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WkOiMiiMkl WM Sonnabend, den 1. Oktober 1904. 54. Jahrgang. Grschskuk jeden Wochei tag abrnds für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.55 durch die Post Mk. 1,82 frei in's Haus. Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttmgrund u. s. w. für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu hohenstein-Lrnstthal. Ovgarr crlleu <8errreirröe--Ver7rVcrltrrrrgeir öeu rrnrlregeirdeir Orrtsichcrfteir. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Au-träger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger für Nr. 229. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Färberei- und Bleichereibesitzers Rudolf Avon Dost in Herms dorf wird heute am 29. September 1904 mittags 1 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Lokalrichter Kaufmann Koch in Hohenstein-Ernstthal wird zum Konkursverwalter eruannt. Konkursforderungen sind bis zum 27. Oktober 1804 bei dem Gerichte auzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintreteuden Falles iiber die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 20. Oktober 1904, vormittags 10 Uhr '— und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 10. Novembers 1904, vormittags 10 Uhr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Kvnkurs- masse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den.Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 27. Oktobev 1904 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Hohenstein-Ernstthal. Kekanntumchung Die nachstehend aufgeführten Staatsfteuevn, und zwar: Einkommensteuer 2 Termin, Evgänzungsfteuev 2 Termin, Landventen 3. Termin und Landesbvandkaffe 2. Termin, letzterer zu 1 Pfennig pro Einheit, werden Dienstag, den 4. Oktober in der Gemeindeexpedition und außerdem von vormittags 9 Uhr bis mittags 1 Uhr in Röder's Restauration vereinnahmt. Hermsdorf, den 29. September 1904. Der Gemeindevorstand. Mülle r. Aus dem Reiche. Slavifierungsverfuche in der sächsischen Lausitz. Die „Deutsche Wacht" macht darauf aufmerk sam, daß in Bautzen, der Hauptstadt der säch sischen Lausitz, ein „Sorbisches Haus" eröffnet wird, das den „Mittelpunkt des nationalen Lebens der Lausitzer Sorben und eine unerschütterliche Stütze des sorbischen Nationalbewußtseins" sein soll. Diese Gründung verdankt ihren Ursprung der p a n s l a- vistischen Propaganda und soll ihr weiter dienen. Die teils katholischen, teils protestantischen Wenden in der Lausitz sind bekanntlich ein sehr synrpatischer, arbeitsamer und zufriedener Volksstamm, dessen Königs- und Reichstreue sich wiederholt be währt hat. Um seinen numerischen Rückgang auf zuhalten, tut die sächsische Regierung alles, um ihn die Erhaltung seiner Eigenart (Sprache, Litteratur Tracht usw.) zu erleichtern, es bedarf also nicht erst der Schaffung eines „Mittelpunktes des nationalen Lebens". Nur eine von außen herankommende pan- slavistische Agitation kann ein Interesse daran haben, in den Wenden den slavischen Fanatismus wach zu rufen. „Wenn die Wenden, bemerkt das zitierte Blatt, zu deren gesundem Sinn wir übrigens das beste Zutrauen haben, sich durch die tschechischen Hetzapostel in der Tat verlocken lassen sollten, nationale Streitigkeiten hervorzurufen und einem dem tschechischen ähnlichen Chauvinismus zu huldigen, so müßte die Regierung unverzüglich scharfe Maßregeln ergreifen, denn die Bildung eines neuen slavischen Herdes, auf welchem etwa die chauvinistische Flamme wie bei den Polen lodert, wäre eine Gefahr für das Reich." Graf Bülow über die Weltlage. In einer Unterredung, welche der Reichs kanzler Graf Bülow in Homburg einem Bericht erstatter der „Frankfurter Ztg." gewährte, kam er, zunächst auf den Besuch des italienischen Minister präsidenten Giolitti zu sprechen. „Es sei nicht richtig", erklärte Graf Bülow, „daß sich hinter Giolittis Reise ein großes politisches Geheimnis verstecke. Alles, was man darüber gemutmaßt habe, sei ganz haltlos. Die Sache ist die, daß ich mit Giolitti von meiner römischen Zeit her befreundet bin, wir haben uns nicht gesehen, seit wir Minister sind, und wünschten längst wieder einmal zusammen zutreffen. Giolitti ist'von Nocronigi, wo er beim König von Italien war, direkt hierher gekommen und wird auch von hier über Rocconigi nach Rom zurückkehren. Das Ueberraschende an der Reise ist nur, daß sie vorher nicht angekündigt ivar. Giolittis Kommen war natürlich mir früher bekannt. Es war eine Zusammenkunft, die zunächst rein persön lichen Beziehungen galt. Das kann man freilich sagen, daß dieser Besuch gleichzeitig ein Beweis der guten Beziehungen zwischen Italien und Deutsch land ist." Bezüglich einer Intervention im rus- sis ch-japa irischen Kriege erklärte der Reichs kanzler bestimmt, „daß mir gar nicht daran denken, zu intervenieren, und so viel ich weiß, denkt über haupt niemand daran. Die deutsche Regierung steht in dieser Beziehung ganz auf dem Standpunkte der französischen, die sich kürzlich mit Entschiedenheit in einem Artikel des „Temps" gegen die Zuinutung der Intervention gewendet hat. Wie sollen wir denn dazu kommen, Intervention anzubieten, ehe einer der Kriegführenden uns um unsere Vermitte lung ersucht? Das würde heißen, daß wir unseren Rat aufdrängen wollen. Wir beklagen, wie alle zivilisierten Menschen, diesen furchtbaren Krieg, der vielleicht noch lange dauern wird, aber ivir haben kein Mittel, sein Fortdauern zu verhindern." — Der Reichskanzler kam dann auch auf den Besuch zu sprechen, den ihm der rumänische Ministerpräsi dent Sturdza kürzlich in Homburg gemacht hat, und der mir dem deutsch-rumänischen Handelsvertrag zusammenhing. Graf Bülow äußerte, er sei mit Herrn Sturdza, den er von der Zeit her kenne, da er als deutscher Gesandter in Bukarest weilce, in bestem Einvernehmen gewesen und hoffe, der Han delsvertrag werde befriedigend für beide Teile aus fallen. DieHandelsverträge würden im ganzen laudwirtschaftfreundlich sein. Er gebe zu, daß es einigermaßen schwierig ist, mit eigenen hohen Agrarzöllen gute Handelsverträge zu bekommen. Es sei allerdings nicht gerade die Quadratur des Zirkels, aber leicht sei es freilich nicht. Aus dem Auslande. Der neue Herr in Rußland. Der russische Minister des Innern Fürst Swiatopolk Mirski hielt gestern bei dem Empfang von höheren Beamten seines Ressorts eine Ansprache, die wiederum Zeugnis ablcgt von dem neuen Geist, der mit dem Nachfolger Plchwes in die innere Verwaltung des Zarenreichs cinzu- ziehen verspricht. Ein Telegramm berichtet uns darüber: Petersburg, 29. September. Die Ansprache, welche Fürst Swiatopolk Mirski heute an die höheren Beamten seines Ressorts richtete, hatte folgenden Wortlaut: „Indem ich heute die mir durch das Ver trauen des Monarchen übertragenen Pflichten über nehme, halte ich es für meine Pflicht, zu erklären, daß der Leitung des mir anvertrauten Ministeriums das Manifest vom 10. März 1903 zugrunde liegen wird. Ich fordere Sie, meine Herren, zu tätiger, selbstaufopfernder Mitarbeit besonders in dieser Rich tung auf. Meine Erfahrung in der Verwaltung hat mich zu der festen Ueberzeugung geführt, daß sich fruchtbare Tätigkeit in der Regierung auf aufrichtig wohlwollender und aufrichtig vertrauensvoller Hal tung gegenüber den kommunalen und ständischen In stitutionen und der Bevölkerung überhaupt gründet. Nur unter diesen Voraussetzungen kann bei der Arbeit gegenseitiges Vertrauen erzielt werden, ohne welches ein dauernder Erfolg bei der Verwaltung! des Staates zu erwarten unmöglich ist. Indem ich Sie, meine Herren, zu unausgesetzter Arbeit auf fordere, vertraue ich auf Ihre Kräfte und Erfahrung, die mir helfen werden, das Ziel der bevorstehenden Arbeit zu erreichen." Daß es dem Minister ernst ist mit der An- vaynung besserer Beziehungen zwischen seiner Verwal tung und den Vertretern der Selbstverwaltung, hat er bereits durch die Tat bewiesen. Von den drei Seltionschefs seines Vorgängers hat Fürst Swiatopolk Mirski nur den Polizeichcf Duruowo behalten, während er den Gehilfen Sinowjew und Stischiuski zur Beförderung in den Reichsrat verhalf, wo sie unschädlich gemacht sind. In gleicher Weise hat er vorher schon mit dem Geheimrat Stürmer verfahren, der sich als ausgesprochener Feind der Selbstver waltungskörper bekannt gemacht hat. Usm ostastatischen Kriegsschauplatz. Von den Hauptarmeen bei Mukden laufen die Nachrichten recht spärlich ein. Was überhaupt gemeldet wird, gelangt meist erst auf Umwegen über weit entlegene Punkte zur Kenntnis der Oeffentlichkeit. Unter diesen Umständen weichen die Vermutungen über die weitere Entwicklung der Operationen sehr von einander ab; eine Meldung, die auf eine Fortsetzung des Rückzugs der Russen hindeutet, übermittelt uns folgendes Telegramm: London, 29. September. Aus Hsinmin- ting wird depeschiert, daß nach dorthin gelangten Nachrichten der Vormarsch der Japaner auf Mukden in vollem Gange ist, und daß Kurvpatkin doch nicht im stände sein werde, dort Widerstand zu leisten. Die Tatsache, daß große Mengen Vorräte von Hsinminting nach Tieling geschickt würden, sei bezeichnend für die Rückzugspläne der Russen. Alle Kulis, die bis vor kurzem an der mandschurischen Bahn arbeiteten, werden zurückgeschickt. An 200 passieren jeden Tag durch Hsinminting. Falls die Russen Mukden räumen, wollen sie den chinesischen Gouverneur Tschangun mit nach Norden nehmen, um die Kon trolle über die chinesische Bevölkerung zu behalten. Der Gouverneur ist nach derselben Meldung jetzt schon tatsächlich ein Gefangener in den Händen der Russen, die er haßt. Ein weiteres Telegramm meldet über den Vormarsch der Japaner: Petersburg, 29. Septbr. Aus zuverlässiger Quelle wird aus Tieling hierher gemeldet, daß auf beiden Flügeln der Japaner die beliebten Um gehungsbewegungen im Gange sind. Die Japaner arbeiten durch Emissäre in der Süd mongolei darauf hin, dort Soldaten für Frei- schareu zu werben, die in Jnkau bewaffnet wer den. Die japanische Hauptmacht werde auf Hant- scholin zu dirigiert; doch sind dort die Russen stark verschanzt. Ein schlechtes Zeichen für die Lage in Mukden bedeutet das Fortziehen chinesischer Arbeiter sogar jener, die kontraktlich gebunden sind. — General Kurvpatkin hat persönlich die Kaiser- gräber bei Mukden in Augenschein genommen nnd sich überzeugt, daß keine Zerstörung, ivie die Chinesen böswillig verbreiteten, stattgefnnden habe. — Für die 'W i n t e r k a m p a g n e bereitet sich Japan ebenfalls eifrigst vor. Warme Bekleidung, Stiefel wie Decken sind in Amerika bestellt. Die Belagerung von Port Arthur. Die Geduld des japanische» Volkes wird durch die zäheVerteidigung von Port Arthur auf eine harte Probe gestellt. Zu oft schon ivar der Fall der Festung als unmittelbar bevorstehend an gekündigt worden, als daß nicht starke Enttäuschung eintreten müßte, wenn immer wieder nur von großen Verlusten und geringen Angriffserfolgen be richtet wird. Ueber diese Stimmung in Japan be richtet folgendes Telegramm, das zugleich weitere Einzelheiten über die Belagerung selbst enthält: London, 29. Sept. Aus Tokio wird ge meldet: In Japan macht sich zum ersten Mal seit dem Beginn des Krieges II nmut über das Fehlschlägen der Angriffe auf Port Arthur geltend. Einige Blätter raten dem General Nogi, Selbst - mord durch Harakirizu begehen. Man glaubt jetzt, daß Port Arthur noch zwei bis drei Monate aushalten kann. — Nogi erhielt diese Woche 10- bis 12000 Mann Infanterie als Verstärkung und mehrere neue Belagerungsgeschütze. Die zurückge- kchrten Verwundeten berichten, die Russen lei steten geradezu wahnwitzigen Widerstand. Die Meldungen von den furchtbaren Verheerungen durch Landminen seien keineswegs übertrieben. Jede Nacht legen die Russen neue Minen, und die Zu gänge zu Port Arthur sind mit Dynamit förmlich besät. General Stössel weigerte sich neuerdings, einen Parlamentär zu empfangen, und erklärte, er habe schon seine Antwort erteilt, nämlich, daß er bis auf den letzten Mann kämpfen iverde. Man erwartet von japanischer Seite die baldige Er neuerung des Angriffs. Viele neue Belagerungs- Geschütze wurden ausgestellt. Die Russen errichten jetzt ein neues Fort auf Diantischan. — Die rus sischen Schiffe nahmen an der letzten Schlacht nicht teil, dagegen fingen russische Torpedoboote einige japanische Dschunken ab, die nach Dalny unterwegs waren. London, 29. Sept. Das Reutersche Bur. meldet aus Tschifu, in japanischen Regierungskreisen werde erklärt, daß die neuen A us h e b u ngs be stimm ungen es ermöglichen, die Anzahl der in der Front stehenden Truppen nm ungefähr 200000 Mann zu erhöhen. Tokio, 29. Sept. Eine N o t st a n d s v e r - ordnung, durch die das A u s h e b u n g s g e s e tz abgeändert wird, ist heute veröffentlicht morden. Danach wird die Dienstzeit für Reservisten zweiter Klasse von fünf auf zehn Jahre ausgedehnt und die Unterscheidung zwischen der ersten und zweiten Reserveklasse aufgehoben. Die Reservisten werden der Dienstpflicht mit dem Alter von 37 Jahren ent hoben. Die durch die Abänderung herbeigeführte Vermehrung der Armee macht eine Nenordnnng der Divisionsorganisation notwendig. Der Plan hierfür ist noch nicht bekannt gegeben worden. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 30. September 1904. Wettervoranssagedes Kgl.Sächs. Meteorologischen Instituts zu Chemnitz. Für Sonnabend: Heiter und trockenes Wetter bei normaler Temperatur und östlichem Winde. Barometer: hoch. 1. Oktober: Tagesmittel: -s-10,20, Maximum: -s-13,80, Minimum -s-6,30. — Die „Relegierten Studenten" — das alte Benedix'sche Lustspiel, das schon zwei Menschen alter sah und sich immer noch zugkräftig erweist, ging gestern als Eröffnungs-Vorstellung der dies winterlichen Theatersaison in dem neu und prächtig vorgerichteten Saale des Hotels zu den „drei Schwa nen" in Scene. Ziemlich zahlreich hatten sich die Besucher eingestellt; zeigten die Stnhlreihen auch einige Lücken, so war doch der Saal in seinen Haupt teilen gefüllt, sodaß Herr Direktor Ochernal nnd seine Künstler in ihren Erwartungen, hier für ihre Dar bietungen ein kunstsinniges Pnbliknm zu finden, nicht getäuscht wurden. Von den Darstellern seien