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»aß e» sich empfehle, er nur, wie im Bewerbezerichtt- gefetz, salultativ. vicht obligatorisch einzuführen. Abg. Trimborn (Zrutr) erklär», lewe Freunde seien in bezug auf alle von den Regierungen bean standeten Punkte, Altersgrenze, sowie aktiver und passives Wahlrecht der Frauen, geteilter Ansicht, aber ave seien darin einig, daß sie an diesen Fragen dar Gesetz nicht scheitern lasten wollten; sie würden daher m bezug aus die Altersgrenze sür dar aktive Wahl recht überhaupt Wiederherstellung der Vorlage beantragen. Abg. Lipinski (Soz.) empfiehlt einen Antrag betreffend Gewährung auch der passiven Wahlrechts au die Frauen und bekämpst die Wiederheraufjetzung der WahlrechtsalterSgrenze von 21 auf 25 Jahr. Äbg. Müller-Meiningen (sreis. BolkSp) wkfi dem Zentrum vor, eS befolge den Grundsatz: „Der Tapfere weicht mutig zurück." Man solle lieber der Regierung die Zähne zeigen. Der Reichstag sei doch kein Automat: oben steckt man die Gesetzentwürfe hinein und unten kommt die Abstimmung heraus. (Heiterkeit.) Die Frauen sollten einfach auf dkm Altar deS Kompromisses geopfert werden. (Heiterkeit.) Abg. Beck-Hridelberg (nai)-lib.) befürwortet Wiederherstellung der Regierungsvorlage in den Punkten, bezüglich deren der Staatssekretär die KommissionSbeschlüssr als unannehmbar bezeichnet habe. Bestehe der Re chStag auf seinem Willen, so werde nur erreicht, daß das ganze Gesetz scheitere, ein G-» setz, von dem man sich doch so reichen Segen ver sprechen müsse. Abg. Henning (kons.) äußert sich in gleicher Weis'. Der größere T-il seiner Freunde wäre aller dings sehr gern bereit gewesen, an dieser Sielle den Frauen ein aktives Wahlrecht zu gewähren. Abg. Dove (f-eis. BolkSp.) spricht für Festhalten an den Kommissionsbeschlüsien. ES sei doch wirklich Zeit, daß man hier endlich einmal von dem alten Vorurteil abgehe und den Frauen, die gera e iw Handlungsgehilfenstande so zahlreich vertreten seien, das ihnen gebührende bürgerliche Recht zugestehe. Abg. Lottmann (Antis.) bedauert das Umfallen deS Zentrums und der Natiovalliberalen in der Frage deS Frauenstimmrechts. Dieses Zugeständnis an die Frauen sei eine Forderung der Gerechtigkeit. Aller» ding? seien seine Freunde in dieser Frage nicht einig. Ein Teil derselben sei Gegner d;S Fcauenwahlrechts. Angesicht- des „Unannehmbar" der Regierung wür- den seine Freunde für den Kompromißantrag deS Zentrums stimmen. Schluß nach 6 Uhr. Die Weiterberatung wird auf morgen 1 Uhr vertagt; außerdem Wrhlprüfungen. Ans dem Reiche Der Leipziger Aerztestreit. In der Angelegenheit des Leipziger AerztestreiteS veröffentlicht das „Tr. Journ." eine EtttscheiVtMg des Ministeriums deS Innern, nach der dieses dis Beschwerden, die der Vorstand der Ortskrankenkasse sür Leipzig, sowie die Bereinigung der bisherigen DistriktSärzte dieser K^ss: gegen die Verordnung der KceiShaupimannschast Leipzig vom 7. Mai d. I. erhoben haben, nicht für beachtlich erklärt. Es heißt darin: Nach 8 56s des Kranken- versicherungsgesetzeS kann auf An rag von mindestens 30 beteiligten Versicherten die höhere Verwaltungs- behörde, im vorliegenden Falle die KreiShauptmann- schaft Leipzig, die Gewährung der im 8 6 und 8 7 bezeichneten Leistungen (ärztliche Behandlung, Heil- mittel, KcankenhauSpflege) durch weitere als die von der Kass: b stimmten Terzi«, Apotheken und Kranken häuser verfügen, wenn durch die von der Kass.' ge troffenen Anordnungen eine den berechtigten An sorderungen der Versicherten entsprechende Gewährung jener Leistungen nicht gesichert ist. Wird einer 'o!chen Verfügung nicht binnen der gesetzten Frist Folge gr- leiste», so 'arm nach Absatz 2 die höhere B rwaliungS- behörde die erforderlichen Anordnungen statt der zu ständigen Kassenorzane mit verbindlicher Wirkung für die Kass: triff:». Die nach Absitz 1 und 2 zuläfsig-v Beifügungen der höheren VerwallunzSbrhörrc siad nach Absatz 3 entgültig. Hierb i ,st über die Art uud Weise der AakDong Lieser Brfozms und die Notwendigkeit und Angern^ enbeit der wncrhrlb der gesetzlich rr Gr »zen geiroff nen VeMguvzm nicht u rn-fch:ioev. Denn ».soweit sind die Bergungen end gültig und jeder Anfechtung cvtzog-n. Daß rm oo.« liegenden F,lle die gefetzt chso BaraaSfetz ngeu zu einem Einschreiten der höheren LcrwsltuvgSbehökde aus Grund von 8 56», Absatz 2 gexebeu waren, unterliegt keinem Zweifel uud wird auch vou den Beschwerdeführern selbst nicht bestritten. Dal Miuisterium deS Inner» kann nach eingehender Prüfung der gesamten hier in Betracht kommenden Umstände nicht finde«, daß im vorlie ende» Fall- die Kreishauptma««schaft Leipzig vo» ihrer Befugnis eine« mit dem Gesetz nicht i« Einklang stehenden Gebrauch gemacht habe Allerdings hat sie bei der Anwendung der B-stimmuvg de» 8 56s. Absatz 2 eine sehr umfassende Tätigkeit entwickelt und dabei da» Verhältnis der Kaffe zu sev früheren und zu d n neuen Kaffevärzten im Wege de« Vertrag» mit den beide» ärztlichen Bezirksvereinen zu Leipzig in eingehendster Weise geregelt. Die Krei»- hauptmauoschaft hat nun aber bei ihrer Regelung »er Verhältnisse keineswegs alle Forderung n der au» ständigen Aerzte bewillig", sondern andererseits auch wertvolle Zugeständnisse von feiten der letzteren sür die Kasse erreicht und überhaupt bei dem ganzen Vertragsabschlusse, soweit es angängig war, die LebrnSintereffen und die finanzielle Leistungsfähigkeit der K sie zu wahren gesucht. Auch liegt ein Eingriff in die BertragSrechte der Distriktsärzte durch die von der KceiShaupimannschast getroffene Bersügung vicht vor; vielmehr ist die KreiShauptmannschast in Er füllung d-s mit den ärztlichen Bezicksvereinen ge schlossenen Vertrags zunächst aus den Weg der güt- lichen Verhandlung mit den DistriklSärzten grwiesen, den sie inmittelst auch tatsächlich betreten hat. Erst in zweiter Linie würden andere Maßnahmen zu ergreif-v iein, aber auch nur solcher Act wie sie nach Recht und Gesetz zulässig sind und im gleichen Maße auch der von der KreiShüupimannfchajt vertretenen Kaff- selbst zustehen würden. Die Umwandlung der Distriktkorzr- stellen in Kasstnarztstellen im Sinne des neuen Ad- kommens aber gehörte zu denjenigen Bedingungen, die hier von der Kceishauptmannschast zu jtstanden werden muß en, da andernsalls die Wiedergewinnung der früheren Kassenärzte sür den Kassendienst und da mit die erforderliche ärztliche Hilfe für di; Kassmmii- glieder nicht zu erreichen gewesen wäre. Die soziale Gefamlentwicklung. * Die „Soziale Praxis" ist in der Lage, einen höchst ioter-sianten Abschnitt aus dem demnächst er- scheinenden zwnten Bande von Schmöllers „Grunvritz der Volkswirtschaftslehre" zu veröffentlichen. In diesem „Die soziale Gesami- entwickiuug" betitelten Abschnitte betont der berühmte Gelehrte zunächst, daß er die optimistische Hoff inng auf ein Verschwinden aller Klassengegensätze ebenso verwirf', wie die Pc simistische Lehre, die nur eine mnehmrnde Saigerung der Klasseng'genfätze in der G schichte findet. Schmoll-r rechnet vielmehr mit einem Fortschritte der sozialen Entwicklung und Aus gleichung, ohne daß es jemals zu einer vollständigen N v llierung kommen würde. Die Elemente der sozialen Fortentwicklung erblickt er iu erster Reihe ia der S eig-rung der sozi«len Einficht und des Ver antwortlichkeitsgesühls. Ec sagt darüber: „E« wächst mit der höheren Kultur zwar stets auch der Individualismus, der Egoismus, der Erw'.rbStrirb; aber ebenso bilden sich die gesamten höheren G'.fühle, die Sympathie, das Mitleid, die Mitempfi düng mit N-chtverwandten, mit Berufs- genosien, die Vaterlandsliebe, das soziale Pflichtgefühl auS. I: dichter die Menschen wohnen, desto mehr lernen sie Rücksicht auf einander nehmen. Die Be- dürfnisie, die Sitten, tie L-b-nSgewohnheitrn, die Umgangsformen werden einheitlicher. Wie j-d's heut' jeden mit „Sie" anredet, so ist an der Kleidung der Millionär ost kaum vom Arbeiter mehr zu ünt-r- scheiden. Die Zunahme städtischen Lebens steigert den GleichheitSdrang und die Gleichh-itsidee; die zunehmend- politische Freiheit läßt die Verantwortlichkeit wach en; mit der zunehmenden ArbntSt'iluvg entstehen stets auch wi d r Solidarität-gesühle. Die steigende Ein- sicht in die Z nammenhäage der Gesellschaft macht die Menschen rücksichtsvoller." DaS zweite M Nel der sozialen und intellekiu-llen Ausgleichung ist die Schule. „Nar eine allgemeine ges llschaftliche O gantfaiivn deS UmerrjchiS für alle, w e sie . . . in den letzten hundert Jahren ia unserer Volksschule neben den höheren Schulen durchgesührt wurde, ermöglicht zu rächst eine gewiss; Freiheit der B-rusSwahl, g bi die Möglichknt, die Talente der unteren Klaffen in höhere Schulen zu bringiir, de- iritigt den schroffsten wzialen Gegensatz, welcher die stärkste Abhäng'gkeit d-dingt'. Endlich weist Schmöller a. f die Aeoderung und fortwährende B-rbessrung der soziale« Juftttutt»«»« hin, aus die Hebung de» ArdeilttstandkS durch daS VtrrmSrecht, die Gewerk- vereine und Schiedsgerichte, die Genossenschaften, dar BerstcherungSrecht, den Arbeitsnachweis, das Arbeiter, chutzcecht u w. Er verweist ferner auf die zunebmende Beschränkung der ga«- freie« Konkurrenz und die veränderte RechlSverfastung der privaten B. triebe. Die groß« Unternehmung werde in geuosicu- schastlich-gesellschastlichen Formen mehr und mehr eine halb öffmiliche, durch wissenschaftliche und staatliche Ocgane und durch die Oefferrttichkett kon trollierte Anstalt. Mit Rücksicht aus diese ganz außerordentliche Verbesserung der sozialen Einrichtungen und Zustände kann Schmöller unserer Zeit mit R-chi nachrühmen: „Sind das nicht lauter tiefeinschueidende Sendrrmgen unserer sozialen Institution?«, die alle dahin wirken, die brutalen Klass-nkämpfe cinzu- schräeken, die Schwachen zu heben, den Machtgebrauch der Starken einzuschränken, die Mittelstände vicht so leicht sinken zu lassen wie f.üher? Niemals früher ist so wie im 19. Jahrhundert die Lage der unteren Klassen untersucht worden; niemals früher hat die OiffrntliLkeit sich so mit ihnen und der Berb-sf-rung ihrer Lage beschäftigt; nie war ihr politischer Einfluß und ihre Macht so groß, wenn auch andere Zeitalter in kleinen Republiken viel demokratischere Verfassungen hatten." Aus Südwestafrika. * Gouverneur Leuttvein meldet aus Otjofasu oom 8. d. Mts.: Bon der Hauptabteilung sind oie 7., 10. und 11. Kompagnie, die 4, 5. und 6. Batterie, die Maschinevgewehrabteilung Dürr mit 4 G schütz m und die Funkentelrgraphie noch bei O josasv. Die Witboi-Abteilung ist hiUte zur Aufklärung gegen die L nie Osire-Okalulua vorgesch.ck. worden, sie soll gleichzeitig die Verbindung mit Estorff ausnehlllcli. Die 5. Kompagnie ist nach Okatumba vorgeschoben. Pm WMti SkieMuM. * D e Nachrichten vom KriegSschouplatze werdu immer dürftiger. Sondert man die Spreu vcml Weize», so bleibt fast Nicht» übria, »«» be» Berichten» wert wäre- Folgende M-lbunzen erzählen vom W sfrnSwertesteo: Petersburg, 9. Juni. Port Arthur ist mit L.venSmitteln und KciegSvorräten für wenigstens ein Jahr reichlich versorgt. Die Mehlvorräte dürsten iogar für 1'/, Jahr reichen. Alle Garnisonen der Liautuog-Hatvinsel sind gegenwärtig in Port Arthur zusammengezogen und bilden el« Korps Von wenigstens 5VV0Ü Mann, w lche eins Linie von nur 19 Kilometer zu verteidigen haben. Auf den Kilometer kommen somit über 2600 Soldaten. Petersburg, 9. Juni. Wie in Telegramm dcs Generals Kuropalkin an den Kaiser vou gistern meldet, erschien am 7. Juni g-gm 1 Uhr nachmittags ein japanisches Geschwader an der W stküste der Liautung-H ildiufel, das anfangs aus 6 Schiffen bestand, aber später beträchtlich verstärk» wurde. DaS G schwader kreuzte an der Küste und beschoß dieselbe w.'stlich von Kaitschou und Sseniu- ;che.i; eS richtete das Feu r auf die russischen Stell ungen. Gegm 7 Uhr hö.te das Bombardement auf und daS Geschwader entfernte sich in südlicher Rich tung. Die Russen crl tten weder Bt lüste, noch Materialschaden. Petersburg, 9. Juni. Ein wutereS Tele gramm des Generals Kuropatkl« meldet, daß am 7. ^uui eine j'.piniiche Adr ilunz von Fö ighwang- tschrnq g g'N Wffangou vorrück e und eme russische .IU« Kosaken best h-vde Feldwache bedrängte. Frei- willige au? Wrliunda eiltin zur Hilse herbei und »chlugen die Jupm-r, von denen mehrere g-iö et wur den, zurück. A s russischer Seite waren leine Brr- luste. Am selben Tage wurden oie R issm, die Snt- matsi b-s'tz' hielt n, von einer j «panische» Brigade angegnff n; sie zagen sich vor der Ürbermacht b.S Flwchuttmprsi- zurück. In dem G secht wurden auf cu siecher Srite zwei O fi.icre verwundet und etwa hundert Munn geiö'.et oder verwundet. Paris, 9. Jan'. Das G rücyt, zwei Ameri- kan r, zw.i Spanier und zwei Italiener wären als Epio«e in Liaujang aufgegriffsn worden, ist UN- o gründet. Richtig ist, daß eine aus spanischen, ita« i> Nischen und englischen Elementen zusammengesetzte klrtiste«gesellschaft, welcher bis vor kurzem ge- tattet war, Vorstellungen zu geben, ausgewiesen wurde, weil Kuropatkin kein „müßig Volk" in der Stadt dulden will, wo in Räumen, die kaum für sechs P rfonen auSreichen, 60 Mann zusammenge- psercht sind. Kuropaikin versuch», die Verstimmung der zur Untätigkeit verurteilten KriegSkorrespondenten dadurch zu bannen, daß er ihnen manchmal beim T-e in seinem angenehmen Heim Seschichtchen aus d m Türkevkriege und andere Episoden seiner militär ischen Karriere erzählt. Wie eS mit dem Nachrichten dienst in Liaujang bestellt ist, illustriert die Tatsache, daß die dortigen Korrespondenten erst am letzten Sonntag gerüchtweise über „eine Affäre" bei Kintschou v rnahmen. — AuS Petersburg meldet „Echo de Paris": In höheren Militärkreisen herrsche Bestürz ung über eine gestern beim Zaren eingetroffme Mel» düng des Konter-Admirals Witthoeft aus Port Arthur. Louvou, 9. Juni. Nach Berichten aus Tokio and die vierte Rekognoszierung des HafenS von Port Arthur Dienstag nacht statt. Ächt japanische Torpedoboote forc erten den Hafcnein- gang unter d-m Feuer der russischen Batterien uud gingen Mittwoch früh zurück. Admiral Kataoka be richtet, da» Absuchen der Talienwan-Bai nach Minen schreitet befriedigend fort. Bisher wurden gesunden und zerstört 62 Minen. Während deS AbsuchenS zwischen ein gen der Südostküste der Kwangtung- Halbinsel vorgelagerten Inseln wurden zwei Wracks ewdrckt und als der russische Kreuzer „Bojarin" und der Dampfer „Nonni" erkannt. Sächsisches. Hohenstein Ernstthal, 10. Juni 1904 Wettervoraussage des Kgl.Sächs.Meteorologischen Instituts zu Chemnitz. Für Souuabeud r Unsicheres Wetter bei normaler Temperatur und südöstlichen Winden. Baro meter: mittel. 11. Juni: Tagesmittel: -j-14,b° Maximum: -j-18,5^ Minimum: -j-9,7 °. — Der bereits gestern abend in dem größten Teile der Auflage unseres Blattes gemeldete Selbst- Mordversuch, den die Bahnstraß; 18 wohohaste Eh-srau des Kolporteur« Irmisch auf so entsetzliche Weise unternommen, ist von der Unglücklichen, wie wir iu Erfahrung bringen konnten, schon seit längerer Zeit geplant gewesen. Die bedauernswerte Frau, die seit nuhrer-n Jahren leidend ist und die gestrige Tat im Zustande eines bei ihr schon zu wiederholten Malen beobachteten krankhaften Zustandes auSgeführt hat, äußerte schon am frühen Morgen zu ihrem Ehe mann«, daß er sie au diesem Tage nicht verlassen solle. Allein diesem bereits früher schon öflerS ge- stellten Verlangen konnte der Gatte nicht nachkommen, da er seinem V rdienfte nachgeh.n mußte. Während aer Abwesenheit ihres nichts Schlimmes ahnenden MavneS hat sie ihr schon längst geplantes Vorhaben m dir T it umg-fttz'. Jr der vierten Stunde des Nachmittage» entnahm fi? einem Küch nschränkcheu -ine Flasche mit SensspirituS, trank diese yalb ous und begoß mir dem übrigen Inhalt ihre Kleider. Noch nicht g nug damit, ergriff sie eine nebenanstehende Kann; m t Petroleum, entleerte diese auf die Kleidung ihres Oberkörpers und züudete fich hierauf au. D e im Nu über und über orennend'', einer F-u-rsäule gl-ichende unglückliche Frau lief in ihrer A-gst auS der Parterrestube hinaus iu die Hausflur, bis die übrigen Bewohner auf das Jammern und Schreien aufmerksam wurden und entsetzt hinzusprangen, um die Brennende noch recht zeitig vor dem sicheren F uertode zu retten. Durch aie Umsicht eines Hausbewohners, dcr sie in den Hof hinauSdräugte und mit D ck.n die Flammen erstickte, sind dar Anwesen deS Hauswirt s und wohl auch die benachbarten Häuscr vor größerem Brandschaden be wahrt wo:d n. D-r B dcu rnswerten, der namentlich außer ih em Kopshaar ver Obeikö.p.r und daS Gesicht entsetzlich verbrannt sind, und die bis zur Unkenntlich» keit geschwärzt ist, wurde durch ein n sofort hinzu- gerufenen Arzt die eiste Hille zuteil uud ihre Ueber- lührung in das städiisch; K ank-nhaus ungeordnet. Die Brandwunden waren derartig ichw-re, daß Frair Irmisch heute morgen ^7 Uhr gestorben ist. Vie Madonna drs LoUiceUi. Novell« von Lothar vreukeadorf (2. Korts. Nachdruck verboten. Denn Herbert Volkmar war plötzlich mitten in dem Salon stehen geblieben, die Augen unverwandt auf einen einzigen Punkt gerichtet, und in raschem wechsel war die Karbe auf seinen Wangen gegangen und gekommen. „2ene dunkelgekleidete Dame, die dort ganz allein bei der Pflanzengruppe steht —" stieß er hastig uud in sichtlicher Erregung hervor — „können Sie mir ihren Namen nennen, Herr Kommerzien rat?" Herr Ellinger setzte seinen goldenen Aneifer auf, um ihn sogleich wieder mit einer geringschätzigen Gebärde von seiner fleischigen Nase herabfallen zu lassen. „Die neu engagierte Gesellschafterin meiner Tochter," sagte er wegwerfend, „eine ganz hübsche Person — nicht wahr?' — Lie müssen wissen, daß ich Gewicht darauf lege, nette Gesichter in meiner Umgebung zu sehen. Alles Häßliche ist mir nun 'mal zuwider, besonders beim weiblichen Ge schlecht. In dem Punkte bin ich mein Leben lang ein Keinschmecker gewesen." Er belachte seinen eigenen Scherz und versuchte den jungen Naler mit sich fort nach dem Nustk- zimmer zu ziehen. Aber Herbert stand noch immer wie angewurzelt, und seine Augen hingen wie ge bannt an der schlanken, zierlichen Gestalt des jungen Mädchens, das gewiß nicht davon ahnte, in seinem halb versteckten Zufluchtsort plötzlich zu einem Gegenstand so aufmerksamer Beobachtung geworden zu sein. „Die Dame ist also erst seit kurzem in Ihrem Hause?" fragte er. „Und ihr Name?" „Hertha von Lingen, glaube ich, heißt sie. Line gute Kamilie — denn darauf muß ich natür lich mit Rücksicht auf das Ansehen meines eigenen Hauses halten, — aber verarmt, ganz unverarmt. Sie wurde mir von einem guten Bekannten empfohlen, und es geschah halb aus Mitleid, daß ich sie engagierte." „von Lingen? — Ls gibt einen bedeutenden philosophischen Schriftsteller dieses Namens. Sollte sie mit ihm verwandt sein?" „Ls wird ihr Vater gewesen sein; denn man hat mir, wenn ich nicht irre, erzählt, daß der Mann verschiedene Bücher herausgegeben habe — über das Unbewußte und dergleichen verzwickte Sachen, von denen unsereins nicht versteht. Na, und er selber scheint sich des praktischen Lebens auch nicht recht bewußt gewesen zu sein; denn er hat Krau und Tochter bei seinem Tode in großer Dürftigkeit zurückgelaffen. Lie glauben nicht, was für eine Zreude die Leute hatten, als ich mich ent schloß, das Mädchen in mein Haus zu nehmen. — Aber wollen wir nicht endlich zu dem jungen Volk hinüber gehen? — Sie werden doch nicht wünschen, daß Holger Lindholm alles bereits für sich erobert hat, ehe Sie kommen?" „Ich möchte Lie vor allem bitten, Herr Aommer- zienrat, mich dem Kräulein von Lingen vsrzustellen. Ls drängt mich, der jungen Dame es zu sagen, daß ich einer der wärmsten Verehrer ihre« edlen und geistvollen Vaters bin." Herr Kranz Ellinger machte ein verdrießliches Gesicht. „Wie Lie wünschen!" sagte er in merklich ver ändertem Ton. „Aber sie werden entschuldigen müssen, wenn ich mich an dem interessanten Ge spräch nicht beteiligen kann. Ich bin auch meinen anderen Gästen einige Rücksichten schuldig." Lein innerliches Widerstreben kaum verbergend, ging er mit Herbert dem Platze der Gesellschafterin zu. Erst als ihr die beiden Herren ganz nahe ge kommen waren, bemerkte Hertha ihre Annäherung, und es war kein Zweifel, daß sie trotz der Zlüchtig- keit ihrer ersten Begegnung den jungen Maler so gleich wieder erkannte, da die dunkelpurpurne Glut auf ihren Wangen sich aus bloßer Schüchternheit wohl schwerlich hätte erklären lassen, vielleicht fürchtete sie, daß er irgend eine taktlose Anspielung machen würde; denn sie senkte das Aöpfchen tief und vermied es, ihn anzusehen, während der Aommer- zienrat mürrisch und in einer sehr wenig ritterlichen Korm die gegenseitige Vorstellung erledigte. „Ich werde Melanie von Ihrem Hiersein unter richten," fügte der Hausherr der ihm gleichsam ab gezwungenen Körmlichkeit rasch und mit einem eigentümlichen Nachdruck hinzu. „Natürlich darf ich ihr doch wohl sagen, daß Sie ihr bald die Kreude machen werden sie zu begrüßen " Herbert Volkmar antwortete ihm mit irgend einer artigen Bemerkung, ohne besonderes Gewicht auf die Wahl seiner Worte zu legen; denn er hatte in diesem Augenblick kein sehnlicheres Verlangen alr das, der gesellschaft des Gastgeber» so rasch als möglich ledig zu werden. Er sah ja, daß dies auf beiden Seiten unerwartete Widersehen vorerst nur einen peinlichen Eindruck auf Hertha gemacht hatte, und es drängte ihn, die Besorgnisse zu zer streuen, von denen sie bei seinem Anblick vielleicht geängstigt worden war. Wie er es dem Aommerzienrat gegenüber als seine Absicht kundgegeben hatte, sprach er zu ihr nur von ihrem verewigten Vater und von seinen Werken, die er mit der ganzen, fast andächtigen Aufmerksamkeit eines überzeugten Schülers gelesen hatte. And es war, als hätte er mit der bloßen Erwähnung des verstorbenen ein Zauberwort aus gesprochen, dessen Alang hinreichend war, aller Be klemmung und Verlegenheit seiner Zuhörerin ein Ende machen. Mit der vollen Unbefangenheit eines zutraulich gewordenen Rindes sah sie zu ihm auf, und in ihren Augen war ein Leuchten freudigen Stolzes, das tausendmal beredter als Worte für die Innigkeit des Verhältnisses sprach, das zwischen Vater und Tochter bestanden haben mußte. Ihres ersten Zusammentreffens bei dem Aunst- händler wurde mit keiner Silbe Erwähnung getan, so daß Hertha wohl glauben konnte, der Maler habe sie nicht wieder erkannt. Eine ganze Viertel stunde lang sprachen sie von nichts anderem al« von den gedankenreichen, tiefsinnigen Werken und von den seltenen Herzenseigenschaften des ver storbenen Philosophen, dessen Namen niemand in dieser Gesellschaft zu kennen schien, da man seine Tochter sonst schwerlich allein und unbeachtet in einem Winkel hätte stehen lasten. Kortsetzung f»lgt.