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Nr. 170. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den 24. Juli 1929. Sette 2. des Rochlitzer Bergrennens in etwa 14 Tagen. Von der j Absage werden sechs Motorradrennen bekoffen. Im nächsten Frühjahr will man erneut verhandeln. Nis dahin hoffen die Interessenten, mit Preußen, nach dem sich Sachsen in dieser Frage richten will, durch Verhandlungen auf Grund bestimmter Vorschläge über Sicherungen für die Zuschauer eine befriedigende Lösung gefunden zu haben. Ob das Lückendorfer Bergrennen, das den Anstoß zu dem beabsich tigten Verbot gegeben hat, im nächsten Jahre genehmigt wird, ist zweifelhaft. Pulsnitz M. S. (Werbe-Turnen und-Bpielen.) Am verflossenen Sonntag, den 21. 7. hielt der Turnverein O. 7°. Puls nitz M. S. sein mit günstigem Wetter begleitetes Werbe-Turnen und -Spielen auf dem Sportplatz Pulsnitz M. S. ab. Gegen'/,? Uhr bewegte sich ein stattlicher Zng durch das Dorf, voran der Spielmannszug, dann Kinder, Turnerinnen, Turner und Männsrrtege. Auf dem Sport platz angelangt, traten die Kinder an zu ihren durchgreifenden Frei übungen, welche auch gut ausgeführt wurden, anschließend fanden Spiele statt. Allgemeines Interesse sand die Staffelte der Kinder, welche in Form eines Mannschaftskampfes mit Rollen von Tonnen durchgeführt wurde. Anschließend traten die Turnerinnen und Turner auf den Platz. Nach den gemeinsamen Freiübungen sand ein Turnen in verschiedenen Riegen, wie Schwebekante, Hoch- und Tiefbarren, sowie Sprünge am hohen Pferd statt. Nun folgten Hürdenläufe der Turner und Turne rinnen, sowie eine gemischte Staffetle. Bemerkt sei noch das humori stische Tonnenrollen der Männerriege in Form eines Mannschaftskampfes. Nach diesem scharten sich die Turnerinnen um den Oberturnwart Scheibe und zeigten bei Gesang und Bandoniumspiel einige Volkstänze. Die Zuschauer kamen hier zu der Ueberzeugung, daß gerade Volkstänze das Lieblingsgebiet der Turnerinnen sind. Den Schluß auf dem Sportplatz bildete ein flottes Handballspiel der ä und S Mannschaft des Vereins, welches mit einem Stand von 2 zu 2 endete. Die letzte Stunde war der Erfrischung des Körpers im Volksbad gewidmet. Hier machte sich wiederum die ideale Lage bemerkbar, indem die Gemeinde in unmittel barer Nähe des Sportplatzes das Bolksbad legte. Jeder Sporttreibende kann dies nur begrüßen. In liebenswürdiger Weise veranstaltete der Turnbruder Hermann Menzel Unterhaltungskonzert. Kurz noch 7 Uhr wurde zum Einzug gestellt, an dem sich auch eine starke Zuschauermenge beteiligte. Beim Wegtreten richtete der Vorsitzende kurze Worte an dir Anwesenden und hofft, beim Kinderfest auf dem Waldhaus am 25. Au gust auch daselbst eine ebenso große Schar Mitarbeiter und Zuschauer begrüßen zu können. Alles in Allem kann gesagt werden, daß der B-rein unter der Leitung seiner bewährten Turnwarte alle Gebiete des deutschen Turnens betreibt. Hoffentlich hat auch diese Veranstaltung der deutschen Turnsache neue Freunde zugesührt. Großröhrsdorf. (Plötzlich verstorben.) Das bei einem hiesigen Fabrikanten bedienstete Hausmädchen Erna Ullrich aus Gersdorf ist in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend plötzlich gestorben. Sie ist am selbigen Abend mit einem jungen Manne vor dem Hause der Dienst herrschaft zusammengewesen, der die von einem starken Un wohlsein Befallene in ihre Kammer geleitete und auch ärzt liche Hilfe hinzurief. Der Arzt konnte nur den eingetretenen Tod des jungen Mädchen feststellen. Ihre sterbliche Hülle wurde am nächsten Morgen in die Leichenhalle des neuen Friedhofs gebracht. Die Obduktion der Leiche fand am Sonntag zur Feststellung der Todesursache stak. Kamenz. (Fünf Zunge im Storchennest.) Ein idyllisches Bild ist gegenwärtig auf der Scheune des Wirtschaftsbesitzers Noack im benachbarten Orte Schiedet zu beobachten: ein Storchnest mit fünf beinahe flüggen Jungen. Unermüdlich sind die beiden alten Störche mit dem Herbeischleppen von Nahrung für die junge Brm tätig. Leider sind die Storchnester sowohl in der Lausitz wie im Sachsenlande immer geringer geworden, und man muß schon eine längere Wanderung antreten, um zm dem bewohnten Nest eines Storches zu kommen. In hiesiger Gegend befinden sich bewohnte Storchnester nur noch in Döbra, Grotzgrabe und Weißig. In Schiedet befindet sich vas Storchcnpaar bereits an 25 Jahre und hat jährlich drei bis fünf Junge. > Zittau. (Tödliche V e r k e h r s u n f ä l l eZ Aus der Löbauer Staatsstraße fuhr abends ein von Löbau tommender Motorradfahrer mit Sozius gegen einen aus entgegengesetzter Richtung kommenden Kraftwagen.. Der Führer des Motorrades, der 25 Jahre alte, jung ver heiratete Steinsetzer Paul Garbe aus Friedersdorf, war sofort tot, während sein als Sozius mitfakrender Schwager, der 28 Jahre alte Bautechniker Krause aus Reichenau, schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefcrt' wurde. Die Schuld trifft offenbar den verunglückten Kraftfahrer selbst. — Weiter verunglückte der 42 Jahre alte Kraftwagenbesitzer Arlt aus Görlitz, der mit seinem Mietwagen Fahrgäste von Görlitz nach Ostritz befördern Hatte, auf dem Heimwege in der Nähe von Leuba, indem »r gegen einen Straßenbaum fuhr. Arlt wurde in seinem schwerbeschädigten Wagen tot aufgefunden. Dresden, 23. Juli. (Beginn der Getreidr- ernte in der Dresdner Umgebung) Bereits vor Wochenfrist war in der Umgebung Dresdens an bevorzugten Stellen mit dem ersten Roggenschnitt begonnen worden. Die fortdauernde Hitze begünstigte die Reife außerordentlich. Seit Sonntag wird der Roggenschnitt in verstärktem Um fange vorgenommen. Verschiedentlich erfolgt schon das Ein fahren des Getreides in die Scheunen. Damit weht zugleich auch der Wind wieder über die Stoppeln. Dresden, 23. Juli. (Opfer der Elbe.) Unweit der Landesgrenze, in Riedergrund, ertranken beim Baden zwei Schwestern, Emma und Adeline Juse aus Berlin; die erstere ist 23, die andere ist 22 Jahre alt. Die Leichen wurden von den Fluten abgetrieben. — In Pirna ertranken zwei Schulknaben, deren Leichen bald darauf geborgen wur den. — Beim Baden in der Elbe an der Dampfschiffhalte stelle Großsedlitz ertrank der 21 Jahre alte landwirtschaft liche Arbeiter Adolf Vogel aus Krebs; seine Leiche konnte noch nicht gefunden werden. — An der Dampfschiffhaltestelle Niedermuschütz war eine Anzahl Pferde in die Schwemme getrieben worden, dabei trat ein 15 Jahre alter landwirt schaftlicher Arbeitsbursche offenbar in Glas und zog sich eine stark blutende Schnittwunde zu. Während die mit an wesenden Arbeitskollege» um den Verletzren bemüht waren, ertrank inzwischen der 15 jährige Scholar Helmut Rendler aus Meißen; seine Leiche wurde bei Riesa wieder geborgen. — (Hundert Personen vom Blitz elektri siert.) Während der Mittagsstunden des Sonntags traten in der Umgebung Dresdens verschiedentlich Gewitter auf. Im Staatsforstrevier Klotzsche schlug ein Blitz in die zum Heimatfestlage in Elstra Da» reichlich 1500 Einwohner zählende Städtchen Elstra feiert« daS 400jährige Jubiläum der durch Kaiser Ferdinand I. erfolgten Verleihung seines StadtwappenS in Gestalt eines Heimat-, Schul- und Kinderfestes. Allerbestes Wetter begünstigte bereit» den Sonnabend und auch alle anderen Tage. Reicher Festschmuck ziert überall die Straßen, Gaffen und Gäßchen und der große Markt mit den historischen beiden Linden, sowie der erneuerten Meilensäule ist in einen riesigen Restaurationsgartcn verwandelt worden, darinnen sich» die zahlreichen Gäste bei dem drückend heißen Welter wohl sein ließen. Wohl kaum ein Haus Ist ohne Besuch geblieben. Auf dem Schieß anger beim Schützenhause sorgte ein reich auSgestattetes VergnügungSeck für Unterhaltung und Belustigung von groß und klein. Der im Ent stehen begriffene Stadtpark mit seinem großen Schwanenteiche, zu dessen Ausgestaltung viele einheimische und auswärtige Elstraer opfer- willig beitrugen, ist ein Schmuckstück für sich. Auch das Rittergut hatte seinen unweit des Marktes gelegenen schönen Schloßpark zur Be sichtigung freigegeben. Weitere Besichtigungspunkte bildeten das im Rathaufe untergebrachte Heimatmuseum, das die schweren Schicksale der Stadt veranschaulicht, die diese in Kriegs» und Feuersnöten usw. erlitten. In der Schule befand sich eine sehenswerte Ausstellung „Heimat und Kunst", die in der Feststadt betriebenen Gewerbe usw. darstellend. Die neue Wasserleitung, ein Geschenk der Stadt an die Bürgerschaft, ist rechtzeitig fertig gestellt worden. Trotzdem plätschern die alten, etwas modernisierten Wasserbrunnen an verschiedenen Stellen lustig weiter. — Eingeleitet wurde die Festfeier nach dem Empfang und Begrüßung der Heimkehrer und Gäste «m Sonnabend abend mit einem wvhlgelungenen Marktseste, bei welche« Ansprachen, gesangliche; turnerische und musikalische Darbietungen, Volkstänze und Ball geboten wurden. Gemeinsame Gesänge von Heimat, und Jugendliedern schufen die rechte Stimmung. Auch am Sonntag früh herrschte überall reges Leben und Treiben. An einen FestgotteSdienft schloffen sich dann Kranzniederlegungen am Krieaerchrenmal und am Turnverein».Gedenk st-in an, während später Platzmusik auf dem Markte folgte. Vormittag Uhr fand im Saale des Schützenhauses ein Festmahl Ler Stadt Elstra statt, zu dem Vertreter der Staatsrcgierung, der Amtshaupt mannschaft, der Nachbargemeinden usw. durch Herrn Bürgermeister Rauchfuß herzlichst begrüßt wurden. Die Feststadt Elstra wurde dann im Laufe der Tafel, deren Ausführung der Schützen Hauswirtin alle Ehre machte, durch Fcstgeschenke der Rochbargemeinden reich beschenkt. Herr Bürgermeister Müller überreichte ein goldenes Buch im Namen der Stadt BischoiSwerda, Herr Bürgermeister Dr. Gebauer, Kamenz, überbrachte eine Standubr für den Rstsfitzungssaal, Herr Stadtrat Beyer in Vertretung der Stadt Pulsnitz ein silbernes Schreibzeug, Herr Bürgermeister Leßmann, Königsbrück, eine Bowle, Herr Stadtrat Ottokar Schurig, Großröhrsdorf, auch ein Schreibzeug. Herr Landes- ältester von Nostitz Walwitz überbrachte einen Kostenbeitrag. Die Lands mannschaft Elstra und Umgegend in Dresden schenkte zur Schaffung einer neuen Ratsuhr 580 RM. Außn diesen Ehrengeschenken gab der Vertreter von Großröhrsdorf bekannt, daß das Elektrizitätswerk von Großröhrsdorf die Installation zum Heimatfest und den verbrauchten Strom zum Heimaifest nicht in Rechnung stellen werde. Eine ge schmackvolle, handkolorierte Postkarte lag als Tischkarte aus der Tafel (Entwerferin Fräulein E. Tillig, Elstra). — Den Höhepunkt des Tages aber bildete der große historische Festzug am Nachmittage, der vom Rittergutshose aus ieinen Anfang nahm. Er war in acht Gruppen gegliedert und führte eine sehr große Anzahl Reitcr, Festwagen usw. mit sich, die Zeit vor 400 Jahren veranschaulichend, da Wolf und Hans von Ponickau aus Eiftra regierten. Auch die Wenden in ihrer schmucken Tracht, die Gtwrrbe-, Handwerker- und Jndustriegruppen, die Landsmannschaften, die Vereine, sowie Forst- und Landwirtschaft usw. fehlten nicht darin, ebenso manche humoristische Gruppe, wie der Verkehr in der guten, alten Zeil. Dem Ball unter der Marktlinde und den übrigen Sälen folgte eine Illumination des Marktplatzes und der Stadt, die einen feenhaften Anblick bot und allen Teilnehmern deshalb unvergeßlich bleiben dürfte. — Der Montag brachte dos Schul« und Kinderfest mit Auszug, sowie Wiederholung der Stadtillumination, während am Dienstag die vorgesehenen Ausflüge in die Umgebung zur Durchführung kamen. Friedrich-August-Bad führende Fernsprechleitung und in ein Stacheldrahtspalier. Bas Bad war zur fraglichen Zeit von rund 5000 Personen besucht. Drei jüngere Männer wurden infolge der Einwirkung des Blitz- und Donnerschlages be wußtlos. Zwei Aerzte und anwesende Sanitäter nahmen an ihnen sofort Wiederbelebungsversuche vor, die auch in allen drei Fällen erfolgreich waren. Mehrere andere Bade besucher, darunter zwei jüngere Mädchen, erlitten leichte Läh mungen. Mindestens hundert Personen waren vom Blitz zum Teil kräftig elektrisiert worden. Alle Betroffenen konn ten ihre Behausung später selbst aufsuchen. Bautzen. (Ein seltenes Jubiläum.) Das seltene Jubiläum, 65 Jahre Bürger der Stadt Bautzen zu sein, konnte der Gründer der Möbelfabrik H. Schmidt u. Sohn, Herr Tischlermeister Ernst Hermann Schmidt, in erstaunlicher körperlicher und geistiger Frische begehen. Er wurde vom Oberbürgermeister und dem Stadtver- ordnctenvizevorsteher beglückwünscht. Burgstädt. (Weitflug eines Kinderluft- ballons.) Von einem jungen Mann wurde zum Heimatfest ein Kinderluftballon aufgelassen, der nunmehr in der Steiermark bei Pürgg in etwa WO Meter Höhe ge funden worden ist. Von der Zeit des Ablassens und Aus- findens waren zwei Tage vergangen. Line Anfrage -er Deuischnaiionalen. Gegen Rotfrontkämpferbund und Arbeiterwehr. Die deutschnationale Fraktion des Sächsischen Land-- tages hat eine Anfrage an die Regierung gerichtet, in der es unter anderem heißt: „Der ausgelöste Rotfront- kämpferbund setzt seine Tätigkeit unter offenkundiger Verhöhnung der staatlichen Autorität fort. So ist in Leipzig eine sächsische Arbeiterwehr gegründet worden, deren Zweck die Abwehr imperialistischer Kriegsbestrebuu- gen, Kampf gegen den Faschismus und die Verteidigung Sowjetrußlands ist." Es werden dann in der Anfrage Beweise dafür auf geführt, daß die Rotfrontbünde offen und versteckt auf- ireten, und die Regierung wird gefragt, ob sie bereit sei, von ihren Machtmitteln den nötigen Gebrauch zu machen, um dem kommunistischen Treiben Einhalt zu gebieten. Es wird weiter in der Anfrage darauf hingewiesen, daß in Dresden am nächsten Sonntag eine antifaschistische Arbeiterwehr gegründet werden soll. Oie ausgetrocknete Elbe. Die andauernde Trockenheit beginnt sich bereits in schlimmstem Maße auszuwirken. In zahlreichen nord- böhmischen Städten droht Wassermangel, der noch schwerer ist als im Vorjahre. Vielfach werden die Wasser leitungen mit Ausnahme einiger Tagesstunden abgesperrt. In der Warnsdorfer Textilindustrie müssen, wenn die nächsten Tage nicht große Niederschläge bringen, Be- triebseinstcllungen erfolgen. Die Elbe führt so wenig Wasser, daß mit vorübergehender Stillegung der deutsch böhmischen Schiffahrt zu rechnen ist. In den Hopfengärten vermehrt sich die Blattlaus in verheerendem Maße. Das Getreide ist überreif. . Wassermangel überall. In Flöha hat der Gemeinderat in Anbetracht der erneut auftretenden Wasserverknappung eine Verordnung erlassen, in der er der Einwohnerschaft größte Sparsam keit im Wasserverbrauch zur Pflicht macht. Die Leitung wird täglich von abends 7 Uhr bis früh 5 Uhr abgestellt. Wegen erheblichen Rückganges des Grundwasser spiegels erläßt der Siadtrat in Heidenau eine Ver ordnung, laut welcher das Sprengen der öffentlichen Straßen, Plätze,, Anlagen, Gärten und. Höfe bei Strafe verboten ist. In Werdau hat sich infolge der durch den harten Winter entstandenen Rohrbrüche ein empfindlicher Wasser mangel eingestellt, zumal auch die Jndustriewasserleitung, die die Industriebetriebe mit Teichwasser versorgt, lange Zeit betriebsunfähig war. Bei anhaltender Trockenheit ist eine wesentliche Verschärfung der Lage zu befürchten. Neuer Lan-iagSabgeordnefer. Nu Stelle des verstorbenen Landtugsabgcorbncien früheren Präsidenten Schwarz wird der Gewerkschafts beamte Tempel in den Landtag eintreten, dem er schon früher angehört hat. Oie Evangelisch-Soziale Vereinigung Sachsens. Vorsitzender Pfarrer Aü-Dresdcn, kann in diesem Jahre auf ein 25jähriges Bestehen der Evangelisch-Sozialen Vereinigung Sachsens zurückschauen. Sie wird ihre jedes Jahr stattfindende Tagung aus diesem Gruuoe etwas reichhaltiger ausgestalten. Vom 8. bis 16. November wird sie in Leipzig stattsinden. Houngplan tritt am September nicht in Kraft. Zufolge Vertagung der politischen Konferenz. London. Die Mitteilung der deutschen Regierung, daß sie die Wahl Brüssels zum Tagungsort der internationalen Reparationskonferenz nicht begünstige; dürfte nach englischer Ansicht praktisch dazu führen, daß das nach vielen Schwierig keiten und nach vielen Rücksprachen festgelegte Datum des L oder 6. August Mr den s nm der Konferenz nicht eln- gehalten werden kann. Mau hält unter den jetzt gegebenen Umständen eine Vertagung für unvermeidlich, Welches Datum nunmehr in Frage kommen dürfte, läßt sich noch nicht voraussehen. Die Folge ist, daß der 1. September, wie ursprünglich vorgesehen, wohl kaum mehr als Zeitpunkt für das Inkrafttreten des Young-Planes in Betracht kommt. Die französische Verschleppungstaktik scheint aus der ganzen Linie den Sieg errungen zu haben. Vom englischen Standpunkt aus bekachtet, braucht es die Bedrohung eines Planes, an dem England der Haupt verlierer sei, nicht zu bedauern. Soweit die Rheinland räumung in Betracht kommt, hat England, wie dies der eng lische Außenminister Henderson erst kürzlich aus gesprochen hat und wie bereits mehrfach versichert wurde, seine Hände vollkommen frei und kann das Rheinland räumen, wann es ihm beliebt. Keine Entlastung -er Reichsbahn. Die Reichsbahubeamte« zum Young-Plan. Hannover. Der Gesamtvorstand des Zentralgewerk schaftsbundes deutscher Reichsbahnbeamten Kat in Hannover zu einer Sitzung zusammen, in der der Vorsitzende, Reichs bahnobersekretär Fahrenholz-Hannover über den Da- roes-Plan, Young-Plan und die Reichsbahn sprach. Er führte aus, daß sich die Hoffnung, durch den Young-Plan eine Ent lastung herbeizuführen, nicht erfüll habe. Die Folge davon sei, daß die Reichsbahn auch weiterhin in Forn einer Steuer mit 660 Millionen belastet bleibe. Es ergebe sich die Frage, weshalb es nicht möglich gewesen sei, die Aufbringung der Lasten zu einer rein innerdeutsche» Angelegenheit zu machen, und weshalb der Orgamsations- ausschuß zugelassen werden müßte. Mit der Würde und dem Ansehen des Deutschen Reiches sei diese Einrichtung unvereinbar. Das deutsche Volk habe ein Anrecht dar auf, endlich über seinen wertvollsten Besitz die freie Ver fügungsgewalt zu erhalten.