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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 29.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190406292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19040629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19040629
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-29
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 29.06.1904
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dors mit dem letzten dortigen MWonSfeft vor zwei Jahren. Hiernach waren eingegangen in den winter abendlichen Bibel» und MWouSstunden 39,92 M.; von den Konfirmanden 20,22 M.; an Einzelgaben 20,48 M.; Beitrag der Kirchgemeindetasse 30 M.; Epiphanienkollekten 19 M. und aus 10 MifsionS- büchsen 60,32 Mk. in Summa 189,94 M. Hieraus nahm Herr Missionar Ribbach «uS Leh im Himalayz- Gebirge da- Wort zu seinem Bortrag über die seit 60 Jahren in diesem weltentlegenen Missionsgebiete bestehende Herrnhuter Blüdernussion. indem er in 2 Absätzen, unter Vorzeigung und Herumgabe von Götzenbildern, Amuletten und GebrauchSgegenfländen aller Art, vor allem aber zweier größerer, in tibetanischer Tracht gekleideter Puppen, Bericht erstattete über Land und Leute, Sitten und Ge bräuche, Aberglauben und Unglauben, Widerstand gegen das Evangelium und Erfolge desselben in jener Gegend. Mit großer Aufmerksamkeit und herzlicher Dankbarkeit für das Gebotene war man dem Vortragenden gefolgt, der vor ollen anderen, nur nicht von seinen persönlich:» Opfern an Kraft und Gesun heit und vielem andern, was uns zum Leben nötig dünkt, gesprochen hatte, woram Herr Pastor Kleinpaul am Schluß noch hiowieL. Ein dazwischen vorgetrageneS Lied des KindcrchorL „die Welt singt Gottes Preis" und ein- gestreute geistliche Volkslieder der Versammelten taten das Ihre zur Hebung der Feststimmuvg, und endlich gab noch Herr Pastor Böttger aus Gersdorf den Rechenschaftsbericht über die Betätigung deö Mifsions- sinnes in Gersdorf, indem er vor allen auf den großen Segen der MijsionSbüchsen in seiner Gemeinde hinwieS, die allein seit September vorigen Jahres 143 Mk. eingebracht hatten, und dann daS Schluß gebet sprach. Von den ausliegenden Missionsbüchsen wurden wieder 10 Stück das Stück zu 10 Pfg. ver- kaust. Dieselben sind auch ferner jederzeit auf dem Pfarramt zu haben. Die Kollekte der Nachversammlung ergab rund 30 Mk. Möge das große Glaubens- und Liebeswerk der Heidenmission auch seiner in unserer Gemeinde blühen und Frucht bringen! — Limbach, 27. Juni- Sonnabend abend ver> übte die Frau eine! an der Pleißaerstraße wohnenden Kutschers einen gräßlichen Selbstmordversuch. S>s begoß ihre Kleider, die sie auf dem Leibe trug, mit Petroleum und zündete sie dann an. Durch das Schmerzensgeschrei wurde der Ehcmann, welcher sich bereits zur Ruhe be geben hatte, herbeigerufen, der dann die Flammen -»stickte Immerhin waren die Brandw .»den schon so schwere, daß die Unglückliche am Sonntag früh im Krankenhause ver storben ist. Ehelicher Zwist soll die Veranlassung zu diesem schrecklichen Vorkommnis gewesen sein. — Röblitz, 26. Juni. Hier sand Hute dir Bezirksversammlung deS Bezirks Glauchau des König!. Sachs. Militärverewsbundes statt. Aus dem zum Vortrag geb achten Geschäftsbericht war zu entnehmen, daß die 78 Vereine des BundrSbezirks Ende 1903 271 Ehrenmitglieder und 6326 Mitglieder zählte». Bon diesen haben 1058 an Feldzügen teilgenommen. Das 25jährige Bereinsjubiläum begingen die Militär- vereine zu Lichtenstein und „Germania" zu Meerane. Ehrentafeln für 25jährige Tätigkeit als Vorstands mitglied wurden 10 Kameraden verliehen. Die Ein nahmen beliefen sich aus 3216,78 M, die Ausgaben aus 3087,17 M. Für die Witwen und Waisen der in Südwestasrika gefallenen Soldaten sind im Bezirk bereits ca. 550 M. gesammelt worden. Bei der B> raiung der Tagesordnung der diesjährigen Bunde?- generalversammlung wurde bezüglich der König Albert- Stiftung befchlossen, einem Anträge der vier Lausitzer Bezirksvereine zuzustimmen, dahingehend, die Zinsen des StiftungSkapitalS 1. zur Unterstützung erholungs bedürftiger BundeSmilglieder, 2. zur Unterstützung von Witwen und Waisen zu verwenden und 3. des ZinSerträznisses dem Genesungsheim zu überweisen. Eia weiterer aus der Tagesordnung der Bundes- generalversammlung stehender Punkt betrifft die Teilung der Bezirke, die vom BundeSpräsidium be antragt wird. Die Veranlassung zu diesem Anträge hat eine Privatstreitigkeit des Bezirks Plauen gegeben Es sollen deshalb vom 1. Januar 1896 ab alle Be zirk-', denen mehr als 40 Vereine mit 5000 Mit- gliedern angehören, geteilt werden. Es wurde be- schlossen, diesem Anträge nicht zuzust-mmen. Die nächste F ühjahrSvcrfammlung soll in Waldenburg stattfinden. — Chemnitz, 27. Jun». Als Festvorsitzender bei dem vom 2. bis 4. k. M. hier stattfindende»! ersten Regimentstag der ehemaligen 104 er fungier» Rechtsanwalt Dr. Limmer. Tas Fest wird am 2 Juli eingeleitet mit Empfang, E-nzug im Festlokal und KommerS; am 3. k. M. finden Frühschoppenver ¬ einigung, Konzert und Ball, am 4. k. M. vormittags Besichtigungen und nachmittags Ausflug statt. — Im Monat März 1893 schloß die hiesige Siadtge- meinde mit der Firma Siemens und Halske in Brr- lin einen Vertrag wegen Errichtung einer Zentrale ür Erzeugung und Abgabe elek.rischen Stromes. Im August 1893 wurde der Bau beendet und Ende Mai 1894 ter Betrieb probeweise, vom 1. Juli 1894 an laut Pachtvertrag begonnen. Am 1. Juli 1904 übernimmt die Stadtgemeinde Chemnitz das inzwischen vielsach erweiterte Elektrizitätswerk. — Die Rechnungs- Übersicht der Stadtgemeiude Chemnitz auf das Jahr 1903 ergibt 9 981 450,48 M. Ausgaben, 10620 533,55 Mark Einnahmen, darunter 2 878 406 98 M. Än- logenzuschuß. Bei den einzelnen Kassen waren 4 444861,32 M. Utberschuß und 3 806 787,25 M. Zuschuß zu verzeichnen. DaS ergibt 639 074,07 M. BerwaltungSüberschuß. — Zwickau, 27. Juni. Die Manöver des 2. Königl. sächs. Armeekorps finden diesmal im Re gierungsbezirk Zwickau statt und zwar seiten der 2. Division in der Gegend von Wildenfels, Hartenstein, Werdau, Zwickau, seit der 4. Division in der Gegend von Auerbach i. B., Reichenbach und Lengefeld. Im Bereich der 2. Division Nr. 24 hält die 2. Füd- artilleric-Brigade vom 2.-5. September Brigade- Exerzieren bei Wildenfels und die 3. Infanterie- Brigade Nr 47 Manöver vom 6.—10. September bei Hartenstein, die 4. Jnfantrrie-Brigade Nr. 48 bei Werdau ab. Vom 12.—19. September schließt sich daS DivisionSmaröoer der 2. Division Nr. 24 bei Zwickau an. Im Bereich der 4. Division Nr. 40 er folgen das RegimentSexerzieren des 3. Feldartillerie- Rcgiments Nr- 32 bei Reichenbach und deS 6. Feld- artillerie-Regiments Nr. 68 bei Auerbach, vom 3.-6. September das Brigade-Exerzieren bei Lengefeld, vom 8.—12. S ptember Manöver der 7. Infanterie- Brigade Nr. 88 bei Auerbach und der 8. Infanterie- Brigade Nr. 89 bei Reichenbach. Vom 13.—20. September findet daS Manöver der 4. Division bei Lengenfeld statt. Am 17. und 19. September manöverieren beide Divisionen gegen markierten Feind. — Eine allgemeine sächsische Berg- arbeiterkouftrenz ist für den 24. Juli nach Zwickau einberusen worden. Als Tagesordnung sind folgende Punkte ausgestellt worden: 1. Bericht über die allge meine Lage deS Bergbaues in Sachsen, 2. Besprechung und Entgegennahme der Berichte aus den einzelner Revieren, 3. Beschlußfassung über einzuleitcnde Schritte zur Hebung der Bergarbeiterlage im sächsische» Bergbau. — Planitz, 27. Juni. Schwere Unfälle er- litten zwei hiesige Einwohner. Dem Bergarbeiter Hirsch fiel in einem Zwickauer Schacht ein großes Stück Kohle auf dem Unterleib, wodurch er schwere Verletzungen erlitt. Dem Holzarbeiter Görisch wurden an der Kreissäge mehrere Finger zerschnitten. Er trat Blutvergiftung hinzu, die schließlich den Tod zur Folge hatte. — Crimmitschau, 27. Juni. Welch bedeu- t.nden Schaden der am 21. d. M. auch über die hiesige Gegend niedergegangene Hagelschlag an den Feldfrüchten angerichte. hat, läßt sich erst jetzt über sehen, nachdem die Ersatzansprüche der versicherten Landwirte zum größten Teil geltend gemacht wor- den sind. Bei der hiesigen Hauptagentur einer Hagel- Versicherungs-Gesellschaft sind allein 150 Ersatzansprüche zur Anmeldung gelangt. Der durch das Unwetter verursachte Gesamtschaden schwankt zwischen 15 und 100 Prozent. Ein Rittergut in nächster Nähe dürste allein etwa 30000 M. Schadenersatz erhalten. Wie von zuständiger Seite weiter mitgeteilt wir^, wurden in Sachsen nicht weniger als 1500 Ersatzansprüche für den am Dienstag durch den Hagelschlag angerich teten Schaden angemelde». Eine derartig hohe Ziffer an einem Tage ist in Sachsen noch nie zu verzeichnen gewesen. — Rotzweit», 27. Juni. Beim Hantieren mit einem T-schin, welches sich unerwartet entlud, verletzte sich der 29jährige Fabrikarbeiter Langhof im benachbarten Gleisrerg an den Zehen eines Fußes Nachdem die Heilung -inen besriedigenden Verlaus genommen, stellte sich plötzl ch Wundstarrkrampf ein, der den Tod des Verunglückten herbeisührte. Neuestes vom Tage. ft Mißhandlungen eines deutsche« Rad- fahrers. D^r „Voss. Ztg." wird aus Paris gk- meldet: Der deutsche Radfahrer Mayer, der gestern in Vincennes den städtischen großen Preis gewann, veranlaßte lärmende seindselige Kundgebungen. Die Menge pfiff ihn aus und bewarf ihn mit Zeitungs- dlättern, Sand und Kieselsteinen. Mayer verzog unter >en Beschimpfungen krine Miene und blieb voll kommen ruhig und brachte seinen Rundlauf zu Ende. Selbst Nationalisten-Blätter tadeln heute das Publi kum und sagen, eS habe sich schmählich benommen. ft Bevorstehender Einsturz eiuer Brücke. Bo, »er im Bau begriffenen neuen M-x'Milia,»- Isar-B.ücke in München wichen am Montag au' beiden Seiten von »en Uferwitzerlageru die Gelenke an», und zwar am rechten Ufer um 37 und am linken Ufer um 50 Zentimeter, so daß der Einsturz de« linken BogevS, wo da- Gerüst bereit» seit vierzehn Lagen entfernt ist, unvermeidlich ist, während das G: rüst rechts noch steht. Auch der Bogen auf der rechten Seite muß abgebrochen «erden. Verunglückt ist nie mand, doch stad die Arbeite» eingestellt worden. Die Urfache d-s AuSweichcu» ist noch nicht festgeftellt. ft Ein Hüttenwart ermordet, -er Hütt n- wart der auf der P-tralalpe bei Mürzzuschlag zu Ehren Rosegger» erbauten Rofegg-r Schutzhülle, der von allen Steirern und Touristen wohlgekannte Peter Berger, ist gestern nacht ermordet aulgefunden worden. ft Der Zusammenbruch der Scherrebeker Kunstschule. Der Anfang April v. I. auSge- brvchene Konkurs der Scherrebeker Kunstwebeschule, einer Gründung des Pastors Jacobsen in Scherrebek, hatte ein gerichtliches Nachspiel vor dem Landgericht in Flensburg wegen KonknrsvergehenS, Bilanzver schleierung und Gläubiger egünstigung. Der Haupt- augektagte, Pastor Jacobsen, wurde zu zwei Monaten Gefängnis und 900 M. Geldbuße, die Mitangeklagten, Buchhalter Raabe und Kaufmann Petersen, beide aus Scherrebek, zu je 1 Monat Gefängnis und 600 M. G.'ldstrafe verurteilt. Zum Vorkommnis aus dem Fichtelberge. Jo verschiedene»» sächsischen Blättern sanden sich n letzter Zeit Mitteilungen über den unter dringendem Verdachte di» Mordes auf dem Fichtelbergs scst- -eoommeocn Schuhmacher Poller au» RitterLgrüv Diese Nachrichten enthielten so ungeheuerliche Aoschul. digungen, daß e» geboten erscheint, im Interesse de» Schwcrgeschädigten in der O-ffentlichkeit aus die wahren Tatsachen eivzugeheo. Es geschieht die» hiermit au! Grund authentischer Erkundigungen, die in der Haupt- ache auf den eigenen Aussagen de» festgeuommencn Poller beruhen Poller hat folgendes angegeben: „Ich kam nachts l/,2 Uhr aus dem Fichtelberge an, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Da eS finster war und ich unbekannt bin, sollte ich mein Fahrrad an ein Nebengebäude, setzte mich darauf und oß mein Bro». Währenddessen kam eine Kutsche gefahren, aus der zwei Herren ausstiegen. Die Kutsche fuhr wieder ort, ich ging auf die zwei Herren zu und frug, wann das Haus geöffnet würde. Da packte mich der eine mit dem Be- merken, daß sie den Mörder Hörders hätten. Ich konnte nichts antworten. Daraus wurde ,ch gefragt, wo ich heikäme. Ich sagte: Ich komme auL Rittersgrün. Dann fragte man wich, ob ich etwas von dem Kommen ihres G-schirrs bemerk, hätte. Ich entgegnete: Nein. Daraus sagte der ein? — cs war der Bergwirt Hieke: Da haben nm Deine Lügen, und schlug mich. Ich konnte mich nicht wehren und tat deshalb, als hätte ich roch einen Bruder mit, worauf mich di- Männer nich> mehr schlugen. Dann fragte Hiek-, wem das Rad gehöre. Ich sagte: DaS Rad gehört mir. Darauf meinte Hieke: Das seh- er mir an, daß daS Rad nicht mir gehöre, dann schaff e man mich ins Haus, band mich und schlug mich mit einem Strick dnrch. Ich sollte sagen, von wem ich dai Rad g-stohlen Härte. Ich erwiderte: DaS Rad habe ich schon längere Zeit. Bei j:der Frage schlugen die beiden Männer wieder zu. Dann schafften st, mich in die Stube. Dort mußte eine Frau erst eine Lampe ouzünden. Ich wurde wieder g fragt, wo ich daS Rad her habe, worauf ich abermals tagte: Da» Hobe ich schon längere Zeit. Dann mußte die Frau die Vorhänge zuziehen und die Lampe aus- löschen und darauf wurde ich wieder durch, geprügelt. Daun hat man mich in die Hausflur geschafft. Man brannte ein Streichholz an und ich iah, daß ich an einer Treppe stand. Hieke sagte mir, daß ich „hineingeworfen" (Sie Treppe) würde, wenn ich nicht sagte, wo ich da- Rad her hätte. Hieran wurde ich mitStricken gebunden und von vier Männern nach Oberwiesenthal geführt." Vorstehend«! Schilderung dar? stilsicnhändlich nicht al- vollkommen emwandsrer angesehen n«rt«n, da sie nur oie Aussagen des einen der Betkchg'en enthält, der in diesem Falle Partei »st. Die bcvolstehcnde Gericht». Verhandlung wird schon Klärung bringen Die Unter suchung ist, soviel bekannt wir», bere-!« abgeschlcssrn. lieber da-Resultat derselben herrscht Svll'chwenen. Der Schuhmacher Poller ist ein schl-chter, einfach«! Mann von kleiner, schwächlicher Gestalt, mit einem Fehler am Bein, der ihm daS Gehen erschwert. Er macht aus alle Leute einen durchaus günstigen und glaubwürdigen Eindruck. Letzte Telegramme. Gms, 28. Juui. Der König von Sachse» unternahm gestern nachmittag eine Wagensuhlt uno dann einen Spaziergang. Nach guter Nacht setzte der König heute die Kur fort. Zur h uiig-n Tafel sind geladen Badekommissar Oberst von DreSky. Bürger meister Dr. Schubert, Dtkan Locher und Legations- rat von Stieglitz. Berlin, 28. Juni. Der Kaiser sandte an den deutschen Künstlerverein in Rom auf die HuldigungSdepe'che anläßlich der Enthüllung de» Göthe-Denkmals eill Davkielegramm, in welchem er die Hoffaung auSspcich», die deuischen Bürger Roms, insbesondere die dortige brutsche Künstlerschaft mögen durch das Denkmal neue An cegung finden, um gleich dem großen Dichter aus den unvergleichlichen Vor bildern Roms und Italiens für die Entwickelung und Vertiefung deS eigenen deutschen G.ist s Nutzen zu ziehen. Frankfurt a. M, 28. Juni. Rich:k<mzltr Graf Bülow übcrsanvie vcr g-milie Wilhelm Jordans aus Kiel nachkolgenkeS Telegramm: Mit ausr chtizcr Teilnahme habe ich hie Kunde vom H „scheiden Ihre» verehrten Herrn Vaters vernommen- Möge es Sie in Ihrem Schmerz trösten daß er m der Eunnerung unseres Volkes als kerndeuucher Sichler farüe'irn wird, oesfen Name auf den ersten Blättern d^r Geschichte der »rutschen Floite ehrenvoll verzeichnet steh». Wie», 28. Juni. Unter sehr zahlreicher Be teiligung begannen gestern die Verhaadlungeu deS S. österreichische» Krankenkafsentages. Nach- dem Abg. Eldersch ein Referat über die Aufgaben der Arbeiterversicherung erstattet halte, wurde eine Resolution einstimmig angenommen, in welcher die Einführung der JovalidnälS- und Altersversicherung, sowie der Waisen und Witwenverforgung verlangt wird. Petersburg, 28. Juni. In Kiew sind in den letzten Tagen 200 Sozialisten verhaftet und 4 Haussuchungen vorgenommen worden. Hierbei wurde eine geheime Druckerei aufgehoben. Paris, 28. Juni. Die Freiherren Alphons, Gustav und Edmund von Rothschild teilten dem HandclSministec Trouillot heute abend mit, sie beab sichtigten 10 Millionen ArankS zur Schaffung billiger Wohnungen und Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Arbeiter zu spenden. Paris, 28 Just. Ls heiß', daß oie Unter- juchung in de Angelegenheit Chabert keinerlei Ergebnis gchaw habe uno daS weitere gerichtliche Verfahre« eingestellt werden solle. Paris, 28. Ium. Die konservativen Depu- ü r'en Denhs, Cochi« und Gahrand kündigten eine I itecpeUation an über die Verfügung deS Kul tusministers, durch welche Geistliche von der Prüf ung zur Erlangung der Gymnasialprofessur ausge schlossen werd.-n sollen. Philadelphia 27. Juni. In einer hiesigen Feuerwerksfabrik ereignete sich eine Explosto», welche eine Feuersbrunst herbeisührte. Dabei sind viele in der Fabrik Beschäftigte umgekommen. Von 22 Arbeiterinnen werden 20 vermißt. Auch Feuer- ivihrleute haben Verletzungen erlitten. Tokio, 28. Juni. Amtlich wird gemeldet: Die Takuschau Armee besetzte am 27. d. M. nach sechsstündigem, schwerem Gefecht Föng- shuiling, 23 Meilen nordwestlich von Sfiujan. Der Feind war 5 Bataillone Infanterie, 2 Regimenter Kavallerie und 16 Geschütze stark. Er floh in Un ordnung in der Richtung auf Fönuscheng. Der Verlust der Japaner wird ar-f 100 Mann geschätzt Vie Madonna drs LotticeUi. Ro elle von Lothar Brenkendorf 23. Horts. Nachdruck verboten. „von der Schwärmerei für ein Kunstwerk bis zum verlieben in den Künstler ist für eine fein besaitete Mädchenseele nur ein kleiner Schritt, zumai, wenn der Künstler so jung und hübsch ist wie ein gewisser Herr. Na, und was vas anoere so ereignen sich eben in unserer aufgeklärten Zeit keine Wunder mehr. Selbst wenn meine Melanie viel weniger schön und geistreich wäre, würde sich wohl schwerlich jemand finden, der nicht mit beiden zugriffe, wenn er Aussicht hätte, mein Schwieger sohn zu werden. Ich war also auf das unver meidliche Ende bereits vollkommen gefaßt, als ich Lie zum ersten Mal empfing." „Umso mehr, Herr Kommerzienrat, muß ich bedauern, daß ich nicht schon damals etwas von Ihren freundlichen Absichten ahnte. Ich würde dann jedenfalls nicht bis heute gewartet haben, um Ihnen zu sagen, daß ich genötigt bin, auf die mir zugedachte Ehre mit bestem Dank zu verzichten." Herr Kranz Ellinger riß die Augen weit auf, und eine verdächtige Röte verbreitete sich über sein feinstes Antlitz. «Was heißt das, Herr? — Wie soll ich das verstehen?" „Ls heißt, daß Ihre ausgezeichnete Menschen- kenntniß doch wohl noch eine kleine Lücke hatte, wenn Sie glaubten, meines bereitwilligen Zugreifens so unbedingt gewiß zu sein. — Ls ist ganz unver ständlich, daß ich niemals einem Menschen etwas von den freundlichen Andeutungen verraten werde, welche Sie mir soeben gemacht; aber dies ver sprechen ist leider auch das Linzige, was ich tun kann, um Ihnen meine Lrkenntlichkeit für Ihre wohlwollende Absicht an den Tag zu legen. — Das Glück, welches Sie mir zugedacht hatten, wird schon einem würdigeren zufallen müssen." Die Röte auf dem Antlitz des Kommerzien rats war noch um eine Schattierung dunkler ge- „Was? — Lie — Sie — heben mir einen Korb? — Ia, wissen Sie denn nicht, Herr, daß ich in der Lage bin, meine Tochter mit einer fürst lichen Mitgift auszustatten? — Worauf in aller Welt wollen Sie eigentlich warten, wenn Ihnen auch das noch nicht genung ist, was ich meinem einzigen Kinde mitgeben kann?" Herbert Volkmar machte eine ungeduldige Bewegung. „Unsere Anschauungen sind wohl im Grund aus zu sehr verschieden, als das wir hoffen dürften, uns in einem so delikaten Punkte zu verstehen. Lassen Sie uns also, wenn es Ihnen genehm ist, von weiteren Lrörterungen darüber absehen. Bei ihren außerordentlichen Vorzügen wird Zräulein Melanie ohne Zweifel sehr bald in der Lage sein, ihre Hand einem Gatten zu reichen, der das damit gewonnene Glück seinem ganzen Werte nach zu würdigen weiß." Wütend hatte der Kommerzienrat nach seinem Hute gegriffen. „Ihre Tröstungen sind verteufelt überflüssig, mein Herr," polterte er. „Ich hätte auch ohne Ihre wohlgemeinte Versicherung gewußt, daß die Welt nicht blos aus Narren besteht. — Warten Sie denn in Gottes Namen, bis eine Prinzessin aus dem Morgenlande vierspännig bis zu Ihnen unters Dach heraufgefahren kommen wird, und vergessen Sie ja nicht, mich alsdann zu Ihrer Hochzeit ein- zu.aden! Tuten Morgen!" Lr warf die Tür hinter sich zu, daß die Kalkstückchen von der Decke fielen, und Herbert nicht ganz frei von der Befürchtung, daß ex auf der Treppe vom Schlage gerührt werden ^nnte. Aber er hörte wenige Minuten später den gleichmäßigen' Hufschlag der beiden Traber und das leichte Rollen des Löä'?ee> Welches die stille Straße hinabfuhr — und nun lachte ök wirklich, lachte laut auf, so bitter und verächtlich, wie er Noch nie über die Schwächen und Torheiten eines Mitmenschen gelacht hatte. Dann ergriff er seinen Hut, drückte ihn tief in die Stirn und stürzte davon, weil es ihm mit einem Mal war, als ob die Decke des Ateliers aus ihn herabzustürzen und ihn zu zermalmen drohte. In den einsamen Baumgängen des großen Stadtparkes suchte er Ruhe und Kassung wieder zu finden; aber das Lhaos schmerzlicher und zorniger Gedanken, die in seinem fieberheißen Kopfe wirbel ten, wollte sich nicht lösen und klären, der Sturz aus der stolzen Höhe seiner Illusionen war ein zu jäher und gewaltiger gewesen — die grausame Er nüchterung war zu plötzlich über ihn gekommen, als daß sein gereiztes Nervensystem sich so schnell wieder auf einen ruhigen Ton hätte stimmen lassen. Alles um ihn her erschien ihm widerwärtig, schal und leer, die Natur wie die Menschen, und es dünkte ihn mit einem Mal unsäglich närrisch, daß er kämpfte und entbehrte — daß er gewissermaßen sein Herzblut vergeudete für einen bloßen Wahn; denn er zweifelte nicht mehr im Geringsten, daß auch das Phantom des Ruhmes ihm unter den Kingern zerrinnen würde, wj? jhm jetzt das erträumte Glück der Liebe zcrwnüen war in dem Augenblick, oa er siegesgewip seine Hanh danach hatte aus strecken wollen. Aber mußte dieser Herr von Hauckwitz ihm denn wirklich die volle Wahrheit gesagt haben? Wie ein grell aufzuckender Blitz war diese Krage ihm durch das Gehirn geschossen, und sie ließ ihn nicht wieder los, wie er auch anfänglich bemüht war, sie zum Schweigen zu bringen. Noch einmal rief er sich jede Einzelheit des Gespräches, das er mit dem Rittmeister geführt, ins Tedächtniß zurück, und ein letztes glimmendes Hoffnungs fünkchen, das sich doch noch irgendwo unter der Asche erhalten haben mußte, schlug plötzlich als Helle, heiße Klammen empor, da er bei diesen Grübeleien zu dem Schluß zu kommen glaubte, daß er im Grunde nicht die geringste Veranlassung habe, die Erklärungen eines Menschen, d:n man ihm als einen gewissenlosen Lebemann geschildert hatte, für volle Wahrheit zu nehmen. Seine pulse klopften schneller und das Herz schlug ihm bi« zum Halse. Wie mit Peitschenhieben jagte es ihn aus der Stille des Parkes in die Stadt zurück. Kortseyung folgt.
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