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" mmu m, m« u!!? „In Heidelberg," antwortete Ulla und errötete. Denn dort war Wolfgang. Dozent, ach, ein acmer Dozent, der keine Reisen machen, sondern nur manchmal schreiben konnte. Was sollen arme junge Leute sonst tun? Tante Gerda lä chelte. Und sie war so taktvoll, das alte Gastzimmer mit seiner feuchten Lust gemütlich zu finden. — Beim Frühstück sah die Tante nicht ganz so jugendlich aus. Aber ihre Laune war sehr frisch: „Ueberlaß der Magd die Küche, Ulla, ich muß mit dir reden. Dein Vater kommt wohl mittags zurück?" Sie lachte: „Ich weiß, daß er immer zum Ge burtstag der Stiftsdame fährt. Darum bin ich ja jetzt hier. Ich wollte dich kennenlernen, Ulla. Ja, sogar, ich wollte dich recht kritisch betrachten. Also, Kind, du kannst schon zum Wintersemester nach Heidelberg. Abgemacht!" Sie lä chelte überlegen und seltsam. Ulla antwortete gequält: „Aber, Tante Gerda, Papa erlaubt es ja nicht. Und ich kann den Verbitterten, Vereinsamten nicht allein hier in der Oede zurücklassen." - Frau Gerda Wulffen sah einen Augenblick auf ihre Witwenringe. Dann sagte sie ruhig: „Ich werde mich mit deinem Vater verheiraten." Ulla öffnete die Lippen, aber sie wußte wirklich keiner lei Worte: „Nun, Ulla, sei nicht so entgeistert. Du wirst mir ja wohl nicht zutrauen, daß ich deinem Vater einen Hei ratsantrag mache. Er hat mir zuletzt vor vierzehn Tagen geschrieben. Begreifst du, Kind, ich schätze ihn hoch, und in der frühen Jugend war da eine kleine Verwandtenneigung. Für eine Frau meines Alters will es überlegt sein, nochmal zu heiraten und so in die Stille zu gehen. Doch, nun habe ich dich kennengelernt, und ich finde, dein Platz ist jetzt in der Welt und meiner hier. Ich bin eine wohlhabende Frau, und deines Vaters L>inge sind dann die meinen. Du sollst frohe Studienjahre haben und keine materiellen Sorgen. Und nun gehe zum Auto, fahre spazieren. Es wird das Rechte sein, ich sehe deinen Vater, für den euer Einspänner schon zur Bahn fort ist, erst allein." Ulla war wie betäubt. Sie wußte nichts zu sagen. Sie beugte sich nur tief herunter und küßte Tante Gerdas Hände. Frau Wulffen aber schob ihren Arm in den Ullas, ging mit ihr auf den Flur, hüllte sie in ihren Fahrpelz, brachte sie zum Auto. „Für heute fährst du nur ein kleines Stündchen in die Freiheit, Ullamädchen. Bald aber steht dir die Welt offen." ——W—° Hausinschriften °——— Plauderei von M. Wittels Dresden, Hausinschriften oder auch Haussprüche sind bekanntlich Aufschriften an Gebäuden, die in knapper Form den Zweck des Baues dem Betrachter und ebenso die Wünsche des Bauherrn diesem erzählen sollen. Wir finden solche Haussprüche auch in Oefen, Schüsseln, Gläsern, Glocken und dergl., aber dort tritt uns das Eigenartige und Kernige dieser Sprüche nicht so bildhaft vors Auge wie an der Au ßenseite und besonders wieder über dem Eingang eines Hauses. Wirtshäuser und Rathäuser sind mit solchen Haus sprüchen geziert, Städter und Landbewohner haben sich gleich falls an ihre Privathäuser Haussprüche malen lassen und weit zurück reicht diese Sitte, wenn man sie an der Hand von Chroniken im Ursprung ihrer Entstehungszeit verfolgt. Die meisten dieser aus dem Mittelalter herrührenden Sprüche an öffentlichen Gebäuden waren entweder in latei nischer Sprache abgefaßt oder enthielten nur den ziffermäßi gen Hinweis auf Bibelstellen. Ihre Maler waren meistens Mönche, jedenfalls Leute, die bibelfest waren und eine gleiche Kenntnis der heiligen Schrift auch bei anderen voraussetzten, wenn sie sich einfach nur mit dem Hinweiß auf das sound sovielte Kapitel nebst Vers begnügten. Freilich täuschten sich jene mönchischen Maler in ihrer Annahme und es ge schah, daß die Leute aus das Rathaus gelaufen kamen, um dort zu fragen, was denn diese Zahlen in dieser oder jener Inschrift zu bedeuten hätten. Ein Ulmer Bürgermeister hatte dann auch ein Einsehen und ließ eines Tages aus seine Kosten mit Erlaubnis der Kirche alle auf öffentlichen Gebäuden gebrauchten Inschriften mit solchen Hinweisen auf bestimmte Bibelstellen in geschmackvoller Weise ausführ lich ummalen. Und das gefiel den Leuten so gut, daß viele vermögende Bürger auch an ihren Wohnhäusern sich ähnliche Bibelsprüche aufmalen ließen, und zwar alle in deutscher Sprache, damit es möglichst jeder lesen konnte, soweit er diese Kunst zu üben imstande war. Das 15. bis 17. Jahrhundert ist wohl am reichsten in charakteristischen Haussprüchen. Besonders die Gegenden von Niedersachsen und Westfalen und namentlich wieder die beiden Städte Hildesheim und Hameln besitzen die charak teristischsten Haussprüche an ihren alten Gebäuden. Wir finden dort solche in gotischen Buchstaben, wie es auch bei den meisten Hausinschriften auf alten Häusern in der Gos larer Gegend, die nicht minder reich an schönen Haussprüchen ist, der Fall ist. Wohl verschwand durch den 30 jährigen Krieg und seine traurigen wirtschaftlichen Folgen für Deutsch land manches Kleinod aus diesem alten deutschen Kultur- schatz, und es ist ein großes Verdienst unserer heutigen Ar chitekten, die im Sinne einer verständigen Heimatkunst ent werfen und bauen, daß sie verständnisvoll und glücklich auf so manchen alten, durch die Zeitläuse verschollen gewesenen Hausspruch zurückgreifen, um ihm eine für die moderne Kul tur erfreuliche Wiederauferstehung angedeihen zu lassen. Aus der Hannoverschen Gegend stammt ein uralter, deutscher Hausspruch: „Wel Godt vertruwet, der hast wull gebuwet," oder ein anderer, nicht minder häufig anzutreffen der Bers: „Wo der Herre die Stadt nit vorwahret, so waken die Wachter umsus". (Wo der Herr die Stadt nicht bewacht, so wachen die Wächter umsonst), ferner: „Ohne Gottes Gunst — all Bauen umsunst". Von eigenem persönlichen Witz des Bauherrn und Be sitzers legt eine aus Miuden/W. stammende Hausinschrift Zeugnis ab, nämlich folgende: „Dies Haus gehört mir und nicht mein, wer mir nachfolget, bleibt auch nicht darein." Viel findet man Reime auf Stadt und Land, darunter man ches Sinnlose und Banale, das sich später auch in die Jn- nenräume unserer Villen älterer Bauart eingeschmuggelt hat, darunter gleichgültige Reimereien, wie wir sie heute noch dutzendweise in und an den Häusern moderner Villenkollo- nien finden können. Bezeichnend sind die Inschriften, die sich mit dem Feuer befassen und in denen der Erbauer mit Gunst des heiligen Florians anfleht. Besonders in katholischen Gegenden, in Tirol und Oberbayern kann man heute noch in dieser Be ziehung manches launige und euphemistisch gemeinte Sprüch lein daraufhin studieren, so z. B. „Dies Haus steht in Flo rians Hand, verbrennts, ists ihm eine Schänd." Dann der oft zitierte Vers: „Lieber heiliger Florian, verschon mein Haus, zünd's andere an." In diesen Gegenden kehrt ab und zu auch noch der an das Mittelalter erinnernde lateinische Hausspruch wieder, wie etwa: „?ax intrsnckibus, sslus exeuntibug" (Friede denen, die eintreten, Heil und Segen denen, die herauskom men.) Die neue Zeit hat das Altertümliche in seiner Schreib- und Ausdrucksweise fallen lassen und sich mehr auf moderne Kürze im Süruch beschränkt, wie z. B. „Mein Haus, meine Welt", oder „Dies ist mein Haus, drin leb ich allein", oder „Laß draußen die Welt mit ihrem Treiben, mein Haus soll meine Ruhestatt bleiben". Dann wieder beschäftigt sich der Inhalt der Haussprüche mit dem Bau selbst, wie etwa: „Wer will bauen an Gassen und Straßen, der muß die Leute reden lassen". Solche Sprüche findet man besonders in den Schweizer Städten Bern und Basel, dann auch in der Bregenzer Gegend. Andere Sprüche befassen sich mit dem Frieden der Hausbewohner und suchen diesen durch wohlmeinende Worte im Haus zu beschwören. Man findet sie besonders im Innern des Hauses, auf Dielen und über Treppen Viel verbreitet in Mitteldeutschland ist der alte Thüringer Spruch „Mein Nest ist das best", Vann auch „Das Bauen wär eine feine Kunst, wenn man hätt das Geld umsunst", ein ursprünglich in der Schweiz heimisch ge- k wesener Hausspruch, der wegen seines witzigen Sinues von I einem deutschen Baumeister nach seiner thüringischen Heimal I übertragen worden ist. Gleichen Sinn offenbart der ähnliche Spruch: „Das Bauen ist eine schöne Lust, daß es so viel kost, hab i nit gewußt", eine Hausinschrift, die von einem Häuschen in Bieberach herstammt - und in der rheinischen Gegend findet. Ein schöner Sinnspruch für ein deutsches Familienheim ist der neuerdings an Goethe erinnernde Spruch: „Des Hauses Schmuck ist Reinlichkeit, des Hauses Glück Zufriedenheit, des Hauses Segen Freudigkeit". Den Zeitverhältnissen angemessen jedenfalls bleibt jener vor etwa 1'/, Jahren in der Altenburger Gegend an der Hoftür eines Bauergutes aufgemalte Hausspruch: „Schwarz wird die Zukunft, rot ist die Zeit und golden war die § Vergangenheit". Sie Frau, nach der man sich sehnt... Die Frau, nach der man sich sehnt, die gibt es natürlich, aber man kriegt sie nicht, und vielleicht sehnt man sich des halb so nach ihr. Wie sieht denn die Frau aus, nach der man sich sehnt? Du lieber Gott, von hunderttausend Män nern bekommt man hundertundeintausend verschiedene An sichten, natürlich ist es für die Frau, nachher man sich sehnt, sehr schwer, nach so vielen verschiedenartigen Wünschen sich zu richten. Sie muß ein Muster an Hausfrauentugend sein, sagt der eine. Um Gottes willen, nur kein Heimchen am Herd, schreit Alle Tage Leibgericht — das ist zu viel des Gute». der zweite, ich will eine interessante Frau. Sie muß schön sein, sagt ein anderer; ich muß sie anbeten können — ein weiterer. Sie soll mein Kamerad sein, will ein Fünfter. Um keinen Preis, schreit der, der das halbe Dutzend vollmacht — soll sie ihre Nase in meine Angelegenheiten stecken. Ich bitte, meine Herren, was soll die arme Frau machenk Und wenn man nun bedenkt, daß man immer den falschen Mann und immer die falsche Frau kriegt, so liegt der Fall fast hoffnungslos. — Wer Frieden im Haus haben will, ist darauf angewiesen, nachzugeben. Meistens geschieht das so, daß die Frau nachgibt. Meine Damen, die Frau, als die Klügere, gibt ja stets nach. Jede Frau weiß, daß sie ihr Ehegespons am besten durch Milde leiten kann. Die klügste Frau ist stets die, die immer zu tun scheint, was der Mann will, der eigentlich aber nur will, was sie ihm suggeriert hat. Folglich geschieht, was sie will, sie muß nur nicht so dumm sein und für einen kurzen Moment des Triumphes aus der Rolle fallen und sagen: „Weißt du auch, daß du tust, was ich will?" Das darf sie natürlich nicht, denn die Ehre eines Mannes verlangt, daß er natürlich nur tut, was er will. Also vorsichtig sein, meine Dawen. Aber im übrigen, geben wir ihm doch in Kleinigkeiten nach. Man soll das nicht verkennen. Die größten Schwierigkeiten im Leben entstehen durch winzige Steinchen, nicht durch große Felsblöcke. Ich hoffe zum Beispiel, daß die Frauen, zu denen ich hier spreche,,nicht Reinemacheteufel sind, die über jedes Stäubchen Zigarrenaschc und verrußte Gardinen zetern. Ich hoffe, daß sie nicht klopstoll sind und in der zarten Rechten dauernd mit geschwungenem Besen herumlaufen, was ihnen gar nicht so gut steht, wie sie meinen. Auch Tantippe soll so reinemachewütig gewesen sein und gar nicht nett zu ihrem armen, viel zu weisen Mann. Und das sollte man doch sein. Man sollte sich sogar nett für ihn machen und sich nach getaner Arbeit hübsch und sauber anziehen und nicht denken Der allzu sorgsam geordnete Schreibtisch: der Hausherr findet vor lauter Ordnung nichts mehr wieder. — ach, für den Mann ist das noch gut genug. Und vor allen Dingen, schonen Sie den Schreibtisch, er kann ein Erisapfel werden. Auch aus den sanftesten Ehemannslämmern könne» Böcke werden, und wirklich nicht immer hat der Mann allein .schuld, wenn er das Haus meidet, trinkt, unliebenswürdig wird und verstockt. Es heißt zwar, nichts sei so gut, wie »Hs sanft weiblich Regiment — aber der Ton liegt auf dem „sanft". Viele haben gesagt, das Leben sei eine Magenstage, die Ehe ist es ganz gewiß. Vielleicht ist es schmerzlich, zu sagen, und man will ja auch dem männlichen Geschlecht nichts an hängen —, aber das Esten ist für den Mann eine große Hauptsache. Die Köchin, die für ihren Füsilier oder Musketier gekocht hat, weiß es, sie hat ihn nur durch ihre Kochkunst er obert. So geradezu wollen wir es nun nicht nehmen, und so genau will es der Herr Gemahl auch nicht haben. Aber, bedenken Sie, meine Damen, eine Frau, die stets das Esten anbrennen läßt, oder die immer dasselbe kocht! Ich weiß von einer Frau, einer sehr netten Frau sonst, die alle Tugenden einer Hausfrau besaß, die aber ihrem Mann zehn Jahre lang jede Woche dieselbe Speisen folge vorsetzte mit einem saftigen Rinderbraten Sonn tags zur Krönung. Er war wirklich sehr saftig, aber trotzdem weigerte sich der Mann, fünfundzwanzig Sonn tage hintereinander Rinderbraten zu essen und ließ sich lieber scheiden. Und die kleine Frau war. sehr gekränkt, denn er Beinlichkeitsliebe ist schön, aber in Reinmache wut darf sie nicht ausarten.