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Nr. 166. PulSnitzrr Tageblatt. — Freitag, den 19. Juli 1929. Seite 2. weilige Verfügungen, Streitigkeiten zwischen Mieter und Ver mieter, Regreßansprüche aus Schecks und Wechseln, sowie Arrestsachen. Die Ferien sind auch ohne Einfluß auf das Mahnverfahren, aus Zwangsvollstreckungen und auf die Leistung des Offenbarungseides. Die übrigen Zivilprozesse ruhen allerdings. Es besteht aber durchaus die Möglichkeit, eine anhängige Sache zur „Feriensache,, M machen. Auf Antrag muß sogar eine Prozeßsache, die an sich nicht als Feriensache zu gelten hat, zu einer solchen umgestempelt werden. Nach einer neueren Reichsgerichtscntscheidung be darf es in dringenden Fällen nicht einmal eines besonderen Antrages. Denn es kann sich stets im Verlaufe eines Streit- Verfahrens herausstellen, daß die Entscheidung besonderer Eile bedarf. Dann läßt sich der in Frage kommende Pro zeß auch ohne Antrag in den Ferien durchführen. — (Auch Sachsen wird Autorennen auf öffentlichen Straßen verbieten.) Wie wir er fahren, hat sich die sächsische Regierung nach dem Vorbild Preußens entschlossen, auch für den Freistaat Sachsen sämt liche Automobil- und Motorradrennen auf öffentlichen Stra ßen zu verbieten. Die Verordnung soll im Laufe dieser Woche herauskommen. Die Verordnung wird im besonderen im Hinblick auf den schweren Unfall beim Lückendorfer Berg rennen erlassen werden. Großnaundorf. (schulisches.) Nachdem am vergangenen Montag und Dienstag die gesetzlich vorgefchrie- benen Wanderungen seitens der hiesigen Lehrer mit den ein zelnen Schulklassen ausgeführt wurden, haben mit dem heu tigen Freitag die Sommerferien, die bis 18. August dauern, an der hiesigen Volks- und Berufsschule begonnen. Kamenz. (Aus dem gestrigen Wochenmarkt kosteten u. a. Blumenkohl 20—50, Spinat 30, Bohnen ausl. 40, inl. 70, Schoten 30, Zwiebeln 20, Treibhausgurken 20—35, Landgurken 4 Stück 100 und 5 Stück 100, Rha barber 3 Pfd. 25, Tomaten 25—60, Aepfel 95, Kirschen 50—70, Einlegestachelbeeren 35, Erdbeeren 60—80, neue Kartoffeln 10 — 12 Pfg. das Pfund, Kohlrabi 5—15, neue Rote Rüben 30, Wirsing 45, Staudensalat 5—10 Pfg. das Stück, Möhren 20, Radieschen 10, weiße Rettiche 15 Pfg. das Bündel, Heidelbeeren 45 und 50 Pfg. das Liter. Neukirch bei Königsbrück. (Der Wind geht über die Stoppeln.) Hier wurde an den letztvergangenen Tagen mit dem Roggenschnitt begonnen Bischofswerda, 18. Juli. (UnbekannterToter.) Gestern früh 7.20 Uhr hat sich in der Nähe der „Amsel schänke" eine unbekannte männliche Person von dem Zuge 2106 in Richtung Bischofswerda überfahren lassen. Nach Mitteilung des Zugpersonals ist der Unbekannte in die Ma schine gesprungen. Beschreibnng des Uubekannten: Etwa 1,60 Meter groß, ohne Schnurrbart, starker Bartwuchs, dunkles Haar, schwarze hohe Schnürschuhe, schwarzgestreifte Arbeitshose, hellbraune Strümpfe, graue, mit schwarzen Streifen, versehene Weste, weißes, blaugestreiftes Hemd, altes schwarzes Jackett, grünlicher Filzhut, Geldtäschchen ohne In halt. Er hatte eine Zehnpfennig Zahlmarke gez. G. M. bei sich. Der Unbekannte wurde in der Leichenhalle Bischofs werda untergebracht. Nachricht über die Person erbittet der Bürgermeister in Kynitzsch. Grotzgrabe. <V ersuchtes Sittlichkeits attentat.) Dienstag nachmittag gegen 6 Uhr, also noch am hellerlichten Tage, wurde auf Großgraber Flur eine in den sechziger Jahren stehende Frau, die auf dem Felde ar^ beitete, von einem jungen Mann in gewalttätiger Weise über fallen. Der Täter, ein sehr gutgekleideter Mensch, konnte trotz der Hilferufe der Angesallenen, da niemand in der Nähe war, leider unerkannt entkommen. Er hatte sich vermutlich im hohen Korn versteckt und ist dann durch den Wald ent wischt. Neogersdorf. (Die Finanzen Neugersdorfs.) Der von oen Stadtverordneten gegen die Stimmen der Kommunisten angenommene Houshaltplan weist einen Fehl betrag von 120950 Mark auf. Man beschloß die Einsetzung einer Sparkomission, um festzustellen, in welchen Kapiteln oder Verwaltungszweigen noch gespart werden könne. Weiter bedürfen Elatüberschrettungen der ausdrücklichen Genehmigung der Stadtverordneten. Zwecks Sanierung der Finanzen soll der Fehlbetrag nicht durch Anleihe ausgebracht werden, son dern auf neue Jahresrechnung vorgetragen werden. Das Ver mögen der Stadt beträgt rund 6 Missionen, denen 3,5 Mil lionen Schulden gegenübcrstehen. Allein der Kapitaldienst beträgt in diesem Jahre 294500 Mark. Medingen. (Eine halbe Million Reichsmark Brandschaden.) Mehlstaubrxploflon al» Entstehung»ursache des Großfeucr». Wie berichtet, wütete vor Wochensrift in Medingen ein Schadenfeuer, das al» eine« der größten dieser Art bezeichnet werden konnte, die in den letzten Jahren in der Dresdner Umgebung stattge- funden haben. Der Brand betraf das räumlich sehr ausgedehnte Grund stück der früheren Medinger Aktienbrauerei, in der seit mehreren Jahren die Firma Gebrüder Haake, Chemische Fabrik für Stärke Derivate ihren Betrieb unterhalten hatte. Dte Enlstrhungsursache wird nach den an- gesteUren behördlichen Erörterungen auf eine Mehlstaubexplosion zurück- geführt. Der durch dieses Gaßsiuer entstandene Schaden ist weit be- lrächrlicher, wie anfänglich angenommen worden ist. So beträgt der Gedäudeuchaden nach der Brandkasse allein 325 000 Reichsmark. Der Wert der vom Feuer völlig zerstörten Maschinen beziffert sich auf über 1250^0 Reichsmark, während der angerichtcre, sonstige Sachschaden an Jnveniar, Maierialien usw. gleichfalls sehr erheblich ist, sodaß ein Gefamtschaden von mindeste.,» einer halben Million Reichsmark zu verzeichnen ist. Der Neuaufbau und dte Wiedereinrichtung des Be triebes, an dem die Gemeinde Medingen wie überhaupt dte ganze Gegend ein lebhaftes Jnterrsse haben, würde unter den jetzigen Ber< hältmssen noch weit größere Summen verschlingen. Der Fabrikation» > betrieb Chemischen Fabrik, der auf eine Tochtergesellschaft übergeleitct worden ist, erleidet durch den Brandfall keine Unterbrechung. Weißig. (Unfall.) Am Dienstag wurde der ans dem hiesigen Rlttergute beschäftigte Geschirrführer Noack von einem schweren Unfall betroffen. Aus ungeklärter Ursache scheuten die Pferde und gingen ihm durch. Noack kam bei dem Versuch, die Tiere auszuhalten, zu Fall, wobei ihm der schwere Wagen über die eine Hand ging. Er wurde durch das herbeigerufrne Krankenauto nach dem Barmherzigkeits- I stift Kamenz transportiert. Es ist nunmehr das dritte Mal, daß dem Genannten die gleichen Tiere durchgingen, obwohl die ersten zwei Fälle wesentlich glimpflicher für ihn abliefen. — (Unfall eines Polizeistreifenkraft wagens.) Am Donnerstag in der 19. StMide trug sich auf der Staatsstraße zwischen Bautzen und Göda ein Unfall zu. Ein mit sechs Gendarmeriebeamten der Grndarmerie- abteilung Zittau besetzter Streisenkrastwagen geriet beim Ueber- fahren der Eisenbahngleise am Bahnhof Rattwitz ins Schleu dern, riß einen Baum um und stieß gegen eine Mauer. Das Polizeiauto wurde dabei erheblich beschädigt. Von der Be satzung erlitten ein Gendarmeriebeamter leichte, ein zweiter offenbar ernstere innert Verletzungen. Letzterer mußte im Krankenauto des Bautzener Roten Kreuzes nach Zittau über führt werden. Neukirch (Lausitz). (Wersind die Täter?) Un bekannte hatten hier über die Bautzener Straße einen vier Millimeter starken Draht gespannt. Ein Radfahrer, der zum Sturz kam, erlitt, Verletzungen. Oberlungwitz. (Beim Straßenrennen ver- un glückt.) Bei dem Straßenrennen eines Radfahrer vereins kam ein 16jähriger Teilnehmer hier an der Ecke der Hermann- und Hoferstraße zum Stürzen und fiel un mittelbar vor einen Kraftwagen, der nicht mehr rechtzeitig abstoppen konnte und dem Gestürzten über den Unterleib fuhr. Schwer verletzt mußte der Verunglückte dem Rabew- steiner Bezirkskrankenhause zugeführt werden. Zwickau. (Schwerer M o t o r r a d u n f a 17.1 Ein schwerer Motorradunfall ereignete sich in der Nähe des König-Albert-Werkes bei Lichtentanne. Ein Radfahrer fuhr unsicher auf der Straße, geriet dabei auf die ver kehrte Seite und wurde von einem ihm entgegenkommen den Motorradfahrer aufgegabelt. Der Radfahrer, Erich Zierold aus Zwickau, erlitt einen schweren Schädelbruch. Der Motorradfahrer, Dr. med. Kalbe aus Lichtentanne, Schädelquetschung, Gehirnerschütterung und Quetschungen des rechten Auges. Beide wurden in das Zwickauer. Krankenstift eingeliefert. Leipzig. (58 888 Zahlungsbefehle in zwei Monaten beantragt.) Beim Amtsgericht Leipzig wurden in den Monaten April und Mai 1929 zusammen nicht weniger als 58 888 Anträge auf Erlaß von Zahlungs befehlen gestellt; eine Firma hat an einem einzigen Tage über 2000 Stück gebracht. — (ZumRektorander Universität Leipzig) wurde der ordentliche Professor der landwirtschaftlichen Betriebslehre und Direktor des land wirtschaftlichen Instituts Geheimer Regierungsrat l)r. pdU Friedrich Falke gewählt. Gründung einer sächsischen Arbeiterwehr. In Leipzig wurde auf kommunistische Veranlassung hin eine sächsische Arbeiterwehr gegründet, der nach Angabe der sächsischen Arbeiterzeitung alsbald etwa )000 Personen beitraten. Der Zweck dieser Gründung soll sein: Abwehr imperialistischer Kriegsbestrebungen, Kampf gegen den Faschismus und Verteidigung der Sowjetunion. Diese so angegebenen Ziele der neuge gründeten Wehr sind noch durchaus unklar. Man kann aus diesen Angaben nicht ersehen, ob die Gründung eine Umgehung des Rotfrontverbots bezweckt, d. h. ob die Arbeiterwehr nichts anderes sein soll, als der verbotene Rotfrontkämpferbund in anderem Gewand. Was die Arbeiterwehr will, wird erst durch ihre Betäti gung klar werden. Bis dahin kann ibrem Bestehen ge mäß Artikel 124 der Reichsverfassung kein Hindernis in den Weg gelegt werden. Im übrigen wird das sächsische Ministerium des Innern sich mit der Gründung zu be fassen und darüber zu beschließen haben. Das Leipziger Polizeipräsidium kann von sich aus nichts veranlassen, nachdem der Gründungsakt unter Beachtung gesetzkicher Voraussetzungen sich abgespielt hat. Liebestragödie in Leipzig-Gohlis. In der Luisenstraße in Leipzig-Gohlis spielte sich eine Liebestragödie ab, deren Ursache bisher noch nicht aufgeklärt ist Wie bis jetzt feststeht, hat der 25 Jahre alte Schmied Walter Turm aus Leipzig seiner Geliebten, dem 27 Jahre alten Dienstmädchen HeleneFricke, mit einem Taschenmesser die Kehle durchschnitten und sich selbst schwere Stichverletzungen an der Kehle und in der Herz gegend beigebrachü Bei der Fricke muß der Tod auf der Stelle eingetreten sein. Turm wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Notlandung eines sächsischen Ballons in der Tschechoslowakei. Das Tschechoslowakische Pressebureau meldet über die Notlandung eines deutschen Ballons bei der Gemeinde Hoch-Chlumec im Bezirk Seltschan in Südböhmen: Die drei reichsdeutschen Insassen des Ballons, die über ord nungsmäßige Reisepapiere verfügten, erklärten bei ihrer Vernehmung, daß sie Mitglieder des Deutschen Lnftfahrt- verbandes in Leipzig seien, daß sie einen Sportflug unter nommen hätten und daß sie infolge Verlustes der Orien tierung eine Notlandung hätten vornehmen müssen. Da in deni Ballon nichts Verdächtiges vorgefunden wurde, wurde den Fliegern vom Bezirksamt der Abflug gestattet. Ein Dresdener Fabrikant in Kaschau verhaftet. Die Staatspolizei hat in einem Kafchauer Hotel auf telephonische Veranlassung von Telsche» aus den Dres dener Fabrikanten Samkuchen verhaftet. Der Grund der Verhaftung ist unbekannt. Der rcichsdeutsche Konsul in Kaschau schritt sofort ein, konnte aber die Freilassung des Fabrikanten nicht durchsetzen. Er wandte sich darauf hin nach Dresden, erhielt aber von dort keine Auskunft. Der Verhaftete hielt sich bereits seit 14 Tagen in der Tschechoslowakei auf. Er hatte einen Kraftwagen mit eigenem Führer mitgebracht, der jetzt ohne Mittel nach Pilsen abgeschoben worden ist. Oer Mittelstand gegen den Voungptan. Dresden. Ein Mittelstandsausschuß für das ganz« Reich hat gegen den Poung-Plan hier Stellung ge nommen: „Im Interesse des Mittelstandes fühlen wir uns zu folgender Erklärung verpflichtet: Wir erkennen rm Poung- Plan das völlige Versagen der deutschen Staats- und Wirt- schaftspolitik, das schließlich den Umfall der deutschen Ab ordnung herbeigeführt hat. Die Münchener Rede des Reichs bankpräsidenten vr. Schacht erbrachte den erneuten Beweis, wie wenig die deutsche Reparationspolitik auf Abwehr feind licher Vergewaltigungen eingestellt ist. Der Poung-Plan bringt uns gegenüber dem Dawes-Plan keine Erleichterung, sondern maskiert unsere Versklavung nur in anderen Formen und ist um so gefährlicher, als er, durch freiwilligen Beschluß gefaßt, den moralischen Rechtsanspruch der Feinde auf Grund der Kriegsschuldlüge zu unterstreichen geeignet ist, zumal er weit über Versailles, London und Dawes hinausgeht. Der Mittelstand fühlt sich als starke Säule des staatlichen Lebens und will nicht um Illusionen willen den Bau der Nation zusammenbrechen lassen. Die zielbewußte, zukunft- gerichtete Tat ist deshalb seine Parole, und in der Ablehnung des Poung-Planes erkennt er einen ersten Schritt zum Auf- bau gesunder politischer und wirtschaftlicher Verhältnisse." Deutschland wahrt Chinas und Rußlands diplomatische Interessen. Berlin. Die diplomatischen Vertreter der chinesi schen und derrussischen Regierung in Berlin haben an das Auswärtige Amt das Ersuchen gerichtet, daß die deut- sche Regierung während der Dauer des Abbruches der diplo matischen Beziehungen zwischen Rußland und China die In teressen der russischen Staatsangehörigen in China bzw. der chinesischen Staatsangehörigen im Gebiet der Sowjetunion wahrnchmen möge. Selbstverständlich ist entsprechend dem internationalen Gebrauch sowohl das chinesische wie auch das russische Gesuch zustimmend beantwortet worden. Militärisches Geheimdokument in Paris beschlagnahmt. Paris. Die auffällige Geschäftigkeit, die die Kommunisten in Vorbereitung des „Roten Tages" am 1. August seit mehre ren Wochen zeigen, ließ es Herrn Chiappe, dem Pariser Polizeipräfekten, angelegen erscheinen, die Zentren dieser. Propagandatätigkeit etwas schärfer beobachten zu lassen. Es gelang einem Beamten, vor dem Gebäude der „Humanite", des Pariser Kommunistenorgans, einen Redakteur zu ver haften, bei dem ein militärisches Geheimdoku ment vorgefunden wurde. In dem Zimmer des verhafteten .Redakteurs, eines gewissen Cassiot, entdeckte man wei tere Dokumente von großem Interesse, darunter vertrauliche Rundschreiben des Spionagebüros im Kriegsministerium, RUstungspläne, Photographien, Berichte Uber verschiedene militärische Einheiten sowie eine umfangreiche Korrespon denz, die mit der antimilitärischen Propaganda des offiziellen SowjetorganL zusammenhängt. Gleichzeitig fand eine Haussuchung in den Büros der kom- munistischcn Parteileitung und in den Wohnungen verschie dener Mitglieder, der „Kommunistischen Jugend" statt. Aus oller Gell. Nebelfahrt der „Bremen". Der deutsche Passagierdampfer „Bremen", der seine erste Ausreise nach den Vereinigten Staaten unternimmt, ist wegen schwerer Nebel im Kanal gegen Mitternacht mit sechs Stunden Verspätung in Cherbourg eingetroffen. Anläßlich dieses ersten Anlaufens eines französischen Hafens wurde der Kapitän im Namen des deutschen Botschafters v. H o esch durch Gesandtschaftsrat Döhle begrüßt. Verwegener Raub einer Gemeinde kasse in Sachsen. Der Täter in der Reichshauptstadt verhaftet. Berlin. Als in der Reichshauptstadt Kriminalbeamte einen Mann in einer Wohnung verhaften wollten, sprang dieser aus dem ersten Stockwerk ans die Straße und brach sich dabei den Arm. Trotzdem flüchtete er, wurde schließlich ober festgenommen. Er wnrde vom Erkennungsdienst der Polizei als ein schwerer Junge festgestellt, der unter anderen Namen schon verschiedentlich bestraft wurde. In Stettin hat er eine längere Gefängnisstrafe abgcsessen. Jetzt will er Rom berger oder Weiß heißen. Er ist aber wahrscheinlich ein Friseurgehilfe Heinrich Marks. Am 21. Juni hat er in dem Gemeindeamt von Neu- schönburg bei Zwickau in Sachsen einen schweren Raub überfall ausgeführt. Marks stellte sich als Wanderbursche im Gemeindeamt vor, um eine Unterstützung zn erbitten und bei dieser Gelegenheit die Oertlichkeit zu erkunden. Eine Stünde später kehrte er mit einem Berliner Gehilfen zurück, und beide zwangen die Beamten mit vorgehaltenen Waffen, die Gemeindekasse, die 1300 Rm. enthielt, herauszugcben. Marks kaufte sich nun ein Motorrad und stahl in der Gegend von Pritzwalk auf einem Rittergut für über 4000 Rm. Bar geld und Schmucksachen. In einem Dorfe Bollendorf durch suchte er eine ganze Schnitterkaserne und holte die Erspar nisse der Schnitter aus den Verstecken und Betten heraus. Marks hat wahrscheinlich mit noch anderen Helfern zahlreiche Einbrüche und Diebstähle in Postämtern begangen. Der Schrecken von Berlin. 17 Einbrecher und Hehler vorGericht. Vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte begann ein Pro zeß, wie er selbst in dem au vieles gewöhnten Moabit selten ist. Nicht weniger als 17 Personen, von denen nur vier bis her unbestraft find, haben sich wegen beinahe 40 Einbrüche und wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu verantworten. Ls handelt sich um zwei „Kolonnen", die Kolonne Konrad und die Kolonne Ostermann, von denen die erste die bei weitem größere Anzahl Einbrüche, und zwar in den westlichen Vor orten Berlins, ans ihrem Konto hat, während die zweite ihre Einbrüche mehr in der Geschäftsgegend Berlins ans- tübrte.