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Nr. 114. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 18 Mai 1929. Seite 7. Marktpreis* 1« «a«eaz am 16. Mai 1929 «m gestrigen Wochenmarkte wurden gezahlt pro Zentner Weizen, eff Gew. 77 Ke 10,80—IIM'Mk. Roggen, eff. Gew. 73 Ke 9.80—10,00 Mk Gerste— — — Mk. Haier 10,30 bis 10,50 Mk., Weizenmehl (Kaiserauszug) 23,00-23.00 Mk, Nooaenmehl (60'/,) 15,50—16,00 Mk., Weizenkleie 8,00 Mk., Rogaenkleie 8,50 Mark, Heu 6,50-700 Mark, Flegel- stroh 3,75 Mark, Futterstroh 3,50 Mark, Streustroh 3 00 Mk., Kartoffeln 3,50—4,00 Mk. pro Zentner, Rotklee 0,90— 1,00 Mk., W-Mee 1,20 Mk„ Schwedenklee 1,50 Mk., S-radella 0.35 Mk., GraS 40-60 Pf». Runkel Mk., Knörrich 0,30-0,35 Mk., Peluschken 0,22 Mk, Erbsen 0,24 Mk., Butter 2,00-2,10 Mk. das Pfund Sier 10 Pfg. da» Stück. Ferkel 36-45 Mk., Läufer 78-90 Mk., Gänse (Kcie- schel) 3,50— 4,80 Mk. da» Stück. Für ausgesuchte Ware Preis über Notiz. Auftrieb auf dem Btehmarkt: 7 Rinder, 2 Kälber Börse und Handel Amtliche sächsische Aotierunaen vom 17. Bai. Dresden. Die Börse zeigte im Gegensatz zu den letzten Tagen eine freundlichere Haltung. Es regte sich wieder etwas Unternehmungslust, die bei verschiedenen Papieren zu leichten Kurscrhöhungen führte. Besonders beachtenswert waren die Freigabewerte der Photopapierindustrie, von denen Vereinigte Photoaktien 19, desgleichen Genutzscheine 21, Dr.-Kurz-Aktien 16, desgleichen Genußscheine 2,75 und Dresdener Albumin- Genußschcine 12,5 Prozent gewannen. Ferner lagen höher Polvphon um 14, Thode-Stammaktien und Hörmann um je 7, Hofmann Glas um 5, Kunstanstalt May um 3,25, Steatit um 3, Vereinigte Strohstoff und Bergmann um je 2,25, Dresdner Bank, Schubert u. Salzer und Mimosa um je 2 Prozent. Da gegen erlitten Einbußen Deutsche Jute um 5, Wanderer um 4,75, Schösserhof um 4, Union-Diehl um 3 und Expreß-Stamm aktien und Somag um je 2 Prozent. Von Renten verloren 5pro;cntigc Landcskulturrentenscheine III 1,75 Prozent. Leipzig. An der Börse war das Geschäft sehr ruhig. Die Kurse konnten sich leicht befestigen. Größere Gewinne er zielten Polyphon mit 17, Geraer Jute mit 25 und Schubert u. Salzer mit 5 Prozent. Anleihen still und nur wenig ver ändert. Freiverkehr ruhig bei fast unveränderten Kursen. Junge Polyphon gewannen 15 Prozent. Chemnitz. Die Börse verkehrte in fester und zuversicht licher Haltung. Die auf allen Marktgebieten hervorgetretene Nachfrage führte zu steigenden Kursen. So gewannen David Richter 13,25 und im späteren Verlauf weitere 5 Prozent, auch Schubert u. Salzer lagen fester. Von Texttlaktien wurden Dittersdorfer Filz 3 Prozent höher bezahlt, während Bachmann u. Ladewig 4 Prozent verloren. Von den sonstigen Jndustriewertcn verloren Triptis und Emil Uhlmann eine Kleinigkeit. Banken bis zu 2 Prozent höher. Der Freiver kehr zeigte in der Hauptsache alte Kurse. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeil: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 17.5. 13.5. Weizen 77 Kilo 217—222 210—224 199—204 200-205 Sommergst — 228—235 Futteraste 185-215 190—220 Hafer, ml. 212—217 212—217 Raps, tr. — Mais Laplata 220—222 220—222 Einqu. 27,0—27,5 27.0—27.5 Rotklee — 1,45—1,55 Trocken ¬ schnitzel 15,8—16,0 15,8—16,0 Zucker ¬ schnitzel 20.8-22§ 20,8—23,0 Kariofscl- flocken 19,8—20,0 20,0—20,2 Futtermehl 17,0—18,0 17,5—18,5 Weiz.-Kl. Rogg.-Kl. Kaiseraus zugmehl Bäcker mundmehl Weizen nachmehl Fnland- weizenm. Type 70 A Roggen- mehl O I Type 60 A Roggen mehl l Type 70 N Roggen- nachmehl 17.5. 13. 5. 13,6—14,014,0—14,4 14.2—15,4 14.2-15,4 39,0—40,5 39,5—41,0 33,0-84,533,5—35,0 18,0-19,018,5—19,5 31,5—32,5 32,0—83,0 31,5—32,5 31,5—32,5 30,0—31,030,0—31,0 18,0—19,0 18^—19,5 Berliner Börse vorn Freitag. Die Dorbörse hatte ziemlich schwache Tendenz, die lediglich darau, zuruckzusichren war, daß 7000 nom. Siemensaktien ange- boten wurden. Berlin«: Produktenbörse. Die Auslandsmärkte lauteten kaum verändert, die Binnen- zufuhren Halton sich in weiter mäßigen Grenzen. Die Preise sind ziemlich gehalten, zumal Liverpool im Verlaufe leicht befestigte Kurse meldete. Roggen, durch die polnische Konkurrenz eher nach unten beeinflußt, gab nach. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschll Sack frei Berlin. IM kg 17. 5. 20 16. 5. 28 wo Ng 17. 5. 29 16. 5. 29 Weiz. Mchl 70 24.2-28.7 märt 220.0-221.0 220.0-221.0 Weizen 24.2-28.7 Mai 231.0 230.50 Roggen 26.1-28.0 26.2-28.0 Juli 234.0-234.7 234.0-234.5 Weizenkleie 13.0-13.2 13.0-13.2 Sept 239.5 240.0 2385-239.5 Roggenkleie 13.50 13.50 Roga. Weizenkleie- mrk. -) 195.0-200.0 197.0-201.0 melaffe —» Mai 208 50 Raps (1000 kp) — —— Juli Sept. Gerst» Brau 212.0- 212.5 212.2-213.0 Leinsaat (do.) — — 215.0-216 0 215.5-2160 Erbsen, Viktoria 43.0-50.0 43.0-50.0 Kl. Speiseerbsen 28.0-34.0 28.V-S4.0 218.0-230.0 218.0-230.0 Futtererbsen Peluschken 21.0-23.0 25.0-26.5 21.0-23.0 25.0-26.5 Futt-, Indust. 187.0-197.0 l88.0-198.0 Ackerbohnen Wicken 22.0-24.0 28.0-30.0 22.0-24.0 28.0-30.0 Wint. Lupinen, blau 17.0-18.0 16.5-17.5 Hafer 194.0-200.0 185.0-201.0 - gelb 22.0-24.0 22.0-24.0 märk. Seradella, neue 56.0-62.0 56.0-62.0 Mai —— 201.00 Rapskuchen 19.0-19.2 19.0-19.2 Juli 203.0-203.5 203.50 Leinkuchen 21.8-22.0 21.8-22.0 Sept. Trockenschnitzel 12.7-13.1 12.8-13.2 MaiS Soya-Extrakt. Berlin — — Schrot 19.2-20.2 20.4-20.2 Plata — — Kartoffelflocken 16.8-17.4 16.8-17.6 ') Hektolitergewicht 74,50 Kz. ') do. 69 KZ. Berliner Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 1448 Rinder, darunter 255 Ochsen, 380 Bullen, 813 Kühe und Färsen, 2850 Käl ber, 2320 Schafe (133 direkt zum Schlachthof), 7009 Schweine (zum Schlachthof direkt seit letztem Viehmarkt 1721), 286 Auslands schweine. Verlauf: Bei Rindern ziemlich glatt, bei Kälbern langsam, bei Schafen und Schweinen ruhig. Preise: Ochsen: al) 50—58, k>1) 51—54, c) 46—49, d) 40—43; Bullen: a) 52—54, b) 50—51, c) 46—48, d) 44—45; Kühe: a) 42—47, b) 34-^0, c) 28—33, d) 22—25; Färsen: a) 52—54, b) 46—50, c) 41—45; Fresser: 40—48; Kälber: b) 72—80, c) 58—70, d) 45—55; Schafe: a2) 63—66, b1) 58—62, b2) 50—52, c) 60—56, d) 35—48; Schweine: b) 70, c) 70, d) 68—70, e) 66—67; Sauen: 63—64. (Ohne Gewähr.) Die Viehmärkte der Woche. (Mitgeteilt vom Deutschen Landwirtschaftsrat, Devlin.) Rinder Kälber Schafe Schweine Augsburg . . 25—60 70—90 — 60—80 Berlin . . » 22—58 45—86 35—66 64—73 Bremen . . 30—62 60—80 70 Breslau . . 15—54 53—83 42—63 63—75 Dortmund » . 25—63 50—82 60—80 Danzig . . 18—51 27—90 25-^3 65—76 Dresden . . . 27—60 52—85 35—72 65—78 Chemnitz . . . 22—57 57—88 62—78 Düffeldorf . . 20—63 40—110 . 62—79 Elberfeld . . « 25—72 45—75 — 63—77 Essen . . . » 28—63 45—110 — 72—79 Frankfurt . . 30—64 65—82 55—78 Hamburg « . . 26—58 60—88 — 61—72 Hannover . . 22—59 45—85 45—65 58—72 Karlsruhe . . 22—59 58-80 ! 63—81 Kassel . . . . 22—62 65-80 : 63—73 Kiel . , . . 20—57 30—109 65—73 45—70 Köln . . . . 25—60 48—110 65—70 63—79 Leipzig . . . 30—62 60—82 58—74 66—75 Magdeburg . . 24—56 45—79 20—60 63—75 Mannheim . . 18-62 56—88 56—58 62—79 München . . . 20—60 85—98 62—82 Nürnberg . . 25—62 85—112 — 76—80 Plauen . . 24—60 68—88 60—76 70—80 Regensburg . . 10-50 65—105 95—105 70-100 Stettin . . 15—54 30—80 20—65 58—72 Stuttgart . . 21—61 70—95 —— 53—77 Wiesbaden . . 25—64 57—82 — 64—75 Zwickau . . 18—56 55—88 50—70 70—82 Die Preise sind Marktpreis« für nüchtern gewogene Tiers »nd schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall und Fracht, Markt- und Perkaufsspesen, Umsatzsteuer sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müßen sich also wesentlich über die Stall preise erheben. (Ohne Gewähr.) Wei Ml! 3V ^skre ^ntivickIunZ 6es Konsum-Vereins pulsmtr! vnä 8!e keklen nock? Deshalb Geschäftsjahr 1900 Umsatz 48 000 M 1904 - 113 000 1908 500 000 - 1912 800 000 - 1914 1 OVO 000 - 1925 1746 000 - - 1926 - 2 500 000 - - 1927 E 3 250 000 E 1928 - 4 000 000 - 1929 - 4 750 000 msti Le WM iler jiNM-Mm WM! anllere Qarllerobe scboel, kloe 50 jäkrlx e ivert ünrüge kOeitte» kssnt«! Lrksbnmx urck eulspreckenlle ktorlck- timg sickern llenkdsr beste äuskübruox ^vualimeateUe: Va« 6ns kott kür ckas I-ecker — vn» ist unsere cbem. RelvlZuaz iür äto Ltoiinser! Vedr. kedmsim, virrlwkElv Inb: Urost lebmaou knrderel unä cbem.l^oscsinv sinkt Nächte der Angst. Ein Sylt-Roman von Anny Wothe. Copyright by Greiner K Co., Berlin NW 6. (Nachdruck verboten.) 49. Fortsetzung. Peter ging um den Hügel herum, an dessen Fuß der Leuchtturm aufragte. Wie ost hatte er hier als Junge gespielt und sich gelobt, es dem alten Friefenkönig an Akut, Stärke und Tapferkeit gleich zu tun. Und jetzt irrte er hier umher, kleinmütig und verzagt, weil ein Weib mit ftnnbetörendem Lächeln und schimmernden Augen sein Leben zerstört. lassen?*^? Peter Bonken, sich so vom Schicksal werfen Gedankenvoll stieg er die Wendeltreppe zum Leucht turm hinan. Wie oft hatte er hier oben mit unruhiger Seele gestanden und weithin über das Meer geblickt, da mit sein Herz wieder stille werde. Der alte Feuermeister, der oben mit einem Gehilfen den Lenchtapparat bediente, kam ihm grüßend entgegen und deutete mit der schwieligen Hand auf die bewegte See. „Das macht jung, Peter Bonken," meinte er, „das stählt für den Lebenskampf." Peter nickte. „Nur eine Viertelstunde, Meister, will ich mir den Wind um die Ohren wehen lassen, Ihr wißt ja, ich brauche das zuweilen!" „Schon gut", gab der Alte zurück, indem er acht hatte, daß der Apparat in seiner kreisenden Bewegung blieb, hier Helle und da Dunkel auszusenden. „Peter Bonken ist immer auf dem rechten Wege." Peter trat auf die Galerie, die um den Leuchtturm lief- Wie Hohn hallten die Worte des Feuermeisters in ihm nach. Nur zu bewußt war er sich der Irrwege, die ihn narrten. Wie aber konnte er die rechte Straße finden? Seine beiden Hände umklammerten das Geländer des , Rundganges .Fest stand er da wie eine Eiche im Sturm, s Sein Auge schweifte durch die klare Nacht weit über die I wogende Tiefe. In der Feme gleißten die Dünengebirge von List im Mondlicht. Ihm war, als vermöchte er mit ! bloßen Augen den schmalen Streifen grünen Wiesenlandes ! zu entdecken, den die Meeresbucht einfaßte. Auch die paar winzigen Häuschen des Dorfes, die kleine Kapelle und die Mühle meinte er zu sehen und I wußte doch genau, daß nur sein geistiges Auge ihm alles so deutlich veranschaulichte, weil da, tief tm Hintergründe, das verlassene Haus von Jngewart Ferks stand. Langsam wandte er dm Blick nach der anderen Seite. Ueber die Reede von Mtunkmarsch hinweg nach Keitum zu. Der Mond versilberte den alten viereckigen Turm der Kirche, während die Häuser im Schatten verdämmerten. Aber plötzlich hatte Peter das Gefühl, als schwebe von Keitum herüber über die See irgend etwas Lichtes, Heili ges, Weihevolles auf ihn zu, einem Friedensengel mit weißen Fittichen gleich. ! Erregt drückte Peter seinen Südwester fester in das j Genick. — Was war das nur? „Eine Nacht der Angst", murmelte er versonnen, und zögernd schritt er die Wendeltreppe des Leuchtturms wieder hinab. Er ging nicht heim. Weiter schritt er hinein in die mondbeglänzte Heide. Bald würde sie blühen und ihre roten Glöckchen schwingen. Und wenn sie abermals blühte, dann trippelte wohl schon sein Kind mit seinen kleinen Füßchen durchs Saus. Doch eine würde diese Schritte nicht behüten, eine, die er einst geliebt, mehr als sein Leben. Der Morgen tagte schon, da wanderte Peter Bonken noch immer über das stille Heideland, auf dem blinkend der Tau lag. Estrid hatte vergebens die ganze Nacht auf Peter Bonkens Heimkehr gewartet. Sein Ausbleiben beunruhigte sie mehr als sie sich eingestand. Sie stellte das Licht ans Fenster, als wollte sie einem Schiffbrüchigen dm Weg weisen. Stundenlang kniete sie am Bettchen ihres Sohnes und betete für dm abgeschie denen Jngewart Ferks. Als Estrid sich endlich niederlegte, starrte sie mit wehen Augen ins Dunkel. Beide Hände über die Brust gefaltet, sann sie dem Tage nach. Und ihr war, als ginge em Rauschen durch die Luft, als spüre sie den Flügelschlag einer anderen Seele und blendender Glanz fiel in ihr Auge. In dem weißen Licht erstand eine hohe, hagere Gestalt mit glattgestrichenem Haar, im weißen Sterbekleide, einen unbeschreiblichen Glanz auf dm stillen Zügm. Und eine Stimme, die sie dereinst geliebt, sprach zu ihr: „Ich bringe dir deinen Ring, Schön-Estrid. Im tiefen Meer bei deinem Kranz da soll er ruhen. Denn ich gehe nun ein in lichte Herrlichkeiten. Du aber sollst lebm und gesegnet sein." In Glanz und Duft zerfloß die Gestalt und im Er wachen des Morgens dämmerte die Stube. Estrid aber flüsterte erschauernd die gefalteten Hände auf ihrer Brust: „Nun ist Jngewart Ferks tot — und ich darf lebm." — Als die Nachricht von Keitum kam, daß Jngewart heim gegangen, sagte sie zu ihrem Manu, ohne ihn anzusehm: „Ich habe es in dieser Nacht gefühlt. Er kam um Abschied zu nehmm und mir zu vergeben." Peter Bonkm schauerte zusammen. Er gedachte der Stunde hoch oben auf dem Kampmer Leuchtturm, wo es auch ihm wie ein Gruß aus der Geisterwelt herüibevge- wallt war. Gab es Dinge zwischen Himmel und Erde, die niemand' ergründen, die sich nur mit dem feinen Fühlen der Seele empfinden ließen? Am nächsten Tage äußerte er zu seiner Frau: „Ich will Jngewart Ferks das letzte Geleit geben, ich hoffe du wirst mitgehen." Estrid wollte erwidern, doch Peter schnitt ihr kurz das Wort ab. ,FZch will nicht fragm, warum du dem Sarge nicht folgm magst, aber — hörst du — ich will, daß es geschieht." (Fortsetzung folgt.)