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Pulsnitzer Tageblatt — Dienstag, 19. Januar 1932 15. Aus dem Gerichtsfaal Dir SchwciM'slicht der Gemrindeausschusmntglieder. VenvalUmgsgericht. Durch Beschluß der Gemeindeverord neten von Ottendors-Oknlla war der Zigarrenhändler Richter von den Sitzungen des Wohlfahrtsausschusses auf die Dauer von drei Monmen ausgeschlossen worden, weil er als Mitglied des Ausschusses die Stellungnahme eines anderen Ausschuß mitgliedes zu einem Unterstützungsgesuch, das in nichtüfsent- licher Sitzung beraten worden war, den, Geftichsteuer mit geteilt hatte. Obgleich R. die Tatsache der Verletzung der Schweigepflicht zugeben mußte und sie bloß damit zu recht fertigen versuchte, daß er auf Wunsch des Gesuchstellers ge handelt habe — eine Darstellung, die nicht zutrifft, denn es ist durch Zeuge» festgestellt, daß er dem Gesuchsteller unaufge fordert die Stellungnahme des anderen Ausschutzmitgliedes nannte — hatte er den Gemeindeverordnetenbeschlutz mit Klage angefochten. Nach seiner Meinung hätte ein Verweis genügt. Nachdem die Gcmeindeverordneten noch darauf hingewiesen hatten, datz der Kläger die Verschwiegenheitspflicht ganz offen bar aus geschäftlichen Gründen verletzt hat, hat das Vermal- tungsgencht der Kreishauptmannschast Dresden die Klage ab gewiesen. Ein Verweis sei als Strafe für Verletzung der Amts verschwiegenheit nicht vorgesehen. Zudem seien die Umstände derartig bedentsam, datz eine Verletzung des pslichtmäßigen Ermessens in der Auswerfung der Höchststrafe nach Lage oes Falles nicht zu erblicken war Das Urteil im Prozeß des Herzogs vom Altenburg gegen Thüringen. Jena. In dem Prozeß des ehemaligen Herzogs von Alten burg gegen das Land Thüringen hat das Oberlandesgericht das Urteil verkündet. Das Oberlandesgericht hat die Klage des Herzogs, die aus Rückgabe des gesanuen durch Vertrag vom Juni 191!) dem Lande überlassenen Domänenfideikommitz- vermögens ausgeht, dem Grunde nach für berechtigt erklärt. Entschieden hat es jedoch vorerst über einen Teilanspruch. In der Urteilsbegründung heißt es, bei dem Abschluß des Ver trages von 1919 habe man zwingende gesetzliche Vorschriften nicht beachtet. Man habe es seinerzeit versäumt, die Geneh migung des Vormundschaftsgerichts einzuholen, da die minder jährigen Prinzen durch den Vertrag ihre Anwartschaftsrechle am Fideikommiß aufgaben und dafür nicht entschädigt wurden. Empfindliche Strafe für einen Automarder. Dresden. Im Laufe des Oktober wurden verschiedentlich Autos ini Stadtinnern gestohlen. Die Wagen wurden, als das Benzin verbraucht war, stehen gelassen, nachdem ihr Inhalt, Koffer, Mäntel, Kleider, Decken usw. gestohlen worden war, in einenl Falle auch die Führerpapiere. Dem Angeklagten Skorna konnten sieben Diebstähle nachgewiesen werden. Der weinende und anscheinend reuige Angeklagte ging mit außer ordentlicher Frechheit zu Werke. Als bet einem Diebstahl in der Reitbahnstratze oas betreffende Auto mit dem Anlasser schlüssel nicht ansprang, bat Skorna ein paar Straßenpassanten, „seinen Wagen" mit fortschieben zu helsen.Der Wagezi war aber gesichert; sein Eigentümkr sand ihn unversehrt am Wiener Platz wieder. Der wegen Diebstahls vorbestrafte Angeklagte erhielt wegen Diebstahls in sieben Fällen und Verkehrsüber tretung ein Jahr drei Monate Gefängnis. Der Geschäftsverkehr der Sklareks mit der Stadtbank. Berlin. In der Montagoerhandlung im Sklarek- prozeß wurde weiterhin der Geschäftsverkehr der Sklareks mit der Berliner Stadtbank erörtert. Leo Skla- rek erklärte, daß die Stadtbankdirektoren von der Geschäfts» gebarung seines Bruders Max unbedingt gewußt haben müßten. Das Gericht kam dann auf den 20. Septem ber 1929 zu sprechen, an dem durch die Prüfung des Ober magistratsrats Brandes die Fälschungen aufgedeckt wurden. Leo Sklarek erklärte hierzu, daß Stadtbankdirektor Schmidt einige Tage vor der Prüfung zu ihnen gesagt habe, die Sklareks mühten jetzt dafür sorgen, daß Brandes von der Prüfung wegkomme. Willi Sklarek bestätigte diese Ausführungen. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob sich die Brüder Sklarek in dieser An gelegenheit an Bro lat gewandt hätten, erklärte Leo Sklarek, daß dies nicht der Fall gewesen sei. Stadt bankdirektor Schmidt sagte dann aus, daß die Behaup tung, die Stadtbankdirektoren seien von der Geschäfts- gcbärung der Sklareks unterrichtet gewesen, eine Wahn idee von Willi und Leo Sklarek sein müßte. Direktor Schmidt bestätigte, an dem 20. September bei den Sklareks gewesen zu sein, be st ritt aber, ihnen Kenntnis von der Prüfung gegeben zu haben. Der Vorsitzende stellte dann fest, daß vo« de» Sklareks nicht nur Rechnungen, sondern auch Geschäftsbücher gefälscht wurden. So ist u. a. ein Kontokorrentbuch angefertigt worden, an dem drei bis vier Buchhalterinnen vierzehn Tage lang zu arbeiten hatten. Leo Sklarek schiebt diese Fälschungen seinem Bruder Max zu und erklärte, die Prüfung der gefälschten Bücher sei sehr oberflächlich behandelt wor-. den; sie hätte sich lediglich auf Kaffeetrinken be schränkt. Der Calmette-Prozeß nähert sich seinem Ende. Lübeck. Ani Montagvormittag ergriff Oberstaatsanwalt Or. Lienaudas Wort zu seinem Plädoyer. In seinen Aus führungen gab der Oberstaatsanwalt einen Ueberblick über eine Anzahl von Todesfällen und ging sodann auf den Eröffnungsbeschluß der Staatsanwaltschaft ein. Nach Anführung der erweiterten Anklage gegen vr. Deycke und 0r. Altstaed t, durch die beide verdächtigt werden, bei der Einführung des Calmette-Verfahrens in Lübeck durch Fahrlässigkeit und Außerachtlassung der gebotenen ärztlichen Vorsicht den Tod einer Anzahl Kinder ver- chuldet zu haben, erklärte der Oberstaatsanwalt, daß es ich hier nicht darum handle, das allgemeine Verhal - e n der Angeklagten zu untersuchen, sondern zu prüfen, ob ich die Angeklagten der bezeichneten Vergehen im strafrecht lichen Sinne schuldig gemacht hätten. Die Staatsanwaltschaft habe auch geprüft, ob der Kreis der Angeklagten zu erweitern sei, sei jedoch zu einem ablehnenden Schluß gekommen, vr. Lienau betonte dann, daß dieser Prozeß nicht dazu berufen sei, eine Entscheidung darüber zu fällen, ob die von Professor Calmette eingeführte Impfung richtig sei und ob sie den Anforderungen der Wissenschaft entspreche oder ob sie eine Gefahr in sich berge. Am die „Millionen"-Erbschaft Breslau. Am Montag begann der große B«- rnfnngsprozeß gegen die falschen Millionen, erben unv ihre Helfershelfer, die mit Zessionen auf eins angebliche 290 - Millionen - Erbschaft Jahre hindurch in Schlesien einen Riesenschwindel betrieben haben und einen großen Personenkreis schwer schädigten. Die Betrüge- reien hatten geradezu phantastische Formen angenommen, denn von den falschen Erben wurden Autos, Villen, ein Rittergut, eine Industrieanlage im Werte von 1,7 Millionen Reichsmark, Wohnungseinrichtungen, Pelze, Schmuckstücke und vieles andere gegen Erbschaftszessionen in zehn- bis zwanzigsacher Höhe des Wertes gekauft oder zu kaufen ver sucht. Die eine der Angeklagten, Frau Schneider, war damals unter Anwendung des 8 51 freigesprochen worden. Die übrigen Angeklagten, darunter auch ein Rechts anwalt, erhielten Gefängnisstrafen. Gleich nach dem ersten Prozeß begannen die Verurteilten, die sämtlich auf freiem Fuß geblieben waren, ihre Vorberei tungen für die Berufungsverhandlung. Sie wollen jetzt den Nachweis bringen, daß jener Schiffskapitän Bänsch, der ihren Vorfahren die 200 Millionen hinterlassen haben soll, tatsächlich existiert hat und in Surinam in Holländisch-Jndien gestorben ist. Angeblich haben sich inzwischen auch bei der Regierung die Akten gefunden, die hierfür Unterlagen enthalten. Sämtliche Angeklagten sind von der Idee der Erbschaft besessen und wollen mit allen Mitteln versuchen, den Wahrheitsbeweis zu erbringen. 180 Zeugen sind zu dem neuen Prozeß geladen. Aufruhr-Prozeh gegen 100 Deutsche Neidenburg. In Neidenbnrg begann der große Ied- wabnoer Prozeß gegen hundert Deutsche, Männer und Frauen, die sich wegen schweren Aufruhrs und Landfriedensbruchs zu verantworten haben. Der Erbitterung der deutschen Bevölkerung über den Raub von Soldan nnd die polnische Anmaßung, die immer wieder die Bolksmeinung umzufälschen sucht, waren vor einigen Wochen in Jedwabno zweipolnischeAgitatoren zum Opfer gefallen, die dabei verletzt wurden. Am 9. Januar sollten Seite 6 deshalb zwei Männer in Untersuchungshaft genommen wer den. Dabei kam es zu einer große« Volksansammlung. Als «uter Führung des Landwirts und Bankvorstands Otto eine etwa 40köpfige Jagdgesellschaft daznkam und die Füh rung der M««ge übernahm, kam es zu heftigen Zu sammenstöße«, die z« diesem Aufruhrprozeß geführt haben. Zu Beginn der Verhandlung kam es zu einein schar- fen Zusammenstoß zwischen Staatsanwalt und Vertei digung, da die Staatsanwaltschaft einen Schöffen aus Jedwabno ablehnen will. Auf die Erklärung der Ver- Leidiger, daß in der Umgebung von Jedwabno jeder für oder gegen die Angeklagten Partei ergriffen habe, daß man also dann überhaupt alle Schöffen aus dem Bezirk ab- lehnen müße, meint der Oberstaatsanwalt, daß hier nicht die Frage des politischen Verhaltens zu berühren sei. Der Anlaß zu der vorläufigen Festnahme habe in strafrechtlichen Gründen gelegen. Er gebe zu, daß man die Gefühle der Bevölkerung verstehen könne, aber man müsse in Betracht ziehen, daß das Gericht in jedem Falle vorgegangen wäre, da es sich bei dem Ueberfall auf die Polen um eine Messerstecherei gehandelt habe. Todesstrafe für die Moskauer Eisenbahner Moskau. Die furchtbare Eisenbahnkatastrophe bei Moskau, die von den amtlichen Stellen zwei Wochen lang verheimlicht wurde, findet jetzt ein gerichtliches Nach, spiel. Der Prozeß um das Unglück, das 68 Todesopfer forderte, wird öffentlich stattfinden. Die Regierung und die Lewerkschaften wollen einen Schauprozeß durchführen; die Verhandlung wird getonfilmt werden. Die Anklage hat gegen acht Beamte die Todesstrafe beantragt, weil durch ihr Verschulden nicht nur 68 Personen ums Leben ge- kommen sind, sondern dem Staat' ein Millionen« schaden zugefügt worden ist. Aus aller Wett Berlin. Selb st mord der Witwe Maximilian Harde ns. Die Witwe des vor vier Jahren verstorbenen Schriftstellers Maximilian Harden wurde in ihrem Schlafzim mer bewußtlos aufgefuuden.s Man brachte sie nach dem West- ianatorium, in dem sie heute verstorben ist. Anscheinend liegt Selbstmord vor. Wismar. Mit einer Bierflasche erschlagen. Im Dorfe Kamin wurde in der Gastwirtschaft Winzing in der Nacht ein Raubmord verübt. Die Inhaberin der Gastwirt- schuft, die 59jährige Witwe Winziug, wurde in ihrer Wohn stube erschlagen aufgefunden. Neben der Leiche lag eine zer brochene Bierflasche, die vermutlich als Mordwaffe gedient hat. Wie festgestellt wurde, haben die Täter 1500 Reichsmark geraubt. Rostock. Einbruch in ein Stationsgebäude. Das Eisenbahnstationsgebüude cs Bad Doberan wurde von einem Einbruchsdiebstahl hemigesucht. Der Täter drang in das Bürozimmer des Stationsvorstehers ein und öffnete ge waltsam den Geldschrank; aus dem Schrank entnahm der Täter für et-roa ÜOO ÄM Bargeld und suchte mit seiner Beute das Weite. Auf einem Fahrrad, das er gleichfalls mitgehen hieß, ist er entkommen. Schwerin. Am 100. Geburtstag gestorben. Wie seltsam ost das Schicksal seine Fäden spinnt, zeigt ein Familienereignis auf dem gräflich v. Plessenschen Gut Ivenack. Dort feierte am Freitag, dem 15. Januar, Fräulein Lina Ahlgrimm ihren 100. Geburtstag. Noch am gleichen Abend dieses seltenen Iubiläumstages nahm ein sanfter Tod die hochbetagte Greisin hinweg. Paris. Fünfzehn Opfer einer Messer- schlacht. In Lyon kam es am Sonnabend zu einer wahren Messerschlacht zwischen einer Gruppe Armenier, wobei 15 Be teiligte zum Teil lebensgefährliche Verletzungen davontrugen. Die Polizei, die mit vieler Mühe und Not die kämpfenden Parteien auseinanderbringen konnte, hat eine große Zahl von Verhaftungen vorgenommen. von SClN NomtZCNo s32 Er, Kardorf, erwog, sich gänzlich von seiner Frau zu trennen, um die schöne Gräfin, die sein Herz in Flammen gesetzt, zu heiraten. Er liebte sie aufrichtig. Hätte ihr jedes Opfer gebracht. Und eines Tages war er früher ge kommen. Er schob den Diener beiseite, als er ihn zurück- halten wollte. Schritt im Vollgefühl seines guten Rechts auf den kleinen Salon zu, den Viola bevorzugte, hörte Stimmen, hemmie den Schritt. „Ich kann nicht mit dir gehen, Egon. Ich kann dir nicht ins Ungewisse folgen. Mein Vermögen ist zu sammengeschmolzen. Noch weiß es niemand. Und ich mutz jetzt den entscheidenden Schritt tun und Kardorfs Werbung annehmen. Er wird frei sein, sobald er es will, sobald ich es will. Laß uns vernünftig sein, Egon. Ich werde dich nie vergessen — doch heiraten mutz ich Harald Karvors!" Eiserne Ruhe kam über den Lauscher. Weiter, jetzt mutzle er alles wissenI Und seltsam — er empfand es fast wie eine Genugtuung, daß man auch ihm einmal untreu sein konnte. Irgendwie kam ihm zum Bewußtsein, daß so vielleicht die Frauentränen an ihm gerächt werden sollten, an denen er so viele Male im Leben die Schuld getragen stalle. Wer war denn dieser Egon? Drinnen sprach die Gräfin weiter begütigend auf den Mau» ein, mit dem sie ihn, Kardorf, die ganze Zeit über veirogen hatte. In höchster Erregung antwortete dieser: „Dann sei wenigstens ehrlich genug, mir zu sagen, daß r» den finsteren Menschen liebst." Schweigen. Dan» vie Stimme ver Gräfin: „Ja, heute weiß ich, daß ich ihn liebe. Wer sollte das nicht? Ich bin ihm unterlegen. Und ich bin fast froh darüber." Der heiß erregte Mann drinnen sagte noch irgend etwas; dann erklang plötzlich die Stimme der Gräfin: „Bist du wahnsinnig? Was soll das heißen?" „Daß du mit mir zusammen sterben wirst, wenn du nicht mit mir leben willst." «Hilfe!" Drinnen war es wie ein Ringen. Mit einem Satz war Kardorf dort, riß den jungen Menschen zurück, dessen Hände den weißen Hals der Gräfin umklammerten. Halb ohnmächtig sank die schöne Frau auf das Ruhe bett. Kardorf wandte sich an den Mann: „Ah. Graf Salden! Sie haben sich ein bißchen gehen lassen? Ich glaube, es ist am besten, Sie verlassen einst weilen das Haus, bis Sie sich etwas beruhigt haben. Und meine Person schalten Sie bitte ganz aus. Ich werde Ihnen nicht mehr im Wege stehen." Der junge Graf taumelte hinaus, ohne sich zu ver abschieden, ohne Hut und Handschuhe. Kardors stand mit gekreuzten Armen vor Viola Gallen, blickte mit grausamem Lächeln auf sie nieder. Sie erhob sich mühsam, streckte die Hände nach ihm aus: „Du — hast — alles — gehört?" Eine spöttische Verbeugung. „Zu dienen, Frau Gräfin! Sie hätten den ersten Lieb haber entfernen müssen, ehe der zweite kam. Es ist nicht meine Schuld, daß ich ungewollt Zeuge dieses Idylls wurde. Ich war um diese Zeit bestellt." Jedes Wort sollte eine Beleidigung sein und tras die stolze Frau auch. Sie trat ganz nahe zu ihm hin. „Dann hast du auch gehört, daß ich dich liebe; das müßte dir genügen." „Leider nicht, Gnädigste. Ich bin so unglaublich rück ständig, von der Frau, von der ich mich geliebt glaubte, auch ein wenig Treue zu verlangen." Die weißen Frauenarme umschlangen seinen Hals. „Vergib mir doch. Ich konnte mich nicht eher los machen — er war immer so unbesonnen. Es spielte schon, als ich dich tennenlernte. Und seit langem weiß ich, daß ich nur dich liebe, dich ganz allein." „Zu viel Ehre, Frau Gräfin, aber ich weiß tatsächlich nichts mit den Brosamen anzufangen, die Graf Salden Übriglietz." „Harald!" Behutsam, aber doch bestimmt nahm er die Arme der Gräfin von seinen Schultern. „Keine Szene, es wäre lächerlich! Ich lege diese Episode meines Lebens zu den übrigen. Doch ich bin bereit, eine größere Summe — sagen wir ruhig, ich will mich nachträglich noch etwas erkenntlich zeigen. Ich hatte nun einmal das Pech, zu hören, daß Frau Gräfin sich in Schwierigkeiten befindet — Freunde helfen sich. Also darf ich Ihnen einen Scheck ausstellen?" Die Lippen der Gräfin waren ganz weiß. „Das wagen Sie mir anzutun? Mir? Bin ich ein kleines Ladenmädchen, oder bin ich die Gräfin Gallen?" Da sah er sie mit einem Blick an, der sie die Augen senken ließ. Harald Kardorf sagte: „Vergleiche wollen wir lieber in diesem Falle nicht ziehen." Da wußte vie schöne Frau, vatz alles verloren war. Daß dieser Mann es ihr nie verzieh, vatz sie ihn betrogen hatte. Betrogen mit einem jungen, leidenschaftliche», nichtssagenden Menschen. Als er den Scheck vor sie hinlegte, starrte sie varaus nieder. Dann nahm sie ihn plötzlich, zerriß ihn. „Nein, Harald Kardorf. so nicht! Bezahlen läßt sie Gräfin Gallen ihre Liebe nicht!" Eine tiefe Verbeugung Kardorfs. „Scheiden wir also in Frieden voneinander — ver gessen Sie jedoch nie, daß ich Sie aufrichtig geliebt habe." „Harald, dann vergib mir doch", schrie sie auf. Und — er ging! Fortsetzung folgt.)