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Nenlabilität der Siedlungs wirtschaft. Gegenwärtig steht wieder einmal bei städtischen wie auch staatlichen Behörden die Frage im Vordergrund, ob eine intensive Landwirtschaft durch Siedlungspolitik erreicht werden kann. Diese Frage ist insofern so schwierig zu ent scheiden, weil hier so viele Gesichtspunkte zu beachten sind: Bodenertrag pro Flächeneinheit, Kapital und Kredit, Maschinenwirtschaft u. a. mehr. Eine der wichtigsten Aufgaben der landwirtschaftlichen Siedlung besteht darin, die Großstädte und Industrie zentren mit wenig haltbaren Produkten — Milch, Fleisch, Gemüse und Obst — aus der nächsten Umgebung zu ver sorgen. Wenn solche Gärtnerstellen in der Umgebung der Großstädte systematisch geschaffen werden und diese ihre Produkte genossenschaftlich an die Großmärkto liefern, dann können wir uns in hohem Maße von der Auslandsbeliefe rung, der Einfuhr von holländischem Gemüse, dänischer Butter usw. freimachen. Zudem wird eine Versorgung aus nächster Umgebung nicht so leicht Störungen ausgesetzt sein wie eine Belieferung über mehrere hundert Kilometer Bahnstrecke. Die Stadt Berlin, deren Lebensmittelver sorgung phantastische Zahlen aufweist, die — per Eisenbahn, per Schiff, per Lastauto — kaum zu bewältigen ist, hat sich natürlich schon frühzeitig mit dem Siedlungsgedanken ab gegeben und seit ungefähr vier Jahren 4,8 Millionen für Meliorationen und Gartenbetriebe ausgegcben. Allein in dem Gebiet zwischen Werder und Brandenburg werden zur Zeit 8000 Morgen neue Wiesenflächen zur Haltung von 3000 Stück Rindvieh gewonnen. Dadurch läßt sich die Milch versorgung Berlins um mehr als 15 000 Liter täglich steigern. Ferner ist eine außerordentlich starke Zunahme von intensiv bewirtschafteten Gärtnereien, die Mittel auf dem Kreditwege erhalten, in der Umgebung der Hauptstadt zu verzeichnen. Für die Kleinstadt bestehen diese Schwierigkeiten nicht, einmal, weil sie teilweise Selbstversorger ist, dann aber, weil sie von der Landwirtschaft der Umgebung hin reichend versorgt werden kann. Hier würde jedoch die Siedlung eine Förderung des Geschäftslebens bewirken. Große Güter beziehen ihr Saatgetreide und Vieh durch den Großhandel, ihre Maschinen direkt von der In dustrie und besitzen für die Instandhaltung eigene Mecha niker. Die Schaffung von Bauern- und Gärtnerstcllen be wirkt die Entwicklung eines Handwerkerstandes und die Begründung eines ortsansässigen Handels an jenen Plätzern Die immer mehr zunehmende Zentralisation des Geschästs- lebens in der Großstadt erschwert es den meisten Berufen außerordentlich, an kleinen Orten ein Geschäft zu betreiben. Trotz der geschilderten Vorteile entwickelt sich die deutsche Siedlung sehr langsam, was seinen Grund in der Art der Finanzierung hat.. Die Mittel, die der Siedlung als Zwischenkredit zur Verfügung gestellt werden, sind ziemlich beschränkt, obwohl diese dort durchaus sicher angelegt sind. In letzter Zeit taucht daher immer mehr der Gedanke auf, daß die Kommunen von sich aus die Zwischcn- finanzierung für die Besiedlung von Gütern in ihrer Umgebung unterstützen müssen. Selbstverständlich hat man sich vorher darüber Sicherheit zu verschaffen, ob der Siedler, dem der Kredit gewährt werden soll, existenz- sähig ist und die Bewirtschaftung mit nötigem Verständnis durchführen wird. Danach erhält der Siedler aus staat lichen Mitteln einen Daucrkredit, der mit fünf Prozent zu verzinsen und zn tilgen ist. Als Beispiel sei eine Bauernstelle von ungefähr 00 Mor gen zu einem Preis von 82 bis 40 000 Mark angeführt. Von dieser Summe bringt der Siedler ein Viertel als An zahlung auf. Die restliche Summe von 24 000 bis 80 000 'Ed vom Staat gegeben, und zwar meistens 6000 Mark als Hauszinssteuerhypothek und den Rest als Tilgungshypothek. Für eine Gärtnerstelle mit 8 Morgen muß man einschließlich Ausstattung lObstbäume, zwei Morgen Spargclanlage, Dung für die erste Bestellung, Wasscranlage und Frühbeetfensters mit etwa 18 000 Mark rechnen. Hiervon bringt der Siedler als Anzahlung 4500 Mark mit: die restliche Summe ohne Hauszinssteuer muß der Siedler jährlich mit 675 Mark verzinsen Dafür hat er außer seiner Wirtschaftsexistcnz auch eine Wohnung. Der Bruttoertrag einer solchen Stelle kann normal mit 1000 Mark pro Morgen, also mit 8000 Mark pro Jahr an genommen werden. Daß diese Ziffer nicht zu hoch gegriffen ist, ergibt sich z. B. allein bei der Prüfung der Einnahmen aus Tomaten. Nehmen wir an, daß ein Pfund Tomaten dem Siedler 8 bis 10 Pfennig bringt, so hat er bei etwa 5000 Pflanzen eine Einnahme von 1200 Mark pro Morgen. Im allgemeinen kann man sagen, daß man sich heute nicht mehr mit einem Wort für die Großgütcrwirtschast oder die Siedlung entscheiden kann. Die Entwicklung ist in den letzten Jahren darauf hinausgcgangen, daß jedem der beiden landwirtschaftlichen Formen sein Aufgabenkreis zu gefallen ist. Bei manchen Produkten arbeitet der Gärtner intensiver, bet anderen die Großgüter, die mit ihren Maschinen rationeller arbeiten . Vogelschutz aus Weideflächen. Sind hier die blutsaugenden Insekten auf ein Mindest maß beschränkt, so kann das Vieh ruhig weiden und wieder- käuen. Man wird daher fleißig Nistgelegenhcitcn schaffen: für die Schwalben durch Anbringen von Leisten unterm Dach: für die Kleinvögel durch Anlegung von Buschheckcn,- für die Stare, die besonders Erdschnackenlarven, Würmer und Schnecken vertilgen, durch Aufhängen von Nistkästen lz. B. Berlepsch. B.) und Stehenlassen von Weiden und Pappeln mit ausgefaulten Astlöchern Im Park des mitter gutes Hundisberg (Provinz Sachsen) hängen allein 280 Starhöhlen, deren Bewohner kilometerweit die Felder und Grasflächen absuchen. Für Wiedehopf und Steinkauz emp fiehlt sich Berlepsch C. bzw. D. Wichtig ist auch eine Vogel tränke zum Durststillen und Baden. (dlacbckrucü sämtlicber Artikel uns Illustrationen verboten.) Die Veredlung unserer Gbstbäume, Unsere Obstarten sind alle durch langjährige Zucht aus wilden oder doch minderwertigen Sorten entstanden. Um nun eine gute Sorte genau echt zu erhalten, muß sie auf eine schlechte Sorte veredelt werden. Die Kerne ergeben nur in den seltensten Fällen brauchbare Bäume. Wir nehmen sie nur als Unterlage für das Edelreis. Diese Reiser schneidet man im Winter, jedenfalls aber noch in der Zeit der Saftruhe, am besten im Februar. Da wir sie erst im März gebrauchen, so stecken wir sie im Keller in feuchten Sand. Es gibt eine ganze Menge Veredelungsarten. Da ist zunächst die Kopulation. Wir verwenden sie nur, wenn Unterlage und Edelreis fast die gleiche Stärke haben, also bei Veredlung von einjährigen Bäumchen oder von einzelnen Zweigen. Wir schneiden zunächst den Wildling an der ge wünschten Stelle möglichst schräg ab und schrägen dann die untere Hälfte des Edelreises ebenso ab, daß also beide Schnitt flächen möglichst genau aufeinander passen. Wir setzen beide Flächen zusammen, verbinden sie gut mit Bast und verstreichen die Stelle mit kaltflüssigem Baumwachs. Auch das freie Ende des Edelreises erhält einen Abschluß vom Baumwachs. Jedes Reis bekommt drei Augen und zwar richten wir es so ein, daß immer einAuge der unteren Schnittfläche gegen- ubersteht. Oben wird das Reis kurz über dem dritten Auge schräg abgeschnitten. Eine Verbesserung dieser Methode ist das Kopulieren mit Gegenzungen. Unterlage fowie Edelreis erhalten in der Mitte der Schnittfläche einen kurzen Längsschnitt. Dann werden die Reiser behutsam ineinander geschoben und gut verbunden und verschmiert. Diese Art der Veredelung verbürgt ein inniges Verwachsen. Haben wir starkeÄste, so kommt zunächst das altbewährte Spaltpfropfen in Frage. Diese Art wird zwar von mancher Seite als roh hingestellt, ist aber leicht auszuführen und wächst auch sehr leicht an. Wir versehen den zu veredelnden Ast mit einem kräftigen Einschnitt, schneiden das Reis unten beider seits keilförmig zu und schieben es in den Schnitt, so daß außerhalb Rinde an Rinde anliegt. Das ist die Hauptsache. Man kann auch an jeder Seite der Spalte ein Reis einsetzen. Die Wundstellen werden verbunden und sehr gut mit Baum- wachs verschniert. Eine einfache Art des Veredelns ist das Rindenpfropfen, früher auch Pelzen genannt. Die Rinde erhält an geeigneter Stelle einen senkrechten Einschnitt und wird etwas gelöst, so daß das Edelreis eingeschoben werden kann. Dieses wird unten abgeschrägt und erhält zum besseren Aufsitzen einen Absatz. Auch hier kann man gegenüber noch ein Reis an- b ringen. Beim Geißfußpfropfen macht man zwei Einschnitte, die sich treffen. Dementsprechend wird auch das Reis von zwei Seiten abgeschrägt, daß es gerade in den Ausschnitt paßt. Ist der Ast stark, so kann man auch hier mehrere Reiser auf setzen und später das beste stehen lassen und die Schwächlinge entfernen. Beim Sattelschäften schneidet man das Reis wie beim Rindenpfropfen zu. Am Aste aber schneidet man genau nach der Größe der Schnittfläche des Reises ein Stückchen Holz nebst Rinde ab. Reis und Unterlage müssen gut verbunden und verschmiert werden. Um dem Reis festeren Halt zu geben, kann man auch hier mit Gegenzungen veredeln. S<-ttekcLa/is mü Um ein Abbrechen der wachsenden Reiser durch sich darauf, setzende Vögel zu verhindern, bindet man Stäbe an die ver edelten Äste und heftet die erscheinenden Triebe daran fest, oder man bindet bogenförmig eine Weidenrute über den veredelten Ast. Kückenfütterung. Nach dem Ausschlüpfen bedürfen die Kücken keiner Nah- rung am ersten Tage, da sie für 24 und mehr Stunden Nah rung aus dem Ei mitbekommen haben, man darf ihnen deshalb nicht vor 30 Stunden zum Fressen geben. In den ersten Tagen erhalten sie leicht verdauliche Stoffe, wie fein gehackte, hart gekochte Eier, mit Brotkrumen gemischt, Weiß käse, später auch gekochtes Fleisch, Gerstengrützen, Hirse, Bruchreis, dann gemahlene Weiche Knochen, getrocknete zerriebene Brennesseln und allmählich Weizen, Gerste, später Hafer für Legetiere, Mais für Masttiere. Vom fünften Tage ab kann man als Weichfutter täglich einmal gekochte Kartoffeln verabreichen. Als Ersatz für Grünfutter gibt man ihnen halbierte Futterrüben oder Weißkohl, ab und zu ge mahlene Mohrrüben. Das Futter darf nicht naß, sondern trocken krümelig sein. Zum Trinken gibt man nicht zu kaltes Wasser, nichts Saueres, auch Milch läßt man besser weg, da sie durch Gärung Darmkrankheiten verursacht, denen die Kücken leicht zum Opfer fallen. In den ersten Wochen füttert man alle zwei Stunden sechsmal am Tage. Das Futter muß unbedingt jedesmal frisch angemacht werden. Nach drei bis vier Wochen erhalten sie allmählich dasselbe Futter wie das Altgeflügel. Düngung feuchter Wiesen. Wiesen, die im Frühjahr unter Wasser stehen, düngt man erst nach Ablauf des Wassers, da sonst Nährstoffverluste un vermeidlich sind. Bei solchen Wiesen gibt man bei der Kali düngung den konzentrierten Kalisalzen den Vorzug. Ist schwerer Boden mit genügend Kalkgehalt vorhanden, ver- wendet man Superphosphat, auf mittleren Böden Thomas mehl. Die Höhe der Gaben bemißt man wie folgt: für je IO Zentner Heu, das man von der Wiese genommen hat, rechnet man Zentner 40^iges Kalisalz und 12—15 KZ Stickstoffdünger, am besten Kalkstickstofs. Wie erkennt man den Kalkmangel des Bodens. Es kommt nicht selten vor, daß trotz bester Düngung sowohl mit Stall- wie mit Kunstdünger die Erträge nicht den Wünschen entsprechen. Es liegt dies in vielen Fällen an dem fehlenden Kalk im Erdreich. Besonders ist dies bei den leichten Boden arten der Fall. Den Kalkmangel kann man schon äußerlich, ohne chemische Untersuchung, erkennen. Wo saure Gräser, Sauerampher, Hungerblümchen, Schachtelhalm und Spörgel üppig wachsen, ift ein solcher Mangel sicher vorhanden, ebenso auch dort, wo sich in Gräben bräunliches Wasser sammelt, dessen Oberfläche regenbogen farbig aussieht. Ob Land Kalk braucht, kann man auch da durch feststellen, indem man auf eine Schüssel Erde des betr. Landes etwas Salzsäure gießt. Bei stark kalkhaltiger Erde wird diese lebhaft ausbransen, bei Erde mit geringerem Kalkgehalt weniger heftig und solche mit ganz wenig Kalk verhält sich leblos. In allen Fällen schreite man im Herbst, wenn festgestellt ist, das Kalk fehlt, zu einer Düngung mit solchem, achte aber schon den Sommer über auf die genannten Anzeichen. Verfütterung angefrorener Futterrüben. Bei der Verfütterung angefrorener Futterrüben muß man für eine entsprechende Heu- und Roggenschrotfütterung sorgen, da die angefrorenen Rüben Durchfall Hervorrufen und die Heu- und Roggenschrotfütterung eine Stopfwirkung ausübt. Futterkalk. Der Kalkgehalt der Futterstoffe, die wir unseren Haustieren verabreichen, reicht sehr oft nicht Hin, um den Kalkbedarf des Tierkörpers zu decken. Wie oft sieht man, wie Schweine erdige Massen, Kohlenstücke und Knochen, Stoffe, die mehr oder weniger kalkhaltig sind, gierig verzehren. Bei jungen Tieren, besonders jungen Schweinen, sollte man die zur Knochenbildung notwendige Futterkalkzugabe nie fehlen lassen. Man verabreicht folgende Mengen von Futterkalk (phosphorsauren Kalk): an junge Schweine 3— 6 Z an Kälber 8—15 g an Milchkühe 30—50 g je Kopf und Tag. Schlemmkreide soll man nicht verabreichen, da ihre Ver- daulichkeit sehr gering ist und eine schädliche Wirkung auf den Magensaft ausgeübt wird. Pserdehufpflege. In den meisten Landwirtschaften, auch den größeren, wird im allgemeinen wenig Wert auf die Pflege der Pferde hufe gelegt. Diese Vernachlässigung führt aber zu vielen Schädigungen. Gewöhnlich wird einfach auf die Hornwand, ohne jede Entfernung von den darauf befindlichen Schmutz krusten, Wagenschmiere gestrichen, dieses Verfahren schädigt aber die Glasur des Hufes. Man sollte sich die Zeit nehmen, denselben jeden Morgen mit dem Hufräumer, einem dazu eingerichteten Eisen, auszukratzen, dabei kann auch gleich- zeitig der Beschlag auf seine weitere Brauchbarkeit hin nach- geprüft werden. Man wasche dann den Huf mit lauwarmem Wasser ah und spüle ihn damit aus, er erhält damit auch die nötige .Feuchtigkeit. Zum Einschmieren der Pferdehufe benutze man Schweine fett, am besten jedoch Vaseline, doch dürfen die Fette niemals ranzig sein, da diese dann eine Säure bilden, welche zersetzend auf die Hornmasse einwirkt. Auch ist es empfehlenswert, die Sohle von Zeit zu Zeit mit Fett oder auch Terpentinöl einzuschmieren. Zu Zeiten bilden sich zwischen Sohle und Wand Löcher, hohle Wände, diese müssen ebenfalls gereinigt und dann mit Teer be pinselt werden. Bas Putzen des Rindes. Durch eine regelmäßige Hautpflege kann man die Milch ergiebigkeit der Kühe erhebuch steigern, auch beim Masttier zeigt sich eine günstige Wirkung. Man wende dabei keine sogenannte Kuhstriegel an, durch welche das Tier oft ver wundet wird und jedes Putzen diese Wunde wieder aufreißt. Am zweckmäßigsten ist eine langhaarige, weiche Kardätsche. Vor dem Putzen wird das Tier mit einem nassen Strohwisch von Kot und Schmutz befreit. Vor dem Melken ist das Euter immer sorgfältig zu reinigen, indem man es mit warmem Wasser abwäscht und dann mit einem Tuch trockenreibt.