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PulsniherFageblait Sonnabend, den 18. Mai 1928 ! Beilage zu Nr. 114 81. Jahrgang Oie schwierige Regierungsumbildung. Voraussichtlich am 4. Ium wird der neue Landtag sm» erstenmal zusammentreten. In dieser Sitzung wird der Rücktritt des Ministerpräsidenten und seines gesamten Kabinetts mitgeteilt werden, denn nach der Verfassung mutz jeder neue Landtag auch einen neuen Minister präsidenten wählen. Das heißt, er kann natürlich den bisherigen Ministerpräsidenten wiederwählen, aber das ist eben nur möglich, wenn die Mehrheit der alten Regierungsparteien erhalten geblieben ist. Und die Wahl vom 12. Mai hat die knappe Mehrheit der Koalitions- Parteien mit 49 von insgesamt 96 Mandaten in eine Minderheit von 46 Mandaten umgewandelt. Es ist oft genug gesagt worden, daß Sachsen mit seiner ziemlich gleichmäßigen Teilung in marxistische und bürgerliche Parteien das „klassische Land der Großen Koalition" sei. Aber man weiß auch, daß diese Koalition trotzdem bisher niemals möglich gewesen ist. Ms man im Januar 1924 zum erstenmal einen solchen Versuch machte, war die Spaltung der Sozialdemokrati schen Partei die Folge, wobei die Koalitionsgegner den Sieg errangen, denn sie sind die Sozialdemokraten mit jetzt 33 Sitzen, während die Koalitionsfreunde, die Alt- soztalisten, nur noch 2 Mandate erringen konnten. Und wie ist die Lage nun nach der Wahl? Die Mehr heit wäre wieder klar bei der Großen Koalition, denn die Sozialdemokraten mit 33, die Deutsche Volks partei mit 13 und die Demokraten mit 4 Sitzen verfügen zusammen über 50 Sitze. Kämen noch die 2 Altsozialisten, die 3 Volksrechtler und gar die 11 Wirtschaftsparteiler hinzu, so hätte man sogar eine sehr stattliche Mehrheit. Die Sozialdemokraten sprechen schon deutlich aus, daß Ine Koalition nicht rundweg abzulehnen sei. Freilich: ihre Be dingungen müßten sie stellen, sie würden ein Arbeits programm vorlegen, aus das sich die Koalitionsteilhaber verpflichten müßten, die Gemeindeordnung müßte refor miert werden, die Polizei und die Verwaltung müßten umgcstaltet werden usw. Das ist zwar immerhin ein Fortschritt, große Aus sichten eröffnet er aber doch nicht. Die Demokraten sind die einzigen, die mit Nachdruck den sozialistischen Koa litionswünschen entgegenkommen, während beispielsweise die Deutsche Volkspartei und ebenso die Wirtschaftspartei nicht an die Möglichkeit glauben wollen, daß mit der bisher so überradikalen Sozialdemokratie ein Zusammen arbeiten möglich wäre. Die Nationalsozialisten sind mit ihren fünf Mann das berühmte „Züngleinan der Wag e" geworden. Freilich, freilich: auch ihnen traut niemand, und daß sie gar mit einem Minister aktiv an der Regierung teil nähmen, erscheint allen, auch ihnen "selbst, als aus geschlossen. Enthielten sie sich aber bei der Minister präsidentenwahl der Stimme, dann könnte ein Kandidat der alten Regierungsparteien — vielleicht mit einer Stimme Mehrheit gegen die 45 Stimmen der Sozialdemo kraten und Kommunisten — durchkommen. Es scheint auch .ganz so, als werde sich dieser Lösungsvorschlag durchsetzen. Heldt würde dann wahrscheinlich nicht mehr Präsident sein, man denkt vielmehr au den jetzigen Volksbildungs minister Dr. Bünger, dessen Deutsche Volkspartei ja auch die stärkste bürgerliche Partei geworden ist. Ist dann einmal einige Zeit ins Land gegangen, dann wird Wohl die Frage der Großen Koalition wieder «»stauchen und dann wohl mit mehr Erfvlgaussichten. Daß es so kommt, vermag natürlich niemand mit aller Sicherheit zu sagen: die größte Wahrscheinlichkeit liegt aber doch bei dieser Annahme. Oer König von Aegypten kommt nicht nach Sachsen. Von unterrichteter Seite wird bekannt, daß das Programm für die Deutschlandreise des Königs Fuad von Ägvpten eine erhebliche Verkürzung er fahren hat, da der König am 25. Juni zum Besuch der tschechoslowakischen Regierung in Prag eintreffen will, der Empfangsfeierlichkeiten in Berlin am 13. >)»ni wird der König sich noch bis zum 16. Juni in Berlin als Privatmann aufhalten, danach der Freien und Hanscstadt Hamburg einen Besuch abstatten und rm Anschluß daran das R u h r g e b ie t und sodann das Leunawerk besichtigen. Am 23. Juni wird der König sich nach München begeben, von wo am 24. die Weiter reise nach Prag erfolgt. Hiernach wird der König auf seiner Reise durch Deutschland Sachsen nicht berühren und infolgedessen der geplante Besuch der Städte Dresden und LeiPzitz nicht stattfinden. ' Mit seinem Kinde den To- gesucht. Der in Schneeberg wohnhafte 25jährige Bau arbeiter Emil Baither begab sich mit seinem drei jährigen Kinde nach dem Gleesberg in die dortigen Steinbrüche und warf von der Höhe zunächst das Kind in den Bruch und stürzte sich dann selbst hinab. Beide fanden dabei den Tod. Die Veranlassung dürften zer rüttete Familienverhältnisse gewesen sein. Tagungen in Sachsen Landesverband Sächsischer Klempner und Installateure. Zeit vom 31. Mai bis 3. Juni 1929 hält der Sächsischer Klempner und Installateure seinen dleszahrigen Verbandstag in Döbeln ab. Den Auftakt rum Von 6er Dresdener Ausstellung „Reisen und Wandern". Unter dem Titel „Reisen und Wandern" wurde am Mittwoch die 8. Iahresschau deutscher Arbeit in Dresden eröffnet. Die interessante Schau, an der 25 deutsche Länder und Land schaften beteiligt sind, bringt eine Fülle von landschaftlichen, geschichtlichen und technischen Sehenswürdigkeiten, die mit dem Gegenstand der Aus- stellung im Zusammenhang stehen. — Im Rahmen der Trachtenschau kann man auch dieses schlesische Brautpaar mit Brauteltern sehen. Vcrbandstag bttdet ein Begrüßungskommers für die Fesi- teilnehmer im Staupitzbad am Sonnabend, den 1. Juni 1929. Am Sonntag, den 2. Juni 1929, werden Vorträge gehalten Werden. Den Abschluß der Tagung bildet eine gemeinsame Fahrt mit: Autobussen in das romantische Zschovautal nach Schloß Kriebstein und der im Bau befindlichen Talsperre Kriebethal. Sächsischer Elbgausängcrbund. Der W. Sängertag des Sächsischen Elbgausängerbundes findet am 7. Juli im Schützenhaus zu Königsbrück statt. Ihm geht eine Sitzung des Bundesmusikausschusses voraus. Die - Tagung verzeichnet außer den üblichen geschäftlichen Punkten einen Bericht über die Vorarbeiten für das 1930 in Pirna stattsiudende 19. Bundcssängerfest. Sächsischer gewerblicher Gcnvssenschaftstag. Die Tagung der sächsischen gewerblichen Genossenschaften steht für Sonntag, den 26. Mai, Sonderkonferenzen für die Kredit- und Warengenossenschasten vor. U. a. wird in der Konferenz der Warengenossenfchaften Gewerbekammerpräsident Biener, M. d. R., über „Die Bedeutung der Warengenossen schaften für den Berufsstand" sprechen. Am Sonntag nach mittag findet die Generalversammlung der Landesgewerbebank statt. Den Abschluß der Tagung bildet die Jubiläumstagung des Landesverbandes gewerblicher Genossenschaften in Sachsen. Aus aller Well. Die Ltrsache -er Gistgaskaiastrophe in Cleveland. Weitere Steigerung der Totenziffer in Cleveland. New Dork. Die Zahl der Todesopfer des Explo sionsunglücks in Cleveland ist auf 125 gestiegen. Allem An- scheine nach ist die Explosion durch Kurzschluß hervor gerufen. Die Sachverständigen sind sich noch nicht darüber einig geworden, welches Gas für die furchtbare Ausdeh nung der Katastrophe verantwortlich zu machen ist. Auffälligerweise sterben viele der Betroffenen erst nachträg lich, nachdem es zunächst so aussah, als ob bei ihnen keine Gasvergiftung zu befürchten wäre. Die entsetzliche Krankenhauskataftrophe in Cleve- land, die auf den Brand aufgestapelter Röntgenfilme zu- rüzuführen ist, ist geeignet, große Unruhe in die Bevölke rung hineinzutragen. Man muß sich mit Recht fragen, oh solche Vorkommnisse auch bei uns in Deutschland zu be» fürchten sind, da ja auch hier die Krankenhäuser fett ge raumer Zeit für Röntgen- und andere Aufnahmen sich dep bequemer zu behandelnden und weniger Platz beanspruche»- ben Zelluloidfilme anstatt der früher verwandten Glas platten bedienen. Das Reichsgesundheitsamt «t Berlin als die berufene Stelle, die Gesundheitsgefahren von der Bevölkerung nach Möglichkeit fernzuhalten, hat die aus unsachgemäßer Aufbewahrung von Röntgenfilmen in Kran kenhäusern drohenden Gefahren schon längst zum Gegenstand eingehender Prüfungen gemacht und hat in Gemeinschaft mit der Chemisch-Technischen Reichsanstalt eine Denkschrift aus gearbeitet, in der die Bedingungen, unter denen solche Ge fahren auftreten und wie sie verhütet werden können, ein gehend erörter werden. Diese Denkschrift läßt erkennen, daß die in Cleveland beobachteten Einzelheiten durchaus mit den beim Brand von größeren Mengen Zelluloid eintretenden Vorgängen zu erklären sind Raben überfallen ein Kind. Ein zehnjähriges Mädchen wurde in Kreuzlingen (Württemberg) von einer Schar Raben überfallen. Die Vögel hackten auf das Kind derartig ein, daß es schwer verletzt wurde. Nur durch herbeieilende Einwohner ließen sich die bösartigen Tiere vertreiben. Arme Irre. Ein New-Yorker mit Namen Robert Moore hat in Paris um 2000 Dollar (8400 Mark) ge wettet, daß er einen Golfball mit 7000 Schlägen von Paris nach Berlin treiben würde. Ein Spanier hat dieselbe Summe gewettet^ daß es dem Amerikaner nicht gelingen würde. Schweres Bootsunglück. Auf der Salzach bei Salz burg wollte ein Gastwirt mit seinem Sohn und seiner Tochter auf einem mit Sand vollbeladenen Boot die Salzach über- ? queren. In der Mitte des Flusses kippte das Boot plötzlich um und sank. Die drei Insassen verschwanden in den Wellen. Ihre Leichen konnten noch nicht geborgen werden. Kuvstleben in Dresden Dresdner Mnfikbrief , Je mehr sich dir Spielzeit ihrem Ende naht, desto mehr spricht man von Veränderungen im Personal der Staatsoper, doch steht vor bei Hand nur so viel fest, daß der Bofist Schöpflin, der nach Mannheim gehl, und der Tenorist Fazzini ausscheiden werden. Der Letztere, dessen angenehmen Tenor man schätzen gelernt hatte, obwohl er für unser großes Hou» nicht aurreichte, nahm in einem Abschicdrkonzert noch einmal Gelegenheit, die Vorzüge seiner Stimme und Schult zu zeigen. Da» Staegemann, dessen Abgang schon angekundigt war, neu verpflichtet worden ist und zwar al» Sänger und Regisseur, hat allgemeine Zustimmung gesunden, den« einen so vielseitigen Künstler wird die Theaterleitung kaum wieder- finden. Der Dresdner Lehrergesangverein, der das Glück hat, von Fritz Busch geleitet zu werden, brachte in einem Kpnzert u.a. drei ihm gewidmete Chorgesäage von Albert Kluge mit ansehnlichem Ersolg zur Uraufführung. Kluge, der lange Zett den hiesigen „Or pheus" dirigierte und mit ihm seiner Zett beim Wettstngen sächsi scher Männerchöre den ersten Preis errang, erweist sich in den Lhorliedcrn nicht nur als ein genauer Kenner der Wirkung«. Möglichkeiten de» MSnnergesangs, sondern auch als Tonsetzrr von schöner Erfindung und tiefem Empfinden. G öße» Aussehen er regte die Tatsache, daß das Crntraltheater abermals in andere Hände Lbergegangen ist und zwar in die der Gebrüder Rotter, Berlin, die aber, was besonder» betont sei, in keinerlei Verwandt schaft zu dem unvergeßlichen Alexander Rotter stehen. Hatte dieser das Ccntralthcater zu einer der ersten Operettenbühncn Deutsch lands gemacht, so ging dieser Ruhm nach seinem Tode immer mehr verloren, bi« da» Theater schließlich von einem Düsseldorfer Kon zern betrieben wurde, der aber dem hiesigen Publikum nicht nahe kommen konnte Der nunmehr erfolgte Uebergang an die Berliner Direktion bedeutet leider das Ende der lünstlerischcn Selbständig keit des Hauses und die Ankündigung einer „Eingspielrevue" ver mag wenig Hoffnung zu erwecken. Da dieselbe Firma das „Re- fidenzdeathrr", das einst auch eine bodenständige Dresdner Bühne war, schon an sich gebracht hat, kann man seine Eroberung des Centrasthcaters nur mit größtem Bedauern verzeichnen, k-o Spiel-Plan der Dresdner Theater Opernhaus. Sonntag, 19. Mai, außer Anrecht, „Falstaff" 7,30—n. 10. Montag, 20., Amechtsr. ä, „Don Giovanni" 7-10,15. Dienstag, 21, Anr. ä, „Carmen" 7—10,15. Mittwoch, 22., Festvor- stellung für den Deutschen Lehrerverein (kein öffentlicher Kartenverkauf) „Don Giovanni" 7—10,15. Donnerstag, 23., Anr. ä, Tannhäuser" 7—10,45. Freilag, 24, Anr. ä, Gastspiel Celestino Sarobe „Rigo, letto" 7,30— g. 10. Sonnabend, 25., außer Anrecht, „Die Walküre" 5,30— g. 10. Sonntag, 26., außer Anrecht, letztes Gastspiel Celestino Sarobe „Der Troubadour" 7,30— n. 10. Montag, 27., Anrcchtsr. 8, „El.ktra" 7,30-9,19. Schauspielhaus. Sonntag, 19. Mai, außer Anr., „Lum- pacivagabundus" 7-9,30. Montag, 20., Anr. ä „Rivalen" 7,30 bis g. 10. Dienstag, 21., Anr. ä, „x A Z" 7,30—9,30. Mcktwoch, 22., Anr. L, „Philotas", „Der junge Gelehrte" 7,30-9,45. Donnerstag, 23., Festvorstellung für den Deutschen Lehrcrverein (kein öffentlicher Kartenverkauf) „LumpacivagabunduS" 7,30—10. Freilag, 24., Anr. ä, „Der Herr seines Herzens ' 7,30—9,30. Sonnabend, 25., Anr. >, „Kriemhilds Roche" 7,30— n. 10. Sonntag, 26., außer Anr,, „Riva len" 7,30-g. 10. Montag, 27., Anr. S, „X A Z" 7,30-9,30. Albert-Theater. Sonntag, 19. Mai, 7,30 „Robert und Bertram". Montag, 20., 7,30 „Schneider Wibbel". Dienstag, 21., 7,30 „Die Räuber". Mittwoch, 22., 7,30 „Robert und Bertram". Donnerstag, 23., 7,30 „Die Räuber". Freitag, 24., 7,30 „Haben Sie nichts zu verzollen?" Sonnabend, 2ö., 7,30 „Robert und Bertram". Sonntag, 86., 7,30 „Haben Sie nichts zu verzollen?" Montag, 27., 7,30 „Die Räuber". Die Komödie. Montag, 20. Mai, 7,45 „Der Frauenarzt", BB. 4171—4240, BBB. 7801—7900. Dienstag, 21., 7,45 dto., 5121-5200, 7001-7130. Mittwoch, 22, 7,45 dto., 5201-5280, 7131-7260. Donnerstag, 23., 7,45 b281-5360, 7261-7460. Frei- tag, 24., 7,45 8to, 5361—5450. Sonnabend, 25., 7,45 dto., 5451 bis 5530, 7531- 7670. Sonntag, 26., 7,45 dto., 5531-5600, 7671 bis 7700 2001—2100. Montag, 27., 7,45 dto., 5601-5680,2101-2360. DI k Residenz-Theater. Sonntag, 19. bis Montag, 27. Mai, allabendlich 8,00 Gastspiel Oskar Aigner „Börscnficber". Außerdem Sonntag, 19., Montag, 20., Sonntag, 27. Mai, nachm. 4,00 dto.