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Nr. 295 PulSnitzn Tageblatt — Freitag, den 20. Dezember 1929. Seite 6. Erhöhung -er Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Deutscher Reichstag. 12 0. Sitzung, Donnerstag, den 1S. Dezember. Auf der Tagesordnung der Reichstagssitzung stand die erste Be ratung der Initiativgesetze der Regierungsparteien über die Er höhung der Tabaksteuer und der Beiträge zur Arbeitslosenver sicherung. Es wurde also das sogenannte Sofortpro gramm zunächst beraten. Abg. vr. Hertz (Soz.) verlangte die Ueberweisung der Tabaksteuernovelle an den Steuerausschuß. Bei der Erhöhung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge sei eine Aus schußberatung überhaupt nicht erforderlich, da die Frage im Herbst Wovon man spricht. Gedanken vor dem Fest. — Die Tragödie, die zum Schau- spiel wurde. — Unverständliche Seelen. — Ultimo-Schmerzen. Nun ist der Vorhang gefallen. Die erschütternde Tra gödie auf Schloß Iannowitz hat ihre rechtliche Sühne gefunden. Die Schlußworte des Angeklagten lauteten: „Ich bin schuld am Tode meines Vaters. Ich bin ungeheuer be straft dadurch, daß dies alles eingetroffen ist, daß mein lieber Vater durch mich gestorben ist. Ich werde die Erinnerung an alles dies Schreckliche mit in den Sarg nehmen müssen." Hätte der Angeklagte den Mut gehabt, gleich nach der Tat s o zu sprechen, all die peinlichen und peinigenden Verhöre, all das Bohren und Forschen nach geheimen Beweggründen und rätselhaften Zusammenhängen wäre unterblieben. Vom ersten Tage an wäre der „Fall" der Justiz und der Oeffent- lichkeit als das erschienen, was er in Wirklichkeit war — als ein tragischer Unglücksfall, hervorgerufen durch menschliche Unachtsamkeit, die schweres Leid über eine ganze Familie brachte. Dem entsetzlichen Ereignis gegenüber verlor aber der Angeklagte jegliches seelische Gleichmaß; seine Willens und Verstandeskräfte versagten; er griff zu Ausflüchten und verwickelte sich in Widersprüche. Auf diese Weise ebnete er selbst den Gerüchten und dem Gemunkel die Wege, zog sich selbst die Schlinge um den Hals und hätte sich bei seinen unmännlichen Versuchen, sich „herauszureden", beinahe um Kopf und Kragen geredet. Auf diese Weise wurde denn auch aus der Familientragödie, die eigentlich niemand außer den Justizbehörden etwas anging, ein Schauspiel, das die Sen sationslust weckte und der Oeffentlichkeit Stoff zum Rätsel raten und Klugschwätzen bot. Ein Sohn erschießt aus Un achtsamkeit seinen Vater. Die schwerste Strafe ist für ihn, wie er in seinem Schlußwort schlicht und ehrlich sagte, die Erinnerung an diese unselige Tat.' Durch das sensationelle Gepräge, das der Prozeß nicht ohne Schuld des Angeklagten erhielt, wurden intimste Familienangelegenheiten hervor gezerrt, die mit der Tragödie des Sohnes, der aus Unacht samkeit seinen Vater erschießt, nichts zu tun hatten und daher besser unerörtert geblieben wären. * Also so etwas gibt es unter der Sonne und trügt Menschenantlitz I Hätte man es uns im Gespräch gesagt, daß in Europa — nicht etwa in den Urwäldern Afrikas oder Australiens — 36 Frauen ihre Männer vergiftet haben, wir hätten es gewiß für einen schlechten Scherz gehalten. Das Grauenhafte, das geradezu unverständlich Unmenschliche ist aber daß sich die 36 ungarischen Giftmische- rinnen ihrer verbrecherischen Tat eigentlich gar nicht recht bewußt zu sein scheinen. Sie beriefen sich vor Gericht un ausgesetzt darauf, daß es schon bei ihren Vorfahren Sitte und Gewohnheit gewesen sei, sich auf diese Weise der Männer zu entledigen; sie hätten ihre Männer weder erschlagen, noch erstochen, sondern schmerzlos ums Leben gebracht, und das sei doch kein Mord! Da huldigen also Menschen einer Sittenanschnuung, die unserer Auffassung nach jeder sitt lichen Begriffe bar ist. Hier sprechen Menschen eine Sprache, die schlechterdings unverständlich ist. Doch sind es nicht immer in Stumpfheit und Unbildung Verkommene, deren Trieb- und Cmpfindungsleben uns vorweltlich und gänzlich im Ausschuß und Plenum eingehend behandelt sei. Abg. Ende (Komm.) griff die Sozialdemokraten aufs schärfste an und äußerte sich, die Sozialdemokratie werde alles das auf ihr Schuldkonto nehmen müssen, was sich in den nächsten Wochen und Monaten infolge ihrer Finanzpolitik abspielen werde". Die Tabaksteuer novelle sei ein unerhörter Anschlag auf die Taschen der Proleta rier. Das ganze Tabaksteuergesetz sei ein Labyrinth der Subven tionen und Korruptionen. Dem sozialdemokratischen Abgeordne ten Rechtsanwalt Warum warf der Redner vor, daß er bei einem Tabakgeschäft Riesensummen verdient habe. ... Abg. Freidel (Wp.) erklärte, seine Partei behalte sich zur I Dabaksteuernovelle die Stellungnahme bis nach der Ausschußbera- I tung vor. gur Erhöhung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge I gab er eine Erklärung ab, daß sie für die schwer daniederliegends unverständlich anmutet. — Manchmal sprechen auch Menschen, die ein Leben voll Glanz und Eleganz führen und mit Kultur- und Bildungsgütern reich gesegnet sind, eine Sprache, die uns vollkommen unverständlich ist. InBerlin wurde die Frau eines Schauspielers wegen fahrlässigen Offenbarungseides verurteilt. Sie hatte im guten Glauben angegeben, „nichts zum Leben" zu haben, obgleich sie keineswegs aller Mittel entblößt war. Ihr fehlte nur das gewohnte Geld, um sich die täglichen Bäder und Massagen, ein Telephon und ein Dienstmädchen zu halten. Lin Leben ohne diese Dinge war nach ihren Begriffen kein Leben, und sie war sich wirklich nicht bewußt, einen Meineid geleistet zu haben, wie sich die ungarischen Giftmischerinnen nicht bewußt sind, einen Mord begangen zu haben. Nun ist die herrliche Zeit angebrochen, da niemand Zeit hat und jeder alle Hände voll zu tun hat. Begegnet man einem guten Bekannten auf der Straße, so kürzt man den gewohnten Plausch ab, denn der eine eilt rechts und der andere links von dannen. Bis zum Feste will noch so unendlich viel besorgt sein, und da kann man sich nicht lange mit anderen Dingen aufhalten. Man wünscht einander „Frohes Fest" und ist im nächsten Augenblick wieder ganz mit sich selbst beschäftigt. Das heißt: eigentlich beschäftigt man sich in diesen Tagen der frohen Weihnachtser- Wartung weniger denn je mit seiner eigenen Wenigkeit, sondern mit den „Seinigen". Das ist gerade das Herz erhebende an der deutschen Weihnachtsfeier, daß der Mensch den Weg zu sich selber findet, indem er durch Geben und Empfangen zuerst den Weg zu den „Seinigen" sucht. Weih nachten ist das Familienfest des deutschen Volkes. Mein Heim ist meine Welt — das ist die Grundlage dieses Festes. Die „Meinigen" — das ist der schönste Teil meines eigenen Ichs, sie zu beglücken — meine reichste Lebensauf, gäbe. Dies ist die Grundstimmung, die uns in diesen Tagen der Vorfreude umfängt. Da ist es denn kein Wunder, daß die Menschen „mit sich selbst" beschäftigt sind, eilig anein ander vorbeigehen, und nur einen Schrittmacher kennen — den ständigen Gedanken an ihre Familie und ihr Heim. * Jedermann weiß, was „Ultimo" bedeutet: Es ist der Tag, an dem man etwas zu bekommen hat. Früher be reitete einem der Herr Ultimo keine Schmerzen, im Gegen- teil, man freute sich ordentlich auf ihn, und war er gekom men, so konnte man die Spendierhosen anziehen und manchen Taler springen lassen. Nur an der Börse gab es auch schon früher manchmal Ultimo-Schmerzen, aber die gingen den braven Staatsbürger nichts an, denn er über ließ das Spielen an der Börse neidlos den „Börsianern". Die Zeiten sind trübe und trüber geworden. Heute verspürt sogar die Regierung Ultimo-Schmerzen. Die Kassen- lage des Reiches ist verzweifelt; die Reichsbank sieht sich vor unausführbare Aufgaben gestellt; das größte Ge meinwesen Deutschlands — das der Reichshauptstadt — schreit verzweifelt nach Geld. Man glaubt mit Formeln und Plänen Abhilfe schaffen zu können, aber jeder zieht an einem anderen Strang, und man ist nur darüber einig, daß man uneinig ist. Wo kein Geld in den Kassen ist, helfen weder Formeln noch die Einmütigkeit darüber, daß man sich der Uneinigkeit bewußt ist. Sa. Wirtschaft untragbar seien und abgelehnt werden müßten. Die Novelle zum Tabaksteuergesetz wurde dem Steuerausschuß über wiesen. Sin kommunistischer Antrag, auch die Vorlage über die Beitragserhöhung bei der Arbeitslosenversicherung zunächst im Ausschuß zu beraten, wurde abgelehnt. Die Vorlage wurde in zweiter Beratung mit 225 gegen 137 Stimmen angenommen. Der Gesetzentwurf, nach dem die Kosten bei Steuererhebung durch Nachnahme vom Steuerzahler zu tragen sind, wurde endgültig verabschiedet. Da die Drucksachen für die Zollvorlage erst in den Vormittags stunden verteilt wurden, schlug Präsident Löbe eine Vertagung der Sitzung auf 4 Uhr vor. Es wurde so beschlossen. Zweit- Beratung der Zovnovelle. Auf der Tagesordnung der 2. Sitzung des Reichstages am Donnerstag stand die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über Zolländerungen in Verbindung mit dem Gesetzentwurf über die Ausführung der Empfehlungen der Wcliwirtschafts- konfercnz. Für die Sozialdemokraten gab der Abg. Schmidt- Berlin eine lange Erklärung ab, nach der die Fraktion bereit ist, der Zollvorlage nach den Beschlüssen des Handelspolitischen Ausschusses zuzustimmen. Maßgebend sei, daß die Zollvorlage in ihrem agrarischen Teil einen radikalen Bruch mit der bisherigen Praxis der Agrarpolitik darstelle. Zollerhöhungen seien nicht ein seitig zu Lasten der Verbraucher vorgenommen. Die Neu belastung der Verbraucher sei vermieden. Trotzdem werde die Landwirtschaft gegenüber dem heutigen Zustand wesentlich bessere Preise erhalten. Den Aluminiumzöllen stimme die sozialdemokratische Fraktion nur zu, weil die übrigen, Aluminium erzeugenden Län der die allgemein« gollfreiheit für Aluminium abgelehnt haben. Abg. Stubb-endorff (Dn.) führte aus, die Preis« der land wirtschaftlichen Produkt« lägen trotz der bisherigen Zollerhöhun- gen noch weit unter den Vorkriegspreisen. Der deutsche Markt sei übersetzt mit ausländischen Produkten. Das System der Gleitzölle sei bei der gegenwärtigen Lage des Weltmarktes nicht durchführbar. Die Gesamttendenz des Gesetzes sei für die Land- Wirtschaft gefährlich. Unser« Stellung zur Vorlage wird davon abhängig sein, ob unseren Verbesserungsanträgsn entsprochen wird. Abg. Dessauer (Asntr.) betonte die weltwirtschaftliche Gesinnung des Zentrums. Die Vorlage sei ein großes Hilfswerk für die deutsche Landwirtschaft. (Widerspruch rechts.) Bei den Industriezöllen sei eine spätere Nachprüfung erforderlich. Diese müsse aber aus dem Gesamtaspekt der deutschen Wirtschaft erfolgen. * Der Steuerausschuß des Reichstages beschäf tigte sich am Donnerstag nachmittag mit dem Gesetzentwurf zur Acnderung des Tabaksteuergesetzes. Artikel 1 wurde mit folgen den Aenderungen angenommen: Die Steuer soll betragen: Für Pfeifentabak (ausschließlich gewisser feingeschnittener Ta bake) im Kleinverkaufspreis 1. bis zu 3 Mark das Kilogramm 1,05 Mark für 1 Ki^gramm, 2. bis zu 4 Mark das Kilogramm 1,49 Mark für 1 Kilogramm, 3. bis zu 5 Mark das Kilogramm 1,75 Mark für 1 Kilogramm, 4. bi» zu 6 Mark das Kilogramm 2,10 Mark für 1 Kilogramm, 5. bis zu 7 Mark das Kilogramm 2,45 Mark für 1 Kilogramm, 6. bis zu 8 Mark das Kilogramm 2,80 Mark für 1 Kilogramm,. 7. bis zu 9 Mark das Kilogramm 3,15 Mark für 1 Kilogramm, 8. bis zu 1« Mark das Kilo gramm oder mehr 3L0 Mark für 1 Kilogramm mit einem Zu schlag von 0P5 Mark für 1 Kilogramm für je ein« Reichsmark, um die der Kleinverkaufspreis von 10 Mark für das Kilogramm überschritten wird. Die Steueränderungen für Kautabak in Rollen und Stangen sowie für Schnupftabak wurden ge strichen. Für Zigarettenpapier mit Ausnahme des zur gewerblichen Verwendung bestimmten soll die Steuer betragen 6 Mark für 1000 Zigarettenhüllen. Der Handelspolitische Ausschuß des Reichstages nahm das Zusatzabkommen zum Deutsch-schwedischen Handels vertrag an. -1 34« OOV Arbeitslos«. Wieder 100 000 neue Unterstützte in einer Woche. Die Arbeitslosigkeit stieg in der Woche vom 9. bis 14. De- Der neu« laspektvr (17 Der Alte blickte ihn überrascht an. „Ach was — setzen Sie sich! Jetzt soll's ja erst gemüt lich werden." Platen hätte ihm beinahe ins Gesicht gelacht. — Eine schöne Gemütlichkeit „bei der umjestoßenen Petroleum lampe", wie der Berliner Volkswitz eine solche Situation nennt. „Na übrigens, Ihren Rat, Sie Neunmalweiser, wie man aus einem Bummelfritzen einen fleißigen Landwirt macht, den möchte ich doch hören. Lerne gerne auch noch was aus meine alten Tage." „Ja, wissen Sie denn überhaupt, ob Ihr Sohn zum Landwirt paßt?" fragte der Inspektor ganz unbefangen, und hielt dem Alten das Glas zum Einschenken hin, trotz dem er den Krätzer miserabel fand. Der Oekonomierat ließ die erhobene Flasche vor Er- staunen sinken. „Ja, zum Teufel, was soll er denn sonst werden." „Weiß ich nicht. Das käme auf seine Anlagen und Neigungen an." Fritz und Lisbeth lauschten atemlos. So hatte mit dem Vater noch keiner gesprochen. Und der Alte wurde nicht einmal grob, warf den Kecken nicht einfach zur Tür hinaus. „Anlagen — Unsinn! Reden Sie ihm bloß sowas ein! In der Schule war er mittelmäßig..." „Will gar nichts bedeuten... Die Musterschüler wer den nicht immer etwas Besonderes, und die Mittelmäßigen bringen es oft am weitesten." „Was, zum Henker, soll er denn überhaupt werden, wenn nicht Landwirt?" „Das müßte man der Zeit überlassen. Jedenfalls er zwingt man das nicht gewaltsam. Ich sollte erst Kauf mann werden wie mein Vater. Dann studierte ich Chemie und sattelte zuletzt zur Landwirtschaft um. Auf der Schule war ich auch nur mittelmäßig; und ich schmeichle mir, trotzdem ein recht tüchtiger Landwirt geworden zu sein!" „Soll sich erst ausweisen!" brummelte der Alte vor sich hin, und klingelte zum Erstaunen der Anwesenden nach einer zweiten Flasche, diesmal Rheinwein. „Eine feine Marke!" wie er rühmte. „Nee, mein Lieber — mein Vater und Großvater waren Landwirte, ich bin es, und so soll es mein Sohn auch werden." „Na, das ist doch kein Grund. Wir leben doch nicht im alten Aegypten, wo der Sohn den Beruf des Vaters er greifen mußte." „Na ja, das sind so die neumodischen Ideen von Indi vidualität und Freiheit und solch Zeugs. Mich hat mein Alter streng gehalten, sage ich Ihnen. Ich hätte mucksen oder meine Pflicht nicht tun sollen, den Deibel auch! Störrische Pferde zwingt man mit der Peitsche." „Na, ein Mensch ist kein Pferd; und wenn ein Mensch in ein gewisses Alter kommt, hilft Güte und die Entwick lung des Ehrgefühls viel mehr", sagte Platen ruhig, während er langsam den recht anständigen Niersteiner kostete. Der Alte saß ganz starr; er war über sich selbst er staunt. Dieser junge Herr, sein Inspektor und Unter gebener, widersprach ihm einfach immerzu, und er wurde nicht grob. Die Sache amüsierte ihn; und dann konnte er eigentlich gar nicht grob werden: Der Mensch sagte das alles so liebenswürdig-verbindlich. „Uebrigens, das mit dem Pserdebeispiel, Herr Oeko nomierat", lenkte Platen von dem verfänglichen Thema ab, „das stimmt auch nicht ganz. Sehen Sie, da hatten Wir in Gurtschinen einen jungen Trakehner..." Und nun schilderte er die Erziehung des Pferdes so amüsant und spannend, daß der Alte voll Interesse lauschte. Während die beiden Herren sich in das Pferde thema vertieften, entfernten sich die Geschwister unbemerkt. Draußen drückte Fritz seiner Schwester die Hand. „Du, das ist ein famoser Kerl!" „Findest du?" „Na, hör' mal, der hat's dem Alten gesagt! Und das der sich's hat gefallen lassen, das ist das Merkwürdigste dran. Papa war übrigens heute wieder lieblich. — Du, ich glaube, mit dem Neuen könnte ich mich anfreunden." Lisbeth schien diesen Enthusiasmus zu seinem größten Erstaunen nicht zu teilen. Sie nickte zwar zustimmend, sagte etwas von „einem ganz netten Menschen", ließ sich aber nicht weiter auf das Thema ein, so oft der Bruder auch darauf zurücktam. In ihrem Zimmer — Fritz hatte sie wie gewöhnlich begleitet — lehnte sie sich schweigend und nachdenklich in die Sosaecke zurück. Fritz sprach noch eine Weile, dann rief er ärgerlich: „Du bist aber langweilig, Lisbeth!" „Ich?" „Ich? — Ja, du!" „Ich bin müde, ich hab« Kopfweh..." „Ach was, du hast jetzt immer Kopfweh... das heißt, ich soll gehen. Gott, hast du dich verändert! Na, ein Glück, daß der Neue so 'n netter Kerl ist! In Berlin hat er studiert... und wie elegant und hübscher ist! Ich werde mal ein bißchen auf sein Zimmer gehen, ihn beim Aus packen helfen." Er führte dieses Vorhaben auch aus, sand den neuen Inspektor bereits auf seiner Stube, mit dem Einräumen seiner Sachen beschäftigt. Fritz' Hilfe wurde gern an genommen; und der junge Mensch hielt mit seiner Be wunderung und Sympathie nicht Hinterm Berge. „Ach, was haben Sie für schöne Sachen!" rief der Junge ein über das andere Mal in höchster Bewunderung. „Das muß ich sagen, so was hatte noch kein Inspektor bei uns. Der letzte besaß nur drei alte Oberhemden sür den Sonntag, noch dazu geflickte. Sonst trug er nur wollene Hemden und rote, baumwollene Schnupftücher. — Herr gott, und die Kleider! Ist das alles aus Berlik?"