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Nr. 107. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 10. Mai 1929. Seite 3. Chemnitz. (Waldbrand.) Im benachbarten Glösa entstand in unmittelbarer Nähe der Kinderheilstätte Auerswalde infolge Funkenfluges aus einer Lokomotive ein Waldbrand, der sich schnell ausdehnte. In dem brennenden Waldgelände befanden sich auch einige kleine Wohnbaracken, die zum Teil in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nach mehrstündiger angestrengter Tätigkeit konnte das Feuer gelöscht werden. Chemnitz. (Verminderung der Zahl der Arbeitslosen.) Die Zahl der unterstützten Arbeits losen betrug Ende April 9121 und ist somit gegenüber Ende März um 1811 zurückgegangen. Heidenau. (Heidenau soll Stadt werden.) Das Innenministerium hat sich damit einverstanden er klärt, daß Heidenau die Befugnisse einer Stadtgemeinde zur selbständigen Erledigung der Geschäfte der unteren Verwaltungsbehörde erhalten soll. Wenn auch vorher noch bestimmte gesetzlich vorgeschriebene Voraussetzungen zu erfüllen sind, so soll doch die Erhebung Heidenaus zur Stadt in naher Zeit zu erwarten sein. Hainichen. (Opfer eines A u t o u n f a l l e s.) Wie berichtet, verunglückte vor einigen Tagen in der Nähe von Öderan ein Auto aus Hainichen mit neun In sassen, die zum Teil mit schweren Verletzungen in das Oderaner Krankenhaus eingeliefert wurden. Dori ist nun der Weber Moritz Döring seinen Verletzungen erlegen. Klingenthal i. V. (Der Reichsinnenminister weiht die Aschberg-Jugendherberge ein.) Die Weihe der Jugendherberge auf dem Aschberg soll am 30. Juni stattfinden. Rcichsinnenminister Severing hat für diesen Tag seinen Besuch angesagt und wird die Weihe vornehmen. Meerane. (E i n b r n ch s d i e b st a h l.) Ein großer Einbruchsdiebstahl wurde in der Nacht unter erschweren den Umständen in das Wirtschaftsartikelgeschäft des Meeraner Konsumvereins verübt. Nach dem Eindrücken der Fensterscheibe drangen die Einbrecher in die Verkaufs räume ein und nahmen mit, was sie fassen konnten. Außer einer größeren Summe Bargeld entwendeten die Diebe eine große Anzahl Herren- und Damenarmbanduhren in Gold, Silber und Nickel, ferner 15 goldene Herrcnuhr- ketten, lang und eingliedrig, Nickelketten und Uhrzipfel. Trotz sofortiger Untersuchungen ergab sich bisher noch keine Spur der Einbrecher. Niederwürschnitz i. Erzgeb. (Verband freier homöopathischer Vereine.) Der Verband freier homöopathischer Vereine, Sitz Dresden, hielt in Nieder würschnitz i. Erzgeb. seinen Verbandstag unter großer Beteiligung der angeschlossenen Vereine ab. Als Ort des nächsten Perbandstages wurde Neustadt (Sa.) gewählt. Eingesandt Wahlmsminliiiig L« StuW» VMMti am 8. Mat tm Hotel Grauer Wolf Es lohnt sich auch für Männer mit fester politischer Ueberzeu- gung, eine Wahlversammlung zu besuchen, in welcher ein hervorragen der politischer Parlamentarier das Wort hat. Dies wird jeder einzelne Besucher der Versammlung am vergangenen Mittwoch bestätigen, in welcher Herr Landgerichtsdirektor Dr. Wunderlich aus Leipzig, M. d R, seinen hochinteiesianten Vortrag zu unserer gegenwärtig wichtigsten sächsischen Frage, der Wahl zum 12 d. M. hielt. Reichspolittk und Landespolttik sind nach seinen Ausführungen untrennbar miteinander verflochten, vor allem auf dem von ihm in erster Linie behandelten wichtigstem finanziellen Gebiet. Das w'r an die Entente jährlich durch die Deutsche Reichsbahn 950 Millionen Mark an Tributzahlung, 290 Millionen auf dem gleichen Gebiet an Ber- kehrssteuein, Summa 1250 Millionen, die gleiche Summe aber aus dem übrigen Reich aufbringen müssen, also.2'/, Milliarden, legte er uns noch einmal im Einzelnen dar und welche furchtbare Bedeutung diese jähilch aus uns herausgepreßte Summe für die ganze deutsche Wirtschaft und für das Wohlergehen jedes Einzelnen hat, nicht am Wenigsten für den deutschen Arbeiter. Bon den finanziellen enormen Anforderungen, welche die oben erwähnten außenpolitischen Schuldverhältn ss- an uns stellen, kam der Redner auf die deutsche Innenpolitik zu sprechen. Die jetzigen parla< mentarischen Verhältnisse mit ihrem N beieinander, Gegeneinander und Duicheinanderregieren von Reich und Ländern, mit der Unmenge von G setzen und Gesetzesanträqen, welche von den einzelnen Parteien Vorgebracht worden sind, um die Wählermossen zu bl nden. können so nicht weitergehen. Unser Reich ist nunmehr glücklich am Ende seiner Geldmittel. Wer soll oder müßte im parlamentarisch regierten Deut schen Reich- helfen? Wer die Macht der Stimmen hat bez der Ab- qeordnetensitze, und dies wäre die Sozialdemokratie. Sie ist auch in die Regierung gegangen und unser Redner ist der U>-b"zeuauna, daß ihr Führer, der jetzige Reichskanzler Müller, die beste Absicht bat, die helfende Hand mit anzulegen, wo die deutsche Not so gen H mmel schreit. Aber wie steht es mit der Hilfe der Mehrzahl seiner F ak« tivusgenosien. Wenn heute noch seitens der SPD. Parteigenossen «in Antrag zur Invalidenversicherung gestellt wurde, der dem Reich neue 900 Millionen aekostet hätte und der seitens des sozialdemokra tischen Arbeit-ministerS in die Versenkung verschwinden gelassen werden mußte, so erklärt dies germa. Der R dner führte eine gute Anzahl weiterer Einzelbeispiele an, welche zeigten, daß viele der SPD.» Re chetagStagsabgeordneten zu ihrer alten Gewohnheit, „Nein" zu sagen, ».ich s, aber absolut nichts dazu geleint hatten, vor allem aber kein wirtschaftliches Verständnis, Verständnis dafür, daß ihre Arbeiter kein Brot m-hr haben würden, wenn die Wirtschaft zerstört am Boden beat. Wenn Redensarten, wie die untenstehende seitens eine» führenden SPD.»Parlamentariers herauskommen konnten: „Nicht die Verbrecher aetöcen in die Gefängnisse, sondern die ganze bürgerliche Gesellschaft," so ist dies allerdings ein schlimmes Zeichen für den Geisteszustand mancher Herren, welche Führer sein wollen. Da es in Sachsen nach der schlimmen Zeignerzeit, welche eine Zerstörung sondergleichen verursacht hatte, langsam wieder aufwärts gegangen ist in den l tzten sünf Jahren, ist zum «roßen Teil der Deutschen Bolkspintei, insbesondere ihrem Führer, Oberbürgermeister Dr. Blüher, zu verdank n. Dies wurde in seinen Einzelheiten am Scllussc s.iner Rede durch Herrn Dr. Wunderlich klargelegt. Er schloß mit seiner Auffordirung, daß am 12, d. M. ein jeder nach bester Möglichkeit dazu mit de,trauen möge, daß ein guter nnd den Vernunft- gesetzen entsprechender Wahlausfall das Ergebnis sein möge. Dies gelte insbesondere auch für unsere deutschen Frauen. Mordanzeige gegen Unbekannt. Die Obduktion der bei den Berliner Maiunruhen Erschossenen. Berlin. Bisher sind 21 Leichen der bei den Maiunruhen Getöteten gerichtlich obduziert worden. Die endgültigen Protokolle über die Obduktionsergebnisse liegen noch nicht vor, so daß die Mitteilungen, daß die meisten der Todes opfer von Polizeikugeln getroffen worden seien, verfrüht sind. Bei der Staatsanwaltschaft H Berlin ist jetzt inzwischen eine Mordanzeige gegen Unbekannt wegen der Tötung der Kaufmannswitwe Marie Röpner und der Portiersfrau Erna Köppen eingegangen, die auf dem Balkon ihrer Wohnung im Hause Hermannstraße 177 erschossen wor den sind. Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft wird sich allerdings sehr schwierig gestalten. Die ersten Beisetzungen der Berliner Maiopfer. Nach erfolgter Freigabe der Leichen durch die Staats anwaltschaft begannen am Mittwoch die Beisetzungen der Opfer aus den blutigen Maitagen. Die Polizei hat alle Vor kehrungen getroffen, um während der Beisetzung in Frie drichsfelde die Durchführung des Demonstrationsverbotes zu sichern. Alle Kundgebungen außerhalb des Friedhofgeländes sind untersagt. Die Kommunisten hatten die Parole ausgegeben, daß zum Zeichen der Trauer in den Betrieben eine halbstündige Arbcitsruhe von 2 bis 2.30 Uhr durchgeführt werden und daß auch der Berliner Verkehr von 2 bis 2.05 Uhr ruhen solle. Die Gewerkschaften hatten dieser nur von kommunisti scher Seite ergangenen Aufforderung an die Industrie- und Derkehrsarbeiter nicht Folge geleistet. Ein Rädelsführer der Berliner Mai-Unruhen in Warschau verhaftet? Warschau. Auf dem Warschauer Hauptbahnhof soll mit dem Berliner Zuge ein elegant gekleideter Mann eingetroffen sein, der durch einen Zufall die Aufmerksamkeit der Bahnpolizei erregt habe. Bei der Feststellung seiner Personalien habe es sich ergeben, daß er im Besitz eines falschen Passes auf den Namen des polnischen Staats angehörigen Kryderski gewesen sei. Bei der Durch suchung seines Gepäcks sei die Polizei auf Papiere gestoßen, die mit den Kommunistenunruhen in Berlin im Zusammenhang ständen. So habe man u. a. eine Liste der Führer und Organisatoren der Straßenkämpse sowie verschiedene Instruktionen und Lagepläne gefunden. Der Fremde sei verhaftet worden, doch habe er sich ge- weigert, Erklärungen irgendwelcher Art abzugeben. Da der Reisende sich nach dem nächsten Zug zur sowjetrussischen Grenzstation erkundigt habe, müsse man annehmen, daß er nach Moskau Weiterreisen wollte. Er befindet sich vorläufig in Haft. Keine Auflösung von Rotfront in Mecklenburg- Schwerin. Schwerin. Wie man erfährt, sieht die mecklenburgische Staatsregierung vorläufig keine Veranlassung, den Roten Frontkümpferbund und die übrigen kommunistischen Kampf organisationen aufzulösen. Verbot in Mecklenburg-Strelltz. Das Mecklenburg-Strelitzer Ministerium des Innern hat für das Gebiet des Freistaates Mecklenburg-Strelitz den Noten Frontkümpferbund einschließlich der Roten Iungsront und der Roten Marine aufgelöst und sein Vermögen be schlagnahmt. Haltet Md lest das Mutzer Tageblatt! 500 Jahre Nürnberger Stadlbibliothek. Die Stadtbibliothel in Nürnberg, wohl die älteste städtische Bibliothek Deutschlands, kann jetzt aus ein SOOjähriges Bestehen zurückblicken Als Begründer der Bibliothek gilt der Nürnberger Ratsiyndikus Eonrad Kon- Hofer Doktor der Theologie beider Rechte und der Medizin der in seinem Testament im Jahre 1429 alle seine Bücher der Stadt vermachte. Aus aller Welt. Vom Blitz erschlagen Berlin, 10. Mai. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Lübben, wurden am Donnerstag nachmittag bei einem Ausflug näch dem Unterspreewald drei Personen von einem schweren Gewitter überrascht. Um sich gegen den starken Regen zu schützen, suchten sie Schutz unter einem Heuschober. Plötzlich schlug ein Blitz ein. Zwei Personen wurden auf der Stelle gelötet, die dritte erlitt lebensgefährliche Ver brennungen. Große Sturmschäden r« Japan — Zwei Marine- flagzenge vermißt Während eines Sturmes sind in verschiedenen Teilen Japans große Schäden angerichtet worden. Auf einem Fluß im Bezirke von Damagata ist während des Sturmes ein Fährboot umgeschlagen, wobei 19 Personen ertranken. Nach einem von der japanischen Regierung herausgegebenen amt lichen Bericht sind drei Marineflugzeuge auf der Rückkehr von Luischu nach Kiuschiu durch den Sturm getrennt worden. Ein Flugzeug wurde zu einer Notlandung ins Meer ge zwungen und sein Schicksal ist unbekannt. Ein zweites wird noch vermißt, während das dritte wohlbehalten an seinem Bestimmungsort ankam, Beilage „Die Sachsenwahl", eine Wahlausgabe der „Sachsen stimme" der Deutschen Volkspartei, liegt der heutigen Num mer bei und sei der Beachtung empfohlen. Voraussichtliche Witterung Landeswetterwarte Dresden lAachdruckl verbot«») Zunächst Aufheiterung, tagsüber ansteigende Temperaturen, später, Ende des Sonnabend oder erst am Sonntag Witt.'rungsverschlechterung, aewitterliche Störungen wahrscheinlich. Schwache bis mäßige südöstliche Winde. L«!«erkro»e cknUrckereo Ockeo>eLI«1«r Llave V^odlip^»«» u. Iväustrl« UMM Llull eivxeLiwikea bei 6ustsv öombsci», kNeckerl-L« WOM für Hühner- undTauben- süttepung frisch eingegangen bei Qustsv vombsck blt«cker1»z« kulantir Wegen Eikrwckung de» j tzlgen wird fchn>ntlofl ne» fände««, Mädchen evtl. Anfivartnng für kinderl Haukhatl svs rr ««sicht. — Wo? Zu erfrag.in derTagebl.-Geschflsst. 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