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Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Moffe'S Zetlenmeffer 14) I wm Höhe 10 <^/, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50«/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme PvtsÄtzerZa-eblatt - - «.«»tag I« Kalle böserer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung del Betrieber der Zeitung oder der BeförderungSeinrichtungen, hat der Bezieher keinen Ans.mch »uf Lieferung oder Nachlieferung, der Zeitung oder auf Rück- zahlnng des KezuzSPceiseS. — Wöchentlich O.ÜS »M bes freier Zustellung; bet Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch die »ost monatlich 2.80 RM fteibleibend Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts unp des Stadttates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt L »»Matt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pul-nitzer AmtsgerichtsbezirkS: Pulsnitz, Pulsnitz N. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstein-, Ntedcrstetna, Weißbach, Ober, und »ctederlichtenau, AriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-DittmannSdorf Ge;chiiftrsttlle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Berlag von S. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 178 I, Freitag, de» 2. August 1S29 81. Jahrgang Das Wichtigste in T-Mpülhof -ingetroffen. , , . Wie Rigaer Blätter melden, ist m Moskau der bekannte deutsche Arzt Dr. Oskar v. Schiemann von Agenten der G. P. u. verhaftet worden. Ile Welle UMW lies „W ZeVelin" Die Bilanz des rote» Tages: Ueberall ruhig! — Keine Wiederaufnahme der englisch-russischen diplomatischen Beziehungen — Die italienische Regierung nimmt den Aoungplan an Sittliche und W-s-t Angelegenheiten — (Wieder ein grimmiger Winter in Sicht?) Einer Stockholmer Meldung gemäß hat sich der Vorsteher Wallen der schwedischen Meteorologischen Anstalt Pressever tretern gegenüber dahin geäußert, daß nach seiner Auffassung jetzt eine Reche strenger Winter zu erwarten sind. Er be gründet diese Ansicht damit, daß erfahrungsgemäß milde Winter sich mehrfach wiederholen. Wir haben ja in den ersten Jahren des dritten Jahrzehnts uns über die Strenge der Wintermonate nicht eigentlich beklagen dürfen. Diese Zeitspanne der milden Winter sei jedoch nunmehr abgelaufen, was der vergangene Winter von 1928/29 beweise. Demzu folge gehen wir nunmehr einer Verschärfung des Winter- klimas entgegen. Es werden vermutlich mehrere recht strenge Winter folgen, um darauf wieder einer Reihe milder Winter den Platz zu räumen. Was an dieser Voraussicht richtig oder falsch ist, werden wir ja nun über kurz oder lang er leben. Immerhin dürfte es kaum unklug sein, sich frühzeitig genug mit Kohlenvorräten einzudecken, um sich, wenn tqt- sächlich die böse Prophezeiung Wirklichkeit werden sollte, nicht wie im letzten Winter unangenehmen Zwischenfällen gegenüberzusehen. - (Das Fallobst sollte nie unter den Bäumen liegen bleiben), sondern jeden Morgen auf gehoben werden, damit die darin befindlichen Maden ver nichtet werden. Die im Innern der Früchte sich aufhaltenden Insektenlarven kriechen bald nach dem Abfallen der Früchte aus und verpuppen sich Erde. Dort überwintern sie und beginnen im kommenden Frühjahr mit vermehrter Nach kommenschaft von neuem jhr Zerstörungswerk. Deshalb sollte man alle Tage Bäume leicht schütteln, und das befallene und kranke Obst wird abfallen. Von Fall obst läßt sich Obstessig bereiten. — (Am 17-Roveinber Gemeindewahlen.) Bekanntlich hat das Kabinett Heldt den 17. November als Tag der Gemeindewahlen w Aussicht genommen. Nach der Neubildung der Sächsischen Regierung tauchten Gerüchte auf. daß diese nicht an den Beschluß des früheren Kabinetts ge bunden und daher eine Aenderung des Wahltages möglich sei. Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, hält das Ka binett Bünger am 17-November fest, s^aß an diesem Tage — genau so wie in Preußen — die Gemeindewahlen durch geführt werden. — (Mütterberatungen) finden statt am Mitt woch, den 7. August, nachmittags 2 Uhr im Rathaus zu Ohorn; am Freilag, den 9. August, nachmittags '/,4 Uhr in der Schule zu Ob erst er na, nachmittags 4 Uhr in der Schule zu Ni ed erst eiua. Arzt wird anwesend sein. Lichtenberg. (Tödlich verunglückt.) Gestern nachmittag in der fünften Stunde hat sich Hix,, xjn bedauer licher Unfall mit tödlichem Ausgange ereignet. Der in den 80er Jahren stehende Gutsauszügler Rosenkranz geriet beim Einfahren eines mit Grummet beladenen Wagens unter das Vorderteil. Er wurde zwischen Erdboden und Wagenachse so fest eingeklemmt, daß der mit Grummet beladene Wagen erst umgelegt werden mußte, um den Greis aus seiner Lage zu befreien. Infolge starker Quetschung des Brustkorbes konnte Rosenkranz nur als Leiche hervorgeholt werden. Lomnitz- (Turner auf zum Streite ) Am kommenden Sonntag werden in Lomnitz die Reichs jugendwettkämpfe sowie dis Bezirksvolksturn Meisterschaften der Deutschen Turnerschast ausgetragen. Gleichzeitig wird der dortige Turnverein Germania D. T. seine neue Fahne weihen. So eine Fahnenweihe ist immer ein wichtiges Fest und beginnt dasselbe bereits am Sonnabend mit einem Kom mers im Gasthof Pietzsch. Am Sonntag findet Wetturnen, Festzug, Fahnenweihe und Festhall statt. Kamenz. (Wochenmarkt.) Auf dem gestrigen Wochenmarkt kosteten u. a. Blumenkohl 20-50, Spinat 30, Bohnen 25-30, Schoten 30, Zwiebeln 15-20, Tomaten Am Donnerstag früh ist „Graf Zeppelin" zu seiner zweiten Amerikafahrt in Friedrichshafen gestartet, vr. Eckener führte selbst das Schiff, sein Sohn Knud war am Höhensteuer. Der Start ging bei sternenklarem Himmel vor sich, und unter den Hochrufen der Zurückbleibendcn zog der Luftriese langsam und majestätisch nach Westen davon. Das Luftschiff nahm zunächst den Kurs den Rhein ent lang, passierte Säckingen und erschien 5.55 Uhr über Basel. Da das Wetter ziemlich trübe war, flog das Schiff sehr; niedrig. Vom Basler Flugplatz waren zwei Flugzeuge auf gestiegen, um dem Luftschiff das Geleit über die französische Grenze zu geben. Mess wurde um 6.05 Uhr passiert. Daun »ahm das Schiff Richtung auf Besancon und überflog Luou. Bon dort aus ging die Fahrt die Rhone abwärts über MontLlimar und Pierrelatte. Der Start hatte in Friedrichshafen wieder eine Spannung hervorgerufen, wie wir sie von den letzten Starts des Luftschiffs schon kennen. Ganz Friedrichshafen saß in den Hotels, in den Gaststätten und erwartete, ohne an Schlaf zu denken, den Aufstieg. Schon 114 Stunden vor der festgesetzten Ze- hatte eine Völkerwanderung zum Luftschiff- Hafen begonnen Um 2.30 Uhr wurden die Motoren zum ersten Male angelassen. Um 2.37 Uhr traf der größte Teil der Passagiere ein. Kurz darauf ertönte das Kommando des Kapitäns v. Schiller: „Besatzung ins Schiff!" Die chinesische Filmschauspielerin Map Wong, die sich be kanntlich vergeblich um einen Platz beworben hatte, brachte Er fliegt mit. Liner der beiden Affen, die die Reise des Zeppelin-Luftschiffes nach Amerika mitmachen. Possierlich sitzt er auf einer Tisch- platte, während im Hintergrund 600 Kanarienvögel zwitscher«, die ebenfalls mit nach Amerika klieaen. der Besatzung eine große von ihr selbstgefertigte Glücks girlande und reichte sie in das Schiff hinein. Das amerika nische Ehepaar Pierce, das mit einem Flugzeug aus Moskau erwartet wurde, war nicht mehr eingetroffen. Die amerikanischen Journalisten waren wieder einmal außer Rand und Band. Sie kabelten Tausende von Worten über die Reisetoiletten der weiblichen Passagiere, über das Befinden der beiden Affen und der 600 Kanarienvögel und verkündeten in langen Blitzgesprächen die Lebensläufe der Mitreisen den und der Besatzung. Einer der Weltenbummler rühmte sich, in einer knappen Stunde über 100 P /stkarten geschrieben zu haben. Bei der Absahrt verbreitete sich plötz lich wie ein Lauffeuer das Gerücht, es sei ein blinder Passagier im Schiff. Ein Arbeiter kam angelaufen und erklärte aufgeregt, er habe gesehen, wie ein Mann vom oberen Laufgang der Halle aus gerade über das geöffnete Tor in das Luftschiff herabgesprungen sei. Man gab sofort den Befehl, das Luftschiff zu durchsuchen, konnte aber von dem blinden Passagier keine Spur entdecken. Ob sich nun wirklich wieder ein Abenteurer in das Schiff geschlichen hat, bleibt abzuwarten. Da aber der Start nicht durch dieses Vorkommnis aufgehalten werden konnte, so wurden die letzten Vorbereitungen mit größter Schnelligkeit getroffen. Plötzlich ertönte das Kommando „Schiff hoch!" und der brausende Jubel und das Hochrufen nahmen kein Hude. . Und während „Graf Zeppelin" langsam und maMatlsch aus dem ihn nachsuchenden Scheinwerferlicht nach dem Westen verschwand, winkte die Menge noch lange mit weißen Tüchern dem deutschen Luftriesen nach. Ucber die Fahrtroute selbst ist sich vr. Eckener noch nicht im klaren, und sie wird sich aus den jeweiligen metereologi- schen Verhältnissen ergeben müssen. Der Abflug des „Graf Zeppelin" ist tu Amerika die Sensation des Tages. Die amerikanischen Blätter bringen alle Einzelheiten des Starts. In Lakehurst sind alle Vorbereitungen für den Empfang getroffen. Die Hamburg-Amerika-Linie entsandte Beamte, die für die rasche Abnahme und Weiterbeförderung der Fracht des Luftschiffes Sorge tragen sollen-. Eine Radio- station wird beim Nahen des Luftschiffs vor Lakehurst zur Unterhaltung der Luftschiffpassagiere ein Programm mit klassischer und Jazzmusik senden. Auf der Rückfahrt wird das Luftschiff eine große amerikanische Warensammlung mit nehmen, außerdem einige Kegelkugeln, ein Geschenk an den Reichspräsidenten von Hindenburg. Zn 4 Tagen 41 Stunden 44 Minuten über den Ozean. Die „Bremen" stellt auch auf der Rückfahrt einen Rekord auf. Plymouth. Die „Bremen hat auch auf ihrer Rück reise einen neuen Rekord für die Ozeanüberquerung auf- gestellt und den von der „Mauretania" gehaltenen Rekord um 4 Stunden 43 Minuten geschlagen. Die „Bremen" brauchte 4 Taqe, 17 Stunden und 14 Minuten, während die „Mauretania" im September 1924 bei ihrer damaligen Rekordfahrt 4Tage21Stunde«und 5 7 Minuten brauchte. Vorzügliche Leistung des Katapult-Flugzeuges. Donnerstag früh um 8.35 Uhr wurde fünf Seemeilen westlich von Cherbourg das an Bord der „Bremen" befindliche Heinkelflugzeug der Deutschen Luft Hansa, Führer oon Studnitz, mit Post für Deutschland an Bord katapultiert. Bei starkem Sturm — es herrschte Wind stärke 8 — und Seegang 6 gelang der Katapultstart vor züglich. Um 10.50 Uhr war das Flugzeug über Hoek van Holland, um 12 Uhr über Borkum und 12.45 Uhr landete es glücklich in Bremerhaven. Die etwa 800 Kilometer lange Strecke wurde demnach in rund vier Stunden, d. h. mit einer Durchschnittsstuudeugeschwindigkett vo« 200 Kilometer, zurückgelegt. In Bremerhaven hatte die Deutsche Luft Hansa ein Sonderflugzeug bereitgestellt, so daß nach Eintreffen des Katapultflugzeugs die Post sofort umgeladen wurde. Das Postflugzeug der Deutschen Luft Hansa traf gegen 3.30 Ahe auf dem Berliner Zentralflughafen Tempelhof ein, so daß die Post mit einem 24 stündigen Zeitgewinn Don nerstag abend noch bestellt werden konnte. Die Bilanz des roten Tages: Ueberall ruhig! Sämtliche Meldungen aus dem In- und Ausland lassen erkennen, daß der Rote Tag, der von den Kommunisten als eine große Aktion gegen den „Jmperalistischen Krieg" gedacht war, überall ohne nennenswerte Störungen verlaufen ist. Teilweise ist dies den vorbeugenden Polizeimaßnahmen zu verdanken, teilweise allerdings auch dem geringen Interesse, das den kommunistischen Aufzügen entgegengebracht worden ist. So mußte in Gens eine kommunistische Kundgebung wegen Mangel an Beteiligung abgesagt werden. — In Deutschland ist der kommunistischen Parole, den Arbeitstag schon um 3 Uhr nachmittags zu beenden, nur sehr dürftig Folge geleistet worden. Die kommunistische Kundgebung in Dresden stellte sich als ein Fiasko heraus. Die Teil-