen von Jedermann als außerhalb des Kreises der Möglichkeiten liegend erkannt worden sind. Aber Herr Dr. Oertel glaubt, auch eine offene Tür einrennen zu können, und so belehrt er uns Sachsen denn folgendermaßen: „Hier und da in Sachsen, besonders in Dresden, auch außerhalb Sachsens, scheint man ernstlich daran zu denken, für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Gvgcrrr crllev «Verirernöe-Verrrrxrltungeir dorr urrrlregenöorr Gvtschcrftoir Hsstenstem Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf» Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Dekatmtmachung, Vie Einkommen- nud ErgSuzungSfteuerveklnration heir. Aus Anlaß der im Laufe des nächsten Jahres stattfindenden allgemeinen Einschätzung zur Ein kommen- und Ergänzungssteuer werden zur Zeit Aufforderungen zur Deklaration des steuerpflichtigen Einkommens und bez. Vermögens ausgesendet. Denjenigen, welchen eine derartige Aufforderung nicht zugesendet werden wird, stehr es frei, Deklarationen über ihr Einkommen bez. ihr ergänzungssteuerpflichtiges Vermögen bis zum 1. November 1904 bei dem unterzeichneten Gemeindevorstande einzureichen. Zu diesem Zwecke werden bei Letzterem Deklarationsfvrmulare unentgeltlich verabfolgt. Gleichzeitig werden alle Vertreter von Personen, die unter Vormundschaft oder Pflegschaft stehen, mgleichen alle Vertreter von juristischen Personen (Stiftungen, Anstalten, eingetragenen Ver einen, eingetragenen Genossenschaften, Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesell schaften mit beschränkter Haftung, Berggewerkschaften u. s. w.), sowie die Vertreter von sonstigen mit dem Rechte des Vermögenserwerbes ausgestatteten Personenvereinen und Vermögensmassen aufgefordert, für die Vertretenen, soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen oder ergänzungssteuerpflichtiges Vermögen haben bez. in Ansehung der Ergänznngssleuer der Stenerpflicht überhaupt unterliegen, De klarationen bei dem nnterzeichneten Gemeindevorstande auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb be sondere Aufforderungen nicht zugehen sollten. Gersdorf Bez. Chemnitz, am 21. Oktober 1904. Der Gemeindevorstanv Göhler. I die Rückkehr in das Land zu ihren Kindern zu ge- Vstatlen. Es bedarf keines Wortes, daß das ganz ^unmöglich und vollkommen ausgeschlossen ist. Nie mand würde es einem Privatmanns zumuten, die v»n ihm unter ähnlichen Verhältnissen und aus ähnlichen Gründen geschiedene Gattin wieder in irgend welcher Form aufzunehmen und ihr die Möglichkeit zur Rückkehr zu gewähren. Was aber nach allgemeiner und selbstverständlicher Auffassung bei einem Privatmanns ausgeschlossen ist, das ist bei einem Fürsten, bei dem Vater des künftigen Königs, schlechthin unmöglich. Man sollte künftig derartige unbegreifliche Erörterungen schon deswegen unterlassen, weil sie die alten Wunden wieder auf reißen müssen. Es liegt nicht nur im Interesse der königlichen Familie lind des sächsischen Landes, sondern auch in dem der geschiedenen Frau, daß sie möglichst aus der Erörterung verschwinde. Auf ge wisse Rücksichten des Taktes, die anständige Leute Privatpersonen zu gewähren pflegen, hat auch der Träger einer Krone, der ohne die geringste eigene Schuld sehr gelitten hat, berechtigten Anspruch." Nebenerscheinungen des wirtschaftlichen i Aufschwunges. Auf die Erhaltung resp. Wiederher stellung eines gesunden, zufriedenen Mittelstandes als Grundbedingung zur Ge sundung unseres gesamten Geschäftslebens weist in nnr allzu wahren Ausführungen der „Deutsche Oekonomist" unter der Spitzmarke „Nebenerscheinungen des wirtschaftlichen Aufschwunges" hin. „Seit dem Rückschlags", heißt es da, „der im Jahre 1900 unseren industriellen und kommerziellen Aufschwung betroffen, sind nun wieder vier Jahre ins Land gegangen, ohne daß sich die Arbeits- und Erwerbs- Verhältnisse wesentlich gebessert hätten. Das ge- samte geschäftliche und private Leben dagegen zeigt noch immer dasselbe Bild wie zur Zeit jener Hoch konjunktur, in der man sich einbildete, der höhere Geschäftsgewinn sei dauernd und dem gesteigerten Ein kommen entsprechend sein Leben opulenter einrichtete und sich bald Bedürfnisse angewöhnte, die man vor her nicht kannte. Was die Rückkehr zu soliderer Denkart und einfacherer, dem Einkommen ange messener Lebensart außerordentlich erschwert und zunächst unwahrscheinlich macht, das ist die Scheu, euren Rückschritt einzugestehen, sowie die Schwierig keit, meist Unmöglichkeit, die mitverwöhnten Ange hörigen, namentlich die über die Verhältnisse er zogenen und gewöhnten Kinder von der Notwendig keit der Einschränkung, von der Notwendigkeit, auf ein tieferes Lebensniveau herabzusteigen, zu über zeugen. Es ist sicher lobenswert, wenn Eltern den Wunsch haben und bestrebt sind, ihre Kinder über das angeborene Lebensniveau hinauszubringen, lobenswert, wenn der Handwerker und Fabrikarbeiter seinem Sohne eine bessere Schulbildung verschafft, als er selbst genossen hat, lobensiverl, wenn der Beamte sich Entbehrungen auferlegt, um seine» be gabten Sohn studieren zu lassen. Aber diese Tugend ist heute zum Extrem ausgeartet uud zum Hoch mutslaster geworden. Gerade in der wohlhabenderen Geschäftswelt ist ein gewisses charakterloses Strebertum emporgewachsen, die heimatliche Fabrik, das Komptoir werden von dem Sohne als minderwertig angesehen: er will Offizier sein, erst dann Hal er nach seiner Meinung eine „erstklassige" Lebensstellung. Dieser Zug der Zeit vermindert die wirtschaftliche Befähigung des Volkes, die doch den gegenüber lauten Ausdruck zu geben, hielt ich sie nicht mitmachen konnten, und wodurch sich ge- in Anbetracht der Verhältnisse — ich war sein Gast wissermaßen eine soziale Schicht über ihnen bildete — nicht für angebracht. Er ist sich vielleicht auch — während auch andererseits die von unten an der Tragweite seines Ersuchens gar nicht voll be-!drängende Arbeitermasse ihr Einkommen stetig steigen mußt gewesen und hat für eine kleine harmlose ftah und ihnen in allen materiellen Lebensüußernngen Gefälligkeit gehalten, was eine nichtswürdige Ge- immer näher rückte. Jeder ungelernte Handarbeiter meinheit geivesen wäre. Sie haben kaum eine! erreicht heute ein Einkommen von 900 Mk. und Ahnung, welche Nevität in der Anschauung solcher mehr, der gelernte Arbeiter in Fabriken usw. bringt Dinge in gewissen geschäftlichen Kreisen herrscht.!es auf 1200 bis 1500, gewisse Spezialitäten ver- (Folgen persönliche Mitteilungen.) (gez.) Albert ° dienen auch bis 3000 und 4000 Mk. Die große Träger." Der Streit zwischen Allmers und Wall- Mehrheit der nach vielen Millionen zählenden Heimer ist jetzt von neuem ausgebrochen, und so hat kaufmännischen Hilfsbeamten, der subalternen daß die geschiedene Frau des jetzigen Königs an den Hof oder doch ins Land zuriick- kehren und daß eine gewisse äußerlich bemerk bare Aussöhnung stattfinden könne. Der Ge danke bekundet eine sittliche, seelische und geistige Verirrung, die eigentlich ganz unglaublich ist. Diese —. —— — ——g- — Verirrung und Verwirrung übersteigt aber alles sinnige sind übrigens auch auf Dr. Allmers sehr un-, weise au keine Rücksicht gebunden. Ein Einkommen Maß, wenn in einigen Blättern der König gerades gehalten, weil er die heiklen Dinge veröffentlichte,, von 1200 Mk. bedentet daher mehr in der Hand zn gebeten wird, sich zu einer Tat hochherziger Ver , besonders die Juden zürnen ihm, da er ihren des Arbeiters als in der des Handlungsgehilfen, zcihung zu entschließen und der geschiedenen Gattin Stammesgenossen bloßgestellt hat. j Staatsbeamten usw. Eine subalterne Beamtcnfamilie