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land des Altertums und des Mittelalters die Vogesen, den Schwarzwald, das fränkische Waldgebiet bis zum Fichtel und Erzgebirge, und zwar zumeist mit Fichten: mit Kiefern bestanden sind ganz Brandenburg, Schlesien, Posen sowie Oft- und Westprenßen. Im Harz und im Thüringer Wald halten sich Laub- und Nadelholz ungefähr die Waage. Frei lich ragten noch im alten Deutschland die Donnereichen in großen Mengen empor, und im Schatten träumender Buchen haine wandelten fromme Klosterbrüder in erbaulichen Zwie gesprächen einher. Dann fing der Mensch an, den Nadelwald aus dem Laubwald auszuforsten, indem er ihn abschlug und nicht wieder erneuerte. Die empfindlichsten Abholzungen dieser Art hat der Betrieb der alten Salzbergwerke mit sich gebracht, besonders in der Lüneburger Heide, worauf die schon im Mittelalter sich erkennbar machende Waldlosigkeit von Tan germünde bis Halle zurückzuführen ist. Man rodete den Wald aus, um für die Bauern Wohnstätten zu schaffen. Bis zur Hohenstaufenzeit war im linkselbischen Deutsch land, soweit sich die örtliche Urbarmachung wirtschaftlich lohnte, mit derartigem Fleiß gerodet worden, daß fast nur noch die inneren Gebirgsgegenden mit größeren Waldungen bedeckt waren. Aus dieser Ursache heraus ist die schon da mals erfolgte große Auswanderung der überschüssigen Bevöl kerung über die Elbe nach Osten zu erklären, seiner die Kolonisation Ostdeutschlands sowie die Zurückdrängung des Slawentums durch das deutsche Bauerntum, das während eines halben Jahrtausends in zähem Kampfe gegen Laub und Fichtenwald ausrodenderweise vorging, bis dann Fried rich der Große aus jene mächtigen Brüche hinwies und sich für deren rationelle Erschließung einsetzte. Im 14. und 15. Jahrhundert hatte die kleinstaatliche Forstwirtschaft in Deutschland schon viel Segen gestiftet, als die Furie des dreißigjährigen Krieges dahergebraust kam und reichlich über ein Drittel der mühsam ausgebauten Arbeit wieder zunichte machte. Die Nöte jener schlimmen Zeiten mußte erst wieder das Lebenswerk mehrerer Generationen überwinden, die auch ihrerseits zu den Aufforstungen jener durch den Krieg verheerten Gegenden in steter Arbeit beitrugen. Besonders das 19. Jahrhundert ist es gewesen, das in langer, systematischer, segensreicher Tätigkeit unendlich viel geleistet und es dahingebracht hat, daß heute das Nadelholz über den Laubwald das Uebergewicht ausweist. Man hat nicht bloß öde liegende Heidestrecken, mit Kiefern bepflanzt, sondern auch in ehemaligen Laubgegenden, soweit in diesen menschliche Unvernunft kahle Oedhänge und dünne Flächen geschaffen hatte, Nadelaufforstungen eingeführt, so z. B. im Odenwald, der früher einmal völlig Laubwald gewesen ist. Ein gutes Viertel des Deutschen Reiches, das, was Waldreichtum anbetrifft, nur von Schweden, Rußland und Oesterreich-Ungarn übertroffen wird, ist heute Wald. Ein Drittel des deutschen Waldes befindet sich in Staatshänden, die beiden anderen Drittel gehören privaten Eigentümern. Möchten sie beide immer dessen eingedenk bleiben, welch hoher wirtschaftlicher Wert in diesem kostbaren Kleinode steckt und wie nötig es ist, dieses uns zu erhalten! 00—0—0—0 Erziehung Von IlscRiem Immer mehr setzt sich der Gedanke durch, in immer weiteren Kreiselt wird er vertreten, daß zu jedem Berufe eine möglichst umfassende und tiefgehende, gründliche Ausbildung gehöre, damit dann auch wirklich die höchstmöglichen Ergeb nisse erzielt werden können. Für jeden Beruf ist das selbstverständlich geworden, jeder sieht das ohne weiteres ein .... nur für den einen, wichtigsten, der die allerweitesten Auswirkungen, die tiefge hendsten Folgen hat, scheint es überflüssig zu sein .... für die Elternschaft, für die Erziehung junger, werdender Menschen. Man betont es jo gern, daß in der Jugend die Hoff nung der Zukunft und des Volkes liege, alle Sünden, die man selbst begangen hat, soll diese Jugend in ihrem späteren Leben wieder gutmachen, alle Fehler verbessern. Man sagt wohl auch, daß diese Jugend eine Pflicht ist und ihre Er ziehung eine ernste und schwere Aufgabe, der Beruf jedes Elternpaares. Nientand aber denkt daran, daß dieser Beruf wichtiger ist als alle andern und eigentlich eine besonders sorgfältige Vorbildung erfordert. Erziehen, das heißt neue Menschen formen, Richtung und Maßstäbe geben für ein ganzes Leben. Und das soll jeder ganz von selbst können. Menschen, selbst noch halbe Kinder, selbst noch mitten in der Entwicklung, sollen plötzlich — ohne selbst eine Ah nung vom Leben und seinen Kämpfen zu haben — leiten und führen können, nur weil sie verheiratet sind. Mädchen, immer ängstlich behütet im Elternhause, sorgfältig vor jedem Kennenlernen des Lebens bewahrt, sollen auf einmal einen Menschen reif und tüchtig zum Kampfe machen, sicher in sich selbst und nicht hin- und hergerissen von den Strömungen des Tages. Man meint, wenn Mädchen zur Ehe vorbereitet werden sollen, daß sie kochen und einen Haushalt führen können. Wenn es hoch kommt, lernen sie noch Säuglingspflege. Ein Mann kann überhaupt scheinbar alles von allein. Von ihm wird in keiner Weise eine Vorbereitung auf die Ehe verlangt. Nie mand aber macht diesen jungen Menschen klar, daß all diese äußerlichen Dinge schön und gut und ganz gewiß auch nötig sind, daß sie aber mit dem eigentlichen Wesen einer Ehe nichts zu tun haben. Daß in keiner Weise verbürgen, das aus diesem Zueinander zweier Menschen etwas Neues, Großes und Wert volles werde, aus dem dann junge und schaffende Menschen hervorgehen. Eine innere Vorbereitung, eine stete Arbeit an sich selbst gehört dazu, um auch wirklich das Recht zum Kinde zu haben, das die meisten sich einfach nehmen. Ein bewußtes Sicheinstellen auf das kommende Geschlecht in allem, was das eigene Leben betrifft, in Arbeit und Erholung, ein sich Klarmachen der Wirkungen für später sollte selbstverständliche Pflicht aller Heranwachsenden jungen Menschen, sein. Der Jugend sollte es eine heilige Pflicht sein, Leib und Seele rein zu halten, streng gegen sich im Großen und Kleinen, sich immer der Zukunst und ihrer Verantwortung bewußt. Junge Eltern werden doppelt hart gegen sich selber sein müssen, wenn sie ihre eigenen Schwächen im Wesen des Kindes wiederfinden und nicht ratlos und blind davor stehen wie so viele, die heftig verurteilen, was sie selbst dem jungen Menschen mitgeben, tue sich selbst viel zu unfehlbar ballen, als daß sie auf den Gedanken kämen, jeden Fehler des Kindes erst einmal bei sich selbst zu suchen und zu bekämpfen. Erziehung darf niemals ein Experiment sein. Jede wirk liche Erziehung bedingt zuerst strengste Selbsterziehung derer, die Führer und Lehrer sein wollen. °°°° Gibt es noch ehrliche Leute? °°°° Von Karl Ettlinger, München Manchmal möchte man ja daran zweifeln, aber dann erlebt man wieder einen so treuherzigen Fall von Ehrlichkeit, daß man die ganze Welt abküssen möchte. Man tut, was man kann.) Eine Konzertagentur hatte mich an verschiedene Kurorte „vermittelt." Auch nach dem kleinen wücttembergischen Luft kurort L. „Weltkurort" wäre zuviel gesagt, aber immerhin es gab dort einen Saal, — „Zur Sonne" oder „Zum Adler" oder „Zum Mondkalb", ich weiß den Namen nicht mehr. Und diesen Saal gab der Wirt nur her, wenn während des Vortrags Restaurationsbetrieb stattfinden durfte. Die Kunst geht nach Alkohol. Ich' komme an, bummle durch das Städtchen und ent decke die Kartenverlaufsstelle in einem Papierwarenladen. Als Gralshüterin eine biedere Schwarzwälderin, die sicherlich besser Kühe melken als Briejbogen und Eintrittskarten ver kaufen kann. „Ich bin der Mensch, der heute abend den Vortrag hält. Wie geht der Kartenverkauf?" — „Gut!" — Besorgen Sie auch die Abendkasse?" — „Nein!" — „Wer besorgt sie denn?" — „Das weiß ich nicht!" — „Aber ich kann mich doch nicht selbst an die Kasse setzen?!" — „Ach, das ist mir Wurscht, das geht mich nix an!" Ich gehe zu dem Saalwirt: „Besorgen Sie die Abend kasse?" — „Noi, noi, Herrle!" — „Ja, zum Kuckuck, wer besorgt sie denn?" Stimme aus der Gastube: „Gehen Sie mal zur Frau Soundso, die wird's tun!" „Woher wissen Sie das?" „Weil das meine Mutter ist! Die macht's schon!" Ich gehe zu der Frau, ein steiualtes Mütterchen, drei- viertels taub, aber na, vor und hinter dem Bilettschalter sind alle Menschen gleich. Der Vortrag steigt vor dichtbesetztem und noch viel dichter verrauchtem Saal, und in. der Pause rechne ich mit dem alten Weibchen ab. „Na, Mutterl, stimmt die Kaffe?" „Nein, es fehlen zwei Mark!" Wir rechnen gemeinsam, einmal, zweimal — es fehlen zwei Mark. „Macht nix, Mütterchen! Davon geht die Welt auch nicht unter!" Ich zahle ihr den vereinbarten Betrag, und sie humpelt kopfschüttelnd heimwärts. Die fehlenden zwei Mark schienen ihr arge Schmerzen zu bereiten. Am nächsten Morgen um sieben Uhr klopft's an meine Zimmertüre. Wer steht draußen? — Das Mutterle. „Hier sind die zwei Mark!" Etwas in unserem Jahrhundert kaum Glaubliches hatte sich ereignet: Als die Frau mit mir abgerechnet hatte, hatte ein Mann sie angesprochen: „Ihre Kasse kann doch nicht stimmen! Ihnen müssen zwei Mark fehlen! Ich habe das Wechselgeld, das Sie mir Herausgaben, in die Westentasche gesteckt und sah beim Zahlen des Kellners, daß es zwei Mark zu viel sind!" „O, du ehrlicher Vortragsbesucher! O, du ehrliches Mütterchen, dem die zwei Mark so glühend in der Hand brannten, daß sie sie mir morgens um sieben Uhr in den Gasthof bringen mußte! Aus lauter Angst, ich könnte schon abgereist sein. Gibt es noch ehrliche Leute? Uebrigens hatte ich in diesem Kurörtchen auch eine große künstlerische Genugtuung erlebt; nach dem Vortrag hatte mir der Wirt väterlich die Hand auf die Schulter ge legt: „Sie müssen unbedingt nächstes Jahr wiederkommen!" „Hat es Ihnen so gut gesallen?" „Ich hab' garnicht zugehört! Dazu habe ich keine Zeit! Aber wissen Sie: wir haben schon mehr so Vortragskünstler gehabt, aber noch bei keinm ist so viel getrunken worden, wie bei Ihnen!" —° Die Schulsachen ° Von Ella Boeckh-Arnold Hu! wie sehen die bei manchen Kindern aus! Aus gerissene Blätter der Bücher und Hefte, verstoßene Ecken, Reste eines Schutzumschlags, Fettflecke, Hinterlassenschaften manch verzehrter Butterbrote! Keine Mutter sollte derartiges dulden. An der Hal tung der Schulsachen erkennt man die Haushaltung, aus der das Kind stammt. Sie verraten den Lehrern ost viel mehr, als die Mütter ahnen. Es ist nicht gleichgültig, wie ein Kind mit seinem kleinen Eigentum umgeht. So, wte es seine Schulsachen hält, wird es dereinst auch das große ihm anvertraute Gut verwalten. Die Mutter muß immer wieder nachsehen, zur Ordnung anhalten, auf neue Umschläge drän gen. Sind sie gar zu schnell verbraucht, so muß das Kind aufmerksam gemacht werden. Es ist nicht der Papierwert, um den es sich hier handelt, sondern um die Einstellung des Kindes zu seinem ileinen Gut. Nichts ist fürs Leben so wertvoll, als wenn man Treue im Kleinen gelernt hat. Diejenigen Menschen, die im Kleinen nicht treu sind, werden es auch mit großen Dingen nicht sein. Darum muß man die Kinder srüh lehren, Ord nung zu halten, mit dem eigenen oder anvertrauten Gut sorgfältig umzugehen und nichts, sei es noch so geringwertig, zu vergeuden. Solche Erkenntnis ins Leben mitgeben, ist mehr als Gut und Geld, denn es hilft, solches zu erwerben, während unordentliches und leichtfertiges Umgehen mit den Dingen des täglichen Lebens ein Helfer zur Armut ist. „Wer Großes schaffen will, der tu's in kleinen Dingen, in kleinen Dingen treu, schafft großen das Gelingen." Mit oder ohne Hut? Kopfbedeckung und Gesundheit Das Tragen einer Kopfbedeckung wird von vielen Menschen im Sommer als störend empfunden, weil der Hut auch dann, Wenn er nur aus leichtem Material besteht, die den Kopf unmitttelbar umgebende Luft ziemlich fühlbar er wärmt. Bis zu welcher Höhe diese Erwärmung steigen kann, haben neuerlich angestellte Untersuchungen erwiesen. Trägt man einen leichten Strohhut, dessen nicht zu festes Flecht werk immerhin noch luftdurchlässig ist, so ist die Wärme unter dem Hut allerdings noch nicht allzugroß, da sie etwa 25 Grad Celsius beträgt. Doch schon der Filzhut hält die Durchlüftung so zurück, daß die Wärme unter dem Hut bis auf 30 Grad steigen kann. Beim Tragen von Woll- und Baumwollmützen, wie sie besonders bei der Ausübung von verschiedenen Sport arten viel benützt werden, entsteht jedoch so viel Wärme, daß an heißen Tagen die Temveratur unter der Mütze bisweilen 37 und mehr Wärmegrade erreicht. Selbst die Leinenwütze gestattet keine so gute Durchlüftung, daß der Kopf kühl bleiben kann; Mützen sind überhaupt für den Sommer eine unzweck mäßige Kopfbedeckung, weil sich auch die leichteste Mütze dem Kopf so dicht anpreßt, daß er von der Außenluft saft gänzlich abgeschlossen ist. Für den Sommer ist also jeden- salls das Tragen leichter Strohhüte jeder an deren Kopfbedeckung vorzuziehen. Dieser Erfah rung folgte man auch schon in früherer Zeit, sowohl im alten Rom, wo die Schiffer und Bauern bereits einfache Strohhüte trugen, als auch im alten Deutschland, wo man es bei ein zelnen Volksstämmen, wie den Friesen und Sachsen, schon verstand, aus Strohhalmen Kopsbedeckungen herzustellen. So gar auf Zeichnungen, die man in mehreren, aus der Bronzezeit stammenden Gefäßen eingeritzt fand, sind breitrandige Hüte dargestellt, deren Wiedergabe genau ein Flechtwerk erkennen läßt. — Blinder Passagier eines AeroplanS. Ein Schuljunge aus Harkensack im Staate New Jersey flog kürzlich hinten auf einem Verkehrsflugzeug, ohne daß der Pilot eine Ahnung davon hatte, eine Strecke von fünf undfünfzig Kilometer mit. Der Pilot hatte den Knaben, der auf dem Flugplatz Stammgast war, ersucht, das Steuer umzustellen, aber in diesem Augenblick sprang der Apparat so unerwartet nach vorn und in die Höhe, daß der Jung« nicht mehr loslassen konnte. Er arbeitete sich auf den Schwanz teil des Aeroplans hinauf, an dem er sich mit beiden Händen esthielt. So ging es in die Höhe. „Ich war nicht er- chrocken," erzählte der Schuljunge später, „aber es war mir ehr kalt. Ab und zu mußte ich eine Hand loslassen und mit hr aus den Rumpf des Flugzeuges schlagen, weil sie sonst erstarrr wäre. Bei der Ankunft war ich vollkommen steif." Das einzige, war der Pilot merkte, war, daß der Apparat hinten so schwer zu sein schien. Die Rückfahrt legte der Knabe bequemer zurück, nämlich in der Kabine. Eine Unzahl Worte brauchst du, Um zu leugnen, zu entschuldigen, Schon der zehnte Teil genügte, Würdest du der Wahrheit huldigen.