Volltext Seite (XML)
Str. 92. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 20. April 1929. Seite 7. mehr als 10 000 Einwohnern — die Bestimmung des tz 176 Absatz 4 der Sächsischen Gemeindeordnung rücksichtslos durch führte. Es ist bedauerlich, daß, obwohl in diesem Punkte sowohl auf dem Sächsischen Gemeindetage als auch zunächst im Plenum des Landtages völlige Übereinstimmung der Parteien mit Ausnahme der Kommunisten vorhanden war. in den Sitzungen des Rechtsausschusses des Landtages die sozialdemokratische Fraktion aus uns nicht näher bekannten Gründen ihre frühere, insbesondere auch durch Stadtrat l)r. Fischer vertretene Auffassung aufgab, sodaß es zu dem mehr erwähnten Kompromiß kommen mußte, das zum Teil den Wünschen des Innenministeriums, zum Teil den Wünschen der größeren Städte und dem Verlangen einiger Regie rungsparteien Rechnung trug. Wie sich der neue Landtag mit der nunmehr geschaffenen Lage abfinden wird, ob wieder Änderungen in dem bisher Verfügten eintreten, kann selbst verständlich heute noch nicht gesagt werden. Es würde in dieser Richtung nach Neuwahl des Landtages und damit auch nach Neubildung der Regierung eines besonderen kräftigen Vorstoßes des Verbandes sächsischer Mittelstädte bedürfen, um anderweit die Angelegenheit wieder aufzurollen und zu einem wirklich praktischen Ergebnisse zu führen. Leider muß hierbei festgestellt werden, daß die dem Landtage hinsichtlich der Berwaltungsrcform zugehenden Vorlagen wohl meistens im Sinne einer bereits oben angedeuteten Ministerialbüro- kratie gehalten sind. Die Vorschläge des die Praxis genügend kennenden Sächsischen Gemeindctages werden zwar gehört, aber meistens gar nicht oder nur in geringem Umfange berücksichtigt. Es fehlt der sächsischen Regierung oder dem sächsischen Landtage eine Stelle, welche mit anerkannten Kommunalpolitikern besetzt ist, welche die Aufgabe haben soll, in weitgehendem Maße und Sinn die Gesetzgebung in kommu nalpolitischen Fragen zu beeinflussen. Der deutsche Städtetag hat, soweit das Reichsministerium des Innern in Frage kommt, schon lange auf die Schaffung einer derartigen Stelle gedrängt Es dürfte auch für Sachsen endlich der Zeitpunkt gegeben sein, daß auch den im Brennpunkt der Derwaltungsgeschäfte stehenden Gemeindeleitern und sonstigen Kommunalpolitikern der erforderliche Einfluß und das erforderliche Mitbestim- mungsrccht insbesondere bei der Durchführung der Vcrwal- tungsreform zugebilligt wird, sofern man ernstlich bemüht sein will, eine Reform zu schaffen, die zweckmäßig ist und einen Fortschritt bedeutet, während wir in der mehr erwähnten Maßnahme hinsichtlich der kleineren vormals Revidierten Städte bis jetzt nur einen Rückschritt erblicken können, Vielleicht auch einen ersten Akt zur Aushöhlung der Kreis hauptmannschaften, die offenbar den jetzigen maßgeblichen Stellen im Innenministerium nicht sympathisch sind, aber gesetzlich fester stehen als die kleineren vorm. reo. Städte. Dresdner Brief Ei» Besuch auf dem Turm der Dresdner Iohauueskirche , Kltn Auszug führt aus den Turm der Kirche, die im t origen Jahr ihr fünfzigjähriges Bestehen gefeiert hatte. Eine enge, halbdunkle Stelntreppe heißt es erklimmen, Stufe um Stufe, in Windungen um die Spindel her. Aus dem Innern der JohanneSkirche an der Pillnitzer Straße war uh zum Chor emporgestiegen, und mein freundlicher Führer hatte mich mit den Geheimnissen des Orgelinnern mit der ganzen kom. plizierten Einrichtung dieses erhabensten aller Instrumente bekannt ge- macht. Nun ging es auswart« im Innern des Turmes. Prächtig ragt er empor, wächst aus dem Querschiff mit zwei Giebelseiten, welche die Urzifstrbiätter tragen. Vier zweigeschossige, durchbrochene erkerartige Türmchen geben ihm eine reiche Gliederung und tragen das spitz empor, strebende Dach, das von steinerner Kreuzblume gekrönt ist. Oft habe ich schon daran emporgcblick-, habe den drei Glocken gelauscht, habe ge trauert, als zwei davon dem Kriegsbedarf dienen mußten, und mich gefreut, als nach schweren Jahren die neuen Glocken in lustiger Höhe schwangen. Aber das Innere des Turmes kennen nur wenige, auch er birgt seine Geheimwsse! T'ck-tack! Ticktack geht langsam und schwer- fällig das massivige Urwerk, wie der Atemzug eines Riesen. Und schau, da drehen sich breite Flügel, da hebt es aus, und mit tiefem Dröhnen verkündet die Glocke ein Stundcnendc. Im nächsten Geschoß hängt Lie große Glocke im lustigen, von schlanken Säulen begrenzten Raum. Aus Stahl ist sie und dem Andenken d-r im Wb krieg Gefallenen geweiht, darüber zwei kleinere Glocken, melodisch abgestimmt. Im engen, dunklen Schlot windet sich die Treppe höher empor. Da gibr es eine Luke in der Licken Steinmauer, durch die der Blick über Giebel und Dächer schweifen kann, bi« wett hinein inS schöne Sachsenland Hier hat ein Turmfalkenpaar im halbdunklen Unterschlupf sein Nest gebaut, Pier kleine, wollige Vögelchen sind es, die eng aneinander gedrückt auf dem rauhen Nest des Raubvogels hocken, ihre starren Augen ängstlich auf den Menschen gerichtet, der ihnen fremd und feindselig erscheint. Die Köpfchen sind stark, die Schnabel ebenso, man sieht es, ein zahmes Stngvö^elchcn wird sich aus diesen gelben Fedcrknäueln nicht entwickeln I ° Maus, die, halb aufgeriffen, gewiß v»m Schnabel der Alten angthaat und als Nahrung der hungrigen Brut zugetragen, erzählt auch d" Höhe von Kampf und Blut, vom Recht des sn; " tum L°ben braucht, kraft der Urgesctze Umaann die Tierchen nicht ängstigen und steigen bis zum ganz schmalen Raum gibt, sodaß man sich .'Ä-r Bnbiick^e^ Ntuß um hindmch zu kommen. Ein h rr. lich»«nblicklst A von der Höhe h-rab, das Bild über d°S Treiben der Stadt, über Dächer und Bäume hinweg na» den Bergen in sich aufzunehmen. Ueber den Blitzableiter müssen wir steigen, an den Krappen dk» gothischen Baues halten wir uns f st. Hier ist vor fü, f.Iq Jahren « n wagehalsiger Zrmmrerlehrling vom Gerüst aus, das den Turm frei» ließ, ohne j-d-n Halt emporgeklettert, um auf der Kreuzblume ein Fähnlein aujzuftecken Glücklich ist es ihm gelungen, auch der Abstieg gelang. Aber sein Meister mei te, die» hieße Gott versuchen und ent ließ den Jungen mit einer ernsten Mahnung für die Zukunft Der Frühlingshimmel ist wolkenverhangen, in graue Nebel hüllen sich dt- Türme der Stadt, dir malsig ragende Frauenkirche, die zarten Silhou- -tt-n der Katholischen Kirche, de« Kreuzkirch-niurmS, d°S Massiv des RathauSturmes Da kreist mit breitaespannten Flügeln in mächtm-r Höhe ein Bogel, — dort noch einer! Unser Falkenpärchen rst eS! Wre hoch, fast in den Wolken verschwindend, geht ihr Flug, m weiten Krisen um den Turm her. „Sie sehen unS und bangen um ihr Nest , erklärte wein freundlicher Führer. Und wie wunderbar! Jetzt kann ich e- auch beobachten, daß sie uns Menschen im Auge behalten, denn wo wir gehen ringS um den Turm, da find auch die Falken So weit, so hoch, und sehen doch die Störer ihres Frieden«, die Menschen, die ihrer jungen Brut schaden könnten. Welche« Wunder! In mopstatischen Kreisen hoch im A-ther schweben fie und sehen doch nur das kleine Nest in der Turmluke, das ihr Glück birgt: die Maus im Acker, die ihrer Nahrung dient. Wir treten zurück in das Innere deS Tume». Noch eine Leiter führt in einigen Abstufungen bis in die äußerste Spitze, aber ich verzichte, hier hinaufzuklimmen. Roch einen Blick in die Kinder stube der Turmfalken, dann geht es wieder zur Erde hinunter in das Gewühl und Treiben der Stadt. Nicht lange wird es dauern, dann sind jungen Falken dort aus der Turmluke der JohanneSkirche flügge i geworden und schweben mit weitgespreizten Flügeln Im Aether, stoßen nieder nach dem Rasen, de« stillen, alten EliaSfriedhos«, um da« MäuSlein fortzuschlcppen, da« dort zwischen Grabsteinen und G-üften huscht. Korin» vertdolck .. I Börse und Hanöek Amtliche sächsische Notierungen vom 19. April. Dresden. Die heutige Dresdener Börse verkehrte angs sichts des Mißerfolges der Pariser Verhandlungen in seht schwacher Haltung. Die Kursrückgänge überwogen auf der ganzen Linie, doch hielten sich die Verluste bis auf wenige Ausnahmen in bescheidenen Grenzen. Es verloren Poly- Phon 30,25, Schubert u. Salzer 10,75, Bergmann 9, Dres dener Albumin-Genußscheine 13. dergl. Aktien 3, Pöge 3,5, Reichsbank 6, Braubank Commerz- und Privatbank, Cötitzer Lederluch, Erzgebirgische Holzindustrie und v. Heyden je 2,L Lingnerwerke, Deutsche Reichsbank, Verein. Elbeschisfahrt Dresdener Ballgesellschaft, Verein. Photoaktien und dergl. Ge- nußscheine, Seidel u. Naumann, Deutsche Tonröhren, Siemens- glas, Brauerei Haase. Dittersdorser Filz und Plauensche Gav diuen je 2 Prozent. Höher lagen nur Zwickauer Kammgar» um 5 Prozent, Reichsanleiheablösungsschuld, Neubesitz, ver loren 0,25, 7proz. Dresdener Stadtanleihe, Serie I, Oh Prozen» und desgl. Serie II 0,5 Prozent. Leipzig. Die Tendenz auch der Leipziger Börse war heut, schwach. Kursrückgänge überwogen. Es verloren Polyphon 29, Nordwolle 7,75, Mansfeld 4, Mittweidaer Baumwolle 3 Thüringer Wolle 2,5. Anleihen fest. Freiverkehr schwach. Chemnitz. Auch die heutige Börse verlief in sehr schwacher Haltung. Die Kurse gingen ziemlich stark zurück. Niedriger lagen Schubert u. Salzer nm 6 Prozent; auch Bankaktien hatten Verluste bis zu 6 Prozent zu verzeichnen, Fries u. Höpflinger büßten 4, die sonstigen Jndustriewerte bis zu 3 Prozent ein. Freiverkehr verhältnismäßig freundlich. s Dresdener Produktenbörse. ! Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. WS Weizen 77 Kilo Roggen 73 Kilo Sommcrgst Funergste Hafer inl Raps, ir Mats L rplata Cingu. Rotklee Trocken. schnitzel Zucker schnitzel Kartoffel- flocken Futtermehl l9.4. 18.4. Weiz-Kl 19 4. 15,0—18,4 15.4. 15,0—16,4 223—228 222—227 Rogg.-Kl. 15,4-16,0 15,0—16,6 208—213 208—21! Kaiseraus zugmehl 41,0—42,5 11,0—42,8 240—250 200—220 230—242 200—220 Bäcker mundmehl 35,0-35,5 35,0—36h 214—219 214—219 Weizen nachmehl 19,5—20,5 19h—20h 224—226 27.0—27.5 226—228 27.0—27.5 Znland- weizenm. Type 70 H 32,5—33,5 32,0—33,0 1.40—1,50 16,1-16.5 1.40-1,50 16,3—16.7 Rogaen- mehl 0 I Type 60 A 32h—33h 32,5—33,5 21,0—23,5 22,0—22,8 18,0—19,6 21,0—23.5 22,8—23,0 18,5—19,5 Roggen- mehl I Type 70 A Rogaen- nachmehl 31,0-32.0 20,0-21,0 31,0—32,0 20,0—21,0 -L ') ! Berliner Börse am Freitag. i Di-e Nachrichten aus Paris haben auf sämtlichen Märkte» beträchtliches Angebot herausgebracht. Weniger noch als d« Umfang de« an üen Markt gekommenen Materials war die Tab- dche, daß die Aufnahmefähigkeit außerordentlich beschränkt way, oi« zu Kursrückgängen führte, welche bei Spitzenwerten 10 Pro» »ent betrugen, bei Kaliaktien, Siemens, Glanzstoff und vor alle« Polyphon »och weit darüber hinausginge». EsßektonamttEt. Don heimischen Renten wurde der Neubesitz stärk« rn Mitleidenschast gezogen. Banken nehmen selbst ihre eigene« Aktien nur zögernd auf. Montanaktien verloren 2—5 Pro zent. In Kaliaktien war das Realisationsbedürfnis außer ordentlich stark. Berliner Produktenbörse: Promptgetreide gehalten. Mattes Amerika, billiges Liverpool verstimmten den Liefe rungsmarkt und übten Preisdruck am Zeitmarkt aus. Prompt getreide preishaltend bei wenig veränderter Situation. Hafer- ?-rkauf schwierig, Mais und Gerste still, Rogaenmehrkonsum» bedarf besteht weiter, Preise meist zu teuer gefordert. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Stativ«. ! Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. IW llg 19. 4. 2V 18. 4. 20 100 ks Mehl 7V 19. 4.29 18.4.2» Weiz. märk 225.0-227.0 228.0-227.0 Weizen 25.2-29.7 25.22S.7 März — — Roggen 27.0-29.0 27.0-2S.0 Mai 237.50 238.00 Weizenkleie 15.0-15.3 15.1-15.4 Juli 247.0-246.2 248.2-248h Roggenkleie 14.5-14.7 14.6-146 Rogg. Weizenkleie- mrk. h 208.0-210.6 208.0-210.0 melaffe 14.80 15.00 März . Raps (1000 kg) — ——» Mai 220.50 222.00 Leinsaat (do.) — — Juli 228.80 230.2-230.5 Erbsen, Viktoria 43.0-49.0 43.0-49.0 Gerst« Brau Futt-, Indust. Kl. Speiseerbsen 28.0-34.0 28.0-34.0 218.0-230.0 218.0-230.0 Fustererbsen Peluschken 21.0-23.0 25.5-26.7 21.0-23.0 25.5-26.7 — 192.0-202.0 Ackerbohnen Wicken 22.0-24.0 28.0-30.0 22.0-24.0 28.0-30.0 Wint. 192.0-202.0 — Lupinen, blau 16.5-17.5 16.5-17.S Hafer 202.0-208.0 02.0-208.0 « gelb 22.0-24.5 22.0-24H märk. Seradella 54.0-60.0 54.0-60.0 März — — Rapskuchen 19.5-19.8 20.0-20.2 Mai 2165-217.0 218.25 Leinkuchen 22.6 23.0 23.5-23.8 Juli 226.6-226.0 227.50 Trockenfchnitzel 13.4-13.8 13.6-13.0 Mais Soya-Extrakt. Berlin 214.0-216.0 216.0-218.0 Schrot 20.4-20.8 20.5-21.0 Plata 227.0-228 0 227.0-228 0 Kartoffelflocken 18.5-19.5 19.0-20.0 Berliner Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 2574 Rinder, darunter 651 Ochsen, 646 Bullen, 1277 Kühe und Färsen, 2300 Kälber 4790 Schafe (direkt 265), 9797 Schwein« (zum Schlachthof direkt seit letztem Viehmarkt 1751),, 352 Auslandsschweine. Ver lauf: Bei allen Gattungen ruhig, gute Kälber gesucht. Preis« Ochsen: a1) 55—57. b1) 51—54, c) 47—49, d) 39—44; Dullen: af 50 52, b) 47—49, c) 44—46, d) 42—43: Kühe: a) 41—45, b) 33—39, c) 26—31, d) 20—25; Färsen: a) 51—54, b) 46—50, Zg 44- Fresser: 44—48; Kälber: b) 76—88, c) 60—75, ds 38 55; Schafe: a2) 68—69, b1) 62—66, b2) 53—58, c) 53 bis 60, d) 35—40; Schwein«: b) 78—78, c) 74—78, d) 72—74, «) 70—72; Sauen: 67—69. (Ohne Gewähr.) I-eioendsiiz VoN Oe^r. 1796 SckIoLstr. 27 ewpkleklt billig; pninLvvnoolkv kovkkosvn Usmilko»vn LsnniRui'«» ^ag u Ißsvktkvn«!«» SvKÜNLSN Sponiksn«!«» »eiss uns ksrbig in derrlicden ölustern InUauRK»»«» - ru Kleidern ^IIe8 in Aroöer ^usvskl! Po. MUMM leiUMM >» SM» B. poeWS-cewM empfiehlt Herm. Herzog Bahnhof Bischheim u- Klug« krsusn kaufen Spül app »rate, L1>so« Dnsa bea, Vortsllblackea, Delb- diackea uns alle b^gteulsobea kraueaartllrel und cHullen dis kret Auskunft und Rat. kerii Seminrer Loire Oippolcllsvaläaer?Iatr NS u Ha pt^hf. so. d. Reubahi str ) ^.us jeden I-'äl! äparen Lie manchen (Drohen, v^enn 8ie ?er§il in der ridw§en I^en§e nehmen, kalt aussen rmcl die ^äselie nur einmal Kur-, kochen, ^us je 2^2 l)iä Z Limer^^er kommt I?2ket?erLil. Lparen Lie duidi ?er8il! Löncke! Ä Die dM Mei-IÄMs Ak ^llerürLÜto ^usvall l Dellrahlua^ ^era gestattet l - - »Ilse k»dellt»l« KurL Lsrten » Pulrnitr ze^evLder Schütreubau» u hfieckerateiaa ?rvto!