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Nr. 292. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 17. Dezember 1929. Seite 2. Großnaundorf. (Bemeindeverordnetenjitzung.) Am vergangenen Sonnabend sand in Lunzes Eaalstube die vor aussichtlich letzte diesjährige Gemeindeverordnetenfitzung statt, die noch eine reichhaltige Tagesordnung zu bewältigen hatte. Zuerst wurde der sür den kommenden Sonntag notwendige Wahlausschuß zum Volksentscheid gebildet, der wiederum aus 4 Gemeindeoerord- ncten und den beiden Vertretern des Gemeinderater fich zusammen- setzt. Hieraus wurde in Bezug aus die Wahl von Schätzern zur Dtehseuchenentschädigung die hierfür bestellten 4 Herren in ihrer Funktion belasten. Die behördlicherseits angesorderte Beratung eines Sotzungsentwnrses über Neuordnung der Fleisch- und Tri chinenschau verfiel der vorläufigen Vertagung, desgleichen wurde wegen Errichtung einer Freibank beschlossen, wenn irgend angängig, in der bisherigen Weise weiter zu versahren. Im nächsten Punkt ergab fich eine schriftliche Abstimmung der Revision des Beschlusses wegen Kürzung der Miete an die Kirchgemeinde sür die Notwoh nung dergestalt, daß die Miete bis aus weiteres unverkürzt an die Kirchgemeinde zu zahlen ist. In Sachen der Straßenbeleuchtung wurde die Maßnahme des Bürgermeisters gutgeheißen, daß bei Verminderter Sicht in trüben und finsteren Nächsten, solange hier zu das Bedürfnis vorliegt, die Straßenbeleuchtung die ganze Nacht brennen soll. Einer weiteren Verbesserung der Straßenbeleuchtung durch Vermehrung um eine Brennstelle, wurde zugestimmt. Dem Eelbsthilsebund der Körperbehinderten wurden 10 RM. Beihilfe bewilligt. Das Angebot der Firma Wiedemann, Schmorkau, we gen Vornahme der Straßenwalzung und der Erlaß des Bezirks verbandes der Amtrhauptmannfchast Kamenz Rinderfürsorge be treffend, wurde zur Kenntnis gegeben. Die nach den Vorschlägen der Lehrerschaft erfolgte ärztliche Untersuchung der Schulkinder hat ergeben, daß 31 Kinder zur Schulspeisung kommen sollen. Dieselbe wird im neuen Jahr beginnen und 6 Wochen dauern. Mit der endgültigen Liquidierung der Schulsestabrechnung schloß die Sitzung. Der Herr Bürgermeister Söhnel nahm Gelegenheit, den Dank an die Verordneten, insbesondere an die ausscheidendrn Herren Robert Söhnel, Ernst Hause, Bernhard Schöne und Robert Brückner, die zum Teil jahrzehntelang sür die Gemeinde gearbeitet haben, in be redeten Worten zum Ausdruck zu bringen. Kraka«. (Ueberfall.) Am Dienstag früh wurde auf dem Wege von Krakau nach Stölpchen ein Krakauer Arbeiter der auf einem Rade fuhr, von zwei Männern an- gefallen. Diese hatten dem Radfahrer einen Knüppel ins Rad geworfen, sodaß dieser zu Fall kam, wonach sie ihn nach Geld und sonstigen Wertsachen durchsuchten. Da die Strauchdiebe nichts fanden, ließen sie ihr Opfer liegen und ergriffen die Flucht. Ebersbach. (Groß feuer.) In der Nacht zum Sonnabend brach in der zwischen Girbigsdorf und Ebersbach liegenden zweitennigen massiven Scheune des Stübnerschen Gutes Feuer aus, das durch den herrschenden Sturm bald zu einem großen und fürchterlichen Flammenmeer angewachsen war. Die Flammen griffen auch auf ein Nebengebäude, in dem sich auch Wohnräume befinden, über. Während die große Scheune ein Opfer des Großfeuers wurde, konnte dank der aufopfernden Arbeit der verschiedenen Wehren das Nachbargebäude wenigstens zum Teil gerettet werden. Man vermutet böswillige Brandstiftung. Dresden. iKeine Arbeitslosengelder bei der Wohfahrtshilfe.) Vom Landesarbeitsamt Sachsen wird mitgeteilt: In Mitteilungen der Presse über Vorgänge bei der Wohlfahrtshilfe ist darauf hingewiesen worden, daß bei dieser Einrichtung auch Mittel der Arbeitslosenfürsorge angelegt gewesen sind. Das ist insoweit richtig, als vor Jahren ein Teil der in Sachsen aus den Beiträgen der Ar- beitslvsenfürsorge erzielten Ueberschüsse nach vorangegangener eingehender Prüfung und unter ausdrücklicher Billigung der maßgebenden Instanzen des damaligen Landesamtes sür Arbeitsvermittlung vorübergehend angelegt worden ist. Bald danach eintretende starke Arbeitslosigkeit und steigende Unter stützungsansprüche machten die Abhebung des angelegten Kapitals notwendig. Seitdem hat überhaupt keine Verbin dung mehr zwischen Arbeitslosensürsorge nnd Wohlfahrtshilfe bestanden. Mittel der Arbeitslosenfürsorge sind nicht mehr bei der Wohlfahrtshilfe angelegt worden und insbesondere sind der Wohlfahrtshilse niemals Mittel der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung zuge flossen. Etwaige aus den erwähnten Pressenotizen abgelei tete Befürchtungen sind daher völlig grundlos. Dresden. <E in Kredit der Berliner Ar beiterbank für Sachsen.) Zwischen dem sächsischen Finanzministerium und der Arbeiterbank in Berlin ist es, wie die „Dr. N." mitteilen, wegen des bekannten Darlehns nunmehr zu einer Einigung gekommen. Darnach erhält der sächsische Staat von der Arbeiterbank ein auf 6 Monate befristetes Darlehen in Höhe von 1 Million Reichsmark zum Zinssätze von 9 Prozent Das Darlehen wird für die wertschaffende Arbeitslosenfürsorge verwendet. Dresden. (Gegendie frühePensionierung der Polizeibeamten.) Der Rat der Stadt Dresden hat an den Landtag eine Eingabe gerichtet, die sich gegen die vorgeschriebene Pensionierung der Verwaltungspolizei der Gemeinden, die Wohlfahrtspolizei, vom 60. Lebensjahre an wendet. Der Rat meint, der Dienst bei dieser Polizei lasse es ohne weiteres zu, die Beamten bis zum 65. Lebensjahr voll auszunützen. Die Gemeinden würden mit der frühen Pensionierung unnötigerweise belastet. Der Rat richtet des halb an den Landtag den Antrag, das sächsische Polizei beamtengesetz vom 15. März 1928 in ß 16 dahin abzuändern, daß die Bestimmungen des ß 16 auf die Gemeindepolizei beamten keine Anwendung finden. — Der Verband sächsischer Polizeibeamter ersucht dagegen den Landtag, den Antrag des Rates abzulehnen. Dresden. (Mord.) Ein entsetzliches Verbrechen wurde am Montag in den späten Nachmittagsstunden in Dresden im Grundstück Marxstraße 11 entdeckt. Dort be wohnt im Hinterhaus im zweiten Stock der 60 Jahre alte Schlossergehilfe Otto Miersch seit vielen Jahren eine für sich vollständig abgeschlossene Stube. In der ersten Morgenstunde des Montag vernahmen die neben Miersch wohnhaften Fa milien ganz ungewöhnliche Geräusche. Man hörte Hilferufe) dann soll heftiges Gepolter und auch starkes Klopfen ver nommen worden sein. Aber niemand wußte, was geschehen war. In der Stube des Miersch, der schon öfter junge Männer mitgebracht hatte, herrschte Ruhe. In den Nachmit tagsstunden fiel es aber doch auf, daß seit längerer Zeit der j erwerbslose Miersch nichts von sich hören ließ. Man setzte von den nächtlichen Ereignissen die Polizei in Kenntnis. Daraufhin erfolgte die gewaltsame Oeffnung der Stube. Den eintretenden Polizeibeamten und Hausbewohnern bot sich ein schrecklicher Anblick dar. Nach der Türe zu lag Miersch blutüberströmt tot auf dem Fußboden. Ein tiefer Halsschnitt hatte ihm der noch unbekannte Täter beigebracht. Alles war in der sonst sauberen Stube umhergeworfen oder verrückt. Ob es sich um ein Sexualverbrechen oder gar um einen gemeinen Raubmord handelt, konnte noch nicht aufge klärt werden. Neueibau. (Postomnibus im Straßen graben.) An der Ortsgrenze geriet der von Leuters dorf kommende Postomnibus beim Ausweichen in den Straßengraben, wobei eine Fensterscheibe in Trümmer ging. Neben der großen Aufregung kamen die zahlreichen Passagiere glücklicherweise ohne Schaden davon. Chemnitz. (Mord und Selbstmord.) Das Fabrikantenehepaar M. in Chemnitz wurde mit Kopf schüssen in den Betten von der Hausgehilfin aufgefunden. Die Frau war durch einen Kopfschuß in die linke Schläfe sofort getötet, der Mann gab schwache Lebenszeichen von sich. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert, ist aber bisher noch nicht vernehmungsfähig. Nach den bisherigen Ermittlungen ist Mord und Selbstmord anzunehmen. Der Grund zur Tat ist in geschäftlichen Schwierigkeiten zu suchen. Im Schlafzimmer des Ehepaares wurden zwei geladene Pistolen aufgefunden, aus denen die Schüsse ab gegeben worden sind. Eibenstock, (überfall auf einen Säge werksbesitzer.) In einem hiesigen Sägewerk wurde ein Raubüberfall ausgeführt. Zwei Unbekannte drangen mit vorgehaltenem Revolver auf den im Geschäftszimmer allein anwesenden Sägewerksbesitzer mit der Forderung nach Auslieferung des Kastenbestandes ein. Der über fallene fetzte sich heftig zur Wehr, worauf die Räuber flüchteten, ohne etwas geraubt zu haben, wobei sie auf ihre Verfolger ununterbrochen feuerten. Bei dem Kampf im Geschäftszimmer wurde der Sägewerksbesitzer leicht verletzt. ! Göppersdorf. (Ein Kühlturm in Brand geraten.) Infolge eines heftigen Sturmes wurde der hölzerne Kühlturm der Firma Köbke an das Maschinen haus gedrückt. Der Turm sollte abgebrochen werden, geriet aber in Brand, so daß der ölgetränkte Holzbau in kurzer Zeit in Hellen Flammen stand. Leutersdorf. (Schwerer Verkehrsunfall.) Hier stieß der Schlichter Oskar Pätzold aus seinem Motor rad mit dem Kriegsverletzten Reinhard Hermann, der auf seinem Fahrrad fuhr, so heftig zusammen, daß beide auf die Straße geschleudert wurden und schwerverletzt liegen blieben. Die beiden Verunglückten wurden in bedenk lichem Zustand ins Krankenhaus nach Neugersdorf gebracht. Neuwahl der Handelskammer Zittau im ganzen Bammerbezirk am 1. Dezbr. Für die Wahlgruppe Industrie waren zwei Wahlkreise gebildet worden, und zwar ein südlicher für die Amtshaupt mannschaften Löbau und Zittau und ein nördlicher für die Amtshauptmannschaften Bautzen und Kamenz. Für den süd lichen Wahlkreis waren 6, für den nördlichen 5 Mitglieder zu wählen. Im südlichen Wahlkreis wurden gewählt: Herr Fabrikbesitzer Paul Rudolph, Walddorf Herr Fabrikbesitzer Paul Roscher, Neugersdorf Herr Fabrikbesitzer Karl Rolle, Reichenau Herr Fabrikbesitzer Reinhard Ohmann, Seifhennersdorf Herr Fabrikbesitzer Albert Wagner, Zittau Herr Fabrikbesitzer Reinhold Reichel, Oberoderwitz. Im nördlichen Wahlkreis wurden gewählt: Herr Fabrikbesitzer Alwin Rammer, Ohorn Herr Fabrikbesitzer Rudolf Weigang, Bautzen Herr Fabrikbesitzer Richard Arnold Kamenz Herr Steinbruchsbesitzer Karl Johne, Häslich Herr Fabrikbesitzer Otto Engert, Kirschau. In der Wahlgruppe Großhandel wurden gewählt: Herr Spediteur Hans Wuensch, Zittau Herr Bankdirektor Heinrich Melching, Bautzen Herr Handelsvertreter Max Benedict, Zittau Herr Kaufmann Emil Schunk, Bautzen. In der Wahlgruppe Einzelhandel wurden gewühlt: Herr Kaufmann Langbein, Bischofswerda Herr Kaufmann Arthur Schauseil, Bautzen Herr Kaufmann Gustav Ja eh ne, Löbau Herr Kaufmann Georg Thunig, Zittau. * Herr Langbein ist gewählt von der Gruppe Nordlausitz (Bischofswerda, Großröhrsdorf, Pulsnitz, Kamenz und Kö nigsbrück.) Dr. dünner schreibt einen Sries. Dr. Bunner, der ehemalige Kreisvorsitzende des Kreises Sachsen im Deutschen Schwimmver- band, der jetzt wegen Unterschlagung von über 300 000 Mark in Haft sitzt, hat an seine früheren Verbandskame- raden einen Eilbrief geschickt, der in der außerordent lichen Kreistagssitzung, die zur Erledigung dieser skanda lösen Angelegenheit hatte einberufen werden müssen, ver lesen wurde. Dr. Bunner ersuchte in diesem Bries dar um, ihm die Möglichkeit der Mitarbeit am Sanierungs werk für das Kreisheim zu geben und deshalb seine Haftentlassung zu beantragen. „Ich wurde ein Opfer des Schwimmsports, nun seid Ihr meine Opfer geworden!" hieß es an einer Stelle dieses Briefes, der unter atemloser Stille, kaum von Zwischenrufen unter brochen, in der Sitzung verlesen wurde. Die Aussprache sähst nahm einen außerordentlich ruhigen und würdigen Verlauf. So gelang cs denn auch, den Beschluß zu fasten, daß man einen außergericht lichen Vergleich anstreben und alles tun will, um das Verbandsheim zu halten. Dem Vorstand wurden vier im kaufmännischen Leben sachverständige Herren bei gegeben. Der Fall Bunner. Der Deutsche Schwimm- verband hielt in Dresden eine außerordentliche Sitzung ab, in der nach fiebenstündiger äußerst lebhafter Aus- spräche beschlossen wurde, ein außergerichtliches Vergleichs- verfahren im Falle der Unterschlagungen Bunners an- zustrengen. Neg.-Nat Thiele gab als Vertreter des sächsischen Wohlfahrtsministeriums eine Erklärung ab, daß das Ministerium sich bereiterklüre, an dem Zustandekommen eines außergerichtlichen Vergleichsverfahrens mitzuwirken. Nachdem auch die Vertreter der an dem Fall Bunner inter essierten Banken und der übrigen Gläubiger ihre grundsätz liche Zustimmung gaben, wurde der oben angeführte Be- schluß gefaßt und der alte Vorstand beauftragt, alle erforder lichen Schritte zu unternehmen. Die Berliner Funktionäre der S. P. D. gegen bas Finanzprogramm d.Regierung Berti«, 17. Dez. Wie der „Vmwärts" berichtet, hat die Funktionärversammlung der S. P. D. Berlin nach längerer Aussprache eine Entschließung angenommen, in der es heißt, daß die Funktionärversommlung in dem von der Reichsregierung geplanten Finanzprogramm eine erneute Be lastung der deutschen Arbeiterklasse erblicke. Sie fordere von der Reichstagsfraktion, im Kampf um die Lastenverteilung alle Kraft sür die Bekämpfung der Steuerforderungen ein zusetzen, welche die Kaufkraft der breiten Massen einschränkten. Eine weitere Beteiligung der Sozialdemokratie an der Neichs- regierung liege nur dann im Interesse des arbeitenden Vol kes, wenn es gelinge, die Forderungen des Reichsverbandes der Deutschen Industrie und der bürgerlichen Parteien abzu wehren, die sich gegen die Arbeiterklasse richteten. Ltm den Reichssparkommiffar. Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurden die Beratungen über den volksparteilichen Antrag, einen Reichssparkommissar einzusetzen, fortgeführt, vr. Schreiber (Zentrum) meinte, der Antrag rüttele an den Grundfesten der etatrechtlichen Verhältnisse. Der Redner erklärte, daß der Antrag die Stellung des Neichsfinanzmi- nisters stark schwächen werde, und daß er selbst zwar für die Idee der Stärkung des Sparkommissars sei, daß er sich aber den noch nicht sür die von der Volkspartei gewünschte gesetz liche Festlegung aussprechen könne. Abgeordneter Hergt (Dnatl) verlangte eine Ueberprüfung des Problems. Im Land sei eine Bewegung im Wachsen, die die Bestellung einer Art Spardiktators fordere, und di« von wissenschaft lichen mrd politischen Kreisen getragen werde. Im Lande bestehe ein großes Mißtrauen gegen den Parlamentarismus. In Deutschland fehle ein Oberhaupt, das die Aufgabe habe, dis Entlastung herbeizuführen, wenn die Kammer nach ihrer parteipolitischen Zusammensetzung versagen müsse. Abg. Bernhard (Dem.) meinte, der volksparteilichs Antrag liefe eben wie die Gedankengänge des deutschnatio nalen Redners darauf hinaus, die Stellung des Reichs sparkommissars gegenüber Regierung und Parlament iw einer Weise zu stärken, daß schließlich für Regierung und Parlament an Verantwortung fast nichts mehr übrig bleibe. Abg. Bernhard regte an, den Rechnungshof mehr aus zubauen, indem man ihm vielleicht die Mittel des Reichs-, sparkommissariats zuführe. Die Weiterberatung wurde auf Dienstag vertagt. , Erhöhter Beitrag zur ArheitSkoseuverficherung bis zum ZO. Juni Die Regierungsparteien haben sich nunmehr über den zweiten Teil des Sofortprogramms, die Beitrags erhöhung zur Arbeitslosenversicherung, geeinigt. Ein Initiativantrag der Regierungsparteien ist dem Reichstag zugegangen. Danach soll der erhöhte Beitrag bis zum 30. Juni 1930 gelten. Man hat also in der Befristung ein Kompromiß gefunden. Um den Abbau der Zolllnauern. Der Handelspolitische Ausschuß des Reichs tags trat Montag nachmittag unter dem Vorsitz des Grafen Westarp zusammen, um die Zollvorlagen zu beraten. In das Gesetz soll auch der zweite und dritte Artikel des Gesetzent wurfes zur Ausführung der Empfehlungen der Weltwirt schaftskonferenz eingearbeitet werden. Der Ausschuß beschäf tigte sich mit beiden Artikeln und nahm sie ohne wesentliche Aenderungen an. Der Schlußbericht der Welt wirtschaftskonferenz des Völkerbundes vom Mai 1927 enthält eine Reihe von Empfehlungen, die an sämtliche Staaten gerichtet sind, um ungebührlich Handelshemmnisse zu überwinden. Die Weltwirtschaftskonferenz hat sich das System der Ein- und Ausfuhrverbote ausgesprochen und die Annahme eines vom Wirtschaftsausschuß des Völker bundes ausgearbeiteten Entwurf empfohlen- Gemäß diesen Empfehlungen sind verschiedene internationale Uebereinkommen vereinbart «EN. Sie sind in dem Artikel 1 des Gesetzentwurfs enthalten, den der Reichs- tag bereits angenommen hat. Der den angenommenen Ar- titeln hndelt es sich um die Abschaffung der Ein- undAusf Uhrverbote und Beschränkungenim Wege internationaler Abkommen. Die Emp- fehlung der Weltwirtschaftskonferenz geschah in der Erkennt nis, „daß die Zeit gekommen sei, um der Erhöhung der Zölle Einhalt zu tun'. L Zigaretten-Kontingentierung auf M Jahr? Die Sachreferenten der Regierungspar, teien verhandelten Montag nachmittag mit den Tabak interessenten im Reichsfinanzministerium über die Kontingentierung in der Zigarettenindu- strie. Die Besprechung steht bekanntlich mit der vom Fi nanzminister geplanten Steuererhöhung für Z i - garetten und Rauchtabak in Zusammenhang. Man einigte sich — vorbehaltlich von Aenderungsantragen im Reickstaasaussckuk — auf eine Kontingentierung