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vaß Bonapartes Weilen unter diesem Dach vermerkt weroen müsse. Aber man verwechselte bas jetzige Haus Nummer 5 mit dem, das vor der Revolution so bezeichnet war und seit dem 15. des Regenmonats im Jahre XIII (4. Februar 1805) auf Nummer 18 umbcnannt wurde. Die Gedenktafel sollte sich also auf Nummer 13 befinden. Man hat versucht, die Geschichte dieses Gebäudes so zu rekonstruieren: Das Hotel GuenSgaud wurde 1659 auf den Resten der Umfassungsmauer von Philippe August erbaut und von Herault de Fourville bewohnt. 1770 ging es in die Hände des Marquis von Sillery über, im Untergeschoß wohnte als Mieter Monsieur de Laverdy, der es als Siebzigjähriger ver- ließ, um das Schafott zu besteigen. 1785 vermietete es der neue Besitzer Brulart de Genlis an Monsieur Permon. Und nun erscheint der zukünftige Kaiser auf der Bildfläche. Die Familie Permon hatte die Bonapartes in Montpellier keimengelernt, wo deren Oberhaupt im Jahre 1785 gestorben war. Der jung« Bonaparte kam oft zur Familie Permon. Die zweite Tochter, Laure, später Madame Junot, Herzogin von Abrantis, die damals acht Jahre alt war, hat in ihren Memoiren kleine Episoden aus den Besuchen des jungen Offiziers beschrieben. Sie erzählt, was ihre Kinderaugen sahen: einen hageren jungen Mann, dessen Beine in viel zu weiten Stiefeln staken, weshalb sie ihn „den gestiefelten Kater" nannte. An dienstfreien Tagen kam er zu Per mons und schlief in der Mansarde im dritten Stock links. Von seinem Fenster aus blickte Bonaparte auf den Louvre und die Tuilerien, wo er später als Kaiser herrschen sollte. japanische Eihik in Gesängen. Reigenschrittänze nach japanischen Gesängen sieht man sehr ost auf Schulhöfen überall in Japan. Es sind Gesänge, die gewissermaßen den Schülern gleichzeitig Wissen vermitteln nach Art unserer alten Verse zur Einprägung der lateini schen Grammatik. So gibt es ein langes Marschlied, das die Fahrt von Tokio nach Shimonoseki beschreibt und nach dem der japanischen Schuljugend die Heimatkunde und Geographie ihres Landes eingepräat wird. Ein wei tere« Lied, das man oft von den japanischen Schulkindern singen hören kann, hat es mit den Grundlehren der Ethik zu tun, und da es zehn Verse enthält, könnte man es auch die japanischen -Zehn Gebote nennen. Sie lauten: 1. Der feste Grund aller Tugend ist die Treue gegen den Kaiser: Aufschauen mit tiefer Verehrung zur hohen Gnade unseres Kaisers und dienen dem Lande mit unaufhörlicher Hingabe. 2. Du sollst deinen Eltern mit ernster Fürsorge dienen, immer gedenkend ihrer Liebe und Treue. 8. Brüder und Schwestern sollen einander lieben als Glieder derselben Familie, in Einigkeit und Frieden. 4. Einer soll dem anderen im Guten helfen, das Bös« überwinden, Freund und Fremden in gleicher Weise. 5. Sich fern halten vom Falschen ist der Anfang des Wissens; darum seid achtsam und verweise einer den anderen. 6. Durch das Studium des Vergangenen lernt man das Gegenwärtige verstehen; pflege daher den Intellekt und die moralische Erziehung. 7. Den Traurigen und Bedrängten zeige Mitgefühl und hilf ihnen, soweit es in deiner Kraft steht. 8. Krankheit tritt durch den Mund in den Körper; darum sei vorsichtig im Essen und Trinken. 9. Bewahre dir immer einen hohen Sinn und edlen Ehrgeiz, auch wenn du in niederer Lebensstellung bist. 10. Um der Ehre deines Hauses und Vaterlandes willen befolge sorglich und treu die Vorschriften unserer Vorfahren. Es leuchtet ein Licht der Erinnerung. In der Nähe von Neapel liegt der Geburtsort des Sängers mit der unsterblichen Stimme, Enrico Ca rusos. Dort, in der kleinen Kapelle, haben ihm seine Lieben eine riesige Kerze, an fünf Meter hoch, gestiftet, die alljährlich am Todestage Carusos angezündet wird. Die Kerze trägt eine schlichte Inschrift zum Gedächtnis des Toten. Aber so einfach dies Denkmal auch erscheint, es ist doch großartiger, als man annehmen sollte. Da die Kerze nur einmal im Jahre angezündet wird, dürfte sie für eintausend- undachthundert Jahre ausreichen, und wir wissen, daß es wenig Denkmäler gibt, die auch nur ein Jahrtausend über dauert haben. Sauerkraut erster Sieger. Der Franzose nennt den Deutschen den Sauerkrautesser. Das soll kein Kompliment sein. Der Franzose, der dem Deutschen ein Kompliment sagt, ist noch nicht erfunden. Nun aber ist er es selbst geworden. Madame Duvivier, die auf der Parisesr Kolonialausstellung einen Sauerkrautstand hatte, hat mit ihrer Ware sozusagen den kulinarischen Vogel abgeschossen. Sie hat das beste Geschäft von allen gemacht, indem sie für vier Millionen Frank Sauerkraut absetzte. Die Portion kostete vier Frank (etwa 64 Pfennig). Sauer- 1 kraut führte mit ungezählten Längen. In weitem Abstand folgten die Brötchenverkäufer. Die Restaurationen, die koloniale Delikatessen feilhielten, haben das schlechteste Ge schäft gemacht. Sie wurden in diesem Wettbewerb um den Geschmack des Publikums überhaupt nicht placiert. Schnecken und Frösche, die französischen Nationalgerichte, sind in der Statistik überhaupt nicht erwähnt. Sie sind gar nicht vom Start gekommen. Das Sauerkraut, mit dem man die Deut schen verulkte, siegte in Paris. Richt nur den Arzt, auch den Laien interessiert, daß... ... der Mensch am Morgen ein klein wenig größer als am Abend ist, weil bei der tagsüber eingehaltenen aufrechten Haltung die zwischen den Wirbeln liegenden Scbeiben etwas zusammengedrückt werden, sich aber während des Schlafes wieder ausdehnen. ... der menschliche (und der tierische) Körver die Fähigkeit besitzt, Kohlehydrate auch aus Stoffen zu bilden, die selbst keine Kohlehydrate sind, wie aus Fett und aus Eiweißstoffen. ... ein Blutkörperchen den ganzen Kreislauf in unge fähr 23 Sekunden durcheilen kann. * . . . abgesehen von allen körperlichen Schädigungen der Genuß von alkoholischen Getränken im Kindesalter die Auf merksamkeit vermindert, das Gedächtnis verschlechtert und dem Kinde das Lernen erschwert. * . . .die Dauer der Einatmung sich zur Dauer der Ausatmung wie 10 :14 verhält. ... der echte, reine Bienenhonig im Volke von altersher als ein Freund der Brust gilt. Die Alten kannten gegen Katarrhe und Husten nichts Besseres als die hippokratische Gerstentisane mit Honig. Lustige Ecke. Zeitbemerkung. „Wissen Sie, warum die Reparations- onferenz ausgerechnet in Lausanne stattfindet?" — — .,Weil man wieder einmal Deutschland lausen möchte." * Der Bräutigam. Die Mizzi sollte bei uns als „Köchin kür alles" einstehen. Als sie aber von ihrem Bräutigam zu sprechen begann, kamen meiner Frau Bedenken. „Wenn ich gewußt hätte, daß Sie einen Bräutigam haben, hätte ich Sie nicht ausgenommen, Mizzi. Denn ich wollte eigentlich ein Mädchen, das jahrelang bei uns bleiben kann. — „Och, weg'n mein Bräutigam brauchen S' ka Angst net hab'n, gnä' Frau", sprach tröstend die Mizzi, „der heirat't mi eh net!" * Der Nervenarzt. „Und wie geht es jetzt mit der Klepto manie Ihrer verehrten Gattin?" — „Danke, ich kann nicht klagen. Sie bat wieder 'ne Menge nach Hause gebracht." Mil Silbenrätsel Die Auflösung des Silbenrätsels in letzter Nummer lautet: 1. Wolle; 2. Essen; 3. Rinne; 4. Brise; 5. Totalisator; 6. Mozart; 7. Ideal; 8. Tornister; 9. Fotograf; 10. Ulan; 11. Egge; 12. Riese; 13. Dublette; 14. Atlas; 15. Stare; 16. Pater; 17. Urteil. Der sich ergebende Skitz lautet: Werbt mit fuer das Pulsnitzer Tageblatt! Sonntags -Beilage - , 2 Pulsnitzer Tageblatt « , Druck und Lrrlag vsnE. L. Förster« Erben (Inhaber: I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz find für Gedanken, was Gold für Diamanten. Gs bedarf seiner »m fie eiu- zafassen, aber es gehört nur wenig dazu. Sonntagsgedanken Die Epistel für den morgenden Sonntag ist die von Röm. 12, 9—17 aus der Feder des Apostels Paulus. Unter diesen Versen ist einer, der uns wohl allen be sonders bekannt ist. Vers 12 heißt: Seid fröhlich in Hoffnung, seid geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet. Wie vielen Brautpaaren mag dieses Wort wohl schon als Geleitswort mit auf den Lebensweg gegeben worden sein? Es ist auch ein gar tiefes Weisheitswort, und wir täten alle gut, diese Worte recht in uns aufzunehmen und — was noch mehr ist — darnach zu handeln. Seid fröhlich in Hoffnung. Wahrhafte Fröhlichkeit! Wir haben sie jetzt wohl bald verlernt. Der Ernst der Zeit ist so drückend und schwer geworden, daß wahrer, rechter Frohsinn nicht aufkommen will. Wenn Paulus von Fröhlichsein redet, so meint er nicht die äußere Lust, Freude und Vergnügen, sondern er meint die „Lhristensröhlichkeit", die auch den Ernst des Lebens noch getrosten Mutes aufnimmt in dem Gedanken: Sollt es gleich bisweilen scheinen, als verließe Gott die Sei nen, o, so glaub und weiß ich dies: Gott hilft endlich doch gewiß! Das läßt den vertrauenden, glaubenden Menschen immer fröhlich sein in der Hoffnung: Gott ist mein Helfer. Und seid geduldig in Trübsal. Das ist leicht gesagt, aber viel schwerer getan. Geduld hat der Mensch an sich nicht; die muß jeder lernen, und auch der ruhigste Mensch, den nicht gleich etwas aus seiner Ordnung und seinem Ebenmaße herausbringt, hat Stun den, wo er auch einmal ungeduldig wird. Bronders aber dann ist's schwer, wenn wir selbst von schwerem Geschicke betroffen sind. Mit Spannung warten wir wohl alle in diesen Tagen der Entscheidung, von der das Wohl und Wehe Deutschlands — ja noch mehr, ganz Europas — abhängen wird. Da will uns auch die Ge duld fast reißen, und dennoch gilts, zu warten und ge duldig zu sein. Aber wenn mir bei den Verhandlungen und Besprechungen äußerlich keinen Einfluß haben: Eins haben wir in der Hand, was wir tun können — und was wir alle tun sollten, die Erfüllung des dritten guten Rates, den Paulus gibt: Haltet an am Gebet. Einer kann Ae Herzen und Gedanken der Menschen lenken, daß alles endlich — endlich zu einem guten Ende geführt werde. Da sollten wir es an nichts fehlen lassen. Ein ganzes Volk einmütig in der Fürbitte für das Wohl des Reiches, für das Wohl der Welt, und es Könnte nicht am Erfolge fehlen! Bittet, so wird euch gegeben, sagt der Herr, denn wer da bittet, der empfängt. Daß wir einmütig wären in der Bitte: Herr hilf, Herr laß wohlgelingen! Gr. Einiges über die geschichtliche Entwicklung der Textilindustrie im Rödertal und seiner Umgebung Die Textilindustrie als solche ist nicht nur die um fangreichste von den übrigen Industriezweigen der Um gebung, sondern hat zweifellos auch ältesten Ursprung gegenüber den übrigen, und Breit- und Bandweberei verdienen daher gleiche Beachtung. Die Leinweberei als Ursprung unserer heutigen Breitweberei reicht bis in die weiteste Vergangenheit zurück, ohne daß man bestimmte Angaben darüber machen kann, wer dieselbe eingeführt hat. Anders liegt es bei der in hiesiger Gegend vorherr schenden Bandindustrie, die erst viel später in Erscheinung tritt. Und zwar war es im Jahre 1680 der Großröhrs dorfer Einwohner George Hans, der die Bandweberei hier einsührte und von wo aus sie sich im Lause der folgenden Jahrhunderte bis zur Jetztzeit nach der ganzen näheren Umgebung ausgedehnt hat. Selbstverständlich war zu jener Zeit jeder Weber, Leinweber sowohl wie Bandmacher, auf den „Handbetrieb" angewiesen. Die Bandweber arbeiteten zur Zeit der Einführung der Vand- weberei auf Stühlen mit nur einem Gange und der Schützen mußte unmittelbar mit der Hand fortbewegt werden. Erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts kamen Stühle mit 4—14 Gängen auf. Nun sollte man meinen daß dieser immerhin für damalige Zeit große Fortschritt allgemein begrüßt worden wäre. Nicht im geringsten, weil viele Bandmacher in der Verbesserung eine Benach teiligung der eingängigen Stühle betrachteten, die ihnen Schaden zufügen könne. Sie erhoben deshalb Klage beim Kurfürsten und erreichten ein Verbot dieser mehrgängigen Stühle, so daß in Ruhe weiter mit den „Eingängern" gearbeitet werden konnte. Erst viel später, als man einen tatsächlichen Fortschritt in den mehrgängigen Stühlen erblickte, wurde das Verbot, und zwar im Jahre 1765. wieder aufgehoben. Die Weberei hat sich in der Folge zeit mit ungeahnter Schnelligkeit entwickelt. 2m Jahr 1762 gelangte die Bandweberei von Großröhrsdorf aus Zuerst nach Pulsnitz M. S., während die Verbreitung, in den übrigen umliegenden Ortschaften in folgenden Jahren rasch vonstatten ging. So gab es u. a. in Großröhrsdorf 1765 schon 200 Webstühle, wobei mancher Weber 7—8 Stück stehen hatte und so mitunter ganze Familien der Lein- und Bandweber Beschäftigung fanden. Nicht minder waren die Fortschritte in anderen Orten zu verzeichnen. Puls nitz hatte gegen 1800 nicht weniger als 100 Bandweb stühle im Gange, abgesehen von bedeutender Leinwand weberei mit verbundenem Handel, während in Reichenau 400 und in Ohorn 15 Bandmacher gezählt wurden. Auch in Bretnig stand seiner Zeit die Leinwandweberei schon im besten Gedeihen, so daß die meisten Bewohner darin beschäftigt werden konnten. Ja sogar in kleineren Orten der Umgebung, wie Lichtenberg und Hauswalde, ja selbst