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Pulsnitzer Tageblatt : 29.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192910292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19291029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19291029
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-10
- Tag 1929-10-29
-
Monat
1929-10
-
Jahr
1929
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 29.10.1929
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Nr. 253. die Gemeindeverordnetenwahlen am 17. November d. I. stattfinden, müssen die Wahlvorschläge hiernach spätestens am 31. Oktober beim Gemeindewahlleiter vorliegen. Es sind nun Zweisel darüber ausgetaucht, ob mit Rücksicht darauf, daß dieser Tag ein gesetzlicher Feiertag ist, noch am 1. No vember Wahlvorschläge gemacht werden können. Nach der Rechtsprechung des Oberlandesgerichts gilt zwar der Grund satz, daß dann, wenn das Ende einer Ausschlußfrist auf einen Sonntag fällt, an die Stelle des Sonntags der nächste Wochentag tritt, auch für das öffentliche Recht, wenn nicht dessen Normen ausdrücklich etwas anderes bestimmen und ihrer Natur nach den Grundsatz nicht als anwendbar er scheinen lassen. Es ist indessen nicht vorauszusehen, ob die Wahlausschüsse, die nach Z 31 Abs. 1 der Gemeindewahl ordnung zur Entscheidung dieser Frage berufen sind, sich die Rechtsansicht des Oberverwaltungsgerichts für den vorlie genden Fall anschließen werden. Bei dieser Sachlage empfiehlt es sich, die Wahlvorschläge zur Vermeidung von Wahlan fechtungen spätestens am 31. Oktober bei dem Gemeinde wahlleiter einzureichen. — (Neuer Leiter der staatlichen Wasser bau d i r e k t i o n.) Wie wir erfahren, wird Oberbaurat Creß (Leipzig), bisher Vorstand des Straßen- und Wasserbauamts Leipzig, Ministerialrat und Vorstand der staatlichen Wasser baudirektion in Dresden. Er wird damit Nachfolger des kürzlich zum Ministerialdirektor im Finanzministerium er nannten bisherigen Leiters der Wasserbaudirektion Dr. Arna Sorger. Lichtenberg, 27. Oktober. (Ehrung.) An: ver gangenen Sonnabend war es Herrn Gasthofsbesitzer Max Klare vergönnt, mit seiner Gattin das Fest der Silberhochzeit zu feiern. Am gleichen Tage waren es 25 Jahre, seitdem Herr Richard Hapatzky bei ihm als Kellner tätig ist. Von seinem verehrten Chef wurde ihm für seine vorbildliche Treue und Aufopferung ein ansehnliches Geschenk überreicht. Möge es beiden Jubilaren vergönnt sein, noch recht lange in voller Rüstigkeit zusammen zu arbeiten. Dies ist unser innigster Wunsch! ä. n. Kamenz. (Landung eines Freiballons.) Am Sonntagnachmittag gegen 4 Uhr erfolgte auf einer Wiese zwischen dem Grünsteinwerk Wiesa und der Staatsstraße Kamenz—Bautzen in glatter Weise die Landung eines Frei ballons, der zuvor in geringer Höhe an unserer Stadt vor übergesegelt war. Er trug die Aufschrift „Bitterfeld" und war am Sonntag Vormittag >/,10 Uhr in Bitterfeld auf gestiegen. Seine Besatzung bestand aus zwei Herren und einer Dame. Wie man erfuhr, war diese Fahrt, die einen sehr schönen Verlauf nahm und bei der eine Höhe bis zu 2000 Meter erreicht wurde, die siebzigste des Ballonführers. Die Landung hatte schnell ein zahlreiches Publikum angelockt, das an der Verpackung des Ballons lebhaftes Interesse be zeigte. Bereits mit dem Zuge 5.19 nachmittags ab Wiesa traten die Insassen des Ballons die Heimreise an, während der Ballon mit dem nächsten Güterzug abbefördert wurde. Bautzen. (80. Geburtstag. — Berufs stän dische Einheitsliste.) Seinen 80. Geburtstag konnte Stadtrat I. T. Litter begehen, der, Feldzugsteil nehmer von 1870/71, einer der ältesten inaktiven Offiziere des ehemaligen 103. Regiments ist. Stadtrat Litter hat im kommunalpolitischen Leben Bautzens eine hervor ragende Rolle gespielt. Seit 1891 Stadtverordneter, war er von 1897 bis 1919 Mitglied des Ratskollegiums der Stadt. — Zur Stadtverordnetenwahl ist von Vertretern der Deutscknationalcn Volkspartei, der Deutschen Volks partei, der Wirtschaftspartei und des Zentrums eine „Berufsständische Einheitsliste" mit dem langjährigen Stadtverordnetenvorsteher Lunze, M. d. L., als Spitzen kandidaten ausgestellt worden. Die Demokraten haben eine eigene Lifte hcransgebracht. Dresden. (Durch Sparen zur wirtschaft lichen Freiheit.) Der Aufbau der deutschen Wirtschaft ist zum Teil mit inländischen Spargeldern, zu einem nicht unerheblichen Teil aber mit Auslandskapital durchgeführt worden. So erwünscht und unentbehrlich der Auslands kredit auch gegenwärtig sein mag — es müssen alle Anstren gungen gemacht werden, um die Kapitalbildung im eigenen Lande so zu fördern, daß sie allein die berechtigten Kredit ansprüche befriedigen kann. Nur wenn der Wirtschaft genü gend Jnlandskapital zur Verfügung steht, ist ihre ruhige Entwicklung in Stadt und Land und eine stetige Beschäfti gung der arbeitenden Bevölkerung gesichert. Der Weltspar tag soll diese einfachen wirtschaftlichen Zusammenhänge dem ganzen Volke zum Bewußtsein bringen. Alle Volkskreise sind an einer ausreichenden Kapitalbildung gleichmäßig in teressiert. Diese Erkenntnis setzt sich erfreulicherweise immer stärker durch. Die Kapitalien, die sich bei den Geldinstituten sammeln, werden der Wirtschaft sofort wieder zugeführt; sie werden also nicht dem Verbrauch entzogen, und es entsteht keine Erwerbslosigkeit durch verminderten Warenumsatz, son dern sie werden zur Beschäftigung zahlreicher Arbeitskräfte, die ihrerseits Verbraucher sind, und zur Bereitstellung neuer Produktionsmittel verwendet. Diesen bieten vielen Volksge nossen neue Arbeitsgelegenheit. Der Weg zur wirtschaft lichen Freiheit und Selbständigkeit führt über das Sparen Das gilt sowohl für den Einzelnen wie für das ganze Volk. Das Ziel ist groß und rechtfertigt ungewöhnliche Anstren gungen. Darum ergeht am Weltspartag 1929 an alle die eindringliche Mahnung zu sparsamer Wirtschaftsführung und zu unermüdlicher Spartätigkeit. Dresden. «Neue Arbeit für den Landtag.) Wie wir erfahren, haben die Aufwertler im Landtag bean tragt, die Regierung möge Mittel bereitstellen für die Selb- ständigmachung erwerbsloser älterer Angestellter. Ferner verlangen sie, daß die Fürsorgeverbände Vorzugsrenten und Aufwcrtungszinsen bis zu jährlich 270 NM nicht aus die Kleinrcntnerunterstützung anrechnen sollen. In einem dritten Antrag fordern sie einen Gesetzentwurf über die Aufwertung der Gemeindeanleihen, worin individuelle Auswertung vor- zufehen sei. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 29. Oktober 1929. Leipzig. (Die „Leipziger Neuesten Nach richten" über Fürst Bülow.) In dem Nachruf, den die „LNN" dem verstorbenen Fürsten Bülow widmen, wird streng getrennt die Würdigung des Staatsmannes von der des Menschen Bülow. Vom Staatsmann heißt es: „Am Anfang der Bülowschen Kanzlerschaft hatten einsichtige und weitblickende englische Staatsmänner, wie der ältere Chamber lain, Lord Lansdowne und der Herzog von Devenshire, Ver ständigung mit Deutschland gesucht. Am Ende der Bülowschen Kanzlerschaft war Deutschland auf das sterbende Oesterreich- Ungarn als seinen letzten Bundesgenossen angewiesen." Ueber den Menschen Bülow hingegen wird geschrieben: „Da ist zu sagen, daß er turmhoch über den meisten steht, die seither das Staatsschiff geführt haben. Die Kunst der Menschen behandlung — die in der Republik so nach und noch durch die Kunst der Menschenmißhandlung ersetzt zu werden scheint — wurde von ihm auf eine Höhe geführt, wie sie auf inner politischem Gebiet nicht immer unter Bismarck erreicht wurde." Dippoldiswalde. (Der ehemalige König im „Windisch-Haus".) Der ehemalige König Friedrich August traf im Brindeserholungsheim des Sächsischen Militärvereinsbundes „Windisch-Haus" bei Divpoldis- walde ein. wo er vom Präsidenten des Bundes, General oberarzt Dr. Hops, begrüßt wurde. 1500 Kameraden brachten hieraus ihrem Schutzherrn, der die Schutzherr- schäft feit 25 Jahren führt, einen Fackelzug dar. Bezirks vorsteher Verwaltungsinspektor Heil-Dippoldiswalde be grüßte den Schutzherrn und brachte auf ihn ein Hoch aus, worauf der ehemalige König dankte. Es schloß sich eine Feier im Schützenhaus an. Kcfselsdorf. (Ein Fliegen st ich als Todes ursache.) Der Handelsmann Paul Gärtner von hier, ein im 37. Lebensjahr stehender kräftiger Mann, war vor 14 Tagen von einer Fliege in die Hand gestochen worden. Es hatte sich Blutvergiftung eingestellt, die sich aber bald soweit besserte, daß er seinem Geschäft wieder nachgehen konnte. Plötzlich stellte sich jedoch eine Verschlimmerung ein und als der sonst gesunde Mann mit den Seinen am Kaffeetisch saß, sank er plötzlich entseelt vom Stuhl. Meerane. (Eine eigenartige Wechsel- ge schichte.) Eine eigenartige Wechselgeschichte führte in der letzten öffentlichen Sitzung des Stadtverordneten kollegiums zu sehr erregten Debatten. Die bürgerliche Fraktion hatte eine Anfrage gestellt, nach der vor einiger Zeit bei der Meeraner Bank ein Wechsel auf 15 00V Mark diskontiert worden sein soll. Bezogener war das „Volks haus Merane", Aussteller das Städtische Wirtschaftsamt (Stadtrat Schleicher). Am Fälligkeitstage sei der Wechsel vom Volkshaus Meerane nicht eingelöst und bei der Stadtgemeinde zur Einlösung vorgezeigt worden. Erster Bürgermeister Dr. Rüdiger wies den in der Anfrage er hobenen Vorwurf der Wechselschieberei, durch den der gute Ruf der Stadt schwer geschädigt werde, energisch zurück. Es handele sich hier um einen Wechsel, mit dem das Volkshaus eine von der Stadtziegelei bezogene Ziegellieferung beglichen habe. Versehentlich sei der Wechsel nicht von ihm, sondern vom Dezernenten des Wirtschaftsamies unterzeichnet worden. Schließlich ge langte ein Antrag zur einstimmigen Annahme, in dem der Stadlrat beauftragt wird, dem Stadtverordneten kollegium mitzuteilen, wann die Stadt den fraglichen Wechsel diskontiert hat. Mus-mn heim SWschtli SWkGMlbM Der Sächsische Sparkassenverband, zu dem die sächsischen Spar kassen zusammengeschlvssen sind, hat sich nunmehr ebenfalls der Bau- sparbewegung angenommen, nachdem das Bausparen sich zweifellos immer mehr einbürgert und an Volkstümlichkeit gewonnen hat. Um dem Vorwurf zu begegnen, daß die Sparkassen nichts für den Woh nungsbau tun, plant man jetzt die Errichtung einer Landesbausparkassc, die alle sächsischen Sparkassen in sich vereinigen soll. Die Landesbau- sparkasse soll verhüten, daß wesentliche Spargelder aus unseren Gemein den zu außersächsischen Privatbausparkassen abwandern und daß die bausparcnden Einwohner zu Schaden kommen, wenn eine oder die an dere Privatbausparkasss sich in der Folge als ungenügend fundiert er weist. Man will auch durch das Bausparen die erstrebte Loslösung des HhpothckenzlnsfußeS vom allgemeinen ZinSmarkt und Zinsfuß erreichen, indem dis in der Landesbausparkasse zusammengefaßten Bau sparer einen gerechten Ausgleich zwischen Sparzins und Hypothekenzins herbciführen können. Man ist den demagogischen Anpreisungen privater Bausparkassen, die „zinsloses" Geld anbieten, nicht gefolgt, iondern hat einen Zinsfuß von 4°/« festgesetzt, der gleichwohl für die Hypotheken nehmer, als auch für die vor der Zuteilung der Bausumme eingezahlten Monatsraten gilt. Der Berwaltungskvstenbeitrag beträgt den denkbar niedrigsten Satz von 0,5 °/o, den der Sächsische Sparkassenverband nur dank seiner bereits bestehenden Organisation durch die Sparkassen, die sofort in den Dienst dieser gemeinnützigen Sache gestellt werden, ein halten kann. Nicht zu verwechseln sind die Bausparverträge der Landes bausparkasse mit den bereits bei einigen Sparkassen bestehenden Bau» sparkontcn, die zu einem erhöhten Satz verzinst werden. Bei diesen Bausparkonten hat der Bausparer nur die Gewißheit, eine erste Hypothek zu erhalten, während beim Sparen auf Grund eines Bausparvertrages die Zusicherung gegeben wird, daß eine Beleihung des Grundstücks durch eine zweite und evtl, auch eine dritte Hypothek erfolgt, sofern die Hypothek nicht über 80°/o des Bau« und Bodenwertes hinausgeht. Ein weiterer Vorzug der Landesbausparkasse besteht darin, daß der Bausparer die Gewähr hat, bis zu einer bestimmten Zeit spätestens die gewünschte Bausumme zu erhalten. Je wmiger die Gemeinden für den Wohnungsbau tun können, da auch mit einem etwaigen Weg fall der Mtetzinsstcuerhhpotheken einmal gerechnet werden muß, desto mehr wollen sich die Sparkassen, gemäß ihrer Tradition, in den Dienst des Wohnungsbaues stellen, zu dessen Förderung sie in erster Linie be rufen sind. Ium Tode des Fürsten Bülow. Berlin, 28 Oktober. Alle Blätter bringen die Todesnach richt in großer Aufmachung und widmen dem verstorbenen Staats mann ausführliche Nachrufe Fast allgemein wird hcrvorgehoben, daß Fürst Bülow der glänzendste Vertreter der wilhelminischen Epoche gewesen fei und seine Begabung, sein Geist, seine Bildung unv sein aristokratisches Wesen finden allgemeine Anerkennung. Die Deutsche Tageszeitung schreibt: „Bei aller diplomatischen Erfahrenheit und Klugheit hat Fürst Bülow die außenpolitische Gefahr erst sehr spät in ihrer ganzen Größe erkannt und daher auch den Versuch versäumt, sie durch rechtzeitige Option zwischen Rußland und England zu bannen. Immerhin find die entscheidenden Fehlgriffe jedenfalls erst nach der Amtszeit des Für sten erfolgt Ueber seinen Fehlschlägen darf aber nicht die große staatsmännische Leistung Bülows verkannt werden, die ihnen vor ausging; und ebensowenig die Tatsache, daß in ihm nach dem politischen Feldwebel Caprivi und dem müden Fürsten Hohenlohe Seite 2. wieder eine Persönlichkeit von Geist und Kraft, eine Reihe von Jahren hindurch mit glückhafter Hand das Steuer des deutschen Reiches gelenkt hat." Die Deutsche Allgemeine Zeitung: „Bewußt entfernt hat sich Bülow von der Btswarckfchen Politik mit der grundsätzlichen Einleitung auf einen Bevölkerungsüberschuß und zunehmender Industriealisierung ausgebauten, wegen unserer Mittel lage aber jedem Imperialismus abholden Selbstpolitik." Dossische Zeitung: »Nie hat er Situationen geschaf fen, er sah sich ihnen stets nur gegenüber. Dann hat er sie aller dings für den Augenblick meisterlich gemeistert ... Als Kanzler Wilhelms II. fehlte ihm der Rückhalt eines Parlaments, das seiner Willensäußerung auch die MachtSußerung folgen lassen konnte... Einer der kultiviertesten geistreichsten und belesensten Menschen." Berliner Tageblatt: »Häufig hat man sich mit der Frage beschäftigt, ob Fürst Bülow, wäre er fünf Jahre länger am Ruder geblieben, den Krieg verhindert hätte Soviel ist sicher, daß der geschickte und oielgewandtr eine so dilettantische Improvisation, eine diplomatisch so mangelhaft vorbereitete Aktion wie die des Juli 1914 niemals zugclaffen hätte ... So bleibt er einer der hervorragendsten Repräsentanten der Kaiserzeit, nächst Bismarck der bedeutendste und interessanteste Kanzler und, was mehr ist, eine Persönlichkeit, die auch ohne Amt und Würden zu den fesselndsten Erscheinungen ihrer Zeit gehört." Berliner Lokalanzeiger: „Duldsamkeit und Verständ nis für Ansichten, die ton den Seinigen abwichen, waren der hervor stechendste Zug seines Wesens." Germania: „...der zweifellos fähigste Staatsmann der Kaiserlich-wilhelminischen Aera. Ec trat offen mit dem Bekenntnis hervor, daß man dem katholischen Bolksieil die volle Gleichbecechiigung auch in der Praxis nicht vorenlhalten könnte, saß Staat und Reich die Kräfte der Katholiken nicht so wie bisher für ihren Dienst brachliegen lassen dürften." Vorwärts: „So weltmännisch er sich zu geben pflegte, so zynisch witzelnd er die schwierigsten Dinge zu meistern suchte, so wenig kam er innerlich los von den Vorstellungen der preußischen Herrenkaste. So blieb Bülow trotz gewisser Begabungen für die Polllik des kaiser lichen Deutschland verloren." Löbe zum Tode des Fürsten Bülow Berlin, S8. Oktober. Reichstagspräsident Löbe hat aus Anlaß des Ableben« des früheren Reichskanzlers Fürsten von Bülow folgendes Beileidstelegramm an den Bruder des Verstorbenen gesandt: „Namens des zur Zeit nicht versammelten Reichstages beehre ich mich, Ihnen und Ihren Geschwistern zum Ableben Ihres Herm Bruders, des Fürsten von Bülow der während seiner Amtszeit als Reichskanzler und als Staatssekretär des Auswärtigen Amtes dem Deutscheu Reiche viele Jahrzehnte hindurch an den ersten Stellen hervorragende Dienste ge leistet und dem Reichstag nahegrstanden hat, den Ausdruck aufrichtiger Teilnahme auszusprechen." Die franzöf. Presse zum Tode Bülows Pari», 28. Okt. Die Pariser Abendblätter widmen dem ver storbenen Fürsten Bülow längere Artikel, in denen sie vor allem den H.,ß hervorheben, mit dem der ehemalige deutsche Kaiser dem Kanzler gegenüber gestanden habe. Der „I n t r a n s i g e a n t" betont, daß, wenn Bülow auch kein zweiter Bismarck gewesen sei, er doch zusammen mit Eulenburg und Holstein xjne Reihe von Jahren die Macht in Deutschland in den Händen gehabt habe. Von außerordentlicher gei stiger Regsamkeit, sei er ein gewiegter Diplomat gewesen, den als letzter noch Stresemann mit den Worten gelobt hatte, daß die Lebendig keit seines Geistes, seine vornehme Beredsamkeit und seine Liebenswür digkeit, die heute so selten seien, ihm sehr viele Freunde im Ausland geschaffen hätten. Auch die „Libert 6" hebt die außerordentliche In telligenz des Kanzlers hervor, der durch seinen p rsönlichen Charme in Italien viele Freunde gefunden habe. Bemerkens» rt sei sein Werk „Die deutsche Politik", das kurz vor dem Kriege ins Französische über setzt worden sei. Der „Temps" meint, daß Dr. Stresemann der größte Minister der deutschen Republik gewesen sei, Bülow neben Bis marck der größte des Kaiserreiches. Frankreich werde aber ihm niemals die theatralische Ausschiffung des ehemaligen Kaisers in Tanger im Jahre 1905 vergessen, die eine Einigung in Marokko unmöglich gemacht habe. Auch sei er es gewesen, der die Oesterreicher so von der Unter stützung Deutschlands überzeugt hätte, daß diese nach dem Mord von Serojcwo den großen Schlag gewagt hätten. Das „Journal de Debats" wirft Bülow vor, daß sein Einfluß auf den Kaiser nicht zuletzt den Ausbruch des Krieges verschuldet habe. Abtransport der deutschen Abwanderer aus der Sowjetunion Berlin, 29. Oktober. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Moskau, hat die Sowjetregierung jetzt die Er laubnis zur Ausreise der vor Moskau versammelren deutschen Bauern aus verschiedenen Ländern des Sowjet Gebietes er teilt. Mit dem Abtransport sollte am Dienstag begonnen werden. Die etwa 6000 deutschen Bauern, die zum größten Teil der Sekte der Mennoniten angehören, wenden sich nach Kanada, wo ihre Glaubensgenossen schon seit längerer Zeit über größere Mengen Farmland verfügen, daß in gleicher Weise den in nächster Zett eintreffenden Auswanderern aus der Sowjetunion zu landwirtschaftlicher Betätigung über lassen werden wird. Weiter langsame Zunahme der Arbeitslosigkeit. Berlin. In der ersten Oktoberhälfte ist die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversiche rung von 749 000 auf 784 000, d. h. um rund 35 000 oder 4,7 Prozent gestiegen. Die Zunahme beschränkte sich wieder ausschließlich auf die Männer und l>elief sich bei diesen auf 86 000 oder 6,3 Prozent. Bei den Frauen fand auch dieses- mal eine — wenngleich sehr geringe — Abnahme (um rund 700 Personen) statt. Die Ablösung der deutschen Ansprüche an Amerika. Washington. Die gerichtlichen Vorarbeiten über die deutschen Ansprüche aus den während des Krieges in Amerika beschlagnahmten deutschen Schiffen und 6200 Patenten machen rasche Fortschritte und dürften in etwa sechs Monaten abgeschlossen sein. Nach amerikanischem Ge setz dürften die deutschen Entschndigungsforderungen nur b-s zu einer Gesamthöhc von hundert Millionen Dollar bewilligt werden. Die täglichen Deutschrn-Enteignungrn in Polen. Posen. Nachdem die polnische Enteignungsmaschine eine Zeitlang wenigstens zum Stillstand gekommen war, weil man anscheinend mit der großen Aktton gegen die sportliche Er ziehung der deutschen Jugend vollauf in Anspruch genommen war, ist neuerdings die Beschlagnahme deutschen Grund besitzes wieder ausgenommen worden. Sowohl der „Monitor Polski" vom 23. Oktober als auch derjenige vom 24. Oktober geben eine ganze Reihe von ländlichen Besitzungen bekannt, deren deutsche Eigentümer enteignet werden. Im ganzen wurden davon wieder zwölf deutsche Landwirte betroffen. Japanisch - chinesischer Grenzzwischensall Im Gebiete der japanischen südmandschurischen Bahn
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