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Str. 137. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 15 Juni 1929. Seite 7 drei (statt bisher vier) Abgeordnete in den neuen Land tag entsenden. Die Z e n t r u m s p a r t e i ist im Land tag wiederum nicht vertreten. Besprechungen über die Regierungsbildung. Der Interfraktionelle Ausschuß der Regierungs parteien nahm einen Bericht des Fmanzministers über die Finanz- und Kassenlagc des Landes entgegen. Bis Anfang nächster Woche wird dem Landtag eine Auf stellung der nach Meinung der Regierung unvermeidlichen Kürzungen am Staatshaushaltsplan vorgelegt werden. Die unter dem 11. Mai von der Regierung er lassenen Notverordnungen über die Grundsteuer für die Rechnungsjahre 1928 uns 1929 sowie über die Verteilung des Landesänteils an der Krastfahrzeugsteuer für das Jahr 1929 wurde einer allgemeinen Besprechung unter zogen. Die Fraktionen müssen hierzu noch Stellung nehmen. Die Besprechungen über die Regierungs bildung führten noch zu keinem Abschluß; sie sollen in der nächsten Woche fortgesetzt werden. »« - -W-- - Todesurteil im Mordprozeß Salewski. Das Schwurgericht Leipzig hat im Mordprozcß Salewski den Angeklagten, den Zimmermann Salewski aus Leipzig, wegen Mordes zum Tode verurteilt. Sa lewski war beschuldigt, im Dezember 1928 in Klein- Miltitz seine frühere Braut, die Packerin Erna Völkel, erschossen zu haben. Er hat die Tat nicht eingestanden. Die Verurteilung erfolgte auf Grund eines Indizien beweises. Sport ; Turnen z Spiel «»»«MM, l Turne« (v. D) Der Turnverein Pulsnitz M. S. sährt zur SO-Jahrfcier des Tv. Bischheim verbunden mit Turnerinnen-Triffcn des Meißner Hochland- gaues am Sonntag, den 16. Juni mit Spielmannszug um 12 Uhr vom Vereinslokal Menzel per Lastauto. Zum Kommers heute abend im herrlichen Schloßpaik, an welchem auch unsere Turnerinnen Mit wirken, Anmarsch punkt V-8 Uhr. Zahlreiche Beteiligung wird erwartet Fuhball Ok-S. Sonntag, den 23. Juni 1929 in Zittau: Endspiel um die Baumeisterschast der 3 Klasse. Sportfreunde 1. : Fußballklub „Sochsin" Zittau 1. Anstoß 3 Uhr, Interessenten, welche sich an dir Fahrt beteiligen wollen, werden gebeten, sich bis spLIestenS nächsten Mittwoch abends 8 Uhr bei Sport freund Max Järgel (Bismaickplotz) zu melden, um evtl. Gesellschafts fahrt bei der Reichsbahn beantragen zu können. Bis Mittwoch abend ist auch das Fahrgeld zu hinterlegen. Fahrpreis hängt Montag im Kasten aus. Es wird eine zahlreiche Beteiligung erwartet, deshalb also rechtzeitig Anmeldung brwirken Näheres über 8 Tage an dieser Stelle. kr. Handball <0. T.) Ergebnis vom Sonntag, den 9. Juni: Oberlichtenau 1. : Ottendorf 1. 8 : 3 (4 : 1). In diesem Spiel konnte Oberlichtenau ein Ergebnis erzielen, was niemand gedacht und erwartet hätte. Ottendorf mußte von der ersten Minute an die technische Ueberlcgendeit Oberlichtenaus anerken nen; das drückte sich auch in den fälligen Toren aus. Noch nie spielte die Oberlichtenauer Elf so zusammen, wie da in Ottendorf. Der Schiedsrichter Eichler (Turnverein Radeberg) bestätigt- die technische Ueberlegenheit Oberlichtenaus am Schluß des so schönes Spieles; bleibt die Els der Gelb-Schwarzen so bestehen, wird sie noch manchem Gegner das Nachsehen geben. Sonntag, den 16. Juni, nachm. 4 Uhr, in Oberlichtenau: Oberlichtenau 1.: Tv. Copitz 1. Copitz kann nur ernst genommen werden. Da Oberlichtenau mit derselben Mannschaft wie vor acht Tagen antritt, kann nur ein knappe- Ergebnis zustande kommen. 8. Ergebnis vom 9. Juni: Pulsnitz M. S. 1. : Turnverein Lohmen 1. 2 : ki. Das Ergebnis entspricht nicht dem Spielverlauf; denn zwei Tore fielen durch glatte Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Pulsnitz M. S. 2. : Großröhrsdorf 2. 2 : 0 (1 : 0). Sonntag, den 16. Juni: Pulsnitz M. S. 1. und 2. komb. : Copitz 2. (hier '/,» Uhr). P. M. S muß kombiniert antreten, da von beiden Mannschaften Leute zum Frauenturnen in Bischheim find. Pulsnitz M. S. sollte somit einen Sieg erringen. Pulsnitz M. S. 1. Jgd. : Copitz 1. Jgd. (>/,2 Uhr). Auch hier müßte P. M. S. einen Sieg ernten. 8. 8. Vereinigung Pulsnitzer Kegelklubs Die Klubwettkämpfe dieser Woche brachten folgende Ergebnisse: Luschi- Genau Vorbei: 1288 —I3lO Holz, für jeden Klub 1 Punkt. Höchstwurf auf 50 Kugeln : 284 Holz, Karl Zimmermann (Genau Vor bei); 278 Holz, Arthur Schöne (L> schi). — Kommende Woche finden folgende Klubwettkämpfe statt: Dienstag, den 18. Juni: Eckentöter — Seltne Brüder (Gruppe >); Mittwoch, 19. Juni: Elipse — Vollstän dig Schnuppe (Gruppe 8). Der Klub Eckenlöter steht vor seinem letz ten schweren Kampf, und falls es ihm gelingt, den Kampf zu gewinnen, so hat er die Meisterschaft in Gruppe ä errungen. Dasselbe gilt auch sür den Klub Elipse, und braucht dieser auch nur noch diesen Wett kampf zu grwinnen, um Meister in Gruppe 8 zu sein. Sollte diesen beiden Klubs die Gruppenmeisterschast gelingen, sr hätten solche am 9 Juli zum Entscheidurgskampf um den Wanderpokal der Vereinigung Pulsnitzer Kegelklubs auzutreien. V. K, Börse und Handel Amtliche sächsische Aotierunaen vom 14. Zuni. Dresden. Die Börse war gegen den Vortag so gut wie nicht verändert. Auf allen Gebieten traten Abschwächungen ein, die sich allerdings kaum über 2 Prozent bewegten. Von Banken lagen Reichsbank, Dresdener Bank, Danat und Brau bank etwas schwächer. Maschinenaktien zeigten so gut wie keine Veränderungen, Görlitzer Waggon verloren 3 Prozent. Der Textilmarkt war unverändert. Elektro- und Fahrrad- akticn zeigten unwesentliche Veränderungen. Auf dem kerami schen Markt lagen Rosenthal und Walter etwas niedriger. Leipzig. Die Börse verkehrte in lustloser Haltung. Die Kurse bröckelten weiter ab, besonders die der Spezialwerle. So verloren Schlchma und Stöhr je 4, Siemens Glas 3, Mittweidaer Baumwolle 2,25 Prozent. Anleihen ohne Ge schäft. Freiverkehr ruhig. Sächsische Tüll verloren hier 4,5 Prozent. Chemnitz. Die Börse war gedrückt. Größere Einbußen bis zu 5 Prozent zeigten Maschinenaktien; lediglich Hiltmann u. Lorenz waren etwa 3 Prozent gebessert. In Bankwerten notierten Bank für Mittelsachsen 125 nnd Bank für Handel und Industrie 145. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeil: Montag und Freitag nachmittag 2—1.30 Uhr. 14. 6. 10.6. 14. 6. 10.6. Weizen 77 Kilo 213-218 217—222 Weiz.-Kl. Rogg.-Kl. 12,4—12,8 13,0-14,2 12,8—13,2 13,5—14,7 Roggen 73 Kilo 193—198 198—203 Kaiseraus zugmehl 39,0—40,5 39,4—39,5 sommergst Futlergste 178—210 222—^32 178—210 Bäcker mundmehl 33,0—34,5 33,0—34,5 Hafer, ml. Raps, tr. 197-202 197—202 Weizen nachmehl 15,5—16,5 16,5—17,5 Mais Laplata Cinqu. 206—208 25,0-27,0 206—208 26,0-27,0 Znland- weizenm. Tvpe 70 H 31,5—32,0 31,5-32,5. Rotklee Trocken schnitzel 12,8-13,0 12,7-13,b Roggen- mehl 0 I Tvpe 60 31,0—32,0 31.5—32S Zucker schnitzel Kartofsel- flocken Futtermehl 18,2—18,6 14,5—15F 18,0—18,4 15,5-16,5 Roggen- mehl I Type 70 A Roggen- nachmehl A 8 v» cn I I 30,0-31,0 166-176 Die Börse behielt die schwache Tendenz bei. Berliner Produktenbörse: Stetig. Der Zeitmarkt eröffnete für Getreide hier etwas schwächer, um im Marktverlause sich wieder leicht zu befestigen. Brotgetreide auf prompte Abladung ist in den Preisen unnachgiebig gehalten und bleibt die Zufuhr mäßig. Hafer hat unveränderte Situation. Nach feinen Qualitäten besteht weiter Nachfrage. Mehl hat kleines Dedarfsgeschäft. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Klei» brutto, einschl. Sack frei Berlin. 's Hektolitergewicht 7450 kg. '1 do. SV Ke. lMt, Veiz. 14. 6 29 13 6. 29 100 tr« Mehl 70 14. tt. 29 13. 6. 29 mark 211.0-212.0 211.0-212.0 Weizen 24.0-28.2 24.0-28.2 Mai — — ! Roggen 25.1-27.6 25.2-27.6 Juli 222.0-223.5 222.0-223.5 Weizenkleie 11.7-12.0 11.7-12.0 Sept. 233.0-235.0 232.0-234.0 Roggenkleie 11.7-120 11.7-12.0 Roga. Weizenkleir- mrk.^> 187.0-188.9 187.0-189.0 melasse — Mai — Raps (1000 tr«) — Juli 201.0-202.2 201.0-202.5 Leinsaat (do.) —- — Sept. 208 5-209.0 208.7-209.7 Erbsen, Viktoria 40.0-48.0 40.0-48.0 Gerste Drau Futt-, Indust. Wint. Kl. Speisecrbsen 28.0-34.0 28.0-34.0 Futtercrbsen 21.0-23.V 21.0-23.0 Peluschken 25.0-26.0 25.0-266 176.0-182.0 176.0-182.0 Ackerbohnen Wicken 21.0-23.0 27.0-30.0 22.0-24.0 27.0-30.0 Lupinen, blau 18.5-19.5- I8 5-I9.5 Haier . gelb 27.0-29.0 27.0-29.0 mark. i78.0-188.v 178.0-188.0 Seradella, neue — — Mai — Rapskuchen 18.50 18.50 Juli 187.0-188.5 190.0 Leinkuchen 21.3-21.6 21.3-21.6 Sept. 188.5-191.0 190.00 Trockenschnitzel 11.25 11.25 Mais Soya-Extrakt. Berlin — Schroi 18.4-193 18.5-19 4 Plata — — Kartoffelflocken 16.9-17.4 16 9-17.4 Berliner Dchlachtviehmarkt. Auftrieb: 2220 Rinder> darunter 605 Ockfen, 507 Bullen, 1108 Kühe und Färsen, 2150 Kälber, 10 261 Schafs (zum Schlachthof direkt seit letztem Vich- markt 957), 10 979 Schweine (zum Schlachthof direkt seit letztem Viehnmrkt 1602), 366 Auslandsschweine. Verlaus: Bei Rindern ziemlich glatt, bei Kälbern langsam, bei Schafen u Schweinen ruhig. Preise: Ochsen a1) 58—61, a2) —, b1) 55—58, b2) —, c) 49—53, d) 42-47; Dullen: a) 54—56, b) 51—53, c) 49—50, d) 47^8; Kühe: a) 45—50, b) 37—42, c) 31—35, d) 24—28; Färsen: a) 54 bis 57, b) 49—52, c) 43—47; Fresser: 40—47; Kälber: a) —, b) 77—80, c) 60—70, d) 50—58; Schafe: a1) —, a2) 64—67, b1) 60—63, b2) 51—56, c) 50—59, d) 40—48; Schweine: a) —, b) 71—78, c) 76—77, d) 74—76, e) 72—73; Sauen: 73—74. (Ohne Gewähr.) Magdeburger Zuckernotierungen. Gemahl. Melis bei prompter Lieferung innerhalb 10 Tagen 24,75 u. 25,25, bei Liefe rung Juni 25,25, Juli 25,40, August 25,55. Tendenz: Ruhig. (Ohne Gewähr.) Tie Viohpreise der Woche. (Mitgeteilt vom Deutschen Landwirtschaftsrat.) Rinder Kälber Schafe Schwein» Augsburg . . 24—62 58—80 — 65—82 Berlin . . 24—61 50—87 40—70 . 75—82 ! Bremen . . 32—64 62—83 — — Breslau . . . 15—56 49—75 47-65 75—85 Dortmund . . 30—64 65—85 — 63-^80 ! Danzia (i.Guld.) 18—51 30—73 35—45 60—74 Dresden . . . 28—61 62—82 50—72 66—79 Chemnitz . . , 25-60 68-84 30—60 60—80 Düsseldorf . . 22—63 45—81 —— 64—82 . Elberfeld . . 28—65 45—80 —— 60-80 ' Essen . . . . 30—64 50—115 40—60 67—81 Frankfurt , . 30-66 60—83 — 73—80 - Hamburg . . 28—61 60—88 18—70 65—78 ' Hannover » . 25—60 40—90 50-63 65—78 Karlsruhe . , 22—64 75—84 — 00-82 Kassel . . . . 21—62 55—80 —— i 64—75 s Kiel . . . . 22—61 32—105 —— 50—74 Köln . - . . 28—65 55—115 —— 68—84 Leipzig . . 22—61 65—83 50-70 62—77 Magdeburg « , 24^-60 40-120 30—58 70—82 Mannheim . 18—63 64—84 55—58 66—80 München . . . 18—64 60—90 — 64—83 Nürnberg . . 25—64 80—105*) — 80—83 Plauen . . . 30—60 75—90 65—75 68—81 Stettin . , . 16-54 30—82 20—63 60—78 Stuttgart . . . 16—64 58—83 — 54—82 Wiesbaden , . 25—64 50—78 — 72—75 Zwickau . . 15—56 60—78 45—66 67—78 Regensburg . . 10—60 70—105 70—1ÜZ *) Schlachtgewicht. Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tier« uni» schließen sämtlich« Spesen des Handels ab Stall und Fracht Markt- und Verkanfsspesen, Umsatzsteuer sowie den natürliche« Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stall; preise erheben. (Ohne Gewähr.) t DLV VLVtOVLRÄL Lokn A^ORRK«LR» VO»» DoVvEllLLVE 24. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Die Arbeiter hängen mit einer Verehrung und Liebe an Ihnen, wie es selten oorkommt.. Ihre humanen Be- strebungen, sagt Papa — — würden von allen aner kannt. Sie sorgten für jeden einzelnen von ihnen. „Das sagt Ihr Papa?" fragte er, während es in seinen Augen aufflammte. „Und Sie Sie glauben dasselbe von mir?" „Ja." „Inge." „Mister Williams hörten Sie nichts? Was war das?" fragte Inge plötzlich erregt und lauschte angestrengt in das Dunkel hinaus." „Ich hörte nichts. Was meinen Sie?" „Mir war es, als wenn der Boden des Gartens von Tritten knirschte — —" flüsterte sie dicht an seiner Seite, „ich sah etwas Dunkles sich im Schatten des Buchenganges bewegen mein Gott Mister Williams — — ah." Ein kurzer Aufschrei. Mit einem Griff packte Inge den Amerikaner am Arm und zog ihn mit solcher Kraftanstrengung zurück, daß er taumelte. Fast gleich zeitig krachte ein Schutz ein blitzendes Feuer zuckte auf. Rauch und Pulverdampf und darauf kaut- lose, fürchterliche Stille. Nur in der Ferne eilende, Nie- hende Schritte. — — Williams hatte den Arm um die zitternde Inge ge- schlungen und beugte sich ZU ihr herab. ,T)hne Sie wäre ich setzt ein kalter Mann Ihr kühner Griff bewahrte mich vor der todbringenden Kugel. Dort in die Bretterwand der Verandta schlug sie em " „Gottlob." Inge zitterte noch immer. „Man mutz ihn halten. Mein Gott, wenn er noch einmal " „Fürchten Sie das nicht, er wird den Mordanschlag nicht zum zweiten Male wagen, besonders an dieser Stelle nicht mehr. Und wenn er es doch täte? Was habe ich zu fürchten, wenn ein Engel mich beschützt? Inge Inge." Heitz und leidenschaftlich klang die Stimme von sei nen Lippen. Er preßte die zarte Gestalt an seine Brust, er streichelte ihr Haar. „Inge wo bist du? Woher kam der Schutz?" Bleich und an allen Gliedern zitternd, stand Frau Selmbrecht in der Haustür. Ihre an die Helke des Zim mers gewöhnten Augen erkannten in der Dunkelheit die beiden sich umschlungen haltenden Gestalten nicht. Da fuhr Inge wie aus einem Traum empor und machte sich mit jähem Ruck aus Williams Armen frei. „Mutti, sei ruhig, wir sind unversehrt — — nur noch vor Schreck erstarrt. Latz uns zu Papa ins Zim mer gehen, damit er sich nicht ängstigt." „Du bist nicht allein, Inge." „Nein, Mutti Mister Williams " 5n diesem Augenblick trat Mister Williams vor und erklärte mit wenigen Worten sein Hiersein. Die Angestellten der Villa, Diener, Kutscher, Köchin und Stubenmädchen waren unterdes ebenfalls herbeige, stürzt und forschten mit angstvollen Mienen, was es ge geben hätte. Sie hätten den Schutz gehört und geglaubt, die ganze Billa würde in die Luft gesprengt. Wenige Worte genügten zu ihrer Beruhigung, we nigstens mutzten sie sich mit Mr. Williams Erklärung, es sei nur ein Scherz gewesen, zufrieden geben. Erst als Williams mit Frau Helmbrecht und Inge zu dem blinden Fabrikbesitzer in die Stube trat, erzählte er den Vorgang, wie er wirklich gewesen war. „Wenn Fräulein Inge nicht die Geistesgegenwart gehabt hätte, mich im entscheidenden Moment zurückzuzie- hen, so würde mich die Kugel unfehlbar durchbohrt haben," schlotz er seinen Bericht, indem ein herzlicher Blick das errötende junge Mädchen streifte. „Wie geschah denn vas, Inge?" fragte Helmbrecht sehr erstaunt. „Wie konntest du ahnen, was ein Anderer im Hinterhalt führte?" „Papa — — jch hörte Schritte — — ich sah eine dunkle Gestalt und da faßte mich plötzlich eine furchtbare Angst eine Ahnung, es könnte Franz Lin den sein." „Franz Linden?" riefen Helmbrecht und Williams fast gleichzeitig in höchstem Erstaunen aus. „Wie kommst du auf Franz Linden, Kind?" Inge wurde jetzt bleich. „Weil — — weil ich schon längst fürchtete, — Franz Linden würde noch einmal zurückkommen und sei- nen Mordversuch wiederholen." „Inge, ich verstehe nicht, — — was sprichst du, was meinst du?" fragten Vater und Mutter. „Fräulein Inge, woher wuhten Sie?" forschte auch Williams und blickte gespannt in das jugendliche Gesicht, in dem eine heftige Erregung zuckte. Sie faßte sich jedoch schnell. „Jch erkannte ihn trotz des Dunkels an seinen funkelnden Augen — — ich sah den blitzenden Flinten lauf ich sah ihn das Gewehr anlegen und da — zog ich Mister Williams mit einem Ruck von seinem Standort fort — — Franz mutzte wohl schon gezielt haben, denn im gleichen Augenblick krachte der Schutz und ging fehl. Papa ich wollte dich nicht beunruhigen und unnötig erregen, setzt mutz ich dir wohl sagen, was ich weitz: Franz Linden bedrohte Mister Williams schon einmal mit dem Mester an jenem! Streiktage." „Williams, Williams, ist das richtig?" fragte Helm-, brecht, ganz bestürzt von dem Vernommenen. „Ja, Herr Kommerzienrat, es ist leider so. aber ich^ kann mir nicht erklären, wie Fräulein Inge zu dieser Kenntnis gelangt sein mag. Nutzer mir weih nur noch Seiffert darum, und er wird es gewitz nicht prelsgegebsv haben selbst dann nicht, wenn ich ihm auch mchi unverbrüchliches Schweigen auferkegt Hütte." (Fortsetzung folgt.) 1