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pulsniherIa-eblatt Bezirksanzeiger Wochenblatt — — — «vjch«t»t a« j«»«« Merbtag — — — Im F«lle höherer Gewalt, Krieg, Streit oder sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebes der Z-üang oder der BeförderungSeinrtchtunxen, Hot der Bezieher keinen Ank uch »vf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Nück- zahümg de« Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 AM Sei steter Zustellung; Sei Abholung wöchentlich 0L5 AM; durch die Post monatlich 2.60 RM freibtetbend Anzeigen-Grundzahlen in Ä-/: Die 41 mm breite Zeile (Moffe'S Zeilenmeffer 14) I mm Höbe 10 in der AmtShauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 ö-/; Reklame 25 Tabellarischer Satz 50»/« Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkurSMen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis r/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und «teste Zeitung in den Ortschaften de» Pulsnitzer AmtSgerichtSbeztrk»: PulSnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstein,, Niedersteina, Weißbach, Ober, und Niederlichtena«, ZriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf BelchLftSstrlle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Berl-g von L. Förster« Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 17b Mittwoch, de» 24. Juli !»2S ! 81. Jahrgang Stttliche md sWscht AWltWhtÜM Die Menschheit im Kamps mit der Hihe Gewittergefahr, Wassermangel und Badeunfälle. Wenn auch die mörderische Hitze des letzten Sonntags in den letzten Tagen nicht ganz erreicht wurde, so ist doch vorerst ein Ende der Hitzeperiode nicht vorauszusehe». Die amtlichen Wettermacher drücken sich wie immer sehr geheim nisvoll aus und verkünden wechselnde „Bewölkung" und „Gewittergefahr". Wir aber schwitzen indessen ruhig weiter. Die Menschen strömen nach wie vor in die Bäder, und in verschiedenen Teilen Europas zogen lokale Gewitter mit un erhörter Gewalt auf. So ging über dem Mittelrheingebiet ein wol- kenbruchartiger Regen nieder. In Koblenz riß ein starker Wirbelwind das Dach eines städtischen Neubaues, in dem 40 Familien untergebracht waren, unter lautem Krachen mit sich fort. Dabei wurde eine Frau von herum- fliegenden Dachresten getroffen und getötet. — In Boitzenburg (Mecklenburg-Schwerin) ertranken Vater und Sohn beim Baden. >— In Vintschgau in Südtirol brach in einem Dorfe ein Brand aus, der fach auf das ganze Dors ausbreitete. Ueber 100 Personen wurden dadurch ob- dachlos. — Wien meldet, daß an einem einzigen Tage 84 000 Personen die FreibÄ>er besucht haben. — In Ita- lien wird stellenweise 39 Grad im Schatten verzeichnet. Ls wurden mehrere Personen durch Hitzschlag getötet. — In Nvrdböhmen beginnt die anhaltende Trockenheit sich bereits im schlimmsten Maße auszuwirken. In zahlreichen nordböhmischen Städten droht Wassermangel. Ueberall ord- nen die Stadtverwaltungen Sparmaßnahmen an. In der Warnsdorfer Textilindustrie mußten Betriebseinstel lungen in den Färbereien erfolgen. Es ist mit der Einstel lung der deutsch-böhmischen Schiffahrt zu rechnen^ Die Rübenkulturen! dörren aus. Das Getreide ist überreif, und die Körner fallen schon beim Schnitt heraus. — Nur in England brachte ein kühler Wind vom Atlantikmeer die Temperatur etwas zum Sinken. In London wurden „nur" noch 24 Grad Celsius im Schatten gemessen, gegenüber 31 Grad am Sonntag. — (Freude an der Heimatkirche) hat die etwa 20000 Seelen zählende Gemeinde Auerbach im Vogtlands. Trotz drückender wirtschaftlicher Notlage — die Gegend ist wirtschaftliches Notgeblet im besonderen Sinne — hat sie in den letzten 6 Jahren eine Friedhofskapelle, eine neue Kirche und ein Gemeindehaus mit einem 600 Personen fas senden Saal gebaut. Der Hauptfriedhof ist unter großem Kostenaufwand erweitert worden, außerdem ist mit der An lage eines fünften Gemeindefriedhofes begonnen worden. In diesen Tagen schritt sie zum neuen Abputz der sehr großen und stattlichen Hauptkirche. Diese baulichen Veränderungen bzw. Neubauten sind um so bedeutungsvoller, als sie durch die große Opferwilligkeit der Kirchgemeindeglieder, die gegen wärtig nicht gerade in guten wirtschaftlichen Verhältnissen leben, getragen worden sind. Z. B. zur Erneuerung der Hauptkirche sind m kurzer Zeit aus privater Hand der Kirch gemeindeglieder rund 14000 RM als Spenden und Dar lehen aufgebracht worden, eine Summe, die noch wächst. Auch die Liebestätigkeit ist dabei nicht zu kurz gekommen. Viele größere und kleinere Stiftungen für alle möglichen christlichen Liebeswerke bezeugen es. Auch zwei besondere soziale Stiftungen dürfen nicht unerwähnt bleiben. Dies alles in Zeiten, in denen man die evangelische Kirche gern totsagt oder mindestens als absterbend hinstellt! Glaube hilft doch! — (Kein allgemeines Verbot der Auto- Straßenrennen — aber starke Einschränkungen.) Am Donnerstag fand im Ministerium des Innern eine Be sprechung mit Vertretern der Automobil- und Motorradklubs Uber das geplante Verbot der Autostraßenrennen statt, das wegen pxs schweren Unfalls beim Lückendorfer Bergrennen m Aussig genommen war. Es gelang den Vertretern der beteiligten Organisationen nach längeren Verhandlungen, ein grundsätzliches Verbot der Rennen zu verhüten. Indessen wurden für dieses Jahr alle Rennen abgesagt mit Ausnahme des Bockau-Jägerhaus-Rennens in etwa acht Tagen und Wen Ml N ul WIWk öMMMe Die Anklage gegen de« Geschäftsführer des Deutschen Volksbnndes Ulitz Das Befinden des Kanzlers sehr zufriedenstellend. Kattowitz. Dor der Strafkammer in Kattowitz begann der Prozeß gegen den Geschäftsführer des Deutschen Volks- bundes, den Abgeordneten Ulitz. Die polnischePresse betreibt deshalb bereits schon eine lebhafte Propganda gegen den Deutschen Dolksbund und meint, der Prozeß werde sich nicht nur mit Wtz befassen, der die Desertation zahlreicher militärpflichtiger Polen nach Deutschland begünstigt haben soll, sondern er werde sich vor allem auch mit der landesvcr- räterischen Tätigkeit des Dolksbundes zu befassen haben. In dem Prozeß ist einer der Hauptbelastungszeugen der Leiter des polnischen Geheimdienstes, Hauptmann Zychon, der gegenwärtig in Danzig tätig sein soll, und der seinerzeit die ganz« Aktion gegen den Völkerbund und gegen das deutsche Generalkonsulat in Oberschlesien leitete. Die Verteidigung Ulitz' besitzt aber eine Aussage des früheren Chauffeurs des deutschen Generalkonsuls in Kattowitz, Primus, er habe Fälschungen im Dienste des polnischen Spitzeldiemstes begangen. Ferner ist dokumentarisch bewiesen, daß das Haupt- belastungsdokument gegen Ulitz in gröbster Weise gefälscht wurde. Es ist also Tatsache, daß mit Hilfe eines ganzen Schwarms von Spitzeln, Fälschern, Denunzianten und an derem Gesindel Ulitz zum Verbrecher gestempelt und der Deut sche Dolksbund als eine Spionen- und Verräterhöhle vor der Welt hingestellt werden soll. Der Prozeß begann unter überaus großem guschauer- andrang, besonders auch der Presse. Man sah viele Führer des Deutschtums in Ost-Oberschlesien. Von 27 geladenen Zeugen meldeten sich nur 14. Zuerst wurde die Anklageschrift verlesen, die sieben engbeschriebene Schrerbmaschinenseiten umfaßt. Sie wirft unter Hinweis auf ein gefälschtes Schrift stück Ulitz vor, durch die Tat dem Fahnenflüchtigen Victor Bialucha „wissentlich Beihilfe geleistet" zu haben, zwecks Entziehung vom polnischen Militärdienst im Auslande zu verbleiben. Die Anklageschrift enthält viele Widersprüche, und es wird behauptet, daß die selten hohe Anzahl von Fahnenflüchtigen aus Oberschlesien aus die Tätigkeit des Deutschen Volksbundes zurückzuführen sei. Ulitz wehrt sich gegen die Verdächtigungen. Nach Bekanntgabe der Anklageschrift wurde mit der Vernehmung des Angeklagten Ulitz begonnen. Ulitz erklärt bei Beginn seiner Vernehmung mit Nachdruck: „Ich bestreite die Anklage in vollem Umfange. Me Anklageschrift enthält Fehler in den Beweismitteln, insbesondere in bezug aus die photographischen Beweisstücke." Ulitz schildert dann die er heblichen zeitlichen Widersprüche in der Anklageschrift. U. a. weist Ulitz darauf hin, daß der wahrscheinliche Lieferant des Schriftstücks ein gewisser Pielawski, der Hauptbelastungs zeuge, bereits wegen Urkundenfälschung verurteilt ist. Ulitz schildert dann die Einstellung zum polnischen Militärdienst und die wichtige Frage der Option, wobei er im Jahre 1924 stets geraten habe, hier zu bleiben und sich nicht der staats- bürgerlichen Pflichten, auch nicht der Militärdienstpflicht zu entziehen. Der Vorsitzende fragte den Angeklagten nach dem Zweck des Dolksbundes und nach der Art und Weise der Verwirk lichung der Ziele des Bundes, worauf der Angeklagte die Erklärung abgab, daß der Volksbund es sich zum Ziel gesetzt habe, kulturelle Rechte den Deutschen in Ostoberschlesien zu wahren. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob zur Wahrung der kulturellen Rechte der Minderheit auch die Beschaffung von Stellen für Deutschgesinnte Ostoberschlesiens im Aus- land gehöre, antwortete der Angeklagte mit Rem. Der Vorsitzende stellte an Ulitz dann die Frage, ob nicht irgendein Angestellter des Büros die betreffende Bescheini gung ausgestellt haben könnte, was Ulitz mit dem Hinweis darauf verneinte, daß die ganze Abfassung der Bescheini gung derart gewesen sei, daß ein Angestellter, -er sich der artiger grober stilistischer Fehler schuldig gemacht hätte, keinen Tag länger in der Verwaltung des Deutschen Volks bundes hätte geduldet werden können. Er verwies u. a. darauf, daß in dem Dokument statt des Wortes „Hier" das Wort „Bier" zu lesen sei und daß außerdem in dem Passus, der die Unterschrift enthält und in dem es heißt „Der Vor stand", das Wort „der" statt groß klein geschrieben sei. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er die Unterschrift als ge fälscht betrachte, antwortete Ulitz mit einem lauten Ja. , ' i Das Befinden des Kanzlers sehr zufriedenstellend Ein Telegramm Briands Heidelberg, 23. Juli. Wie die Telunion auf Nachfrage er- fährt, Hai Reichskanzler Müller bisher eine gute Nacht verbracht. Die Geheim räte Enderling und v. Kral äußerten sich nach ihrem letzten Besuch bei dem Patienten über den allgemeinen Zustanv sehr zufriedenstellend. Wenn auch die Krise noch nicht überwunden sei, so sei doch die Hoffnung be rechtigt, daß bei der sonst gesunden Konstitution d«S Kanzler- ein guter Heilungsverlauf zu erwarten sei. Lediglich die außerordentliche Hitze bereite einige Schwierigkeiten. Die behandelnden Aerzte unterlassen nichts, um dem Reichskanzler alle möglichen Erleichterungen zuteil werden zu lassen. So habe man versucht, mit Eisblöckcn die Temperatur im Krankenzimmer herobzudrücken. Auch die Nahrungsaufnahme sei zu- sriedenstellend. Der französische Außenminister Briand hat an Reichs kanzler Müller ein Telegramm gerichtet, in dem er die besten Wünsche zur baldigen Genesung zum Ausdruck bringt. Reichswehr und Bersassungsseier Berlin, 24. Juli. Das Reichswehrmiuisterimn hat nach dem demokratischen ZeitungSdienst angeordnet, daß die Reichswehr sich in stärkerem Maße al« bisher an den Berfassungsfeiern beteiligt. Aus Grund dieser Anordnung werden in den Garni onorten die Reichswehr» kapellcn Festkonzerte veranstalten. Außerdem werden an den amtlichen Feiern Avordnungen der Städte und Truppen teilnchmen. Auch werden Ehrcnkompagnien mit Musik und Spielleuten zum BersassungSlag ge» stellt werden und schließlich werden bei den Sportkämpfeu aus Anlaß der Bersassungsseier die Reichswehrkapellen ebenfalls konzertieren. Der Völkerbund eine große Heuchelei. Die zweite antiimperialistische Welttagung. Frankfurt a. M. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand der Vortrag von Pollitt über „Weltpolitische Lage und Kriegsgefahr". Der Redner wies darauf hin, daß sich eine verschärfte Unterdrückung der kolonialen Länder in den letzten Jahren bemerkbar mache. Nur durch brutale Gewalt könne sich der Imperialismus in den Kolonien noch halten. In längeren Ausführungen nahm der Redner dann gegen die Sozialdemokratie Stellung, die sich zum Schild träger des Imperialismus gemacht habe. Heute sei wieder ein Wettrüsten festzustellen, das auf einen neuen Krieg hin deute, trotz aller Friedensreden. Es gebe keine größere Heuchelei als die des Völkerbundes. Mandschurija von den Russen eingeschloffen. Schanghai. Während an der sibirisch-mandschurische« Grenze im allgemeinen Beruhigung eingetreten ist, hat sich die Lage in der chinesischen Grenzstadt Mandschurija zugespitzt. Russische Emigranten haben dort ein sogenanntes weißrussisches Kosakenbataillon gebildet, das die niedrig flie genden sowjetrussischen Aufklärungsflugzeuge beschoß, wenn auch ohne Erfolg. Eine sowjetrussische Abteilung in Stärke von 2500 Mann umzingelte darauf die Stadt. Die chinesi sche Besatzung begann, Stellungen auszuheben; man befürch tet ernstlich, daß es dort zu Kampfhandlungen kommen konnte. Die Nankingregierung hielt in dem Mausoleum Sun- jatsens am Sarge des Toten eine feierliche Sitzung ab, in der eine Entschließung angenommen wurde, man wolle in der Defensive verbleiben und den Völkerbund anrufen, wenn Rußland die Feindseligkeiten eröffne. Japan sperrt die Südmandschurische Bahn für chinesische Truppentransporte. London. Wie Reuter an zuständiger Stelle in Tokio erfahren haben will, hat der Befehlshaber der japanischen Bcsatzungstruppen in der Mandschurei die Südmandsch«» rische Eisenbahngesellschaft angewiesen, den Transport chinesischer Truppen und Munition abzulehnen und keine bewaffneten chinesischen Truppen ohne Genehmigung der örtlichen japanischen Kommandanten dnrch die Nsen- bahnzone passieren zu lasse«. Die russischen Generalkonsuln in Peking und Tientsin freigelassen Peking, 24. Juli. Nach einer amtlichen Mitteilung de« chinesischen Außenministeriums ist der Streit zwischen den sowjettusfi» schen Generalkonsuln in Peking und Tientsin mit den dortigen chmefi« schen Behörden beigelegt. Beide Generalkonsuln find durch Japan nach Rußland abgerrist.