Volltext Seite (XML)
81. Jahrgang Sonnabend, den 29. In» 1929 Beilage zu Nr. 197 Der V-rsuchSring Pulsnitz besichtigte am Mi! Rittergüter Reichenbach, Reichenau und Koitzsch, Mitgliedern Gelegenheit zu geben, Wirtschaftsweise und WmschafUttfolg^ Boden kennen zu lernen. Wenn schon die Leistungen der gut durchg»^.«« lichen Bedingungen auf W«de aufgew-chsenen RmLerhecde den Beschauer in E-st°unen setzten, so wurde " ^EterBewu^ hingerissen beim Beschauen der prachtvoll entwickelten KartofselschlSge, denen an Ausdehnung nichts Achnliches in der "der weiteren Umaeaend an die Sette gestellt weiden kann. Welche gewaltige Leistung eine Flüche von 300 Scheffeln mit Kartoffeln in lolch vollkommener Aus geglichenheit, Gesundheit unv Sortenechtheit zu bebauen! Gehört doch gerade diese Frucht zu denjenigen landwirtschaftlichen Nutzgemzche^ die höchsten Arbeils. und Kapitalaufwandes bedürfen. Ein leichtes Gruseln überkam so manchen, der der Aberntung dieser gewaltigen Flüchen gedachte. Einige Sorten seien angeführt, die in größerem Umfange auf diesem für die Erzeugung von Saatgm hervorragend geeigneten Boden zum Anbau gelangen. Es sind die«: Ctmbals, Kleinspiegeler und Greisißer Wohltmann, v. Hindenburg, Parnassia Centisolia, Deodara, Edeltraut, Sickingen, Eldgold, Gel> k-ragis, Ragis 10, Matkönigin, ThieleS Kuckuck, Kaiserkrone, Oden« Wälder Blaue und andere. Auf einem Sortenversuchrfeld werden Neuzüchtungen zunächst auf ihren Anbm'weit geprüft, um für die hiesigen klimatischen und Bodenverhältnisse Ungeeignete« von vornherein auszuschalten. Noch manches wäre zu erzählen von fruchtschweren Roggen«, Hafer- und — wer es nicht glaubt, besehe es sich selbst — Weizen« schlagen (Criewener 104, Adols-Weizen), von gelbleuchtenden Lupinen« seldern, von Luzerneschlägen, die an de« Beschauers Auge vorüberzogen. Rückblickend betrachtet rin höchst eindrucksvolles Bild, das dtese Fahrt den Teilnehmern von der Vielseitigkeit dieser landwirtschoftlichen Betriebe bot. Und fragen wir nach dem Geheimnis des Erfolges, so haben wir es in einer umfassenden Tatkraft und Umsicht der Betriebs« leitung zu suchen, die unter Nutzbarmachung aller Hilfsmittel der mo dernen Landwirtschaftswiffenschaft und unter restloser Erschöpfung aller von Natur und menschlichem Geist gegebenen Möglichkeiten unter hartem Kampfe dem Boden das «eußerste abzuringen versteht. In Verbindung mit der Besichtigung wurden Versuche mit dem Sprengstoff Romperit durchgeführt, der zu Meliorationszwecken, wir Nachklänge vo« der Vogelwiese Unser Paulchen kann nicht mehr schlafen! Beileibe nicht wegen der Wärme, die nun endlich sommerlich eingekehrt ist, — ach, nein! Er ist verliebt, hoffnungslos verliebt! Der dumme Junge, der nur immer das Absonderliche suchte, gibt sich selbstverständlich nicht mit einem der vielen hübschen Dresdner Mädels zufrieden, — seine Sehn sucht greift weiter! Eine holde Jungfrau vomMars hat eS ihm angetan, und drum ist er jeden Abend, den Gott werden ließ, hinunter nach der Vogelwiese gerannt, denn dort waren sie ja leibhaftig zu sehen, die Mädchen vom Mar«! Wie kamen sie nur herunter auf unsere Erde? Und warum ausgerechnet auf die Vogelwiese? Wovon leben sie? Kennen sie irdische Gefühle? Ach, alle diese Rätsel auälen den armen Dresdner Jungen. Und nun träumt er, träumt, daß der zwei Meter lange Hals der Schönen sich um seinen Nacken schlingt, daß die großen Fledermaus« siüge! ihm liebevoll Luft zusächeln und sonstige Reize, die unsere Schönen nur zwiefach besitzen, sich ihm zu vieren enthüllen! Ach, gar viel Unheil haben sie unter der Dresdner Männerwelt angerichtet, diese Töchter des Mars. Manieren hatten sie ja wenig, denn wenn sie gefesselt und verhüllt herausgebracht wurden, kam es ihnen nicht darauf an, recht unästhetisch zu grunzen oder gar zu spucken. Ja, die Kultur auf dem Mars scheint sehr im Argen zu liegen. Umsomehr erfreute sich das Auge an dem überdimensionalen Umfang der vier Zentner schweren Riesendame, die man nach kleiner Gabe auch mals angreifen oder in ihre Fettmassen zwicken durfte. Ein Vorrecht, dem die vielen fidelen Onkels au» der Provinz ausgiebig huldigten. Aber auch dem Liebesbedürfnis der jungen und älteren Dresd- »erinnen war reichlich Rechnung getragen. Der schöne, finsterblickende Inder — ich glaube er wohnt auf der Hechtstraße und hat sich die braune Farbe seiner Haut von den Ufern der Elbe geholt, wo er als Arbeitsloser in Schwermut den Sommer verbringt, — schaut gar so intensiv den holden Mägdeleins in die Augen, wenn er ihnen befiehlt, in hypnotischen Schlaf zu sinken. Ob sie wohl von ihm geträumt haben ? Aber nein, da waren so viele Jünglinge, leichter erreichbar, zu Freude und Scherz bereit! Durch die liefverstaubten Straßen liefen sie, kitzelten mit Pfauenfedern, nahmen sich in der süßen Freiheit dieser tollen Woche manchen Kutz im Borübergehen, verstohlen, daß es der Bräutigam nicht merken sollte, und ließen sich auf der Achterbahn oder m der Lustschaukel nur zu gern in die Arme ihrer Nachbarinnen fallen. Da war aber auch die Tierwelt reichlich vertreten. Das drei« H^'rtjährjge Krokodil scheint nun endlich sein wohlbetagteS Dasein beschlossen zu haben, dafür aber gab es Seejungfrauen, Aeffen, Hunde und ander«« Viehzeug. Ob der Tierschutzverein nicht an dem Karussell, wo die reizenden Zwergpserde immer nur rings im Kreise zu rennen hatten, ruhelos nur noch einer Seite, — nicht Einspruch erheben könnte? Ebenso in dem Flobzirku«. dessen stolzer Name eigentlich mit den armen, winzigen braunen Tierchen, die an Drahtschlingen vor kleine Wagen gespannt sind und ihr ganze« kurzes Leben hindurch so bleiben, nichts zu tun hat? Nein, und der Staub, der wunderbare Lärm aus Hunderten von Drehorgeln, Orchestrions und elektrischen Klavieren, jede« in anderer Tonart, eins immer verstimmter als das andere! Das heisere Rufen d,r Äu«schreier, das Schnarren der Gewinnräder, wo kein Mensch etwas gewinnt, denn wenn einer solch scheußliches Ungetüm eines roten, blauen oder gelben Phantasiebonbons bekommt, dann hat er gewiß schon einige Mark verspielt und könnte sich für dasselbe Geld einen solchen im Laden kaufen. Meine lieben Leser schütteln die Köpft. Wozu solche Betrach, tungen? Vogelwiese ist Vogelwiese! Man erliegt dem Zauber dieses einzigoitrgen Volksfestes, wenn man im Angesicht der grünen Berge, der schönen Elbuser durch die stauberfüllte Budenstadt gehl; wenn man den Jubel und Trubel mir gerii«^ den seligen Kleinen, din lachenden Großen in die Gesichter schaut. Wenn man am Vogelwiesenfreitag in dichtgediängter Menge eingekeilt steht und dem Feuerwerk zuschaut, das leine bunten, glänzenden Sterne hoch hie Luft schickt, begleitet von da»*" -Ahl" aus tausend Kehlen; wenn man dann heimwärts wandert, «"»onnene Aluminiumtöpfchen im Arm, wenn man dann am » b'"ne Moneten zählt und seufzend seststellt, daß vom ersparten m ? «ut Teil hängen geblieben ist, dann sagt man wohl: Ach, warum denn nicht? ES ist nur einmal im Jahre Vogelwiese! Kreins Lertdolck. der Beseitigung von Findli"gen, Entfernung von Baumstubben, zur Bodenlockerung, Herstellung von Obstbaumpflavzlöchern usw. hervorra gend geeignet und zudem verhältnismäßig ungefährlich ist. die die Bedeutung des Werbewesens im Rahmen der Gesamt Wirtschaft behandelt und seine regionalen Besonderheiten so wie seine Abhängigkeit vom Konjunkturverlauf untersucht. Sommerdüngung der Wiesen und Weiden bringt grotzen Gewinn? Durch den starken Futterwuchs unserer Wiesen und Weide» im Frühjahr wird deren Nährstoffvorrat bekanntlich bis Johanni fast er schöpft. Ohne Nachdüngung im Sommer liefern die Weiden in der zweiten Sommerhälste und im Herbst nur noch so wenig Futter, daß entweder durch verminderte Milchleistung und Gewichtszunahme starke Verluste eintreten oder teures Kraftfutter beigesüttert werden muß. Wie viel rationeller und einfacher ist die Fütteruno, wenn wir durch genü gende Nachdüngung, insbesondere mit Stickstoff, bis in den Spätherbst soviel Futter erzeugen, daß wir unser ganzes Vieh bei voller Leistung, solange die Witterung es gestattet, auf der Weide ernähren können! Im allgemeinen kann man mit vollem Erfolg bis in den September hinein Wiesen und Weiden mit Stickstoff düngen. Dabei sei nicht un- erwähnt, daß auch bei wider Eiwarten früh m Wachstumsabschluß von der gegebenen Düngung nichts verloren geht. Die GraSnarbe hält die Nährstoffe fest und nützt sie im kommenden Fiühjahr durch früheren und stärkeren Trieb voll aus. Die Wiesen liefern bei entsprechender Nachdügung im Sommer einen guten zweiten Schnitt und anschließend gute Nachweide, oder, wo das nicht in Frage kommt, noch einen drit ten Schnitt. Biele Weidedüngungsversuche im vergangenen Jahr haben den Nach weis erbracht, daß man auf der Weide durch Stickstoffdüngung für fides angewandte Ic^ Reinstickstoff im Durchschnitt einen Mehrertrag von 20 Ltr. Milch neben entsprechendem Mehr an Gewichtszunahme und Erhaltungsfutter erzielt. Umgerechnct auf Stinkewerte brachten 1 kg Reinstickstoff einen Mehrertrag von 12,6 kg Stärkewerten. Im Sommer sind die Stickstoffdünger besonders billig. Die Preise sind augenblicklich herabgesetzt und betragen im Waggonbezug Juli 1929 76 Pfg. für 1 kg Stickstoff im salzsauren Ammoniak 80 „ „ 1 „ „ „ schwefelsauren Ammoniak 83 „ „ 1 „ „ „ Leunasalpeter 85 „ „ 1 „ . . Kalkammonsalpeter 103 „ „ 1 „ „ „ Kalksalpeter Sofern im Frühjahr keine ausreichende Vorratsdüngung mit PhoSphorsäure und Kali verabfolgt wurde, bringt die Sommerdüngung mit Ntttophoska IO mit größter Sicherheit reichen Futterwuchs. Wenn wir also durch 1 kg Stickstoff beispielsweise in Form von salzsaurem Ammoniak, da- 76 Pfg. kostet, 12 6 Ice Stärkewerte erzeugen, so kostet unS daS kg Stärkewert nur 76 : 12,6 — 6 Pfg-, während wir im Kraftfutter rm Durchschnitt für 1 Ice Stärkewert 3V Pfg. bezahlen. Jeder Landwirt, der Wiesen und Weiden besitzt, sollte sich überlegen, wie er die weiterhin verbilligten Sommestickstoffpreise aurnutzt, um auf seinen Weiden und Wiesen durch Nachdüngung ei weißreiches Weide- und Winterfutter billig zu erzeugen und an Aus gaben für Kraftfutter erheblich zu sparen. vr. weck-rd-ck Die Ergebnisse der Leipziger Früh jahrsmesse, dargestellt vom Institut für Konjunktur forschung. Leipzig, 18. Juli. Mit Rücksicht auf die große Be deutung der Messen für den Absatz der Industrie hat das Institut für Konjunkturforschung in Berlin gemeinsam mit dem Leipziger Meßamt, wie bereits im Anschluß an die Leip ziger Messen des Jahres 1928, so auch nach der Leipziger Frühjahrsmesse 1929 die Aussteller nach dem Ergebnis des Messegeschäftes befragt. Die Antworten der einzelnen Firmen sind im Institut für Konjunkturforschung bearbeitet worden. Das Gesamtbild von der Lage der verarbeitenden Industrie, das man auf der Leipziger Frühjahrsmesse gewinnen konnte, ist ein Spiegelbild der allgemeinen Konjunkturlage. Der Bericht über den Verlauf der Frühjahrsmesse ist unter dem Titel „Die Lage der verarbeitenden Industrie im Lichte der Leipziger Frühjahrsmesse 1929" beim Verlag von Reimar Hobbing in Berlin erschienen. In der Gegenwart hat der Rückgang des Jnlandab' satzes das Exportinteresse der Industrie erheblich gesteigert und wiederum zu einer lebhaften Erörterung über die Frage der Exportförderung geführt. Der vorliegende Bericht wertet hierzu die Erfahrungen aus, die das Institut für Konjunk turforschung in Verbindung mit dem Statistischen Reichsamt und dem Leipziger Meßamt bei der Analyse der Exportmärkte auf Grund der Außenhandelsstatistik, der Auslandsstatistik und der Berichterstattung über die ausländische Wirtschaft gesammelt haben. Diese Ausführungen werden durch eine Abhandlung über Werbewesen und Marklbeobachtung ergänzt, Ein- und Ausfuhr von Kraftwagen. Im Jahre 1913 führte Deutschland 7862 Personen wagen aus und 1830 Stück ein. Diese Zahlen veränderten sich im Jahre 1928 etwa im umgekehrten Verhältnis. Die deutsche Ausfuhr betrug 1928 insgesamt 4578 Personenwa gen, während die Einfuhr auf 17819 angestiegen ist. Bei den Lastkraftwagen wurden 1000 Stück im Jahre 1913 und 3413 im Jahre 1928 ausgeführt. Eingeführt wurden 1913 insgesamt 159 und 1928 rund 220 Lastkraftwagen. Hier ist also ein gesundes Verhältnis und ein Aufschwung des deutschen Außenhandels im aktiven Sinne eingetreten. Bei den Krafträdern wurden 3214 im Jahre 1913 und 4681 im Jahre 1928 ausgeführt. Die Einfuhr betrug 503 im Jahre 1913, dagegen 9512 im Jahre 1928. Die Einfuhr steigerung ist also auch hier, wie bei den Personenkraftwagen, weit größer als die Ausfuhrsteigerung. Haltet Md lest da; Mutzer Tageblatt! „Kommt ein Vogel geflogen?" Warnsdorf, 19 Juli. Dem Telunion-Sachsendienst werden aus Warnsdorf folgende niedliche Verse zugeschickt: Kommt ein Vogel geflogen, Bungts von fern einen Gruß? 's hat kein Brieflein im Schnabel, Doch ein Ringlein am Fuß. Liebes Vögerl, flieg weiter, Denn sonst kommt der Gendarm Und der nimmt dich ganz heiter Als „beschlagnahmt" untern Arm. Liebes Bogert, flieg weiter, Kommst mit Schub sonst nach Prag, Das Gesetz ist nicht g'scheiter, Aber groß der Betrag, Den berappen muß gran tig, Der dich pflegte so brav. ES verstarb die Romantik, Doch es lebt der Paragraph! Liebes Vögerl, beeil dich, Fliege ans und davon! Fliege fort und verweil nicht, Oder bist du ein.... Spion? x. p. Landeskirchliche Gemeinschaft Sonntag nachmittaa 2 Uhr Sonntagsschulr. 4 Uhr Juaend- burid für E. C. Abends '/.9 Uhr Vortrag. " Standesamts-Nachrichten Pulsnitz Geboren: — Aufgeboten: — Geheiratet: Der verw. Bandweber Robert Paul Richter, wohnhaft in Oberstem«, die Fabrikarbeiterin Anna Martha Lunze, wohnhaft in Pulsnitz M. S. — Der Oberwälzer Ernst Albert Garten, wohnhaft in Dresden, die Näherin Anna Frieda Milde, wohnhaft in PulSnitz. - Der Steinschläger Kurt Alfred Steglich, wohnhaft in Gersdorf, die Fabrikarbeiterin Elisabeth Margarethe Ullrich, wohnhaft in Pulsnitz M. S. — Der Färbereiarbelter Ernst Alfred Haase, wohn haft in PulSnitz, die FabrikarbeUerin Emma Elsa Schöne, wohnhaft in Pulsnitz M. S. — Der Gutsbesitzer Kurt Erhard Mager, wohnhaft m Mittelbach, die Wirtschafttaehilfin Rosa Frieda Mager, wohnhaft M Pulsnitz MS. Gestorben: Wilhelmine Bertha Dietrich geb. Uchte, 67 I., 10 M. uvd 5 T. alt, Pulsnitz. — Di- Rentenempfängerin Amalie Martha verw. Mägel geb. Klemmer, 73 I-, 2 M. und 6 T. alt, Puls- nitz M. S. — Ein totgeborener Knobc der Fabrikarbeiterin Martha Elsa Großmann, Lichtenberg. — Christian Heinz Moeller, 5 M. und 14 T. alt, Pulsnitz M- S. -X- Jmmrr größere Tanks werden gebaut. Unser Bild zeigt Ven neuesten amerikanischen Riesentank bei seiner ersten Probefahrt. Gr ist mit den modernsten Mitteln der Kriegstechnik ausgerüstet und ein sprechender Beweis dafür, wie die Völker im Zeit alter des Völkerbundes „ab- rüsten". -X-