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ßulsnlherIa geb' att Sonnabends 14 Dezember 1SS92. BeÄä«« r«^r 290 81. Jahrgang ^eichstagsaussp^ache übsr die Kmanzresorm. 113. Sitzung, Freitag, den 13. Dezember. Auf der Tagesordnung stand die Besprechung der Re gierungserklärung. Am Regierungstisch hatte mit dem Reichs kanzler Müller Reichsfinanzminister vr. Hilferding Platz genommen. Zunächst wurde über die Redezeit abgestimmt. Zwei deutschnationale Anträge, sie aus 2 bzw. 1)4 Stunden testzusetzen, wurden abgelehnt. Sie wird nur eine Stunde betragen. Unter großer Heiterkeit erklärte Präsident Löbe, daß Wortmeldungen zu der Materie bisher nicht eingegangen seien. Dann meldete sich der Kommunist Or. N e u b a u e r. Abg. Or. Neubauer wurde gleich zu Beginn seiner Rede in seinem Ausdruck gerügt, als er sich äußerte, der Kanzler habe unter dem Schweigen der Regierungsparteien seine Rede her- untergestottert. Neubauer fand den Satz: „Die vier sozialdemo kratischen Minister bilden die Quadriga, über die der Reichs- bankpräsidcnt vr. Schacht die Peitsche des Großkapitals schwingt." Abg. Strasser (Nat-Soz.) nennt die Erklärung des Reichs- kanzlers eine Konkurserklärung des Deutschen Reiches. Jedes Konkursgericht würde di« Weiterführung einer Firma, die so bankrott ist wie das Deutsche Reich, unterbinden. Diese Politik hat seit zehn Jahren nichts anderes getan, als dm Ertrag deut scher Arbeit in die Geldschränke internationaler Finanzjuden ab zuliefern. Dann gab vr. Brüning für das Zentrum eine Erklärung ab, in der er daraus hinwies, daß seine Fraktion schon wiederholt gefordert babe an das Werk der Kaffensanierung und Finanzreform ohne Rücksicht auf die Möglichkeit der Annahme des Young-Planes ^Nnn^ ergriff für die Dcutschnationole Volkspartei, deren Fraktion inzwischen . ... ^Mihtrauensanträge gegen V-« Außenminftt" vr. Curtius und den Finanznnmster vr, Hrlferdrng eingcbracht hatte, der Führer der Fraktion vr. Ob er fahren das Wort. Er wies darauf bin daß die Regierung während der entscheidenden Beratungen fehle Abg. vr. Quaatz sDnatl.) erklärt« dann, der Reichsfinanz minister übe wieder die Kunst des Schweigens, die man seit Jahren an ihm bewundere. Bor einem Jahrs habe der Finanznnmster erklärt, es muffe etwas Durchgreifendes geschehen. Das Durchgreifende habe aber nur in Negativen bestanden. Es Handl« sich MM um ein Kaffen defizit, sondern um ein organisches Defizit. Die Zahlen des Reichskanzlers seien noch viel zu optimistisch. Die Steuereingänge seien im Lurückgehen. Die Reichsbahn stehe vor dem Bankerott. Dem Reich.tzankPräsidenten habe der Reichskanzler sein Befrem den ausgesprochen, vr. Schacht habe Ansehen in der Welt. Das könne man wn manchem Reichsminister nicht behaupten. Nur von vr. Schaft hänge es ab, ob der Kanzler am 1. Januar dm Beamten die Behälter auszahlen könne. Zitternd« Angst ver anlasse die Regerungsparteien, der Opposition die Redezeit zu beschränken. Die Sonderleistungen, die die Regierung über das Sachverständigen« lsommen hinaus bewilligt habe, betrügen Spiel Sport Turnen in Sachsens „deutschester" Sildhauer Ernst Rietschels 125. Geburtstag. Ergebnis vom 8. Dezember: Pulsnitz M. S. 1. : Wesenitztal 1. 3:4 (2:2) St>0 Millionen an England, infolge der Liqmdatton deutschen Eigentums, das ein Raub am Privateigentum sei, vr. Quaatz schloß mit einem Hinweis auf die nationale Be wegung, die sich beim Volksbegehren gezeigt habe. Wenn es eine Rechtfertigung für das Volksbegehren gebe, so seien es die Warnungen des Reichsbankpräsidenten, der die gleichen Be sorgnisse ausgedriickt habe, die die Deutschnationalen zu dem Volksbegehren geführt hätten. Abg. von Sybel (Ehr. N. B.) sprach der Regierung das Mißtrauen seiner Freunde aus. Es sei das gute Recht des Reichsbankpräsidenten, vom Poung-Plan abzurücken, wenn die Voraussetzungen seiner Unterschrift nicht mehr zuträfen. Dann folg ten Erklärungen der Regierungsparteien. Reichskanzler Müller antwortete nunmehr auf die einzelnen Redner der Opposition. Er nannte den Vorwurf des Abgeordne ten Quaatz, daß die Regierung dem Reichsbankpräsidenten zu scharf entgegengetreten sei, unbegründet. Auf einzelne seiner Fragen könne er heute nicht antworten. Der Abgeordnete von Lindeiner-Wildau habe die Frage ge richtet, ob er nicht eine Aenderung der Innen- und Außenpolitik für notwendig erachte. Er stehe auf dem Standpunkt, daß die eingeleiteten Verhandlungen auf der Haager Schlußkonferenz zu Ende geführt werden müßten. Or. Quaatz habe auch das wirtschaftspolitische Gebiet gestreift. Der Landwirtschaftsminister Neuhaus habe die Zollvorlage vom Jahre 1925 eingebracht. Als der Kanzler nunmehr behauptete, daß dadurch die Not der Land wirtschaft eingetreten sei, rief ihm vr. Quaatz zu, daß doch der Versuch einer Besserung, wie ihn Neuhaus unternommen habe, nicht die Ursache zur Not sein könne. Der Kanzler stellte die Behauptung auf, daß keine Regierung bisher soviel zur Be hebung der Not der Landwirtschaft getan habe wie diese Re gierung. Dann ging er wieder zur Außenpolitik über und meinte, daß die Deutschnationalen 1925 und 1927 in der Regio- rung gewesen seien. Wenn sie in diesem Kabinett die Politik Stresemanns bekämpft hätten, so ergebe sich aus ihrem Verhalten in der Regierung doch der Beweis dafür, daß sie sich schließlich mit Or. Stresemann geeinigt hätten. Bei dieser versuchten Bo weisführung ertönten lebhafte Protest rufe von den Bänken der Deutschnationalen. Darauf wurde die Weiterberatung auf Sonnabend vertagt. Vobivorhe in Schreiberhau. Die Bobabteilung des Der liner Schlittschuh-Club veranstaltet im Verein mit dem Bob- Club SHreiberhau in der Zeit vom 9. bis 16. Januar eine Bob sportwoche in Schreiberhau. Peltzer startet in Amerika? Ohne Sensationen gibt es in Amerika keine Hallensporfiaison. So wird jedes Jahr ver sucht, alle berühmten europäischen Leichtathleten zu bewegen, nach Amerika zu kommen. Neben den Finnländern Larva und Ritola, dem Polen Petkiewicz, der einmal Nurmi besiegen konnte, den Franzosen Martin und Ladoumegu«, sowie den Italienern Ta- vernari, Facelli und Beccali, di« zum größten Teil schon zuge sagt haben, erwartet man auch den deutschen Weltreisender Or. Otto Peltzer. Boxen. Bei den Anwteur-Doxkämpfen in Stettin siegten die Berliner Möhl,über Titel (Stettin), Dalchow über Zeplin, Eggert über Stahnke, Sabottke über Eggert II Flugsport. Der Langstrecken-Weltrekovd Her Flieger Cosks und Bsllonte, den dir beiden französischen Piloten mit 7905,140 Kilometer aufstellten, ist jetzt von der Federation Aeronautigue Internationale anerkannt worden. Wintersport. Die Wintersport-Möglichkeiten in Deutsch land sind nach wie vor sehr gering. Nennenswerte Schneehöhen befinden sich nur noch im Ri-sseugebirg« und im Glatzer Bergland oberhalb 1000 Motor. — Dio Europa-Skiläufe 1931 sollen asm Deutschen Skiverband in Oberhof ausgotraaon werben. Vor 125 Jahren — am 15. Dezember 1804 — wurde ... Pulsnitz in der sächsischen Lausitz Ernst Rietschel, den einer seiner Biographen den „deutsche sten Bildhauer" des vorigen Jahrhunderts genannt hat, geboren. Rietschel, der bedeutendste Schüler Rauchs, war in der Tat einer der ersten Bildniskünstler seiner Zeit. Sein 1853 enthülltes ehernes Lessingstandbild in Braun- lckiweia zeigte der Welt, daß auch Dichter in der Kleidung brer eigenen Zeit dargestellt werden können. Kein Wunder daß ihm danach die Herstellung des Goethe- Sckiller-Denkmals in Weimar übertragen wurde Dieses berühmte, durch Nachbildungen in der ganzen Welt bekanntaewordene Denkmal zeigt Rietschel auf der Hohe deutens besser als acht Tage zuvor in PMS. Trotzdem war PMS. völlig ebenbürtig und kam nur um Sieg uud Punkte dadurch, daß der Schiedsrichter Mühle, Lohmen, zweimal Vorteile für PMS. unterband, welche zu Toren führten, aber uicht gewertet wurden. Pulsnitz M. S. 2. Wesenitztal 3. 3 : b Hier gewann der Gastgeber durchaus verdient. Sonntag, 15. Dezember: Pulsnitz M. S. 1. : Lohmen 1. 1 Uhr hier. Im letzten Pflichtspiel stehen sich obengenannte Mannschaften gegenüber. Das Vorspiel konnte Lohmen unter recht wenig guter Leitung gewinnen. Auf eigenem Platze sollte PMS alles aus sich herausgeben, um dieses Fiasko aus der Welt zu schaffen. Uebrigens ist Lohmen zweiter Vertreter unserer Grupps bei den weiteren Sp i len um die Sachsenmcisterschast, vorausgesetzt, das die Gäste gewinnen. Denn sonst stehen sie mit Tbd. Pulsnitz punktgleich. Es ist somit mit einem interessanten Spiel zu rechnen. k- L. Handball (v. I.) Ergebnis vom 8. Dezember: Tbd. Pulsnitz Meister: Tv. Königsbrück 1. 3:2 (2:1) Trotz zweifachen Ecsatzes konnten die Schwarzgclben gegen die Gaste aus Turngau Mittelelbe-Dresden einen verdienten Steg erringen. Die Gaste entpuppten sich als eine Kampfmannschaft und gaben sich erst nach härtester Gegenwehr geschlagen Vom Anspiel weg gelingt den Schwarzgelben ein guter Durchbruch und, ohne daß ein Spieler der Königsbrücker den Ball berührt hat, kann der Rechtsaußen den ersten Treffer erzielen. K., ausaemuntert durch diesen Erfolg, belagert einige Minuten das Tor der Schwarzgelben, doch Schwiebus meistert alle noch so gut geworfenen Bälle. Nachdem sich P. von diesem Druck befreit hat, erzielt der Halbrechte durch einen Straswurf den 2. Treffer. Kurz vor der Pause kann K. ein Tor ausholen. Nach dem Wechsel wieder verteiltes Spiel. Durch Linksaußen erhöht P. den Vorsprung aus 3 : I. Kurz vor Schluß vermögen die Gäste abermals einen Treffer aufzuholen. Sonntag, den 15. Dezember: Tbd. Pulsnitz Meister : Wesenitztal Meister Nachm. Uhr dort Abfahrt 12,44 Uhr per Bahn . Im letzten Pflichispiel sieben sich obige Mannschaften voraus- sichtlich in Dürrröhrsdorf gegenüber. Ob es den Schwarzgelben ge- lingcn wird, den im Vorspiel erzielten 4 : 2 Sieg zu wiederholen, kann nicht im .oraus gesagt werden, den-' den letzten Ergebnissen nach, scheint sich auch die Mannschaft von W. wieder in aufstclgender Form zu befinden Liefern die Schwarzgelben z-doch wieder ein eben,o gutes Spiel wie gegen Königsbrück, sollten sie den Sieg mit nach der Pfef. serkuchenstadt nehmen können. Tbd Pulsnitz 2. : Wesenitztal 3. Vorm. -/,I2 Uhr dort. Abfahrl 8,26 per Bahn Auch die 2. Elf der Schwarzgelben trägt am morgigen Sonntag ihr letztes Pflichispiel aus Eine Wiederholung des im Vorspiel er rungenen 3 : 1 SiegeS sollte jedoch nur möglich sein, wenn die Mann schaft von Anfang bis Ende kämpft, was man in den letzten Spielen manchmal vermissen mußte. Ein Sieg dürfte ja auch den zweiten Platz in der Tabelle-cinbringen. Oe. gefürchicien Wesenitzpiatz nicht zum Siege. Die Gastgeber spielten bc- 1 seines Könnens. Rauch hatte sich geweigert, Goethe in der Tracht seiner Zeit darzustellen. Rietschel aber zeigte die beiden Dichter in ihrer alltäglichen Kleidung. 1860 Ernst Rietschels Hauptwerk, das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar. schuf Rietschel ein ehernes Sjandbild für Karl Maria von Weber, den Komponisten des „Freischütz" und dos „Oberon": es sieht neben dem Hoftheawr in Dresden, i Zuletzt erhielt Svetschel den Auftrag, das Luthcrdenkmal k für Worms zu arbeiten. Es war ihm jedoch nur vergönnt, i die Statuen Luthers und Wieliffcs im Entwurf zu voll enden; die Vollendung des Werkes wurde in die Hände zweier Schüler Nietschels gelegt. Von den vielen anderen großen Werken Rietschels seien noch genannt: die Reliefs in der Aula des Leipziger Universitätsgebäudes, die die Kulturgeschichte des Menschen darstellen, die Giebelfelder des Dresdener i Theaters, die leider insgesamt dem Theatcrbrand von ? 1869 zum Opfer gefallen waren, aber zum Teil in den Gipsmodellen erhalten sind, die lebensgroße Gruppe der > „Pieta" (Maria am Leichnam Christi kniend), die sich i früher in der Vorhalle der Friedenskirche zu Potsdam ; befand und sich jetzt im Kaiser-Friedrich-Mausoleum be- - findet, die Büsten Luthers und andere Büsten und Relics- i bildnisse in der Walhalla usw. Rietschel starb am 21. f Februar 1861 zu Dresden. Auf der Brühlschen Terrasse - in Dresden steht sein von Schilling geschaffenes Denk- ! mal. Seine Werke sind in Gipsabgüssen im Dresdener i Rietschelmuseum vereinigt. Einbruch in eine Giationskaffe. Der Geldschrank mit Dynamit gesprengt. Diebe statteten der Stationskasse in Wülknitz bei Ricsa einen Besuch ab. Die Räuber, die den Gcldschrank mit Dynamit sprengten, haben 10 000 Mark Lohngelder erbeutet. Der Einbruch war in der stürmischen Nacht nicht bemerkt worden. Von den Tätern fehlt jede Spur. Der Düsseldorfer Mörder in Eger verhaftet? Eger. Die Polizei verhaftete in einer kleinen Gast wirtschaft einen Mann, gegen den sich der Verdacht richtet, mit den Düsseldorfer Mordtaten in Verbindung zu stehen. Der Verhaftete, der zunächst einen falschen Namen angab, ist der 31jährige Chauffeur Josef Mayer, der in Eger geboren ist, wegen Desertion seit dem Jahre 1927 ge sucht wird und wiederholt wegen schwerer Verbrechen vor bestraft ist. Besonders auffällig ist eine bei ihm vorgefundene Aufzeichnung, deren Schriftzüge größte Aehnlichkeit mit den Schreiben aufweisen, welche die Pflegemutter der bei Düsseldorf auf entsetzliche Weise ermordeten Gertrud Alder mann erhielt und in denen der vermutliche Mörder die Er mordung des Kinde/ in allen Einzelheiten schilderte. Lebendig verbrannt. Hana«. In Gerolzhofen in Unterfranken hat ein im Wohnhaus des Schreinermeisters Adam Kuhn ausgebrochencs Feuer zwei Todesopfer gefordert. Das Feuer war im Dachgeschoß ausgebrochen, in dessen Kammer der 16jährige Sohn des Hausbesitzers und der 15jährige Lehrling Richard Wolf schliefen. Als beide den Brand bemerkten, stand ihr Schlafzimmer bereits in Hellen Flammen. Mit schweren Brandwunden sprangen die beiden jungen Burschen aus dem brennenden Schlafzimmer in den Garten, doch sind sitz an den erlitten Brandwunden gestorben. i