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Wnstein-LniMl LaMM Amtsblatt. Nr. 206. Sonntag, den 4. September 1S04. 2. Beilage. Im AWmg dn WzG Luise um Kolimg. Mit jener Spannung, die einem sensationellen Liebesroman gebührt, verfolgt alle Welt, besonders die weibliche, die Phasen des romantisch anmutendcn Abenteuers der Prinzessin Louise von «o bürg, deren Schicksale ja nicht zum ersten Male die Oefsentlichkeit beschäftigen und in Atem halten. Man kann wohl sagen, daß die Genugtuung über die Flucht der unternehmenden Königstochter allgemein ist. Man freut sich förmlich, daß sie die ersehnte goldene Frei heit gesunden hat. Vorläufig haben die eingeleiteten Ermittelungen nach dem Aufenthalt der verschwundenen Fürstin keinen Erfolg gehabt. Wir erhalten zu der Angelegenheit die folgenden Meldungen: Bad Elster, 2. September. Zur Flucht der Prinzessin Luise von Koburg wird uuS noch folgendes mitgeteilt: In der letzten Zeit suchten sich der Prin zessin verschiedene Leute zu nähern. Es fand eine scharfe Bewachung durch Gendarmerie und das Badepersonal statt, wodurch die AnnäherunqS- ver suche einzelner Personen verhindert wurden. Im Hotel, wo die Prinzessin b Zimmer bewohnte, wurde die Wachsamkeit verschärft und die Prinzessin wurde Während der Rächt stets elngeschlosten Fünf Tage vor der Flucht wurde etwas Wachs am Schlüsselloch zum Schlafzimmer der Prinzessin be- merkt, woraus das Schloß geändert und eine Nacht wache ausgestellt wurde. Am 30. August abends weilte die Prinzessin bis 10 Uhr im Theater und nahm dann das Souper ein. ^12 Uhr wurde sie von der Kammerjungser entkleidet im Bette gesehen, wahrscheinlich schon im Besitze eines geänderten Nach schlüssels. Daraus hat sich die Prinzessin 1^/, Uhr durch die Tür nach dem Korridor entfernt und sich ins Parterre begeben, wo sich ein OHerreicher einge- mietet hatte, der sich für seine erwartete, angeblich fußfranke Frau ein Zimmer mit AuSgang ins Freie bestellt hatte. Durch dies-S Zimmer, in welchem ein Hausschuh der Prinzessin gesunden wurde, gewann diese das Freie. Sie besand sich in Begleitung des Herrn Josef Writzer, eines GasthosbesitzerS aus Graz. Mitgenommen Hal sie ihren gesamten Schmuck im Werte von 100000 4?) Mark, sowie einige Tausend Mark bareS Geld, sonst nur da?, wa? sie auf dem Leibe trug. Sie waren 500 Meter weit in der Richtung nach Adorf zu gegangen, wo ein Zweispänner mit einer Frau und zwei Manern von großer Statur, unter ihnen vielleicht Mattasich selbst, di? Prinzessin erwarteten. Der Wagen fuhr zunächst bis nach Hof, wo man erst >/,6 Uhr, also zu spät für den 5 Udr-Zug avlangte. Man blieb hier bis */,9 Uhr im Hotel „Pcinzregevt" und dann fuhr die Ge sellschaft mit der Bahn weiter, wahrscheinlich nach Nürnberg. Am Mittwoch vormittag 9 Uhr wurde die Flucht von der Hofdame bemerkt, da die Prinzessin gewöhnlich lange zu schlafen pflegie. Sofort wurde der Königl. Badedireklor benachrichtigt und unverzüg- l ch wurden sämtliche benachbarte Zollämter mittels Automobils ausgesucht, ohne daß eine Spur von der Flüchtigen entinckt wurde. Ob d r Klurwächter geschlafen hat, oder ob er bestochen worden ist, konnte noch u.cht feflgefttlli werden. Wie« 2 September. Sporttmaun Graf Paul Orstch, der vorgestern «bcvd mrS Baden Baden in W'en eingcm ffen ist, stellt in Abrede, daß er unter dem Ramen Weitzer in Eister bei der Entführung cer Prinzessin M'tg'wirkt habe. Mattasich habe er kn Januar nicht gesehen Aach der Grazer H teliee Weitzer »ll bei der Entführung nicht beteiligt sein Fräulein von G.bauer trifft nächster Tage in Wien oei ihrem Vater, dem Kommandanten de- Invaliden- Hause-, ein. Prinz Philipp von Koburg kommt heute nach Wien. Wien, 2 September. Rach Genfer Depeschen wurden Prinzessin Luise und Mattafich in Ko«fta«r gesehen. In Luzern zirkuliert beharrlich das Gerücht, die Prinzessin habe in dem dortigen ersten Hotel kurzen Aufenthalt genommen. Ja ihrer Beglei tung war Mattasich und eine ältere Dame. Hinsichtlich der Beziehungen der Prinzes sin zu dem Oberleutnant von Mattasich wird noch an folgendes erinnert: Prinz Philipp hatte in einer Pariser Zeitung, in den „PetiteS AfficheS", eine Annonce einrücken lassen, in der er er klärte, daß er keinerlei Schulden seiner Frau mehr bezahle. Durch die faktische Trennung der Prinzessin von ihrem Gemahl war ihr Kredit sehr gesunken. Do sie nun kein eigenes vermögen besaß und von ihrem Vater eine geringe Aprnage bezog, kam die Prinzessin bei dem großen Auswande, den sie trieb, bald in Geldikalamitäten. Mattasich brachte nun die Prinzessin mit zwei Wiener Geldgebern in Brbindung, die erklärt, n, nur dann ein größeres Darlehen bewilligen zu können, wenn der von de- Prinzessin ausgestellte Wechf l noch eine zweite Unter- schrifr trüre. Mattasich übergab hierauf den Geld, gebern Wechsel aus den Betrag von kvv üvy Gulden, w lche die Nnterschnfl der Prinzessin Luise und der Kronprinzessin-Witwe Stepha nie trugen. Wie bekannt, wurden Vie W chsel nichr eingelöst, weil cs sich herausstellte, daß die Unterschrift ?er Kronprinzessin Steps ani? gefälscht war. Die erste Folge war, daß die P wzeistn im Mai 1898 von türen Angehörigen in die Pcinatheila-statt von P.ostsior Ooerst iner in Döbling gebrach; wurde In ihrer Geftlftchaft befand sich damals die Hofdame G-äfin Fugger. Nach mchrmonatlich m Aufenthalte tu Döölmg wurde die Prinzeisin in eine andere An- statt, und zwar nach Purkersdorf, gebracht, bis endlich noch ärztlicher P-üsung ihres Geisteszustände? am 12. Juni 1899 die endgültige Internierung der Prinzessin in Coswig erfolgte. In ihrer Begleitung befand sich ihr Kurator, Dr. v. Feistmantel, der 8er- tretsr d?S Prinzen von Koburg, RegieruogSrat Dr. Bachrach, der Direktor deS PurkerSdorfer SaoatoriumS, Dr. Julius Rüdinger, und ihre Hofdame Fräulein Gebauer v. Füllnek. Gleichzeitig wurde damals die definitive Verhängung der Kuratel über die Prin zessin publiziert. — Am 26. August 1902 ist Geza Mattasich begnadigt worden, nachdem er am 22. Dezember 1898 wegen Wechfelsälschungen zu sechs Jahre« schwere« Kerkers verurteilt wor- den war. Ein Gesuch um Wiederaufnahme des Ver fahrens, das Mattasich im Februar 1899 aus der Militärstrafanstalt MöllerSdorf an das Militäroberge- richt gerichtet hatte, war abschlägig beschieden worden, und der Oberste Militärgerichtrhos hatte diese abschlägige Entscheidung bestätigt. Die Angelegenheiten Mattasichs sind, wie erinnerlich sein wird, im österreichischen Abgeordnetenhause wiederholt zum Gegenstände von In terpellationen gemacht worben. Nachdem Mattasich aus »er Haft entlassen worden war, beschäftigte er sich mit »er Abfassung seiner Memoiren; das Buch trägt eine Widmung an die Prinzessin Luise von Sachsen-Koburg So ha und der Autor erklärt in der Vorrede, er habe dasselbe nur geschrieben, um dorzulegen, welche« Unrecht in der Prinzessin und an ihm verübt worden sei, und v e kompetenten Stellen zu veranlaßen, daß ihm sein Recht geschehe. Er gibt in seinen Memoiren eine ausführliche Sch.lverung der bekannten Wechselaffäre und erklärt, keine Unterschrift gefälscht zu haben Seine Verhaftung in tlgram schreibt er dem Einfluß verschiedener Pelörttch- kenen zu, die er in der heftigsten Weise «»greift, und er bellagi sich bitter darüber, daß der gegen ihn durchgesührte Nilüärsirasprozeß keineswegs in gesetzlicher Weise vor sih gegangen sei- Auch j-tz! läßt Mattasich erkläre,', daß »er Hauptzweck der Entführung der ist, die Prinzessin im Fall« ihm die Durchsetzung der Wiederaufnahme de? tterlshrens gelingt, als Zeugin dafür zu verwenden, daß er keine Wechsel gefäl cht habe. Er erklärt auch, die Prinzessin habe die bestimmte Avsich', sich scheide« z« trifft« un, w-nn sie den päpstlichen DispeuS echa!«- tn Wie« wieder zu heirate«. Mattasich sandle oor kurzem einem b-freundeien ungarischen Journalisten Photographien van sich und der Prinzessin und schrieb s°z', die Prinzessin fei jetzt Viet schöner als früher, die durch^emachten Leiden hätten «hr Gesichi 0 rgeistigt- Die „Wiener Allgim Zig." veröffentlich« -ms letzte psychiatrische Gutachten über den Geisteszustand re. Prinzessin Luise von Kobug. welche? im Auftrage v?s ObrrstholmarschallamteS in Wen erstattet wurde. La^ Dokument ist von Benin 5. Dezember IS03, datiert mV enthä t zunächst eine Vorgeschichte der Entmündigung; - he ßt darin: „Bezüglich des körperlichen Befinden - -er Frau Prinzessin müssen wir schließlich noch unfübren, daß tue jitzi im Alter von 46 Jahren st hende Patientin ich eines guten Auesrhers erfreut, und daß außer een Klagen über gelegentlich auttrelende Kopfschmerzen und allgemein nervöse Beschwerden nichts aus körperliche S«ö> ungen Bezügliche« berichtet wird- Der seit kurzer Zeo b-stehende Hauiausschiag (ksoriasm) war bei unsere' Untersuchung nur in gerwuer Jntcnstiäl und Umfeng '0'handen. J-pcndMlchi Z ichen einer organische« Gehirakrankheit waren nicht nachweisbar * itMertragurgvonLrankhM in den öarbier- u. Fchurgeschästcu ES ist eine durch die gemachten Erfahrungen und oorgenommenen Untersuchungen erwiesene und auch schon in weiteren Kreisen der Bevölkerung bekannte Tatsache, daß gewisse Haut- und Haarkrankheiten, deren Entstehung auf bestimmte Krankheitrkime zulück- zulühren «st, so insbesondere die Bartflechte und dec vorzeitige, aus kreisrunde Stellen oder eine größere Fläche des Kopfes sich erstreckende H a a r a u s s a l l, ferner aber auch Syphilis, Farn ttlbildung usw. beim Rasieren, Haarschneiden und Frisieren übertrage* werden können und auch durchaus nicht selten über tragen werden; sind doch namentlich von den erst erwähnten, in der Regel äußerst hartnäckig verlaufen den und die erkrankten Personen nach verschiedenen Richtungen schwer schädigenden Krankheiten nicht uur zahlreiche Einzelfälle, sondern sogar Epidemien, die von Barbierstuben ihren AuSgang genommen haben, beobachtet worden. Die Uebertraguog solcher Krank heiten — so wird uns amtlich geschrieben — kau« durch unsaubere Hände und unsaubere Kleidung deS Barbier- oder Friseurs, durch unreine Instrumente, unreine Handtücher, Servietten, Frisiermäntel usw. ersolgen. Nachdem in neuerer Zeit außer in medizi nischen Zeitschriften auch in der Tagespreise vielfach auf die beregte Ansteckungsgefahr und die zu derer Beseitigung nötigen Vorkehrungen aufmerksam gemacht worden ist, hat mau auch bereits in vielen Rasier« und Frisiergeschäftcn mehr oder weniger zweckdienliche Einrichtungen vorgesehen, in den meisten von ihnen aber sind solche Einrichtungen nicht in ausreichender Wnse oder noch gar nicht getroffen. Daher erscheint es ratsam, erneut auf die Gefahr der Uebertragung von Krankheiten in den Barbierstuben hiozuweiseu und die im nachstehenden aufgeführten zur Verhütung eiuer Ansteckung erforderlichen Vorsichtsmaßregeln dringend zur Nachahmung zu empfehlen: 1. In den Barbier-, Haarschoeide- und Frisier« staben muß stet» auf peinlichste Reinlichkeit gehalten werden. Auch muß in ihnen für ausreichende Wasch- Gelegenheit sür das Personal gesorgt sein, sodaß sich dieses jederzeit die Hände mit Seife in reinem, noch unbenutztem Wasser waschen und an eine« noch ge- qöcig sauberen und trockenen Handtuch abtrockoen kann. In jeder dieser Stuben ist ein mit Wasser ge fällter Spucknapf aufzustelleo, der täglich gereinigt werden muß 2. Barbiere und Friseure, die an ansteckenden Kran Heiken leiden oder mit Hautausschlägen und -iternden Wanden an den Händen behaftet sind, haben sich, solange nicht diese Krankheitszustände vollständig beseitigt sind, jeder Tätigkeit in ihrem Bcruse zn ent halten. 3. Bei der Arbeit sollen die Barbiere und Fciseure stets saubere und waschbare Kleidung tragen, üor dec B.dienung eines jeden Kunden müssen sie «ich die Hände gründlich mit Wasser und Seife walchen. 4. Rasiermesser, Scheeren, Haarschneidemaschinen, Kämme, Bürsten und sonstige Geräte sind nach jedes maligem Gebrauche sorgfältig zu reinigen. Außerdem wll'n die Messer und Scheeren vor jeder Wiederbe- autzung mit in absoluten Alkohol getauchten Watte- bäuschchen abzerieben und Kämme und Bürsten täg lich, am besten abends, mit einer warmen bproz. Sodalöjung — 5 Teile Soda auf 10V Teile Wasser — ausgewaschen w rden. Bei Kunden mit Schuppen« mldung und Haarausfall wird am besten von dec Anwendung einer zum allgemeinen Gebraucht bestimm en Bürste gänzlich abgesehen. D:r 5. Gebrauch der großen Haarwalzbürsten st in j dem Frlle zu widerraten. 6. Ebenso sollen Schwämme, Puderquasten und sogenannte Padersteine gar nicht verwendet werden. S alt der Schwämme benutze man zum Abwaschen oes Seisen'chaumes Bäuschchen von reiner Berband- watte. Zum Pudern rst ebenfalls die Verwendung reiner frischer Wattebäulchchen oder die Benutzung von Pulverdläscrn zu empfahlen. 7. Rasierpinsel, aus deren Reinerhaltung ganz besondere Sorgfalt zu verwenden ist, sollen nur bei Die Jagd nach Glück. Roman von Ida Großmann. 10. Forts. (Nack-druck verboten.) Noch manches häßliche Wort wird ihr nachge rufen, mancher Stein nach ihr geworfen. -endlich hat sie die letzten Hauser hinter sich, nun umfängt sie der Wald mit seinem Frieden und seiner Stille. Sie setzt sich unter eine alte Eiche, die Ruhe tut ihr gut. Sie schließt die Augen, die von verhaltenen Tränen brennen. Lange sitzt sie unbeweglich, es ist so still, die ganze Natur liegt im Schlummer, nur ab und zu hört man Stimmen, die von der Waldschenke herübertönen. Tie waldschenke! welche Erinnerungen be stürmen sie beim Anblick dieses Hauses, das durch die Zweige der Räume zu ihr hinüber schimmert! Dort hatte ihr kurzes Glück und ihr nicht endenwollendes Leid angefangen! Dort hatte sie ihn kennen gelernt I Im Geiste sieht sie ihn ein treten in den großen Saal der waldschenke, sie sieht wieder seine feurigen Augen, mit denen er die Mäd chen, die dort tanzten und unter denen sie zum ersten mal war, musterte, sie fühlte wieder, wie er sie dem Burschen, welcher eben mit ihr tanzen wollte, aus dem Arm riß, der Musik einen Taler zuwarf und sich mit ihr im Areise drehte, bis ihr beinahe die Sinne vergingen. Die andern Burschen sahen wohl grimmig drein, doch Joseph machte sich nichts daraus, er war der stärkste und flotteste, keiner wagte sich an ihn heran. Den ganzen Abend hatte er nur mit ihr ge tanzt, ihr war es eine Wonne, von seinen starken Armen umfaßt dahin zu fliegen! Auch der Mutter die einige Zeit kam, um nach der Tochter zu sehen, gefiel er, es schmeichelte ihr, daß Luise seine Er korene war; da er aus der Stadt kam, galt er mehr als die Bauernburschen des Vrte». Noch am selben Abend wußte er Luise zu über reden, in Goslar, wo er bei einem Schlosser in Ar beit stand, eine Stelle anzunehmen und versprach ihr, sie des Sonntags auszusühren. Die Mutter wollte erst nichts davon hören, doch nachdem Joseph wein bestellt hatte und mit den Taler in der Tasche klimperte, war auch sie nicht mehr dagegen, sie wollte dem Glücke ihres nicht mehr im Wege stehen und Joseph war ihr! als Schwiegersohn willkommen. So ging Luise nach Goslar, um sich eine Stelle zu suchen. Da sie ein hübsches, ehrliches Gesicht chen hatte, fand sie bald Unterkunft in einer Fremden- Pension, wo ihr die Besitzerin, die sehr zu frieden mit ihren Leistungen war, das größte vertrauen entgegenbrachte. Luise war glücklich in ihrem Berufe, sie ver götterte ihre Herrin, auf deren Nutzen sie stets be dacht war. Sonntag nachmittag holte sie Joseph zum Spazierengehen ab, blank gewaschen und gekämmt, in neumodischer Aleidung, hätte niemand den Schlosfergesellen in ihm vermutet. Er zeigte ihr die Schönheiten der Stadt und führte sie ins The ater. Er war stets bei Geld; wie er ihr sagte, besaß er ein kleines vermögen, das ihm erlaubte, an eine baldige Heirat mit ihr zu denken. Damals hatte sie ihm alles geglaubt, — doch jetzt kommen ihr ost Zweifel, ob er sie nicht schon damals be logen und sich mit fremdem Gute amüsiert hatte. So verging das erste Jahr. Luise hatte schon eine beträchtliche Summe als ihren Verdienst der Mutter geschickt, welche sich dadurch mit dem Gedanken, mit ihrem Sohne nun auch der Tochter Arbeit verrichten zu müssen, ad- fand, auch hoffte Frau Schelling fest auf ihrer Tochter baldige Heirat, wodurch auch ihre Not ein Ende haben würde, denn Joseph mußte reich sein, nach allem, was sie von ihm gehört hatte. So gern Luise in ihrer Stelle war, so freute sie sich doch auf einen eigenen Haushalt. Am letzten Sonntag, den sie mit Joseph bei der Mutter verbracht hatte, war viel die Rede vom Heiraten gewesen; in Gedanken richteten sie die Wohnung ein und Luise ermahnte ihren Verlobten, dessen Ring sie seit einigen Wochen trug, recht sparsam zu sein, damit sie sich ein Aanapee anschaffen könnten. Anter Lachen und Rüssen hatte er es versprochen und sie trennten sich am Abend in glücklichster Stimmung. Seit drei Wochen wohnten vier Japaner in der Pension, deren Bedienung Luise zufiel. Das junge Mädchen beschwerte sich öfters bei ihrer Herrin — auch Joseph hatte sie schon ihr Leid ge klagt — daß die Herren stets große Summen samt ihren gefüllten Brieftaschen in den Taschen der Rleider, die sie zu reinigen hatte, ließen — wie leicht könnte dabei etwas verloren ge hen ! Eines Morgens, als Luise damit beschäftigt war, die Treppe zu reinigen, stand Joseph plötzlich vor ihr. „Ich muß Dich heute abend sprechen, komme um d Ahr an die Haustür.* »Was ist denn vorgefallen?* »Romme nur, ich bitte Dich!* Damit war er weggelaufen, Luise in Angst und Sorge zurücklassend. Endlich war es Abend. Zur verabredeten Stunde trafen sich die jungen Leute. Joseph zog Luise, ohne ein Wort zu sprechen, auf die andere Seite der Straße, sie fühlte seinen Arm zittern, entsetzliche Angst bemächtigte sich ihrer. Im Schatten der Allee blieb er stehen, sie sah kaum sein Gesicht, doch seine heisere Stimme genügte, um Unheil zu ahnen. »Hast Du Geld, Luise? Ich brauch« Geld!* »Ich habe keines, ich habe mein letztes an Mutter geschickt, Iakob soll einen?neuen Anzug haben ..." „Dann ist alles verloren!' „verloren, was denn? Sprich doch, Jo« seph!" , „Siehst Du das Ding da?' Damit zog er eine Pistole aus der Tasche. „Das allein kann mich retten!' . < „Joseph, denk an mich, ich will nicht lebe« ohne Dich!' „Dann hilf mir!*